Weiterlesen

Werbung
verbunden, ja diese Verbindung setzt in vollem Umfang erst nach dem fünften
Hartstrahl ein. lch will noch anfügen, daß die Farbfolge des rottürkis-roten oberen
Schwanzflossensaumes den Rückenflossensaum optisch verlängert.
Das vierte Tier bringt dann die völlige Überraschung. Einerseits fehlt ihm jegliche
Rückenflossenzeichnung, wenn man von den Flossensäumen absieht,
andererseits sind auch bei ihm die ersten Rückenflossenstrahlen schwarz gefärbt
und ebenfalls nicht durch Flossenhäute verbunden. Erstaunlicherweise prägte
sich aber nach und nach ein morphologischer Unterschied zu den übrigen Fischen
aus, denn die ersten vier Rückenflossenstrahlen wurden immer länger, wie etwa
bei einem Schmetterlingsbuntbarsch-Männchen. Eine solche Rilckenflossenform
ist als absolutes Novum in der Gattung anzusehen.
Dies zuletzt beschriebene Tier ist ein Männchen, was ich anfangs nur wegen seiner
gestreckten Körperform, der geraden Bauchlinie und der etwas größeren
Gesamtlänge von 13 cm vermutete. Meine Ahnung bestätigte sich dann kurzeZeil
später, als ich die Fische separat hielt und sie zum ersten Male balzten. Dabei
tänzelte das Tier mit dem Dorsalfleck nach Art der Pelvicachromis-weibchen vor
dem Männchen, wobei die Bauchpartie seitlich präsentiert wurde, während es Kopf
und Schwanz vom Partner wegbog. Gleichzeitig hellte sich die gesamte
Bauchregion auf, während die angrenzenden Körperpartien dunkler wurden. Das
Männchen erwiderte
die
Werbung durch elegantes Umschwimmen
bei
gespreizten Flossen, wobei vor allem der ,Kammu enorm zur Geltung kam,
imponierte und lockte das Weibchen seinerseits zu einer bestimmten Höhle. Leider
ist bislang keine Laichabgabe erfolgt, doch sehe ich bei dieser Art eine realistische
Chance, früher oder später Zuchterfolg zu haben. Natürlich werde ich in diesem
Falle versuchen, Paarungsverhalten und Zuchtverlauf im Bild festzuhalten, um
über das Fortpf lanzungsgeschehen zu berichten. Bislang bleibt mir nur
festzustellen, daß es sich hier schon wegen des Polychromatismus und wegen des
Geschlechtsdimorphismus um eine besonders interesante Art handelt, die das an
sich schon breite Spektrum dieser auRergewöhnlichen Gattung gleich mehrfach
bereichert.
Cyprichromis-Arten
Text und Abbildungen: Prof . Dr. W. Eysel (D 69 1070)
Allgemeines zur Gattung
Von der Gattung Cyprichromis, die nur im Tanganjikasee vorkommt, sind drei
Arten bekannt'. Cyprichromis leptosoma, C. microlepidotus und C. nigripinnis. Alle
drei Arten werden importiert und z.21. bei uns in Aquarien gepflegt. Sie werden
DCG-lnfo 1 3(8) 1982: 153-158
auch Kärpflingscichliden oder Heringscichliden genannt. Meine Kinder nennen sie
wegen der schlanken Form und schrägen Schwimmhaltung auch Bleistiftbuntbarsche. Bis vor kurzem wurden sie noch zur Gattung Limnochromis gezählt. Unter
diesem Namen findet man sie häufig noch in den Stichwortverzeichnissen von
Büchern und Preislisten.
Die Fische nehmen im Reich der Cichliden in mehrfacher Hinsicht
eine
Ausnahmestellung ein: Sie sind nicht an den Boden gebunden wie die meisten
Buntbarsche, sondern leben im See in großen Schwärmen im freien Wasser, wo
zumindest zwei der drei Arten auch ablaichen. Sie sind Maulbrüter, doch weicht ihr
Laichverhalten, insbesondere der Befruchtungsvorgang, wie noch zu besprechen,
von dem der anderen Tanganjika-Maulbrüter ab.
Cyprichromis können bis zu 14 cm lang werden, bleiben im Aquarium jedoch meist
kleiner. Wie alle Tanganjika-Fische benötigen sie mittelharteS Wasser, einen
hohen ph-Werl und 26-27"C. Mit ihrem vorstülpbaren Maul saugen sie kleines
Futter ein und fressen gerne frische oder tiefgefrorene Cyklops, Wasserflöhe und
kleine Mückenlarven, sowie feine
Trockenf utterf
locken. Größere
»Brocken«
nehmen sie zwar ins Maul, können sie aber wegen zu enger Kehle nicht schlucken.
Hierdurch wird wahrscheinlich ein Verschlucken von Eiern und Brut verhindert. Da
die Fische tierisches Futter benötigen, sollte kein rein pflanzliches Trockenfutter
verabreicht werden. Alle drei Arten brauchen
insbesondere zum Fressen
viel
-
-
Ruhe und Zeit. Sie sollten nicht mit lebhaften, schnell fressenden und großen
vitalen Arten vergesellschaftet werden. Dann lernen sie auch, Futter vom Boden
aufzunehmen. Sind dagegen störende Arten mit im Becken, ziehen sich die
Cyprichromis
in das obere Beckendrittel zurück und fressen dort nur
und schwebendes Futter. Typisch ist die schräge
schwimmendes
Schwimmhaltung mit nach unten geneigtem Kopf. Entsprechend der natürlichen
Schwarmbildung sollten stets mehrere Tiere zusammen gepflegt werden.
Nun zu den drei Arten: Auch hier existieren, vor allem bei C. /eptosoma und
microlepidotus mehrere Farbvarianten. Leider gibt es in der Literatur einige
Fehlinformationen, insbesondere Verwechslungen von Abbildungen und Namen.
lch werde deshalb im folgenden kurz nennen, wo man Abbildungen der Fische
finden kann. Die hochgestellten Nummern beziehen sich auf die am Ende des
Artikels angegebenen vollständigen Literaturzitate. ln der Regel sind dort auch
Textstellen über die Arten zu f inden.
Cyprichromis leptosoma
Diese Art wird bis 10-12 cm lang. Es sind zwei Varianten bekannt, bei denen die
Männchen einen leuchtend gelben Schwanz (die Form wird deshalb auch
Zitronenschwanz genannt) oder einen dunkel-violetten Schwanz aufweisen. Die
Weibchen sind bräunlich gefärbt, z. T. mit dunklen Rücken- und Afterflossen oder
auch gelben Afterflossen. Bei manchen Weibchen weist die Schwanzflosse eine
schwache Gelbfärbung auf
.
DCG-lnfo 1 3(B) 1982: 153-158
154
Abbildungen der gelb-schwänzigen Morphe finden sich bei Staeckl (S.
204,
Farbbild), Mayland2 (S. 177, Farbbild) sowie in dieser Arbeit. Sehr gute Farbaufnahmen im natürlichen Lebensraum geben Staeck und Linke3 (S.28).
Abbildungen der Variante mit dunklem Schwanz finden sich bei Staeckl (S. 204,
Farbbild), Neergards (S. 108, schwarz-weiß) sowie in DCG-lnfo 12 (5) 1981 unter
Cichliden von A-Z (schwarz-weiß). Die Schwarz-weiß-Abbildung eines LeptosomaWeibchens gibt Neergards auf S. 109 unten; das Tier ist dort jedoch fälschlicherweise als Nigripinnis-Männchen bezeichnet. Kleine Jungtiere von Leptosoma
zeigen leuchtend gelbe Rücken- und Afterflossen.
Cyprichromis microlepidotus
Bis 14 cm Gesamtlänge erreicht diese Art und ist, hinsichtlich der Farbe, noch
variabler als Leptosoma. Es sind mehrere Farbformen bekannt, zwischen denen
darüberhinaus noch Ubergänge existieren. Microlepidotus unterscheidet sich von
Leptosoma jedoch vor allem durch die zahlreicheren, kleineren Schuppen.
Leptosoma-Weibchen zeigen auf den Seiten und dem Bauch einen einheitlichen
Silberglanz, während Microlepidotus-Weibchen eine,Marmorierungu mit
abwechselnd stark und schwach glänzenden Partien aufweisen.
Bei den Männchen gibt es am ganzen Körper dunkle, in der Balzfärbung fast
schwarze Tiere (Mayland6. Farbtafel Vl) und andere mit gelben Schwanz, ähnlich
Leptosoma-Männchen (Farbbild bei Brichard4, S. 237 oben). Der bei Bricharda,
S. 237 unten, mit nigripinnis bezeichnete Fisch ist ebenfalls ein LeptosomaMännchen. Ein Tier mit starker Blautönung, wie sie auch bei manchen meiner
Nachzucht-Männchen auftrat, findet sich bei Staeck-Linke3(S. 27, Farbbild). Meine
lmportmännchen zeigten eine gelbe Schwanzflosse und teilweise schwarz ge-
färbte Rücken- und Afterflossen, sowie angrenzende schwarze Körperstellen
(Bird
1).
Diese von Tier zu Tier verschiedene Pracht wird jedoch nur zur Schau gestellt,
wenn sich die Fische wirklich wohl f ühlen bzw. bei der Balz. Andernfalls verblassen
die herrlichen Farben und der Fisch erscheint fast farblos. Dies gilt gleicherweise
für C. leptosoma. Jungtiere von Microlepidotus sind einfarbig und zeigen
insbesondere keine gelben Flossen. Die von Brichard3 (S.310) als Microlepidotus
beschriebenen Jungen mit leuchtend gelben Flossen waren sicherlich Nigripinnis
oder Leptosoma.
Cyprichromis nigripinnis
Mit 10 cm bleibt Nigripinnis etwas kleiner als die beiden anderen Arten. Mir sind
kei'ne Farbvariationen bekannt. Bei den Männchen ist die Afterflosse schwarz gefärbt, Weibchen zeichnen sich durch gelbe Afterflossen aus. Staeckl (S. 206) gibt
im Text fälschlicherweise genau das Gegenteil an. Farbbilder von Männchen
finden sich bei SchramlT sowie bei Staeckl (S. 204), ein schwarz-weiß-Bild in DCG-
DCG-lnfo 13(B) 1982: 153-158
155
lnfo 12 (7) 1981 unter »Cichlideh von A-Z«. Ein Weibchen ist bei SchramlT abgebildet. Jungtiere zeigen leuchtend gelbe Rücken- und Afterflossen und sind leicht
mit Leptosoma-Jungen zu verwechseln.
Nigripinnis sind nach meinen Beobachtungen in ihrer Schwimmhaltung
"Alleskönneru. Obwohl sie das freie Wasser bevorzugen, halten sie sich auch oft
unter Steinplatten auf, wobei sie gerne den Bauch nach oben kehren. Sie können
sich im Stand beliebig sowohl um ihre Längsachse als auch querdazu drehen und
errinnern dann an rückenschwimmende Welse. Übrigens gehen bei mir auch die
ausgewachsenen Microlepidotus (lmporttiere) in Höhlen, z.B. halbierte
Kokosnu ßschalen.
Beobachtungen zum Ablaichverhalten
Das Ablaichen von Nigripinnis habe ich nie beobachtet. Nach SchramlT erfolgt dies
aut Steinplatten, worin sich die Fische von den beiden anderen Arten
unterscheiden, da diese im freien Wasser ablaichen.
Den folgenden Schilderungen liegen Beobachtungen des Ablaichens von zwei
Paaren Microlepidotus,
drei Paaren Leptosoma sowie einem
Leptosoma-
Männchen mit einem Microlepidotus-Weibchen zugrunde. Das Ablaichverhalten
konnte ich auch mehrmals fotografieren. Da die Vorgänge bei beiden Arten
praktisch identisch sind, werden die Beobachtungen zusammengefaßt dargestellt.
Das Männchen bekommt einige Tage bis Stunden vor dem Laichen eine
tiefschwarze Kehle, erstrahlt in den herrlichsten Farben und ist sehr agressiv. Das
laichbereite Weibchen steht mit dem Kopf schräg nach unten und wird von oben
vom Männchen angeschwommen, das dabei die Flossen anlegt,
sich
zusammenkrümmt und das ,§tglp6sulu aus- und einklappt. Bild 2 zeigt die
typische Haltung der Fische, in diesem Fall Leptosoma-Männchen und
Microlepidotus-Weibchen. Das Weibchen legt dann ein Ei (mehr wurden
gleichzeitig nie beobachtet). Das Ei fällt an dem fast senkrecht stehenden Weibchen vorbei nach unten (Bild 3, Microlepidotus.Weibchen) und dieses schnappt es
dabei auf, ohne die schräge Haltung zu ändern. Mehrfach schwamm das Weibchen
dabei dem ausgestoßenen Ei rückwärts entgegen. Dies und die Aufnahme des Eies
kann so schnell gehen, daß man den Vorgang nicht fotograf ieren kann. Bild 4 zeigt
das nach der Eiaufnahme noch vorgestülpte Maul, Bild 5 die Eiaufnahme. Bei mir
hat sich kein Weibchen umgedreht, um das Ei aufzunehmen, wie es von Staeckl
(S. 206) beobachtet wurde. Der Aquarienboden war 40-60 cm entfernt. Die
Befruchtung erfolgt dadurch, daß das Weibchen nach den Bauchflossen des
Männchens schnappt, also nicht nach der Afterflosse. (Bilder 6 und 7) Meines
Wissens wurden Bauchf lossen als Auslöser des Schnappreflexes bisher für keine
anderen Maulbrüter beschrieben. Bei den Ophthalmochromis-Arten tragen die
Bauchflossen zwar leuchtende Eiattrappen, diese lösen jedoch beim Weibchen
keinen Schnappref lex aus (Eysels). Die Bauchtlossen von Leptosoma- und
Microlepidotus-Männchen färben sich beim Laichen gelb bis leuchtend gelb. Bei
DCG-lnfo 13(8) 1982: 153-158
Bild 1:
Microlepidotus-Männchen
Bild 2: Das
Männchen
Bild 3: Das Ei fällt am rückwärtssch wim menden
Weibchen vorbei und...
Bild 4: ...wird eingesaugt
Bild 5: Schnappschuß der
Bild 6: Während der Sper-
Eiauf nahme
maabgabe spreizt das
Bild 7: ...diese wird vom
Weibchen abgelutscht.
balzt das fast senkrecht
stehende Weibchen von
oben an.
Männchen eine Bauchflosse ab und...
@
DCG-lnfo 1318) 1982: 153-158
Microlepidotus-Männchen
konnte ich darÜberhinaus zuweilen in
den
Bauchflossen noch hellere, verwaschene Eiflecken erkennen, die bei
Normalfärbung nicht sichtbar sind. Das ausgestoßene Sperma ist als kleine,
stets
weißliche schliere gut zu erkennen. Es wurden bis zu 25 Eier gelegt und zwar
jedoch
sehr
großen,
recht
10
mm
zu
nur einzeln. Bei 27.C werden die mit bis
einzeln
zwar
und
Maul
entlassen
dem
Tagen
aus
bis
29
26
nach
schlanken Jungen
über stunden oder gar Tage verteilt. Die Mutter schenkt den Jungen keine
Beachtung, d.h., sie versucht sie weder zu fressen noch zu pflegen. Die Jungen
bilden einen schwarm im freien wasser und f ressen von Anfang an salinenkrebse.
Aus meinen Beobachtungen habe ich den Eindruck, daß Leptosoma
und
Microlepidotus untereinander enger verwandt sind und zu Nigripinnis eine etwas
weitere Verwandtschaft besitzen. Dies resultiert aus dem allgemeinen Verhalten
gen spricht allerdings, daß junge Nigripinnis und Leptosoma gleicherweise gelbe
Flossen besitzen, während diese bei Microlepidotus farblos sind'
Literalur:
1 ) W Staeck: Cichliden, Band ll, Engelbert Ptriem-Verlag, 1977
2 ) H.J. Mayland: Cichliden und Fischzucht, Landbuch'Verlag GmbH,1978'
3)W.StaeckUndH.Linke:Afrikanischecichlidenll,BUntbarscheaUsostafrika,TetraVerlag'1982
4) P Brichard:FishesolLakeTanganjika,T F.H Publications,l9TS
5
6
)
)
1982
Die Buntbarsche Afrikas, Lehrmeister'BÜcherei Nr' 75 (1976?)'
S Neergard:Tanganjika-Cichliden, Kernen'Verlag,
H.J.
Maylan
7)E.Schraml:ingertenschlankerMaulbrÜter:cyprichromisnigripinniS,AqUarienl/agazin1978,HeIt12,
I)
s.594.
W. Eysel: Fortpflanzungsverhalten von FadenmaulbrÜtern (ophthalmochromis)
achtet und photographiert DCG'lnfo 13(5) 1982, S 81'87
-
im Aquarium beob-
Es gibt sie noch, die "Prinzessin von Burundi"
Text: Detlef Schmidt
Von einem Freund erhielt ich zwei etwa acht Zentimeter grcBe Lamprologus
brichardi, von deren schönheit und Eleganz ich sehr beeindruckt war. sie kamen
und
bei mir in ein 200-Liter-Becken. Das weibchen nahm sofort eine Ecke in Besitz
stürmischen
mit
es
wurde
verteidigte sie heftig. Näherte sich das Männchen, so
Attacken sofort wieder in ,seineu Ecke zurückgetrieben. schon am nächsten Tag
(@
r.o-,n,o
1
3(8) 1 eB2: 158'1 60
158
Herunterladen