Der Weihnachtsstern Ausarbeitung von Dr.Dieter Schmitt, Univ.-Sternwarte Göttingen, 12.12.1994 (Erhalten von D.Schmitt im April 2001, veranlasst durch einen Brief vom 8.2.2001, den das PEGASUS-Mitglied Dieter Nitsche zu diesem Thema an Herrn Schmitt richtete.) Als Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem, so der Bericht im Evangelium des Matthäus, um den neugeborenen König der Juden zu besuchen. Sie hatten seinen Stern im Aufgang gesehen und waren gekommen, um ihm zu huldigen. Auf ihrem Weg nach Bethlehem ging der Stern vor ihnen her und stand über ihnen, da wo das Kind geboren war. Der Bericht über die Weisen aus dem Morgenland und den Stern ist von großer Bedeutung in der abendländischen Weihnachtsgeschichte. Die chronologisch auswertbaren Angaben im Neuen Testament führen auf den Zeitraum 8 bis 4 v.Chr. für die Geburt Jesu und das Erscheinen des Sterns. Die Hypothese über die Identifikation des Sterns mit Jupiter in der dreifachen Konjunktion mit Saturn im Jahre 7 v.Chr. ist heute unter Astronomen allgemein anerkannt. Trifft diese Hypothese zu, dann erschien der Stern von Bethlehem vor etwa 2000 Jahren, da es in der historischen Zeitrechnung das Jahr NULL nicht gibt, d.h. auf 1 v.Chr. direkt 1 n.Chr. folgt. Demnach feierten wir Weihnachten 1994 den 2000. Geburtstag Jesu Christi. Bei einer Konjunktion bewegen sich zwei Planeten am Sternhimmel nahe aneinander vorbei. Im Jahre 7 v.Chr. handelte es sich um eine dreifache oder große Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn, die im Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Dezember stattfand, währenddessen sich die beiden Planeten nahe standen. Diese Begegnungen fanden alle im Sternbild der Fische statt. In der babylonischen Astrologie war der Jupiter der Königsstern, sein Konjunktionspartner Saturn galt als Planet der Juden, und das Sternbild der Fische wurde Palästina zugeordnet. Die Babylonier hatten große Erfahrung in der Beobachtung des Sternhimmels, sie konnten Planetenkonstellationen vorausberechnen, und die Deutung der Himmelserscheinungen auf zukünftige Ereignisse war weitverbreitet. Eine Konjunktion des Jupiter und Saturn findet alle 20 Jahre, also relativ häufig, statt, eine dreifache Konjunktion wiederholt sich im Mittel etwa alle 120 Jahre. Seltener ist, dass die Konjunktionen des Jahres 7 v.Chr. alle in einem Sternbild stattfanden. Das auf die Fische folgende Sternbild des Widders galt zudem als Beginn eines neuen Zeitalters. Ein Übergang der Konjunktionen von den Fischen in den Widder findet nur etwa alle 850 Jahre statt. Der Zeitpunkt der großen Konjunktion des Jupiter und Saturn passt zu anderen Ereignissen, die in der Bibel geschildert werden. Die Volkszählung, die Maria und Josef veranlassten, von Nazareth nach Bethlehem aufzubrechen, wurde von Kaiser Augustus im Jahre 8 v.Chr. proklamiert. Die Ermordung aller Kinder unter zwei Jahren in Bethlehem und Umgebung, von Herodes angeordnet, fand um 6 oder 5 v.Chr. statt. Herodes selbst starb 4 v.Chr. kurz nach einer Mondfinsternis, aber vor dem Passahfest. Schließlich ist ein Fehler von fünf Jahren in der Zeitrechnung des Dionysius Exiguus, der im 6.Jahrhundert unsere heutige Jahreszählung einführte, bezüglich der Regierungszeit des Augustus offensichtlich. Andere astronomische Ereignisse erscheinen weniger schlüssig. Zwar wurde in chinesischen Quellen über einen Kometen von März bis Mai 5 v.Chr. im Sternbild Steinbock und über eine Nova im April 4 v.Chr. im Sternbild Adler berichtet, jedoch spielen diese Objekte wegen ihrer Unvorhersehbarkeit und kurzen Dauer keine Rolle in der babylonischen Astrologie. Enge Konjunktionen des Jupiter und der Venus im August 3 v.Chr. und Juni 2 v.Chr. fallen deutlich nach dem Tod des Herodes und kommen somit nicht in Betracht. Der Kirchenlehrer Origines dachte als erster an einen Kometen, die in den letzten Jahrhunderten favorisierte Identifikation des Sterns mit einem Kometen geht jedoch auf Giotto di Bondone zurück, der Anfang des 14. Jahrhunderts den Kometen Halley beobachtete und davon so beeindruckt war, dass er einen Kometen über die Weihnachtskrippe in der Arena-Kapelle von Padua malte. Auch eine Nova, ein plötzlich hell aufleuchtender Stern, war sicher nicht der Anlass für den Zug der Weisen. Dagegen spricht, dass Herodes und Jerusalem nichts über den Stern der Weisen wussten, ein neuer heller Stern ihnen aber nicht entgangen wäre. So blieb es den sternkundigen Weisen aus dem Morgenland überlassen, die Konjunktion des Jupiter und Saturn zu beachten und in ihrer Weise zu deuten. Diese Interpretation wurde zuerst von Kepler Anfang des 17.Jahrhunderts berechnet. Gezeichnet: Dr. Dieter Schmitt Siehe auch Literatur: „Der Stern von Bethlehem in astronomischer Sicht, Legende oder Tatsache?" Von Konradin Ferrari d'Occhieppo ISBN 3-7655-9803-8 Kommentar von D.Schmitt zu diesem Buch: „Ferrari geht in seiner Deutung, insbesondere des näheren Zeitpunkts und über das Stehenbleiben über Bethlehem viel weiter. Dieser Detailfreudigkeit vermag ich mich allerdings nicht anschließen."