special | Ernährungsökologie In Gießen entstand 1986 das interdisziplinäre Fachgebiet Ernährungsökologie, welches die komplexen Beziehungen innerhalb des gesamten Ernährungssystems untersucht und bewertet. Dabei werden wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die vernetzten gesundheitlichen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen und Auswirkungen des Umgangs mit Lebensmitteln gewonnen. Ernährungsökologie ermöglicht die Entwicklung realisierbarer, zukunftsorientierter Ernährungskonzepte und legt die Basis für einen bewussten Konsum-, Ernährungs- bzw. Lebensstil. Ernährungsökologie in der Praxis Prof. Dr. Claus Leitzmann Institut für Ernährungswissenschaft Wilhelmstraße 20 35392 Gießen E-Mail: ClausLeitz [email protected] 96 Der Begriff Ernährungsökologie wurde im Jahr 1986 von Claus LEITZMANN nach jahrelanger Auseinandersetzung mit der Vielschichtigkeit des Ernährungssystems vorgeschlagen [1]. Die Diskussionen erfolgten im Rahmen von studentischen Arbeitskreisen, der Arbeits- und Forschungsgemeinschaft Ökotrophologie „eukos“ und der Professur „Ernährung in Entwicklungsländern“ an der Universität Gießen. Das neue Fachgebiet Ernährungsökologie entstand aus der Notwendigkeit der Integration der verschiedenen Dimensionen des Ernährungssystems, als sich immer deutlicher abzeichnete, dass die Ernährung enge Bezüge zu Gesundheit, Gesellschaft und Umwelt aufweist. Der Aspekt der Wirtschaft wurde später hinzugefügt, weil sich zeigte, dass die Umsetzung der ernährungsökologischen Anliegen stark durch ökonomische Gegebenheiten bestimmt wird. In den 1970er und 1980er Jahren waren die Diskussionen primär von der aufkommenden entwicklungspolitischen und umweltengagierten Bewegung beflügelt [2]. Übrigens beinhaltet der schon ältere Terminus „nutritional ecology“ gegenüber dem Gießener Begriff „nutrition ecology“ primär die Interaktionen der Ernährung mit der Umwelt [3]. Das Konzept der „econutrition“ beinhaltet einerseits ein umweltbewusstes Ernährungsverhalten, andererseits die traditionelle Ernährungssituation von Ureinwohnern Südamerikas, Südafrikas oder Australiens [4]. Ernährungs Umschau | 2/09 Der Begriff und die Konzeption der Ernährungsökologie war vor 23 Jahren für die meisten der damaligen Repräsentanten der Ernährungswissenschaft neu. Die Notwendigkeit einer integrierten Sichtweise des Ernährungssystems wurde aber durch zunehmende Krisen im Ernährungssystem deutlich. Diese traten entweder in Form von Hungersnöten oder von Problemen und Skandalen in der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln auf. Diese Entwicklungen fanden trotz erheblichem Erkenntnisgewinn aufgrund von spezialisierter Forschung und trotz aller Anstrengungen auf nationaler und internationaler Ebene statt. Die seit Jahren über zahlreiche Programme und Maßnahmen angestrebten Ziele und die damit verbundenen Hoffnungen wur- Problemlösungen zielen auf Chancengleichheit der Menschen weltweit In der Ernährungsökologie geht es neben gesundheitlichen auch um soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen von Ernährung weltweit den bisher nur ansatzweise erfüllt. Dieser Zustand machte das neue Fachgebiet der Ernährungsökologie mit seinem integrierten Ansatz zur Lösung dieser Probleme geradezu notwendig. Dabei ging und geht es auch um die bisher stark vernachlässigte Chancengleichheit für alle Menschen weltweit. Anliegen der Ernährungsökologie Die Ernährungsökologie will Lösungen für Probleme erarbeiten, die mit Ernährung im Zusammenhang stehen, die aber nicht oder nicht ausreichend durch die Bewertung eines Einzelaspektes gelöst werden können. Deshalb müssen die vielen Facetten von Gesundheit und individuellen Lebensstilen sowie die gesellschaftlichen Interaktionen, Umwelteinflüsse und wirtschaftlichen Aktivitäten oder Abhängigkeiten einbezogen werden. Dabei werden alle Teilbereiche des Ernährungssystems berücksichtigt, von der landwirtschaftlichen Erzeugung der Lebensmittel über Verarbeitung, Verpackung, Transport und Handel bis zu Verzehr und Abfallentsorgung. Diese umfassende Sichtweise zeigt sehr deutlich, dass unser Ernährungssystem durch vielschichtige Vernetzungen gekennzeichnet ist [5, 6, 7]. Das Konzept der Ernährungsökologie hat mit dem zeitlich etwas später aufkommenden Konzept der Nachhaltigkeit [8] und mit dem noch später in Rio de Janeiro [9] viel diskutierten Leitbild der Nachhaltigkeit eine internationale Bestätigung gefunden. Bei der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio im Jahre 1992 haben sich die Regierungschefs von fast allen Staaten der Welt zusammen mit Umweltorganisationen, Wissenschaft, Kirchen und Medien zum gesellschaftlichen Leitbild der Nachhaltigkeit (sustainability) verpflichtet. Damit sollten die immer deutlicher werdenden Probleme der armen Bevölkerungsschichten und der Umwelt durch entsprechende Maßnahmen gelöst werden. Obwohl es einige Erfolge gegeben hat, blieb und bleibt das Ergebnis insgesamt eher bescheiden. Die Globalisierung der ökologischen, aber auch der sozialen Herausforderungen hat nicht verhindert, dass die Wohlhabenden weiterhin auf Kosten der Armen und der Umwelt leben. Es sind eher die Nicht-Regierungs-Organisationen und die Verbraucherverbände, die durch professionelle Aktionen, durch ökologische Kompetenz mit ökono- mischem Augenmaß sowie durch Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion versuchen, den Handlungskatalog von Rio 1992 erfolgreich umzusetzen (die sog. Agenda 21). Das Leitbild der Nachhaltigkeit bzw. Zukunftsfähigkeit (dieser Begriff wurde vom Wuppertal Institut Klima Umwelt Energie nach 1991 eingeführt) beinhaltet die bereits in der Konstitution der Weltgesundheitsorganisation verankerten Rechte: Eine gesellschaftliche Entwicklung, in der die Bedürfnisse heutiger Generationen befriedigt werden sollen, ohne die Bedürfnisbefriedigung kommender Generationen zu gefährden [10]. Wie in der Ernährungsökologie geht es auch im später entwickelten internationalen Konzept der New Nutrition Science um die gleichrangige und integrierte Berücksichtigung der gesundheitlichen und sozialen sowie der ökologischen und ökonomischen Die Ernährungsökologie ist ein interdisziplinäres Wissenschaftsgebiet, das die komplexen Beziehungen innerhalb des gesamten Ernährungssystems untersucht und bewertet. Dieses beinhaltet alle Teilbereiche von der landwirtschaftlichen Erzeugung der Lebensmittel über Verarbeitung, Verpackung, Transport und Handel bis zu Verzehr und Abfallentsorgung. Über die in der Ernährungswissenschaft übliche Dimension Individuum bzw. Gesundheit hinaus werden die Dimensionen Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft gleichwertig einbezogen. Ziel der Ernährungsökologie ist, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die vernetzten gesundheitlichen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen und Auswirkungen des Umgangs mit Lebensmitteln zu gewinnen. Dieses ermöglicht die Entwicklung von realisierbaren, nachhaltigen bzw. zukunftsorientierten Ernährungskonzepten und bietet die Basis für ein bewusstes Essverhalten. Übs. 1: Definition der Ernährungsökologie (von KOERBER, MÄNNLE, LEITZMANN 2004 [12]) Ernährungs Umschau | 2/09 쑺 97 special | Ernährungsökologie Aspekte unter lokalen und globalen Bedingungen [11]. Die Definition der Ernährungsökologie fasst die wichtigsten Grundlagen und Anliegen dieses Wissenschaftsgebietes zusammen (쏆 Übersicht 1). Im Folgenden wird die Ernährungsökologie anhand ihrer vier Dimensionen dargestellt, gefolgt von einer kurzen Zusammenfassung der heutigen Situation dieses Fachgebietes. Die ernährungsökologischen Aspekte waren unter anderem Schwerpunkte in der Forschung und Lehre am Lehrstuhl „Ernährung in Entwicklungsländern“ in Gießen, übrigens dem einzigen Lehrstuhl dieser Art im deutschsprachigen Raum. Deshalb werden die Betroffenheit und die Belange der Entwicklungsländer im Folgenden besonders hervorgehoben. Gesundheitliche Dimension Gesundheit bedeutet nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern die Erreichung eines allgemeinen Wohlbefindens und die Vermeidung von Krankheiten [10]. Dieses schließt die Herstellung, Erhaltung und Förderung von körperlicher und geistiger Gesundheit und Leistungsfähigkeit ein. Die gesundheitliche Dimension der Ernährung bezieht sich primär auf die individuelle Ebene in Form von Prävention und Therapie von Krankheiten. Die weite Verbreitung ernährungsassoziierter Krankheiten verursacht erhebliche Kosten (in Deutschland mindestens 70 Mrd. Euro pro Jahr). Die Krankheiten betreffen zunehmend auch die wohlhabenden Schichten in den so genannten Entwicklungsländern, die westliche Konsum-, Ernährungs- bzw. Lebensgewohnheiten übernehmen. Viele Entwicklungsländer sind inzwischen durch eine dreifache Belastung finanziell überfordert. Dabei handelt es sich erstens um die immer noch weit verbreitete Unterernährung, zweitens um das rapide zunehmende Übergewicht und drittens um alte (wie Tuberkulose) und neue (wie AIDS) Infektionskrankheiten. Neben der Unterernährung in armen Re- 98 Ernährungs Umschau | 2/09 gionen der Welt entstehen ernährungsassoziierte Krankheiten in Wohlstandsländern zumeist durch eine übermäßige oder unausgewogene Ernährung. Bei Übergewicht und deren Folgekrankheiten ist oft ein ausgeprägter Bewegungsmangel ursächlich beteiligt. Für körperlich inaktive Wohlstandsbürger besteht eine präventive Ernährung überwiegend aus pflanzlichen Lebensmitteln, die wenig verarbeitet sind [13]. Dabei ist die gesunderhaltende vollwertige Ernährung weniger ein wissenschaftliches Problem als ein Problem der Information und Bildung sowie der Motivation und damit Umsetzung in den Alltag. Der Kontrast zwischen Ernährungswissen einerseits und den tatsächlichen Essgewohnheiten andererseits könnte kaum größer sein, sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den politisch und gesellschaftlich verantwortlichen Entscheidungsträgern. Ein aktueller und zukunftsfähiger Ernährungsstil berücksichtigt gleichrangig die vier Dimensionen und die Grundsätze der Ernährungsökologie. Dabei schließen sich die Dimensionen und Grundsätze für eine zeitgemäße und zukunftsfähige Ernährung nicht gegenseitig aus, sondern führen zu einem schlüssigen Gesamtkonzept (쏆 Übersicht 2). ■ genussvolle und bekömmliche Speisen ■ überwiegend pflanzliche Lebensmittel ■ vornehmlich gering verarbeitete Lebensmittel – reichlich Frischkost ■ ökologisch erzeugte Lebensmittel ■ regionale und saisonale Erzeugnisse ■ umweltverträglich verpackte Lebensmittel ■ fair gehandelte Lebensmittel Übs. 2: Grundsätze für zeitgemäßes und zukunftsfähiges Essen und Trinken (nach VON KOERBER et al. 2004 [12]) ■ Reichlich Gemüse und Obst, auch als Frischkost verzehren. ■ Vollkorngetreideprodukte favorisieren. ■ Pellkartoffeln und Hülsenfrüchte einbeziehen. ■ Hochwertige Fette und Öle in mäßiger Menge nutzen. ■ Milchprodukte ohne Zutaten vorziehen. ■ Fleisch, Fisch und Eier, wenn gewünscht, nur gelegentlich essen. ■ Leitungswasser sowie ungesüßte Kräuter- und Früchtetees bevorzugen. ■ Kräuter und Gewürze reichlich, Salz sparsam verwenden. ■ Zum Süßen frisches, süßes Obst und ungeschwefeltes Trockenobst oder kalt geschleuderten Honig einsetzen. ■ Ökologische, regionale, saisonale Lebensmittel erwerben. Übs. 3: Empfehlungen für die Lebensmittelauswahl (nach VON KOERBER et al. 2004 [12]) In den letzten Jahren zeigt sich ein zunehmendes Interesse an den ernährungsökologischen Grundsätzen, die relativ einfach und gleichzeitig anwendbar sind. Die praktische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse stellt ein besonderes Anliegen der Ernährungsökologie dar. Eine bewährte Möglichkeit der Realisierung einer ernährungsökologisch orientierten Ernährungsweise ist die Gießener Konzeption der Vollwert-Ernährung, mit klaren Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl (쏆 Übersicht 3). Diese Empfehlungen zum Verzehr von Lebensmitteln stehen im Einklang mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Ernährungswissenschaft und -medizin [14] sowie den Empfehlungen zur Verhütung der weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten wie Herz-KreislaufErkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und Krebs [15]. Die Empfehlungen für eine ernährungs- nen lange erhalten, die bei gemeinschaftlichen Mahlzeiten den Essensteilnehmern ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit geben. Die soziale Dimension der Ernährung umfasst Verantwortung für alle Menschen. ökologische Auswahl von Lebensmitteln berücksichtigen alle Facetten der gesundheitlichen Dimension; sie haben sich im Alltag bewährt. Soziale Dimension Die derzeitige Ernährungssituation in der Welt zeigt große Unterschiede auf, die eng mit der ökonomischen Dimension vernetzt sind. Beispielhaft ist die Existenzbedrohung kleiner und mittlerer bäuerlicher Betriebe, die sich im so genannten Bauernhofsterben zeigt. Arbeitsplätze und damit Einkommensmöglichkeiten wurden stark reduziert. In Entwicklungsländern ist eine massive Landflucht eingetreten, die zu einer Explosion der Elendsviertel der Städte geführt hat. Ein Grund für diese Entwicklungen ist unter anderem der Import subventionierter Lebensmittel aus Industrieländern, die teilweise billiger sind als lokal erzeugte Produkte. Die Ackerböden dieser Länder werden zunehmend für Exportprodukte eingesetzt, die uns mit „billigen“ Lebensund Futtermitteln sowie anderen landwirtschaftlichen Produkten versorgen. Der faire Handel mit Entwicklungsländern ist eine Möglichkeit, bei der Ernährung soziale Aspekte konkret zu berücksichtigen. Den Erzeugern werden deutlich über dem Weltmarktniveau liegende Preise für ihre Produkte gezahlt. Außerdem werden feste Abnahmemengen garantiert, so dass eine gewisse Planungssicherheit gegeben ist. Die Produzenten sind in der Regel Kleinbauernfamilien, die im heimischen Wirtschaftsraum benachteiligt sind und sich deshalb zu Genossenschaften zusammenschließen. Sie verpflichten sich, bei der Produktion bestimmte Standards einzuhalten, z. B. Arbeitsbedingungen und Umwelteinflüsse betreffend. Ein Teil der Einnahmen der Genossenschaft muss für soziale Zwecke und Bildung verwendet werden, etwa für den Bau von Schulen oder Altersvorsorge der Arbeiter. Ein weiteres wichtiges Ziel des fairen Handels ist die Aufklärungs- und Bil- Ökologische Dimension Fairer Handel unterstützt die bäuerliche Landwirtschaft in Entwicklungsländern – hier eine Kakaoproduzentin in Ghana dungsarbeit in den Industrieländern. Hierdurch soll eine Transparenz über die Entstehung der Verkaufspreise durch Produktion, Handel und Werbung geschaffen werden. Da die Umsatzzahlen des fairen Handels immer noch sehr gering sind, ist diese Bildungsarbeit bei uns weiterhin besonders wichtig. Die bedeutsamsten Probleme der globalen sozialen Situation werden auch durch das Ernährungssystem hervorgerufen; dazu zählen recht unterschiedliche Aspekte, die aber miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig beeinflussen oder gar bedingen (쏆 Übersicht 4). Die Nahrungsaufnahme hat weitreichende kulturelle Funktionen und ist Ausdruck für soziale Beziehungen und Kommunikation. Darüber hinaus bedeutet Essen und Trinken Genuss, Freude und Erholung, besonders wenn es in Gemeinschaft und harmonischer Atmosphäre eingenommen wird. Auch wenn die Esskultur einem ständigen Wandel unterliegt, bleiben regionale Traditio- Umweltaspekte und die damit verbundene Verantwortung für den Erhalt des natürlichen Lebensraums betreffen alle Menschen. Das Ernährungssystem beansprucht etwa 20 % der in Deutschland genutzten Primärenergie. Ähnliche Daten gibt es für andere Industriestaaten, die im Vergleich zu Entwicklungsländern das Mehrfache an Energie für die Ernährung einsetzen. Das Ernährungssystem ist durch den Ausstoß von CO2, Methan und Lachgas für die Erwärmung der Erdatmosphäre mit verantwortlich – zu etwa 20 % der gesamten Treibhausgas-Emissionen in Deutschland. Innerhalb des Ernährungssystems verursacht die Landwirtschaft etwa die Hälfte der entstehenden Treibhausgas-Emissionen. Auf die Tierproduktion entfällt mit etwa 85 % der größte Teil der Gase aus der Landwirtschaft, auf die Pflanzenproduktion dagegen entfallen nur etwa 15 % [16]. Diese Zahlen bestätigen die aus gesundheitlicher Sicht ge- ■ Anstieg der Weltbevölkerung, Verstädterung und Elendsviertel ■ Zunahme der Industrialisierung der Landwirtschaft und Landflucht ■ inhumane Lebens- und Arbeitsbedingungen ■ Kinderarbeit und Prostitution ■ Veredelungsverluste durch Verfütterung von Getreide an Tiere ■ fehlende Verantwortung, Transparenz und Vorbildfunktion Übs. 4: Ursachen und Folgen globaler sozialer Probleme (nach VON KOERBER et al 2004 [12]) Ernährungs Umschau | 2/09 99 쑺 special | Ernährungsökologie gebenen Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl, d. h. zur Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel [13]. Gleichzeitig sollte der ökologische Landbau weltweit gefördert werden, da sich diese Art der Landwirtschaft als die umweltfreundlichste Variante erwiesen hat und zukunftsfähig ist [17]. Die Vorteile liegen nicht nur im ökologischen, sondern auch im gesundheitlichen und gesellschaftlichen Bereich. Die in der Vergangenheit deutlich höheren Preise für ökologisch erzeugte Lebensmittel sind inzwischen für viele Erzeugnisse erheblich gesunken. Für bestimmte Lebensmittel ergeben sich weiterhin höhere Kosten durch einen größeren Arbeitsaufwand, etwas niedrigere Erträge und eine noch nicht immer ausgereifte Logistik. Auch der höhere ökologische und soziale Anspruch trägt zum unterschiedlichen Preisniveau bei. Zur Absenkung der Preise für ökologisch erzeugte Lebensmittel sollten die Öko-Bauern für ihre Zusatzleistungen wie Erhaltung der Artenvielfalt und des Trinkwassers aus staatlichen Mitteln honoriert werden. Sobald diese Erzeugnisse mit einer umfassenden hohen Qualität vermehrt gekauft werden, werden sie auch durch eine effektvollere Vermarktungsstruktur preisgünstiger. Unbeachtet bleibt meist die Tatsache, dass konventionelle Lebensmittel nur Die ökologische Landwirtschaft erhält die Artenvielfalt und schützt den Lebensraum 100 Ernährungs Umschau | 2/09 ■ Schadstoffbelastung von Luft Wasser, Boden und Nahrung ■ Ozonloch und Treibhauseffekt ■ Klimaveränderungen und Unwetter ■ Waldsterben und Bodenzerstörung ■ Artenschwund ■ Überfischung ■ Abfalldeponien Übs. 5: Ursachen und Folgen globaler Umweltschädigungen (nach VON KOERBER et al. 2004 [12]) deshalb so billig sind, weil externe Kosten unberücksichtigt bleiben [12] – doch billige Lebensmittel kommen uns langfristig teuer zu stehen. Ein umweltverträgliches Ernährungssystem kann durch die Minimierung des Ressourceneinsatzes und durch verminderte Emissionen von Schadstoffen in die Umwelt erreicht werden, so dass die Selbstregulationsfähigkeit der Natur nicht überschritten wird [18]. Inzwischen sind vielerlei Umweltschädigungen entstanden, die überwiegend durch die vom Menschen hervorgerufenen Emissionen und durch den Einsatz bestimmter Technologien, auch im Ernährungssystem, verursacht wurden und weiterhin werden (쏆 Übersicht 5). Eine Ernährung, wie sie derzeit noch von wohlhabenden Bevölkerungsschichten praktiziert wird, kann weltweit bereits mittelfristig nicht aufrechterhalten werden. Dagegen sprechen eine weltweit wachsende Bevölkerung mit einem steigenden Fleischverzehr und die „Verwestlichung“ der Ernährungsstile mit mehr verarbeiteten Lebensmitteln, auch in Entwicklungsländern. Ganz aktuell gibt es zusätzlich eine Konkurrenz mit nachwachsenden Rohstoffen und einem sich verändernden Klima [16]. Die Dimension Umwelt beachtet die Belastbarkeit der Erde sowie möglichst viele der Auswirkungen des vernetzten Ernährungssystems bei der Erarbeitung von praktischen Lösungen. Ökonomische Dimension Die Weltwirtschaftsbedingungen haben dazu geführt, dass auch Entwicklungsländer stark verschuldet sind und wegen der jetzt eingetretenen Finanz- und Wirtschaftskrise teilweise immer weniger Geld für ihre Rohstoffe erhalten. Der Zwang zur Devisenbeschaffung führt zu Exporten, die meist nicht fair bezahlt werden. In Deutschland stammen etwa 35– 40 % der importierten Futtermittel aus Entwicklungsländern, die zur Rentabilität der Intensivtierhaltung und damit zum überhöhten Fleischverzehr beitragen. Die Flächenkonkurrenz zwischen Produkten für den heimischen Markt und für den Export besteht auch in qualitativer Hinsicht. Exportprodukte werden in Entwicklungsländern meist auf den besten Böden angebaut, staatlich garantierte Preise sichern dieses System ab. Durch Veredelungsverluste (Produktion von tierischen aus pflanzlichen Lebensmitteln) wird die Veredelung gefördert, denn 60–90 % der Nahrungsenergie und der Nährstoffe gehen dabei verloren. Diese Verschwendung ist aus volkswirtschaftlicher Sicht weder vernünftig noch nachhaltig. Tiere sollten mit für den Menschen nicht verwertbaren Pflanzen wie Gras und landwirtschaftlichen Abfallprodukten gefüttert werden und nicht mit Nahrung, die der Mensch direkt verzehren kann. Eine Ernährungsweise, die regionale Produkte bevorzugt, leistet einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Ernährungssystems. Ökonomische Aspekte im Ernährungssystem finden sich unter anderem in Angebot und Nachfrage sowie Preisen und Kosten von Lebensmitteln als auch in ernährungsbezogenen Dienstleistungen. Der Ernährungsbereich stellt einen bedeutenden Wirtschaftszweig dar, denn viele Menschen leben von der Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung der Lebensmittel. Weitere Arbeitsplätze bestehen bei Entsorgung, Transport, Handel und Werbung im Ernährungssystem. Auf allen Ebenen des Ernährungssystems spielen ökonomische Aspekte eine wichtige Rolle, z. B. Kosten, Einkommen und Existenzsicherung. Die ökonomische Dimension ist nicht nur eng mit der sozialen Dimension verbunden, sondern hat auch eine starke politische Komponente. Weltweit besteht teilweise seit Jahrzehnten eine ganze Reihe von Problemen, die unter anderem durch das Ernährungssystem hervorgerufen oder zumindest beeinflusst werden (쏆 Übersicht 6). ■ Einkommensverteilung zwischen den und innerhalb der Industrie- und Entwicklungsländer/n ■ Widerspruch zwischen Lebensmittelüberproduktion und Hunger ■ billige Importe von Lebensund Futtermitteln ■ subventionierter Export von Nahrungsmitteln ■ Missachtung externer Kosten ■ Existenzbedrohung für kleine und mittlere Betriebe ■ Kosten für ernährungsassoziierte Krankheiten Übs. 6: Globale ökonomische Probleme (nach VON KOERBER et al. 2004 [12]) Für den Verbraucher sind die ökonomischen Aspekte der Ernährung in den unterschiedlichen Preisen für Lebensmittel spürbar. Deshalb können sie mit ihrer Kaufentscheidung wesentlich dazu beitragen, gezielt ein wirtschaftsverträgliches Ernährungssystem zu fördern. Für manche kinderreiche Familien, Alleinerziehende, Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger gibt es Grenzen bei der Umsetzung ernährungsökologischer Anliegen. Die ökonomische Dimension fordert daher politische Entscheidungen, um allen Menschen eine zeitgemäße und zukunftsfähige Ernährungsweise zu ermöglichen. Zusammenfassend gilt für alle vier Dimensionen, dass sich bei der Bevölkerung in den letzten Jahren ein zunehmendes Interesse an der Wahrnehmung dieser komplexen Zusammenhänge zeigt. Die sich ergebenden Empfehlungen der Ernährungsökologie für Einkauf, Ernährung bzw. Lebensstil sind relativ einfach im Alltag umzusetzen. Es ergibt sich eine Ernährungsweise, die geschmacklich ansprechend, gesundheitlich vorteilhaft, ökologisch erforderlich, sozial verträglich, kulturell erwünscht, ökonomisch machbar und praktisch durchführbar ist. Neue Entwicklungen in der Ernährungsökologie In den vergangenen Jahrzehnten hat sich eine zwar immer noch bescheidene, jedoch erfreuliche Entwicklung für die Ernährungsökologie ergeben. So konnte dieses Fachgebiet an drei Universitäten und einer Fachhochschule mit der Unterstützung einer Reihe von Stiftungen und Unternehmen für ökologische Lebensmittel etabliert werden. Dabei ist auffallend, aber nicht überraschend, dass alle berufenen Experten an der Universität Gießen promoviert wurden. Die aktiven Experten und Institutionen in diesem Bereich finden sich in der „Internet-Plattform Ernährungsökologie“ (www.ernaehrungsoekologie.de). An der Universität Gießen konnte nach langjähriger Vorarbeit im Jahr 2003 eine Stiftungsprofessur für Ernährungsökologie etabliert werden, die mit Frau Prof. Dr. Ingrid HOFFMANN besetzt ist (www.uni-giessen. de/fbr09/nutr-ecol). Beforscht werden die nachhaltige Lebensmittelverarbeitung, die Modellierung komplexer Ernährungsthemen, Wissensintegration für Problemlösungen, Mehrdimensionalität und Vernetzung. Außerdem werden die dazu erforderliche Methodik erarbeitet und eine Übertragung der Theorien komplexer Systeme erforscht. Die Ernährungsökologie bedient sich dabei der Transdisziplinarität, da es sich bei komplexen ernährungsassoziierten Fragestellungen meist um eine Vielzahl von Komponenten des Problems und der beteiligten wissenschaftlichen und praktischen Akteure handelt [19, 20]. In München besteht seit 1998 das Beratungsbüro für ErnährungsÖkologie (www.bfeoe.de). Es wurde von Dr. Karl VON KOERBER gegründet. Zu den Kernaufgaben zählt die Mitarbeit an der wissenschaftlichen Konzeption einer nachhaltigen Ernährung und deren Verbreitung in der Wissenschaft und Politik sowie unter Multiplikatoren und Verbrauchern. Seit 2008 baut Dr. VON KOERBER an der Technischen Universität München das Fach „Nachhaltige Ernährung“ auf; dafür wurde eine Stiftungsstelle eingerichtet (www.wzw.tum.de/ne). Neben der Lehre in verschiedenen Studiengängen sind Schwerpunkte seiner Arbeit die Zusammenhänge des Ernährungssystems mit dem Klimawandel und der Welternährungssicherung sowie der „Ökologische Fußabdruck“ von Lebensmitteln [21, 22]. An der Universität Kassel wurde am Standort Witzenhausen im Oktober 2001 ein Stiftungslehrstuhl für ökologische Lebensmittelqualität und Ernährungskultur eingerichtet, der von Frau Prof. Dr. Angelika PLOEGER besetzt ist (http://php.uni-kassel.de/ fb11cms/nue/?c=17). Schwerpunkte sind die Beurteilungen von Lebensmittelqualität, produkt- und prozessbezogen, sowie die Prüfung sensorischer Eigenschaften. Anhand interdisziplinärer Forschung werden die Erfordernisse des Marktes (ökologischer) Lebensmittel analysiert und bewertet sowie neue Methoden zur Erfassung des Prozesses der Herstellung eines Lebensmittels am Produkt entwickelt. Durch Bildungskonzepte für Kinder und Erwachsene (z. B. www.foodliteracy.org) werden Aspekte der Ernährungskultur verknüpft mit dem Thema Lebensmittelqualität [23]. Ein neuer englischsprachiger internationaler Masterstudiengang „International Food Ernährungs Umschau | 2/09 101 쑺 special | Ernährungsökologie Business and Consumer Studies“ (http://www.uni-kassel.de/agrar/ ?c=239) wurde 2006 am FB Ökologische Agrarwissenschaften der Universität Kassel in Kooperation mit der Hochschule Fulda eingerichtet, der die Aspekte der Ernähungsökologie für die Ernährungswirtschaft einbezieht [23, 24]. An der Fachhochschule Münster besteht seit 2007 ein Stiftungslehrstuhl für Nachhaltige Ernährung/Ernährungsökologie, den Frau Prof. Dr. Carola STRASSNER innehat (www.fh-muenster.de/fspne). Schwerpunkt in der Lehre im Bachelor-Studiengang ist das allgemeine Fach Ernährungsökologie in deutscher und englischer Sprache (Sustainable Food Systems/ Nutrition Ecology). Im neuen Master of Science-Studiengang (Nachhaltige Dienstleistungs- und Ernährungswirtschaft) werden spezielle Aspekte, u. a. Herausforderungen an eine nachhaltige Ernährung aus globaler Perspektive bearbeitet. Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls ist die so genannte grüne Beschaffung, verbunden mit nachhaltigen Verpflegungslösungen, regionalen Ernährungskonzepten sowie Bewertungskriterien für eine nachhaltige Ernährung [25]. Darüber hinaus gibt es fest in der Studienordnung verankerte Lehrangebote zur Ernährungsökologie an der Universität Wien (zuständig Prof. I. HOFFMANN) und an der Fachhochschule Weihenstephan/Triesdorf (zuständig Dr. K. von KOERBER). Schlussbemerkungen In der Konzeption der Ernährungsökologie ist eine zeitgemäße und gleichzeitig zukunftsfähige Ernährung verankert. Anliegen und Schwerpunkt der Ernährungsökologie ist die Entwicklung von Lösungen zu bestehenden Problemen, die durch spezialisierte Einzeldisziplinen nicht erbracht werden können. Ein interessierter und gut informierter Konsument ist imstande, die bekannten Zusammenhänge einzuordnen und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Um die Ansprüche dieses Bereiches für alle Menschen verständlich zu machen, sollten die Beteiligten im Ernährungssystem sowie Mittlerpersonen auf allen Ebenen diese Zusammenhänge in den verschiedenen Bildungseinrichtungen vermitteln. Neben der Information ist auch Motivation erforderlich, die sich unter anderem durch ein Bewusstsein für die individuelle Vorbildfunktion steigern lässt. Eigenkompetenz und Eigenverantwortung können zu einem zeitgemäßen und zukunftsfähigen Einkaufs-, Ernährungs- und Lebensstil beitragen. Dieses Potenzial sollte genutzt Die Förderung eines zukunftsfähigen Einkaufs-, Ernährungs- und Lebensstils ist dringend notwendig 102 Ernährungs Umschau | 2/09 werden, um so die gewünschte Zukunftsfähigkeit zu erreichen, die zum Wohle der Mitwelt, der Umwelt und der Nachwelt dringend erforderlich ist – denn Ernährungsökologie ist auch eine Frage der persönlichen Prioritäten. Die Ernährungsökologie kann eine hohe Lebensqualität, besonders Gesundheit, soziale Gerechtigkeit, Schonung der Umwelt sowie faire Wirtschaftsbeziehungen für eine nachhaltige Entwicklung weltweit fördern. Literatur 왎 1. Leitzmann C (1986) Ernährungsökologie – ein neues interdisziplinäres Fachgebiet. Seminar „Ernährung in Entwicklungsländern“, Institut für Ernährungswissenschaft, Universität Gießen 2. Spitzmüller EM, Pflug-Schönfelder K, Leitzmann C. 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Diese Themen werden in ihrer Vernetzung bewertet, um Lösungen zu entwickeln, die den regionalen und globalen Ernährungsproblemen gerecht werden. Summary Nutrition ecology implemented Claus Leitzmann, Giessen In 1986 the scientific discipline of nutrition ecology was established. It covers interdisciplinary research of the complex overall system of nutrition with its health, social, ecological and economic interrelations and consequences. The goal is to develop solutions for problems linked to nutrition which cannot be solved by evaluating only a single aspect. Current topics are combating malnutrition, Western diseases, migration into cities and poverty. Additional aspects are organic farming, climate change and scarcity of raw materials. These topics are evaluated in their interrelatedness to develop solutions which do justice to regional and global nutrition problems. Key words: Nutrition ecology, nutritional system, world nutrition, sustainability Ernährungs Umschau 56 (2009) S. 96–103 Ernährungs Umschau | 2/09 쎱 103