M a r k e ti n g & M e d i en 4 – medianet Donnerstag, 11. Dezember 2014 Diskussionsrunde Was darf Werbung und was darf sie nicht? Der Frage nach Tabubrüchen ging eine hochkarätige Expertenrunde nach Das Spiel mit Tabus im Kampf um die große Aufmerksamkeit Handelsverband in Kooperation mit dem Österreichischen Werberat zur Frage der Grenzüberschreitung in der Werbung. Wien. Wie weit darf Werbung gehen? Diese Frage diskutierte eine Expertenrunde im Rahmen der frei[handels]zone, die der Handelsverband diesmal in Kooperation mit dem Österreichischen Werberat durchführt. Das Fazit der Veranstaltung: Tabubruch ist nicht gleich Tabubruch, und die Werbewirkung ist ohnehin fraglich. „Die Dichte an Tabu­ brüchen ist in den gestiegen, wohl aber die Sensibilität der Gesellschaft.“ Roswitha Hasslinger © Handelsverband/Katharina Schiffl letzten Jahren nicht Am Podium von links nach rechts: Martin Engelmann (dm drogerie markt), Roswitha Hasslinger (Hasslinger Consulting; ­Werberat), Sebastian Loudon (Horizont), Ruth Wodak (Lancaster University), Alfred Koblinger (PKP BBDO Werbeagentur). tiver, gesellschaftlich relevanter“, erläutert Hasslinger. Die Kontrollinstanz der Werbebranche in Österreich ist der Werberat. Rund 300 Beschwerden gehen jährlich dort ein, weil sich Konsumenten durch eine Werbemaßnahme belästigt, verletzt oder irregeführt fühlen. Meist geht es um Klischees, die beim Betrachter ein Schmunzeln erzeugen sollen, die jedoch als diskriminierend, herabwürdigend oder sexistisch empfunden werden. Der 215-köpfige Werberat entscheidet im Beschwerdefall über das betroffene Sujet und entwarnt, sensibilisiert oder stoppt die Kampagne. Heutzutage gibt es aber noch eine weitere Instanz: Die breite Öffentlichkeit, der mittels Social Media eine Stimme verliehen wurde. Zwar stellt sich hier die Frage nach Qualifikation, Repräsentativität und Herdenmechanismen, doch ein „Shitstorm“ mag zuweilen effizienter sein als ein vom Werberat ausgesprochener Kampagnenstopp. effekten oder aufgeworfenen Fragestellungen. Auf den Sender der Botschaft käme es an, findet wiederum Engelmann von dm: „Wenn man jung und vielleicht neu auf dem Markt ist und wenig Budget hat, dann kann man sich einen Tabubruch eher erlauben.“ Etablierte Marken hingegen müssen viel sensibler mit den Konsumenten umgehen und eher den Dialog suchen. Auch Alfred Koblinger, CEO der Agentur PKP BBDO, sieht keinen Erfolg im werblichen Einsatz von Tabus und Klischees: „Letztendlich geht das meist nach hinten los.“ „Tabubrüche sind nicht Aufgabe der Werbung, sondern der Kunst“, findet Koblinger weiter und stößt damit auf allgemeinen Beifall. Grenzüberschreitungen seien eine der Gesellschaft geradezu inhärente Notwendigkeit: Kein Generationenwechsel ohne Infragestellung des Vorangegangenen – die Realitäten der Elterngeneration zu enttabuisieren, ist der Motor für gesellschaftlichen Wandel und Fortschritt. „Jede Zeit braucht ihre Tabubrüche, sonst kommt die Gesellschaft keinen Millimeter weiter“, hieß es etwa aus dem Publikum. Ob in der Werbung oder Kunst – über die Qualität und Akzeptanz einer Überschreitung moralischer Grenzen entscheidet letztendlich der Faktor Innovation: „Ein wiederholter Tabubruch, der allein der Provokation dient, wird ganz anders bewertet als ein innova- Digital Neue responsive Website gelauncht Digital Gutes tun Branche CCO Bernd Fliesser leitet Standort Wien. Die Website des Austrian Chapter der International Advertising Association (IAA), www.iaaaustria.at, zeigt sich ab sofort in neuem Gewand. Nach dem neuen Büro und der neuen Software für die Mitgliederverwaltung setzt die IAA, die Austrian Advertising Association, nun auch in puncto Webauftritt nach und hat ihre neue Homepage lanciert. Mit der Kreation wurde die MMC Agentur mit Sitz in Mödling beauftragt; die Agentur ist für das kreative Konzept, das Design und auch die Umsetzung verantwortlich. Für eine optimale Darstellung der Website-Inhalte auf Desktop, Tablet und Smartphones hat sich die IAA für ein zeitgemäßes, responsives Design für ihre neue Website entschieden. Eine nutzerfreundliche Suchfunktion und ein übersichtliches Menü erleichtern Websitebesuchern die Navigation. Interaktive Sharing-Funktionen geben Interessierten die Möglichkeit, Inhalte einfach mit Freunden, Bekannten oder Kollegen zu teilen. „Ich bin begeistert von der neuen Homepage, ihrem Design und ihren Wien. Mit jedem Einkauf Gutes tun: Für anerkannte Spendenorganisationen können mit der SpendenApp „Hilfreich“ von Erste Bank und Sparkassen Geld gesammelt und Großes bewirkt werden. Die App steht für iPhone und AndroidBetriebssysteme zum Download bereit. Aus einer Vielzahl regionaler und überregionaler Projekte namhafter Spendenorganisationen können die persönlichen Spendenziele ausgewählt werden: Zum Beispiel ein Monat Essen für ein hungerndes Kind (7 €) oder ein Lebensmittelpaket für benachteiligte Menschen (15 €). Mittels „Rundungsspenden“ werden Kleinstbeträge für die jeweiligen Projekte gesammelt; dabei wird bei jeder Bankomat- und/oder Kreditkartenzahlung der Betrag auf den nächsten vollen Euro aufgerundet, die Differenz kommt einem selbst gewählten Spendenprojekt zugute, bis das Ziel erreicht ist. „Die Idee ist, mit Kleinstbeträgen, die im Einzelnen nicht wehtun, Großes zu bewirken“, erklärt Andreas Treichl, Vorstandsvorsitzender der Erste Group. Das Spendenziel kann in der App verfolgt werden. (red) Wien. Die slowakische Werbeagentur Jandl wird im Laufe des kommenden Jahres eine Niederlassung in Wien starten. Unter der Leitung von CCO Bernd Fliesser möchte man am österreichischen Markt Fuß fassen. Im letzten Jahr ist es Jandl bereits gelungen, österreichische Unternehmen in der Slowakei zu betreuen – der nächste Expansionsschritt nach Wien sei eine logische Folge. MMC Agentur für IAA-Website © www.iaa-austria.at technischen Möglichkeiten. Es ist substanziell, dass die wichtigste Plattform der heimischen Kommunikationsbranche auch online modern und professionell auftritt. Die Zusammenarbeit mit der MMC Agentur, die schon im Pitch mit enormer Online-Expertise bestochen und in Folge wunderbare Arbeit geleistet hat, war ganz hervorragend“, freut sich Martina Hörmer, Präsidentin der IAA Österreich. (red) Die Website des IAA Austria, realisiert von der Mödlinger MMC Agentur. Spenden-App Werberat als Kontrolle Die Watschn, die der Vater seiner Tochter in einem Werbespot androht, verstößt gegen den Kodex des Werberats – so viel war nach dem Abend klar. Aber wie steht es um die Umwelt? Welche Instanz prüft, ob es aus Gründen globaler Nachhaltigkeit ethisch vertretbar ist, eine jährliche Erneuerung des Smartphones zu bewerben? Und wer judiziert über Wahrhaftigkeit, also darüber, ob Werbung für Produkte legitim ist, die erwiesenermaßen gar keinen bzw. nicht den versprochen Nutzen liefert? Ethik ist jedenfalls eine Generationenfrage, die per definitionem nicht an einem Abend zu beantworten war. (red) Agentur Jandl kommt nach Wien © Agentur Jandl Kleinigkeit gewesen wären.“ Moralische Werte hätten sich im Laufe der Zeit verändert: Klischees bezüglich der Rollenverteilung würden extrem kritisch gesehen, und es ist ein No-Go, Kinder herabzuwürdigen. Milder hingegen sei die Gesellschaft bei Trunkenheit, Kavaliersdelikten und – inzwischen – Homosexualität, so Ruth Wodak, Professorin der Linguistik an der Lancaster University. Ob ein Tabubruch also wirklich einer ist, das hängt vom Was, Wann, Wo und dem konkreten Zusammenhang ab. „Natürlich ist ein Tabubruch ein geeignetes Mittel, Aufmerksamkeit zu erregen“, erklärt Wodak, „aber er kann nicht für sich allein stehen.“ Die Kraft liege in einer Kombination etwa mit Überraschungs- „Die Dichte an Tabubrüchen ist in den letzten Jahren nicht gestiegen, wohl aber die Sensibilität der Gesellschaft. Heute regt man sich über Dinge auf, bei denen sich vor 20 Jahren keiner was gedacht hat.“ Diese Worte von Roswitha Hasslinger, Gründerin und Geschäftsführerin der Hasslinger Consulting sowie Vizepräsidentin der Österreichischen Werberats, waren die ersten Impulse für das Spannungsfeld zwischen gelungenen Werbespots und gesellschaftlichen Tabubrüchen. Martin Engelmann, Geschäftsführer der dm drogerie markt GmbH, schloss sich Hasslingers Meinung an: „Heute erkennen wir als Gesellschaft eher einen Tabubruch in Dingen, die früher eine Bernd Fliesser leitet als CCO den ­Standort der Agentur Jandl in Wien. Managing Director Ladislav Zdut: „Die beiden Hauptstädte Bratislava und Wien, deren Ballungsräume, die ‚Twin Cities‘, nur 60 Kilometer voneinander entfernt liegen, bilden die Kraftzentren einer wirtschaftlich und kulturell expandierenden europäischen Region, welche für Jandl von großer Bedeutung ist.“ Jandl verfügt über großes Knowhow für Retail-Kunden, denn seit fast 20 Jahren wird einer der größten Retail-Kunden im Lebensmittelbereich, COOP, in der Slowakei betreut. Vom Verpackungsdesign bis zu ATL-Maßnahmen wird alles in einem Haus produziert. Vor einem Jahr wurde auch der TiposEtat (slowakische Lotterien) gewonnen, welcher On- und Offline betreut wird. Nebenbei verbuchte die Agentur viele internationale Werbepreise, kreativ mehrfach ausgezeichnet sind die Kampagnen für den Bratislava Zoo. CCO Bernd Fliesser: „Wir sind eine lokale Agentur mit Mitarbeitern aus fünf verschiedenen Nationen. Mit diesem unterschiedlichen, kulturellen Mix ist es uns möglich, spannende und sehr gute Arbeiten zu liefern.“ (red)