JProf. Dr. Christian Thein JGU Mainz – Philosophisches Seminar Fachdidaktik Philosophie / Ethik Projektskizzen 1. Buchprojekt (Monographie): Problemorientierung und Urteilsbildung im Philosophieunterricht „Problemorientierung“ und „Urteilsbildung“ sind die didaktischen Paradigmen eines schülerorientierten und zugleich genuin philosophisch ausgerichteten Fachunterrichts. Ein problemorientierter Philosophie- und Ethikunterricht orientiert sich an einer Frage als der sprachlichen Darstellungsform eines Problems. Dieses Problem entwickelt sich aus den lebensweltlichen Kontexten der SchülerInnen und soll zugleich den Horizont der klassischen philosophischen Fragestellungen antizipieren. Die Medien des Philosophieunterrichts, insbesondere die philosophischen und wissenschaftlichen Textauszüge, sind systematisch mit Bezug zur Fragestellung im Unterricht aufzuarbeiten. Problemorientierung heißt für den Verlauf des Unterrichtsprozesses, die Grundintuitionen der SchülerInnen zur Lösung einer philosophischen, moralischen oder politischen Fragestellungen mit den theoretischen Ansätzen der PhilosophInnen zu konfrontieren. Der problemorientierte Philosophie/Ethikunterricht selbst wird strukturiert über einen progressiven Urteilbildungsprozess. Zum Ende einer urteilsprogressiven Unterrichtsreihe sollen die SchülerInnen in die Lage versetzt werden, ein reflektiertes und argumentativ fundiertes Urteil zur Problemstellung ausformulieren zu können. Der Weg der Urteilsbildung vollzieht sich über die propositionale Ausformulierung von Grundintuitionen (Vor-Urteilen) zur Erarbeitung von philosophischen Positionen sowie der Sammlung von philosophischen Prinzipien und Kriterien, die eine strukturierte Urteilsbildung ermöglichen. Das Buchprojekt wird theoretisch fundiert (Begründung der didaktischen Paradigmen über die philosophische Begriffsgeschichte) und zugleich praxisorientiert (Exemplarische Hinführung an die didaktische Systematik über Unterrichtsbeispiele) eine Darstellung des Konzeptes geben. Hierbei ist bezüglich der vielfältigen unterrichtlichen Ausrichtungen des Philosophieunterrichts eine Ausdifferenzierung der Konzepte mit Blick auf anthropologische, erkenntnistheoretische, ethische, moralische, ästhetische und politische Problemstellungen vorzunehmen. An eine empirische Fundierung der inhaltlichen Ausrichtung der philosophiedidaktischen Programmatik ist einhergehend mit der Möglichkeit der Beantragung eines Drittmittelprojektes bei dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gedacht. 2. Buchprojekt (Aufsatzsammlung): Philosophische Bildungstheorien in der Gegenwart Geplant ist ein (kooperativer) Aufsatzsammelband, der eine Zusammenstellung der Philosophie- und Bildungsbegriffe grundlegender PhilosophInnen der Gegenwart (seit 1950) bietet. Gedacht ist an folgende AutorInnen: Theodor W. Adorno, Michel Foucault, Hannah Arendt, Richard Rorty, Hans Blumenberg, Martha C. Nussbaum, Michael Waltzer, Jürgen Habermas, John McDowell, Judith Butler, Julian Nida-Rümelin. 3. Buchprojekt (Unterrichtskonzepte/-material): Kant in der Schule Das Projektvorhaben möchte eine im Sinne des problemorientierten Philosophieunterrichts kritische Einführung in die Philosophie Immanuel Kants mit Unterrichtskonzepten und materialien zum Gebrauch im Schulunterricht verbinden. Hierbei sind entlang der vier von Kant formulierten Fragen (Was kann ich wissen? – Was soll ich tun? – Was darf ich hoffen? – Was ist der Mensch?) sämtliche philosophischen Richtungen nach ihrer Ausdifferenzierung in der Kantischen Philosophie zu berücksichtigen. 4. Buchprojekt (Monographie): Lebenswelt und philosophische Bildung Auf der Grundlage der Forschungsergebnisse in den Bereichen der Philosophiedidaktik, der Bildungstheorie und der Philosophie soll eine Ganzschrift entstehen, die sich aus philosophischer, soziologischer und wissenschaftstheoretischer Perspektive dem Problem des Verhältnisses von lebensweltlichem und philosophischem Wissen zuwendet. Ausgangspunkt ist das didaktische Problem der „Problemorientierung“: Wie kann im Philosophie-/Ethikunterricht eine Beziehung zwischen dem lebensweltlichen Vor-Wissen der SchülerInnen und dem Abstraktionsniveau der philosophischen Fragen und Antworten hergestellt werden? Hierzu ist es nötig, zunächst den Begriff der Lebenswelt und ihrer Wissensformen philosophisch und soziologisch enger zu fassen (Wissenssoziologie, Wissenschaftsphilosophie, Phänomenologie, Erkenntnistheorie, empirische Bildungsforschung). In einem zweiten Schritt gilt es, vor dem Hintergrund der begriffsgeschichtlichen und kulturhistorischen Hintergründe den Begriff der „philosophischen Bildung“ zu systematisieren. Die Begriffe der Lebenswelt und der Bildung sind sodann in einem dritten Schritt aufeinander zu beziehen, um über die wissenschaftliche Darstellung zurück zur Beantwortung der philosophiedidaktischen Ausgangsfragestellung zu gelangen. Arbeitshypothese ist, dass zwischen lebensweltlichen Grundintuitionen zu epistemologischen, ethischen oder moralischen Fragestellungen und der philosophisch fundierten Argumentation kein fließender Übergang besteht, sondern „Sprünge“ vollzogen werden müssen, die eine Didaktik der Philosophie und Ethik in ihrer Grundkonzeption zu berücksichtigen hat. 5. Lexikonprojekt: Mitarbeit am „Neuen Ueberweg“ (19. Jahrhundert) Für den von Prof. Dr. Gerald Hartung (BU Wuppertal) herausgegebenen und neu überarbeiteten „Neuen Ueberweg“ (Schwabe-Verlag) ist die Fertigstellung von zwei philosophiehistorischen Lexikonartikeln geplant: 1. Artikel (bis 2015): Schelling-Schule und Kritik 2. Artikel (bis 2017): Von Hegel zum Vormärz (Junghegelianer) Die Fertigstellung ist begleitet von der beständigen Korrespondenz und Zusammenarbeit mit dem MitarbeiterInnenteam an dem philosophiegeschichtlichen Großprojekt.