Sachsenhausen - Arbeitskreis Konfrontationen

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21.März 1933
Die SA richtet in einem leer stehenden Fabrikgebäude im Stadtzentrum
von Oranienburg das erste Konzentrationslager in Preußen ein. Anders
als das spätere KZ Sachsenhausen lag das KZ Oranienburg mitten in
der Stadt an der Hauptstraße nach Berlin und konnte von Passanten
und Anwohnern eingesehen werden.
Juni/Juli 1933
Nachdem zuvor fast ausschließlich Kommunisten in Oranienburg inhaftiert waren, erreichen jetzt erste sozialdemokratische Häftlinge das
Lager.
Juli 1934
Im Zusammenhang mit dem »Röhm-Putsch« und der Entmachtung der
SA wird das Lager von der SS übernommen.
13.Juli 1934
Schließung des Lagers. Im KZ Oranienburg wurden mehr als 3000
Menschen inhaftiert. Mindestens 16 Häftlinge wurden von den Wachmannschaften ermordet, unter ihnen der Schriftsteller und Anarchist
Erich Mühsam.
Sommer 1936
Viele sog. „Asoziale“, vor allem Wohnungslose und Prostituierte aus
dem Raum Berlin werden in das sich noch im Aufbau befindliche KZ
Sachsenhausen verschleppt.
September 1936
Das KZ Sachsenhausen wird offiziell in Betrieb genommen. Es wurde
über den Sommer von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet. Als
Modell- und Schulungslager in unmittelbarer Nähe der Reichshauptstadt Berlin nimmt das KZ Sachsenhausen eine Sonderstellung im
System der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein.
Mai 1937
Ein Arbeitskommando aus 300 Häftlingen wird zum Aufbau des Konzentrationslagers Buchenwald zusammengestellt.
ab 1938
Das KZ wird immer mehr zum Instrument der rassistischen Gesellschafts- und Bevölkerungspolitik des NS-Regimes, die sich gegen Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, sog. „Asoziale“, „Arbeitsscheue“
und „Berufsverbrecher“ richtet.
März 1938
Im Rahmen der ‚Aktion Arbeitsscheu Reich‘ des Reichskriminalpolizeiamts liefert die SS rund 6.000 als „asozial“ verfolgte Menschen in das
Lager ein.
August 1938
Die Inspektion der Konzentrationslager, die Verwaltungszentrale für alle
Konzentrationslager im deutschen Machtbereich wird von Berlin nach
Oranienburg in unmittelbare Nähe des Lagers verlegt.
Gründung des SS-eigenen Unternehmens „Deutsche Stein- und Erdwerke G.m.b.H.“ und Planung eines Ziegelwerkes in Oranienburg durch
die SS.
ab Sommer 1938
Häftlinge müssen das Außenlager ‚Klinkerwerk‘, das weltweite größte
Ziegelwerk, errichten. Hier sollen Ziegel für die Großbauvorhaben in
Berlin von Häftlingen hergestellt werden.
Sommer 1938
Ausbau des Lagers: Das sog. ‚Kleine Lager‘ in dessen Baracken 38
und 39 fast ausschließlich jüdische Häftlinge eingepfercht werden, wird
errichtet.
1.August 1938
Rudolf Höss, der spätere Kommandant des KZ Auschwitz wird aus
dem KZ Dachau nach Sachsenhausen versetzt und übernimmt dort
die Position des Adjutanten und einige Monate später des Schutzhaftlagerführers.
November 1938
Nach dem Novemberprogrom werden ca. 6000 jüdische Häftlinge aus
Berlin, Hamburg, Leipzig und Frankfurt/Oder nach Sachsenhausen deportiert.
Dezember 1938
Häftlinge aus Sachsenhausen werden in die Nähe von Hamburg verlegt um dort das KZ Neuengamme, ursprünglich ein Außenlager von
Sachsenhausen aufzubauen. Außerdem wird ein Arbeitskommando
nach Fürstenberg verlegt um dort das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück zu errichten.
April 1939
1400 Häftlinge, vor allem Juden, „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“,
aber auch politische werden aus Sachsenhausen entlassen.
September 1939
Verstärkte Inhaftierung sog. ‚Staatsfeinde‘. Vor allem Kommunisten
und Sozialdemokraten werden (wieder) verhaftet und nach Sachsenhausen deportiert. Die Lebensbedingungen im Lager verschlechtern
sich massiv. Außerdem wird Sachsenhausen mit Kriegsbeginn Ort der
Exekution von sog. ‚Saboteuren‘.
November 1939
Etwa 1200 tschechische Studenten werden nach öffentlichen Protesten gegen die deutsche Opkkupation in Prag verhaftet und einige Hundert von ihnen nach Sachsenhausen verschleppt. In dieser Zeit werden
auch die ersten Häftlinge aus Polen, 159 Professoren und Mitarbeiter
der Hochschulen aus Krakau nach Sachsenhausen gebracht. Insgesamt verdoppelt sich die Zahl der Häftlinge auf 12.200 bis Ende des
Jahres.
ab März 1940
Massentransporte aus Polen. Bis September 1940 werden ca. 13.000
Menschen aus Polen nach Sachsenhausen deportiert.
Mai 1940
Rudolf Höss wird als Kommandant zum Aufbau des KZs Auschwitz versetzt. Zusammen mit ihm und anderen SS-Männern werden 30 Häftlinge als Kapos für das Lager nach Polen gebracht.
August 1940
Ein Arbeitskommando wird nach Groß-Rosen gebracht um dort ein
Konzentrationslager zu erbauen.
ab 1941
In vier errichteten Sonderhäusern wurden ehemalige Regierungschefs besetzter Staaten wie der österreichische Bundeskanzler Kurt
Schuschnigg und andere prominente Häftlinge, deren Aufenthaltsort
nicht bekannt werden sollte, unter falschen Namen mit ihren Familien
untergebracht.
Frühjahr 1941
Fertigstellung des Klinkerwerkes und des zugehörigen Häftlingslagers.
Bei den Bauarbeiten kommen zahlreiche Häftlinge ums Leben odr werden ermordet, darunter vor allem Sinti und Roma, Zeugen Jehovas,
Homosexuelle sowie jüdische und polnische Häftlinge. Das Klinkerwerk
wird eigenständiges Außenlager.
ab April 1941
Knapp 300 Häftlinge werden in Heil- und Pflegeanstalt Sonnenstein bei
Pirna ermordet.
August 1941
Die ersten sowjetische Kriegsgefangenen treffen im Lager ein.
Oktober 1941
10.000 sowjetische Kriegsgefangene, unter denen sich viele Juden befanden, werden in einer provisorischen Genickschussanlage erschossen, mit Gaswagen oder durch nicht behandelten Typhus ermordet.
ab 1942
Mehr als 100 Außenlager und Außenkommandos des KZ Sachsenhausen werden in der Nähe von Rüstungsbetrieben, u.a. bei den HeinkelFlugzeugwerken in Oranienburg und bei Berliner Industriebetrieben
wie Siemens und AEG errichtet. Auch die Produktion im Stammlager
Sachsenhausen wird zunehmend auf Rüstungsgüter umgestellt.
Frühjahr 1942
neben dem Industriehof wird eine Vernichtungsanlage mit Krematorium, Genickschussanlage und ab 1943 einer Gaskammer errichtet, die
von der SS in Analogie zum Turm A als Eingangstor zynisch als „Station Z“ bezeichnet wird.
3.Mai 1942
Erschießung von 72 holländischen Geiseln im Lager als Reaktion auf
Widerstandsaktionen in Holland.
28/29.Mai 1942
250 jüdische Häftlinge werden als Vergeltung für die Widerstandsarbeit
der ‚Gruppe Baum‘ erschossen.
Oktober 1942
Die meisten jüdischen Häftlinge werden nach Auschwitz deportiert.
ab Mitte 1944
die Richtung der Deportationen kehrt sich allmählich um. Tausende
polnischer, tschechischer, slowakischer und ungarischer Juden werden aus ihren Heimatländern oder aus den Vernichtungslagern in das
KZ Sachsenhausen deportiert. In dieser Zeit sind 90% der Häftlinge
aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern, der größte Teil der
Häftlinge stammt aus der Sowjetunion und Polen.
Juli 1944
Das Krankenrevier des KZ Sachsenhausen wird von der „Sonderkommission 20. Juli“ als Haftlazarett genutzt, in dem Beteiligte an dem Attentat vom 20. Juli, die in der Haft erkrankt oder nach Selbsttötungsversuchen schwer verletzt waren, für weitere Vernehmungen oder ihre
Hinrichtung wiederhergestellt werden sollten.
Anfang 1945
Im KZ Sachsenhausen und seinen etwa 100 Außenlagern sind etwa
80.000 Menschen inhaftiert, davon 58.000 im Stammlager.
Januar 1945
Um die Spuren der Verbrechen zu verwischen, lässt der letzte Leiter
des Außenlagers Klinkerwerk, Heinrich Fresemann, auf Weisung des
Kommandanten acht bis neun Tonnen Menschenasche aus dem Krematorium des Stammlagers beim Klinkerwerk in den Hohenzollernkanal schütten.
Februar 1945
Erste Vorbereitungen für die Räumung: als besonders gefährlich geltende Häftlinge, vor allem sowjetische und britische Offiziere, sowie als
marschunfähig ausgesonderte Häftlinge werden im Industriehof des
Lagers ermordet.
10.April 1945
Das Klinkerwerk wird bei der alliierten Bombardierung fast vollständig
zerstört. Dabei kommen etwa 200 Häftlinge ums Leben.
21.April 1945
33.000 der noch verbliebenen 38.000 Häftlinge wurden in Gruppe von
500 Häftlingen nach Nordwesten auf Todesmärsche getrieben.
22/23.April 1945
Die im Lager zurückgebliebene Kranke, Ärzte und Pfleger werden von
russischen und polnischen Einheiten der Roten Armee befreit.
23.April 1945
Im nahen „Belower Wald“ wurden in einem großen Lager mehr als
16.000 Häftlinge von den Todesmärschen eingesperrt.
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