Andromeda 3_2007_2.indd

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Zeitschrift der Sternfreunde Münster E.V.
20. Jahrgang
✶
2007
✶
Nr. 3
Aus dem Inhalt:
CCD Astrofotografie
Gestatten Holmes, 17P/Holmes
Berlin-Exkursion der Sternfreunde Münster
3.- Euro
3/07
Andromeda
Inhalt
Editorial ....................................................................................................... 4
Heiße Kandidaten auf extraterrestrisches Leben? ....................................... 5
Bildnachweise .............................................................................................. 9
Wann fängt Weihnachten an? ......................................................................10
Familientag im LWL Museum für Naturkunde .......................................... 11
Die Stirnlampe „Astro-Star XB“ ................................................................ 14
Deutsch für Sterngucker ............................................................................. 16
Einstein und die Zeitmaschinen .................................................................. 19
Nachruf: Frau Prof. Waltraut Seitter ........................................................... 21
Deep-Sky CCD-Astrofotografie Teil I ........................................................ 23
Gestatten: Holmes; 17P/Holmes ................................................................. 30
Astrocamp 2007 in Reken. ......................................................................... 33
Allgemeines Physikalisches Kolloquium - Vorträge .................................. 35
Berlin-Exkursion der Sternfreunde Münster............................................... 36
Sternfreunde intern ..................................................................................... 45
Was? Wann? Wo?........................................................................................ 46
Für namentlich gekennzeichnete Artikel sind die Autoren verantwortlich.
Impressum
Herausgeber:
Redaktion:
Kontakt:
Titelbild:
2. U-Seite:
3. U-Seite
Rückseite
Sternfreunde Münster e. V.
Sentruper Straße 285, 48161 Münster
Benno Balsfulland, Michael Dütting, Ewald Segna (V.i.S.d.P.),
Hermann Soester, Wolf Steinle, Philipp Stratmann
Jürgen Stockel, Haus Angelmodde 6 a, 48167 Münster
02506/2131
Auflage: 350 / Dezember 2007
Komet 17P/Holmes - Gerd Neumann
Familientag im LWL Museum für Naturkunde - Michael Dütting
Der Mond - Jan Bürger
Riesenrefraktor - Klaus Kumbrink
Kollage Komet Holmes: MD, MH, GEN, GN, DT, KW, s. S. 9
3
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Andromeda
Editorial
...und hallo...
Hatte da jemand ein Einsehen mit den
Amateurastronomen zum Ende des Jahres
hin? Fast bin ich geneigt zu sagen: Das
Jahr 2007 endet, wie es begonnen hat und
ausgleichende Gerechtigkeit. Nanu, weshalb denn das? Erinnern Sie sich noch.
Im Januar beehrte uns ein spektakulärer
Komet. Wie hieß der gleich noch mal?
Genau, McNaught. Der war selbst am
Taghimmel zu sehen. Der hellste Komet
seit 41 Jahren. Das schöne daran: direkt
vor unser Haustüre, sprich Nordhemisphäre (s.a. Titelbild der Andromeda
1/2007). Das weniger schöne daran:
Münster war in dieser Zeit ein wahres
Regenloch und demzufolge konnten wir
den Kometen von unseren Breiten aus
nicht sehen, leider.
24. Oktober 2007. Aus einer Mailingliste
erhalte ich eine kurze Notiz, Komet 17P/
Holmes hat seine Helligkeit dramatisch
verändert. Von einem Objekt, das selbst
mit größeren Amateurteleskopen nicht zu
sehen war, zu einem Objekt, das nun mit
den bloßen Augen zu sehen ist und das
Erscheinungsbild des Sternbild Perseus
doch sehr veränderte. Die chronologische
Abfolge der Ereignisse können Sie ab
Seite 14 verfolgen.
Ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die Sternfreunde-Exkursion
nach Berlin und Potsdam zu den histo4
rischen und modernen „astronomischen
Sehenswürdigkeiten.“ Von Freitag bis
Sonntag war ein Mammutprogramm
zu bewältigen, das die Schar der Sternfreunde zur Wilhelm-Förster Sternwarte,
ins Astrophysikalische Institut und auf
den Telegrafenberg in Potsdam, sowie
zur Archenhold Sternwarte nach Berlin
Treptow führte. Nehmen auch Sie Anteil
an dem ereignisreichen Wochenende
und wenn Sie mal nach Berlin kommen
- nicht nur das Reichtagsgebäude ist ein
Besuch wert.
In dieser Ausgabe beginnt Gerd Neumann
einen Artikel über CCD-Astronomie.
Gerd beschäftigt sich schon jahrelang mit
dieser für Sternfreunde immer interessanter werdenden Technik auch im Hinblick
auf die mittlerweile durchaus attraktiven
Preise. Der erste Teil behandelt die Funktionsweise von CCDs. Ferner erfahren
Sie, welches Fernrohr besonders für den
CCD-Baustein geeignet ist und weshalb
der Montierung so eine große Bedeutung
zukommt.
Ein weniger erfreulicher Anlass ist der
letzte Punkt in diesem Editorial.
Voller Trauer gebe ich bekannt, dass Frau
Prof. Waltraut Seitter, die letzte Direktorin des Astronomischen Instituts der
Universität Münster, das ja bekanntlich
1995 geschlossen wurde, nach längerer
Krankheit verstorben ist. Viele ältere
Sternfreunde kannten sie noch von den
Vorträgen über das MRSP, die im Zeiss
Planetarium Münster Ende der 80er Jahre
ein großes Besucherecho fanden.
Ewald Segna
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Andromeda
Heiße Kandidaten auf
extraterrestrisches Leben?
wir sie kennen eine Welt mit vielen fein
abgestimmten Faktoren benötigt.
Bei der Definition von Leben, stößt man
meist auf Kohlenstoff- und Wasserstoffverbindungen. Obwohl inzwischen bekannt ist, dass es sehr wohl organisches
Material geben könnte, welches auf
anderen Elementen basiert, bleibt man
bei der Suche nach „Aliens“ weiterhin
kohlenstoffchauvinistisch. Erstens, weil
es weiterhin kein Element gibt, welches
vergleichbar flexible Molekülketten
bilden kann, zweitens, weil die Bildung
von Ketten beim Kohlenstoff, im Unterschied z. B. zum Silizium, welches
seine Ketten lediglich bei etwa -200º
Celsius ausbildet, bei für biologische
Prozesse eher geeigneten Temperaturen
vonstatten geht. Kohlenstoffbasiertes
Leben benötigt jedoch auch flüssiges
Wasser, weshalb für einen passenden
Planemo eine Oberflächentemperatur
von mindestens 0º Celsius und maximal 100º Celsius angenommen werden
muss. Diese Maximal- und Minimaltemperatur sind zwar druckabhängig,
doch würde der Exoplanet bei einer
stark nach oben abweichenden Anziehungskraft (also höherem Druck)
organische Zellen zerdrücken, bei zu
wenig Masse besteht die Gefahr, die
notwendige Atmosphäre zu verlieren,
wie das Schicksal des Mars beweist.
Auch darf der Stern, den ein betreffender Planemo umkreist, weder zu groß
noch zu klein sein, sodass er lange
genug brennt, um eine organische Ent-
Philipp Stratmann
Dass „da oben“ irgendeine Art von Leben vorhanden sein muss, ist nach dem
Glauben diverser Menschen seit Generationen klar. Doch nachdem durch die
Erforschung des Weltraums und dem
Anfang der Raumfahrt die Vorstellung, der Himmel sei der Wohnsitz der
Götter, endgültig abgeschafft wurde,
entfachte die Frage neu, wo dieses denn
existiere und existieren könnte! Wenn
auch in Form von Außerirdischen und
nicht mehr von Göttern. Zudem blieb
die Wissenschaft bis heute einen klaren
Beweis für die Existenz extraterrestrischer Lebensformen schuldig.
Die Frage nach den Voraussetzungen
für Leben erscheint auf den ersten
Blick einfach: Es entsteht dort, wo
ein planetenähnliches Gebilde, ein
Planemo, vorhanden ist, mit genügend
Anziehungskraft, einer Wärme spendenden Sonne und genug Wasser- bzw.
Kohlenstoff. Planemos werden hierbei
in Planeten (innerhalb unseres Sonnensystems) und extrasolare Planeten, kurz
Exoplaneten, unterteilt. Beim zweiten
Blick jedoch erscheint sie als bedeutend
komplexer: Heutzutage geht man davon
aus, dass organische Molekülstrukturen, Organellen oder sogar Zellen wie
5
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Andromeda
wicklung zu gewährleisten, dennoch
muss er genug Energie aussenden,
dies allerdings regelmäßig und nicht
in extremen Stößen wie größeren Sonneneruptionen (Flares). Wäre er zu
groß, würde er teilweise schon nach
wenigen Jahrmillionen erlöschen. Eine
große Zeitspanne, wenn man von dem
Alter eines Einzelindividuums ausgeht,
jedoch gerade einmal ein Bruchteil der
Zeit, die nach Schätzungen diverser
Wissenschaftler zwischen der Entstehung der Sonne und den ersten Bakterien auf der Erde verging.
Zudem ist ein Gasriese wie Jupiter oder
Saturn von Nöten, der zwar weit genug
entfernt sein muss, um die Umlaufbahn
des kleinen Nachbarn nicht zu stark zu
beeinflussen, aber dennoch nah genug
um Meteoriden und Asteroiden anzuziehen und von einem Kurs auf den
bewohnbaren Planemo abzulenken.
Allerdings stellen diese Voraussetzungen, so umfangreich sie wirken, gerade
einmal eine Basis dar. Welche Bedingungen noch erfüllt sein müssen, z. B.
bei der chemischen Zusammensetzung
des Exoplaneten als auch der Sonne,
aber auch bei der Konstellation des
Systems, ist weitaus umfassender und
teilweise noch nicht genau erforscht.
Insofern grenzt das Aufsehen, das die
ersten bestätigten Funde 1992 und 1995
von Exoplaneten in Fachkreisen auslöste, fast an ein Wunder. Es handelte
sich immerhin nur um Planemos, denen
6
selbst die optimistischsten Wissenschaftler jegliches Leben absprechen.
Aber auch nur fast. Immerhin hatten
sich die Wissenschaftler schon Schnitzer bei der Suche nach Exoplaneten
geleistet, wie bei Barnards Pfeilstern,
den zwei Planemos von der Masse
Jupiters umkreisen sollten. Dies hatte
sich jedoch inzwischen als Messungenauigkeit herausgestellt. Solche Probleme rührten schlicht und ergreifend
aus der Schwierigkeit, Exoplaneten zu
detektieren. Direkte Beobachtungen,
so viel war bekannt, konnte zunächst
ausgeschlossen werden. Wie sollten
die relativ zu ihren Sternen kleinen
Planemos deren Strahlungsintensität
auch nur annähernd erreichen, um in
deren Umfeld gesichtet zu werden?
Und obwohl Anfang 2005 deutsche
Astronomen behaupteten, ein solches
Kunststück vollbracht und einen Exoplaneten namens GQ Lupi im Sternbild
Wolf sogar fotografiert zu haben, so war
und wird dies auch keine Möglichkeit
sein, kleinere Planemos aufzufinden,
die eng um ihren Bezugsstern kreisen.
Stattdessen maß man Veränderungen in
der Leuchtkraft der Sterne und schloss
daraus auf Transite oder vermaß die Bewegung der Sterne. Wenn sie wirklich
von einem Exoplaneten umkreist würden, so bildete sich ein gemeinsamer
Schwerpunkt, um den sich auch der
Stern drehte. Und Bingo, beide Wege
führten nach Rom, bzw. in die Annalen
der Astronomiegeschichte. Dies war
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Andromeda
das besondere der Entdeckungen 1992 wirklich, mit gerade einmal dem andertund 1995: Sie beweisen, dass Entde- halbfachen Radius, dem fünffachen der
Masse und der daraus resultierenden
ckungen wirklich möglich sind.
knapp 2,2 fachen der Anziehungskraft
der Erde stellt er einen ernstzunehmenden Kandidaten für extraterrestrisches
Leben dar. Obwohl er lediglich 1/14
AE Abstand zu seinem Stern einhält
(AE = Astronomische Einheit; die
Entfernung zwischen Erde und Sonne,
150 Mill. km), herrscht nach ersten
Berechnungen eine Temperatur von
etwa -3 bis 40º C, da es sich bei Gliese
Im April 2007, zwölf Jahre und den 581 um einen roten Zwerg, also einen
Entdeckungen von ungefähr 250 ver- kleineren Stern handelt. Im Vergleich
mutlich unbewohnten Exoplaneten zu den 15º C Durchschnittstemperatur
später, geht eine Nachricht um die Welt: auf der Erde geradezu paradiesisches
„Erdähnlicher Planet entdeckt“. Dass es Badewetter. Doch lediglich wenige
sich genau genommen um einen Exo- Monate später die Ernüchterung: Der
planeten handelt, jedoch nicht um einen rote Zwerg, dessen geringe EnergiePlaneten, wollen wir dem Autor dieser lieferung erst flüssiges Wasser zulässt,
Schlagzeile in Zeiten des Pisa-Schocks wird zum ersten Verhängnis des Planeten: Röntgenstrahlungsausbrüche,
nicht übel nehmen.
Wie für Astronomen üblich war die typisch für Sterne dieser Klasse, treten
Namensgebung kein Problem und ging hier so heftig auf, dass sie bei der
recht schnell vonstatten. Da sein Stern geringen Entfernung tödlich wirken.
„nur“ 20,4 Lichtjahre von der Erde Und die nächste Nachricht schaffte es,
entfernt ist, wurde dieser nach dem Ka- den verbliebenen Optimisten den Mut
talog für erdnahe Sterne, angeregt von zu nehmen: Ähnlich wie der Mond
dem deutschen Astronomen Wilhelm der Erde, so zeigt Gliese 581c seinem
Gliese, Gliese 581 getauft. Planemos Stern immer die gleiche Seite, seine
werden nun bei b beginnend durchnum- Rotation ist gebunden. Hierdurch wird
die eine Seite unaufhörlich aufgeheizt,
meriert (a ist der Stern selber).
Da der nun entdeckte Exoplanet das die andere Seite versinkt durchgehend
zweite entdeckte größere Objekt um in Dunkelheit.
Gliese 581 bildete, bekam er den ein- Leben? Vermutlich unmöglich. Es
fallsreichen Namen Gliese 581c. Und besteht weiterhin die Chance, dass
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Andromeda
die Rückseite durch Winde genug
Wärmeenergie bekommt, um Leben
zu beherbergen, doch die Wahrscheinlichkeit wird inzwischen als sehr gering
eingeschätzt. Neuere Modelle, von
dem Geophysiker Werner von Bloh
entwickelt, zeigen zudem, dass es
sich wohl eher um einen Exoplaneten
handelt, der mehr der Venus als der
Erde ähnelt. Aufgrund von Parametern
wie Planetenradius, -masse und -alter,
Wasserbedeckung, Leuchtkraft und Abstand der bzw. zur Sonne, konnte er die
CO2-Konzentration der Atmosphäre berechnen. Bei dem unbekannten Wert der
Wasserbedeckung nahm er sowohl den
Maximalwert als auch den Minimalwert
an, also sowohl eine Sintflut als auch
kompletten Wassermangel. Und voilá,
es entstand mehr ein abschreckendes
Beispiel dafür, was passiert, wenn wir
den CO 2 -Ausstoß nicht reduzieren,
als ein Planemo, auf dem potenzielle
Brieffreundschaften entstehen könnten.
Wobei, wer wartet schon gerne 20 Jahre
auf eine Antwort?
Doch die nächste Hoffnung ist schon
bekannt: ein noch relativ unbekannter
Exoplanet, Gliese 581d. Der Nachbar
Glieses 581c, der mit achtfacher Erdmasse nicht ganz so erdähnlich ist, liegt
wohl eher in der bewohnbaren Zone.
mit denen man kommunizieren könnte,
laut Frank Drake, berechenbar ist:
n=NxPxExBxIxT
N = Anzahl der Sterne in einer Galaxie;
P = Anteil der Sterne, die Planeten
haben;
E = Anteil der Planeten, auf denen Leben entstehen könnte;
B = Wahrscheinlichkeit, dass auf einem
geeigneten Planeten Leben entsteht
I = Die Wahrscheinlichkeit, dass sich
aus Leben intelligentes Leben entwickelt
T = Lebensdauer einer technischen
Zivilisation
Je nachdem, wie optimistisch oder pessimistisch man die Werte setzt, kommt
ein Wert zwischen 1-2 und mehreren
Millionen bis Milliarden Zivilisationen
heraus. In unserer Galaxie!
Gesagt werden muss aber noch, dass
nur die Variable N einigermaßen bestimmbar ist. Bei der Variablen P werden gerade empirische Untersuchungen
angestellt, um einen vernünftigen Wert
zu erhalten. Noch sind die Ergebnisse
statistisch gesehen nicht verwertbar.
Bei allen übrigen Variablen sind wir
auf Spekulationen angewiesen, die das
Und wer bei den Fakten immer noch Ergebnis in diesen Größenordnungen
nicht an Außerirdische Lebensformen und Streuungen erscheinen lassen.
glaubt, dem sei gesagt, dass die Anzahl
der Zivilisationen in unserer Galaxie,
8
3/07
Andromeda
Bildnachweise:
Quellenangaben:
S. 7
S. 10
http://de.wikipedia.org/wiki/Kohlenstoffchauvinismus
http://wissenschaft.marcus-haas.de/biologie/lebensformen.html
http://www.3sat.de/3sat.php?http://
www.3sat.de/nano/news/26329/index.
html
http://de.wikipedia.org/wiki/Planemo
http://www.welt.de/print-welt/article563459/Erstmals_Exoplanet_fotografiert.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Exoplanet
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_
Gliese
http://www.seismoblog.de/2007/06/
http://www.spiegel.de/wissenschaft/
weltall/0,1518,487918,00.html
http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/277416.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Gliese_581_c
http://dk.alien.de/greenbank.htm
S. 11
S. 12
S. 13
S. 15
S. 16
S. 17
S. 20
S. 21
S. 23
S. 25
S. 27
S. 30
S. 31
S. 32
S. 33
S. 36
S. 37
S. 39
S. 40
S. 41
S. 42
S. 43
S. 47
Exoplanet und rote Sonne
© Text: Rolf Krenzer Erben,
Johannstr. 11, 35685 Dillenburg
Weihnachtsbaum
Dobson der Astrokids
Wolfgang und der Büchertisch
Michael
Julia und „AstrostarXB“
Beteigeuze
Cirrusnebel
Zeichnung Urknall
Frau Prof. Waltraut Seitter
M33
CCD Chip
Teleskop mit Montierung
Cirrusnebel
Helligkeitsdiagramme
Komet 17P Holmes
Komet 17P Holmes
Bei der Sonnenbeobachtung
Hauptbahnhof Hamm
Großer Refraktor
AIP-Meridiankreise
Großer Refraktor
Observatorium
Einsteinturm
Teleskop auf dem Dach
Modell des Riesenteleskops
Riesenteleskop
Mond
Riesenrefraktor
NASA
BC
MD
KK
KK
HP
WP
MD
FS
JH
GN
GN
GN
GN
SY
ES
GN
JS
KK
KK
HP
HP
JS
HP
JS
HP
HP
JB
KK
Kollage Rückseite: Die Aufnahmen des Kometen
17P/Holmes entstanden in der Zeit vom 30. Oktober
bis zum 19. November 2007. Von unten rechts im
Uhrzeigersinn: KW (o. N.), MD, GEN, GEN, DT,
GN, GN (Schweifabriss), GN, MH (o. N.)
o. N. - ohne Nachführung
9
JB - Jan Bürger, BC - Beatrix Clement, MD Michael Dütting, MH - Martin Hierholzer, KK
- Klaus Kumbrink, JH - Bildarchiev Joachim
Hilpert, Münster, GEN - Georg Neumann, GN
- Gerd Neumann, HP - Hans-Georg Pellengahr,
FS - Frederik Soester, ES - Ewald Segna, JS
- Jürgen Stockel, DT - David Troyer, KW - Dr.
Karsten Westphal, WP - Wikipedia, SY - Seiichi
Yoshida
3/07
Andromeda
Familientag im LWL
Museum für Naturkunde am 17.11.2007 und
der Tag danach...
Ewald Segna
In diesem Jahr verbanden die Sternfreunde Münster ihre Astroausstellung
mit dem Familientag im Naturkundemuseum. Der Tag stand unter dem
Motto, „Im Museum ist der Bär los!“
Da hatten wir durch die Bären am Himmel ja auch ein gewichtiges Wörtchen
mitzureden, und so wurden im Vorfeld
ein paar Aktionen geplant. Kernstück
war die öffentliche Beobachtung vor
dem LWL Museum für Naturkunde.
Nachmittags sollte die Sonne, abends
der Große und der Kleine Bär beobachtet werden. Die Kinder wurden durch
Grafiken der beiden Sternbilder schon
auf das Ereignis am Abend vorbereitet.
Leider zog es sich im Laufe des Tages
immer mehr zu. Am Nachmittag legte
sich schwer eine dicke Wolkendecke
über Münster und die konnte auch die
restliche Zeit bis zum Abend nicht mehr
zurückgeschlagen werden, aber wir
hatten ja vorgesorgt.
Im Foyer des Museums waren verschiedene Teleskope zu bewundern
unter anderem auch der vereinseigene
15 Zoll Lomo Spiegel. Umlagert von
den Besuchern waren aber auch der
8 Zoll SC, der 8 Zoll Newton und ein
Fernglas 15x80 von Steiner, die in Ermangelung der echten Sterne auf ein
Portrait der Milchstraße an der Wand
des Planetariums gerichtet waren. Viele
Ahhs und Ohhs waren zu hören und
ein schöner Vergleich zwischen den
einzelnen Geräten war so möglich. Ein
paar Besucher kamen auch gezielt auf
die Typen de r Teleskope zu sprechen
- sie wollten sich in der nächsten Zeit
ein Fernrohr zulegen, hatten somit die
einmalige Möglichkeit schon eine „Vorauswahl“ zu treffen.
Der Büchertisch war üppig bestückt,
für Anfänger wie für Fortgeschrittene
gab es eine reiche Auswahl, die das
Spektrum von der Bestimmung der
Sternbilder über Astrofotografie bis
hin zur Veränderlichenbeobachtung
11
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Andromeda
abdeckte.
Eine Bilderwand konnten wir in diesem Jahr nicht gestalten, denn unser
angestammter Platz vor dem Infostand
war durch einen riesigen Teddybären
schon in Beschlag genommen worden.
So standen wir vor den Werbetafeln
des Museums - und da hatten wir nur
eine Genehmigung für die beiden Tage
- leider.
Jürgen hatte für die Kinder etwas ganz
Besonderes vorbereitet: Da das Thema
grob „Bären im Museum“ lautete,
hatte er sich die Mühe gemacht, den
aktuellen Himmel auf einer Karte darzustellen. Die Aufgabe der Kinder war
es, die richtige Konstellationen von
Kleiner und Großer Bär bzw. Kleiner
und Großer Wagen aufzufinden und
die Sterne mit Linien zu verbinden.
Auch eine Vorübung, die auf die Beo-
bachtung am Abend hinwies, die sich
dann aber ganz anders gestaltete, als es
geplant war.
Um 18:30 Uhr sollte die öffentliche
Beobachtung starten, bei der starken
Bewölkung über Münster aber war das
dann nicht möglich. Und so tauschten
wir das trübe Wetter gegen einen fantastischen Sternenhimmel, Grenzgröße
6.0 mag, ein. Wir zogen ins Planetarium
um.
Jürgen zeigte nun den Kindern und
Erwachsenen die Sternbilder Großer
und Kleiner Bär am künstlichen Himmel, den Polarstern und das Sternbild
Cassiopeia, das „Himmels-W“. Michael erzählte dazu die Sagen der alten
Griechen, die sich um diese Sternbilder
rankten. Zu guter Letzt gab es noch
etwas besonderes: die Position des Kometen Holmes wurde am künstlichen
Sternenhimmel den Besuchern gezeigt
und wer wollte, konnte sich am Ende
der Veranstaltung noch eine Sternkarte
mitnehmen, auf der die Lage des Kometen eingezeichnet war.
Der nächste Tag...
Morgens um 9:00 Uhr war unser Stand
schon zu besetzen, das Museum macht
schon so früh auf und wir hatten noch
die Teleskope und die Bücher im Eingangsbereich stehen. Naturgemäß ist
erst kurz vor der Kinderveranstaltung
gegen 11:00 Uhr im Planetarium ein
größerer Besucherstrom zu erwarten
und so kam es dann auch. Über den Tag
verteilt war mal mehr mal weniger an
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Andromeda
unseren Ständen los. Viele Gespräche
über Teleskope und ihren Himmel
wurden geführt, Einstiegsliteratur für
den Anfänger empfohlen sowie ein
Programm für Kinder von Michael
über einen Beamer demonstriert. Auch
die Besucher hatten die Gelegenheit es
auszuprobieren. Am Nachmittag kam
doch tatsächlich die Sonne hervor und
die ersten Fernrohre wurden draußen
aufgestellt. Die Sonne hatte aber kein
Erbarmen mit uns und zeigte nicht
einen Flecken auf ihrer Oberfläche (es
wird Zeit, dass das Sonnenminimum
zu Ende geht).
Am Abend überschlugen sich die Ereignisse: im Viertelstundentakt änderte
sich das Wetter bis es dann ab 17:30 Uhr
zunehmend besser und besser wurde.
Kurzerhand wanderte der Gerätepark
wieder vor die Tore des LWL Museums
für Naturkunde. Der Mond blickte uns
ungeniert an und so blickten wir zurück.
Atemberaubende Bilder von Bergen
und Tälern sowie deren Schattenwurf
waren durch den 15 Zoll Newton zu
sehen. Die Besucher waren von der
Plastizität der Bildeindrücke begeistert (und ich muss gestehen, ich auch,
schön dass man immer mal wieder die
„Handnachführung“ einschalten musste, damit das Objekt nicht verschwand
;-)). Da war doch noch etwas...
Genau, der Komet 17/P Holmes machte
ja noch seine Aufwartung. Um es kurz
zu machen: Die Erscheinung war sehr
lichtschwach und unspektakulär. Die
Himmelshelligkeit am Ort ließ den
Kometen fast „ersaufen“ - schade.
Zu Hause habe ich ihn dann wesentlich spektakulärer durch mein 15x80
Fernglas gesehen. Es wird aber immer
schwieriger, ihn mit bloßem Auge zu
beobachten. Die Größe seiner Koma
hatte fast das doppelte des scheinbaren Monddurchmessers erreicht - ca.
1 Grad.
Gegen 18:15 Uhr packten wir unsere
Sachen zusammen. Es war ein anstrengendes aber auch ein gelungenes
Wochenende mit vielen Kontakten zu
den Besuchern gewesen. Ob es einen
Familientag im LWL Museum für Naturkunde auch im kommenden Jahr gibt
- wir wären wieder dabei!
13
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Andromeda
Die Stirnlampe „AstroStar XB“
Brenzel, der eine kleine Firma namens
„Lichtcompany“ (www.lichtcompany.
de) betreibt, mailte zurück, er verfüge
von Hans Georg Pellengahr
noch über alle für den Bau der von
Herrn Mushardt und ihm entwickelten
Vor ca. 3 Jahren wurde in der Zeitschrift AstroStar XB Stirnlampe und würde
„interstellarum“ unter Astroneuheiten mir, wenn ich wollte, gern eine zusameine augenscheinlich sehr praktische menbauen und kurzfristig liefern.
Astro-Stirnlampe vorgestellt. Als
Bezugsquelle wurde das Astro-Ser- Dieses Angebot habe ich sofort angevice-Center Braunschweig angegeben. nommen und schon wenige Tage später
Nachdem ich das Teil in der Sternfreun- erhielt ich für 29,00 € plus 3,90 € Verde-Messiernacht 2007 auf Bennos Kopf sandkosten meine Stirnlampe. Christian
wiedersah und es sich in der Nacht als Brenzel hatte mir schon vorher per
sehr praktisch erwies, beschloss ich, Mail deren Auslieferung avisiert und
mir ebenfalls eine solche Lampe zu mir auch kurz deren Entwicklungsgebeschaffen.
schichte berichtet. Michael Mushardt
und er selbst hätten viel Zeit in die
Dies gestaltete sich allerdings schwieri- Entwicklung der Astrolampe investiert,
ger als erwartet. Bei ASC war die Lam- nachdem sie am gesamten Astromarkt
pe nicht mehr lieferbar. Ich erhielt von nichts Gleichwertiges gefunden hätten.
dort jedoch den freundlichen Hinweis Leider sei ihre Arbeit jedoch nicht in der
auf die Entwickler u. Vertreiber der erhofften Weise honoriert / nachgefragt
Lampe, Herrn Michael Mushardt (Phy- worden und so habe man inzwischen
siker und Hobbyastronom, aus Mehle, deren Produktion eingestellt.
Stadt Elze, Landkreis Hildesheim, der
in seiner kleinen Sternwarte zeitweise Schade, Internetrecherchen meinerseits
unter dem Namen „Eagle Eye Optics“ bestätigten, es gibt bis heute nichts
ein kleines Teleskopgeschäft betrieben Vergleichbares. Vielleicht sind damals
hat (Astro-Homepage: www.ttc-astro. einfach zu wenige Sternfreunde auf
de/michel/index.html)) und Herrn das von uns inzwischen in vielen BeoChristian Brenzel, Antpoel 13, 31139 bachtungsnächten eingesetzte Produkt
Hildesheim.
aufmerksam geworden.
Mit Letztgenanntem trat ich dann in ei- Julia und ich sind jedenfalls sehr froh,
nen sehr angenehmen Emailkontakt ein dass wir noch ein Exemplar der Stirn([email protected]). Christian lampe erwerben konnten. Sie ist ihr
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Andromeda
Geld unbedingt wert. Wunderbar, man
hat beide Hände frei und die mit einer
roten und zwei weißen Leuchtdioden
ausgestattete Lampe leuchtet immer
dorthin, wo man das Licht braucht.
Die Bedienung ist sehr einfach und
problemlos auch mit Handschuhen zu
bewältigen. Die Leuchte lässt sich kippen und sowohl in rot als auch in weiß
mehrstufig dimmen. Rotlicht zum Beobachten und Weißlicht zum Auf- und
Abbauen, notfalls auch zum Suchen
und Wiederfinden herunter gefallener
Kleinteile.
er ggf. auch noch für andere Sternfreunde AstroStar XB Stirnlampen montieren
und ausliefern könne. Dies hat er mir
grundsätzlich bejaht. Voraussetzung
sei allerdings, dass sich eine auch für
ihn lohnenswerte Stückzahl von 8 bis
10 Exemplaren ergeben würde. Das
könnten die Sternfreunde Münster doch
evtl. schaffen oder?
Gern führe ich die Stirnlampe bei
nächster Gelegenheit mal vor. Und
wenn Ihr wollt, könnte ich ja noch mal
mit Herrn Brenzel in Kontakt treten.
Ich bin überzeugt: Wer diese Lampe
wie wir kennenlernt, möchte sie haben
und wird sie nicht mehr missen mögen.
Julia und mir hat sie schon gute Dienste
geleistet.
Ich habe Christian Brenzel gefragt, ob
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3/07
Andromeda
Deutsch für Sterngucker
Hermann Soester
Als ich mir neulich die Videoaufzeichnung der BBC Sendung „Was Einstein
noch nicht wusste“ nach dem Buch
„Das elegante Universum“ von Brian
Greene anschaute, wurde es wieder mal
recht massiv und zwar in sprachlicher
Hinsicht: Von „massiven Sternen“ war
da die Rede und von einem „massiven
schwarzen Loch“. Ist „massiv“ nicht
einfach das Gegenteil von „hohl“?
Natürlich, ein Blick in den Duden
bestätigt prompt diese Annahme. Ist
aber dann nicht jeder Stern mehr oder
weniger und ein schwarzes Loch erst
recht massiv? Wie kommt dann dieses
Wort in den Sprachgebrauch von Wissenschaftlern?
Jeder, der sich mit Vorgängen in Sternen
beschäftigt, weiß, dass ihre Entwicklung abhängig ist von ihren Massen.
Deshalb unterscheidet man masse-
reiche von massearmen Sternen. Im
Englischen heißen die ersteren „massiv stars“. Dieser Begriff wurde ins
Deutsche übersetzt und ist auf dem
besten Wege, das treffende und längst
benutzte „massereich“ zu ersetzen.
So mancher Astronom dürfte wohl
bei populären Vorträgen von „massiven Sternen“ sprechen und auch
in der Fachliteratur, insbesondere
natürlich, wenn die Beiträge aus dem
Englischen übersetzt wurden, wie bei
der BBC-Sendung, wimmelt es nur so
von massiven Sternen und schwarzen Löchern. Das ist natürlich nicht
verwunderlich und vielleicht auch
verzeihlich. Aber wenn deutschsprachige Autoren unreflektiert diesen
Begriff übernehmen, handelt es sich
um nichts anderes als einen versteckten, weil übersetzten Anglizismus.
Ein weiteres Wort dieser Kategorie
ist die „Schockwelle“, die bei einer
Supernova in den interstellaren Raum
abgegeben wird. Im Englischen kann
„shock“ sowohl „Schock“ als auch
„Stoß“ bedeuten. Das deutsche Wort
„Schock“ bedeutet aber entweder
eine plötzlich eintretende Störung
des Nervensystems, eine Maßeinheit
(ein Schock Eier sind 60 Stück), oder
aber für Münsteraner Ureinwohner
„Send“ auf „Massematte“. Was sich
aber bei einer Supernova im interstellaren Raum ausbreitet, ist eher eine
Analogie zu dem, was im Jahre 1860
der Göttinger Mathematiker Bernhard
Georg Riemann (1826-1866) untersucht
16
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hatte: Bei der Ausbreitung von Verdichtungswellen in Gasen entdeckte er,
dass sie sich ganz von selbst verstärken,
bis aus ihnen durch den Raum wandernde Dichtesprünge werden. Sie erzeugen
genau den Knall, den wir hören, wenn
über uns ein Flugzeug die Schallgrenze
überschreitet. Es sind die Stoßwellen,
die zu Stoßfronten werden. Sie spielen
in der Astrophysik, vor allem bei Supernova-Ausbrüchen, eine wichtige
Rolle. Im Englischen erhielten sie die
Namen „shock waves“ und „shock
fronts“ und schicken sich in ihren
Übersetzungen an, wie die „massiven Sterne“ die bereits vorhandenen
Begriffe zurückzudrängen.
Andere Beispiele für misslungene
Übersetzungen dürfen eher als amüsant
angesehen werden. Da gibt es zum Beispiel Billionen von Sternen in unserer
Galaxie, nur weil die „Milliarde“ im
Amerikanischen Englisch „Billion“
genannt wird und der Übersetzer dies
schlicht ignoriert hat. Der Übersetzer
Andreas Loos erfand im Buch „Der
Sternenhimmel - ein astronomischer
Wegweiser“ sogar ein 89. Sternbild,
nämlich den „Igel“ (S.62), oder doch
nicht, weil man den „Adler“ (engl.
„eagle“) dann wohl wieder abziehen
muss.
Besonders hübsch finde ich den Einfall, das englische Wort für „Okular“
in einer Prospektbeilage mit Discounter-Teleskopangebot direkt in
„Augenstück“ zu übersetzen. Was viel
deutscher klingt als das aus dem Griechischen stammende Fachwort ist in
Wirklichkeit abermals ein versteckter
Anglizismus.
Auf der letzten Ausgabe der Interstellarum prangt ganz oben unter dem
Motto „Der helle Wahnsinn“ in großen
Lettern das vermeintlich urdeutsche
Wort „Lichtverschmutzung“, das sich
inzwischen auch völlig etabliert hat.
Doch macht sich nicht ein Unbehagen
beim Lesen oder Hören dieses Begriffs
breit? Schließlich ist es nicht das Licht,
das verschmutzt wird, wie die Luft oder
das Wasser bei den entsprechenden
Verschmutzungen. Gibt es überhaupt
ein zusammengesetztes Nomen mit
„Verschmutzung“ als Grundwort, das
zum Bestimmungswort die Beziehung „durch“ hat? Ein Blick in die
einschlägige Literatur sagt eindeutig
„nein“! Aber woher kommt sie dann,
die Lichtverschmutzung? Sie ahnen es
vielleicht? Es ist tatsächlich mal wieder
das Englische dafür verantwortlich,
ausschließlich in sprachlicher Hinsicht,
versteht sich. „Light pollution“ stand
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Andromeda
Pate bei der Geburt dieses beliebten
Begriffs für eine äußerst unbeliebte
Angelegenheit.
Es gibt natürlich auch die ganz offensichtlichen Anglizismen, die auch in
der Sprache der Amateurastronomen
ordentlich Platz gegriffen haben. Aber
ich gehöre nicht zu denjenigen, die in
jedem englischen Begriff einen Beitrag
zum Untergang der deutschen Sprache
sehen (rein deutschen Wortschöpfungen wie „Handy“, „Wellness“ usw.
sollte man vielleicht am besten mit
einem Lächeln und Anführungszeichen
begegnen). Ich glaube im Hinblick auf
den Bestand deutscher Wörter eher
an ein „survivel of the fittest“ (ein
mit „Recht des Stärkeren“ absichtlich
und in politischer Hinsicht fatal falsch
übersetzter Begriff). Bereits vorhandene deutsche Wörter setzen sich durch,
wenn sie passender sind als ihre übersetzten englischen Konkurrenten. Existiert hingegen kein passender deutscher
Begriff, setzt sich eben das Fremdwort
durch. Waren es früher griechische,
lateinische oder französische, sind es
heute halt englische, vornehmlich weil
sich Englisch inzwischen als Sprache
der Wissenschaft und Technik etabliert
hat. Schauen Sie sich doch einmal Ihre
Stereoanlage an. Wie soll man „Tuner“
oder „Cassettendeck“ adäquat übersetzen? Das Herzstück der Anlage wird
aber sehr treffend mit dem deutschen
Wort „Verstärker“ bezeichnet. Pech,
wenn Sie sich für einen „Receiver“
entschieden haben, da ist jener mit
eingebaut. Noch deutlicher wird dies
im Computerbereich, dem Eldorado für
englische Fachbegriffe. Neben Hardund Software, Bits und Bytes, Servern,
Browsern, Desktops, Laptops und so
weiter ist abermals das Herzstück des
Ganzen „deutsch geblieben“. Dabei
läuft mir beim Wort „Festplatte“ eher
das Wasser im Mund zusammen.
Und wie ist es in der Astronomie?
„Deep Sky“ kann man schon deshalb
nicht angemessen übersetzen, weil die
deutsche Sprache im Gegensatz zur
englischen keinen Unterschied zwischen dem physischen Himmel (sky)
und dem religiösen (heaven) aufweist.
Tiefer Himmel? Um Himmels Willen!
Dasselbe gilt natürlich auch für den üblichen Gruß der Sternfreunde aus aller
Welt. In der letzten Andromeda habe
ich schon bedauert, dass die brennweitenverkürzende Shapley-Linse immer
mehr zum „focal reducer“ verkommt,
wogegen sich die Barlowlinse tapfer
hält, obwohl der neue Meade-Katalog
auch einen „focal extender“ ins Programm aufgenommen hat, als technische Weiterentwicklung der Barlowlinse, versteht sich.
Wenn es aber wirklich stimmt, dass
vorhandene deutsche Wörter sich
durchsetzen, wenn sie passen, wie ist
es dann, nur zum Beispiel, mit den
„highlights“ und „events“, mit denen
in unserer Andromeda wahrlich auch
nicht gerade gegeizt wird?
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Vielleicht sollte man, wie mit dem
„event“ geschehen, Anglizismen grundsätzlich erst einmal zur Erholung in
den fiktiven Kurort „Bad Hausen“
(864 Einwohner, 8623 Kurbetten) des bayerischen Kabarettisten Gerhard
Polt, schicken. Der hält dort als Bürgermeister für seine Kurgäste neben eher
konventionellen events wie „mountain
climbing“, „bungee jumping“ und „river rafting“ wirklich Innovatives bereit:
„fresh air snapping“, ein herbstliches
„mushroom searching“ oder gar ein romantisches „candlelight brotzeiting“.
In diesem Sinne…
„clear skies“!
wie das Buch heißt, wer es geschrieben
hat, wovon es handelt und was einem
besonders gefällt. Wir sollen auch eine
Textstelle abschreiben, die wir besonders spannend, lustig oder traurig finden
und ein Bild dazu malen.
Das Buch heißt „Einstein und die Zeitmaschinen“
Literatur: Rudolf Kippenhahn: „Deutsche Sprach´, schwere Sprach´ (Kippenhahns Kosmos) in Star Observer
6/2002
Buchbesprechung
Einstein und die Zeitmaschinen
Luca Novelli
Arena Verlag Würzburg 2005
Frederik Soester
Aus meinem Lesetagebuch
In der Schule haben wir ein Lesetagebuch angefertigt. Wir lesen Bücher
und besprechen sie darin schriftlich.
Unsere Aufgaben sind: aufschreiben,
Es wurde geschrieben von Luca Novelli
Das Buch handelt von Albert Einstein
und auch von seiner geliebten Geige.
Es erzählt seine Lebensgeschichte von
den Kindertagen bis ins hohe Alter.
Natürlich handelt es auch von seiner
Theorie, von der Relativität der Zeit.
Es beschreibt seine Entdeckungen in
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Sachen Materie und Energie. Es geht
auch um seine Erfolge und Ansichten.
Was mir besonders gefällt: Mir gefällt
besonders, dass es so lehrreich ist und
dass es in der Ich-Form geschrieben
ist.
Textstelle: Unser Universum entstand
durch eine gewaltige Explosion, Urknall genannt. Mit dieser Explosion
entstand alles, was existiert und jemals
existieren wird: Auch die Materie aus
der dieses Buch besteht, sowie die Zeit,
die du brauchst um es zu lesen oder
durchzublättern.
Geschichten mit lustigen Comics untermalt hat. Wie zum Beispiel in diesem:
Albert Einstein regt sich darüber auf,
dass noch keine Fernseher, Radios,
Comichefte oder Videospiele erfunden
wurden. Er ruft: „Verflixt, erfindet sie
endlich!“
In einem anderen Comic geht es darum, dass Albert Einstein als Kind
weiblichen Besuch hasst, weil er dann
nämlich immer auf seiner Geige spielen
muss. Aber er hält einfach den Mund,
wie es sich für einen Musiker gehört.
Die Mädchen säuseln dann: „Wie entzückend!“ und Albert knurrt wie ein
Hund.
Das habe ich in mein Lesetagebuch
geschrieben. Aber mir gefällt auch
noch sehr gut, dass Luca Novelli seine
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Nachruf:
Prof. Waltraut Carola Seitter
Prof. Hilmar Duerbeck
Waltraut Carola Seitter wurde 1930 in
Zwickau geboren. Nach dem Abitur
in Köln 1949 studierte sie dort Physik,
Mathematik, Chemie und Astronomie.
Ein Fulbright-Stipendium führte sie zum
Smith College, Northampton/Massachusetts, 1954 als Assistentin, ab 1955 als
Instructor für Astronomie. Von 1958 bis
1962 arbeitete sie am Observatorium
Hoher List der Uni-versitätssternwarte Bonn. Nach ihrer Promotion 1962
war sie zwei Jahre wissenschaftliche
Angestellte und Assistentin in Bonn,
1965 Observator, 1969 Hauptobservator
und apl. Professor. 1967 war sie Gastprofessor an der Vanderbilt University
in Nashville/Tennessee, anschließend
Full Professor am Smith College. 1975
erhielt sie einen Ruf als Professorin und
Direktorin des Astronomischen Instituts
der Universität Münster, das sie bis zu
ihrer Emeritierung 1995 leitete.
In Bonn arbeitete sie über Probleme der
Stellarstatistik und der Spektralklassifikation von Sternen (Bonner Spektralatlas), sowie über eruptive Sterne.
In Münster stand neben der Lehre die
Verbesserung der Infrastruktur im Vordergrund. Bald jedoch ließen Konzentrationsmaßnahmen des Ministeriums die
Forschung zu einer aufreibenden Jagd
um finanzielle und personelle Unterstützung werden. Nach dem Umzug in
ein neues Gebäude Anfang der achtziger
Jahre scharrte sie ein talentiertes und
motiviertes Team von Mitarbeitern um
sich, und das Institut erlebte eine nie
zuvor erreichte Blüte. Das von der DFG
unterstützte Muenster Redshift Project
zur großräumigen Galaxienverteilung
und eine Galaxiendurchmusterung des
Südhimmels führten zu zahlreichen international beachteten Veröffentlichungen und einer internationalen Tagung
im Rahmen des NATO Advanced Study
Institute 1993.
Waltraut Seitter lebte und arbeitete unermüdlich für die Astronomie und für
die ihr anvertrauten Studenten und Mitarbeiter. Nach ihrer Emeritierung fand
sie Gelegenheit, einige ihrer Arbeiten
in den USA und Chile weiterzuführen.
In den letzten Jahren nahm eine fortschreitende Krankheit ihr immer mehr
die Energie, angefangene Projekte zu
einem guten Ende zu führen, so dass
der Tod schließlich als Erlöser kam. Sie
lebt weiter in der Erinnerung aller, die
die Begeisterung für die Astronomie mit
ihr teilen durften.
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Deep-Sky CCD-Astrofotografie Teil I
Gerd Neumann
Zur Funktionsweise von
CCDs
Die Abkürzung CCD steht für „Charge
coupled device“. In einer CCD - Kame-
Einleitung
Die Einführung und Verbreitung der
CCD - Kameras in der Astronomie hat
uns Amateuren eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnet, von denen noch vor
15 Jahren niemand zu träumen gewagt
hätte: Ob Sie sich für Astrometrie, Photometrie, Spektroskopie oder einfach
„nur“ für schöne Bilder interessieren:
mit einer CCD Kamera sind Sie mit
einem typischen Amateurteleskop von
10cm bis 30cm Durchmesser in der
Lage, Ergebnisse zu produzieren, die
noch vor einigen Jahren nur von Profis
erreicht wurden.
Der folgende Artikel soll Ihnen einen
Überblick geben, wie Sie mit einer
CCD - Kamera schöne, womöglich
sogar farbige, Bilder von Deep-Sky
Objekten erhalten können.
ra befindet sich kein Filmstreifen wie in
Ihrer klassischen Kleinbildkamera, sondern ein - meist recht kleiner - Chip aus
Silizium mit einem lichtempfindlichen
Bereich, in dem das Bild registriert
wird. Ein CCD - Sensor ist genau so
ein elektronisches Bauteil, wie die ICs
oder Transistoren in Ihrem Computer,
Handy oder Organizer. Allerdings ist
das Herstellungsverfahren aufwändiger,
weshalb CCDs auch vergleichsweise
teuer sind.
Stark vereinfacht können Sie sich einen CCD - Sensor als ein Feld voller
regelmäßig aufgestellter Wassereimer
vorstellen: Wenn ein Regenschauer
über dem Feld nieder geht, enthält jeder
Eimer eine bestimmte Menge Wasser.
Über ein System von Transportketten
wird nun jeder Eimer zu einer Messstation gebracht, an der die im Eimer
enthaltene Menge Wasser gemessen
wird. Zusammen mit den Koordinaten
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des Eimers erhält man zum Schluss
eine Karte der Wasserverteilung auf
dem Feld.
Fällt die Strahlung eines Sternes, einer
Galaxie oder eines Gasnebels auf das
CCD, werden im Silizium Elektronen
freigesetzt. Diese Elektronen werden
in den „Eimern“, den so genannten
Pixeln (von engl.: Picture Element)
gespeichert. Die Anzahl der Elektronen
im Pixel ist proportional zur Energie,
also abhängig von Wellenlänge und
Intensität der Strahlung. Nach Ende
der Belichtung wird die Menge der
Elektronen im jedem Pixel gemessen
und zusammen mit den Koordinaten
gespeichert - wir haben alle Informationen für ein Bild.
Natürlich ist ein echter CCD - Sensor
sehr viel komplizierter aufgebaut, und
es werden auch nicht die einzelnen
Pixel zum Ausleseverstärker gebracht:
Die gespeicherten Ladungen werden
über Elektroden und elektrische Signale
über den Chip verschoben, so dass am
Ausleseverstärker die Ladungen der
Pixel nacheinander gemessen werden.
Bei einem besonders schwachen oder
kurzen Regenschauer muss vielleicht
das Wasser aus vier (2x2) oder neun
(3x3) benachbarten Eimern zusammen
gekippt werden, bis man eine messbare
Menge Wasser erhält. Bei CCDs geht
das auch: man nennt das Zusammenfassen benachbarter Pixel „Binning“. Mittels Binning kann die Empfindlichkeit
einer CCD - Kamera erhöht oder die
Auflösung des Chips an die Brennweite
des verwendeten Teleskopes angepasst
werden.
Instrumente
Haben Sie ein Teleskop und eine
Montierung und möchten Sie eine passende CCD - Kamera dazu erwerben?
Oder haben Sie eine bestimmte CCD
- Kamera im Auge und suchen das passende Teleskop mit Montierung? Egal
aus welcher Richtung Sie kommen,
das „passend“ wird die Qualität Ihrer
Ergebnisse entscheidend bestimmen.
Wenn Sie den Einstieg in die CCD
- Astronomie planen, verschaffen Sie
sich einen ungefähren Überblick über
den zur Verfügung stehenden Etat:
Es lohnt sich nicht, ein besonders
großes oder teures Teleskop oder eine
sehr teure CCD - Kamera zu kaufen,
wenn Sie dafür an anderer Stelle, zum
Beispiel bei der Montierung, zu sehr
sparen müssen. Schöne Bilder sind
dann machbar, wenn alle Zubehörteile
gut aufeinander abgestimmt sind und
miteinander funktionieren.
Die Montierung
Die Montierung soll Ihr Teleskop mit
der CCD - Kamera und allen Zubehörteilen wie Okularauszug, Filterrad,
Sucher, Taukappe etc. der Drehung
des Himmels nachführen. Wenn Sie
schöne Aufnahmen mit runden Sternen
erreichen möchten, brauchen Sie dazu
eine Montierung mit einer wirklich
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guten Mechanik. Der Autor studierte
Maschinenbau und hat insofern eine
besondere Vorliebe für gute Mechanik,
denn eine wackelige Montierung mit
einem schlechten Schneckenrad wird
auch Ihnen bald die Freude verderben:
in Deutschland gibt es einfach zu wenig
klare Nächte, als dass man sich über
eiförmige Sterne auf einer Aufnahme
nicht ärgern würde.
Lassen Sie bei der Wahl einer Montierung für die CCD - Astrofotografie die
Finger von den Billigprodukten aus
Fernost: Das Lagerspiel wird durch
die Verwendung von zähem Fett kaschiert. Die mangelhafte Ausführung
von Schneckenrad und Schnecke mag
für die visuelle Beobachtung nicht
stören, bei CCD - Aufnahmen dafür
um so mehr.
Schneckenrad und Schnecke sind
die wichtigsten Komponenten einer
Montierung: In modernen Montierungen dreht ein Schrittmotor über ein
kleines Getriebe die Schnecke, die in
das Schneckenrad eingreift und so die
Montierung dreht. Die Schnecke ist als
mechanisches Bauteil nicht beliebig genau zu fertigen, sondern wird immer einen mehr oder weniger großen Schlag,
den so genannten „Pendelfehler“ haben.
Sehr hochwertige, geschliffene Schneckengetriebe haben einen Pendelfehler
von 2“ (Bogensekunden), in Billigmontierungen sind Pendelfehler von 40“
bis 60“ keine Seltenheit. Mit letzteren
kann man vielleicht noch halbwegs
brauchbare Weitwinkelaufnahmen mit
einem Fotoobjektiv erstellen, aber ein
Teleskop mit einer CCD - Kamera im
Fokus hat auf einer solchen Montierung
nichts zu suchen. Der sinusförmige
Pendelfehler wird häufig noch von
kleinen schnellen Sprüngen überlagert,
welche Schmutz im Getriebe oder
eine raue Oberfläche von Schnecke
und Schneckenrad anzeigen. Einen
Pendelfehler mit einem glatten Verlauf
können sie mit dem Auge oder einem
Autoguider noch gut korrigieren; viele
kleine schnelle Sprünge würden Sie
jedoch wahnsinnig machen, weil Sie
nicht zu beherrschen sind.
Die Wahl der Montierung hängt natürlich auch davon ab, wie Sie CCD - Fotografie betreiben: Müssen Sie vor jeder
Beobachtung das Auto beladen und
zum Beobachtungsplatz fahren? Haben
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Sie eine kleine Säule im Garten stehen,
oder verfügen Sie gar über eine eigene
Sternwarte mit fest montiertem Instrument? Müssen Sie Ihre Ausrüstung für
jede Beobachtung neu aufbauen, ist das
Gewicht ein limitierende Punkt: Sie
sollten den Aufbau auch müde noch gut
bewältigen können. Können Sie Ihre
Montierung hingegen fest aufstellen,
setzt eigentlich nur Ihr Geldbeutel die
Grenzen.
Weiter sollten Sie überlegen, ob Sie Ihr
Instrument manuell auf jedes Objekt
ausrichten wollen, oder ob Sie sich
eine Montierung mit „GoTo“, also
mit der Möglichkeit, Objekte automatisch anfahren zu können, wünschen.
„GoTo“ ist modern, so dass gute, ältere
Montierungen, die sich nicht umbauen
lassen, preiswert zu bekommen sind.
Entscheiden Sie sich für eine Montierung mit „GoTo“, sollte die Elektronik
eine Schnittstelle zur Kommunikation
mit Ihrem Computer haben, denn der
Komfort, ein Objekt per Mausklick
ansteuern zu können, ist enorm. Gute
GoTo-Lösungen gibt es für alle Montierungsgrößen. Die Fernrohrsteuerung
FS-2 der Firma Astroelektronik (www.
astroelektronik.com) kann nachträglich
an fast alle Montierungen angebaut
werden und lässt kaum Wünsche offen.
Für den transportablen Einsatz kann
ich aus eigener Erfahrung die GP-DX
Montierung von Vixen empfehlen.
Auch die kleinen Montierungen von
Takahashi sind eine gute Wahl. Wenn
es etwas größer sein darf, schauen Sie
nach Montierungen von Alt, AstroPhysics, Losmandy oder Takahashi. Ich
selbst benutze eine Vixen GP-DX und
eine Takahashi NJP und bin mit beiden
sehr zufrieden.
Versuchen Sie mit dem Händler/Verkäufer zu vereinbaren, dass Sie die
Montierung ein paar Nächte unter
den Sternen testen dürfen, damit Sie
bei mangelhafter Qualität den Kauf
ohne Probleme rückgängig machen
können.
Das Teleskop
Das Teleskop sammelt das Licht und
fokussiert es auf den CCD - Sensor.
Dabei sollte es möglichst scharf und
kontrastreich abbilden und wenig
Abbildungsfehler aufweisen. Ein Teleskop für die visuelle Beobachtung
wählt man im allgemeinen so groß
wie möglich, denn je größer die Optik,
desto mehr Objekte kann man sehen.
Für die CCD - Astrofotografie spielt die
Öffnung keine große Rolle: Schon mit
einem Instrument mit 20cm Öffnung
können Sie bis zur 21. Größenklasse
vordringen. Die Reichweite von CCD
- Aufnahmen ist eigentlich nur eine
Frage der Belichtungszeit.
Das entscheidende Kriterium für die
CCD - Fotografie ist die Brennweite:
Je länger sie ist, desto größer werden
die Objekte im Fokus abgebildet, aber
desto kleiner ist bei gleicher Chipgröße
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das Gesichtsfeld. Zudem nehmen mit
steigender Brennweite die Auswirkungen von Nachführfehlern, Windböen
und Luftunruhe stark zu. Man kann
Teleskope in grob vier Brennweitenbereiche einteilen:
Brennweiten bis 400mm:
Fotoobjektive und kleine, lichtstarke
Refraktoren sind in diesem Bereich
die am häufigsten eingesetzten Instrumente, da man auch mit Kameras mit
kleinen Chips große Gesichtsfelder
erhält. Weitwinkelaufnahmen von großflächigen Nebeln sind immer beeindru-
ckend. Durch die kurze Brennweite
spielt das Seeing und die Qualität der
Nachführung nahezu keine Rolle, allerdings benötigt man für diese Art der
CCD - Fotografie einen sehr dunklen
Himmel ohne störendes Streulicht und
Hintergrundaufhellungen. Die Anzahl
der Objekte ist zwar relativ begrenzt,
aber ein H-Alpha Filter schafft viele
neue Möglichkeiten: man kann sowohl
in der Großstadt als auch bei Vollmond
lang belichtete Aufnahmen von sehr
schwachen Objekten machen.
Brennweiten von 400mm bis 1000mm
Mit Instrumenten mit Brennweiten zwischen 400mm und ca. 1000mm kann
man viel Spaß haben: Sie sind ein schöner Kompromiss zwischen Bildfeldgröße und Detailauflösung. Die Anzahl
der interessanten Objekte ist groß. Die
Objekte des Messierkataloges sind die
ersten Ziele. Dieser Bereich ist ideal für
Einsteiger in die CCD - Technik, denn
die Anforderungen an die Nachführung
und ans Seeing sind moderat. Nehmen
Sie einen kleinen, leichten Newton mit
15cm Öffnung und 750mm Brennweite,
oder den noch lichtstärkeren 20cm f/4
Newton wie den RS200-SS von Vixen,
oder auch den 15cm f/6 MK69 „PhotoMak“ von Intes: Diese Instrumente sind
noch so leicht, dass Sie kein Vermögen
für die Montierung ausgeben müssen.
Wegen der relativ kurzen Brennweite
liefern auch preiswerte Kameras mit
kleinem Chip ein großes Gesichtsfeld.
Sie werden schnell schöne, vorzeigbare
Aufnahmen erstellen.
Brennweiten von 1000mm bis 2000mm
Sobald die Brennweite Ihres Aufnahmeinstrumentes mehr als 1000mm
beträgt, wird die CCD-Fotografie eine
anspruchsvolle Angelegenheit: Sie benötigen eine Kamera mit einem großen
CCD-Chip, weil viele Objekte sonst
das Bildfeld sprengen. Die Montierung
sollte auch gehobenen Ansprüchen genügen, da Ihnen sonst jeder Windstoß
die Aufnahme ruiniert. Entscheiden Sie
sich für ein lichtstarkes Instrument mit
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20cm bis 30cm Öffnung, wird die Auflösung Ihrer Aufnahmen im Großteil
der Nächte durch die Luftunruhe stark
reduziert. Bei der Nachführung geht
der Ärger mit der Suche nach einem
geeigneten Leitstern teilweise schon
vor der Aufnahme los. Planetariumsprogramme wie „Guide“, bei denen
ein Rahmen mit dem Bildfeld Ihrer
Kamera und des Nachführchips oder
des Fadenkreuzokulars eingeblendet
werden kann, helfen weiter.
Wer die technischen Anforderungen bewältigt, wird mit detaillierten Portraits
von Galaxien, Nebeln und Kugelsternhaufen belohnt, die noch vor einigen
Jahren nur Profis vorbehalten waren.
Brennweiten von mehr als 2000mm
Brennweiten über 2000mm sind nur
etwas für fortgeschrittene Astrofotografen. Bevor man sich an so lange
Brennweiten wagt, um kleine DeepSky Objekte in Ihrem vollen Detailreichtum auf den Chip zu bannen,
sollte man bereits viele Erfahrungen
mit kürzeren Brennweiten gesammelt
haben. Die Anzahl der Objekte ist nahezu unbegrenzt: Planetarische Nebel,
wechselwirkende Galaxien und ferne
Galaxienhaufen bieten ein weites Betätigungsfeld. Allerdings ist die Luft
in Mitteleuropa selten so gut, dass eine
so lange Brennweite wirklich sinnvoll
eingesetzt werden kann: Im Großteil
der Nächte wird das Seeing so schlecht
sein, dass der Deckel vor der Öffnung
bleibt und ein Instrument mit kürzerer
Brennweite zum Einsatz kommt. Bis
alle Einzelaufnahmen für eine gute
Farbaufnahme eines Objektes fertig
gestellt sind, können teilweise einige
Jahre vergehen!
Teleskoptypen
Grundsätzlich sind alle Teleskoptypen
für die CCD - Astrofotografie verwendbar. Da CCDs in einem großen
Wellenlängenbereich empfindlich sind,
spielt die Farbkorrektur der verwendeten Optik eine große Rolle: Werden
Instrumente benutzt, die zur Abbildung
nur Spiegel verwenden, wird das Licht
aller Wellenlängen in einem gemeinsamen Brennpunkt vereinigt. Sobald
Linsen im Strahlengang sind, fangen
die Probleme an: Bei normalen Achromaten wird blaues und rotes Licht in
verschiedenen Brennebenen gebündelt,
was von der visuellen Beobachtung
als farbiger Saum um helle Objekte
bekannt ist. Bei Aufnahmen ohne Filter
bleiben Sternabbildungen immer etwas
schwammig und diffus. Dieses Problem
tritt nicht nur bei Refraktoren auf, denn
auch ein Reducer hinter einem SchmidtCassegrain führt Farbfehler ein, die nur
noch mit Filtern zu beheben sind.
Vor allem infrarotes Licht (IR) stellt
ein großes Problem für den CCD-Fotografen dar: CCDs sind im IR sehr
empfindlich, das Auge hingegen nicht.
Keiner der bekannten Refraktoren oder
Reducer ist für eine perfekte Abbildung
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im IR korrigiert. Ohne Verwendung eines entsprechenden Sperrfilters, ist auf
den Aufnahmen jeder Stern von einem
unscharfen Hof umgeben, der vom
nicht fokussierten IR erzeugt wird.
Gerade bei kurzen Brennweiten sind
jedoch hochwertige apochromatische
Refraktoren hervorragende Instrumente, um CCD - Aufnahmen großflächiger
Objekte zu gewinnen.
Die bekannten Schmidt-Cassegrain Teleskope sind für die CCD - Astronomie
nur bedingt zu empfehlen: Es wurden
zwar schöne Aufnahmen mit solchen
Teleskopen gewonnen, aber man hat
aufgrund der mangelhaften Mechanik
mit erheblichen Schwierigkeiten zu
kämpfen: Während das Spiegel-Shifting bei der visuellen Beobachtung nur
störend ist, macht es jede CCD - Aufnahme zunichte. Weiterhin erfordert das
geringe Öffnungsverhältnis von typischerweise f/10 extrem lange Belichtungszeiten, und das stark gekrümmte
Bildfeld verbietet die Benutzung von
großen CCDs.
Ein Newton Teleskop und ein CCD sind
hingegen eine gute Kombination: Die
Abbildungsqualität der meisten Newtons ist sehr gut, da sie nur aus wenigen
optischen Elementen bestehen. Die
Mechanik ist ebenfalls einfach aufgebaut und somit auch in guter Qualität
bezahlbar. Die meisten Newtons sind
mit f/4,5 bis f/6 recht lichtstark, was
kürzere Belichtungszeiten ermöglicht.
Das Problem bei Newtons ist allerdings
der geringe Abstand zwischen Okularauszug und Brennebene, was dazu führen kann, dass Sie bei sehr lichtstarken
Instrumenten mit Ihrer CCD - Kamera
den Fokus nicht erreichen.
Maksutov-Teleskope gibt es als Maksutov-Newtons und als Maksutov-Cassegrains. Sie werden gegenwärtig nur
von der Firma Intes in nennenswertem
Umfang gebaut, die Instrumente mit
grundsolider Mechanik und einer ausgezeichneten Optik liefert. Maksutovs
haben ein sehr großes Bildfeld mit sehr
guter Abbildung und keinen Farbfehler,
was Sie für die CCD - Astronomie sehr
interessant macht!
Instrumente wie Hypergraphen oder
Ritchey-Chretien Teleskope sind für
die CCD - Astronomie optimiert. Sie
erfordern einen erheblichen finanziellen
Aufwand und sind nur für sehr fortgeschrittene Amateure zu empfehlen.
Über kurz oder lang werden Sie mehr
als nur ein Teleskop für die CCD - Fotografie verwenden, um alle Objektklassen geeignet abbilden zu können.
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3/07
Andromeda
Gestatten: Holmes;
17P/Holmes
Ewald Segna
Eigentlich war Komet Holmes schon
wieder auf dem Weg in den äußeren
Bereich des Sonnensystems (Bahn
liegt zwischen den Planeten Mars und
Jupiter). Verfolgt in dieser Zeit nur von
einem harten Kern der Kometenbeobachter. Helligkeiten von normalerweise
16m sind eher etwas für Astrofotografen
und Besitzer größerer Teleskope, also
Spezialisten. So war das „Schattendasein“ des Kometen nur zu verständlich.
Aber das sollte sich schlagartig am 24.
Oktober ändern.
Am Abend des 24. Oktobers 2007
schaute ich noch einmal kurz in meinen
elektronischen Postkasten um aktuelle
mails abzurufen. Eine unscheinbare
mail aus dem [email protected]
von Wolfgang Kriebel erregte mein
Interesse:
Hallo Liste,
ausnahmsweise mal ein eruptiver Komet - steht im Perseus.
Grüße, Wolfgang
Als Anhang eine mail von Daniel
Fischer, in der stand, das der Komet
17P/Holmes laut http://www.aerith.
net/comet/catalog/0017P/2007.html ...
jetzt allenfalls noch 16. Groesse haben
(sollte)- aber der Komet erlebt gerade
einen wahnwitzigen Ausbruch und ist
MIT 4. GROESSE MIT BLOSSEM
AUGE zu sehen:
http://tech.groups.yahoo.com/group/
comets-ml/message/12834 - als greller
Stern mit etwas Nebuloesem drum herum. Fotos zeigen ueberhaupt nur einen
bloomenden Lichtklecks.
Ein Scherz? Als sich dann aber auch
noch Arne Henden, der Direktor der
AAVSO (American Association of Variable Star Observers) meldete und die
Helligkeit des Kometen auf mittlerweile 3.m0 schätzte, war ich überzeugt, dass
da etwas ganz Spektakuläres im Gange
war. Noch kurz nach Mitternacht setzte
ich eine mail an diverse Sternfreunde
ab. Leider konnte ich den Helligkeitssprung des Kometen Holmes um das ca.
500.000 fache noch nicht selber in Augenschein nehmen. In Münster war just
30
3/07
Andromeda
eine Schlechtwetterzone, die jedwede
Beobachtung verhinderte. Mal wieder.
Erinnerungen an McNaught wurden
wach...(s. Andromeda 1/2007).
Meine erste Begegnung mit 17P/Holmes war am frühen Abend des 30.
Oktobers gegen 19:15 Uhr. Tatsächlich,
das Sternbild Perseus hatte ein anderes
Aussehen bekommen. Neben Alpha
Per, Mirfak, war der Komet das hellste
Objekt im Sternbild und mit bloßem
Auge leicht zu identifizieren. Er sah
nicht aus wie ein „richtiger“ Komet.
Mit dem 15x80 Fernglas konnte ich
einen hellen, gelblichen Kern und eine
diffuse Koma, aber keinen Schweif
wahrnehmen.
Historisches
17P/Holmes wurde schon am 6. November 1892 von dem englischen
Amateurastronomen Edwin Holmes
mit seinem 32cm Spiegelteleskop,
auf der Suche nach dem Andromeda
- Nebel, entdeckt. E. Holmes machte
noch schnell am frühen Morgen des 7.
Novembers eine ungefähre Positionsbestimmung, bevor dann die Wolken
die weitere Sicht versperrten. Seine
Entdeckung meldete er dann umgehend
an E.W. Maunder vom königlichen Observatorium in Greenwich und einigen
anderen Astronomen, die dann auch in
der folgenden Nacht die Beobachtung
Holmes bestätigen konnten. Unabhängig davon entdeckten auch T.D. Anderson (Edinburgh) am 8.11. und J.E.
Davidson (Queensland, Australien) am
9.11. den „neuen“ Kometen.
Damals wie heute dürfte es sich um
einen gewaltigen Helligkeitsausbruch
gehandelt haben, der den Kometen erst
sichtbar werden lies.
Von Interesse war aber noch ein zweiter, schwächerer Ausbruch der einige
Monate später, im Januar 1893 erfolgte.
Natürlich wird deshalb 17P/Holmes in
der nächsten Zeit intensiv beobachtet
werden, um ja nicht einen weiteren
Ausbruch zu verpassen, so er denn
kommt. Ein Schauspiel, von dem sich
die Forscher Informationen über den
Ausbruchsmechanismus, sowie die
enorme Helligkeitsentwicklung des
Kometen innerhalb von ca. 36 Stunden
erhoffen.
Ausbruchsszenarien
Zwei Theorien werden diskutiert:
Entweder eine Kollision mit einem
anderen Objekt oder aber ein Ausbruch
auf der Oberfläche des Kometen (schon
öfter beobachtet worden) durch den
permanenten Partikelstrom der Sonne
verursacht.
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Die erste Hypothese ist mathematisch
gesehen sehr unwahrscheinlich, gegen
die zweite sprich die schon enorme
Entfernung zur Sonne von ca. 364 Mill.
km. Bliebe eine dritte noch zu findende
Hypothese. Wie die aussieht ...?
Die aktuellen Bahndaten
Der aus Eis bestehende Kometenkern
ist ca. 3,6 km groß. Ein Umlauf um
die Sonne dauert ca. 6,88 Jahre. In den
nächsten Jahren wird sich die Umlaufzeit allerdings auf Grund des Jupitereinflusses auf über 7 Jahre verlängern.
Ausblick
Meine letzte Beobachtung des Kometen
17P/Holmes datiert von Samstag, den
8.12.2007 gegen 0:30 Uhr. Im Zenit
stehend war er mit bloßem Auge als
verwaschener Fleck in der Nähe von
Jota Persei zu sehen. Er hatte eine Größe von ca. 1º, mit anderen Worten, sein
scheinbarer Durchmesser war fast doppelt so groß wie der des Mondes. Sein
wahrer Durchmesser betrug demnach
bei einer Entfernung von ca. 1,738 AE
ca. 4,5 Mill. Kilometer, somit ist er das
z. Z. größte Objekt im Sonnensystem.
Der Komet wird auf Grund der expandierenden Koma weiter an Helligkeit
verlieren. Trotzdem sollte er noch zum
Jahreswechsel mit einem kleinen Fernglas zu sehen sein. Er wandert durch das
Sternbild Perseus um dann im 2. Quartal 2008 in das Sternbild Fuhrmann zu
wechseln. Da wird er aber in unseren
Breiten nicht mehr zu sehen sein.
„Kein heute lebender Mensch dürfte
Derartiges schon mal gesehen haben.“
--Gunnar Glitscher
Als ungewöhnlicher Komet wird er
allen in Erinnerung bleiben.
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Astrocamp 2007 in Reken
Johanna Wermert
Das Thema des diesjährigen Astrokamps war hauptsächlich die Vorbereitung einer Beobachtung mit Büchern,
Sternkarten, PC Programmen. Abends
war dann natürlich auch eine Beobachtung des Sternenhimmels geplant.
Nachdem wir unserer Zimmer bezogen
und die Teleskope etc. zum Teil schon
aufgebaut hatten, haben wir besprochen,
was wir am heutigen Abend beobachten
wollen, wie wir uns darauf vorbereiten
und was wir dafür brauchen. Michael
Dütting hat uns ein von ihm selbst entwickeltes Programm am PC gezeigt,
sozusagen eine Sternkarte mit verschiedenen Funktionen. Obwohl man mit
diesem Programm schon eine Menge
machen kann, ist es noch nicht ganz
fertig. Wir haben uns auch mit weiteren
ähnlichen Programmen beschäftigt.
Jürgen hat uns anhand einiger Bücher
erklärt, wie man mit diesen eine Beobachtung vorbereitet. Natürlich wurde
auch die Handhabung der drehbaren
Sternenkarte geübt. Dann sind wir raus
gegangen und haben ein bisschen die
Sonne mit einem Sonnenteleskop, aber
auch mit unseren normalen Teleskopen
und einem Sonnenfilter beobachtet, was
diesmal jedoch nicht so spektakulär war,
da leider keine Sonnenflecken und nur
eine kleine Protuberanz zu sehen war.
Als abends dann die Beobachtung angesagt war, war’s wie immer in Reken bewölkt, also haben wir erstmal eine kleine
Nachtwanderung gemacht. Als wir wieder an der Jugendherberge waren, waren
kleine Wolkenlücken zu sehen, sodass
wir ein bisschen den Mond beobachten
konnten und auch tolle Mondfotos mit
einer normalen Digitalkamera durchs
Okular gemacht haben (Foto auf der 3.
Umschlagseite). Allerdings zog es sich
bald wieder zu, woraufhin nichts mehr
zu sehen war. Wir haben unsere Teleskope wieder rein gebracht und einen
Film geguckt. Sonntag Morgen haben
wir dann unsere Zimmer aufgeräumt,
Betten abgezogen, gefrühstückt, unsere
Teleskope eingepackt und einen Film
über Entdeckung anderer Lebewesen
auf anderen Planeten in der Zukunft
geguckt.
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Berlin-Exkursion der
Sternfreunde Münster
12.-14. Oktober 2007
Jürgen Stockel, Christiane Wermert,
Klaus Kumbrink, Michael Dütting,
Hans-Georg Pellengahr
Im Herbst 2007 fuhren die Sternfreunde Münster nach Berlin. Ziel dieser
Wochenendfahrt waren einige der
großartigen historischen und modernen
Astronomieeinrichtungen in Berlin und
Potsdam. Wir planten im Vorfeld zu
optimistisch mit 25 Teilnehmern und
orderten Bus und Hotel. Die geringere
Resonanz (10 Anmeldungen) veranlasste uns dann, auf die Bahn umzusteigen
und deren Hotelangebot anzunehmen.
Der Start am Freitag war äußerst spannend. Ausgerechnet unser Reiseanbieter zwang uns, sehr flexibel zu agieren.
Der Nahverkehr wurde bestreikt. Wir
entschlossen uns, mit dem Pkw nach
Hamm zu fahren und dort in den ICE zu
wechseln. Das klappte super, sodass wir
dann am Freitagabend im Restaurant
Isis gut gelaunt alle zusammenkamen
(Jürgen kam von München angereist)
und uns auf die vor uns liegenden Attraktionen freuen konnten.
Erstes Ziel: Wilhelm-FörsterSternwarte in Berlin Steglitz
Jürgen Stockel
Start am Freitagabend war eine Verabredung an der Wilhelm-Förster-Sternwarte in Steglitz. Es war stockdunkel,
unten am Planetarium war keine Menschenseele. Jürgen hatte einige Monate
vorher den Weg zur Sternwarte erkundet, so dass wir uns – bewaffnet mit
einigen Taschenlampen - trauten, den
unheimlichen dunklen Waldweg hinauf
zur Sternwarte zu gehen.
Um 22:15 Uhr wurden wir dort von
einem Vereinsmitglied der „SternwarteWilhelm-Foerster e.V“ begrüßt. Bereits
1947 wurde das Wilhelm-Foerster-Institut gegründet. Auf einem alten Ruinengrundstück am S-Bahnhof Papestraße wurde mit selbstgebauten Geräten
von 7- und 8-Zoll die astronomische
Beobachtung begonnen. 1953 wurde
aus diesem Institut der heutige Verein
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mit aktuell über 1000 Mitgliedern. 1963
zog der Verein auf einen Hügel, der
aus dem gesamten Kriegsschutt Charlottenburgs aufgeschüttet wurde. Eine
11m-Kuppel beherbergt den berühmten
Bamberg-Refraktor: Er wurde bereits
1889 von der Firma Carl Bamberg in
Berlin gebaut. Er besitzt eine Öffnung
von 314mm und eine Brennweite von
5 Metern. Komplett mit Montierung
wiegt das Instrument immerhin 4,5
Tonnen. Es wird für öffentliche Beobachtungen genutzt. Darüber hinaus
beobachten auch die Vereinsmitglieder
mit diesem Instrument. Vor allem unter
Mondliebhabern ist dieses Instrument
über die Grenzen von Berlin sehr bekannt geworden. Mit diesem Refraktor
wurde der bekannte „Berliner-MondAtlas“ erstellt.
Leider gestattete uns der zugezogene
Himmel keinen Live-Blick durch die
Optik. Getröstet wurden wir durch die
weitere Führung: In der 5m-Kuppel
ist ein 15cm-Doppelrefraktor untergebracht. Ein 3-linsiges Zeiss-B-Objektiv
soll eine sehr gute Abbildungsqualität
besitzen. Richtig aktiv wurden wir
dann in der 7m-Kuppel. Hier steht ein
modernes Instrument: Ein Zeiss-Ritchey-Chrètien-Spiegelteleskop mit einer
beeindruckenden Öffnung von 750mm
bei einer Brennweite von 5600mm.
Wauh! „Jetzt bitte einen klaren Himmel“ spukte allen durch den Kopf. Nach
einer umfassenden Erklärung der PCgesteuerten Anlage wurde doch noch
die Kuppel geöffnet. Wir sahen einige
Wolkenlücken bei einem ansonsten etwas trüben Himmel. Aufs Korn nahmen
wir M57, den Ringnebel in der Leier.
Aber auch 750mm Öffnung mit TopOptik sind nicht in der Lage, bei diesen
Verhältnissen mitten in Berlin TOP-Bilder zu liefern. Trösten mussten wir uns
mit vorliegenden Webcam - Aufnahmen, die uns zeigen sollten, was diese
Anlage zu leisten im Stande ist. Auch
wenn heute Abend die Live-Bilder hier
an diesem 28-Zöller nicht an unsere
„Kattenvenne-Bilder“ herankamen,
war es dennoch beeindruckend, mit
welchem Aufwand und Engagement
hier im Zentrum von Berlin Amateurastronomie und Öffentlichkeitsarbeit
gemacht wird.
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Zweites Ziel: Astrophysikalisches Institut Potsdam „AIP“
durch die Dynamowirkung turbulenter
Plasmen.
Christiane Wermert
Am Samstagmorgen pünktlich um
10:00 Uhr empfing uns Prof. Liebscher
zu einer außergewöhnlichen Führung
durchs AIP-Potsdam. Prof. Liebscher,
der sich mit verschiedenen Themen aus
den Bereichen Kosmologie und Relativitätstheorie beschäftigt, engagiert sich
in der Öffentlichkeitsarbeit des AIP, obwohl er seit 2 Jahren im Ruhestand ist.
So hatten wir das Glück, einen ebenso
kompetenten wie sympathischen Führer
genießen zu dürfen.
Das 1992 gegründete AIP ist ein Nachfolgeinstitut der altehrwürdigen um
1700 gegründeten Berliner Sternwarte
und des 1874 gegründeten Astrophysikalischen Observatoriums Potsdam.
Neben seinem Hauptsitz in Berlin
Babelsberg gehören der Einsteinturm
auf dem Telegrafenberg sowie die Radioastronomie in Tremsdorf dazu.
Diese traditionsreiche Forschungsstätte
kann auf bedeutende Erfolge zurückblicken wie z. B. den Interferometerversuch von Michelson zum Nachweis
des Lichtäthers, einen der wichtigsten
„Misserfolge“ der Physik, die Beiträge
von Karl Schwarzschild zur Relativitätstheorie und zur Struktur Schwarzer
Löcher und die Erklärung der SternMagnetfelder von Karl-Heinz Rädler
Was hier besonders fasziniert, ist die
Verbindung dieser Tradition mit modernsten Entwicklungen in verschiedenen Forschungsbereichen von Astronomie und Forschungstechnik. Das
Spektrum der Projekte ist breit, Schwerpunkte sind die Themen „Kosmische
Magnetfelder“ (z. B. Sonnenphysik)
und „Extragalaktische Astrophysik“
(Sternentstehung, Galaxienentwicklung, Kosmologie u.v.a.m.). Hier ins
Detail zu gehen, hieße den Rahmen
eines Exkursionsberichtes bei weitem
zu sprengen.
Natürlich ist der Großraum Berlin
längst kein Standort mehr für ein modernes Observatorium, das heutigen
Ansprüchen genügen kann. Das AIP ist
als „Kompetenzzentrum zur Entwicklung von Forschungsinfrastruktur und
–technologie“ an zahlreichen großen
internationalen Teleskopen und Forschungsprojekten beteiligt. Als Beispiel
wurde uns von Prof. Liebscher das
LBT (Large Binocular Telescope) auf
dem Mt Graham in Arizona mit seinen
zwei 8,4m-Spiegeln vorgestellt. Es ist
geplant, die Bilder mit einem Interferometer zu kombinieren und dadurch
eine 10-fache bessere Auflösung im
Vergleich zum HST zu erreichen.
Das LBT ist eines von vielen internationalen Geräten, die mit Steuergeräten,
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Justiereinrichtungen und Software arbeiten, die im AIP entwickelt wurden,
und zwar im Forschungs- und Technologiegebäude „Schwarzschild-Haus“.
Hier geht es nicht nur um wissenschaftlichen Gerätebau, es wird auch die Flut
der eintreffenden Beobachtungsdaten in
einem Großrechner verarbeitet.
Als Kommunikationszentrale für automatisierte Teleskope dient aber auch
eines von 3 etwa 100 Jahre alten
Gebäuden, die früher Meridiankreise
enthielten. Ein weiteres beherbergt
heute ein Medienzentrum und ein
Schülerlabor. Bei unserem Gang über
das Gelände konnten wir diese interessanten Bauwerke leider nur kurz von Leider ist der Babelsberg-Refraktor in gewisser Weise ein Opfer des
außen bewundern.
Fortschritts: Der riesige Hubboden
der Kuppel, der die Okulareinsicht in
jeder Position des Refraktors ermöglicht, kann heute nicht mehr benutzt
werden und ist in erster Linie etwas
für „Technik-Romantiker“ (Von denen
es in unserer Reisegruppe etliche gab).
Die Steuerung dieses Hubbodens mit
ihren unzureichend gesicherten Starkstromleitungen wurde vom TÜV nicht
Unser Ziel war natürlich der von Carl mehr für den Betrieb freigegeben, sie
Zeiss in Jena hergestellte und 1915 darf andererseits aus Denkmalschutzhier am Babelsberg aufgebaute 65cm- gründen aber auch nicht mehr verändert
Refraktor. Sogleich beim Betreten der werden.
Kuppel waren jede Menge „Oh‘s“ Obwohl man das Teleskop nicht mehr
und „Ah‘s“ zu hören, denn mit seinen wirklich benutzen kann, ließen es sich
10,12m Brennweite ist das eindrucks- die Exkursionsteilnehmer nicht nehvolle alte Teleskop riesig und auch men, sich in dem überaus bequemen
Beobachtungssessel niederzulassen,
sonst einfach etwas fürs Auge.
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„so zu tun als ob“ und die Imposanz des und an die 300 verschiedene ZeitRefraktors auf sich wirken zu lassen. schriften befinden, die z. T. uralt sind.
Von „Acta Astronomika“ bis „Zurnal
Das 1924 errichtete 120cm-Spiegeltele- experimentalnoj i teoreticeskof fisiki“
skop ist bzgl. der hier gemachten Ent- ist alles vertreten. Nachdem wir einmal
deckung eigentlich noch berühmter als in diese gigantische Sammlung und in
der Babelsberg-Refraktor. Hier wurden die faszinierende Innenarchitektur der
erstmals Lichtspektren untersucht, um Bibliotheks-Kuppel eingetaucht waren,
auf die chemische Zusammensetzung fiel es uns teilweise schwer, uns daraus
von Sternen zu schließen. Außerdem wieder zu lösen. Das war wirklich eine
gab es wichtige Beiträge zur Photome- „runde Sache“.
trie von Sternen. Dieses Gerät konnten
wir aber nicht bewundern, da es nach
Drittes Ziel: Telegrafenberg
dem 2. Weltkrieg demontiert und als
Reparationsleistung auf die Krim trans- in Potsdam
Klaus Kumbrink
portiert wurde.
In der neuen Kuppel des alten Gebäude,
dass den 120cm Spiegel einst beher- Nach einer Mittagspause am Bahnbergte, befindet sich heute das Wissen- hof Potsdam waren es nun etwa 20
schaftliche Dokumentationszentrum, Minuten zu Fuß bis zum Eingang der
in dem sich Kataloge, Datenbanken astronomischen Einrichtungen auf dem
Telegrafenberg.
Hier erwartete uns Herr Einsporn, um
uns einiges über die Geschichte und
die hiesigen Einrichtungen zu berichten. Er führte uns zu den wesentlichen
Instituten des Telegrafenberges und
hatte allerlei Interessantes zu erzählen.
Insbesondere zwei Stationen hatten es
uns angetan: der Einsteinturm und die
Kuppel des großen Refraktors.
Erbaut ist der Turm von Erich Mendelsohn von 1920 bis 1922 - die Eröffnung war am 6. Dezember 1924.
Seine Aufgabe war die Überprüfung
der Relativitätstheorie Albert Einsteins.
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Heute ist es das Hausinstrument der mit Sonne auf einem Bootsrestaurant
und einer echten Berliner Currywurst.
Potsdamer Sonnenforschung.
Krönender Abschluss unserer Reise war
dann die sehr engagierte Führung durch
die Archenholdsternwarte mit dem
Museum und dem mit einer Brennweite
von 21m noch heute längsten Linsenfernrohr der Welt.
Auf Luftbildern wirkt dieses wegen
seiner Ausmaße unter freiem Himmel
aufgestellte Gerät wie eine riesige Kanone. Selbst auf Satellitenaufnahmen
aus großer Höhe fällt es dem Betrachter
sofort ins Auge.
Und wenn man sich der nach ihrem
Begründer aus dem westfälischen
Lichtenau bei Paderborn benannten
Archenhold-Sternwarte im Treptower
Park (nahe dem sowjetischen Ehrenmal
Ein ausführlicher Bericht über den Ein- für die im 2. Weltkrieg gefallenen russteinturm und den großen Refraktor auf sischen Soldaten) nähert, überragt der
dem Telegrafenberg folgt in der nächs- Fernrohrtubus das um die Montierung
ten Ausgabe der „Andromeda“.
Anm. der Redaktion
Viertes Ziel: ArchenholdSternwarte in Berlin-Treptow
Hans-Georg Pellengahr
Wer nach den Top-Highlights vom
Samstag nun gedacht hatte, es könne
am Sonntag keine Steigerung mehr
geben, musste sich eines Besseren belehren lassen. Begrüßt wurden wir in
Treptow von einer fantastischen Herbstatmosphäre an der Spree, von Kaffee
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herum errichtete Sternwartengebäude
wie ein Geschützrohr.
Ein in der Ausstellung der Treptower
Volkssternwarte aufgestelltes Modell
der „Himmelskanone“ demonstrierte
uns sehr anschaulich die Beweglichkeit des Riesenrefraktors. Man kann
es kaum glauben, aber die Montierung
macht jeden beliebigen Punkt des Himmels für das Riesenfernrohr erreichbar.
Dem Beobachter wird dabei auf der am
Okularende befindlichen Plattform stets
eine bequeme Einblickposition geboten. Noch heute wird der inzwischen
zum technischen Denkmal (als Außenstelle des Deutschen Technikmuseums)
erklärte Riesenrefraktor regelmäßig für
öffentliche Beobachtungen genutzt.
Die Schnittzeichnung verdeutlicht die
Funktion der Montierung.
Die Lagerung ist auf zwei ineinander
geschachtelte Montierungen verteilt, so
erhält man zwei Teile je Achse.
Die großen Kräfte (Gewicht) werden
von Rollenlagern der äußeren Montierung aufgenommen (gelb): Für die
schräge Stundenachse sind das zwei
jeweils drei Meter große und weitere
kleinere Räder, die über Laufkränze die
Achse stützen. Die Deklinationsachse
läuft in zwei großen Rollenlagern. Beide Lager können aber die Achsen nicht
genau genug führen. Diese genaue Führung übernehmen Gleitlager der inneren
Montierung (rot): Für die Stundenachse
ist dies die Achse selbst, die in Gleitlagern läuft. Die Deklinationsachse wird
durch zwei faustgroße Eisenkugeln in
Gleitschalen geführt.
Beide Systeme bilden so zwei ineinander geschachtelte Gabelmontierungen
(gelb und rot), nur durch eine große
Traverse an der Deklinationsachse miteinander verbunden. An dieser Traverse
sind dann das eigentliche Fernrohr 130t
und die beiden großen Gegengewichte
(jeweils 9t Masse) angebracht (blau).
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Beide Achsen werden (schon von Anfang an) elektrisch angetrieben. Für
den Grobantrieb dienen Motoren von
4kW und 6kW, für den Feinantrieb zwei
Motoren von 0,5kW.
als die diesbezüglichen Bemühungen
der Fachastronomen, verwundert noch
heute. Bereits als Student setzte sich
Archenhold beharrlich und geschickt
für den Bau eines Großteleskops in
Berlin ein. Ursprünglich sollte dieses
das mit 102cm Linsendurchmesser und
einer Brennweite von 19,7m bis heute
weltweit größte Linsenfernrohr in Yerkes, USA, übertreffen. Technologisch
und finanziell erwies sich dies jedoch
als unrealisierbar und so baute man
letztendlich nicht den größten, dafür
aber den längsten Refraktor der Welt
mit einer Brennweite von 21m. Der
Objektivdurchmesser hingegen betrug
nur 68cm.
Bei unserem Besuch war die Montierung für technische Wartungen eingerüstet, so dass wir leider weder die
Bewegung des Fernrohrs noch dessen
Durchblick im Original genießen konnten. Das voll bewegliche Modell im
Sternwartengebäude hat uns dennoch
sehr eindrucksvoll die Bewegungsmechanik der „Himmelskanone“ vor
Augen geführt. Ja, und zum Beobachten
sollten wir demnächst einfach nochmal
hinfahren.
Doch wie kam es überhaupt zum Bau Doch auch dieses Fernrohr wäre wohl
kaum so schnell realisiert worden,
dieses einzigartigen Instruments.
wenn nicht das damalige Berlin nach
Anfang der 90-er Jahre des 19. Jhdts. den Weltausstellungen in London und
fehlte in Deutschland ein großes Lin- Paris davon träumte, nun ebenfalls eine
senfernrohr. Dass die Ideen des jungen Weltausstellung auszurichten, zumal
Friedrich Simon Archenhold schneller die Presse seit Errichtung des Pariser
zum Bau eines Großinstruments führten Eiffelturms unablässig forderte, „es
dem Erzfeind noch einmal zu zeigen“.
Weil jedoch vor allem die süddeutschen
Teilstaaten nicht mitmachen wollten,
kam es 1896 anstelle einer Weltausstellung nur zur „Berliner Gewerbeausstellung“. Als eines der Ausstellungsprojekte entstand das Treptower
Riesenfernrohr. Während alle anderen
Ausstellungsobjekte nach Beendigung
der Gewerbeshow wieder abgebaut
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wurden, blieb die „Himmelskanone“
stehen und wurde so zur Keimzelle der
später nach ihrem Erbauer und ersten
Direktor F. S. Archenhold, benannten
Volkssternwarte. Der provisorisch zur
Ausstellung errichtete Holzbau wurde
1909 durch das heutige Sternwartengebäude abgelöst. 1910 wurden mit
dem Riesenfernrohr u. a. öffentliche
Beobachtungen des Kometen Halley
durchgeführt. Dessen Schweif durchquerte am 19. Mai 1910 die Erde und
nachdem Astronomen darin das giftige
Gas Cyan entdeckt hatten, befürchteten
viele Menschen den Weltuntergang.
Presse „Wahnsinn“
Vielerorts kam es zu sog. Weltunter- stoß der Erde mit dem Kometen:
Weltuntergang unter Palmen
gangspartys mit Galgenhumor.
II. Teil
(Gelangt nur zur Aufführung, falls der
„Krach“ heil überstanden wird)
Fortsetzung des Balls
Wieder-Eröffnungsfeier in allen noch
stehengebliebenen Räumen und Palmen-
häusern der Flora.
Nachdem der Riesenrefraktor bis 1912
geprägten Programmen, wie z. B. die- teilweise auch noch für wissenschaftlisem einer Hamburger Veranstaltung: che Zwecke eingesetzt worden war, entwickelte er sich in den folgenden Jahren
– nicht zuletzt aufgrund seines festen
I. Teil
Henkersmahlzeit an reservierten Tischen und bequemen Beobachterstandes Letztes Konzert des Flora-Orchesters vor immer mehr zu einem Instrument für
dem Weltuntergang
öffentliche Beobachtungen. Direktor
Fackelpolonaise durch den Park zur Be- F. S. Archenhold ging bei der Popularitrachtung des herannahenden Kometen
sierung der Astronomie neue Wege. So
Ball und Abschiedstrunk
entstand am 12.04.1912 am RiesenfernPunkt 12 Uhr: Großer Krach. Zusammen rohr der erste Film einer SonnenfinsterFoto Karikatur „Kometerich“
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nis. Dr. Günter Archenhold, der Sohn
des Gründers, setzte die Filmversuche
mit Aufnahmen der Mondoberfläche
und einer Mondfinsternis fort. Bei der
günstigen Mars-Sichtbarkeit 1925 und
1926 gab es noch einmal die Kombination von öffentlichen Beobachtungen
und wissenschaftlicher Nutzung.
Nach einer kriegsbedingten vorübergehenden Stilllegung der „Himmelskanone“ und der anschließenden deutschen
Teilung wurde die Archenhold Sternwarte neu belebt. In der DDR hatte die
Astronomie einen hohen Stellenwert,
der nach dem Sputnik-Start im Oktober 1957 u. a. auch zur Einführung
des Schulfaches „Astronomie“ führte.
Ein erstes Lehrheft für den Unterricht
wurde von dem damaligen Leiter der
Treptower Volkssternwarte Diedrich
Wattenberg verfasst. Mit viel Einsatz,
Kreativität und Flexibilität wurde auch
die Amateurastronomie gefördert. Als
Pendant zu der Archenhold-Sternwarte
im Ostberliner Treptow entstand im
Westteil Berlins 1963 nach dem Mauerbau auf dem Insulaner Trümmerberg
die Wilhelm-Förster-Sternwarte.
Fortsetzung folgt
Sternfreunde intern
☛ Eintritte:
Ingo Kuna, 9.5.2007
Björn Voss, 25.9.2007
☛ Austritte:
Uta Mommert, 31.12.2007
☛ Verstorben:
Norbert Bertels, 12.12.2007
☛ Coronado PST
Das Sonnenteleskop kann von den
Vereinsmitglieder ausgeliehen
werden.
☛ Okularkoffer
Auch der Okularkoffer steht den
Vereinsmitglieder zwecks Ausleihe zur Verfügung.
☛ Homepage der Sternfreude
Es hat sich viel getan auf der
Internetseite www.sternfreundemuenster.de. Schauen Sie doch
mal wieder rein!
☛ Termine:
Totale Mondfinsternis am 21. Februar 2008 von 2:43 Uhr bis 6:09
Uhr (MEZ).
Partielle Sonnenfinsternis am
1. August von 10:38 bis 12:19 Uhr
(MESZ).
Partielle Mondfinsternis am 16./17.
August von 21:36 Uhr - 0:45 Uhr
(MESZ).
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Was? Wann? Wo?
Andromeda
Astronomie - Unser Hobby:
Gemeinsame Beobachtung • Astrofotografie • Startergruppe •
Mond & Sonnenbeobachtung • Beratung beim Fernrohrkauf •
öffentliche Vorträge über astronomische Themen • Vereinszeitung
Wer sich mit dem faszinierenden Gebiet der Astronomie näher beschäftigen
möchte, ist herzlich eingeladen, zu einem unserer öffentlichen Treffen zu
kommen. Unsere Mitglieder beantworten gerne Ihre Fragen.
Öffentliche Veranstaltungen
Wir veranstalten Vorträge über aktuelle astronomische Themen an jedem
2. Dienstag des Monats. Öffentliche Beobachtung vor dem Museum für
Naturkunde. Aktuelle Infos über unsere „Homepage“.
www.sternfreunde-muenster.de. Alle Veranstaltungen sind kostenlos!
Vortragsthemen
(A): Anfänger
8. Jan.: Praktische Sonnenbeobachtung (A) Andreas Pietsch
Die Sonnenbeobachtung erfreut
sich seit jeher großer Beliebtheit
unter Amateurastronomen. Wir
können auf der Sonne mit unseren
Teleskopen einen ausserordentlichen Detailreichtum im „Weißlicht“ und im „H-Alpha-Licht“
beobachten. Der Vortrag soll
Instrumente und Zubehör für die
Sonnenbeobachtung zeigen ebenso
Beobachtungstechniken und Auswertungen vermitteln.
(F): Fortgeschrittene
12. Febr.: Neue Fotos der Sternfreunde Münster (A) div. Sternfreunde
Wieder ist ein Jahr vergangen.
Viele neue Bilder haben sich bei
den Sternfreunden angesammelt.
Der Abend vermittelt einen Querschnitt über die verschiedenartigen Bildmotive, von Planeten
bis hin zur Deep Sky Fotografie.
Auch die eindrucksvollen Bilder
vom Kometen 17P/Holmes werden zu sehen sein.
11. März: N.N.
Ort und Zeit: Seminarraum des Westfälischen Museums für Naturkunde / 19.30 Uhr
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