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Die »Königin der Amazonen«: Pflege und Zucht von Apistogramma
hippolytae
Text und Fotos: Werner Schmettkamp (D 53 0433)
lmmer wieder werde ich gefragt, wie ich an die neuen Apistogramm+Arten komme.
Meine erste, nicht ganz ernstzunehmende Antwort ist, daß ich eben einen ,Apistogramma-Blicku habe. Und da mich mein Beruf sehr häufig auf Reisen schickt, gibt
es frlr mich viele Gelegenheiten, diesen »Apistogramma-Blick« anzuwenden. Von
größerer Bedeutung jedoch sind Verbindungen mit anderen Freunden der Apisto.
gramma-Szene in der DCG sowie das ,Aquarium Mänzu und das »Diskus-CenterRoyalu. Beide Fachgeschäfts sind in Witten-stockum angesiedelt und bemühen
sich sehr um Zwergbuntbarsche. So manche neue Art habe ich bei ihnen heraussortiert. Ebenso tauchte 1981 bei beiden fast gleichzeitig Apistogramma hippolytae
auf. Und ausgerechnet hier hatte mein
"Aplslsgramma-Blicku versagt! lch hattedie
Tiere f ür die von mir zum damaligen Zeitpunkt als A. ortmannl identif izierte Art gehalten. lngo Koslowski war aufmerksamer gewesen und wies mich daraufhin, daß
es sich um eine andere Art handele, die auch nicht mit A. steindachneri identisch
sei. Er besorgte mir zwei Männchen und zwei Weibchen. Nach einiger Zeit einigten
wir uns, daß es eine noch nicht wissenschaftlich beschriebene Art sei und wählten
als deutschen Gebrauchsnamen Zweipunkt-Apistogramma. Unter dieser
Bezeichnung stellte sie dann l. Koslowski in der DCG-lnfo vor. Sven O. Kullander
hat nun diese Art in der vorstehenden Arbeit wissenschafflich als Aplstogramma
hippolytae beschrieben. Er weist in der Arbeit die von uns mit Apistogramma ortmanni bezeichnete Species als nicht damit identisch aus und stellt fest, daß sie
wissenschaftlich noch nicht beschrieben wurde. wegen der nahen verwandtschaft
zum Zweipunkt-Apistogramma (= A. hippolytae) schlage ich als deutschen Gebrauchsnamen nun Zweif leck-Apistogramma vor.
Die von l. Koslowski für mich besorgten Tiere von A. hippolytae waren gut konditioniert. Die Männchen maßen etwa 6 cm Gesamtlänge, die Weibchen etwa 4 cm.
Sie kamen in ein 200-Liter-Becken, in dem sich noch zwei halbwüchsige Paare von
Aequidens dorsiger befanden. Die Wasserwerte waren: GH 11, KH 9, pH 6,8 und
25" C. Das Becken war mit einem mächtigen Stück knorrigen Moorkienholzes,
Steinaufbauten und reichlich Pflanzenbeständen versteckreich eingerichtet. Die
Moorkienwurzel war so plaziert, daß das Becken von vornherein in zwei gleich große
Reviere aufgeteilt war. Diese Reviere waren jeweils von einem A, dorsiger-Paar besetzt. Drei Tage nach dem Einsetzen hatten die beiden Weibchen von A. hippolytae die Reviere übernommen und die Ae. dorsiger in obere Wasserschichten abge.
drängt. Auch die beiden Männchen von A. hippolytae waren sich inzwischen,einigu
geworden. Während das eine das gesamte Bodenterritorium als sein Revier ansah
und auch beide Weibchen für sich beanspruchte, mußte ich das zweite mit reich-
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Männchen von Apistogramma hippolytae
Balzendes Paar: Beim Männchen verblassen der Körperseitenfleck und die obere
Hälfte der Wangenbinde.
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Die Larven werden nicht unbedingt in Höhlen aufbewahrt. Hier diente als Deponie
eine muldenartige Vertief ung in einer Moorkinwurzel.
Weibchen mit Jungen
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lich ramponierten Flossen aus dem Becken herausfangen und einem Hagestolzda.
sein in ein Sammelbecken fr.ir solch »rjberflüssigeu Männchen zuführen. Wann
immer möglich, das heißt, wenn ich genügend Tiere erhalte, vertahre ich so: lch
setze alle gemeinsam in ein Becken ein und warte ab, welche Tiere dominant werden. Die unterlegenen werden dann entfernt. Damit erreiche ich, daß zumindest
von meinen Tieren die kräftigsten und wohl auch genetisch besten meinen Zuchtstamm bilden.
Eines der beiden weibchen ging schon bald auf die werbung des Männchens ein.
Es floh nicht mehrvor ihm, sondern schwamm es an und drehte ihm die Bauchsei.
te zu. Eine kurze Laichpapille war beim weibchen schon zu sehen. Beim Männchen
verblaßten nun der Körperseitenfleck und die obere Hälfte der wangenbinde.
Außerdem klemmte das Männchen die Flossen an den Körper, so daß es insgesamt kleiner und unscheinbarer wirkte. Das weibchen schwamm in höhlenartige
Verstecke ein, putzte dort ungezielt und probte das Ablaichen. Das Männchen verblieb vor den verstecken und sah sich die ganze sache an. Kam das weibchen wieder aus dem Höhlenversteck heraus, so wurde es zunächst mit einigen Knüffen in
die seite wegen der erfolglosen Bemühungen quasi besiraft. Das ganze spiel
wiederholte sich zwei Tage lang. Dann endlich laichte das Weibchen ab.
Das Männchen hielt sich nun vorwiegend im Revier des gelegepflegenden weib.
chens auf. Nur gelegentlich schwamm es in das Revier des zweiten, als wolle es
demonstrieren, daR es noch da sei und seine zweite Harmensdame keineswegs
vergessen habe. Nach zwei ragen bewachte das erste weibchen seine Bruthöhle
nicht mehr. Die Eier hatten sich wohl nicht entwickelt. Nachdem kurz darauf das
zweite weibchen abgelaicht hatte und auch dieses Gelege nicht aufging, veränderte ich die Wasserwerte auf : GH 4, KH 2, pH 5,6 und 2g" C. Eine Woche nach
dieser Umstellung des wassers laichte das erste weibchen erneut ab. was mir
vorher schon bei beiden weibchen aufgefallen war, bestätigte sich nun: Die Balz
dauert zwei rage. Das ist äußerst ungewöhnlich bei Apistogramrna-Arten. Meist
werden nur einige stunden damit verbracht. Außerdem färbten sich die weibchen
nach der Eiablage nicht um. sie blieben olivgelb. Lediglich der Körperseiten- und
der schwanzwurzelfleck hatten sich intensiviert. Nach drei ragen änderte das
weibchen seine Körpergrundfarbe in ein Goldgelb. Hinter dem eigenflichen Körperseitenfleck hatte sich ein zweiter, kleinerer ausgebildet. (1. Koslowski berichtete
mir später, daß auch bei ihm ein weibchen einen solchen zweiten Fleck zeigte).
Das weibchen hielt sich jetzt nicht mehr am Ablaichversteck auf, sondern an einer
anderen stelle auf halber Höhe des Moorkienholzes. und dort sah ich dann auch in
einer muldeartigen Vertiefung einen zappelnden Larvenhaufen. lch mochte es erst
gar nicht glauben, aber es waren sicher über 300! Die Larven wurden in der
Folgezeit mindestens einmal am Tage umgebettet. Als Deponie dienten dabei
sowohl höhlenartige verstecke als auch geschützte Mulden. schon nach vier
Tagen Larvenzeit erhoben sich die Jungen zu einem lockeren schwarm um die
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Mutter herum und gingen auf Futtersuche. Nun war es höchste Zeil, die Ae.
dorsiger aus dem Becken zu entfernen, da sie vom Männchen und vom Weibchen
ständig angegriffen wurden. Auch das zweite Weibchen laichte ab und kam nach
sieben Tagen mit einer ähnlich großen Kinderschar zum Vorschein. Das Männchen
pendelte zwischen beiden Weibchen hin und her und half aus, die Schwärme beieinander zu halten. Das Aquarium war mit einer Grundfläche von 100x40 cm zu
klein, als daß nicht öfter Junge über die Reviergrenze der eigenen Mutter
hinausschwammen und in das Revier der anderen eindrangen. Während das erste
Weibchen die kleineren Jungen des zweiten Weibchens in seinen Schwarm aufnahm, vertrieb letztere die größeren aus seinem Revier. Da sich nach einigen Tagen
die beiden Weibchen immer öfter und heftiger stritten und auch das Männchen
nicht in der Lage war, die Streitenden zu irennen, f ing ich das zweite Weibchen und
das Männchen heraus. Das erste Weibchen kümmerte sich nun um den gesamten
Kindersegen. Bei guter Fütterung mit Artemia wuchsen die Jungen gut heran.
Etwas mehr als 400 verblieben, nachdem ich etliche KrJmmerlinge und mißgestaltete Tiere heraussortiert hatte.
Bei weiteren Zuchten zeigte sich, daß nicht so sehr die Wasserhärte für einen Erfolg entscheidend ist, wohl aber der pH-Wert. Bei Werten über pH 6 entwickeln sich
die Gelege nicht.
Großcichliden in Gesellschaft?
Text : Roger Rommeswinkel (D 42 137 4)
Nach nunmehr dreijähriger stiller Mitgliedschaft in der DCG und auch ebenso
langen Aufschiebens des Vorsatzes, mal über das eigene cichliden-Aquarium
samt den darin gepflegten Buntbarschen zu berichten, habe ich mich endlich doch
aufraffen können, die schreibmaschine auszupacken und den versuch eines
eigenen Artikels zu wagen.
An meiner vorsichtigen Formulierung werden sie, lieber Leser, sicher merken, wieviel Eigenüberwindung mich dieser Entschluß gekostet hat. Denn die braucht man,
tallen einem doch immer wieder gute Gegenargumente ein, wie 2.B., »wie willst du
mit deinem iämmerlichen Geschreibsel gegen die gut formulierten und informativen Artikel von Autoren wie Rainer stawikowski oder uwe werner ankommen?«.
Doch bin ich nach reiflicher Überlegung zu der Einsicht gelangt, daß von ,dagegen
ankommenn gar keine Rede sein muß! Es muß eher heißen ,dabei sein und fleißig
mitgeschriebenn! Denn eine Einrichtung wie die DCG kann doch auf Dauer nur bestehen und auch Erfolg haben, wenn die Mitglieder, und damii meine ich alle Mitglieder, aktiv über ihre Erfahrungen mit den von ihnen gepflegten Buntbarschen
berichten und zwar in unserem Fall, in der DCG-Info!
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