Theater der Jugend: 16. 4. 2010, Abf. 17.45 Volkstheater: „Umsonst“ von J. N. Nestroy Posse mit Gesang von Johann Nestroy, Fassung für das Volkstheater von Michael Schottenberg; Quelle der Informationen: www.volkstheater.at Zum Inhalt: Die Schauspieler des Theaters von Steyr sind deprimiert, denn „bei Hochdruck herrscht in der Abendkasse Tiefdruck". Und die beiden Mimen Arthur und Pitzl planen deshalb bereits ihre Abreise. Arthurs Braut soll auf jeden Fall mit. Doch es gibt Probleme: Dem Bühnenhelden Arthur fehlt es an Vermögen und Reputation, um als ernsthafter Kandidat für seine angebetete Emma in Erwägung gezogen zu werden. Emma wiederum hat sich nicht nur in den Kopf gesetzt, einen Komödianten zu heiraten, sondern selbst die Bretter, die die Welt bedeuten, zu betreten. Und ihr Vormund, der reiche Fabrikant Finster, sowie die gestrenge Erzieherin Fräulein Mispl, eine alte Jungfer mit Hang zu romantischer Schwärmerei, haben andere Pläne mit ihr, die nur durch Entführung zu durchkreuzen sind. Dabei stürzen sich die beiden Freunde in aberwitzige, turbulente Abenteuer, die ihnen höchste Schauspielkunst und geniale Improvisation abverlangen ... Im Juni 1856 teilt Nestroy seinem Freund Stainhauser brieflich mit, dass er fleißig an einem neuen Stück arbeite: Es handelt sich um die Posse Umsonst, zu der ihm die Wiener Aufführung eines ungarischen Stücks als Impuls dient. Die Uraufführung am 7. März 1857 im Carl-Theater wurde mit Spannung erwartet, waren doch drei Jahre seit der letzten Nestroy-Premiere vergangen. Es war das erste Mal, dass er selbst nicht die männliche Hauptrolle spielte, sondern sich den Part des zynischen Schauspielers Pitzl auf den Leib schrieb. Umsonst, „eine der geistreichsten Arbeiten des gefeierten Possendichters", handelt von jenen drei zentralen Themen, die nicht nur viele seiner Stücke, sondern auch Nestroys eigenes Leben bestimmten: Vom Theater. Von der Liebe. Und vom Geld. In den Hauptrollen: Andreas Vitasek als Schauspieler Arthur Thomas Kamper als Schauspieler Pitzl Pressestimmen „Andreas Vitásek und Thomas Kamper reiten im Volkstheater eine Attacke aufs Zwerchfell. Und das natürlich nicht "Umsonst": Zweieinhalb Stunden lachen, bis das Zwerchfell bricht. [Bei der Musik] findet Schottenberg f ast schon traditionell herrlich unkonventionelle Lösungen - diesmal in Form der Chorvereinigung Wien Neubau und eines Bodypercussionisten. Großartig! Und um gleich beim Großartigen zu bleiben: Andreas Vitásek, immer öfter und viel zu selten Gast am Haus, gibt einen hinreißenden Arthur. Er schlüpft nicht in eine, sondern ein Dutzend Figuren. Er intrigiert, grimassiert, singt schön falsch. Und kann außer den Gesichtszügen auch die Körperhaltung entgleisen lassen. Vitásek ist studierter Pantomime. Ein Oskar Werner unter den Clowns. In Thomas Kamper findet er einen kongenialen Partner. Kamper als Pitzl, der eigentlichen Nestroy-Rolle, ist ein Misanthrop, wie von Brueghel gemalt. Für jede Rolle findet Schottenberg den perfekten Typ: Günter Franzmeier als Onkel Finster tobt auf Steirisch, Julia Gschnitzer als Cousine Mispl ist eine köstlich-geile alte Schachtel. Christoph F. Krutzler als Stinatzer Wirt, Andrea Bröderbauer als Wirtstochter und Alexander Jagsch als Ober liefern ein Kabinettstückl ab. Das Timing stimmt, jede Pointe sitzt. Zum Verwirrspiel tragen nicht nur gleiche Mäntel und Perücken bei, sondern besonders Hans Kudlichs Bühnenbild. Er hat auf die sich drehenden Bühne ein Labyrinth aus Türen und Zimmern gesetzt, das die Protagonisten zwar ausbremst, aber der Komödie ermöglicht, mehr und mehr Fahrt aufzunehmen. Fazit: Love, Posse & so richtig Vollgas. Schottenberg entfesselt seine Schauspieler." (Kurier) „Direktor Michael Schottenberg inszeniert im Volkstheater Nestroys "Umsonst" mit leichter Hand, Andreas Vitásek als Star und einem pointensicheren Ensemble. Die Aufführung ist in mehrfacher Hinsicht gelungen. Ensemble und Publikum waren bei der Premiere am Freitag nach zweieinhalb Stunden bestens gelaunt. Ein Schwank auf hohem Niveau. Dazu trägt vor allem Thomas Kamper bei, als melancholischer Schauspieler Pitzl. Diese Rolle des braven Kameraden, der dem stets fehlenden Essen, dem immer knappen Geld, aber auch der Lust an der Verstellung zugetan ist, hat ursprünglich Nestroy selbst gespielt. Kamper ist ein würdiger Nachfolger als Pitzl, er bringt die Pointen treffsicher. Souverän spielt Julia Gschnitzer als liebestolle Frau, es ist eine Lust, ihr bei der Darbietung der komischen Alten zuzusehen. In Nebenrollen reizen auch Andy Hallwaxx und Matthias Mamedof als dümmliche Heiratskonkurrenten zum Lachen. Wie sagt doch Pitzl, als er das Kündigungsschreiben des Theaters in Steyr in der Hand hält? „Gefallen soll ich auch noch? Für die Gage?" Es hat gefallen, kann also nicht umsonst gewesen sein." (Die Presse) „Die mit dramaturgischem Geschick erstellte, zweieinhalbstündige Fassung bringt auf der Drehbühne (Hans Kudlich) die überbordende Situationskomik des turbulenten Verwirr-, Verwechslungs- und Intrigenspiels bestens zur Geltung. Überzeugend auch die musikalische Neuinterpretation: Kein Orchester, sondern Percussion und ein rhythmisch summender und tönender Chor. Im Mittelpunkt der Geschichte steht freilich - recht wienerisch - Andreas Vitásek als Finsters ungeratener Neffe Arthur, der als jugendlicher Liebhaber am Stadttheater Steyr - im Grunde fehl-, aber trotzdem ideal besetzt - Triumphe feiert, jedoch nur Augen für seine Emma (Franziska Hetzel) hat. Um die Angebetete vor der von ihrem Vormund geplanten Zwangsverheiratung zu bewahren, schlüpft Vitásek virtuos von einer Identität in die andere. All dies gelänge nicht ohne die tatkräftige Hilfe von Arthurs geistesgegenwärtigem Schauspielerkollegen Pitzl, für den Thomas Kamper die richtigen Nestroy-Töne findet. Eine exemplarische Nestroy-Figur zeichnet auch Julia Gschnitzer als die trotz ihres fortgeschrittenen Alters rettungslos in Arthur verschaute Anastasia Mispl. Für Lachsalven ist jedenfalls reichlich gesorgt. Man amüsiert sich köstlich." (Wiener Zeitung)