Pressemitteilung vom 23.9.2014/acr Antiken-Travestie von Jacques Offenbach – Meisterhafte Komik und sinnliche Ohrwürmer Barrie Kosky inszeniert Die schöne Helena Premiere: Samstag, 11. Oktober 2014 | 19 Uhr Die erste Premiere der neuen Spielzeit an der Komischen Oper Berlin verspricht am 11. Oktober Operette vom Feinsten: Intendant und Chefregisseur Barrie Kosky inszeniert mit Jacques Offenbachs Die schöne Helena ein Meisterwerk des Genres. Die Uraufführung am 17. Dezember 1864 – vor fast genau 150 Jahren – in Paris sorgte unter anderem wegen viel nackter Haut auf der Bühne und der Kritik an der Institution der bürgerlichen Ehe für Furore. Die Antiken-Travestie überzeugt durch die mitreißende Komik der abgedrehten Handlung und eine meisterhafte Vielfalt von musikalischen Stilen, die Generalmusikdirektor Henrik Nánási im Graben lebendig werden lässt. Für die Choreographie zeichnet Otto Pichler verantwortlich. In Die schöne Helena persifliert Offenbach gekonnt den antiken Stoff rund um die spartanische Königin Helena im Vorfeld ihrer Entführung nach Troja. Helena, die schönste Frau der Welt, langweilt sich bei ihrem betagten Gatten Menelaos. Plötzlich betritt ein rätselhafter und attraktiver Hirte die Szene, der ordentlich Leben in die schnöde Gesellschaft bringt. Was bleibt Helena als treuer Dienerin der Venus anderes übrig, als sich lustvoll ihrem Schicksal zu ergeben? … Offenbachs musikalisch-komödiantische Fassung der Vorgeschichte zum Trojanischen Krieg strotzt vor frivoler Sinnlichkeit und hintersinnigem Witz. Die schöne Helena (1864) war nach drei Antikenparodien, darunter Orpheus in der Unterwelt (1858), Offenbachs erstes Werk für eine starke, selbstbestimmte weibliche Hauptrolle. Für Barrie Kosky ist Die schöne Helena einfach »das Mutterschiff aller Operetten, nicht Champagner, sondern ein Cocktail mit reichlich giftgrünem Absinth – rasend, schnell, mit einem exakten Timing bis an den Rand der Hysterie. Tempo ist alles in diesem musikalisch-satirischen Meisterwerk, das den Sound der industriellen Revolution atmet. Da muss das Ensemble schon mal auf die Ballett-Spitze steigen und auf Rollschuhen zeigen, was es so drauf hat …«. Informationen zu Besetzung, Terminen und Hintergrund folgen auf den nächsten Seiten. Stiftung Oper in Berlin/Komische Oper Berlin Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin Pressetelefon +49 (0)30 202 60 370 Fax +49 (0)30 20260 366 Dr. Andrea C. Röber Pressesprecherin [email protected] www.komische-oper-berlin.de Jacques Offenbach Die schöne Helena Opéra-bouffe in drei Akten (1864) Text von Henri Meilhac und Ludovic Halèvy Deutsch von Simon Werle Musikalische Leitung: Henrik Nánási Inszenierung: Barrie Kosky Choreographie: Otto Pichler Bühnenbild: Rufus Didwiszus Kostüme: Buki Shiff Dramaturgie: Johanna Wall Chöre: David Cavelius Licht: Diego Leetz Besetzung: Nicole Chevalier (Helena), Tansel Akzeybek (Paris), Peter Renz (Menelaus), Theresa Kronthaler (Orest), Stefan Sevenich (Kalchas), Dominik Köninger (Agamemnon), Tom Erik Lie (Ajax I), Philipp Meierhöfer (Ajax II), Uwe Schönbeck (Achilles) u.v.a. Termine Einführungsmatinee: Sonntag, 28. September 2014, 12 Uhr (ab 10 Uhr Opernfrühstück) Premiere: 11. Oktober 2014, 19 Uhr Weitere Termine: 17. / 19. / 25. Oktober | 8. / 15. / 23. November | 11. / 31. Dezember 2014 | 2. / 18. / 23. Januar | 1. Februar | 10. / 12. Juli 2015 Karten Kartentelefon (030) 47 99 74 00 Montag bis Samstag 9 bis 20 Uhr, Sonntag 14 bis 20 Uhr Preise: 12–85 € (am 31. Dezember 44–149 €) [email protected] www.komische-oper-berlin.de 2 Hintergrund Mit Die schöne Helena setzt die Komische Oper Berlin ihre Reihe von szenischen Operetten-Neuproduktionen fort. Nach zwei Berliner Operetten des 20. Jahrhunderts – der fast in Vergessenheit geratenen Paul-Abraham-Operette Ball im Savoy in der Spielzeit 2012/13 und Nico Dostals Clivia in der vergangenen Spielzeit – widmet sich Barrie Kosky nun mit einer Pariser Operette der Früh- und Urform dieses Genres. Bereits im März 1865, wenige Monate nach der Uraufführung, wurde Die schöne Helena am Theater an der Wien auf Deutsch aufgeführt, wenig später im Mai 1865 im Friedrich-Wilhelm-Städtischen Theater, dem heutigen Deutschen Theater, in Berlin – mit Jacques Offenbach persönlich am Dirigentenpult. Jacques Offenbach wurde 1819 in Köln geboren und lebte ab 1833 in Paris. Der jüdisch-kölsche »Mozart der Champs-Elysees«, wie ihn der Komponistenkollege Gioacchino Rossini einmal nannte, gilt als einer der Erfinder und gleichzeitig unerreichter Meister der modernen Operette. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts riss sie als eigenständige Kunstform des Musiktheaters das Publikum in Frankreich, später in Wien, dann weltweit aus den Sesseln. Seine teuflisch tollen Werke entstanden vor dem Hintergrund des »Second Empire«, einer ebenso freizügigen wie abgeklärten Zeit, in der von den Idealen der »Grande Révolution« längst der Lack ab war und die oberen Klassen der Orientierungslosigkeit in der vielleicht stilvollsten Art begegneten, indem sie sich in den Rausch flüchteten und über sich selbst halbtot lachten. Offenbach war der scharfsichtige Porträtist dieser Gesellschaft – und gleichzeitig einer ihrer prominentesten und schillerndsten Vertreter. Dass seine Werke bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben, liegt an seinem musikalischen Genie: Offenbach war auch im Feld der Grand Opéra talentiert und erfahren. Das erlaubte ihm, den Pomp und die hohlen Gefühle des Genres zu persiflieren. Die zunehmend zum Klischee verkommenen Affekte, die in der Grand Opéra das Publikum zusehends kalt ließen, »verkleidet« er in seinen in der Antike angesiedelten Opernparodien ironisch. Gleichzeitig blitzt hinter der Parodie immer wieder hervor, worum es ihm im Hintergrund auch gehen mag: die melancholische Sehnsucht nach dem, was für immer verloren scheint, der schlichte Glaube an eine Liebe, die nicht ihren Vorteil sucht, die langmütig ist und die niemals aufhört. 3