29 311581 014 C Medizinisches Thema KV-Blatt 11.2016 29 Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen; zwischen 5 bis 15 % der Menschen erkranken mindestens einmal im Leben an einer Depression. Jedoch werden nur davon etwa 10-30 % behandelt, häufig ohne eine fachspezifische und leitliniengerechte Therapie durch Haus- oder Facharzt erhalten zu haben. Auf der anderen Seite ist seit den 1990er-Jahren bekannt, dass etwa 10 % der Allgemeinarztpatienten zum Untersuchungszeitpunkt an einer Depression leiden. Verlauf von Depressionen: Häufig treten bei depressiven Patienten oftmals weitere psychiatrische Erkrankungen auf. Hierbei sind vor allem Angststörungen (u.a. Panikstörungen, Agoraphobie, generalisierte Angststörung), Alkoholabhängigkeit und Persönlichkeitsstörungen zu nennen, welche die Behandlung oftmals erschweren und ein intensiveres therapeutisches Vorgehen erfordern. Die klinisch-psychiatrische Beurteilung depressiver Störungen erfolgt in einem mehrstufigen Prozess. Hierbei wird zunächst anhand der Symptomatik der Patienten mit Depressionen haben zudem häufiger somatische Erkrankungen und eine erhöhte Mortalität als die Normalbevölkerung. Hierbei spielen neben dem erhöhten Risiko für Suizide Insbesondere ns sb s bes beso Beratung Bera für 14 Falzbogen Ihre Spezialisten für alle Rechtsfragen im Gesundheitswesen! - Ärzte | Zahnärzte - Apotheken - Krankenhausträger - Berufsverbände - Sonstige Unternehmen im Gesundheitswesen KV-Blatt 11/2016 fü r en s e r t il it ä t p Ex sib n e u g Pla üf un r p - 2016/10/31 10:04:29 Diagnostik: Ursachen: Wie für die meisten psychischen Erkrankungen geht man von einem multifaktoriellen Geschehen bei der Pathogenese von Depressionen aus. Neben genetischen Veränderungen (v. a. im Serotonin- und Katecholaminstoffwechsel) spielen biografische Ereignisse (z. B. traumatische Kindheit) sowie aktuelle Komorbiditäten: Vom Arbeitsrecht bis zur Zulassung – unsere Kanzlei steht für persönliche, individuelle und zielgerichtete Rechtsberatung und Vertretung. Erfahren Sie mehr über unser umfassendes Leistungsportfolio unter Praxisrecht.de oder vereinbaren Sie einen persönlichen Termin. Ihre Ansprechpartnerin vor Ort Elke Best Rechtsanwältin Fachanwältin für Medizinrecht Kanzlei Berlin 311581 Wesentliche Symptome einer Depression nach den Kriterien der ICD-10 sind über zwei Wochen anhaltende depressive Verstimmung, Verlust von Freude an Aktivitäten sowie ein verminderter Antrieb. Zusätzlich können Symptome wie vermindertes Selbstvertrauen, Selbstvorwürfe, Suizidgedanken, Konzentrations- und Schlafstörungen, Appetit- und Gewichtsveränderungen sowie verschiedenste (psycho-) somatische Symptome auftreten. In schwereren Fällen können auch psychotische Symptome, d.h. krankhafte Überzeugungen zumeist von Schuld, Verarmung oder schwerer Krankheit, mit auftreten. Zum Ausschluss somatischer Ursachen (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen) erfolgt eine entsprechende Labordiagnostik. Bei klinischem Verdacht auf eine hirnorganische Ursache (insbesondere bei atypischer Symptomatik oder neurologischen Symptomen) ist ggf. eine zerebrale Bildgebung einzuleiten. Anzeige Symptome: Depressionen sind in der überwiegenden Mehrzahl episodische Erkrankungen mit einem rezidivierenden Verlauf. Bei 60–75 % aller Betroffenen ist davon auszugehen, dass nach einer ersten depressiven Episode mindestens eine weitere Episode folgt; im Mittel treten bei Patienten mit rezidivierenden Depressionen sechs Episoden über die Lebensdauer auf. Bezüglich der Episodendauer bestehen große inter- und intraindividuelle Unterschiede: Bei ca. der Hälfte aller Betroffenen dauert die Episode weniger als 3 Monate, bei 25 % 3 bis 6 Monate und bei einem weiteren Viertel mehr als 1 Jahr. Schweregrad der depressiven Störung eingestuft. In einem zweiten Schritt wird geklärt, ob es sich um eine unipolare Depression oder eine Depression im Rahmen einer bipolaren Störung handelt, bei der auch (hypo-)manische Episoden auftreten. Bogen 14 Vorderseite Belastungen (z.B. Tod von Angehörigen, Arbeitsplatzverlust, Trennung vom Partner) und auch hormonelle Einflüsse eine Rolle. Beispielsweise erkranken Frauen im Vergleich zu Männern doppelt so häufig an Depressionen; auch treten bei Frauen oftmals Depressionen in hormonellen Umstellungssituation nach Geburt oder Klimakterium auf. 311581 KV-Blatt 11/2016 Hippokrates beschrieb die mit Trübsal und Schwermut verbundene „Melancholie“ als einen Überschuss an schwarzer Galle. Depressionen zählen somit zu den ältesten in der Medizin erwähnten Krankheiten. Viele berühmte Künstler, wie Hermann Hesse, Ernest Hemingway, Virginia Woolf oder Edgar Allan Poe, litten an Depressionen. 2016/10/31 10:04:29 Depressionen – Bedeutung und Behandlung im ambulanten Kontext Uhlandstraße 28 10719 Berlin fon +49 (0) 30 – 887 10 89 10 e-mail [email protected] 29 30 30 Medizinisches Thema 311581 KV-Blatt 11/2016 und Unfälle auch die Folgen des depressionstypischen ungesunden Lebensstils (u.a. Ernährung, Bewegungsmangel) eine Rolle. Auch wurde z.B. bei Herzinfarkten und Schlaganfällen beobachtet, dass die Mortalität erhöht war, wenn zusätzlich der Patient an einer Depression erkrankt war. KV-Blatt 11.2016 Medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva: In Deutschland sind etwa 30 Wirkstoffe zur medikamentösen Behandlung von Depressionen zugelassen: Die wichtigsten Antidepressivagruppen sind: Therapie: Bogen 14 Rückseite Allgemeine Ziele in der Depressionsbehandlung sind die Verminderung der depressiven Symptome, Erkennung und Verhinderung von Suizidalität, Wiederherstellung der beruflichen und psychosozialen Leistungsfähigkeit sowie eine Reduzierung der Rückfallwahrscheinlichkeit. Die Behandlung von Depressionen gliedert sich in drei Phasen: 1. Akutphase 2. Erhaltungstherapie nach dem Abklingen der depressiven Episode (4-9 Monate) 2016/10/31 10:04:29 3. Ggf. Rezidivprophylaxe Ob und wie eine Therapie und vor allem Rezidivprophylaxe durchgeführt wird, ist vor allem abhängig von den klinischen Faktoren (Schwere der Symptome, bisheriger Verlauf, Begleiterkrankungen) sowie den Präferenzen von Arzt/Therapeut und Patient. Zur Therapie der depressiven Störungen stehen dabei neben medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung weitere Maßnahmen zur Verfügung. Neben der Verbesserung des Antriebs durch (sportliche) Aktivität kommen Entspannungsverfahren, Schlafentzugs­ therapie, Elektrokonvulsionstherapie (EKT) und Lichttherapie (vor allem für die sog. „Winterdepression“) infrage. Die EKT wird vor allem bei schwerer Depression eingesetzt, die auf vorherige Therapieversuche mit Antidepressiva und Psychotherapie nicht angesprochen haben. 30 1. Trizyklische Antidepressiva (TZA) (z.B. Amitriptylin, Doxepin, Trimipra­ min) TZA beeinflussen mehrere Neurotransmittersysteme gleichzeitig, indem sie die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin hemmen und auf Azetylcholin-, Histamin- oder auch Adrenozeptoren wirken. Wesentliche Nebenwirkungen (NW) sind anticholinerg, wie Obstipation, Mundtrockenheit und kardiale NW sowie Delirgefahr (insbesondere bei zerebraler Vorschädigung). 2. Selektive Serotonin-WiederaufnahmeHemmer(SSRI)( z.B. Fluoxetin, Citalopram, Escitalopram, Sertralin , Paroxetin) Die SSRI werden aufgrund ihrer Verträglichkeit und ihres im Vergleich zu den TZA deutlich besseren Sicherheitsprofils derzeit am häufigsten eingesetzt. Neurochemisch blockieren sie selektiv die Wiederaufnahme von Serotonin. Wichtigste NW sind gastrointestinale Symptome (z.B. Übelkeit und Diarrhoe). In den letzten Jahren wurden vermehrt QTc-Zeit-Veränderungen für Citalopram und Escitalopram beschrieben; bei Risikopatienten z.B. mit kardialer Vorschädigung sind deshalb engmaschige EKGKontrollen erforderlich. ähnlich; zusätzlich treten aufgrund der Noradrenalinwiederaufnahmehemmung häufiger Hypertonie und Herzfrequenz­ erhöhungen auf. 4. Noradrenerges und spezifisch sero­ tonerges Antidepressivum (NaSSA) (Mirtazapin): Mirtazapin wirkt als monoaminerges Antidepressivum über die Hemmung präsynaptischer Alpha-2-Autorezeptoren, wodurch es zu einer verstärkten Ausschüttung von Noradrenalin kommt. Wichtigste Nebenwirkungen von Mirtazapin sind Sedierung und Appetitsteigerung, welche insbesondere bei Appetitmangel und schwerer Schlafstörung „ausgenutzt“ werden kann, jedoch häufig Therapieabbrüche beim Langzeiteinsatz hervorrufen. 5. Selektive Noradrenalin-Dopamin-Wie­ deraufnahme-Inhibitoren (Bupropion) Bupropion wirkt über eine kombinierte Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin. Wesentliche Nebenwirkungen sind Schlaflosigkeit und Übelkeit. 6. Melatonin-Rezeptor-Agonist (Agolmelatine) Agomelatine wirkt als Agonist an den Melatonin-Rezeptoren; zudem hemmt es selektiv den 5HT2C-Rezeptor. Es hat keine anticholinergen Nebenwirkungen. Aufgrund der Verbesserung des Schlafverhaltens eignet es sich gut bei Schlafstörungen. Aufgrund beschriebener Hepatotoxizität sind zu Beginn der Behandlung regelmäßige Transaminasenkontrollen erforderlich. 7. Phytopharmaka 3. Selektive Serotonin-/Noradrena­ lin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI, SSNRI)(Venlafaxin, Duloxetin, Milnaci­ pran): Die SNRI hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin. Die Nebenwirkungen sind denen der SSRI Wichtigstes Phytopharmakon zur Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen ist Johanniskraut. Wichtige Nebenwirkung ist eine erhöhte Photosensibilierung. Zudem ist zu beachten, dass es zu einer verstärkten Induktion verschiedener Cyto- 31 311581 015 C Integrierte Versorgung (IV) von Depressionen in Berlin: Bei schweren Verläufen von Depressionen, insbesondere mit wiederkehrenden stationären Behandlungen (z.B. aufgrund von Suizidalität) ist oftmals im ambulanten Setting ein multimodales und multiprofessionelles Herangehen nötig. Grundlagenkurs für Prüfer/Stellvertreter/ärztliche GCP für Prüfer Mitarbeiter einer für Prüfgruppe bei Klinischen Grundlagenkurs Prüfer/Stellvertreter/ärztliche Prüfungen (AMG) Mitarbeiter nach einer Arzneimittelgesetz Prüfgruppe bei Klinischen Theoretische Grundlagen und Übungen zur praktischen Durchführung Prüfungen nach Arzneimittelgesetz (AMG) ICH/GCP für niedergelassene Ärzte undzur Klinikärzte Theoretische Grundlagen und Übungen praktischen Durchführung Termine: 21.niedergelassene November 2014 Ärzte / 12. Dezember 2014 / 16. Januar 2015 ICH/GCP für und Klinikärzte Teilnahmekosten: 550,- Euro zzgl. MwSt. Termine: 18. November 2016 / 07. Dezember 2016 / 13. Januar 2017 1-tägiger Kurs Teilnahmekosten: 550,- Euro zzgl. MwSt. Programm und Anmeldeformular: www.parexel-academy.de 1-tägiger Kurs Programm und Anmeldeformular: www.parexel-academy.de Bogen 15 Vorderseite 2016/10/31 10:04:29 Study Nurse NurseAusbildung Ausbildung Study Intensivtraining für medizinisches Fachpersonal als Intensivtraining für medizinisches Fachpersonal als berufliche Qualifizierung für die klinische Forschung berufliche Qualifizierung für die klinische Forschung Wochenkurs (Mo (Mo -- Fr) Fr) Wochenkurs Termine: 12. - 16. Dezember 2016 Termine: 16.--30. 20.Januar Januar2015 2017 / 20. - 24. Februar 2017 26. Wochenendkurs 1.200,(Fr / SaEuro / So zzgl. / Sa /MwSt. So) Teilnahmekosten: Termine: 11. - 13. November 2016www.parexel-academy.de und 26. - 27. November 2016 Programm und Anmeldeformular: Teilnahmekosten: 1.200,- Euro zzgl. MwSt. Programm Anmeldeformular: www.parexel-academy.de GCP für und Prüfer 311581 KV-Blatt 11/2016 Sie kommt sowohl in der Akuttherapie als auch in der Rezidivprophylaxe zur Anwendung, wobei insbesondere psychoedukative Elemente (z.B. durch Aufklärung über die Krankheit und Behandlung, Erarbeitung Krisenplan) wirksam zur Rückfallverhinderung sind. 15 Psychotherapie ist hochwirksam bei der Behandlung von Depressionen und kann alleine oder zusammen mit Antidepressiva als Teil eines Gesamtbehandlungsplans eingesetzt werden. Zu den wichtigsten psychotherapeutischen Verfahren zur Depressionsbehandlung zählen die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), die tiefenpsychologische Psychotherapie sowie die sog. Interpersonelle Psychotherapie. Dr.med.MichaelKrebs FacharztfürPsychiatrie undPsychotherapie Drakestr.61 12205Berlin Falzbogen Psychotherapeutische Verfahren: Depressionen sind häufig langfristige, z.T. jahrzehntelange Krankheiten, die ein individuelles und situationsadaptiertes Herangehen erfordern. Aus der Vielzahl der möglichen Therapieverfahren und ihrer Kombinationen sollte deshalb im Sinne der partizipativen Entscheidungsfindung gemeinsam mit den Patienten das oder die angemessensten Verfahren ausgewählt werden. Hierbei sollte auch das persönliche Umfeld des Patienten wenn möglich einbezogen werden, um ein bestmögliches Behandlungsergebnis zu erreichen und um negative Konsequenzen zu verhindern. Literatur beim Verfasser 6 KV-Blatt 11/2016 Lithium spielt vor allem als Mittel zur Rezidivprophylaxe von Depressionen und bei der sog. Lithiumaugmentation eine Rolle. Als Lithiumaugmentation bezeichnet man die zusätzliche Gabe von Lithium zusätzlich zu einem Antidepressivum zur Wirkverstärkung. Eine Therapie mit Lithium setzt regelmäßige Spiegelkontrollen voraus. Wesentliche Nebenwirkungen betreffen Niere, Schilddrüse, Tremor, Müdigkeit und Gewichtszunahme. Zudem besteht das Risiko einer potenziell lebensbedrohlichen Lithiumintoxikation. Fazit: PAREXEL International PAREXEL Academy [email protected] www.parexel-academy.de Telefon: (030) 30685-3091 Am Bahnhof Westend 15 14059 Berlin 311581 8. Lithium: Ein Beispiel für eine strukturierte, multiprofessionelle ambulante Komplexbehandlung existiert in Berlin mit dem KV-zertifizierten Ärztenetz der Psychiatrie Initiative Berlin Brandenburg (PIBB). In der PIBB wirken neben niedergelassenen Psychiatern und Nervenärzten Kinder- und Jugendpsychiater, Fachärzte für Psychosomatik und Psychotherapie, Hausärzte, Psychologische Psychotherapeuten sowie Soziotherapeuten, Ergotherapeuten und psychiatrische Fachpfleger mit. Das Netz arbeitet zudem sektorübergreifend mit zahlreichen Kliniken zusammen. Kooperationen bestehen zudem zu Angehörigen- und Betroffenengruppen. Zielsetzung der integrierten Versorgung ist es, die Kontinuität in der Behandlung psychiatrischer Patienten sicherzustellen und stationäre Behandlungen, wenn möglich, zu vermeiden beziehungsweise zu verkürzen. Dabei spielt die ambulante psychiatrische Pflege (APP) neben der Soziotherapie eine besonders wichtige Rolle. Die Patienten werden durch psychiatrische Fachschwestern und –pfleger in enger Kooperation mit dem Facharzt im häuslichen Umfeld betreut. Im Rahmen der IV hat die PIBB aktuell teils populationsbezogene (AOK Nordost), teils indikationsbezogene (DAKGesundheit, BKK VBU, Brandenburgische BKK) Verträge geschlossen. An weiteren IV-Verträgen ist die PIBB indirekt beteiligt. Anzeige chrome kommt, was u.a. zu einem Wirkverlust von oralen Kontrazeptiva führen kann. 31 2016/10/31 10:04:29 Medizinisches Thema KV-Blatt 11.2016 31