Stellarstatistik - Aufbau unseres Milchstraßensystems (4) Wichtige Daten der Milchstraße Durchmesser der Scheibe 30 kpc Dicke der „Dünnen Scheibe“ 100 pc – 1 kpc Dicke der „Dicken Scheibe“ 1 – 6 kpc Durchmesser des Halos 200 kpc Gesamtmasse (sichtbar) ~10^11 Ms Gesamtmasse (gravitierend) ~10^12 Ms Gesamtmasse der Halo-Sterne ~10^9 Ms Gesamtmasse Bulge ~2*10^10 Ms Anzahl Kugelsternhaufen ~200 Sonnenabstand vom Zentrum 8,5 kpc Mittlere Rotationsperiode der Scheibe 2*10^8 Jahre Alter der Scheibe ~10^10 a Alter des Halos ~1,6*10^10 a „Geographie“ unserer Milchstraße Den genauen strukturellen Aufbau der Milchstraße aus Beobachtungen zu ermitteln ist aufgrund der Lage der Erde / Sonne im Milchstraßensystem selbst ein äußert schwieriges Unterfangen. Erst 1951 konnte der erste Spiralarm (Perseus-Arm) von William Morgan sicher identifiziert werden Sterne der Spektraltypen O und B sowie der offene Sternhaufen h und chi Per haben ungefähr den gleichen Entfernungsmodul (d. h. sie sind alle ca. 5000 bis 8000 Lj entfernt) Junge leuchtkräftige Sterne in der Sonnenumgebung gruppieren sich in der Scheibe zu mehreren voneinander getrennten Bändern. Verteilung von HII-Regionen Besonders schön zeichnet die Verteilung des neutralen Wasserstoffs die Spiralstruktur nach (21 cm – Linie) Detaillierte Untersuchungen des Bulges haben ergeben, daß die Milchstraße eine Balkenspirale ist (Typ Sb c) NGC 6744 – „Milchstraßenzwilling“ Stellare Hauptkomponenten der Milchstraße Dünne Scheibe – Dicke Scheibe – Halo - Bulge Dünne Scheibe: Junge, metallreiche, kinematisch „kalte“ Scheibenpopulation Dicke ca. 1 kpc, Sonne ist Mitglied der „dünnen Scheibe“ Dicke Scheibe: Ältere (~10 Ga), meist metallarme, kinematisch „heiße“ Scheibenpopulation; Mitglieder stammen wahrscheinlich aus akkretierten Zwerggalaxien; Dicke 1 .. 6 kpc, ein bekanntes Mitglied ist Arktur Halo: Sehr alte, metallarme Sterne (Population II), sphäroidale Anordnung um das Zentrum der Milchstraße. Ungeordnete Orbits (kinematisch heiß). Einige Prozent der Halo-Sterne stammen aus Kugelstern-haufen, ein Teil kommt aus akkretierten Zwerggalaxien. Auch die Kugelsternhaufen selbst (Population II) werden dem Halo zugerechnet. „Dunkler Halo“ Bulge: Der Bulge der Milchstraße ist die “zentrale Verdickung” der sonst scheibenförmigen Galaxie. Im Zentrum sitzt das zentrale „Black hole“ der Milchstraße Galaktische Scheibe Diskusförmiger Bereich (Durchmesser ~ 50 kpc) mit, was die Sterndichte betrifft, ziemlich gleichmäßigen Besatz von mehr oder weniger metallreichen Sternen der Population I Die galaktische Scheibe besteht aus verschiedenen Komponenten: Junge dünne Scheibe (young thin disk): Gebiet der momentanen Sternentstehung, enthält das meiste Gas und Staub der Galaxis und zeichnet die Spiralstruktur auf die Disk Skalenhöhe (Distanz, über die die Dichte um 1/e abfällt): ≈ 50 pc Alte dünne Scheibe (old thin disk): dicker, mit einer Skalenhöhe von ≈ 325 pc Dicke Scheibe (thick disk): Skalenhöhe von ≈ 1.4 kpc Die Dichte ρ der dicken Scheibe beträgt nur etwa 2% der Dichte in der Scheibenebene. Unterschied der chemischen Zusammensetzung in dünner und dicker Scheibe: Sterne der Population I (Pop I) : metallreich, Z ~ 0.02, hauptsächlich in dünner Scheibe Sterne der Population II (Pop II) : metallarm, Z ~ 0.001, hauptsächlich in dicker Scheibe Charakteristische Werte für die Metallizität: • in dünner Scheibe: -0.5 <= [Fe/H] <~ 0.3 • in dicker Scheibe: -0.6 <= [Fe/H] <~ -0.4 • (im stellaren Halo: -4.5 <= [Fe/H] <~ -0.5) Sterne in dünner Scheibe signifikant jünger als Sterne in dicker Scheibe • entweder - Sternentstehung begann in dicker Scheibe früher, oder hörte dort früher auf (Sternentstehung in der dicken Scheibe wahrscheinlich > 12 Ga, in der dünnen Scheibe wahrscheinlich <12 Ga und bis heute andauernd) • oder - Sterne sind von der dünnen in die dicke Scheibe “gewandert”, z.B. durch Störungen des Gravitationspotentials durch Begleitgalaxien Masse der dünnen Scheibe: → in Sternen ~ 6×10^10 M⊙, plus ~ 0.5×10^10 M⊙ in Form von Staub und Gas Ein typischer Scheibenstern hat eine Masse von ~0.8 Sonnenmassen Masse der dicken Scheibe: → Masse M ≈ (2-4)×10^9 M⊙ (~3% der dünnen Scheibe) Die meisten Sterne der mit Sternen gleichmäßig besetzten galaktischen Scheibe sind massearme gelb oder rot leuchtende Zwergsterne. Sie werden von den relativ wenigen massereichen und leuchtkraftstarken Sterne der extremen Population I (Spiralarmpopulation) überstrahlt. M31 in UV (Swift) Staub und Gas in der Galaktischen Scheibe Staub macht sich durch seine Infrarot-Eigenstrahlung bemerkbar (hier Andromedanebel) NGC 891 Staubwolken repräsentieren dunkle Molekülwolken, in denen Sterne entstehen… Gaswolken in der Galaktischen Scheibe • Gas + Staubwolken: unterschiedliche T, M, und ρ • Verteilung in der Galaxis durch Messungen der Extinktion und Re-Emission des Staubes, der 21-cm HI-Linie, der CO-Linien als ‘tracer’ von H2-Gas • Neutraler Wasserstoff (HI) und kühler Staub: hauptsächlich in der galaktischen Ebene, mit vertikalen Skalenhöhen von ≈ 90 pc; außerhalb 12 kpc → Skalenhöhen von > 800 pc + warp • HI-Wolken auch bei hohen Latituden, die meisten mit großen negativen Radialgeschwindigkeiten (zur galaktischen Ebene hin) von ≈ 400 km/ s (gemessen mit 21cm Linie) Quellen - noch unklar, SN-Ausbrüche ? • Heißes Gas, bis zu 50 kp vom GC - “koronales Gas”, jedoch genaue Entfernung unklar H2 Molekularer Wasserstoff, nur indirekt nachweisbar (homonuklear) HI Neutraler (atomarer) Wasserstoff, 21 cm Linien-Emission (van Hulst) HII Ionisierter Wasserstoff, optisch (Gasnebel) Lagunennebel M8: Entfernung 5200 Lj Trifidnebel M20: Entfernung 5200 Lj. Milchstraße im Sternbild Cygnus mit Nordamerika- und Pelikannebel Amateuraufnahme Lagunennebel (A. Matauschek) Amateuraufnahme Omeganebel (A. Matauschek) Amateuraufnahme Trifidnebel (A. Matauschek)