Erwin Schroml Wer hoffte, dass die ebenfalls vom Kunene mitgebrachten kleinen Orthochromis machadoi friedlicher sein könnten als die im ersten Teil vorgestellten Arten, int sich. Auch diese Fische sind kleine Teufel hinsichtlich ihrer innerartlichen Aggressivität. Von sieben mitgebrachten Jungfischen überlebten das Erreichen der Geschlechtsreife aufgrund der dann ausgebrochenen Kämpfe nur zwei Paare, die ich rechtzeitig trennte. Leider bleib ein Paar kinderlos, während das andere zweimal ablaichte, bevor es dahinsiechte. Die Tiere stellten das Fressen ein und wurden zusehends weniger. Zwar hatte das Weibchen zuvor zweimal das Maul voll mit Eiern gehabt, die beim ersten Mal komplett aufgefressen wurden und beim zweiten Mal nur wenige Jungtiere ergaben. Von den Jungf,rschen konnte ich ein Paar zurm erfolgreichen Ablaichen bringen. Da das Männchen anschließend sein Weibchen stark attackierte, setzte ich beide Tiere separat. Bei dem Versuch später an einem Abend i-lbrig blieben außer der Mutter acht Jungtiere, von denen vier an Anton Lamboj gingen, die anderen vier behielt ich selbst. LargeZeitdachte ich, dass ich nurWeibchen hätte, weil sie so gar nicht umf?irben mochten. Plötzlich war es dann anders und ich hatte drei Männchen und ein Weibchen plus das verbliebene Muttertier. Ein junges Männchen versuchte ich zur Mutter zu setzen, was es prompt mit dem Leben bezahlen musste. Ein Männchen setzte ich separat und eines beließ ich beimWeibchen, weil die beiden anscheinend gut harmonierten, bis ich dieses Weibchen eines Morgens tot aus dem Becken zog. Derzeit versuche ich die beiden verbliebenen Männchen und deren Mutter im Dreimeterbecken zusammen zu halten. Jeden Tag kann ich erbitterte Kämpfe feststellen, die aber aufgrund der Größe des Beckens ohne Beschädigungen verlaufen, weil sich die Tiere im Unterlegenheitsfall zurückziehen können. Das geht nun seit Monaten so. Ich bin sehr ge- spannt, ob sich das Muttertier irgendwann mit einem seiner Söhne einlassen wird. das Männchen zum Weibchen zu gesellen (in O. machadoi ist als Bewohner fließender Gewässer einem Meterbecken) überlebte es die Nacht nicht. mit einer reduzierten Schwimmblase ausgestattet. DCG-lnformollo nen 37 l2lz 25-32 25 Deshalb ,,sitzen" die Fische häufig auf einer Unter- Auch die beiden mitgebrachten Populationen von lage, wie es auch von diversen Kongo-Cichliden Pseudocrenilabrus philander sind relativ aggressiv und nichts für die Haltung in kleineren Becken. Interessant fand ich, dass die Tiere, die ich vom Olushandja Dam mitbrachte, sehr kurze Schnauzen bekannt ist. hatten. Von den ersten Nachzuchten behielt ich zwei Paare, die ich Mitte April 2004 in meinen Gartenteich setzte. Obwohl es nochmals zu einem Kälteeinbruch kam, überlebten zwei Männchen und ein Weibchen und laichten im Sommer mindesten zweimal ab. Der Teich ist ansonsten mit Moderlieschen besetzt, die sich sehr gerne an Jungflschen der eigenen Art vergreifen, wenn die Populationsdichte zu hoch ist. Deshalb sind auch nicht wirklich viele Pseudocrenilabrus-Junge durchgekommen. Ende September sammelte ich den Teich an mehreren Tagen mit einer Reuse ab. Immerhin hatte ich über 20 kerngesunde und äußerst vitale Tiere dadurch erhalten. Zt meiner Überraschung hatten alle Exemplare die normal langen Schnauzen, wie sie sonst fijr Pseudocrenilabrus philander typisch sind. Ich könnte mir vorstellen, dass die aus Namibia mitgebrachten Tiere Links: O. mochodoi ist ols Bewohner schnell fließender Gewösser mit einer reduzierlen Schwimmblose ousgestottet Die Fische ,,sitzen" höufig ouf einer Unterloge DCG- I nf ormotio nen 37 l2l: 25-32 zufällig eine Schnauzendeformation hatten, die sich nicht auf die Nachkommen vererbt hat. Die zweite mitgebrachte P s eudocrenilabrus-Population stammt vom Kavango. Während die Schreckfärbung direkt nach dem Fang vermuten lies, dass sich beide Populationen in der Färbung deutlich unterscheiden, hat sich dies nicht bestätigt. Beide Populationen sind im männlichen Geschlecht in der Balz auf den Seiten bläulich mit einem gelbgoldenen Mittelbereich. Die Membrane in der Afterflosse ist gelblich mit einem blauen Saum. Zu meinem allergrößten Bedauem sind zwei Arlen, die ich von meiner Namibia-Reise mitgebracht hatte, als Halbwüchsige dem schon erwähnten Aggressions-Ausbruch eines Thoracochromisbuysi-Märnchens vom Kavango zum Opfer gefalIen. Dabei handelte es sich tm Thoracochromis alb olabri s tnd P haryn g o chromis ac utic ep s. T. albolabris bildet als erwachsener Fisch Wulstlippen aus, wie es von anderen Haplochrominen aus verschiedenen afrikanischen Gewässern bekannt ist. Im Jungfischstadium und selbst noch in einem Alter wenn junge Männchen bereits mit der Wildfong von Pseudocrenilobrus philonder ous dem Kovongo noch alei Johren im Aquorium. Oer Jung- Balz beginnen, ist diese Art kaum von T. buysi ztt unterscheiden. Lediglich ein andeutungsweise vorhandener zarter Streifen, der bei T. albolabris am Kiemendeckel beginnt, unterscheidet die beiden. Ich kann aufgrund des frühen Ablebens dieser Art bei mir keine Aussagen über ihre Verhaltensweisen machen. Auch kam es nicht soweit. dass die beiden Männchen, die ich hatte, Wulstlippen ausbildeten. Ich hoffe deshalb natürlich sehr, dass eine geplante zweite Reise, diese Art wieder in meine Aquarien bringen wird. Dass die etwa fünf bis sieben Zentimeter langen Männchen, die gerade mit Balzübungen begonnen hatten, auch keine Waisen- knaben hinsichtlich innerartlicher Aggressivität sind, ließ sich allerdings bereits erkennen. Ebenso bescheiden sind meine Erfahrungen mit Pharyngochromis acuticep s. Wahrscheinlich hatte ich genau ein Pärchen dieser Fische, weil sich bei einem Tier gerade Anzeichen von Eiflecken auf der Afterflosse ausbildeten. Immerhin scheint diese Art wieder in DCG-Händen zu sein, denn Anton Lamboj verriet mir, dass er unlängst welche aus Südafrika geschickt bekam. Ein wenig erfreulicher sind meine Erfahrungen mit Sargochromis coulteri. Lange Zeit war nicht klar, ob ich nun ein Pärchen dieser Art mitgebracht hatte fisch ist in OcG-lnfomotionen 36 (8): t8O obgebildet DCG-lnformolionen 37 l2lz ?S-32 n Oben: Junges Mönnchen von Thorocochromis olbolobris im Revierkompf mit einem Pseudocrenilobrus-Monn. Unten: Ein etwo gleich oltes Mönnchen von Thorocochromis buysi ous dem Kunene. Die Unterschiede zum oben obgebildeten Fisch sind koum zu erkenneo dq sich dos Forbkleid stimmungsobhöngig stork veröndert DCG-lnformotbnen 37 l2lz E-32 oder ob eines der beiden Tiere nur ein verkapptes Männchen war. Beide hatten auf der Afterflosse eine große Zahl von rötlichen Eiflecken, aber während sie bei einem der Tiere golden gelblich wurden, wurden sie beim anderen nur bräunlich. Nach zweieinhalb Jahren, beide Tiere waren inzwischen auf über 20 Zentimeter herangewachsen, laichten dann tatsächlich beide miteinander ab. Das Ablaichen selbst hatte ich nicht beobachtet, aller- Mit zunehmend besser und das kleinere Tier, das auch etwas hübschere Körperfarben erhalten hatte, balzte das größere wiederholt an. Irgendwann fraß das Weibchen nicht mehr und ich glaubte leichte Kaubewegungen beobachten zu können. Einen ausgebeulten Mundboden, wie es die meisten anderen Haplochrominen beim Maulbrüten haben, konnte zunehmendem Alter waren sich beide auf alle Fälle nicht mehr gewogen und das Tier mit den weniger hübschen Flecken wurde etwas größer und dominanter. Ich war gezwungen, das etwas kleinere Tier separat zu setzen, da es schon etwas verletzt worden war und auch andere Beckenbewohner es unterdrückten. Spätere Versuche, dieses Tier wieder dazu setzer. gelangen zunächst nicht. Erst ^)Spieß umdrehte, und alle Fische, die als ich den dieses Tier unterdrückt hatten, herausgefangen hatte, konnte ich es in das Dreimeterbecken setzen und es zunächst zum Herrscher dieses Aquariums aufbauen. Erst nach einigen Wochen, als es sich schon gut eingelebt hatte, setzte ich dann das etwas größere Tier mit den bräunlichen Eiflecken hinzu. Und siehe da, nun schien die Sache zu klappen. Zwarkarn es erneut zu Streitigkeiten, die aber relativ harmlos verliefen. Etwo fünf Zentlmeter longer Phoryngochromis ocuticeps. Gerode begonnen slch erste Anzeichen von Elflecken bei einem der Tiere ouszubilden DCG-lnformotionen 37 l2lz 25-32 dings verstanden sich im Vorfeld beide Tiere ich nicht feststellen. Nach 14 Tagen fraß das Weibchen wieder, es hatte die Jungen gefressen oder ausgespuckt und sie waren den anderen Beckenbewohnern zum Opfer gefallen, auf alle Fälle waren keine zu finden. Nach etwa vier Wochen kam es erneut zumAblaichen und diesmal konnte ich dabei sein. Nach einer mehrere Stunden dauernden Aufwlirmphase mit zahlreichen Scheinpaarungen, trat beim Weibchen endlich eine Legeröhre hervor. Dann dauerte es nicht mehr lange und die ersten Eier wurden in eine flache Mulde gelegt. Die Laichkömer wurden in einer Linie, etwas über 20 Stück pro Laichakt, gelegt und anschließend ins Maul genommen. Ich konnte auch beobachten, Zunöchst wor nicht klor ob es sich bei dem ongebildeten Exemplor um ein Weibchen oder ein verkopptes Mönnchen von Sorgochromis coulteri hondelt dass es vorkam, dass das Männchen bei einigen Laichakten Eier ins Maul nahm, diese aber am Rand der Ablaichmulde fallen lies, und die Eier dann vom Weibchen aufgenommen wurden. Die Regel war aber, dass das Weibchen die Eier in der Ablaichmulde aufnahm. Zwar oft nicht gleich sofort, denn das Männchen bot immer ziemlich rasch seine Afterflosse zum Aufpicken der Eiattrappen an. Dabei deckte es öfters die Eier mit der Afterflosse zu. Wenn es diese aber freigab, schlürfte sie das Weibchen sogleich ins Maul. Dass zwangsläufig auch Sperma aufnahm, dürfte sicher sein. Das Weibchen hat das Aufsammeln der Eier noch nicht beendet, da bietet das Männchen schon wieder seine Afterflosse an. Da es bestimmt ein Dutzend oder mehr solcher Laichakte gab, und immer etwas über 20 Eier gees dabei legt wurden, nahm ich an, dass das Weibchen wohl über 200 Eier bebrütete. Diesmal wollte ich nicht zl lange warten. Die Eier waren relativ klein, also nahm ich an, dass der Dottervorrat nicht so gewaltig ist und die Larven tatsächlich nach 14 Tagen freischwimmen würden. Ich erwartete, dass das Weibchen sie zu diesem Zeitptnkt herauslassen würde. Also versuchte ich, das Tier einen Tag vorher herauszufangen. Leider spuckte es bei dieser Aktion sämtliche Larven ins Netz. Da ich schon früher solche Vorftille mit anderen Arten hatte, war mir gar nicht Bange. Über die ,,schnapsglas-Methode" hatte ich schon einmal in den DCG-Informationen referiert (1911). Diesmal waren es aber so viele Eier, dass sie in einem Schnapsglas nicht unterzubringen waren. Zum Glück waren die Larven aber auch schon Adultes Mönnchen von Sorgochromis coulteri in Bolzförbung Seite 25: F2-Mönnchen von Orlhochromis mochodoi. Hübsche Fische, doch oufgrund ihrer Agressivitöt nur für wirklich große Aquorien geeignet DCG-lnformotignen 37 (21: 25-32 Oben: Sorgochromis coulteri beim Abloichen: Dos Weibchen legt elwo 2O Eier in einer Reihe in eine floche Mulde Unlen: Dos Welbchen hot dos Aufsommeln der Eier noch nicht beendet do prösentiert dos Mönnchen schon wieder die Eiflecke in seiner Afterflosse DCG-lnformotionen 37 12lr 25-32 soweit entwickelt, dass ein super-sorgf,ältiger Umgang m.E. nicht mehr nötig war. Ich habe die Larven deshalb in einen Ablaichkasten gegeben und nur einen Ausströmerstein zusätzlich hineingehängt. Es ging auch wirklich alles gut und nur eine verhältnismäßig kleine Zahl von Larven starb ab. Eine große Menge von Larven konnte ich nach ersten Freischwimmversuchen in eire 60-Zertimeter-Becken geben, das nun zunächst die Heimat für die Tiere sein wird. Wie erwartet, ließen sie sich die Larven nach dem restlosen Aufzehren des mit zerriebenem Flockenfutter er- Dottersacks nähren, das ich zweimal täglich reiche. Es wird wohl nicht lange dauern, dann werde ich die Anzahl der Tiere auf zunächst zwei Becken verteilen müssen. Dass auch diese Art nicht einfach in der Handhabung ihrer Aggressivität ist, zeigte sich leider sehr bald, als ich versuchte neben dieser auch noch die Kavango-Duysi im Dreimeterbecken zusammen zu pflegen und ich nun nur noch zwei Solotiere der beiden Arten besitze. So Leid es mir tut, muss ich alle wamen, die versuchen sollten, diese Arten in zu kleinen Becken zu pflegen. Zwar stellen die Tiere keine großen Ansprüche an Wasser, Futter oder Temperatur, aber ihre innerartliche Aggres- sivität ist enorm groß. Es soll schon vorgekommen sein, dass Nachzuchten mancher Arten weniger aggressiv werden als Wildftinge, aber ob dies auch für die Arten aus dem südlichen Afrika zutrifft, muss sich erst noch zeigen. literotur Schrarnl, E. (1977): Noch ein Tipp zur künstlichen Aufzucht von Maulbrüter-Eiern. DCG-Informationen 8 (9): 178-179. - (2003a): Fiederbartwelse aus dem Tanganjikasee. Die Aqu. u. (DNIZ) 56 (8): 60-65; (10): 18-23. (2003b): Pseudocrenilabrus aus Sambia. DCG-Informationen Ter. Z. - 34 (8): 184-192. (2005): Auf der Suche nach Cichliden in Namibia. DCGInformationen 36 (1): 1-9; (2): 31-38; (3): 58-61; (6): l2l-12!' (7\: 154-160:' (8): 177-180: (9): 202_271. - Lorven im Abloichkostery noch schwimmt keine frei Fotos: Enrin Schroml DCG-lnformotionen tl l2lz ?b32