NATUR Blühende Schönheiten FOTO: © GB - FOTOLIA im Winter Weihnachtsstern, Christusdorn & Co. Besonders in der trüben Herbst- und Winterzeit erfreuen wir uns an farbenfrohen Blütenpflanzen. Doch was können wir tun, um diese „Seelentröster“ möglichst lange am Leben und vor allem am Blühen zu halten? Ein kleiner Überblick über bunte Zimmerpflanzen für graue Wintertage soll helfen. Text: DI Andreas Fellner Was wäre die Adventzeit ohne den Weihnachtsstern? Mit keiner anderen Pflanze verbinden wir die Weihnachtszeit wie mit dem – nomen est omen – Weihnachtsstern. Die korrekte botanische Bezeichnung lautet Euphorbia DI Andreas Fellner von der Forschungsanstalt Schönbrunn, Vizepräsident der Österreichischen GartenbauGesellschaft (ÖGG) www.oegg.or.at 4 12/2015 - 01/2016 pulcherrima und sie war früher als Poin- ist wünschenswert, aber zu viel direkte settie bekannt. Sie zählt – genau wie der Sonne ist zu vermeiden. Beim Gießen Christusdorn – zu den Wolfsmilchge- sollte man beachten, dass der Erdboden wächsen. Seit mittlerweile über 30 Jahren immer leicht feucht ist und es zu keiner wird diese Pflanze als Massenware in je- Staunässe kommt. dem Blumengeschäft angeboten. Die urStaunässe kann am besten beobachsprüngliche Heimat dieser beliebten Zimtet werden, wenn man Zimmerpflanzen merpflanze ist Mexiko, wo sie bis zu drei – dies ist eine generelle Regel – nicht in Meter hoch wird. Bei uns wird sie meist einen Übertopf stellt, sondern einen Unnach dem Verblühen entsorgt und nur eintersetzer verwendet. Sobald Wasser aus jährig gezogen. dem Pflanztopf austritt, ist eine weitere Welche Bedürfnisse hat diese mexikani- Wassergabe sofort einzustellen und der sche Schönheit? Poinsettien wollen warm Untersetzer auszuleeren. Wenn Pflanzen bei mindestens 17 °C stehen. Bei Tempe- im Wasser (Untersetzer) stehen, ist das raturen über 25 °C verblühen sie schnel- Erdreich aufgrund der Kapillarwirkung ler als nötig. Ein heller Platz am Fenster nass. Im nassen Substrat füllen sich die für die Wurzeln lebensnotwendigen Lufthohlräume mit Wasser und die Pflanzenwurzeln beginnen zu verfaulen. Wenn zu viele Wurzeln verfault sind, leidet die Pflanze an Wassermangel. Dieser Welkezustand wird dann irrtümlich als Wassermangel missdeutet und durch ein nochmaliges Gießen verfaulen dann auch noch die letzten verbleibenden Wurzeln. Man kann ruhigen Gewissens sagen, dass weit über 90 Prozent der Zimmerpflanzen durch zu viel Wasser eingehen und nicht vertrocknen. Doch zurück zum Weihnachtsstern: Die eigentlichen Blüten sitzen zwischen den auffällig – meist rot – gefärbten Hochblättern und sind eher unscheinbar. Wenn diese Blüten bereits verblüht sind, ist dies aber ein sicheres Zeichen für nicht mehr taufrische Ware, die zu Hause nicht mehr lange überdauern wird. Traditionell sind diese Hochblätter – Brakteen genannt – rot, aber es sind auch rosafärbige, gelbliche, cremefärbige und gescheckte Sorten im Handel. Wenn blau „blühende“ Poinsettien gekauft werden, muss man bedenken, dass dies durch künstliches Färben weißer Sorten erzielt wurde und diese im nächsten Jahr weiß blühen werden. ,, NATUR Haben Sie gewusst, dass weit über 90 Prozent der Zimmerpflanzen nicht durch Vertrocknen eingehen, sondern durch zu viel Wasser? ,, kelphase etwas Licht auf die Pflanze trifft, wird diese im besten Fall nur ungleichmäßig färbige Hochblätter ausbilden oder gar nur grüne Blätter. Man schneide die Pflanzen nach der Blüte zurück und pflege die Poinsettie wie eine Zimmerpflanze – warm und leicht feucht bei mittlerer Düngung – weiter. Wird die Pflanze nicht zurückgeschnitten, kann es passieren, dass die alten Hochblätter weiter ihre Farbe beibehalten und die neuen darüber entstehenden Blätter grün sind. Leider hat diese Schönheit auch ihre Schattenseiten: Die ganze Pflanze, ganz besonders der Milchsaft, ist wie bei den meisten Euphorbia-Arten (wie z. B. der Christusdorn oder die Garten-Wolfsmilch) giftig! Haustiere dürften ganz besonders heikel reagieren. Es wird auch über Hautreizungen bei Berührung berichtet. Der Christusdorn Ebenfalls eine Euphorbiaceae – ein Wolfsmilchgewächs – ist der Christusdorn (Euphorbia milii) aus Madagaskar. Die Pflanze ist stark bedornt, am Naturstandort bis zu zwei Meter hoch und blüht auch – wie der Weihnachtsstern – im Kurztag. Allerdings kommt es auch bei kühlen Temperaturen unter 15 °C zu einer Blüte, die jedoch nicht so prächtig ist. Die Pflege ist ähnlich wie beim Weihnachtsstern; nur von allem ein bisschen weniger. Auch die Blütenfarbe reicht von rot über rosa bis hin zu gelb/weißlich. Auch hier ist der Milchsaft giftig und hautreizend. Sortenreich und dankbar: Der Weihnachtskaktus Lange Zeit nicht im Handel, aber in den letzten Jahren wieder in Mode gekommen, ist der Weihnachtskaktus, auch Schlumbergera genannt. Von diesem Kaktus sind etwa 1.500 Sorten bekannt und die Blütenfarben reichen von knallrot über rosa bis weiß. Sogar gelbe Sorten sind im Handel. Schlumbergera ist eine dankbare Zimmerpflanze, die wenig Pflege mit sparsamen Wasser- und Düngergaben sowie Temperaturen um 18 °C bis 20 °C verlangt. Viele neue Sorten weisen keine oder nur geringe Giftigkeit auf; dies ist aber nicht von außen sichtbar und kann auch innerhalb einer Züchtung von Pflanze zu Pflanze variieren. Eine Vermehrung ist buchstäblich kinderleicht: Einzelne Glieder werden in feuchten Sand gesteckt. Ein Tipp, falls Sie dies mit Ihren Kindern probieren wollen: Manchmal sind sogar an den einzelnen Gliedern des Kaktus bereits feine Wurzeln erkennbar. Dort den Trieb vorsichtig abdrehen und in feuchten Sand stecken; es gelingt (fast) immer, ihn weiter zu kultivieren. Dieser Kaktus ist gering giftig für Menschen, aber giftig für Haustiere. Der Weihnachtskaktus ist wieder in Mode Der Christusdorn – ein dorniger Gesell Vanda: tolle Blüte, aber heikel p FOTOS: © FELLNER Lohnt die Weiterkultur eines Weihnachtssterns? Wer die Möglichkeit hat, etwa fünf Wochen mindestens zwölf Stunden täglich für absolute Dunkelheit – bereits eine schwache Nachttischleuchte wäre zu viel – zu sorgen, kann sich eine Weiterkultur überlegen. Die Weihnachtssterne zählen nämlich zu den Kurztagspflanzen und bilden die attraktiven Hochblätter nur in dunklem Halbtag aus. Wenn in der Dun- 12/2015 - 01/2016 5 NATUR So haben Sie lange Freude an ­Ihrem Glücksklee Über Orchideen wie Phalaenopsis, Vanda oder Dendrobium lassen sich ganze Bücher schreiben, eine Kurzfassung ist dementsprechend unvollständig. FOTO: © B. WYLEZICH - FOTOLIA tiefer als +1 °C). Ab Mai beginnt der Zyklus mit dem Auspflanzen im Freien aufs Neue. Oxalis kann bei geeigneter Pflege sehr alt werden, wobei man schwer unterscheiden kann, ob es noch die ursprüngliche Mutterpflanze oder eine der jährlich neugebildeten und identischen Tochterzwiebeln ist. Eine schöne Sorte mit dunklen inneren Feldern ist „Iron Cross“. Die ganze Pflanze gilt als giftig. Nur die sehr kleinen rübenförmigen Wurzeln sind essbar. Das Alpenveilchen mag’s nicht zu warm Das Alpenveilchen oder Cyklame ist leider in unseren überheizten Wohnräumen nur kurz haltbar und wird deshalb als Wegwerfpflanze behandelt. Wer aber für ideale Temperaturen um 15 °C im Winter, sommers durchaus auch höher, sorgt, kann auch versuchen, die Pflanze aus dem Mittelmeerraum ganzjährig zu kultivieren. Versuchen Sie es, die Pflanze wird jährlich immer üppiger blühen und alte Exemplare sind zu Recht Prachtstücke, die in keinem Geschäft gekauft werden können. Giftig ist vor allem die Knolle, der Saft der Knolle ist hautreizend. Giftig für Fische. Daher nur einige Tipps: Phalaenopsis ist die pflegeleichteste Zimmerpflanze und will – fast – wie ein Kaktus behandelt werden: Nur leicht feucht halten, spärlich – am besten mit einem speziellen schwach konzentrierten Orchideendünger – düngen und bei zumindest 18 °C halten. Zu beachten ist, dass niemals über mehrere Stunden Wasser im Herz der Pflanze verbleiben darf, dies würde unweigerlich zur Fäulnis führen; lediglich in Bezug auf den Lichtbedarf unterscheidet sich diese Orchidee von einem Kaktus: Phalaenopsis darf niemals in der prallen Sonne stehen, sondern immer im Schatten. Volles Licht dagegen braucht Vanda. Dafür ist sie sehr schwierig zu halten. Sie benötigt das ganze Jahr über einen heißen (mindestens 20 °C) Standort bei voller Sonne. Zusätzlich sollte die Luftfeuchtigkeit hoch sein. Eine gute Variante ist es, Vanda in einem hohen vasenähnlichen Glas zu halten. Einmal pro Woche wird das Glas mit lauwarmem Wasser für eine halbe Stunde gänzlich gefüllt und danach komplett entleert. Beiden Orchideen gemeinsam sind die speziellen Wurzeln: Normalerweise scheuen Wurzeln das Licht, da es für sie schädlich ist. Phalaenopsis und Vanda benötigen aber Licht für ihre Wurzeln, die Fotosynthese wie Laubblätter betreiben. Dendrobien benötigen eine kurze Ruhezeit, in der Gießen und Düngung gänzlich eingestellt werden und es auch etwas kühler sein darf. FOTOS: © FELLNER Oft wird auch die Frage gestellt: Wie pflege ich meinen Glücksklee (Oxalis tetraphylla) weiter? Optimal für den Glücksklee sind Temperaturen zwischen 10 °C und 15 °C im Zimmer. Wird er wärmer gehalten, ist die Haltbarkeit deutlich reduziert. Zusätzlich soll er den hellsten Platz an einem Fenster bekommen. Gegossen werden darf er erst, wenn ein sichtbares Welken erkennbar ist (je wärmer, umso mehr Wasser ist nötig). Aber Achtung: Oxalis nimmt bei schwächer werdendem Licht die sogenannte „Schlafstellung“ ein, die Fiederblättchen neigen sich nach unten und dies ist sehr ähnlich einem Welken aufgrund von Trockenheit. Echte Trockenheit erkennt man daran, dass sich das Blatt mitsamt dem Blattstiel nach unten neigt. Ein Düngen am Fenster ist nicht nötig. Sobald es im Freien keine Gefahr von Frost gibt, je nach Gegend etwa Mitte Mai, kann er im Garten (eventuell auch in einem Fensterkistchen) ausgepflanzt werden. Auch im Freien mag er den sonnigsten Platz. Gleichmäßig feucht halten; eine Düngung ist zwar nicht unbedingt nötig, erzielt aber mehr und größere Einzelzwiebeln. Da der Glücksklee nicht frostfest ist, muss er nach den ersten Minusgraden im Herbst ins Haus genommen werden. Er sollte ausgegraben, von allen – eventuell auch schon abgefrorenen – Blättern und von der Erde befreit und so rasch wie möglich getrocknet werden, um ein Faulen zu verhindern. Jetzt ist eine Vermehrung mittels Teilung der Mutterzwiebel und ihrer Tochterzwiebeln möglich. Dann soll er so kühl wie möglich über den Winter gelagert werden (nicht Tipps zur Pflege Ihrer Orchideen Massenware Alpenveilchen, zum Wegwerfen zu schade 6 12/2015 - 01/2016 Weihnachtssterne vor der gänzlichen Ausfärbung