DRAMATURGEN DES STAATSTHEATERS MAINZ ERLÄUTERN TOSCA von Giacomo Puccini Musikalische Leitung: Paul-Johannes Kirschner Inszenierung: Julia Hölscher Bühne: Thomas Rupert Kostüm: Amit Epstein Licht: Stefan Bauer Chor: Sebastian Hernandez-Laverny Einstudierung Domchor und Mädchenchor am Dom und St. Quintin: Karsten Storck Dramaturgie: Lars Gebhardt Floria Tosca: Nadja Stefanoff Mario Cavaradossi: Eric Laporte Baron Scarpia: Derrick Ballard Cesare Angelotti: Florian Küppers Der Mesner: Stephan Bootz Spoletta: Michael Pegher Sciarrone: Timon Führ Hirten: Raphael Farhat/Simeon Göttle/Sebastian Kleinhaus Mainzer Domchor und Mädchenchor am Dom und St. Quintin Chor des Staatstheater Mainz Statisterie des Staatstheater Mainz Philharmonisches Staatsorchester Mainz 24. November 1887 im Theatre de la Porte Saint-Martin in Paris: Die Schauspielerin Sarah Bernhardt spielt in der Uraufführung von Victorien Sardous Drama La Tosca die Titelfigur – ein durchschlagender Erfolg für die exzentrische, gefeierte Diva, die mit diesem Stück bald auf Auslandstournee gehen wird. Sardou hat Sarah Bernhardt diese Rolle auf den Leib geschrieben und gibt ihr ausreichend Raum für ihr pantomimisches Talent. Schnell wird der Autor mit Plagiatsvorwürfen bedroht: Die Mischung aus Charakterdrama, psychologischem Thriller, Grand Guignol und historischem Schauspiel ruft viele Kritiker auf den Plan. Mai 1889 im Mailänder Teatro Filodrammatico: Giuseppe Verdi sieht die Bernhardt in ihrer Paraderolle auf einem Gastspiel und bittet kurz darauf seinen Verleger Giulio Ricordi, ihm die Rechte für eine Vertonung bei Sardou zu sichern. Über die Arbeit an Manon Lescaut und La Bohème schläft dieser Plan wieder ein. Erst als Puccini erfährt, das sein Librettist Luigi Illica an einem Tosca-Libretto für den Komponisten Alberto Franchetti arbeitet, entscheidet er sich, das Projekt voranzutreiben: Sein Verleger schafft es, Franchetti die Oper ausreden und der Weg für Puccini ist frei. 14. Januar 1900 im Teatro Constanzi in Rom: Die Uraufführung von Puccinis Oper kommt beim Publikum Größenteils gut an, die Kritiker zerreißen den Komponisten. In der Folge wird das Werk als „notorischer Kitsch schlechter Sorte“ (Richard Strauss), „Meistermachwerk“ (Gustav Mahler),„schwärzeste Gruseltheateralik“ (Julius Korngold) und „verlogenstes Kolportagetheater“ (Richard Specht) diskreditiert. Dabei verweben Puccini und seine Librettisten die Handlung mit einer suggestiven und sinnlichen Musik. Vor der Folie der Napoleonischen Kriege vollzieht sich eine Handlung, in der Privates und Öffentliches unheilvoll verstrickt sind: Die gefeierte Sängerin Floria Tosca liebt Mario Cavaradossi, DRAMATURGEN DES STAATSTHEATERS MAINZ ERLÄUTERN den Maler, der aufgrund seiner Verbundenheit mit dem flüchtigen politischen Häftling Angelotti ins Visier des Polizeichefs Scarpia gerät – der seinerseits Tosca begehrt. Scarpia sieht seine Chance gekommen, als er Cavaradossi gefangen nimmt: Ohne Skrupel verfolgt er seinen Plan, den politischen Widersacher Angelotti und seinen Liebesrivalen Cavaradossi aus dem Weg zu räumen und Tosca zu besitzen. Regisseurin Julia Hölscher und ihr Produktionsteam aus Bühnenbilder Thomas Rupert und Kostümbildner Amit Epstein legen den Fokus vor allem auf die Kunstwelten der Hauptfiguren: Die Sängerin Tosca, der Maler Cavaradossi und der Menschenverführer Scarpia – alle drei sind egomane Künstler, die um sich selbst kreisen. Denn auch Scarpia ist in seiner Inszenierung von Gefühlen und Manipulation von Menschen ein gekonnter Künstler. In Tosca, die für ihre Kunst lebt und sich immer als öffentliche Person versteht, sieht Regisseurin Julia Hölscher eine Wiedergängerin einer Romy Schneider, Maria Callas oder Dalida – Künstlerinnen, die als Privatpersonen hinter ihrem öffentlichen Bild verschwinden und quasi nur noch als Kunstfigur existieren. Februar 2015 Lars Gebhardt Staatstheater Mainz