gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 1 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 1 ENGAGEMENT FÜR DIE ZUKUNFT Der Stadtteil Heuchelhof H1, der in den siebziger Jahren entstand, bedarf heute dringend der Erneuerung und Modernisierung. Der äußere Zustand der Gebäude vermittelt zum Teil einen vernachlässigten Eindruck. Auch die Freiräume mit ihren Freiflächen sind zum Teil in einem schlechten, reparaturwürdigen Zustand. Im Zuge der EnEV wurde mit der energetischen Modernisierung der Fassaden bereits von einigen Wohnungsbauträgern begonnen. Es ist zu erwarten, dass weitere Maßnahmen an Gebäuden und Freiflächen in den nächsten Jahren folgen werden. Die Modernisierung einer solchen Großwohnungsanlage kann weder von der Stadt Würzburg als Träger der Erschließungsanlagen noch von den Eigentümern der Gebäude und Tiefgaragen allein getragen werden. Es ist ein enges Zusammenwirken erforderlich. Die Besonderheit der Großwohnungsanlagen der 60er und 70er Jahre besteht darin, dass sie in einem relativ kurzen Zeitraum unter der Regie eines Generalplaners sozusagen aus einem Guss entstanden sind. Das äußere Erscheinungsbild der Großwohnungsanlage ist einheitlich und von einer engen Abstimmung der Gebäude und Freiräume geprägt. Eine Erneuerung und Modernisierung der Gesamtanlage kann nur gelingen, wenn in ähnlicher Weise wie zum Zeitpunkt der Entstehung Wohnungsbauträger untereinander und die Träger der Erschließungsanlagen sowie die verschiedenen Institutionen der Stadt Würzburg eng miteinander zusammenwirken und sich auf Rahmenrichtlinien verständigen. Die Stadt Würzburg und die beteiligten Wohnungsbaugesellschaften und sonstigen Eigentümer geben sich daher den folgenden Gestaltungsleitfaden vor, nach dem sich alle Modernisierungs- und Erneuerungsmaßnahmen richten sollen. Ziel des Gestaltungsleitfadens ist es, ein einheitliches äußeres Erscheinungsbild für den Stadtteil zu erreichen. 2 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 3 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 2 WORAUF KOMMT ES BEI DER SANIERUNG VON BAUTEN DER SIEBZIGER JAHRE AN ? Der Gestaltungsleitfaden hat zum Ziel, die Qualitäten der Wohnanlage zu erhalten und dort, wo Veränderungen und Verbesserungen erforderlich sind, diese zu ermöglichen. Die Qualitäten der Siedlung bestehen in einer Grundhaltung, die dem Funktionalismus zuzuordnen ist. Sie liegen in der klaren Ordnung des Konzepts, in der durchgängigen Gestaltung der Freiräume und in der Systematik der Gebäudestrukturen. Ziel des ursprünglichen Planungskonzeptes ist es, zwischen den Gebäuden möglichst viele Freiräume für den Fußgänger zu schaffen und diese Räume von KFZVerkehr freizuhalten. Gebäude und Freiraumstrukturen bilden einen urbanen Raum mit wechselnden Ansichten, Verschiebungen und Ausblicken. Als Kontrast hierzu ist der Grünraum zu verstehen, der die ganze Wohnanlage durchzieht. Das architektonische Ordnungsprinzip ist der rechte Winkel. Der Grundcharakter der Wohnsiedlung ist hell und freundlich. Die hohen Baukörper haben überwiegend einen weißen Grundton mit zum Teil farbig abgesetzten Bauteilen. Der Gestaltungsleitfaden geht von einer Erhaltung dieser Grundqualitäten aus. 4 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 D B Geschosszone Treppenhäuser A C Penthousezone u. Aufbauten Arkadenzone Gebäudestruktur 5 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 3 DAS ÄUSSERE ERSCHEINUNGSBILD DER GEBÄUDE Das äußere Erscheinungsbild der Gebäude ist zum Teil wenig anregend. Die eng gestellten Gebäude der Wohnanlage hinterlassen zum Teil auf den Betrachter einen beklemmenden Eindruck. Dies trifft vor allem auf die Wohnhochhäuser mit bis zu 11 Geschossen zu. Die Architektur der Gebäude ist funktional und verfolgt das Ziel, den Charakter des Rohbaus, die reine konstruktive Betonstruktur weitgehend sichtbar zu machen und sich auf die Wirkung der Volumetrie zu beschränken. Diese Grundqualität der Gebäude gilt es zu erhalten und nicht mit aufgesetzten Dekorationen zu konterkarieren. Die monolithische Struktur der Gebäude sollte jedoch aufgelöst werden, indem die Bauteile farblich oder unter Anwendung von Materialwechsel akzentuiert werden. Bei den Gebäuden sind vier Bauteile und –zonen materiell und farblich zu unterscheiden: A Penthousezone B Geschosszone C Arkadenzone D Treppenhäuser 6 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Zustand vor der Modernisierung 7 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 GESCHOSSZONE UND BALKONE Die Geschosszone sollte grundsätzlich in dem vorgeschlagenen Grundton Weiß gehalten werden. Der Grundton Weiß unterstreicht die Licht- und Schattenwirkung der Bauteile. Um den Wohnhochhäusern die Mächtigkeit zu nehmen, empfiehlt sich zusätzlich der Einsatz von Farbe. So können einzelne Mauerscheiben oder auch Treppentürme mit reinen Farben gestrichen werden. Ein Zuviel an Farbe sollte allerdings vermieden werden. Farbe sollte nur zur Belebung und Akzentuierung eingesetzt werden als ein vitales Zeichen in der baulichen Komplexität des Stadtteils. Ein besonderes Problem stellt die jeweilige Rückseite der Gebäude dar, die meist eine wenig anregende Fassadengestaltung bietet. Hier ist eine Gliederung durch Treppentürme oder auch eine herausgehobene Erdgeschosszone besonders wichtig. Denkbar sind hier auch Berankungen mit Fassadengittern in den unteren Geschossen. Wichtiges Element der Geschosszone sind die Balkone und Loggien. Sie beleben die Volumetrie des Baukörpers. Die Licht- und Schattenwirkung der Balkone wird am ehesten erreicht, wenn diese im gleichen weißen Grundton wie die Fassade gestrichen werden. Als Brüstungselemente können auch weiß bis grau gefärbte Zementfaserplatten auf einer verzinkten Stahlwinkelkonstruktion verwendet werden. In jedem Fall sollten geschlossene Balkonbrüstungen verwendet werden, um den nötigen Sichtschutz von außen zu erreichen. 8 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Arkadenzone in kräftigen reinen Farbtönen gestrichen 9 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 ARKADEN Ein besonderes Problem der Wohnhochhäuser stellen die großen ungenutzten Arkadenbereiche dar. Die Arkadenbereiche sind besonders stark von Verschmutzungen und Bauschädigungen betroffen. Die über den offenen Bereichen liegenden Wohnungen kühlen im Fußbodenbereich aufgrund des unzureichenden Wärmeschutzes aus. Wünschenswert ist die Nutzung dieser Arkadenbereiche für nicht störende gewerbliche Nutzung. Auch für eine Vergrößerung der Hauseingangsräume sind die Arkadenzonen geeignet. Auf eine einladende Gestaltung der Hauseingangsräume sollte großer Wert gelegt werden. Werbeschriften, Schaufenster und Eingangstüren können wesentlich zur Belebung der angrenzenden Fußgängerbereiche beitragen. Sollte ein Einbau solcher Nutzungen nicht möglich sein, ist eine Gestaltung mit einer leuchtenden Farbgebung empfehlenswert. Durch großformatige Beschriftungen können die Zonen zusätzlich belebt werden. Hauseingangsräume Nebenräume der Wohnnutzung Vermietbare Zonen für gewerbliche und soziale Nutzungen 10 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Kräftige Farbtöne unterstreichen die Volumetrie der Dachzone der Wohnhochhäuser 11 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 PENTHOUSEZONE UND TREPPENHÄUSER Die Mehrzahl der Gebäude zeigt in den letzten Geschossen eine ungeordnete Gestaltung von Aufbauten. Der hier als Penthousezone bezeichnete Abschluss der Gebäude ist für die optische Wirkung der Gebäude besonders wichtig. Für die Wohnungen in diesen Geschossen bietet sich die Chance, sie als großzügige Terrassenwohnungen auszubauen.Im Widerspruch zur Wohnungsnutzung steht hier die Vielzahl der anzutreffenden Antennenanlagen, deren Reduzierung wünschenswert ist. Die Penthousezone mit ihren Aufbauten sollte farblich oder durch Materialwechsel akzentuiert werden. Als Materialien sind Zementfaserplatten oder Holzlattenverschalung gut möglich. Als Farben auf verputzten Flächen bieten sich grau oder einzelne kräftige Farben an (siehe Beispiel linke Seite). Auf den Terrassen können Pergolen mit Berankung die Situation herausheben. Eine positiv gestaltete Dachlandschaft ist städtebaulich von großer Bedeutung, da die Penthousezone von vielen Straßen und Wegen aus gesehen werden kann und entscheidend das Bild des Stadtteils prägt. 12 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Farben und Materialkonzept 13 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 FASSADEN UND FARBEN Der Grundton der Wohnanlage war zur Herstellungszeit überwiegend Weiß. Die Wohnanlage folgt damit dem Leitbild des modernen Städtebaus der Nachkriegszeit, der eine „strahlend weiße Stadt“ propagierte. Auch heute spricht vieles für einen durchgehend weißen Grundton für die Gebäude im Stadtteil H1. Die hohen Gebäude werden durch die Farbe Weiß in ihrer Massivität zurückgenommen. Dies ist auch für die Fernsicht wichtig, da der Stadtteil Heuchelhof H1 wegen seiner Plateaulage im Stadtbild von Würzburg deutlich zu sehen ist. Die Farbe Weiß unterstreicht das Licht- und Schattenspiel der Volumetrie. Der Grundton Weiß bildet auch einen neutralen Hintergrund für die angestrebte Farbakzentuierung der Baukörper. Als Akzentuierung der Gebäude wird der Einsatz von reinen, nicht vergrauten Farben in den Grundtönen Gelb, Orange, Rot, Blau und Grün empfohlen. Die Farbtöne sind allerdings zum Teil entscheidend aufzuhellen. Es entsteht so ein Farbspektrum aus reinen Farben mit differenzierter Helligkeit. Zusätzlich zur Farbgebung sind Bauteile durch Materialeinsatz zu differenzieren. Vor allem im Nahbereich des Fußgängerblicks sind Wände mit Holzverschalung, Balkonbrüstungen aus Lochblech oder Faserzementplatten sowie Rankgitter eine erwünschte Differenzierung. Insgesamt wird ein heller, freundlicher und fröhlicher Grundcharakter im Stadtteil angestrebt. Hierzu kann der empfohlene spielerische Umgang mit Farbe und Material entscheidend beitragen. Der Gestaltungsleitfaden kann allerdings dieses Prinzip der Farbanwendung nur beispielhaft vorgeben. Bei jedem Gebäude sollte ein eigener Farb- und Fassadenentwurf angefertigt werden. Der Heuchelhof 1974 - Der Grundton der Siedlung war Weiß 14 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Müllsammelstellen als Element der befestigten Höfe und Straßenräume Müllsammelstellen als Element der Grüngestaltung 15 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 4 NEBENBAUWERKE: MÜLLSAMMELSTELLEN Ein wichtiges Kapitel für die wohnliche Gestaltung der Freiräume ist die Gestaltung der Nebenbauwerke wie Müllhäuser und Tiefgaragenabgänge. Die ursprüngliche Idee, Müllhäuser zusammen mit den Tiefgaragenabgängen als eigene Gebäude mit einer anspruchsvollen Sichtbetonarchitektur zu gestalten und als Treffpunkt herauszuheben, erscheint aus heutiger Sicht revidierungsbedürftig: Abfallbehälter sind von untergeordneter Bedeutung und sollten eher weniger auffallen und sich in das Wohnumfeld unterordnen. Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Müllsammelstelle, desto unauffälliger fügt sie sich ein. Es sollten daher statt weniger großer Sammelstellen mehrere kleine Sammelstellen angelegt werden. Die Zuordnung zu kleineren Hausgemeinschaften stärkt außerdem das Verantwortungsgefühl, auf eine ordentliche und saubere Abfallentsorgung zu achten. Bei der Gestaltung von Müllsammelstellen sollte vor allem auf Zugänglichkeit und Einsehbarkeit großer Wert gelegt werden. Da die Müllsammelbehälter robuste, regendichte Container sind, ist eine Überdachung nicht zwingend erforderlich. Eine Überdachung schafft einen eher düsteren bis halbdunklen Raum, der nicht einsehbar ist. Eine weitestgehende Transparenz schafft eine Umzäunung mit Rankgitter. Neben der völlig offenen Müllsammelstelle ist auch eine einfache Einzäunung aus Sichtbetonwänden möglich. Eine Berankung ist auch hier denkbar. Das Gestaltungsprinzip beider Müllsammelstellen ist es, sich durch einfachste Gestaltungselemente in das Wohnumfeld einzufügen und so die Zweckmäßigkeit dieser Anlagen zu unterstreichen. Die Transparenz ermöglicht eine bessere soziale Kontrolle. 16 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Vorschlag zur Neugestaltung der Tiefgaragenabgänge 17 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 NEBENBAUWERKE: TIEFGARAGENEINGÄNGE Tiefgaragenzugänge Wichtiges Prinzip des städtebaulichen Konzeptes des Stadtteils ist die Unterbringung von ca. 1500 privaten Stellplätzen in drei Großtiefgaragen. Als Unterstraßengaragen erfassen sie in drei Schleifen den gesamten Stadtteil. Die Modernisierung der Tiefgaragen ist ein wichtiges Anliegen der Erneuerung des Stadtteils. Für das äußere Erscheinungsbild wichtig ist auch die Neugestaltung der Tiefgaragenzugänge. Zur besseren Orientierung sollten die Tiefgaragenzugänge numeriert werden. Es wird vorgeschlagen, die Eingänge durch eine 3,5 m hohe Stele weithin sichtbar zu machen. Auf der farbigen Stele sollte der Tiefgarageneingang durch großformatige Beschriftung mit Nummer gekennzeichnet sein. Nachts sollte die Stele beleuchtet sein. Durch ein Stabgitter kann mehr Licht in die Abgänge gebracht werden. Durch eine Sitzmöglichkeit am Eingang und durch einen Baum kann mehr Aufenthaltsqualität um den Eingang zur Tiefgarage erreicht werden. Für die Orientierung des Fußgängers wichtig ist es, dass alle Eingänge ein gleiches Aussehen haben. 18 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Vorschlag zur Gestaltung eines Orientierungssystems 19 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 ORIENTIERUNGSSYSTEM + HAUSNUMMERN Eine besonders wichtige Qualität für Bewohner und Besucher des Stadtteils Heuchelhof H1 ist eine gute Orientierung. Das differenzierte und verästelte Wege- und Straßennetz mit den stark gegliederten Gebäuden erschwert die Orientierung. Die Eingänge zu den Treppenhäusern sind häufig nur über eine dunkle Arkadenzone erreichbar. Umso wichtiger ist es, das Auffinden von Gebäudeeingängen durch ein klares Orientierungssystem zu erleichtern. Die architektonischen Gestaltungsmittel wie Raumbildung und die Gestaltung von übersichtlichen Baukörpern und Fassaden reichen als Orientierungshilfe nicht aus. Es werden zusätzliche formale Verstärkungen benötigt, die Zeichen- und Signalcharakter haben. Es wird daher empfohlen, ein differenziertes Zeichensystem aus vier verschiedenen Elementen zu etablieren. 1. Hausnumerierung Jede Gebäudeeingangstür erhält eine farbige Hausnummer. Der Stadtteil wird in acht Bereiche aufgeteilt und jedem Bereich eine Farbe zugeordnet. 2. Hinweistafeln mit Straßenbezeichnung Entlang des Weges werden stelenartige farbige Hinweistafeln mit der entsprechenden Straßenbezeichnung aufgestellt. 3. Hinweistafeln mit Straßenbezeichnung An den Zugängen zum Stadtteil H1 werden Übersichtstafeln mit einem Lageplan des Stadtteils H1 aufgestellt, aus dem die Hausnumerierung ersichtlich ist. 4. In den Arkadenbereichen werden an den Gebäudeeingängen die jeweiligen Hausnummern in großen Schriftzeichen aufgemalt (Zahlenhöhe 1,5 bis 1,8 m). Insgesamt wird durch das farbige Zeichensystem das visuelle Erscheinungsbild wesentlich belebt. Die kommunikationsfördernden Informationen bereichern den öffentlichen Straßen- und Wegeraum. Es entsteht insgesamt der Eindruck eines freundlichen, lebendigen und aktiven Stadtteils, in dem Besucher willkommen sind. 20 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Gebäudestruktur mit Erschließungsnetz und Grünflächen Urbane Zone Wege und Erschließungszonen Öffentliche Grünflächen Gebäudebezogene private Grünflächen Private Grünflächen 21 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 5 URBANE ZONE UND WEGENETZ Eine wichtige Qualität der Wohnanlage liegt in der konsequenten Gliederung der Freiflächen. Der Rahmenplan zeigt die Unterscheidung in die Wege und Erschließungszonen und die Grünflächen. 1. Der Kontrast zwischen dem urbanen Wege- und Erschließungsnetz und einem den Stadtteil durchziehenden Grünraum ist zu erhalten und herauszuarbeiten. 2. In den urbanen Wege- und Erschließungszonen sollte die Bepflanzung reduziert werden zugunsten eines mehr städtischen Raumeindrucks. Die Wege und Erschließungszonen bestehen aus ineinandergreifenden Räumen verschiedener Form. Baumpflanzungen sollten allenfalls zur unterstützenden Raumbildung eingesetzt werden. Der Hauptweg – die sogenannte urbane Zone – sollte durch eine besondere Gestaltung hervorgehoben werden. 3. Das gebäudebezogene Wohnumfeld sollte im Kontrast zu den Wege- und Erschließungszonen als Grünfläche gestaltet werden. Hier sollte eine garten- und parkähnliche Gestaltung mit Baumgruppen angestrebt werden. Bei den gebäudebezogenen Grünflächen sollte die Nutzbarkeit für die Bewohner im Vordergrund stehen. Spielplätze, Aufenthaltsbereiche und eventuell auch gartenartig gestaltete Grünflächen prägen hier das Wohnumfeld der Gebäudeblöcke. 22 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Beleuchtungssystem mit multifunktionalen Masten Planung: Büro für Städtebau und Architektur Dr. Holl 23 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Stadtteilzentrum NEUGESTALTUNG PLACE DE CAEN – EIN ERSTER SCHRITT ZUR URBANEN ZONE Um den Stadtteil Heuchelhof H1 stärker nach außen zu öffnen, wurde im Rahmenplan empfohlen, die Nord-Süd-Wegeachse als urbane Zone neu zu gestalten. Sie verbindet das Stadtteilzentrum im Norden mit dem Place de Caen mit seinen Geschäften und öffentlichen Einrichtungen im Süden. Durch eine Neugestaltung sollen diese Fußgängerzone herausgehoben und der urbane Charakter dieser Wegeachse betont werden. Die Neugestaltung des Place de Caen, die im Rahmen einer Bürgerwerkstatt gemeinsam erarbeitet wurde, gibt den Charakter der Gestaltung vor. Die privaten Freiräume entlang der urbanen Achse sollen sich diesem Neugestaltungskonzept anpassen. Place de Caen 24 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Eingestreute Asphaltdecke Heller Betonplattenbelag (30/30) Betonsteinpflaster Rasenpflaster 25 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 6 WOHNUMFELD In den öffentlichen und privaten Wegen und Erschließungszonen sollten durchgehend gleiche Bodenbeläge verwendet werden. Auf diese durchgehende Gestaltung der Bodenbeläge in der gesamten Wohnsiedlung ist großer Wert zu legen: Gehwegfläche einfache Betonplatten (Münchner Gehwegplatten) Parkplätze helle Asphaltflächen, alternativ eingestreute Asphaltfläche, Olympiabelag, Betonsteine mit Rasenfuge Erschließungsstraße helle Asphaltfläche Wendehämmer Betonsteinpflaster hellgrau Parkplätze sollten durch ein orthogonal gepflanztes Baumraster hainartig überstellt werden 26 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Beispiel für gebäudebezogene Grünflächen 27 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 WOHNUMFELD Wesentliches Prinzip der Wohnsiedlung der 60er und 70er Jahre ist der die ganze Siedlung durchziehende „fließende“ Grünraum. Der freie Zugang dieser Flächen von allen Seiten prägt den Charakter der Wohnsiedlung. Zwischen den Grünflächen sollten daher keine festen Barrieren errichtet werden. Bereits bestehende Drahtgitterzäune sollten entfernt werden.Kleinere Abgrenzungen von Aufenthaltsbereichen können in Form von Hecken entstehen. Wichtiges Element der Grünflächen ist eine durchgehende Rasenfläche. Die Transparenz der Grünflächen ist für die soziale Kontrolle eine entscheidende Voraussetzung. Hochgewachsene Verbuschungen sollten daher zugunsten von Einzelbäumen reduziert werden. Als weitere Bepflanzungselemente sind kleinwüchsige Hecken und Staudenbeete möglich. Die Nutzbarkeit der Grünflächen für Aufenthalt, Erholung und Spiel sollte bei der Grüngestaltung im Vordergrund stehen. Bei einem ausreichenden Flächenangebot sind auch kleinere Anlagen von Mietergärten denkbar. 28 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 Sanierungsgebiet H1 Umgrenzung des Entwicklungsgebiets 29 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 7 BERATUNG UND ABSTIMMUNG Alle Beteiligten stimmen folgender Vereinbarung zu: Alle Maßnahmen an Gebäuden und Freiräumen im Stadtteil Heuchelhof H1 sollten untereinander und aufeinander abgestimmt werden. Dem Gestaltungsleitfaden wird zugestimmt. Er wird als geeignete Grundlage für die Umsetzung baulicher Maßnahmen an Gebäuden, Nebenanlagen und Freiräumen unter Gewährleistung eines stimmigen Gesamterscheinungsbildes anerkannt und beachtet. Alle Wohnungsbauträger, alle Eigentümer von Wohnungen und Grundstücken, alle beteiligten Institutionen der Stadt Würzburg verpflichten sich daher, alle für das Erscheinungsbild des Stadtteils relevanten Maßnahmen einem Gestaltungsbeirat zur Zustimmung vorzulegen. Der Gestaltungsbeirat wird zur Abstimmung und Qualitätssicherung dieser Maßnahmen installiert, dem die geplanten, äußeren Veränderungen möglichst frühzeitig bekannt zu geben und mit aussagekräftigen Unterlagen vorzulegen sind. Dieser „Gestaltungsbeirat H1“ hat beratende Funktion und wird gebildet aus je einem Vertreter der Stadt Würzburg, der Regierung von Unterfranken, dem Planungsbüro Dr. Holl sowie zwei Vertretern der Wohnungswirtschaft (ein Vertreter aus dem technischen und einer aus dem kaufmännischen Bereich). Der jeweilige Bauherr besitzt einen Gaststatus im Gestaltungsbeirat. Dieses Gremium begutachtet das Vorhaben und macht Vorschläge, inwieweit noch Änderungen und Ergänzungen bzw. zusätzliche Bauberatungen durch das mit dem Gestaltungsleitfaden beauftragte Planungsbüro für notwendig erachtet werden. Für den Stadtteil H1 wird ein Sanierungsgebiet festgelegt. Innerhalb des Sanierungsgebietes bestehen die Möglichkeiten einer erhöhten Abschreibung für Modernisierungsmaßnahmen. Voraussetzung ist die Abstimmung mit der Stadt Würzburg, die gem. §§ 7h, 10f, 11a und 52 Abs. 21 Satz 6 Einkommensteuergesetz (ESTG) und § 82 g Einkommensteuer-Durchführungsverordnung (EStDV) eine Bescheinigung ausstellt. 30 gestaltungsleitfaden Würzburg I Heuchelhof H1 IMPRESSUM Auftraggeber: Stadt Würzburg Baudirektor Heribert Düthmann Bauoberrätin Andrea Ackva Bearbeitung: Büro für Städtebau und Architektur Dr. Ing. Hartmut Holl SRL / DASL Ludwigstraße 22 97070 Würzburg Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Daniel Klemp Fon 0931 41998 3 Web www.dr-holl.de Fax 0931 41998 45 Mail buero.dr.holl @t-online.de 31