Relativistische Quantenmechanik Georg Wolschin http://wolschin.uni-hd.de Universität Heidelberg Institut für theoretische Physik Vorlesung im Sommersemester 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Verbindung zur nichtrelativistischen Quantenmechanik 11 3 Klein-Gordon Gleichung 15 4 5 4 3.1 Eigenschaften der KGE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 3.2 Wechselwirkung mit elektromagnetischen Feldern; Eichinvarianz . . . . . 18 3.3 Hamiltonsche Form der KGE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.4 KGE im Coulomb-Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.5 Oszillator-Coulomb-Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Dirac-Gleichung 31 4.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 4.2 Forderungen an die Gleichung; Ableitung der DE . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.3 Eigenschaften der Dirac-Matrizen: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 4.4 Dirac-Gleichung in kovarianter Form . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 4.5 Lösungen der freien DE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 4.6 Kopplung an das elektromagnetische Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Invarianzen der Dirac-Gleichung 45 5.1 Lorentz-Kovarianz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 5.2 Paritätstransformation P . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 5.3 Ladungskonjugations-Transformation C . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 5.4 Zeitumkehr-Transformation T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6 Lösung der Dirac-Gleichung mit Zentralpotential 63 7 Das Kleinsche Paradoxon 72 8 Dirac-Neutrinos: Die Weyl-Gleichung 79 9 8.1 Introduction to Neutrinos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 8.2 Die Weyl-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 Grundzüge der Quantenelektrodynamik 85 9.1 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 9.2 Quantisierung des freien em. Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 INHALTSVERZEICHNIS 10 Elemente der relativistischen Streutheorie 3 96 10.1 Invarianten bei relativistischen Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 11 Aufgaben zur RQM-Vorlesung (2012) 12 Literatur 99 104 4 1 Einleitung Nichtrelativistische QM: beruht auf der Schrödinger-Gleichung (SE): Ableitung via Korrespondenzprinzip aus dem Hamilton-Formalismus der klassischen Mechanik. • Die SE ist Galilei-invariant (wie die Hamilton-Funktion) • gültig nur für v ≪ c Relativistische QM • v≤c • Wechselwirkung von Licht und Materie Lorentz-Invariante Theorie • EWW ≥ mc2 ⇒ Teilchenerzeugung erfordern Feldquantisierung ⇒ „Quantenfeldtheorie“ Relativistische Wellengleichungen beschreiben Teilchen in einem vorgegebenen Kraftfeld -insbesondere dem elektromagnetischen Feld-, das zunächst noch nicht quantisiert wird. Die Wellengleichung soll dem „Korrespondenzprinzip“1 genügen, und für Teilchen mit Spin in nichtrelativistischer Näherung die Pauli-Gleichung ergeben. Historisch war die erste relativistische Wellengleichung die „Klein-Gordon-Gleichung“ (KGE) E. Schrödinger, Annalen Phys. 81, 109 (1926), W. Gordon, Z. Physik 40, 117 (1926), O. Klein, Z. Physik 41, 407 (1927). Sie beschreibt Mesonen mit Spin 0, z.B. Pionen. Wegen negativen Wahrscheinlichkeitsdichten (siehe Kapitel 3) wurde sie zunächst verworfen und erst später als Grundlage von Feldtheorien für skalare Mesonfelder etabliert. Erst die von Paul Dirac aufgestellte Gleichung (DE) beschreibt Teilchen mit Spin 1/2 (Fermionen, speziell das Elektron): 1 klassische Größen werden durch Operatoren ersetzt 1 EINLEITUNG 5 P.A.M. Dirac, Proc. Roy. Soc. A117, 610 (1928) (DE). Wie die KGE hat die DE Lösungen mit negativer Energie. Dirac hat deshalb 1930 postuliert, dass diese Zustände alle besetzt sind, so dass für Fermionen (Pauli-Prinzip!) keine Übergänge möglich sind. „Löcher“ in diesem „Dirac-See“ entsprechen Antiteilchen mit entgegengesetzter Ladung: P.A.M. Dirac, „A theory of electrons and protons“, Proc. Roy. Soc. A126, 360 (1930). [zunächst hielt man das Proton für das Antiteilchen des Elektrons: Dirac versuchte zunächst die Massendifferenz e/p auf die Wechselwirkung mit dem See zurückzuführen]. H. Weyl zeigte jedoch, dass die Löchertheorie vollständig symmetrisch für negative/positive Ladungen ist, Dirac modifizierte daraufhin seine Theorie und postulierte 1931 das Positron P.A.M. Dirac, Proc. Roy. Soc. A133, 60-72 (1931). Es wurde 1932 von Carl Anderson entdeckt und beseitigte die Zweifel an der DIRACTheorie: C.D. Anderson, Science 76, 238-239 (1932). In der Relativistischen Quantenmechanik bleiben die Axiome der Quantentheorie ungeändert; es wird jedoch der Hamilton-Operator modifiziert: • Der Zustand eines Systems wird durch einen Zustandsvektor in einem linearen Raum - dem Hilbertraum - beschrieben, ∣ψ⟩. • Observable werden durch hermitesche Operatoren dargestellt. • Der Mittelwert einer Observablen im Zustand ∣ψ⟩ beschrieben, ⟨A⟩ = ⟨ψ∣ A ∣ψ⟩ („Erwartungswert“). • Bei einer Messung von A geht der ursprüngliche Zustand in den Eigenzustand ∣n⟩ von A mit Eigenwert an über, A ∣n⟩ = an ∣n⟩. Es folgt eine Einführung in die verwerndete Notation, dann untersuchen wir die Eigenschaften der Klein-Gordon und Dirac-Gleichung mit der Interpretation als EinteilchenWellengleichung. Die Lösungen sind auch Basiszustände bei der Entwicklung der Feldoperatoren. 6 Notation: Einheiten ̵ c eingeführt, später setzen wir h̵ ≡ c ≡ 1, so dass Die Grundgleichungen werden mit h, die Zeit die Dimension einer Länge hat, Energien, Impulse und Massen haben die Dimensionen einer inversen Länge; Ladungen werden dimensionslos ⎡ ⎤ ⎢ ⎥ ⎢ 1/137.035999679(94) ⎥ ⎢ ⎥ ⎢für Q2 =0; bei Q2 =m2w ; α≃1/128⎥ ⎣ ⎦ e2 1 e =̵ ≅ hc 137 2 h mit h̵ = ≅ 6.582 ⋅ 10−22 MeVs 2π Koordinaten: Zeitpunkt t und ein Punkt im Ortsraum r⃗ = (x, y, z) definieren einen Raum-Zeit-Punkt (x0 , x1 , x2 , x3 ) mit x0 = ct Zeitkoordinate, x1 = x, x2 = y, x3 = z Raumkoordinaten. Die Indizes 0, 1, 2, 3 kennzeichnen Komponenten von Vierervektoren, (griech. Buchstaben µ, ν, ...), 1,2,3 die Komponenten des gewöhnlichen Raumes (lat. Buchstaben i,k,l,...): xµ ≡ (x0 , xk ) ≡ (x0 , x1 , x2 , x3 ) (µ = 0, 1, 2, 3) (k = 1, 2, 3) Metrischer Tensor, ko- und kontravariante Indices. Die Metrik im Raum-Zeit-Kontinuum ist durch den metrischen Tensor definiert ⎛ ⎜ ⎜ gµν = ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 ⎞ ⎟ 0 −1 0 0 ⎟ ⎟ ⎟ 0 0 −1 0 ⎟ ⎟ 0 0 0 −1 ⎠ 1 0 0 g00 = 1, gkk = −1, gµν = 0 ∀µ ≠ ν Man unterscheidet sogenannte „kovariante“ Vektoren (aµ ): transformieren wie ∂ ∂xµ „kontravariante“ Vektoren (aµ ): transformieren wie xµ ⇒ unterschiedliche Vorzeichen der räumlichen Komponenten. Umwandlung durch Anwendung des metrischen Tensors: aµ = ∑ gµν aν , so dass ν a0 = a0 , ak = −ak 1 EINLEITUNG 7 Einsteinsche Summenkonvention: über doppelt erscheinende Indices wird summiert: ⇒ aµ = gµν aν ⇒ Hinaufziehen der Indices: aµ = gµν aν mit gµν = gµν Es ist gµ ν = gµσ gσν = gµ ν = δµ ν ⎧ ⎪ ⎪ ⎪1, µ = ν ν mit dem Kronecker-Symbol δµ = ⎨ ⎪ ⎪ ⎪ ⎩0, µ ≠ ν Dreier- und Vierervektoren, Skalarprodukt Für Dreiervektoren im gewöhnlichen Ortsraum verwendn wir a⃗ = (ax , a y , az ), so dass aµ = (a0 , a1 , a2 , a3 ) = (a0 , a⃗) mit a1 = ax , a2 = a y , a3 = az Skalarprodukt/Betrag 3er Vektor: a = (a⃗ ⋅ a⃗)1/2 = [a2x + a2y + a2z ] 1/2 Oft wird beim 4er Vektor der Index µ weggelassen ⇒ (a), wenn eine Verwechslung mit dem Betrag des 3er Vektors ausgeschlossen ist. Das Skalarprodukt zweier 4er Verkotern aµ , bµ erhält man durch „Verjungung“ aus den jeweiligen ko- und kontravarianten Komponenten: aµ bµ = aµ bµ = a0 b0 − a⃗ ⋅ ⃗b s2 ≡ aµ aµ = (a0 )2 − a2 ist die Norm von a ≡ aµ Klassifizierung der 4er Vektoren aµ aµ < 0, aµ raumartig aµ aµ = 0, aµ Nullvektor (lichtartig) aµ aµ > 0, aµ zeitartig 8 Dies entspricht der Lage des Vektors relativ zum Lichtkegel a0 Zukunft, zeitartig a0 > 0 raumartig a1 Vergangenheit „Minkowski-Diagramm“ a0 < 0 Gradient, Differentialoperatoren ⃗ ≡( ∇ ∂ ∂ ∂ , , ), ∂x ∂y ∂z ⃗ ⋅∇ ⃗= ∆=∇ ∂2 ∂2 ∂2 + + ∂x2 ∂y2 ∂z2 Die vier partiellen Differentialoperatoren ∂µ ≡ Nabla-Operator ∂ ∂xµ bilden einen kovarianten Vektor: ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ∂ ⃗ , ≡ ( 0 , 1 , 2 , 3 ) ≡ ( , ∇) µ ∂x ∂x ∂x ∂x ∂x ∂ct Gradientenoperator. Der entsprechende kontravariante Gradient ist ∂µ ≡ gµν ∂ν ≡ ( ∂ ⃗ . , −∇) ∂ct Der d’Alembert-Operator ist ◻≡ 1 ∂2 − ∆ = ∂µ ∂µ . c2 ∂t2 εµνλ% -Tensor (Levi-Civita Tensor) ein in den vier Indices total antisymmetrischer Tensor: ⎧ ⎪ +1, (µνλ%) gerade Permutation von (0, 1, 2, 3) ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ εµνλ% = ⎨ 0, mindestens zwei gleiche Indices ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎩−1, (µνλ%) ungerade Permutation von(0, 1, 2, 3) 1 EINLEITUNG 9 Elektromagnetisches Feld ⃗ r⃗, t), und einem Das elektromagnetische Potential besteht aus einem Vektorpotential A( skalaren Potential φ(r⃗, t), die einen Vierervektor bilden: ⃗ (Aµ ) ≡ (φ, A); (jµ ) = (c%, ⃗j) Elektrisches Feld: Magnetisches Feld: mit ∂µ jµ = 0 ∂A⃗ ⃗ − E⃗ = −∇φ ∂x0 ⃗ = rotA⃗ ≡ ∇ ⃗ × A⃗ B ⃗ bilden einen antisymmetrischen Tensor Fµν = −Fνµ Die Komponenten von E⃗ und H Raum-Zeit-Kontinuum: Fµν = ∂µ Aν − ∂ν Aµ , so dass (im Vakuum) ⎛ ⎜ ⎜ µν F =⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 Ex Ey Ez −Ex −E y −Ez ⎞ ⎟ 0 −Bz B y ⎟ ⎟; ⎟ Bz 0 −Bx ⎟ ⎟ −B y Bx 0 ⎠ Sp(Fµν ) = 0 ⇒ Inhomogene Maxwell-Gleichungen: ∂µ Fµν = 4π ν j ; c in Lorenz-Eichung ∂µ Aµ = 0 ⇒ ∂µ ∂µ Aν = 4π ν j c Homogene Maxwell-Gelichungen: ∂µ F̃µν = 0 1 mit F̃µν ∶= εµνλ% Fλ% 2 Lorentz-Transformation (LT) Beim Wechsel des Bezugssystems durch LT werden die Koordinaten linear und reell so transformiert, dass das Quadrat des Abstandes zweier Raum-Zeit-Punkte erhalten bleibt. x′µ = Λµ ν xν + aµ 10 Der reelle Vektor aµ ist eine einfache Translation der Raum-Zeit Achsen. Homogene LT mit aµ = 0: x′µ = Λµ ν xν Definition der LT durch (Λµν = gλσ Λµ σ ) (1) Λ∗µν = Λµν reelle Transformation (2) Λµν Λµλ = Λνµ Λλµ = δν λ Erhaltung des Abstandsquadrates ⇒ det ∣Λµ ν ∣ = ±1 (+1: „eigentliche“ LT; Richtungssinn der Raumachsen bleibt gleich) Inverse Transformation: xµ = x′ν Λν µ Die (homogene) Lorentz-Gruppe ist die Gruppe der linearen reellen Transformation, bei denen die Skalarprodukte zwischen Vierervektoren erhalten bleiben. 2 2 VERBINDUNG ZUR NICHTRELATIVISTISCHEN QUANTENMECHANIK 11 Verbindung zur nichtrelativistischen Quantenmechanik In der nichtrelativistischen QM wird die Zeitentwicklung von Zuständen ∣ψ⟩ durch die Schrödinger-Gleichung (SE) bestimmt: ih̵ ∂ ∣ψ⟩ = H ∣ψ⟩ ∂t (SE) Für ein freies Teilchen in Ortsdarstellung, ⟨r⃗∣ ih̵ ∂ h̵ 2 2 ⃗ ψ(r⃗, t). ψ(r⃗, t) = − ∇ ∂t 2m ⃗r (1) Wegen der unterschiedlichen Ordnungen der zeitlichen und räumlichen Ableitungen ist die SE nicht Lorentz-kovariant (= relativistisch invariant gegenüber LT): ∧ ihre Struktur ändert sich beim Übergang von einem Inertialsystem durch LT in ein anderes. (2) Die SE beschreibt nicht den Eigendrehimpuls eines Teilchens, z.B. den Spin des Elektrons. Für nichtrelativistische Elektronen lässt sich dieser Mangel durch das „Rezept“ von W.Pauli beheben: Z.Physik 43, 601 (1927): Die Wellenfunktion ψ wird durch eine zweikomponentige Wellenfunktion ersetzt, ψ(r⃗, t) = ⎛ ψ1 (r⃗, t) ⎞ ⎝ ψ2 (r⃗, t) ⎠ mit ∣ψi (r⃗, t)∣2 d3 r, i = 1, 2 ∶ Wahrscheinlichkeit, das Teilchen mit Spin in positiver (i = 1) oder negativer (i = 2) z−Richtung im Volumenelement d3 r um den Punkt r⃗ zu finden. Der Drehimpulsoperator ⃗j setzt sich aus den Operatoren ⃗L des Bahndrehimpulses, und ⃗ /2 des Spins zusammen: σ ̵ ⃗j = ⃗L + h σ ⃗, 2 Gesamtdrehimpuls-Operator ⎛ σ1 ⎞ ⎟ ⃗=⎜ ⎜ σ2 ⎟. mit σ ⎜ ⎟ ⎝ σ3 ⎠ ̵ ⃗L = r⃗ × h ∇, ⃗ i Bahndrehimpuls-Operator. 12 Mit den „Paulischen Spinmatrizen“ σ1 = ⎛ 1 0 ⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 0 1 ⎞ . , σ3 = , σ2 = ⎝ 0 −1 ⎠ ⎝ i 0 ⎠ ⎝ 1 0 ⎠ Die so modifizierte Schrödinger-Theorie ist jedoch nicht relativistisch invariant. Ziel ist deshalb, eine relativistisch invariante Gleichung zu finden, die den Spin „automatisch“ mit berücksichtigt. Zum Aufstellen von relativistischen oder nicht relativistischen Wellengleichungen benutzt man das Korrespondenzprinzip, d.h. klassische Größen werden durch Operatoren ersetzt: ∂ E Ð→ ih̵ ∂t h̵ ⃗ = −ih̵ ∇ ⃗ p⃗ Ð→ ∇ i Damit ergibt sich aus der nichtrelativistischen Energie eines freien Teilchens E= p⃗2 2m die freie zeitabhängige Schrödingergleichung ih̵ ⃗2 ∂ h̵ 2 ∇ ∣ψ⟩ = − ∣ψ⟩ . ∂t 2m In der speziellen Relativitätstheorie transformieren sich Energie E und Impuls p⃗ = (px , p y , pz ) als Komponenten eines kontravarianten Vierervektors E E pµ = (p0 , p1 , p2 , p3 ) = ( , px , p y , pz ) = ( , p⃗) c c mit den kovarianten Komponenten E pµ = gµν pν = ( , −p⃗) c ⇒ das invariante Skalarprodukt ist pµ pµ = E2 − p⃗2 = m2 c2 , c2 mit der Ruhemasse m. 2 VERBINDUNG ZUR NICHTRELATIVISTISCHEN QUANTENMECHANIK 13 Ableitung der relativistischen Energie-Impuls-Beziehung „Weltlinie“ eines Teilchens in x0 Parameterdarstellung: Ort eines klassischen relativistischen Punkt- Weltlinie, Eigenzeit τ ct teilchens der Masse m > 0 im Minkowski-Raum x(t) = x1 ⎛ ct ⎞ mit der Zeit t im Inertialsystem. ⎝ x⃗(t) ⎠ Eigenzeit τ als Parameter auf der Weltlinie: die Zeit, die eine mit dem Teilchen bewegte Uhr anzeigt. Im momentaten Ruhesystem des Teilchens gilt für das Differential der Weltlinie ⎛ ⎜ ⎜ ′ dx = ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ cdτ ⎞ ⎟ 0 ⎟ ⎟. ⎟ 0 ⎟ ⎟ 0 ⎠ Mit der Invarianz des relativistischen Abstandsquadrats ist (dx′ )2 = c2 dτ2 = (dx)2 = c2 dt2 − (dx⃗)2 = c2 dt2 (1 − v2 (t) ) c2 dx⃗ (t) dt Der Zusammenhang zwischen τ und t wird mit v⃗(t) = √ t τ = ∫ dt t0 ′ 1− v2 (t′ ) ; c2 dt 1 = √ 2 dτ 1 − vc2 4er Geschwindigkeit u und 4er Impuls p sind definiert durch ⎛ c dt ⎞ dτ ⎟ ⎛ 1 ⎞ dxµ ⎜ c ⎜ ⎟ ⎟= √ =⎜ , uµ ≡ ⎟ dτ ⎜ 1 − v2 /c2 ⎝ v⃗/c ⎠ ⎜ dx⃗ ⎟ ⎝ ⎠ dτ pµ ≡ muµ = m ⋅ ⎛ ⎞ dx⃗ dx⃗ dt v⃗ Nebenrechnung: = = √ dτ dt dτ ⎝ 1 − v2 /c2 ⎠ ⎛ 1 ⎞ ⎛ E/c ⎞ dxµ mc = √ = dτ 1 − v2 /c2 ⎝ v⃗/c ⎠ ⎝ p⃗ ⎠ Im nichtrelativistischen Grenzfall v ≪ c gehen diese Ausdrücke in die gewöhnlichen Formeln für Energie und Impuls über - jedoch muss die Ruheenergie berücksichtigt 14 werden: √ 1 1− ⇒ v2 c2 Ð→ 1 + v≪c 1 v2 − +⋯ 2 c2 E 1 v2 1 Ð→ mc + mc 2 ⇒ E → mc2 + mv2 c 2 c 2 p⃗ → mv⃗. Das invariante Skalarprodukt für den 4er Impuls ergibt demnach pµ pµ = E2 − p⃗2 = m2 c2 c2 ⇒ E2 = p⃗2 c2 + m2 c4 3 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 15 Klein-Gordon Gleichung Wenden wir das Korrespondenzprinzip ∂ E → ih̵ , ∂t ⃗ p⃗ → −ih̵ ∇; ̵ µ pµ → ih∂ ∂ E ⃗ ( , p⃗) → ih̵ ( , −∇) c ∂ct auf die relativistische Energie-Impuls-Beziehung an, E= √ p⃗2 c2 + m2 c4 , erhalten wir die Wellengleichung ih̵ √ ∂ ⃗ 2 + m2 c4 ∣ψ⟩ ∣ψ⟩ = −h̵ 2 c2 ∇ ∂t Die Wurzel bringt jedoch Probleme: ihre Entwicklung ergibt ∞ hohe Ableitungen, Ort und Zeit treten also unsymmetrisch auf und die relativistische Invarianz wird gebrochen. Wir gehen deshalb von der quadratischen Relation aus, E2 = p⃗2 c2 + m2 c4 und erhalten −h̵ 2 ∂2 ⃗ 2 + m2 c4 ) ∣ψ⟩ ∣ψ⟩ = (−h̵ 2 c2 ∇ 2 ∂t mit jeweils 2.Ableitung in Ort und Zeit. Division durch −(h̵ 2 c2 ) ergibt die offensichtlich Lorentz-kovariante Form mc 2 [∂µ ∂µ + ( ̵ ) ] ∣ψ⟩ = 0 h ∂µ ≡ ∂ , ∂xµ xµ = (x0 = ct, x⃗) denn aus der Elektrodynamik ist bekannt, dass der d’Alembertoperator ◻ ≡ ∂µ ∂µ = invariant gegenüber LT ist. 1 ∂2 ∂2 ⃗ 2 = gµν − ∇ c2 ∂t2 ∂xν ∂xν 16 In der Wellengleichung erscheint die reduzierte Compton-Wellenlänge des Teilchens mit Masse m, h̵ ≡ oc mc [λec ≅ 3.86 ⋅ 10−13 m] Man nennt die von Schrödinger, Gordon und Klein aufgestellte Gleichung mc 2 [◻ + ( ̵ ) ] ∣ψ⟩ = 0 h freie Klein-Gordon-Gleichung, (KGE) E. Schrödinger hat sie 1926 als relativistische Verallgemeinerung der SE vorgeschlagen, O. Klein und W. Gordon haben sie im Detail untersucht. ∧ ̵ µ Mit dem 4er Impuls als Operator pµ = ih∂ lässt sie sich auch schreiben als [pµ pµ − m2 c2 ] ∣ψ⟩ = 0 3.1 Eigenschaften der KGE Sie erfüllt die Kontinuitätsgleichung; zur Herleitung aus der KGE bildet man mc 2 ψ∗ [∂µ ∂µ + ( ̵ ) ] ψ = 0 h und subtrahiert die komplex konjugierte Gleichung, mc 2 ψ [∂µ ∂µ + ( ̵ ) ] ψ∗ = 0 h ⇒ ψ∗ ∂µ ∂µ ψ − ψ∂µ ∂µ ψ∗ = 0 ∂µ (ψ∗ ∂µ ψ − ψ∂µ ψ∗ ) = 0 Damit die Stromdichte der nichtrelativistischen entspricht, multiplizieren wir mit ⎛1 ∂ ⎞ ⃗⎟ ∂µ ≡ ⎜ ,∇ ⎝ c ∂t ⎠ ∂ψ∗ ∂ ih̵ h̵ ∗ ∂ψ ⃗⋅ ⃗ − ψ∇ψ ⃗ ∗] = 0 [ψ∗ ∇ψ [ (ψ − ψ )] + ∇ ∂t 2mc2 ∂t ∂t 2mi Dies hat die Form einer Kontinuitätsgleichung ⃗ ⃗js = 0 , mit der Dichte %̇s + ∇ h̵ 2mi ; 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG %s = 17 ∂ψ∗ ih̵ ∗ ∂ψ [ψ − ψ ] , und der Stromdichte 2mc2 ∂t ∂t ̵ ⃗js = h [ψ∗ ∇ψ ⃗ − ψ∇ψ ⃗ ∗] . 2mi bzw. in kovarianter Notation mit jµ ≡ (c%, ⃗j), 4er Stromdichte: ∂µ jµ = 0 In relativistischer Formulierung ist die Normierung meist so gewählt, dass µ ̵ 2 (ψ∗ ∂µ ψ − ψ∂µ ψ∗ ), jKG ≡ −ihc ∂ψ ∂ψ %KG = ih̵ (ψ∗ −ψ ), ∂t ∂t ∗ so dass der Energie-Eigenzustand 2 ψ = Ψ(r⃗)e−iEt/h ⇒ %KG = 2E ∣Ψ∣ , ̵ und ∣Ψ∣ = 1 entspricht 2E Teilchen pro Einheitsvolumen. Die Verbindung zum „Schrödinger-Strom“ ist dann ̵ 1 ⃗ ⃗js = − ih (ψ∗ ∇ψ ⃗ − ψ∇ψ ⃗ ∗) = jKG 2m 2mc2 und ⃗js hat E mc2 Teilchen pro Einheitsvolumen für ∣Ψ∣ = 1. Als Folge der 2.Zeitableitung in der KGE ist jedoch % nicht positiv definit, und daher keine Wahrscheinlichkeitsdichte, sondern evtl. e ⋅ %(x⃗, t) eine Ladungsdichte. ∂ψ (Bei einer DGL 2.Ordnung wie der KGE können die Anfangswerte von ψ und unab∂t hängig voneinander vorgegeben werden, so dass %(x⃗) positiv oder negativ sein kann). Freie Lösungen der KGE Es existieren zwei freie Lösungen in Form von ebenen Wellen: ψ(x⃗, t) = e−i(Et−⃗px⃗)/h √ E = ± p2 c2 + m2 c4 ̵ Es treten positive und negative Energien auf. Die Energie ist nicht nach unten beschränkt. Die Theorie ist skalar, sie enthält keinen Spin und könnte nur Mesonen mit 18 Spin 0 (z.B. π0 ) beschreiben. Als Quantenfeldtheorie beschreibt die KGE Mesonen; das hermitesche skalare Klein-Gordon Feld beschreibt neutrale Mesonen mit Spin 0, siehe QFT-Vorlesung. Im Rahmen der RQM lässt sich das KGE-Problem negativer Energien (= Massen im ∧ feldfreien Fall) umgehen, indem man die Interpretation des 4er Vektors jµ ändert: jµ → ejµ (x) ≡ Stromdichte - Vierervektor, d.h. insbesondere % → e%(x) ≡ elektrische Ladungsdichte; % nicht positiv definit Die Kontinuitätsgleichung ∂µ jµ = 0 beschreibt dann die Ladungserhaltung, während die Teilchenzahl nicht erhalten ist. [W. Pauli; V. Weisskopf, Helv. Phys. Acta 7, 709 (1934)]. ⇒ es können Teilchenpaare mit entgegengesetzter Ladung erzeugt und vernichtet werden. Mit dieser Interpretation ist die KGE keine Einteilchen-Theorie mehr, sondern eine „Theorie der Ladung“. (Erst mit der Dirac-Theorie kann eine positiv definite Dichte für ein Teilchen eingeführt werden; auch dort bleiben jedoch negative Energien, so dass die EinteilchenInterpretation nur begrenzt möglich ist). 3.2 Wechselwirkung mit elektromagnetischen Feldern; Eichinvarianz Die WW eines relativistischen Spin-0-Teilchens mit einem elektromagnetischen Feld wird in der KGE wie in der SE durch „minimale Kopplung“ berücksichtigt: ⎫ ∂ ∂ ⎪ ⎪ → ih̵ − eA0 ⎪ ⎪ ⎪ e ∂t ∂t ⎪ µ ⎬ p → pµ − Aµ ⎪ c h̵ h̵ e ⎪ ⃗→ ∇ ⃗ − A⃗ ⎪ ⎪ ∇ ⎪ ⎪ i i c ⎭ ih̵ mit der Ladung e des bestehenden Teilchens, und dem elektromagnetischen Viererpotential Aµ = ⎛ A0 ⎞ , ⎝ A⃗ ⎠ A0 = φ 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 19 Damit wird die KGE mit elektromagnetischen Feld: [(ih̵ 2 h̵ e⃗ 2 ∂ ⃗ − A) − eA0 ) − c2 ( ∇ − m2 c4 ] ∣ψ⟩ = 0 ∂t i c bzw. in kovarianter Form (Massenterm m2 c2 !) e e [(pµ − Aµ ) (pµ − Aµ ) − m2 c2 ] ∣ψ⟩ = 0 c c Die Maxwellschen Gleichungen sind invariant unter lokalen Eichtransformationen der Art φ → φ′ = φ − 1 ∂χ , c ∂t ⃗ A⃗ → A⃗′ = A⃗ + ∇χ bzw. Aµ → A′µ = Aµ − ∂µ χ mit χ = χ(x) eine beliebige reelle skalare Funktion der Raumzeit-Koordinaten. Diese lokale Eichinvarianz lässt sich wie in der nichtrelativistischen Theorie auf die KGE übertragen, indem man die Wellenfunktion ψ durch Multiplikation einer Phase geeignet mittransformiert: ψ(x) → ψ′ (x) = eiΛ(x) ψ(x) Um Λ(x) zu finden, setzen wir die gestrichenen Größen in die KGE ein und finden: e e e e 0 = [(pµ − A′µ − ∂µ χ) (pµ − A′µ − ∂µ χ) − m2 c2 ] ⋅ ψ′ e−iΛ c c c c e e e e ̵ µ Λ) − m2 c2 e−iΛ ] ψ′ = [(pµ − A′µ − ∂µ χ) e−iΛ (pµ − A′µ − ∂µ χ + h∂ c c c c e e ̵ µ Λ) (pµ − e A′µ − e ∂µ χ + h∂ ̵ µ Λ) − m2 c2 ] ψ′ = e−iΛ [(pµ − A′µ − ∂µ χ + h∂ c c c c ⇒ Mit der Wahl e Λ(x) = ̵ χ(x) geht dies in die Form der KGE über, hc e e [(pµ − A′µ ) (pµ − A′µ ) − m2 c2 ] ψ′ = 0 (Beweis durch Nachrechnen) c c Da physikalische Observable durch Erwartungswerte ⟨ψ ∣...∣ ψ⟩ dargestellt werden, spielt ein gemeinsamer gleicher Phasenfaktor Λ(x) in ψ keine Rolle: die KGE mit 20 minimaler Kopplung ist deshalb unter lokalen Eichtransformationen des elektromagnetischen Feldes invariant. Kontinuitätsgleichung mit Feld: Multipliziert man die KGE mit Feld von links mit ⟨ψ∗ ∣ und subtrahiert davon das komplex konjugierte, folgt die Kontinuitätsgleichung als ∂%(x) ⃗ ⃗j(x) = 0 mit +∇ ∂t ∂ψ∗ e ih̵ ∗ ∂ψ [ψ − ψ ] − 2 A 0 ψ∗ ψ %(x) = 2 2mc ∂t ∂t mc ̵ e ⃗ ∗ ⃗j(x) = − ih [ψ∗ ∇ψ ⃗ − ψ∇ψ ⃗ ∗] − Aψ ψ 2m mc (wieder mit dem Faktor Form h̵ , analog zur nichtrel. QM) bzw. in Lorentz-kovarianter 2mi ∂µ jµ = 0 mit (jµ ) = jµ = ⎛ c% ⎞ , ⎝ ⃗j ⎠ e µ ∗ ih̵ [ψ∗ ∂µ ψ − ψ∂µ ψ∗ ] − A ψ ψ 2m mc oder in „relativistischer“ Normierung jKG = 2mc2 js ∶ µ ̵ 2 [ψ∗ ∂µ ψ − ψ∂µ ψ∗ ] − 2ceAµ ψ∗ ψ jKG = −ihc Aus der Kontinuitätsgleichung folgt durch Integration über den gesamten Raum der Erhaltungssatz Q = ∫ d3 x%(x) = const ⇒ Ladungserhaltung. ∂ψ Jedoch ist wieder %(x) nicht positiv definit, da ψ und ∀t willkürliche Werte anneh∂t men können, so dass % und ⃗j nicht als Wahrscheinlichkeitsgrößen interpretiert werden können. ⇒ Suche nach einer relativistischen Wellengleichung von erster Ordnung in der Zeit, und mit positiv definiter Wahrscheinlichkeitsdichte: DIRAC-Gleichung. Sie hat allerdings - wie die KGE - Lösungen mit negativen Energieeigenwerten. 3 3.3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 21 Hamiltonsche Form der KGE Die KGE (DGL 2.Ordnung) lässt sich in ein System von gekoppelten DGLn erster Ordnung überführen („Schrödniger-artige“ Form) durch die Ersetzungen (ψ Lösung der KGE) ψ = φ + ϕ, Ψ= ∂ − eA0 )ψ = mc2 (φ − ϕ) ∂t ⎛ φ ⎞ ⎝ ϕ ⎠ ⇒φ= ϕ= (ih̵ 1 ∂ (mc2 + ih̵ − eA0 ) ψ 2 2mc ∂t ∂ 1 (mc2 − ih̵ + eA0 ) ψ 2 2mc ∂t ⇒ (ih̵ ∂ − eA0 ) (φ + ϕ) = mc2 (φ − ϕ) ∂t ∂ 1 e⃗ 2 0 ̵ ⃗ (ih − eA ) (φ − ϕ) = [ (p − A) + mc2 ] (φ + ϕ) ∂t m c Addition und Subtraktion dieser Gleichungen ergibt ein gekoppeltes DGL-System 1.Ordnung ∂φ 1 e⃗ 2 ̵ ⃗ ih = (p − A) (φ + ϕ) + (mc2 + eA0 )φ ∂t 2m c ih̵ und mit Ψ = ∂ϕ 1 e⃗ 2 =− (p⃗ − A) (φ + ϕ) − (mc2 − eA0 )ϕ ∂t 2m c ⎛ φ ⎞ folgt die KGE in Hamiltonscher Form, ⎝ ϕ ⎠ ih̵ ∂Ψ = HΨ ∂t σ3 + iσ2 e⃗ 2 ⃗ H= (p − A) + σ3 mc2 + eA0 2m c (H ist nicht hermitesch, daiσnicht hermitesch ist!:(iσ2 = −(iσ2 )+ ) mit den Pauli-Matizen σ1 = ⎛ 0 1 ⎞ , ⎝ 1 0 ⎠ σ2 = ⎛ 0 −i ⎞ , ⎝ i 0 ⎠ σ3 = ⎛ 1 0 ⎞ ⎝ 0 −1 ⎠ 22 Für die Lösungen der freien KGE folgt ih̵ ∂Ψ = H0 Ψ, ∂t H0 = σ3 + iσ2 2 p⃗ + σ3 mc2 2m mit dem Lösungsansatz Ψ(x) = ⎛ φ0 ⎞ i(⃗px⃗−Et)/h̵ e ⎝ ϕ0 ⎠ Ψp⃗ (x) = ⎛ mc + p0 ⎞ −ipµ xµ /h̵ e ⎝ mc − p0 ⎠ Ψp⃗ (x) = ⎛ mc − p0 ⎞ +ipµ xµ /h̵ e ⎝ mc + p0 ⎠ (1) (2) Da H nicht hermitesch ist, gibt es keine positiv definite Wahrscheinlichkeitsdichte mit erhaltener Gesamt-Wahrscheinlichkeit: ⟨Ψ∣ψ⟩ = ∫ d3 xΨ+ ψ ⟨Ψ∣O∣ψ⟩ = ∫ d3 xΨ+ Oψ (O linearer Operator) ⟨Ψ∣O∣ψ⟩ = ⟨ψ∣O∣Ψ⟩ ∗ ∂Ψ ̵ + ∂Ψ = Ψ+ HΨ ⇒ ih̵ = HΨ, ihΨ ∂t ∂t −ih̵ ∂Ψ+ Ψ = (HΨ)+ Ψ = (Ψ+ HΨ)∗ ∂t ∂ ∗ ⇒ ih̵ ⟨Ψ∣Ψ⟩ = ⟨Ψ∣H∣Ψ⟩ − ⟨Ψ∣H∣Ψ⟩ = ⟨Ψ∣H − H+ ∣Ψ⟩ ≠ 0 ∂t Aufgrund der Nicht-Hermitezität von H(≠ H+ ) sind seine Eigenzustände i.a. nicht orthogonal, und eiH ist nicht unitär ⇒ Heisenberg- und Schrödinger-Bild ergeben unterschiedliche Resultate. 3.4 KGE im Coulomb-Potential Die KGE mit elektromagnetischem Feld war [(ih̵ 2 ∂ h̵ e⃗ 2 ⃗ − A) − eA0 ) − c2 ( ∇ − m2 c4 ] ψ = 0 ∂t i c ⃗ φ sind die stationären Lösungen mit positiver Energie Für zeitunabhängiges A, ψ(x⃗, t) = e−iEt/h ϕ(x⃗), E > 0 ̵ 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 23 ⇒ zeitunabhängige KGE h̵ e⃗ 2 ⃗ (E − eA ) ϕ − c ( ∇ − A) ϕ − m2 c4 ϕ = 0 i c 0 2 2 Für ein sphärisch symmetrisches Potential wie das Coulomb-Feld A0 (x⃗) → A0 (r), r = ∣x⃗∣, und A⃗ = 0 folgt ⃗ 2 + m2 c4 )eA0 (x⃗) = [E − eA0 (r)] ϕ(x⃗) (−h̵ 2 c2 ∇ 2 Wie in der nichtrelativistischen QM wird die Gleichung durch Separationsansatz gelöst; in sphärischen Polarkoordinaten ϕ(r, ϑ, ϕ) = R(r)Ylm (ϑ, ϕ), mit Kugelfunktionen Ylm ⇒ Radialgleichung: (− 1d d l(l + 1) (E − eA0 (r))2 − m2 c4 r+ ) R(r) = R(r) r dr dr r2 h̵ 2 c2 Betrachte zunächst den nichtrelativistischen Grenzfall: E = mc2 + E′ ; E′ − eA0 ≪ mc2 ⇒ nichtrelativistische radiale Schrödingergleichung, denn die rechte Seite der Radialgleichung wird 1 2m ′ 2 2 2 ′ 0 ′ 0 2 2 4 0 ̵h2 c2 [(mc ) + 2mc (E − eA (r)) + (E − eA (r)) − m c ] R(r) ≈ h̵ 2 [E − eA (r)] R(r) mit der nichtrelativistischen Energie E′ . Für ein π− Meson im Coulombfeld eines Kerns mit Ladungszahl Z: mπ− = 139.57MeV/c2 ≅ 273me mittlere Lebensdauer τπ− ≅ 2.60 ⋅ 10−8 s vs. klassische „Umlaufzeit“ τ aus der Unschärferelation: ̵ aπ ≅ ∆ × ∆p ≡ aπ mπ aτπ ≅ h; ⇒τ≅ mπ a2π h̵ ≅ 139.1802 197.33 me mπ aB ≅ 1 −10 m 273 0.5 ⋅ 10 ≅ 1.8 ⋅ 10−13 m ≅ 180fm ⋅ 3⋅101 23 s ⇒ τ ≅ 7.6 ⋅ 10−20 s ≪ τπ− ≅ 2.6 ⋅ 10−8 s h̵ ≡ c ≡ 1 ∶ MeVfm ≅ 1/197.33; 1s ≅ 3 ⋅ 102 3fm ⇒ Trotz der endlichen π− -Lebensdauer gibt es wohldefinierte stationäre Energiezustände. Das Coulombpotential des Kerns ist eA0 (r) = − Ze2 r 24 und mit der Feinstrukturkonstanten α = [− Substituiere: σ2 = e2 ̵ hc wird die Radialgleichung 1d d l(l + 1) − Z2 α2 2ZαE E2 − m2 c4 r+ − ̵ − ̵2 2 ] R = 0 r dr dr r2 hcr hc 4(m2 c4 −E2 ) , h̵2 c2 γ = Zα, λ = 2Eγ ̵ ; hcσ % = σr ⇒ kompakte Form der Radialgleichung für die neue Variable % ∶ [ l(l + 1) − γ2 d2 2λ + − 1 − ] %R(%) = 0 d(%/2)2 %/2 (%/2)2 Das ist die Gestalt der nichtrelativistischen SE für die Funktion u ≡ %R, wenn wir ersetzen %0 → 2λ (%0 = √ 2m ∣E∣ 2 ⋅ Zeh̵ ) l(l + 1) → l(l + 1) − γ2 ≡ l′ (l′ + 1) (l′ i.a. nicht ganzzahlig) (Auch in der klassischen relativistischen Mechanik findet sich eine solche Änderung des Zentrifugalterms; dort sind die elliptischen Kepler-Bahnen nicht mehr geschlossen, sondern werden zu Rosettenbahnen). Die Radialgleichung wird analog zum nichtrelativistischen Fall gelöst: ′ ⎧ % l ⎪ ⎪ ⎪ ⎪( ) , % → 0 R(ρ) = ⎨ 2 ⎪ ⎪ −%/2 ⎪ %→∞ ⎪ ⎩e , ⇒ Lösungsansatz: % l +1 %R(%) = ( ) e−%/2 w(%/2) 2 ′ mit der DGL für w(%) analog zum Schrödingerfall: ⎡ ⎤ l(l+1)−γ2 ⎢ ⎥ %R(%) 2λ ³¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹· ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ µ ª ⎢ ⎥ ⎢ d2 l′ (l′ + 1) % ⎥¬ ⎢ ⎥ 0 ⎢ 2− ⎥ u(%) = 0 + −1 2 ⎢ d% ⎥ % % ⎢ ⎥ ⎢ ⎥ ⎢ ⎥ ⎣ ⎦ (%R(%) = u(%) = %l +1 e−% w(%)) ′ % dw d2 w + 2(l′ + 1 − %) + (%0 − 2(l′ + 1))w = 0 2 d% d% Lösung durch Potenzreihenansatz 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 25 ∞ w(ρ) = ∑ ak %k . k=0 Die aus der DGL folgende Rekursionsrelation ergibt eine Funktion w(%) ∝ e2% . Damit R(%) normierbar bleibt, muss die Reihe abbrechen. Einsetzen ergibt: ∞ ∑ ak [k(k − 1)%k−1 + 2(l′ + 1)k%k−1 − 2k%k + (%0 − 2(l′ + 1))ρk ] = 0 k=0 Die Koeffizienten jeder Potenz von % müssen Null sein, also für %k ∶ [(k + 1)k + 2(l′ + 1)(k + 1)] ak+1 + [−2k + (%0 − 2(l′ + 1))] ak = 0 ⇒ Rekursionsrelation zur Berechnung von ak+1 aus ak : ak+1 = 2(k + l′ + 1) − %0 ⋅ ak (k + 1)(k + 2l′ + 2) Für die Konvergenz ist das Verhältnis ak+1 ak für k → ∞ relevant: ak+1 2 = k→∞ ak k lim Vergleich mit der Exponentialreihe 1 (2%)k k=0 k! ∞ e2% = ∑ mit den aufeinander folgenden Koeffizienten 2k+1 /(k + 1)! 2 2 = ≅ k 2 /k! k+1 k d.h. die Reihe für w(%) verhält sich wie e2% . Damit nicht u(%) ∝ e−% w(%) → e% für große r resultiert, (sonst ist u(%) nicht normierbar) muss die Reihe abbrechen. Bricht die Reihe nach dem N−ten Glied ab, ist w(%) ein Polynom N−ten Grades. Die Abbruchbedingung aN+1 + aN+2 = ... = 0, %0 = 2(N + l′ + 1) , ergibt die Rekustionsrelation N = 0, 1, 2, radiale Quantenzahl mit %0 → 2λ ⇒ λ = N + l′ + 1 (bis auf l′ analog zum Schrödingerfall) Zur Bestimmung der Energieeigenwerte eliminieren wir σ: 2Eγ 4E2 γ2 4(m2 c4 − E2 ) σ= ̵ ⇒ σ2 = ̵ 2 2 2 = hcλ hcλ h̵ 2 c2 26 und erhalten die Energienevaus γ2 E = mc (1 + 2 ) λ −1/2 2 (positive Wurzel, da σ > 0, λ > 0 ⇒ E > 0) ⇒ Für verschwindende Anziehung γ = Zα → 0 geht die Energie dieser Lösungen gegen die Ruheenergie, E Ð→ mc2 γ→0 Berechnung von l′ aus der Definitionsgleichung l′ (l′ + 1) = l(l + 1) − γ2 1 √ l′ = − ± (l + 1/2)2 − γ2 2 nur „+“ zulässig, damit die kinet. Energie endlich bleibt ENl = ¿ Á Á Á À1 + mc2 [N + 1/2 + √ γ2 (l + 1/2)2 − γ2 ] 2 In nichtrelativistischer Notation ist die Hauptquantenzahl n = N + l + 1; damit wird E (n = 1, 2, ...; l = 0, 1, ..., n − 1) Enl = ¿ Á Á Á À1 + mc2 . γ2 [n − (l + 1/2) + √ (l + 1/2)2 − γ2 ] 2 Die in der nichtrelativistischen Theorie vorhandene Entartung bezüglich des Drehimpulses ist hier aufgehoben. Entwicklung der Energie in eine Potenzreihe ergibt E = mc2 [1 − E= mc2 ° Ruheenergie γ2 γ4 n 3 − ( − ) + O(γ6 )] 2 4 2n 2n l + 1/2 4 − Ry n2 ° nichtrel. RydbergEnergie − R y γ2 1 3 ( − ) +O(R y γ4 ) 3 n l + 1/2 4n ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ relativistische Korrektur 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 27 mit mc2 (Zα)2 mZ2 e4 = ̵ 2 (= 13.6eV für Z = 1, m = me ) 2 2h Die relativistische Korrektur hebt die Entartung in l auf: Ry = 4R y γ2 n − 1 El=0 − El=n−1 = − 3 . n 2n − 1 Damit l′ und die Energieeigenwerte reell sind, muss (siehe Ausdruck für l′ ) gelten l+ 1 > Zα 2 Für s−Zustände mit l = 0 bedeutet das Z< 137 1 ≅ = 68.5; für l = 1, Z < 205.5 2α 2 für größere Z wird das System instabil, die Lösungen zum Coulomb-Potential für Z > 68 unsinnig. Reale Kerne haben jedoch einen endlichen Radius (keine Punktladung), für den Bindungszustände auch für Z > 68.5 existieren. 1 E mc2 E1p E1s 0 100 200 Z Beim Vergleich mit realen pionischen Atomen muss demnach: • Der endliche Kernradius berücksichtigt werden • Die Masse mπ durch die reduzierte Masse ersetzt werden, µ = mπ ⋅M mπ +M • Die Vakuumpolarisation muss berücksichtigt werden (virtuelle Elektron-PositronPaare) • Die starke WW Pion-Kern muss abgeschätzt werden. 3.5 Oszillator-Coulomb-Potential Die endliche Ausdehnung des Kerns, die auch für Z > 68.5, l = 0 Bindungszustände ermöglicht, lässt sich durch ein Oszillator-Coulomb-Potential berücksichtigen. 28 Wir betrachten dazu den Kern näherungsweise als homogen geladene Kugel, mit Potential ⎧ r2 Ze2 ⎪ ⎪ (3 − ); − ⎪ ⎪ R2 eA0 (r) = V(r) = ⎨ 2R ⎪ ⎪ Ze2 ⎪ ⎪ ⎩− r ; r≤R r>R V(r) (MeV) E mc2 E1p E1s R − 2 2 r (fm) Ze2 R ≅ 10fm, Z = 82 ∶ 82⋅197 V(0) = −17.7MeV ( 20.137 ⋅ 1.5MeV) (R = 1.2A1/3 fm ≅ 7.11fm) r 2 r − Ze 2R (3 − R2 ) − 32 ZeR Die Radialgleichung wird auch für dieses Potential durch Potenzreihenansatz gelöst (siehe z.B. A.Wachter, Relativistische QM, Springer, pp. 82-87). Es ergibt sich ein nahezu linearer Zusammenhang zwischen den Zustandsenergien E und der Kernladungszahl Z, und es existieren auch für große Z−und kleine l−Werte gebundene Zustände. 3 KLEIN-GORDON GLEICHUNG 29 Abbildung 1: Energiewerte gebundener 1s−, 2s− und 2p−Pionzustände im Feld einer homogen geladener Kugel (Oszillator-Coulomb-Potential) als Funktion von Z. Der Kugelradius (Kernradius) beträgt R = 10 fm. In Tabelle 1 sind für zwei verschiedene Kernladungszahlen Z der V−Erwartungwert des 1s−Pionradius, ⟨r⟩V , das elektrostatische Oszillator-Coulomb-Potential V an der Stelle 2 ⟨r⟩V , die √ Bindungsenergie EB = E1s − mπ c sowie die mittlere quadratische Abweichung ∆r = 2 ⟨r2 ⟩V − ⟨r⟩V angegeben. Vergleicht man diese Werte mit der Ruheenergie mπ c2 = 139.577 MeV des Pions und seiner Compton-Wellenlänge λπ = 1.414 fm, so folgt für den schwachen Bindungsfall Z=2∶ ∣EB ∣ , ∣V (⟨r⟩V )∣ ≪ mπ c2 , ∆r ≫ λπ . Tabelle 1: Kennzahlen des gebundenen 1s-Pionzustandes im Oszillator-CoulombPotential für den schwachen (Z = 2) und starken (Z = 1450) Bindungsfall. Z=2 Z = 1450 ⟨r⟩V 146.4 fm 3.7 fm V (⟨r⟩V ) −0.02 MeV −298.9 MeV EB −0.05 MeV −278.8 MeV ∆r 84.3 fm 1.6 fm 30 Bei starker Bindung: sei Z = 1450 ∶ ∣EB ∣ , ∣V (⟨r⟩V )∣ ≪ mπ c2 , ∆r ≫ λπ ⇒ Einteilchenkonzept nicht mehr gültig! Eine direkte Bestätigung dieser Feststellung ergibt sich durch die Betrachtung der radialen Ladungsdichte des 1s−Pionzustandes, r2 %(r) = E − V(r) 2 u (r). mπ c2 l Im schwachen Bindungsfall (Z = 2) ist E positiv, und die radiale Ladungsdichte ist, wie gewünscht, positiv definit. Demgegenüber besitzt die radiale Ladungsdichte im starken Bindungsfall (Z = 1450) aufgrund des zugehörigen negativen Energiewertes keinen einheitlichen Verlauf und geht ab r ≈ 15 fm in negative Werte über, was mit dem Ein-Teilchenkonzept unvereinbar ist (siehe Abbildung 1). Die physikalische Bedeutung dieses Vorzeichenwechsels in starken Feldern (wie auch beim Kastenpotential und Potentialtopf) läßt sich letzlich nur im Rahmen von Quantenfeldtheorien richtig verstehen, wo die Teilchenzahl variabel ist. (aus: A.Wachter, Relativistische Quantenmechanik, Springer 2005; Seiten 85-86.) 4 DIRAC-GLEICHUNG 31 Abbildung 2: V-normierte radiale Ladungsdichte des 1s-Pionzustandes im OszillatorCoulomb-Potential mit Z = 1450 und R = 10 fm. Die große Grafik zeigt einen vergrößerten Ausschnitt der kleinen Grafik. Bei r ≈ 15 fm wechselt die Ladungsdichte ihr Vorzeichen. 4 4.1 Dirac-Gleichung Einleitung Um die mit der KGE verbundenen Schwierigkeiten zu vermeiden - insbesondere nicht positiv-definite Dichte -, suchte P.Dirac nach einer in den zeitlichen und örtlichen Ableitungen linearen Gleichung: ih̵ ∂ ψ = HD ψ ∂t mit dem DIRAC-Operator HD = ̵ hc ⃗p⃗ + βmc2 , αk ∂k + βmc2 ≡ cα i der bei korrekter Wahl von αk , (k = 1, 2, 3) und β die DE ergibt (summiere über doppelte Indices!). Da die Gleichung von 1.Ordnung in der Zeit ist, bleibt die Dichte positiv; wegen der Forderung relativistischer Invarianz dürfen dann auch die räumlichen Ableitungen nur von 1.Ordnung sein. 32 Damit HD hermitesch ist (HD = HD+ ) müssen αk und β hermitesche N × N Matrizen sein. (nicht einfach Zahlen, da die Gleichung dann nicht forminvariant bei räumlichen Drehungen ist). ⎛ ψ1 ⎞ ⎜ ⎟ ⇒ψ=⎜ ⋮ ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ ψN ⎠ 4.2 ist ein n−komponentiger Spalten-Vektor. Forderungen an die Gleichung; Ableitung der DE (1) Die Komponenten ψ1 , ..., ψN von ψ müssen die KGE erfüllen, so dass ebene Wellen als Lösungen die relativistische Energie-Impuls-Beziehung E2 = p2 c2 + m2 c4 erfüllen. (2) ∃ erhaltener Viererstrom, dessen nullte Komponente eine positive Dichte ist; es gilt die Kontinuitätsgleichung. (3) Die Gleichung muss Lorentz-kovariant sein: (1), (2), (3) ⇒ DIRAC-Gleichung. Konsequenzen dieser Bedingungen: zu (1) : zweimalige Anwendung von HD ergibt −h̵ 2 3 ̵ 3 3 ∂2 ̵ 2 c2 ∑ 1 (αi α j + α j αi ) ∂i ∂ j ψ + hmc ∑ (αi β + βαi ) ∂i ψ + β2 m2 c4 ψ ψ = − h ∂t2 i i=1 i,j=1 2 (der erste Term auf der rechten Seite der oberen Gleichung werde wegen ∂i ∂ j = ∂ j ∂i symmetrisiert). Division durch (h̵ 2 c2 ) und Vergleich mit der KGE, mc 2 [∂µ ∂µ + ( ̵ ) ] ψ = 0 h ergibt drei Bedingungen an die αk , β ∶ (∗) αi α j + α j αi = 2δi j ⋅ I⎫ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ i i ⎬ α β + βα = 0 ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ i 2 2 ⎪ ⎪ (α ) = β = I ⎭ ⇒ Fordeungen an die algebraische Sturktur der DIRAC-Matrizen. 4 DIRAC-GLEICHUNG 33 zu (2) : Definiere den zu ψ adjungierten Zeilenvektor ψ+ ≅ (ψ∗1 , ..., ψ∗N ) . Multipliziere die DE von links mit ψ+ ̵ ̵ + ∂ φ = hc ψ+ αk ∂k ψ + mc2 ψ+ βψ. ⇒ ihψ ∂t i Die dazu komplex konjugierte Relation wird ̵ ∂ψ+ hc ψ = − (∂k ψ+ ) αk+ ψ + mc2 ψ+ β+ ψ ∂t i ̵ ergibt und die Differenz beider Gleichungen multipliziere mit (−i/h) −ih̵ ⋅ ∂ψ ( ∂t∂ ψ+ ψ = ψ+ ψt + ψ ∂ψ+ ∂t ): ∂ + imc2 ψ ψ = −c [(∂k ψ+ ) αk+ ψ + ψ+ αk ∂k ψ] + ̵ (ψ+ β+ ψ − ψ+ βψ) h ∂t Damit dieser Ausdruck die Form einer Kontinuitätsgleichung erhält, ∂ ⃗ ⃗j = 0 , %+∇ ∂t müssen die Matrizen αk , β hermitesch sein: (αk )+ = αk ; β+ = β ⇒ letzter Term in (∗∗) fällt weg, und mit der Dichte N % ≡ ψ+ ψ ≡ ∑ ψ∗n ψn , und der Stromdichte n=1 jk ≡ cψ+ αk ψ, j0 ≡ c% ist die KG erfüllt; in kovarianter Form mit jµ ≡ (j0 , jk ), , k = 1, 2, 3 ⇒ ∂µ jµ ≡ 4.3 1∂ 0 ∂ j + k jk = 0 . c ∂t ∂x Eigenschaften der Dirac-Matrizen: Die Matrizen αk , β antikommutieren: {αk , β} = 0; ihr Quadrat ist I ∶ 2 (αk ) = β2 = I ⇒ Eigenwerte ± 1. schreibe diese Bedingung als αk β2 ≡ αk = −βαk β (αk β = −βαk ) (∗∗) 34 und benutze die zyklische Invarianz der Spur (d.h. Sp(AB) = Sp(BA) für quadratische Matrizen A, B), Sp(αk ) = −Sp(βαk β) = −Sp(αk β2 ) = −Sp(αk ) = 0, und analog für β ⇒ Sp(αk ) = Sp(β) = 0. ⇒ Die Anzahl der positiven und negativen Eigenwerte muss gleich sein. ⇒ N ist geradzahlig . Annahme: N = 2 ⇒ nicht möglich, denn die 4 2 × 2 Matrizen I, σx , σ y , σz enthalten nur 3 antikommutierende Matrizen, wir brauchen jedoch vier. N = 4 ist demnach die kleinstmögliche Dimension, in der die geforderte algebraische Struktur realisierbar ist. Eine spezielle Darstellung der Matrizen ist αk = ⎛ 0 σk ⎞ , ⎝ σk 0 ⎠ β= ⎛ I 0 ⎞ ⎝ 0 −I ⎠ mit den Pauli-Matrizen σ1 = ⎛ 0 1 ⎞ ⎛ 0 −i ⎞ ⎛ 1 0 ⎞ , σ2 = , σ3 = ⎝ 1 0 ⎠ ⎝ i 0 ⎠ ⎝ 0 −1 ⎠ und der Einheitsmatrix I = ⎛ 1 0 ⎞ . ⎝ 0 1 ⎠ Die algebraischen Beziehungen (∗) lassen sich leicht testen, z.B. ist die zweite Bedingung in (∗): αk β + βαk = ⎛ 0 −σk ⎞ ⎛ 0 σk ⎞ + = 0. ⎝ σk 0 ⎠ ⎝ −σk 0 ⎠ Diese Darstellung ist die „Standarddarstellung“ der DE. ψ heist „Vierspinar“ oder einfach „Spinor“, ψ+ der hermitesch adjungierte Spinor. Sie haben spezifische Transformationseigenschaften unter LT. DE in kovarianter Form: Um zeitliche und räumliche Ableitungen in kovarianter Schreibweise zusammenzufassen, multiplizieren wir zunächst die DE mit β/c und erhalten DE in kovarianter Form. 4 4.4 DIRAC-GLEICHUNG 35 Dirac-Gleichung in kovarianter Form ih̵ ̵ β hc ∂ ψ − [ αk ∂k + βmc2 ] ψ = 0 ∣ ⋅ (− ) ∂t i c ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ HD ̵ 0 − ihβα ̵ k ∂k + mc] ψ = 0 [−ihβ∂ (mit ∂0 = ∂/(c∂t)) definiere neue Dirac-Matrizen γ0 ≡ β, γk ≡ βαk mit den folgenden Eigenschaften (1) γ0 hermitesch, γ0 = (γ0 )+ , (γ0 )2 = I (2) γk antihermitesch, (γk )+ = −γk ; (γk )2 = −I Beweis: (γk )+ = (βαk )+ = αk β = −βαk = −γk (γk )2 = βαk ⋅ βαk = −ββαk αk = −I Diese Relationen ergeben zusammen mit den folgenden Antikommutationsrelationen (k = 1, 2, 3) {γ0 , γk } ≡ γ0 γk + γk γ0 = ββαk + β αk β = 0 ° −βαk {γk , γl } ≡ γk γl + γl γk = βαk βαl + βαl βαk = 0, k ≠ l; = −2 für k = l ° ´¹¹ ¹ ¹¸¹ ¹ ¹ ¶ −αk β −αl αk ⇒ die grundlegende algebraische Struktur der Dirac-Matrizen: {γµ , γν } ≡ γµ γν + γν γµ = 2gµν , (γµ )2 = gµµ „Clifford-Algebra“ und die Dirac-Gleichung erhält die Gestalt ̵ µ ∂µ + mc)ψ = 0 (−ihγ mc (−iγµ ∂µ + ̵ ) ψ = 0 Dirac-Gleichung, DE h R.Feynman hat folgende abkürzende Schreibweise eingeführt: v/ ≡ γ ⋅ v ≡ γµ vµ = γµ vµ = γ0 v0 − γv⃗ (γµ = gµν γν ) 36 (vµ = beliebiger Vektor; slash / = skalare Multiplikation mit γµ ) ∧ ∧ Damit wird die freie Dirac-Gleichung mc [−i ∂/ + ̵ ] ψ = 0 h mit den γ-Matrizen in der oberen angegebenen speziellen Darstellung („Dirac-Darstellung“) γ0 = ⎛ 0 σk ⎞ ⎛ I 0 ⎞ , γk = ⎝ −σk 0 ⎠ ⎝ 0 −I ⎠ Eine dazu äquivalente Darstellung ergibt sich durch γ → MγM−1 mit einer beliebigen nichtsingulären Matrix M (d.h. det M ≠ 0). (Andere gebräuchliche Darstellung: „Majorana“-, „chirale“ Darstellungen, siehe Literatur). 4.5 Lösungen der freien DE Die Lösungen zu definiertem Impuls p⃗ sind (+) ψp 1,2 (x) =e (−) ψp 1,2 (x) =e −i(cp0 t−⃗ px⃗)/h̵ ⎛ χ(+) ⎞ 1,2 ⎜ σ⃗p⃗χ(+) ⎟ 1,2 ⎝ p0 +mc ⎠ ⎛ σ⃗p⃗χ1,2 ⎞ ⎜ p0 +mc ⎟ (−) ⎝ χ1,2 ⎠ positive Energie (−) mit p0 = + √ p⃗2 + m2 c2 > 0 ∶ i(cp0 t−⃗ px⃗)/h̵ negative Energie E2 = c2 p20 = p⃗2 c2 + m2 c4 (relatistische Energie-Impuls- Beziehung), wobei χ1,2 jeweils zwei linear unabhängige zweikomponentige konstante (±) Spinoren bezeichnen. Wie bei der KGE gibt es zwei Sorten von Lösungen, die einen mit positiver Energie E = +cp0 , für die sich die Interpretation als Teilchenwellenfunktion anbietet, und die anderen mit negativer Energie E = −cp0 ; dazwischen liegt das „verbotene“ Energieintervall [−m ⋅ c2 ...m ⋅ c2 ]. 4 DIRAC-GLEICHUNG 37 (Zur physikalischen Interpretation der E negativen Energien und dem Zusammenhang zu Antiteilchen siehe auch mc2 Einleitung). ⇒ Asymmetrie zwischen Lösungen zu 0 positiver und negativer Energie die erst in der QFT aufgehoben wird. mc2 Die DE ist dort eine Gleichung für Felneg. Energie-Kontinuum: doperatoren; Teilchen und Antiteilchen Löcher = Antiteilchen werden symmetrisch. ∧ Die positiven und negativen Lösungen sind aufgrund der Freiheiten bei der Wahl der Spinoren χ1,2 noch nicht eindeutig spezifiziert, so dass wir neben dem DiracHamiltonoperator HD und dem Impulsoperator p⃗ einen weiteren Operator erwarten, (±) der nur auf die inneren Freiheitsgrade der Wellenfunktionen wirkt, und zusammen mit HD und p⃗ einen vollständigen Satz kommutierender Observabler bildet. Dieser Operator hängt mit dem Spin zusammen, dessen Quantenzahl dem Wert später); die DE ist deshalb für die Beschreibung von Spin- 12 -Fermionen 1 2 hat (siehe geeignet. Für ein freies ruhendes Teilchen mit Wellenzahl k = 0, Impuls p⃗ = 0 ist die DE ih̵ ∂ ψ = βmc2 ψ ∂t mit den Lösungen zu pos./neg. Energien E = ±mc2 4.6 ⎛ ⎜ 2 ⎜ + − imc t⎜ ̵ h ψ1 = e ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 1 ⎞ ⎟ 0 ⎟ ⎟, ⎟ 0 ⎟ ⎟ 0 ⎠ ⎛ ⎜ 2 ⎜ + − imc t⎜ ̵ h ψ2 = e ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 ⎞ ⎟ 1 ⎟ ⎟ ⎟ 0 ⎟ ⎟ 0 ⎠ ⎛ ⎜ 2 ⎜ − + imc t ̵ ψ1 = e h ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 ⎞ ⎟ 0 ⎟ ⎟, ⎟ 1 ⎟ ⎟ 0 ⎠ ⎛ ⎜ 2 ⎜ − + imc t ̵ ψ2 = e h ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 ⎞ ⎟ 0 ⎟ ⎟. ⎟ 0 ⎟ ⎟ 1 ⎠ Kopplung an das elektromagnetische Feld Wie in der nichtrelativistischen Theorie wird der kanonische Impuls p⃗ durch den kine⃗ = p⃗ − ce A⃗ ersetzt, und das skalare elektrische Potential eφ kommt zur tischen Impuls π 38 Ruheenergie im Dirac-Hamilton-Operator hinzu („minimale Kopplung“; siehe KGE) ⎤ ⎡ ⎥ ⎢ ⎥ ⎢ ∂ ⎥ ⎢ ⃗ ⃗ e⃗ 2 ̵ ih ψ = ⎢cα (p − A) +βmc + eφ⎥ ψ ⎥ ⎢ ∂t c ⎥ ⎢ ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¶ ⎥ ⎢ ⎦ ⎣ ⃗ π mit der Ladung e des Teilchens mit Masse m, beim Elektron also e = −e0 . Der Hamiltonoperator mit Feld ist nach wie vor hermitesch. Analog zum Klein-Gordon Fall ist die Gleichung unter der lokalen Eichtransformation φ → φ′ = φ − 1 ∂χ c ∂t ⃗ A⃗ → A⃗′ = A⃗ + ∇χ bzw. Aµ → A µ = Aµ − ∂µ χ invariant, wenn gleichzeitig die Wellenfunktion ψ mit einer ′ entsprechenden Phase multipliziert wird: ψ → ψ′ = eiΛ(x) ψ e Λ(x) = ̵ χ(x) hc (χ(x) eine beliebige reelle skalare Funktion der Raumzeit-Koordinaten). 4 DIRAC-GLEICHUNG 39 Nichtrelativistischer Grenzfall Verwende die explizite Darstellung der Dirac-Matrizen αk = ⎛ 0 σk ⎞ , ⎝ σk 0 ⎠ β= ⎛ I 0 ⎞ ⎝ 0 −I ⎠ und zerlege den 4er Spinor ψ in zwei zweikomponentige Spaltenvektroren, ψ= ⎛ ϕ ⎞ ; ⎝ χ ⎠ ⃗⋅π ⃗ α ⃗⋅π ⃗ ⋅χ ⎞ ⎛ ϕ ⎞ ⎛ σ ⎛ 0 σk ⎞ ⃗ = (σ1 , σ2 , σ3 ) , σ = wegen αk = ⎝ χ ⎠ ⎝ σ ⎝ σk 0 ⎠ ⃗⋅π ⃗ ⋅ϕ ⎠ ⇒ DE ∶ ih̵ ⃗⋅π ⃗ ⋅χ ⎞ ⎛ σ ⎛ ϕ ⎞ ⎛ ϕ ⎞ ∂ ⎛ ϕ ⎞ =c⋅ + eφ + mc2 ∂t ⎝ χ ⎠ ⎝ σ ⎝ χ ⎠ ⎝ −χ ⎠ ⃗⋅π ⃗ ⋅ϕ ⎠ (∗) Im nichtrelativistischen Grenzfall ist die Ruheenergie mc2 die größte Energie im Problem; wir zerlegen deshalb in der Lösung zu positiver Energie ⎛ ϕ ⎞ − imc̵ 2 t ⎛ ϕ ⎞ =e h , ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ Hier variieren ih̵ ϕ= ⎛ ϕ1 ⎞ , ⎝ ϕ2 ⎠ χ= ⎛ χ1 ⎞ . ⎝ χ2 ⎠ ⎛ ϕ ⎞ nur langsam und genügen exakt der Gleichung ⎝ χ ⎠ ⃗⋅π ⃗ ⋅χ ⎞ ⎛ σ ⎛ ϕ ⎞ ⎛ 0 ⎞ ∂ ⎛ ϕ ⎞ =c⋅ + eφ − 2mc2 ∂t ⎝ χ ⎠ ⎝ σ ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ ⃗⋅π ⃗ ⋅ϕ ⎠ (∗∗) (Bew: die Zeitableitung auf der linken Seite der Gleichung (∗) ergibt einen Term −mc2 ∂ ⎛ ϕ ⎞ imc2 ⎛ ϕ ⎞ imc2 ih̵ ⋅ ( ̵ ) e− ̵h t + e− ̵h t ih̵ ; h ∂t ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ Division durch e− imc2 t ̵ h −mc2 ⎛ ϕ ⎞ und Subtraktion von ih̵ ⋅ ( ̵ ) h ⎝ χ ⎠ ergibt die rechte Seite von (∗∗) beachte: − mc2 ⎛ ϕ ⎞ ⎛ ϕ ⎞ ⎛ 0 ⎞ + mc2 = −2mc2 ). ⎝ χ ⎠ ⎝ −χ ⎠ ⎝ χ ⎠ In der „unteren“ Gleichung in (∗∗) vernachlässigen wir h̵ χ̇ und eφχ gegenüber 2mc2 χ. ⃗π ⃗ σ ϕ Ansatz: χ = 2mc 40 ⇒ Im nichtrelativistischen Grenzfall ist χ gegenüber ϕ um einen Faktor der Größenordnung ∼ vc kleiner; ϕ ist die „große“, χ die „kleine“ Komponente des Spinors; sie wird im nichtrelativistischen Grenzfall vernachlässigt. Ansatz in „erste“ DGL in (∗) für φ einsetzen; der Massenterm fällt weg: ∂ 1 ⃗π ⃗ ) (π ⃗σ ⃗ ) + eφ] ϕ, ϕ=[ (σ ∂t 2m und es ist ih̵ e e ⃗ − A⃗ ⃗ = p⃗ − A⃗ = −ih̵ ∇ π c c σi σ j = δi j + iεi jk σk ⎧ ⎪ 1, gerade Permutation ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ prüfen durch Nachrechnen: εi jk = ⎨−1, ungerade Permutation von1, 2, 3 ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ sonst ⎩0, εi jk (a j bk − bk a j ) ≡ (a⃗ × ⃗b)i ⃗ ⋅ a⃗ ⋅ σ ⃗ ⋅ ⃗b = a⃗ ⋅ ⃗b + iσ ⃗ (a⃗ × ⃗b) ⇒σ ⃗⋅π ⃗ ⋅σ ⃗⋅π ⃗ =π ⃗ 2 + iσ ⃗ (π ⃗ ×π ⃗) = π ⃗2 − ⇒σ ̵ ̵ (− e ) (∇ ⃗ = i eh B] ⃗ ⃗ × A) ⃗ ×π ⃗ = (−ih) [π c c denn eh̵ ⃗ ⃗=∇ ⃗ × A⃗ ⃗ B mit B σ c ̵ e he ⃗ ×π ⃗ )i = −ih̵ (− ) εi jk (∂ j Ak − Ak ∂ j ) = i εi jk (∂ j Ak − Ak ∂ j ) (π c c ⃗=∇ ⃗ × A⃗ mit Bi = εi jk (∂ j Ak − Ak ∂ j ) = B ∧ ⇒ DE mit elektromagnetischem Feld in nichtrelativistischen Gernzfall („große“ Komponente) ∂ 1 e⃗ 2 eh̵ ⃗ ̵ ⃗ ⃗ B + eφ] ϕ ih φ = [ (p − A) − σ ∂t 2m c 2mc Dieses Resultat entspricht der Pauli-Gleichung der nichtrelativistischen QM für den „Pauli-Spinor“ ϕ, dessen beide Komponenten den Spin des Elektrons beschreiben. Auch der (bis auf QED-Korrekturen) richtige gyromagnetische Faktor g = 2 kommt heraus. Zum Beweis wiederhole die aus der nichtrelativistischen QM bekannten Schritte: 4 DIRAC-GLEICHUNG 41 ⃗ mit Vektorpotential A⃗ ∶ Gegeben sei ein homogenes Magnetfeld B 1 ⃗ × r⃗) A⃗ = (B 2 1 ⃗ 1⃗ 1 ⃗ ⃗ × A⃗ = ∇( ⃗ B × r⃗) = B( ⃗ r⃗) − r⃗∇ ⃗B (⇒)∇ ∇ 2 2 2 ⃗ ⃗=∇ ⃗ × A; B ∂x ∂y ⃗ r⃗ = wegen a⃗ × (⃗b × c⃗) ≡ ⃗b(a⃗c⃗) − c⃗(a⃗⃗b); ∇ + =2 ∂x ∂y Bahndrehimpuls und Spin: ⃗L = r⃗ × p⃗ Bahndrehimmpuls 1 ⃗ s⃗ = h̵ σ 2 1 e2 2e ⃗ eh̵ ⃗ ⃗B = (p⃗2 + 2 A⃗2 − p⃗A) − σ 2m c c 2mc ⃗ 1 ⃗ ⃗ r⃗ × p⃗) = −⃗LB, ⃗ σ ⃗ = 2S B] ⃗ ⃗B [Nebenrechnung: − 2p⃗A⃗ = −2 p⃗(B × r⃗) = −B( 2 h̵ = p⃗2 e2 ⃗2 e ⃗⃗ ⃗ + A − (LB + 2S⃗B) 2 2m 2mc 2mc ⇒ Nichtrelativistische Näherung der Dirac-Gleichung ⎡ ⎤ ⎢ ⎥ ⎢ 2 ⎥ 2 ⎢ ⎥ ⃗ p ∂ 2 ⃗ e ⃗2 ̵ ⃗ ⎢ ⎥ϕ ⃗ ih ϕ = ⎢ − (L + 2S) ⋅B + A + eφ ⎥ ∂t 2mc2 ⎢ 2m 2mc ⎥ ⎢ ⎥ ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¶ ⎢ ⎥ ≡⃗ µ ⎣ ⎦ ⃗ = magnetisches Moment aus Bahn- und Spinanteil. mit µ ∂ ⇒ ih̵ φ = [H0 + Hint ] ϕ ∂t H0 = p⃗2 2m 2 ⃗ + e A⃗2 + eφ ⃗⋅B Hint = −µ 2mc2 ⃗=µ ⃗ Bahn + µ ⃗ Spin = µ e ⃗ ⃗ (L + 2S) 2mc 42 Das Spin-Moment ist demnach ⃗ Spin = µ e e ⃗ ⋅ 2S⃗ ≡ ge ⋅ S 2mc 2mc mit dem LandÈ-Faktor (gyromagnetischen Faktor) ge = 2 ∶ bestimmt um wieviel stärker sich der Spin auf die Teilchenenergie auswirkt als ein gleich großer Bahndrehimpuls (Im Rahmen der Quantenelektrodynamik ex werden Korrekturterme abgeleitet: gth e = 2.0023193048(8), ge = 2.0023193043622(22)). Mit dem Bohrschen Magneton (Betrag) µB = e0 h̵ (∼ 5.788 ⋅ 10−11 MeV ⋅ T−1 ); 2me c µB e ≡− ̵ 2mc h lässt sich das magnetische Spin-Moment des Elektrons (m ≡ me ; e ≡ −1 elektr. Elementarladung (Vorzeichen!) ≡ −e0 ) schreiben als µ ⃗ Spin = −ge ̵B S⃗ µ h Für ein Coulombpotential eφ = − Ze20 r Rydberg-Energie charakterisiert, R y = ist das Zeitverhalten der Lösung ϕ durch die mc2 α2 2 → 13.6eV für Z = 1 (α2 = e2 ̵ ). hc Bei kleinem Z (insbesondere H-Atom mit Z = 1) ist die Ruheenergie des Elektrons sehr viel größer als diese Energie, 911keV ≫ 13.6eV, so dass die Vernachlässigung von χ in der Bewegungsgleichung gerechtfertigt ist. Ankopplung an das elektromagnetische Feld in kovarianter Form: (analog zu KGE) DE mc [−iγµ ∂µ + ̵ ] ψ = 0 h mc [−i ∂/ + ̵ ] ψ = 0 h Impulsoperator in kovarianter Notation ̵ µ, pµ = ih∂ ∂µ = ∂ ∂xµ kovariant ̵ µ, pµ = ih∂ ∂µ = ∂ ∂xµ kontravariant Zeitliche und räumliche Komponenten: e pµ → pµ − Aµ , c ⃗ Aµ = (A0 , A), A0 = cφ 4 DIRAC-GLEICHUNG 43 (d.h. die Ableitungen werden ersetzt durch „Ableitung-Viererpotential“) ih̵ ∂ e ∂ → ih̵ µ − Aµ µ ∂x ∂x c ∂ − eφ c∂t h̵ ∂ h̵ ∂ e h̵ ∂ e → + A = − − Ai i i i i i ∂x i ∂x c i ∂x c entspricht ih̵ → ih̵ ̵ µ − e Aµ ) + mc] ψ = 0 ⇒ [−γµ (ih∂ c Relativistische kovariante Form der DE mit em. Feld Kontinuitätsgleichung mit elektromagnetischem Feld Aufgrund der Hermitezität des Hamilton-Operators ermöglicht die DE -im Gegensatz zur KGE- die Definition einer positiv definiten Wahrscheinlichkeitsdichte. Beweis: DE ih̵ ∂ψ(x) e⃗ ⃗ (p⃗ − A) = [cα + eφ + βmc2 ] ψ(x) ∂t c ψ+ = (ψ∗1 , ψ∗2 , ψ∗3 , ψ∗4 ) Multiplikation mit ψ+ ̵ ̵ + ∂ψ = hc ψ+ α∇ψ ⃗ + eφψ+ ψ + mc2 ψ+ βψ ⃗ − eψ+ α ⃗Aψ ⇒ ihψ ∂t i Adjunktion des DE (mit α = α+ , β = β+ ) und anschließende Multiplikation von rechts mit ψ ergibt −ih̵ ̵ ∂ψ+ hc ⃗ + eφψ+ ψ + mc2 ψ+ βψ ⃗ + )αψ − eψ+ α ⃗Aψ ψ = − (∇ψ ∂t i Subtraktion dieser beiden Gleichungen ergibt eine Kontinuitätsgleichung der Form (die ⃗ φ, m heben sich weg): Terme mit A, ∂%(x) ⃗ ⃗j(x) = 0 +∇ ∂t mit % = ψ+ ψ, ∂ψ ∂ψ+ ∂% ⃗ψ = ψ+ + ψ, ⃗j = ψ+ cα ∂t ∂t ∂t Wendet man hierauf den Gaußschen Satz an, ergibt sich ∂ ⃗ ⃗j = ∮ dF⃗ ⃗j = 0 ∶ d3 x% = − ∫ d3 x∇ ∫ ∂t die Gesamtwahrscheinlichkeit ist zeitlich konstant, ∫ d3 x%(x) = const. 44 Dies rechtfertigt zusammen mit ψ+ ψ = ∑ ψ∗µ ψµ = ∑ ∣ψµ ∣2 ≥ 0 µ µ die Interpretation von % als positiv definite Wahrscheinlichkeitsdichte, und dementsprechend ⃗j als Wahrscheinlichkeitsstromdichte. Ferner kann das in der nichtrelativistischen QM eingeführte Skalarprodukt (in der Ortsdarstellung) übernommen werden: ⟨ψ∣φ⟩ = ∫ d3 xψ+ (x)φ(x) mit den Konsequenzen • Orthogonalität der Eigenzustände hermitescher Operatoren mit verschiedenen Eigenwerten • Darstellungsunabhängigkeit des Skalarproduktes unter unitären Transformationen: Im Gegensatz zum nichthermiteschen Klein-Gordon-Fall ist im hermiteschen DiracFall keine Modifikation der in der nichtrelativistischen Theorie gebräuchlichen Begriffe „Skalarprodukt“, „Hermitezität“ und „Unitärität“ erforderlich. (In der Klein-Gordon Theorie lässt sich ein „verallgemeinertes Skalarprodukt“ definieren: ⟨ψ∣φ⟩V = ∫ d3 xψ+ (x)σ3 φ(x)). 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 5 45 Invarianzen der Dirac-Gleichung 5.1 Lorentz-Kovarianz Die Lorentz-Kovarianz wurde bereits bei der Ableitung der DE gefordert, d.h. sie ist in der Gestalt der DE berücksichtigt, Wegen der prinzipiellen Bedeutung soll sie dennoch erneut diskutiert werden. Inertialsysteme sind Bezugssysteme, in denen sich kräftefreie Teilchen gleichförmig (= mit konstanter Geschwindigkeit) bewegen. Relativistische Invarianz einer Gleichung bedeutet, dass diese Gleichung in allen Inertialsystemen die gleiche Form annimmt. 1. Die Lorentz-Transformationen (LT) geben an, wie sich die Koordinaten zweier Inertialsysteme ineinander transformieren. Hier soll jetzt die Transformation des Dirac-Spinors unter der Lorentz-Transformation gezeigt werden. Im Unterschied zur Galilei-Transformation vermischen die Lorentz-Transformationen Raum- und Zeitkoordinaten. Die folgenden zwei Beziehungen definierten die Lorentz-Transformationen: • Aus der Forderung der Invarianz des d’Alembert-Operators ◻ = ∂µ ∂µ = gµν ∂µ ∂ν = ∂µ gµν ∂ν ergibt sich Λλ µ gµν Λ% ν = gλ% , (∗) oder in Matrixform • ΛgΛT = g (∗∗) Beweis: ∂µ ≡ ∂ ∂x′λ ∂ = ⋅ = Λλ µ ∂′λ ∂xµ ∂xµ ∂x′λ ! ⇒ ∂µ gµν ∂ν = Λλ µ ∂′λ gµν Λ% ν ∂′% = ∂′λ gλ% ∂′% ⇒ Λλ µ gµν Λ% ν = gλ% = ΛgΛT = g ∧ ◻ 46 Lorentz-Gruppe Zunächst soll hier gezeigt werden, dass die Lorentz-Transformationen (∗), (∗∗) eine Gruppe bilden: (a) Abgeschlossenheit Betrachte zwei Lorentz-Transformationen Λi und Λ j , i ≠ j. Die Nacheinanderausführung dieser Transformationen ergibt: (Λi Λ j )T g(Λi Λ j ) = ΛTj (ΛTi gΛi )Λ j = ΛTj gΛ j = g ◻ dabei beachte man (∗∗) (b) Einselement Sei I Einheitsmatrix ⇒ IΛ = ΛI (c) Inverses Element g−1 ΛT gΛ = g−1 g = I ⇒ Λ−1 = g−1 ΛT g Damit bilden die Lorentz-Transformationen eine Gruppe, die als Lorentz-Gruppe bezeichnet wird. Aus der Forderung der Invarianz des d’Alembert-Operators lässt sich die Determinante von Λ bestimmen, für die gilt: (det Λ)2 = 1 ⇒ det Λ = ±1. Das bedeutet, dass die Lorentz-Transformation die Drehung und Spiegelung im MinkowskiRaum darstellt. Außerdem wird auch die Zeitkoordinate gespiegelt, denn es gilt: Aus dem ME λ = 0, % = 0 der Definiitonsgleichung folgt Λ0 µ gµν Λ0 ν = 1 = (Λ0 0 )2 − ∑(Λ0 k )2 = 1 k ⇒ Λ0 0 ≥ 1 oder Λ0 0 ≤ −1 Die Vorzeichen der Diskriminante von Λ und das von Λ0 0 werden zur Klassifizierung der Elemente der Lorentz-Gruppe verwendet: eigentlich orthochron L↑+ uneigentlich orthochron L↑− Zeitspiegelungsartig L↓− Raum-Zeit-Spiegelungsartig L↓+ sgnΛ0 0 det Λ 1 +1 1 −1 −1 −1 −1 +1 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 47 Eigentliche LT: Ausschluss von Raumzeit-Translation, Raumreflexion, Zeitspiegelung. Spezielle eigentliche LT: Ausschluss von 3d-Rotationen (Wie bei der Transformation Laborsystem ↔ Schwerpunktsystem). Im Folgenden wird die eigentliche orthochrone Lorentz-Gruppe betrachtet. Bei gleichförmiger Bewegung hängen die Koordinaten eines Ereignisses zweier Inertialsysteme I und I′ durch eine lineare Transformation miteinander zusammen: I Ð→ I′ ∶ xµ Ð→ x µ = Λµ ν xν eigentliche LT ′ (1) Dazu ist eine Transformation ψ(x) → ψ′ (x′ ) = S(Λ)ψ(x) (2) gesucht, so dass die folgenden Forminvarianz in den beiden Inertialsystetmen gilt: mc I ∶ (−iγµ ∂µ + ̵ ) ψ(x) = 0 h mc I′ ∶ (−iγµ ∂µ ′ + ̵ ) ψ′ (x′ ) = 0 h (3) (4) Dabei soll S(Λ) eine invertierbare 4 × 4-Matrix sein, die noch bestimmt werden muss. Aus der Invertierbarkeit von S folgt: ψ(x) = S(Λ)−1 ψ′ (x′ ). (5) Die γ−Matrizen sind Lorentz-invariant. Diese Eigenschaft kann durch die folgende Rechnung nachgewiesen werden: Beweis: γµ sind bis auf eine lineare Transformation durch ihre Algebra eindeutig bestimmt. Es gilt für eine nichtsinguläre Matrix A: γ̃µ = Aγµ A−1 . Wir nehmen an, dass γµ unter LT zu γ µ transformiert wird: ′ γ µ = S(Λ)γµ S−1 (Λ). ′ Dann kann man eine neue Basisdarstellung so wählen, dass gilt: γ̃′ = γµ ⇒ A = S−1 (Λ) ◻ 48 Aus der Beziehung (5) ist der Wechsel des Bezugssystems auf beiden Seiten möglich. Es gilt für den transformierten Gradienten: ∂xν ∂ ∂ ∂ −1 ν = (Λ ) µ ′µ = ′µ ∂x ∂x ∂xν ∂xν kovarianter Vierergradient. (6) Die letzte Gleichheit in (6) folgt aus der Umformung der Gleichung (1), denn es gilt ((Λ−1 )ν µ x µ = xν ). Setzt man jetzt diese Glechung (6) in (4) ein, so ergibt sich: ′ (−iγµ ∂xν ∂ mc + ̵ ) S(Λ)ψ(x) = 0 ′µ ν ∂x ∂x h (7) Multiplikation von links mit S(Λ)−1 ergibt (−iS(Λ)−1 γµ ∂ mc ∂xν + ̵ ) ψ(x) = 0 ′ µ S(Λ) ν ∂x ∂x h (8) Damit diese Gleichung mit (3) übereinstimmt, muss gelten: S(Λ)−1 γµ ∂xν ν ′ µ S(Λ) = γ ∂x ⇔ S(Λ)−1 γµ S(Λ)(Λ−1 )ν µ = γν ⇔ γµ (Λ−1 )ν µ = S(Λ)γν S(Λ)−1 Daher bekommt man die Gleichheit: S(Λ)γµ S(Λ)−1 = (Λ−1 )µ ν γν Für die genaue Konstruktion der Matrix S(Λ) siehe Literatur. 2. PoincarÈ-Transformationen(≡ die inhomogenen LT) haben die Gestalt x µ = Λµ ν xν + aµ ′ x′ = Λx + a ⇔ x′ − a = Λx ⇔ x = Λ−1 (x′ − a) mit reellem Λµ ν , aµ . PoincarÈ-Gruppe ≡ (inhomogene Lorentz-Transformation, aµ ≠ 0). Gruppeneigenschaften können analog zu Lorentz-Gruppe nachgewiesen werden. (Die Lorentz-Gruppe, bzw. die Gruppe der homogenen LT enthält alle Elemente mit aµ = 0). Inhomogene LT werden durch (Λ, a) charakterisiert, z.B. 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 49 • Translationsgruppe (Λ, a) = (I, a) • Drehgruppe (Λ, a) = (D, 0) Bei einer PoincarÈ-Transformation zwischen zwei Inertialsystemen (I) und (I′ ) mit x′ = Λx + a (9) muss entsprechend dem Relativitätsprinzip die Dirac-Wellenfunktion ψ′ aus ψ rekonstruierbar sein, d.h. zwischen ψ′ und ψ muss ein lokaler Zusammenhang gelten ψ′ (x′ ) = F(ψ(x)) = F(ψ(Λ−1 (x′ − a))). (10) Die DE in (I) wird durch (1) und (2) in eine DE in I′ transformiert ⇔ LorentzKovarianz der DE gilt(DE ist forminvariant gegenüber PoincarÈ-Transformation). Der funktionale Zusammenhang muss linear sein (damit ψ und ψ′ der linearen DE genügen): ψ′ (x′ ) = S(Λ)ψ(x) = S(Λ)ψ(Λ−1 (x′ − a)) 4 × 4 Matrix S(Λ) In Komponenten: 4 ψ′ α (x′ ) = ∑ Sαβ (Λ)ψβ (Λ−1 (x′ − a)). β=1 Die Bestimmung von S(Λ) unter PoincarÈ-Transformation erfolgt analog zur Lorentz-Transformation.(siehe oben) Eine Wellenfunktion, die sich bei LT gemäß ψ′ = Sψ transformiert, heißt vierkomponentiger Lorentz-Spinor. (Darstellungen von S(Λ) siehe Literatur). 5.2 Paritätstransformation P Übergang von einem räumlichen kartesischen Rechts- zu einem Linkssystem: P∶ t → t′ = t x⃗ → x⃗′ = −x⃗ (Raumspiegelung: rechts→links, oben→unten). 50 Ist die DE mc [−iγµ ∂µ + ̵ ] ψ = 0 h invariant unter dieser Transformation? Ansatz für den Dirac-Spinor im gestrichenen System: ψ′ (x⃗′ , t′ ) = S(P)ψ(x⃗, t) können wir S(P) so wählen, dass für ψ′ die DE gilt? (jetzt h̵ ≡ c ≡ 1) [−iγµ ∂µ ′ + m] ψ′ (x⃗′ , t′ ) = 0 =ψ′ (⃗ x′ ,t′ ) ³¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ·¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ µ ∂ ∂ S−1 (P) [−iγ0 − iγ j ′ j + m] S(P)ψ(x⃗, t) = 0 ∂t ∂x x⃗′ =−⃗ x ⇒ S−1 (P) [−iγ0 ∂ ∂ + iγ j j + m] S(P)ψ(x⃗, t) = 0 ∂t ∂x Die letzte Gleichung reduziert sich auf die DE für ψ(x⃗, t), falls S−1 (P)γ0 S(P) = γ0 S−1 (P)γ j S(P) = −γ j γ0 = ⎛ I 0 ⎞ ⎝ 0 −I ⎠ γj = ⎛ 0 σj ⎞ ⎝ σj 0 ⎠ Das lässt sich erreichen durch die Wahl S(P) ≡ γ0 , denn (γ0 )−1 γ0 γ0 = γ0 , (γ0 )−1 γ j γ0 = −(γ0 )−1 γ0 γ j = −γ j und der paritätstransformierte Dirac-Spinor ist ψ′ (x⃗′ , t′ ) = γ0 ψ(x⃗, t) = γ0 ψ(−x⃗′ , t′ ) ψ′ (x⃗, t) erfüllt dieselbe Bewegungsgleichung und auch dieselben Antivertauschungsregeln wie ψ(x⃗, t). Mit dem Dirac-adjungierten Spinor ψ(x) ≡ ψ+ (x) ⋅ γ0 (ψ+ ≡ hermitesch konjugierter Spinor) sind dies - bei Ersetzung der Spinoren durch Feldoperatoren {ψ(x⃗, t), ψ( y⃗, t)} = {ψ(x⃗, t), ψ( y⃗, t)} = 0 {ψ(x⃗, t), ψ( y⃗, t)} = γ0 δ3 (x⃗ − y⃗) 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 51 und für ψ′ genauso. Die Spinoren ψ(x⃗, t) und ψ′ (x⃗, t) sind äquivalent, d.h. sie gehen durch eine unitäre Transformation U(P) im Zustandsraum auseinander hervor: U(P)ψ(x⃗, t)U−1 (P) = ψ′ (x⃗, t) = γ0 (ψ(x⃗, t)) Für Ein-Teilchen-Zustände ist mit p′ = ⎛ p0 ⎞ : ⎝ −p⃗ ⎠ P U(P) ∣e− (p⃗, s)⟩ = ∣e− (−p⃗, s)⟩ e− e− e+ e+ U(P) ∣e+ (p⃗, s)⟩ = − ∣e+ (−p⃗, s)⟩ Wenn die Bedingung für den unitären Operator U im Raum der Elektron-Positron Zustände ist U(P)a+s (p⃗)U−1 (P) = a+s (−p⃗) mit a+s (p⃗) Erzeugungsoperator für ein Elektron mit Spin s und Impuls p⃗ U(P)b+s (p⃗)U−1 (P) = −b+s (−p⃗) mit b+s (p⃗) Erzeugungsoperator für ein Elektron mit Spin s und Impuls p⃗ d.h. nach der Dirac-Theorie haben Elektron und Positron negative Parität relativ zueinander. Das lässt sich experimentel verifizieren beim Zerfall von Positronium, dem wasserstoff-ähnlichen Bindungszustand von e+ und e− , in zwei Photonen - durch Messen der Winkelverteilungen (Der Singlet-Zustand - antiparallele Spins S = 0, Ms = 0 - heißt Para-Positronium p − Ps bezeichnet als 1 S0 , hat eine mittlere Lebensdauer von τ ≃ 125 ps und zerfällt in zwei Gammaquanten. Der Triplet-Zustand mit parallelen Spins S = 1, Ms = −1, 0, 1 heißt Orthopositronium mit einer mittleren Lebensdauer von τ ≃ 142 ns, und zerfällt i.a. in drei Photonen. Annihilation in - meistens zwei - Photonen mit einer Gesamtenergie von 1022 keV erfolgt aus dem metastabilen 2s-Zustand in 1.1µs, der Zerfall in dem Grundzustand ist schneller). 52 ⇒ Zu jedem Zustand freier Elektronen und Positronen gibt es daher einen paritätstransformierten, in dem alle Impulse umgekehrt sind, die Spins ungeändert, und für jedes Positron ein Faktor (−1) hinzugefügt ist. Sowohl ψ als auch ψ′ erfüllen die DE. Durch Beobachtungen an einem System freier Elektronen und Positronen können wir daher im Rahmen der Dirac-Theorie ein räumliches kartesisches Rechts- von einem Linkssystem nicht unterscheiden. Diese Äquivalenz wird in der Natur erst durch die paritätsverletzende schwache Wechselwirkung aufgehoben. (Entdeckung der Paritätsverletzung: C.S. Wu et al. 1956/7) 5.3 Ladungskonjugations-Transformation C Findet ein Beobachter, der die Rolle von Elektronen und Positronen vertauscht, andere Naturgesetz für die freien Teilchen? (⇒ Nein: Im Rahmen der Dirac-Theorie ist es reine Konvention„ was Elektron/Positron genannt wird). Wir suchen zunächst nach einer Invarianz der DE, die ψ und ψ vertauscht (ψ = ψ+ γ0 Dirac-adjungierter Spinor) C Elektronen werden gegen Positronen vertauscht, e− e+ Spin- und Impulsvariable unverändert gelassen. ψ ∶ vernichtet Elektron, erzeugt Positron ψ: vernichtet e+ , erzuegt e− e− e+ Aus der DE für ψ [−iγµ ∂µ + m] ψ(x) = 0 folgt die DE für den Dirac-adjungierten Spinor ψ [−i (−γµ ) ∂µ + m] ψT (x) = 0; T (−γµ )T erfüllt die Antivertauschungsregeln. 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 53 (Mit den Matrixrelationen (Prüfen durch Einsetzen)) ψ = ψ + γ0 , M = γ0 M + γ0 γ0 = γ0+ , γ0 γ0 = 1, γ0 = γ j = (−γ j )+ , γj = ⎛ I 0 ⎞ ⎝ 0 −I ⎠ ⎛ 0 σj ⎞ ⎝ −σ j 0 ⎠ M1 M2 = M2 ⋅ M1 (ψ1 Mψ2 )∗ = ψ2 Mψ1 , I = I; γµ = γµ ) Wie bei der Paritätstransformation erwarten wir bei Ladungskonjugation eine Äquivalenztransformation der Gestalt S−1 (C)γµ S(C) = (−γµ )T , jetzt jedoch für die transformierten γµ ’s Das ist der Fall für S(C) = iγ2 γ0 T aus der DE für ψ folgt dann T S−1 (C) [−iγµ ∂µ + m] S(C)ψ (x) = 0 und der ladungskonjugierte Spinor T ψC (x) = S(C)ψ (x) erfüllt die DE, [−iγµ ∂µ + m] ψC (x) = 0 , und dieselben Antivertauschungsregeln wie ψ(x) (Nachprüfen durch Einsetzen). Bei der Ladungskonjugations-Transformation werden Elektronen mit Positronen vertauscht, Impuls- und Spinorvariable unverändert gelassen. Die C-Invarianz ist in der Natur - wie die P-Invarianz - durch die schwache Wechselwirkung gebrochen. Auch die CP-Invarianz ist gebrochen: J.W. Cronin, V. Fitch, Christenson, Turley 1964 (Nobelpreis: Cronin/Fitch, 1980) J.H. Christenson, J.W. Cronin, V.L.Fitch, R.Turlay (Princeton University): Physical Review Letters 13,138 (1964): „Evidence for the 2π Decay of the K20 Meson“: P H Y SI CAL 1$, NUMBER 4 VOLUME EVIDENCE FOR THE J. H. RE V 2rr Water target 138 1. ' decays. An important calibration of the apparatus and data reduction system was afforded by observing the decays of K, mesons produced by coherent regeneration in 43 gm/cm' of tungsten. Since the K,' mesons produced by coherent regeneration have the same momentum and direction as the K,' beam, the K, decay simulates the direct decay of the K,' into two pions. The regenerator was successively placed at intervals of 11 in. along the region of the beam sensed by the detector to approximate the spatial distribution of the The K, vector momenta peaked about the K, forward direction with a standard deviation of 3.4+0.3 milliradians. The mass distribution of these events was fitted to a Gaussian with an average mass 498. 1+0.4 MeV and standard deviation of 3.6+ 0.2 MeV. The mean momentum of the K,o decays was found to be 1100 MeV/c. At this momentum the beam region sensed by the detector was 300 K, ' decay lengths from the target. For the K, decays in He gas, the experimental distribution in m is shown in Fig. 2(a). It is compared in the figure with the results of a Monte Carlo calculation which takes into account the nature of the interaction and the form factors involved in the decay, coupled with the detection efficiency of the apparatus. The computed curve shown in Fig. 2(a) is for a vector interaction, form-factor ratio /f+= 0. 5, and relative abundance 0.47, 0.37, and 0. 16 for the Ke3, K&3, and The scalar interaction has Eg3 respectively. been computed as well as the vector interaction ' ' ' "s. f = Cerenkov FIG. The analysis program computed the vector momentum of each charged particle observed in the decay and the invariant mass, m*, assuming each charged particle had the mass of the charged pion. In this detector the Ke3 decay leads to a distribution in m* ranging from 280 MeV to -536 MeV; the K&3, from 280 to -516; and the K&3, from 280 to 363 MeV. We emphasize that m* equal to the E' mass is not a preferred result when the three-body decays are analyzed in this way. In addition, the vector sum of the two momenta and the angle, |9, between it and the direction of the K, beam were determined. This angle should be zero for two-body decay and is, in general, different from zero for three-body ' VIEW root VFEEEPEEEEPz internal MESON*1 Km J. W. Cronin, V. L. Fitch, and R. Turlay~ Princeton University, Princeton, New Jersey (Received 10 July 1964) ' 57 Ft. to 27 JULY 1964 Christenson, ' I LETTERS DECAY OF THE This Letter reports the results of experimental studies designed to search for the 2m decay of the K, meson. Several previous experiments have served"~ to set an upper limit of 1/300 for the fraction of K2 's which decay into two charged pions. The present experiment, using spark chamber techniques, proposed to extend this limit. In this measurement, K, mesons were produced at the Brookhaven AGS in an internal Be target bombarded by 30-BeV protons. A neutral beam was defined at 30 degrees relative to the 1 1 circulating protons by a 1&-in. x 12-in. x 48-in. collimator at an average distance of 14.5 ft. from the internal target. This collimator was followed by a sweeping magnet of 512 kG-in. at -20 ft. . and a 6-in. x 6-in. x 48-in. collimator at 55 ft. A 1~-in. thickness of Pb was placed in front of the first collimator to attenuate the gamma rays in the beam. The experimental layout is shown in relation to the beam in Fig. 1. The detector for the decay products consisted of two spectrometers each composed of two spark chambers for track delineation separated by a magnetic field of 178 kG-in. The axis of each spectrometer was in the horizontal plane and each subtended an average solid angle of 0. 7&& 10 steradians. The squark chambers were triggered on a coincidence between water Cherenkov and scintillation counters positioned immediately behind the spectrometers. When coherent K, regeneration in solid materials was being studied, an anticoincidence counter was placed immediately behind the regenerator. To minimize interactions K2' decays were observed from a volume of He gas at nearly STP. PLAN I E%' Plan view of the detector arrangement. VOLUME PHYSICAL REVIEW LETTERS 1), NUMBER 4 484&m" QATA: 52ll EVENTS ~ ---- MONTE-CARLO VECTOR 27 JULY 1964 ' -0.5 — & 494 -. IO CALCULATION - 6oo - 500 30 - 400 I - 500 0 I I I CA l~ I iJ 1 20 LU LLI i -- - 200 I I IQO 494& m~& 504 - IO I I 500 550 400 450 500 550 600 MeV X p (b) "---"MONTE- CARLO VE CTOR -- IO 504&m" & 5 l4 CALCULATION — 0. 5 f+ & -~ )20 "- I IO - IOP - ~, ewe r-i y r-' ~ ~ I I - 90 80 $0 sp 5p 40 50 0.9996 0.9997 0.9998 iZ 0.9999 0 I.OOOO cos 8 FIG. 3. Angular distribution for events with cos0 & 0. 9995. in three mass ranges . 20 IO 0.998 0, 999 1 cos g FIG. 2. (a) Experimental distribution in rn~ compared with Monte Carlo calculation. The calculated distribution is normalized to the total number of observed events. (b) Angular distribution of those events in the range 490 &m*&510 MeV. The calculated curve is normalized to the number of events in the complete sample. f a form-factor ratio /f+ =-6.6. The data are not sensitive to the choice of form factors but do discriminate against the scalar interac- with tion. Figure 2(b) shows the distribution in cos8 for those events which fall in the mass range from 490 to 510 MeV together with the corresponding result from the Monte Carlo calculation. Those events within a restricted angular range (cos8 &0.9995) were remeasured on a somewhat more precise measuring machine and recomputed using an independent computer program. The results of these two analyses are the same within the respective resolutions. Figure 3 shows the re- suits from the more accurate measuring machine. The angular distribution from three mass ranges are shown; one above, one below, and one encompassing the mass of the neutral K meson. The average of the distribution of masses of those events in Fig. 3 with cos8 &0.99999 is found to be 499. 1 + 0.8 MeV. A corresponding calculation has been made for the tungsten data resulting in a mean mass of 498. 1 + 0.4. The difference is 1.0+0.9 MeV. Alternately we may take the mass of the E' to be known and compute the mass of the secondaries for two-body decay. Again restricting our attention to those events with cos0&0. 99999 and assuming one of the secondaries to be a pion, the mass of the other particle is determined to be 137.4+ 1.8. Fitted to a Gaussian shape the forward peak in Fig. 3 has a standard deviation of 4.0 + 0.7 milliradians to be compared with 3.4+ 0.3 milliradians for the tungsten. The events from the He gas appear identical with those from the coherent regeneration in tungsten in both mass and angular spread. The relative efficiency for detection of the three-body E, decays compared to that for decay to two pions is 0.23. %e obtain 45+ 9 events in 139 PHYSICAL REVIEW LETTERS 1$, NUMBER 4 VOLUME the forward peak after subtraction of background out of a total corrected sample of 22 700 K, de- ' cays. Data taken with a hydrogen target in the beam also show evidence of a forward peak in the cos0 distribution. After subtraction of background, 45+ 10 events are observed in the forward peak at the K' mass. We estimate that -10 events can be expected from coherent regeneration. The number of events remaining (35) is entirely consistent with the decay data when the relative target volumes and integrated beam intensities are taken into account. This number is substantially smaller (by more than a factor of 15) than one would expect on the basis of the data of Adair et al. ' We have examined many possibilities which might lead to a pronounced forward peak in the angular distribution at the K' mass. These include the following: (i) K, coherent regeneration. In the He gas it is computed to be too small by a factor of -10' to account for the effect observed, assuming reason able scattering amplitudes. Anomalously large scattering amplitudes would presumably lead to exaggerated effects in liquid H, which are not observed. The walls of the He bag are outside the sensitive volume of the detector. The spatial distribution of the forward events is the same as that for the regular K, decays which eliminates the possibility of regeneration having occurred in the collimator. (ii) K&3 or Ke3 decay. A spectrum can be constructed to reproduce the observed data. It requires the preferential emission of the neutrino within a narrow band of energy, +4 MeV, centered at 17+ 2 MeV (K&3) or 39+ 2 MeV (Ke3). This must be coupled with an appropriate angular correlation to produce the forward peak. There appears to be no reasonable mechanism which can produce such a spectrum. (iii) Decay into w+7t y. To produce the highly ' ' 140 27 JuLY 1964 singular behavior shown in Fig. 3 it would be necessary for the y ray to have an average energy of less than 1 MeV with the available energy ext nding to 209 MeV. We know of no physical process which would accomplish this. We would conclude therefore that K2 decays to two pions with a branching ratio R = (K2- w++ w )/ (K, all charged modes) = (2.0+ 0.4) 10 where '- && the error is the standard deviation. As emphasized above, any alternate explanation of the effect requires highly nonphysical behavior of the three-body decays of the K, The presence of a two-pion decay mode implies that the K, meson is not a pure eigenstate of CI'. Expressed as K,0=2 "'[(K,-KO)+e(KO+KJ] then I&I'= R&T— IT2 where 7, and T, are the K, and K, mean lives and RZ is the branching ratio including decay to two r'. Using RT = &R and the branching ratio —2.3x 10 quoted above, et = We are grateful for the full cooperation of the staff of the Brookhaven National Laboratory. We wish to thank Alan Clark for one of the computer analysis programs. R. Turlay wishes to thank the Elementary Particles Laboratory at Princeton University for its hospitality. '. ' ' l *Work supported by the U. S. Office of Naval Re- search. This work made use of computer facilities supported in part by National Science Foundation grant. ~A. P. Sloan Foundation Fellow. ~On leave from Laboratoire de Physique Corpusculaire h Haute Energie, Centre d'Etudes Nucldaires, Saclay, France. M. Bardon, K. Lande, L. M. Lederman, and W. Chinowsky, Ann. Phys. (N. Y. ) 5, 156 (1958). D. Neagu, E. O. Okonov, N. I. Petrov, A. M. Rosanova, and V. A. Rusakov, Phys. Rev. Letters 6, 552 (1961). 3D. Luers, I. S. Mittra, W. J. Willis, and S. S. Yamamoto, Phys. Rev. 133, B1276 (1964). R. Adair, W. Chinowsky, R. Crittenden, L. Leipuner, B. Musgrave, and F. Shively, Phys. Rev. 132, 2285 (1963). 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 5.4 57 Zeitumkehr-Transformation T Lässt sich durch Beobachtung freier Dirac-Teilchen die positive von der negativen Zeitrichtung unterscheiden? ⇒ Nein: freie Dirac-Teilchen zeichnen keine Zeitrichtung aus; lassen wir einen DiracFilm freier Elektronen rückwärts laufen, sehen wir einen physikalisch möglichen Zustand. Die Zeitumkehr-Transformation eines Elektron-Positron-Zustandes dreht Impulse und Spins um: T T ∶ t → t′ = −t x⃗ → x⃗′ = x⃗ e− e− e+ e+ Der Dirac-Spinor mit umgekehrtem Zeitargument ψ(+x⃗, −t) erfüllt die Differentialgleichung (h̵ ≡ c ≡ 1): [−i(−γ0 ) ∂ ∂ − iγ j i + m] ψ(x⃗, −t) = 0 ∂t ∂x mit (t → −t) ⇒ Dirac-Gleichung für γ0 → −γ0 , γi → γ j Mit der Matrix γ5 = iγ0 γ1 γ2 γ3 , die bei eigentlichen LT invariant ist und mit allen γµ antivertauscht, γµ γ5 + γ5 γµ = 0 ∀ µ = 0, 1, 2, 3. In der Standarddarstellung der γµ hat γ5 die Gestalt γ5 = ⎛ 0 I ⎞ . ⎝ I 0 ⎠ 58 Damit findet man eine Transformation, die γ0 in −γ0 überführt und γ j ungeändert lässt, S′ = γ5 γ0 ∶ S′ −1 γ0 S′ = −γ0 ∶ S′ = ⎛ 0 1 ⎞ ⎛ 0 1 ⎞ ⎛ 1 0 ⎞ ⎛ 0 −1 ⎞ ; S′ −1 = = ⎝ −1 0 ⎠ ⎝ 1 0 ⎠ ⎝ 0 −1 ⎠ ⎝ 1 0 ⎠ ⎛ 0 1 ⎞ ⎛ 1 0 ⎞ ⎛ 0 −1 ⎞ ⎛ 0 −1 ⎞ ⎛ 0 −1 ⎞ = ⎝ −1 0 ⎠ ⎝ 0 −1 ⎠ ⎝ 1 0 ⎠ ⎝ −1 0 ⎠ ⎝ 1 0 ⎠ = ⎛ −1 0 ⎞ = −γ0 ⎝ 0 1 ⎠ S′ −1 γ j S′ = γ j ⇒ der Spinor ψ̃(x⃗, t) = S′ ψ(x⃗, −t) = γ5 γ0 ψ(x⃗, −t) erfüllt die DE (Prüfen durch Einsetzen). Da die DE auch bei Ladungskonjugation invariant ist, erfüllt auch der Spinor T ψ′ (x⃗, t) = S′ ψC (x⃗, −t) = S(T)ψ (x⃗, −t) die DE, mit S(T) = S′ ⋅ S(C) = γ5 γ0 ⋅ iγ2 γ0 = −iγ5 γ2 = iγ2 γ5 = i ⎛ σ2 0 ⎞ ⎝ 0 −σ2 ⎠ ψ′ wird als zeitumgekehrter Spinor bezeichnet; er erfüllt die Antivertauschungsrelationen. Es gibt keine unitäre Transformation im Fock-Raum, die ψ in ψ′ überführt: dies leistet jedoch eine antiunitäre Transformation: Ein Operator V ist antilinear, wenn ∀ Zustände ∣a⟩ , ∣b⟩ und für alle komplexen Zahlen c1 , c2 ∈ C gilt V(c1 ∣a⟩ + c2 ∣b⟩) = c∗1 V ∣a⟩ + c∗2 V ∣b⟩ . Der hermitesch konjugierte Operator V + eines antilinearen Operators V ist definiert als ⟨a∣V + ∣b⟩ = ⟨b∣V∣a⟩ ∶ V + ist ebenfalls antilinear. Ein Operator ist antiunitär, falls er antilinear ist und V + V = VV + = I erfüllt. Dann ist für alle ∣a⟩ , ∣b⟩ und ∣a′ ⟩ = V ∣a⟩ ∣b′ ⟩ = V ∣b⟩ 5 INVARIANZEN DER DIRAC-GLEICHUNG 59 die Relation erfüllt ⟨a′ ∣b′ ⟩ = ⟨b∣a⟩ = ⟨a∣b⟩ ∗ ⇒ im Vergleich zu einer unitären Transformation ist also zusätzlich komplex zu konjugieren (bzw. der „bra“ mit dem „ket“ zu vertauschen: Anfangs- und Endzustände werden vertauscht). Sei nun V antiunitär, und A ein beliebiger linearer Operator. Der zu A antiunitär transformierte Operator A′ ist definiert als A′ ≡ (VAV −1 )+ d.h. gegenüber der unitären Transformation wird zusätzlich hermitesch konjugiert; der Zusammenhang zwischen A und A′ wird linear: für eine beliebige komplexe Zahl c ∈ C gilt (c ⋅ A)′ = cA′ , und für die Matrixelemente gilt ⟨a∣A∣b⟩ = ⟨b′ ∣A′ ∣a′ ⟩ mit den gestrichenen Zuständen wie vorher. Nun gibt es eine antiunitäre Transformation V(T), so dass gilt T [V(T)ψ(x⃗, t)V −1 (T)] = ψ+ (x⃗, t) = S(T)ψ (x⃗, −t). + Sie dreht Impulse und Spin um, und ist die physikalische Äquivalenztransformation der Zeitumkehr: Jedem Zustand ∣a⟩ des ersten Beobachters kann der zweite Beobachter, der die Zeit umgekehrt zählt, den Zustand ∣a′ ⟩ = V(T) ∣a⟩ zuordnen. Jeder beobachtbaren Größe A kann der zweite Beobachter die Größe A′ zuordnen, A′ = (VAV −1 )+ , die aus ψ′ genau wie A aus ψ aufgebaut ist. Für die Erwartungswerte gilt ⟨a∣A∣a⟩ = ⟨a′ ∣A′ ∣a′ ⟩ d.h. die Messresultate sind in entsprechenden Zuständen identisch ⇒ Für ein freies Dirac-Teilchen gilt daher Zeitumkehr-Invarianz. In der schwachen WW gibt es jedoch T-verletzende Effekte; im K0 − K0 System ist deren experimenteller Nachweis 1998 gelungen. Stets ist jedoch das Produkt Θ = CPT in relativistischen Feldtheorien mit beliebiger Wechselwirkung eine Invarianztransformation. ( G. Lüders, Ann. Phys. 2, 1(1957); W. Pauli: „Niels Bohr and the development of physics“, McGraw-Hill & Pergamon Press, London (1955).) 60 Exkurs: Nachweis der T-Invarianzverletzung im K0 − K0 System. CPLEAR-Kollaboration, Phys. Lett. B444, 43 (1998) „LEAR“: Low Energy Antiproton Ring: 0⎫ ⎪ p + p → K + + π− + K ⎪ ⎪ ⎬ ⎪ ⎪ → K − + π+ + K 0 ⎪ ⎭ 0 K0 , K entstehen mit gleicher Wahrscheinlichkeit 0 Die Strangeness des erzeugten neutralen Kaons (K ∶ S = +1; K0 ∶ S = −1) wird anhand der Ladung des erzeugten Kaons ermittelt. 0 K und K0 wandeln sich durch Oszillationen ineinander um (bereits 1961 entdeckt) und bilden eine Mischung aus Kaon- und Antikaon-Zuständen (∆S = 2). 0 Die Verwandlung von K in K0 und umgekehrt sind zeitgespiegelte Prozesse; wenn Zeitumkehrinvarianz gilt, werden gleich viele Antikaonen in Kaonen umgewandelt wie umgekehrt. Exp. Ergebnis von CPLEAR: Die Umwandlung eines Antikaons in ein Kaon ist um 0.66% wahrscheinlicher als umgekehrt2 ⇒ T-Invarianz ist verletzt (1.3 ⋅ 106 Ereignisse ausgewertet). (Achtung: Ein Teil des beobachteten Effekts ist evtl. nicht auf T-Invarianzverletzung zurückzuführen, sondern auf die ebenfalls stattfindenden irreversiblen CP-verletzenden Zerfallsprozesse. Der genaue Anteil ist bisher offen). 2 0 Die Strangeness des Endzustandes wird aus semileptonischen Zerfällen bestimmt, K0 → e+ π− ν, K → e− π+ ν (∆S = ∆Q) Physics 5, 129 (2012) Viewpoint Particle Decays Point to an Arrow of Time Michael Zeller Department of Physics, Yale University, New Haven, CT 06520, USA Published November 19, 2012 An experiment studying B meson decays makes a direct observation of time-reversal violation without relying on assumed relationships with other fundamental symmetries. Subject Areas: Particles and Fields A Viewpoint on: Observation of Time-Reversal Violation in the B0 Meson System J. P. Lees et al. (The BABAR Collaboration) Phys. Rev. Lett. 109, 211801 (2012) – Published November 19, 2012 Time moves irrevocably in one direction. Things get old, decay, and fall apart, but they rarely ever reassemble and grow young. But at the particle level, time’s arrow is not so clearly defined. Most collisions and other particle interactions look the same whether run forwards or backwards. Physicists have, however, identified a few reactions that appear to change when time is reversed, but the reasoning has assumed certain relations between fundamental symmetries of particle physics. The BaBar collaboration has now observed time-reversal violation directly and unambiguously in decays of B mesons. The measured asymmetry, reported in Physical Review Letters[1], is statistically significant and consistent with indirect observations. In trying to understand the nature of particle interactions, observing the behavior of those interactions under different symmetry transformations has proven invaluable in formulating and verifying the fundamental theory. It is well known, and has been experimentally shown, that the strong and electromagnetic interactions are unchanged when viewed in a mirror world, in which − − particle positions are reflected ( → r to −→ r ). In contrast, experiments in 1956 [2] demonstrated that the weak interaction is not invariant under such parity inversion (P). A decade later, researchers found evidence in K meson decays [3] that weak interactions may also violate a combination of parity inversion with charge conjugation (C ), where particles are interchanged for antiparticles. Physicists continue to study CP violation, in part to explore whether it can explain the dominance of matter over antimatter in the universe. But a related symmetry, time inversion (T ), has been more elusive. It involves running an experiment backwards (t to −t) and converting initial states to final states. Weak interactions may violate time-reversal symmetry, but observing this directly with high enough precision proves difficult. It is, however, possible to infer time-reversal violation (TRV) through observations of CP violation in K and B DOI: 10.1103/Physics.5.129 URL: http://link.aps.org/doi/10.1103/Physics.5.129 meson decays using the CPT theorem. The CPT theorem states that all local Lorentz invariant quantum field theories are invariant under the simultaneous operation of charge conjugation, parity reversal, and time reversal. Thus an experiment that measures a violation of CP might infer a corresponding lack of invariance under time reversal in order to maintain CPT invariance. Attempts to measure TRV without reference to CP violation have been controversial. Experiments at CPLEAR (measur0 ing the difference in rates between K 0 transitions to K 0 and K transitions to K 0 [4]) and at Fermilab (observing an asymmetry seen in the decay KL0 → π + π − e+ e− [5]) claim to detect TRV directly, but some researchers have doubted this interpretation because of complicating factors in the K meson decays. Using a method suggested previously [6], Lees et al. of the BaBar collaboration have now observed an explicit time-reversal violation in the decay of B mesons [1]. The experiment, performed at the Stanford Linear Accelerator Center (SLAC) in California, takes advan0 tage of entangled B 0 and B mesons in the Υ(4s) resonance produced in positron-electron (e+ e− ) collisions at SLAC. This allows measurement of an asymmetry that can only come about through a T inversion, and not by a CP transformation. 0 Each of the entangled B 0 and B mesons resulting from the Υ(4s) can decay into either a CP eigenstate (e.g., J /ψKL , called B+ for CP even, and J /ψKs , called B− for CP odd), or a state that identifies the flavor 0 of the meson (e.g., l− X for B and l+ X for B 0 , where l± is a lepton and X represents the other particles in the decay). To study T inversion, the experimenters selected events where one meson decayed into a flavor state and the other decayed into a CP eigenstate. The time between these two decays was measured, and the rate of decay of the second with respect to the first was determined. As an example, let’s consider events in which c 2012 American Physical Society Physics 5, 129 (2012) FIG. 1: Electron-positron collisions at SLAC produce a Υ(4s) resonance that results in an entangled pair of B mesons. When one meson decays at time t1 , the identity of the other is “tagged” but not measured specifically. In the top panel, 0 the tagged meson is a “B ”. This surviving meson decays later at t2 , encapsulating a time-ordered event, which in this 0 case corresponds to “B ” → B− . To study time reversal, the BaBar collaboration compared the rates of decay in one set of events to the rates in the time-reversed pair. In the present 0 case, these would be the “B− ” → B events, shown in the bottom panel. (APS/Alan Stonebraker) the first meson decays at time t1 into l+ X for B 0 . Due 0 to entanglement, the surviving meson is tagged as “B ” without being measured. At a later time t2 , this second meson decays into J /ψKs , implying a B− (see Fig. 0 1). The researchers compared these “B ” → B− events 0 to the time-reversed pair: “B− ” → B , which are those events identified by both reversing the order of decays and exchanging initial and final states. In this example, the time-reversed events are the ones with a J /ψKL decay followed by a l− X decay. One of the keys to identifying the various B meson combinations is the energetic, asymmetric e+ e− collider of the PEP-II at SLAC. In the asymmetric collider, the beams are tuned to a center-of-mass energy of 10.58 GeV, corresponding to the Υ(4s) mass. At that setting, 9 GeV electrons collide with positrons at 3.1 GeV, giving a boost to the resulting Υ(4s) and thus to its B and B decay products. This extra momentum makes it possible for the BaBar detector to determine the species of each final DOI: 10.1103/Physics.5.129 URL: http://link.aps.org/doi/10.1103/Physics.5.129 state meson. The detector—built inside the flux return of a superconducting solenoid magnet—surrounds the e+ e− collision point with cylindrical trackers followed by cylindrical calorimeters [7]. Those detectors both track the outgoing trajectories and identify the particle species of the collision products, with reconstruction of that information yielding the identities of the B mesons. The flavor identity of neutral B mesons was made on the basis of the charges of prompt leptons, kaons, pions from D∗ mesons, and high-momentum charged particles, while the B− states were reconstructed from several CP -odd states in addition to the J /ψKs mode. KL0 mesons passed through the trackers undetected, so J /ψKL0 states were reconstructed with information from the decay product appearances in the outer detectors and the information from the other particles in the B decay. After detecting and identifying the mesons, the experimenters determined the proper time difference between the decay of the two B states by determining the energy of each meson and measuring the separation of the two meson decay vertices along the e+ e− beam axis. When time-reversed pairs were compared, the BaBar collaboration found discrepancies in the decay rates. The asymmetry, which could only come from a T transformation and not a CP violation, was significant, being fourteen standard deviations away from time invariance. Thus the long wait for an unequivocal time-reversal violation in particle physics is finally over. References [1] J. P. Lees et al. (The BABAR Collaboration), “Observation of Time-Reversal Violation in the B0 Meson System,” Phys. Rev. Lett. 109, 211801 (2012). [2] C. S. Wu,E. Ambler, R. W. Hayward, D. D. Hoppes, and R. P. Hudson, “Experimental Test of Parity Conservation in Beta Decay,” Phys. Rev. 105, 1413 (1957). [3] J. H. Christenson, J. W. Cronin, V. L. Fitch, and R. Turlay, “Evidence for the 2pi Decay of the K2 0 Meson,” Phys. Rev. Lett. 13, 138 (1964). [4] A. Angelopoulus et al. (CPLEAR Collaboration), “First Direct Observation of Time-Reversal Non-invariance in the NeutralKaon System,” Phys. Lett. B 444, 43 (1998). [5] E. Abouziad et al., “Precise Measurements of Direct CP Violation, CPT Symmetry, and Other Parameters in the Neutral Kaon System,” Phys. Rev. D 83, 092001 (2011). [6] J. Bernabeu, F. Martinez-Vidal, and P. Villanueva-Perez, “Time Reversal Violation from the Entangled B0B0 System,” J. High Energy Phys. 1208, 064 (2012). [7] B. Aubert et al., “The BABAR Detector,” Nucl. Instrum. Methods Phys. Res. Sect. A 479, 1 (2002). c 2012 American Physical Society 6 6 LÖSUNG DER DIRAC-GLEICHUNG MIT ZENTRALPOTENTIAL 63 Lösung der Dirac-Gleichung mit Zentralpotential Betrachte ein Spin 1/2 Teilchen mit Masse m, Ladung e (z.B. Elektron m = me , e = −e0 ) in einem statischen Zentralfeld mit A⃗ = 0, V(r) = eφ(r) potentielle Energie. 2 (Beispiel: H−Atom V(r) = − er ) In der DE für den statischen Fall, HD ψ(r⃗) = Eψ(r⃗); ψ 4-komp. Spinor ist dann der Dirac-Operator ⃗p⃗ + βmc2 + V(r) HD = cα Lösung der DE durch Trennung der Variablen. Dazu: Suche Operatoren, die mit HD vertauschen, so dass sie „guten“ Quantenzahlen entsprechen. In der nichtrelativistischen Theorie kommutiert der Hamilton-Operator H= p⃗2 + V(r) 2m eines spinlosen Teilchens der Masse m im Zentralfeld V(r) mit jeder kartesischen Komponente des Drehimpulsoperators, ⃗L = r⃗ × p⃗, und mit L2 . ⇒ ∃ simultane Eigenzustände der Operatoren H, L2 , Lz mit Eigenwerten ̵ E, l(l + 1)h̵ 2 , ml h. In der Dirac-Theorie kommutieren jedoch weder ⃗L noch L2 mit HD ; vielmehr ist ̵ α ⃗ × p⃗) [HD , ⃗L] = −ihc( und analog für den Spin-Operator mit h̵ 1 ⃗ ; S2 ψ = s(s + 1)h̵ 2 ψ, s = S⃗ = σ 2 2 Sx , S y , Sz haben je zwei mögliche Eigenwerte ± 2h . Die kartesischen Komponenten von S⃗ vertauschen jeweils mit dem kartesischen Komponenten von ⃗L, und ̵ ̵ α ⃗ = ihc( ⃗ × p⃗) [HD , S] ⃗ mit den üblichen Drehimpuls-VertauschungsDer Gesamtdrehimpuls-Operator ist ⃗J = ⃗L+S, regeln, und 64 [J2 , ⃗J] = 0: J2 kommutiert mit jeder kartesischen Komponente von ⃗J. ⇒ ∃ simultane Eigenfunktionen von J2 , und einer Komponente von ⃗J, die wir als Jz wählen. ⃗J kommutiert auch mit dem Dirac-Hamiltonian, ⃗ =0 [HD , ⃗J] = [HD , ⃗L] + [HD , S] (d.h. jede kartesische Komponente von ⃗J kommutiert mit dem Dirac-Hamiltonian), sowie [HD , J2 ] = 0. ⇒ ∃ simultane Eigenzustände von HD , J2 und Jz mit den Eigenwerten ̵ E, j(j + 1)h̵ 2 , m j h. Auch der Operator β h̵ 2 κ = ̵ 2 (J2 − L2 + ) kommutiert mit HD , h 4 (siehe B.H. Bransden & C.J. Joachain, Quantum Mechanics, Prentice Hall 2000, pp. 704) sowie auch der Paritätsoperator P, P ⎛ ψA ⎞ ⎛ ψA ⎞ mit 2-komponentigen Spinoren ψA , ψB . =± ⎝ ψB ⎠ ⎝ ψB ⎠ ⇒ ψ ist simultane Eigenfunktion von HD , P, J2 , Jz und κ. Simultane Eigenfunktionen der Operatoren L2 , S2 , J2 und Jz sind die „Spin-Winkelfunktionen“ jm Yls j , mit der Parität (−1)l . Es ist j,m ψA ∝ yl, 1 j 2 ⎧ 1 ⎪ ⎪ ⎪l = j − 2 ′ ψB ∝ yl′ , 1 , l = l ± 1 ⇒ ⎨ 1 ⎪ 2 ⎪ ⎪ ⎩l = j + 2 , und wir können für ψ den Lösungsansatz machen j,m j ↷ l′ = j + 12 ↷ l′ = j − 12 j,m ψEκm j ⎛ PEκ (r)yl, 1 j ⎞ 2 = r−1 ⎜ j,m j ⎟ iQ (r)y ⎝ Eκ l, 1 ⎠ 2 mit den Radialfunktionen PEκ (r), QEκ (r). (Der Faktor i sorgt für reelle Radialgleichungen für PEκ , QEκ ). Nach einigen Rechenschritten erhält man gekoppelte DGLn 1.Ordnung für die Radialgleichungen, [ d κ E + mc2 − V(r) − ] PEκ (r) = QEκ (r), ̵ dr r hc [ d κ E − mc2 − V(r) + ] QEκ (r) = PEκ (r) ̵ dr r hc 6 LÖSUNG DER DIRAC-GLEICHUNG MIT ZENTRALPOTENTIAL 65 analog zur radialen Schrödinger-Gleichung in der nichtrelativistischen Theorie. Durch Eliminieren von QEκ (r) folgt eine DGL 2.Ordnung für PEκ (r), [ mit A′ κ κ(κ − 1) d2 A′ d − + (AB + − )] PEκ (r) = 0 dr2 A dr A r r2 A(r) = E + mc2 − V(r) dA ′ , A = ̵ dr hc B(r) = E − mc2 − V(r) ̵ hc Für das Coulombproblem in wasserstoff-ähnlichen Atomen mit Potential V(r) = − Ze2 Zα =− r r lassen sich die gekoppelten Gleichungen schreiben als [ d κ mc E Zα − ] PEκ (r) = [ ̵ (1 + 2 ) + ] QEκ (r) dr r h mc r [ Zα d κ mc E + ] QEκ (r) = [ ̵ (1 − 2 ) − ] PEκ (r) dr r mc r h Übergang zu neuen Variablen % =r⋅ν 1/2 mc E2 ν = ̵ (1 − 2 4 ) h mc ⇒ gekoppelte Gleichungen [ d κ mc E Zα − ] PEκ (%) = [ ̵ (1 + 2 ) + ] QEκ (%) d% % νh mc % [ d κ mc E Zα + ] QEκ (%) = [ ̵ (1 − 2 ) − ] PEκ (%) d% % νh mc % Asymptotisches Verhalten für % → ∞: d mc E PEκ (%) = [ ̵ (1 + 2 )] QEκ (%) d% νh mc d mc E QEκ (%) = [ ̵ (1 − 2 )] PEκ (%) d% νh mc 66 Da wir nach gebundenen Zuständen suchen, müssen PEκ (%) und QEκ (%) für % → ∞ verschwinden; die asymptotischen Gleichungen sind dann erfüllt für PEκ (%) = a1 e−% QEκ (%) = a2 e−% 1/2 1 + E/mc2 a1 = −( ) mit a2 1 − E/mc2 Wir suchen deshalb nach Lösungen der gekoppelten Gleichungen in der Form 1/2 PEκ (%) = N ( 1 + E/mc2 ) 1 − E/mc2 e−% f (%) 1 − E/mc2 QEκ (%) = N ( ) 1 − E/mc2 1/2 e−% g(%), mit einer Normierungskonstante N; für % → ∞ muss gelten f (%), g(%) → 1. Die Radialfunktionen werden als Reihenentwicklungen angesetzt, ∞ f (%) = %s ∑ ck %k , c0 ≠ 0 k=0 ∞ g(%) = %s ∑ dk %k , d0 ≠ 0. k=0 Einsetzen in die Radialgleichungen und Koeffizientenvergleich ergibt eine Folge von Gleichungen; aus der ersten folgt die Relation s = ±(κ2 − Z2 α2 )1/2 . Damit die Radialfunktionen am Ursprung % = 0 regulär bleiben, muss das positive Vorzeichen gewählt werden. Die folgenden Gleichungen ergeben Rekursionsrelationen für die Koeffizienten c1 , d1 , ..., cn , dn , ... Um die asymptotische Randbedingung zu erfüllen, dass PEκ (%) und QEκ (%) im Unendlichen verschwinden, müssen die Reihenentwicklungen abbrechen. (Argumentation wie in der nichtrelativistischen Theorie, und in der Klein-Gordon-Theorie). Dies ist nur für bestimmte Energiewerte möglich: die Dirac-Energiewerte 2 ⎤−1/2 ⎡ ⎥ ⎢ ⎛ ⎞ Zα 2⎢ ⎥ ED ⎥ n j = mc ⎢1 + ⎢ ⎝ n − j − 21 + [( j + 1/2)2 − Z2 α2 ]1/2 ⎠ ⎥ ⎦ ⎣ 6 LÖSUNG DER DIRAC-GLEICHUNG MIT ZENTRALPOTENTIAL 67 Durch Entwicklung nach (Zα)2 folgt 2 ED n j = mc [1 − (Zα)2 (Zα)4 n 3 − ( − ) + ⋯] 2 4 2n 2n j + 1/2 4 und nach Subtraktion der Ruheenergie mc2 erhält man die Energieeigenwerte 2 En j = ED n j − mc = En j = −En [1 + (0) n 3 (Zα)2 ( − ) + ⋯] n2 j + 1/2 4 mit dem nichtrelativistischen Schrödinger-Energieeigenwert En , (0) En = (0) mc2 (Zα)2 , 2n2 der nur von der Hauptquantenzahl n abhängt. In der Dirac-Theorie spalten diese Niveaus in eine Feinstruktur von n unterschiedlichen Niveaus En j auf, (mit j = 1/2, 3/2, ..., n − 1/2) - als Folge der relativistischen Effekte. In der Dirac-Theorie sind zwei Niveaus mit gleichen (n, j) auch dann entartet, wenn sie unterschiedlichen Bahndrehimpuls haben (l = j ± 1/2: z.B. 2s1/2 , 2p1/2 ). Die einzigen nichtentarteten Niveaus sind 1s1/2 , 2p3/2 , 3d5/2 , usw. 68 Termschema von Wasserstoff (nicht maßstabgerecht) d5/2 nicht entartet p3/2 n=3 s1/2 d3/2 p1/2 p3/2 2s1/2 n=2 177MHz 1058MHz s1/2 p1/2 56MHz „Feinstruktur“ n=1 2p1/2 s1/2 Lambshift QED-Effekt Hyperfeinstruktur (Ursache: Magnetfeld des Kerns) Beim gebundenen Elektron ergeben sich relativistische Korrekturen zu gDirac = 2 für e das freie Elektron, die G.Breit erstmals 1928 berechnet hat, sowie QED Korrekturen (aufgrund der Bindung). Die Dirac-Theorie wurde in zahlreichen spektroskopischen Untersuchungen an Wasserstoff und Wasserstoff-ähnlichen Ionen (vor allem He+ ) getestet. Man fand 1937/38 experimentelle Anzeichen, dass die 2s1/2 und 2p1/2 Niveaus nicht exakt übereinstimmen; aber durch die Doppler-Verbreitung der Niveaus blieb die Lage unklar. Erst 1947 konnten W.E. Lamb und R.C. Retherford („Fine Structure of the Hydrogene Atom by a Microwave Method“, Phys. Rev. 72, 241 (1947)) mit Mikrowellen-Techniken einen Radiofrequenz-Übergang zwischen 2s1/2 und 2p1/2 induzieren, und die „LambVerschiebung“ von 1058 MHz bestimmen: Ausgangspunkt der Entwicklung der Quantenelektrodynamik (QED), eine der erfolgreichsten physikalischen Theorien. 6 LÖSUNG DER DIRAC-GLEICHUNG MIT ZENTRALPOTENTIAL 69 Bestimmung der Lambschift (nichtrelativistische Approximation) Die kleine Differenz der 2s1/2 und 2p1/2 Energienieveaus von ≃ 1058 MHz im H-Atom heisst nach Willis Lamb (1913-2008) Lambshift. Nach Dirac sollten beide Niveaus die gleiche Energie haben, während die Wechselwirkung zwischen Elektron und Vakuum eine Verschiebung bewirkt. Die Messung (1947) der Verschiebung durch Lamb und Retherford war der Auslöser für die Entwicklung der Renomierung im QED-Rahmen durch Schwinger, Feynman und Dyson. Hans Bethe gab 1974 eine (die erste) heuristische Ableitung der Lambshift, die folgende Darstellung beruht auf M.O. Scully & M.S. Zubairy, „Quantum Optics“, CUP 1997 (of H.A.Bethe, Phys. Rev. 72, 339 (1947)). Die mit dem Vakuum assoziierten Fluktuationen des elektrischen und magnetischen Feldes „stören“ das Coulombpotential des Kern, in dem sich das Elektron bewegt. Dadurch fluktuiert auch die räumliche Position des Elektrons, und erklärt so indirekt die Energieverschiebung. Die dadurch hervorgehende Differenz der potentiellen Energie ist 1 ⃗ 2 V(r⃗) + ... ⃗ + (δr⃗∇) ∆V = V(r⃗ + δr⃗) − V(r⃗) = δr⃗∇V 2 Die Fluktuationen sind isotrop, ⟨δr⃗⟩vac = 0 ⃗ 2⟩ = ⟨(δr⃗ ⋅ ∇) vac 1 ⟨(δr⃗)2 ⟩vac 3 und wir erhalten für die mittlere Differenz der potentiellen Energie ⟨∆V⟩ = 1 −e2 ⟨(δr⃗)2 ⟩vac ⟨∇2 ( )⟩ 6 r Die klassische Bewegungsgleichung für die Elektronen-Fluktuationen (δr⃗)⃗k , die durch das Feld mit Wellenvektor ⃗k und Frequenz ω ausgelöst werden, ist m d2 (δr⃗)⃗k = −eE⃗k dt2 dabei muss die Frequenz ω größer als ω0 im Bohr-Orbit sein, ω> πc , a0 a0 = h̵ 2 me2 (ω = ck) ∶ k > π , k = (Kreis-)wellenzahl: a0 70 (In der Spektroskopie ist k = λ1 , Ruhewert der Wellenlänge!) Für ein mit ω oszillierendes Feld δr(t) ≃ δr(0)e−iωt + c.c. (δr)⃗k ≃ e e ⃗ E⃗k = ε⃗k [a⃗k e−i(ωt−k⃗r) + h.c.] 2 2 2 2 mc k mc k Summation über ⃗k ergibt ⟨(δr⃗)2 ⟩vac = ∑ ( ⃗k ) mit ε⃗k = ( hck2π V ̵ 1/2 2 2 e e 2 ⟨0 ∣(E ∣ ) ) ⋅ ε⃗2k ⃗k ) 0⟩ = ∑ ( 2 2 2 2 mc k mc k ⃗k Da ⃗k kontinuiertlich ist, wird aus der Summe ein Integral, ⟨(δr⃗)2 ⟩vac = 2 2 ̵ V e hck2π 2 e2 h̵ 2 dk 2 ⋅ 4π dk ⋅ k ( ) = ̵ ( ) ∫ ∫ 3 2 2 (2π) mc k V π hc mc k Ohne Grenzen divergiert das Integral. Es muss jedoch gelten (s.o.) k > π a0 . Ferner muss die Wellenlänge größer als die Compton-Wellenlänge des Elektrons sein, mc h̵ , oder k < ̵ mc h h λe = ) (oe = 2π 2πmc λ>o= Dies definiert obere und untere Grenzen des Integrals, ̵ mch̵ 2 dk mca0 hc ) = ln ( ) = ln ( = ln ( ) ∫ k ̵ ̵ 2 hπ hπme πe2 mc/h̵ π⋅4a0 so dass ⟨(δr⃗)2 ⟩vac ≃ ̵ 2 e2 h̵ 2 hc ( ̵ ) ( ) ln ( 2 ) π hc mc πe Im Coulombpotential (s.o.), ⃗2 ( ⟨∇ 1 −e2 ⃗ 2 ( ) ψ(r⃗) = 4πe2 ∣ψ(0)∣2 )⟩ = −e2 ∫ d3 rψ∗ (r⃗)∇ r r at (mit ∇2 ( 1r ) = −4πδ(r⃗)). Für p-Orbitale verschwindet die nichtrelativistische Wellenfunktion am Ursprung, so dass es hier (im Rahmen dieser Abschätzung) keine Energieverschiebung gibt. Für s−Orbitale ist der Wert der Wellenfunktion am Ursprung ψ2s (0) = 1 (8πa30 )1/2 6 LÖSUNG DER DIRAC-GLEICHUNG MIT ZENTRALPOTENTIAL mit dem Bohrschen Radius a0 = h̵ me2 71 ≃ 0.5 ⋅ 10−10 m = 0.5 ⋅ 105 fm e2 e2 4πe2 ⇒ ⟨∇2 (− )⟩ = = r at 8πa30 2a30 und der Unterschied in der potentiellen Energie wird 1 2 e2 h̵ e2 h̵ 2 ⟨∆V⟩ = ⋅ ̵ ⋅ ( ) ⋅ ln ( 2 ) ⋅ 3 6 π hc mc πe 2a0 ↑ ↑ 1 137 1 ≃ 0.11 ⋅ ⋅ (386fm)2 ⋅ ln ( )⋅ 137 π 2 ⋅ 137(0.5 ⋅ 105 fm)3 ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¸ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ ↑ 119,6⋅ = 119, 6 ⋅ 3.78 ⋅ 3.78 197.32 ∧ MeV = 2603, 9 ⋅ 10−9 eV ≃ 260 ⋅ 10−8 eV = 629MHz 15 34.25 ⋅ 10 (Für ln(137) folgt ⟨∆V⟩ = 818.7MHz.) Dieser Wert ist etwa in der Größenordnung des experimentellen Wertes von 1058 MHz (Bitte die Vorfaktoren nochmals prüfen). Im Rahmen der QED ist die Lambshift ein 1-Loop Effekt, der durch Emission und Re-Absorption virtueller Photonen im Kernfeld zustande kommt. Das Feld ist in der QED quantisiert, und (ähnlich wie beim harmonischen Oszillator in der QM) ist das niedrigste Energiezustand nicht bei E = 0 ∶ ∃ Nullpunktoszillationen, das Elektron macht rasche oszillatorische Bewegungen im Feld; es wird über einen Bereich r + δr „verschmiert“. In der QED wird der Ausdruck für die Lambshift bei s−Zuständen (l = 0)- sie werden „angehoben“, d.h. sind durch die Lambshift schwächer gebunden 5 2 ∆El=0 Lamb = α ⋅ me c k(n, 0) , l = 0; k(n, 0) ≃ 13 4n3 und bei anderen Zuständen mit l ≠ 0 ∶ 5 2 ∆l≠0 Lambda = α me c 1 1 1 [k(n, l) ± ] , l ≠ 0, j = l ± 1 1 3 4n 2 π(j + 2 )(l + 2 ) Es ist ⎧ QED ⎪ ⎪ ⎪∆Lambda = 1057.864 ± 0.014MHz, ∆(2s1/2 − 2p1/2 ) ⎨ exp ⎪ ⎪ ⎪ ⎩∆Lambda = 1057.862 ± 0.020MHz, mit k(n, l) < 0.05 Mit Hilfe der Lambshift kann die Feinstrukturkonstante α = werden: Präzisionstest der QED. e2 ̵ hc auf < 1pp gemessen 72 7 Das Kleinsche Paradoxon Wir untersuchen die Streuung von Elektronen an einem (unendlich ausgedehnten) Potentialsprung in der Dirac-Theorie. Das Problem wird zunächst im Rahmen der Einteilchen-Interpretation der DE untersucht. (Bei hinreichend hoher e− Geschwindigkeit muss relativistisch gerechnet werden). Eine Elektronen-Materiewelle propagiert mit Energie E längs der z−Achse und trifft auf eine Potentialstufe der Höhe V0 > E. Die e− -Geschwindigkeit ist vergleichbar mit c, 0.3c ≤ ve ≤ c. V(z) e− > E V0 z 7 DAS KLEINSCHE PARADOXON 73 Für das freie Elektron gilt E 2 ( ) = p⃗2 + m2 c2 c In Gegenwart des Potentials ist E − V0 2 ˆ 2 ) = p⃗ + m2 c2 , mit dem Elektronenimpuls p⃗ˆ im Potential ( c ⃗p⃗ + βmx + Die DE ist dann (stationärer Fall) 0 = α ⇒[ eφ c . 3 E − eφ ∂ψ − βmc] ψ + ih̵ ∑ αk =0 c ∂xk k=1 und die adjungierte Gleichung ψ[ Mit 3 ∂ψ E − eφ − βmc] + ih̵ ∑ αk = 0, c k=1 ∂xk eφ = 0, z < 0 eφ = V0 , z > 0 und einer einlaufenden Elektronenwelle p ↑↑ ez i ψi = ui exp { ̵ (pz − Et)} wird für α → α3 die DE h { E − αp − βmc} ui = 0 mit E > 0 für einlaufende Wellen c mit ∂ψ i = pψ. ∂z h̵ Die Amplitude der einlaufenden Welle ist ui ≠ 0, und mit αk β + βαk = 0 muss gelten E = αp + βmc c E2 = p2 + m2 c2 + (αβ + βα) pmc 2 c ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ =0 Der Impuls der reflektierten Welle ist −p, der Impuls der transmittierten Welle ist p⃗ˆ ≡ p̂ 2 0 ) = p̂2 + m2 c2 . (in z−Richtung) mit ( E−V c Für kleines V0 i ψr = ur exp { ̵ (−pz − Et)} h i ψt = ut exp { ̵ (−p̂z − Et)} h 74 und aus der DE folgt mit p → −p { E + αp − βmc} ur = 0, und mit p → p̂ c { E − V0 − αp̂ − βmc} ut = 0 c Die Gesamt-Wellenfunktion muss kontinuiertlich an der Grenzfläche sein, d.h. für z = 0 ui + ur = ut Daraus folgt mit der Gleichung für die einlaufende Welle ui : ( E E − αp − βmc) ui = 0 ⇒ ( − βmc) ui = αpui c c und mit den Gleichungen für reflektierte und transmittierte Welle ( E − βmc) ur = −αp ⋅ ur c ( E − V0 − βmc) (ui + ur ) = αp̂(ui + ur ) c ( E V0 − βmc) (ui + ur ) = ( + αp̂) (ui + ur ) c c sowie aus den ersten beiden Gleichungen durch Addition ( E − βmc) (ui + ur ) = αp(ui − ur ) c so dass nach Gleichsetzen der linken Seiten folgt ( V0 + αp̂) (ui + ur ) = αp(ui − ur ) c oder [ V0 V0 + α(p + p̂)] ur = − [ − α(p − p̂)] ui c c Multipliziere beide Seiten mit V0 − α(p + p̂), benutze α2 = 1 c und die Energie-Impuls-Beziehung ( ur = E − V0 2 E2 ) = p̂2 + m2 c2 ; 2 = p2 + m2 c2 c c (2V0 /c)(−E/c + αp) ui ≡ rui V02 /c2 − (p + p̂)2 und analog für die adjungierte Amplitude der reflektierten Welle, u+r = ru+i 7 DAS KLEINSCHE PARADOXON 75 ⇒ Wahrscheinlichkeitsdichte für die reflektierte Welle: 2 u+r ur = [ 2 2V0 /c E + ] u + αp] ui [− i c V02 /c2 − (p + p̂)2 Aus den Bewegungsgleichungen für ui und u+i folgt die Identität cu+i αui = pc2 + u ui E i so dass wir die Amplitude der reflektierten Welle als Anteil R der Amplitude der einlaufenden Welle schreiben können: (p2 = E2 c2 − m2 c2 ) 2 u+r ur 2Ep + E2 2V0 /c 2 + ] [( + p ) u u αui ] u − =[ 2 2 i i 2 c c i V0 /c − (p + p̂)2 2 2V0 m ] u+i ui ≡ Ru+i ui =[ 2 2 V0 /c − (p + p̂)2 so dass R der Anteil der reflektierten Elektronen ist. Für V0 = 0 ⇒ R = 0; alle Elektronen „laufen durch“, für V0 = E − mc2 (d.h. p̂ = 0) ⇒ R = 1 ∶ Alle Elektronen werden reflektiert. Für noch größere V0 > E − mc2 wird p̂ imaginär. Wir setzen dann E ψt = ut exp [−µz − i ̵ t] mit µ ∈ R h Es ist µ > 0, da sonst die Dichte rechts der Bariere für z → ∞ unendlich groß würde. Andererseits ist mit i ̵ ψt = ut exp { ̵ (p̂z − Et)} ⇒ p̂ = ihµ h 2V0 E ) ( − αp) c c ur = − 2 ui V0 ̵ 2 − (p + ihµ) c2 2V0 E ) ( − αp) ( c c u+r = − 2 u+i V0 ̵ 2 − (p − ihµ) c2 ( ⇒ u+r ur = ur = − 2V0 2 E2 ( ) ( 2 − p2 ) c c 2 2 V0 V0 [( + p) + µ2 h̵ 2 ] [( − p) + µ2 h̵ 2 ] c c u+i ui ≡ Ru+i ui 76 Mit den Energie-Impuls-Beziehungen 2 E2 (E − V0 ) ] = p̂2 + m2 c2 , 2 = p2 + m2 c2 folgt [ c c p̂2 = p2 − V0 (2E − V0 ) , und da p̂2 = −µ2 h̵ 2 2 c 2 V0 E V0 ⇒ ( ± p) + µ2 h̵ 2 = 2 ( ± p) ⇒ R = 1 c c c ⇒ u+r ur = u+i ui V(z) ⇒ Für E + mc2 > V0 > E − mc2 ist der an 2 der Potentialschwelle reflektierte Strom E + mc ebenfalls gleich dem einfallenden. Hinter V0 E − mc2 z der Schwelle gibt es eine exponentiell abfallende Lösung. ̵ - erst größer, erreicht bei Bei anwachsendem V0 wird p̂ - und damit µ wegen p̂ = ihµ 0) E = V0 einen Maximalwert [wegen p̂2 = p2 − V0 (2E−V ], und fällt dann wieder ab; für c2 V0 = E + mc2 wird µ = 0. Für V0 > E+mc2 wird p̂ wieder reell, jedoch ist die kinetische Energie E−V0 hier negativ, so dass die Region rechts der Schwelle klassisch verboten ist. Quantenmechanisch kann ein Anteil der Welle in den Potentialwall eindringen (analog zur nichtrelativistischen QM, jedoch hier bei relativistischen Energien ⇒ anderes physikalisches Verhalten). Bei V0 = E + mc2 war der Reflexionskoeffizient R = 1 (≡ Totalreflexion); für weiter ansteigendes V0 nimmt er ab bis zum Minimalwert α = Rmin = lim R(V0 ) = V0 →∞ (E/c − p) (E/c + p) und da Reflexion+Transmission (β) = 1 ergeben muss, ist der Transmissionskoeffizient β: β= 2p E/c − p + 2p (prüfe ∶ α + β = = 1) E/c + p E/c + p Für große Elektronenimpulse p kann demnach der Bruchteil der Elektonen, der durch die Grenzfläche dringt, beträchtliche Werte annehmen: 7 DAS KLEINSCHE PARADOXON 77 Bei einem Impuls p = mc, rel. Energie √ √ √ E = p2 c2 + m2 c4 = 2m2 c4 = 2mc2 ≃ 1.4 × Ruheenergie = Elektronengeschwindigkeit ve = ∧ P mc c≡1 1 = √ ≡ √ = 0.71 ∶ E 2mc2 2 (71% der Lichtgeschwindigkeit) Wird der Transmissionskoeffizient 2p 2mc 2 2 β= = = = √ ≃ 0.83, 2 E/c + p E/c + mc E/(mc ) + 1 2+1 d.h. 83% der einlaufenden Elektronen durchdringen die Potentialbariere: Die großen β-Werte bleiben auch dann erhalten, wenn V0 nur einige Ruhemassen-Werte (nicht V0 → ∞) beträgt. Rechnungen von F.Sauter (Z.Physik 73, 547 (1931)) haben gezeigt, dass die starke Transmission nicht stattfindet (Vermutung von Niels Bohr!), wenn der Anstieg des Potentials allmählich ist, und (von V = 0 bis V = V0 ) über eine Distanz von der Größenordnung der Componentenwellenlänge erfolgt, V = vz, d ≤ h mc . Den in der Dirac-Theorie unerwartet großen Transmissionskoeffizienten nennt man das „kleinsche Paradoxon“. (Die erforderliche scharfe Bariere ist experimentell schwer realisierbar). Lösung der DE mit dem Potential V = vz (F.Sauter, Z.Physik 73, 547 (1931)) V(z) V0 2 V = vz V0 − mc E z oc = h̵ mc ≃ 3.86 ⋅ 10−13 m ⇒ DE: {γ1 mit E0 = mc2 , κ = Ansatz: ψ = e ∂ ∂ ∂ 1 ∂ + γ2 + γ3 + γ0 ( + κvz) + κE0 } ψ = 0 ∂x ∂y ∂z ic ∂t 2π hc 2πi (xpx +yp y −Et) h χ(z) d + κγ0 (vz − E) + κ(E0 + icγ1 px + icγ2 p y )} χ = 0 dz ⇒ Lösung und Berechnung der Transmissionskoeffizienten siehe F.Sauter, Z.Physik 73, ⇒ {γ3 547 (1931). 78 Für E > vz haben Impuls und Geschwindigkeit das gleiche Vorzeichen, für E < vz das entgegengesetzte Vorzeichen (die kinetische Energie wird negativ). 2 Dann wird der Transmissionskoeffizient β = e−ik π , und α = 1, für K2 ≫ 1 bis auf Glieder höherer Ordnung in 1/K2 . Hier ist √ κ K, K2 = E20 + c2 (p2x + p2y ) v ⇒ Für alle elektrischen Felder, bei denen K2 ≫ 1 ist (das sind alle praktisch herstellbaren k= Felder) ist β verschwindend klein. Der Wert von β hängt in erster Näherung nur von der Feldstärke (der Steilheit des Anstiegst) ab; erst für k2 ∼ 1 erhält man endliche Werte, entsprechend Feldern von 1016 Volt/cm. Für k2 ≃ 1 gilt k2 = 2 2 2π (mc ) hc v ∼1 vh ∼ mc2 mc h auf einer Strecke ⇒ man erhält erst endliche Werte für α, wenn der Potentialanstieg v mc von der Comptonwellenlänge von der Größenordnung der Ruheenergie wird: derart starke Felder lassen sich bis heute nicht herstellen. (Die Bohrsche Vermutung ist damit bestätigt). Der Grenzfall eines unendlich steilen Potentialanstiegs (O.Klein) kommt richtig heraus, β→ 2cp . E + cp Zum aktuellen Stand der Forschung zum Kleinschen Paradoxon siehe Dombey N.; Calogeracos A. Source: Physics Reports, Volume 315, Number 1, July 1999: „Seventy years of the Klein paradox“. 8 DIRAC-NEUTRINOS: DIE WEYL-GLEICHUNG 8 79 Dirac-Neutrinos: Die Weyl-Gleichung 8.1 Introduction to Neutrinos Die Existenz des Neutrinos postulierte W. Pauli 1930, um beim β-Zerfall durch schwache Wechselwirkung Energie- und Impulserhaltung zu gewährleisten. Dabei wird ein Neutron in ein Proton konvertiert; ein Elektron und ein Anti-Elektron Neutrino wird ausgesandt: u → p + e− + νe ; mit νe neutral, unbeobachtet, fast ̵ schwach wechselmasselos. Fermion mit Spin 1/2h, u du νe wirkend. e− t Auf dem Quark-Niveau wird ein d-Quark durch w− -Emission in ein u-Quark konvertiert: w− d → u + e− + νe udd Beim β+ -Zerfall wird unter Energiezufuhr ein Proton in ein Neutron konvertiert, und ein Positron (e+ ) und Elektron-Neutrino emittiert: Energie + p → u + e+ + νe Anders als der β− -Zerfall kann der β+ -Zerfall nicht „isoliert“ stattfinden, weil die Neutronenasse größer als die Protonenmasse ist ⇒ die Bindungsenergie des Mutterkerns muss größer als die der Tochter sein. Da die Zerfallsenergie einen festen Wert hat, das gemessene Neutrino-Energiespektrum jedoch kontinuierlich ist: Intensität 210 Bi 0.2 0.4 0.6 Ð→ 0.8 210 Po + e− 1 + νe 1.2 E[MeV] Das aus Energie- und Impulserhaltungsgründen erforderliche Antineutrino wurde 1956 80 von C. Cowan, F. Reines, et al., (NP Physik 1995) nachgewiesen: zunächst „Projekt Poltergeist“ in Hanford, ab 1956 in Savannah River mit νe aus einem Reaktor und 0.5m3 H2 O innerer β − Zerfall ∶ νe + p → u + e+ ∶ Nachweis beider Teilchen im Ausgangskanal = Neutrinonachweis ∧ 1962 L.Lederman, M.Schwartz, J.Steinberger: Nachweis der νµ Myon-Neutrinos (NP 1988) 2000 DONUT coll./Fermilat: ντ Tau-Neutrino. ⇒ ∃ 3 Neutrino-Flavours: In der Sonne werden νe Elektroneutrinos erzeugt, v.a. im Prozess 1 H + 1 H Ð→ 2 H + e+ + νe Auf dem Weg zur Erde wandeln sie sich in die anderen Neutrinoflavours um ⇒ die Ruhemasse muss - wenn auch nur sehr wenig - von Null verschieden sein. Für die Differenz der Massenquadrate von Elektron- und Myon-Neutrinos folgt ∆m2solar ≃ 8 ⋅ 10−5 eV/c2 , aus den Oszillationen atmosphärischer Myon-Neutrinos in Tau-Neutrinos ∆m2solar ≃ 2 ⋅ 4 ⋅ 10−3 eV/c2 , Absolute Werte für die νe -Masse lassen sich bisher nur aus 3 H (Tritium) β−Zerfallsexperimenten herleiten (obere Grenzen), mνe < 2eV/c2 In jedem Fall ist die Neutrinomasse im Vergleich zur Elektronenmasse me ≃ 5.11 ⋅ mν 105 eV/c2 vernachlässigbar klein, e ≃ 7.8 ⋅ 10−6 . me Es ist daher sinnvoll, eine Theorie für Fermionen mit m ≃ c zu untersuchen, wie sie als erster 1929 H.Weyl aufgestellt hat (H.Weyl, Z.Physik 56, 330 (1929)), um masselose Spin 1/2 Teilchen zu beschreiben. Anders als die DE hat sie nur 2 Komponenten, und verletzt die Paritätsinvarianz. Sie wurde daher zunächst verworfen, aber nach der Entdeckung der P. Verletzung beim β-Zerfall von 20 Co durch C.S.Wu et al. Phys. Rev. 105, 1413 (1957) durch Landau, Salam, sowie T.D. Lee und C.N. Yang [Phys.Rev. 105, 1671 8 DIRAC-NEUTRINOS: DIE WEYL-GLEICHUNG 81 (1957)] wieder aufgegriffen. Genaue Untersuchungen des inversen β-Zerfalls haben gezeigt, dass der Spin des Neutrinos stets antiparallel zu seiner Bewegungsrichtung ausgerichtet ist, der des Antineutrinos parallel zur Bewegungsrichtung S p⃗ ν: Linksschraube ν: Rechtsschraube p⃗ S (sonst wären die Wirkungsquerschnitte nur halb so groß wie die experimentellen Werte). 8.2 Die Weyl-Gleichung Betrachte zunächst die DE für ein masseloses Teilchen: ih̵ ∂ψ ⃗p⃗ψ(x) ∶ der Term + βmc2 fällt weg = cα ∂t Die 3 2 × 2 Pauli-Matrizen σk erfüllen die Antikommutationsrelationen {αi , α j } = 2δi j ; nur die Forderung, auch β als vierte antikommutierende Matrix einzuführen und so Teilchen mit Masse (speziell: das Elektron) zu beschreiben, hatte bei Spin- 12 -Teilchen die Einführung von 4 × 4−Matrizen erfordert, und von 4er Spinoren (zwei ZweierSpinoren). Bei masselosen Teilchen lässt sich demnach (für Spin 12 ) eine Wellengleichung für einen 2er Spinor φ+ (x) konstruieren: ∂φ ⃗ p⃗φ+ (x); ih̵ = cσ ∂t und nach Division durch ih̵ folgt + ∂φ+ ⃗ + (x) ⃗ ∇φ = −cσ ∂t σk = 2 × 2 Pauli-Matrizen ∧ Weyl-Gleichung (für φ+ ) Lösungen als ebene Wellen sind φ+ (x) = √ 1 2E(2π)3 e−ipx/h u+ (p) ̵ 82 wobei E p = {p0 , p⃗} = { , p⃗} c x = {x0 , x⃗} p ⋅ x = p0 x0 − p⃗x⃗ Die Neutrino-Wellenfunktionen sind dabei so normiert, dass die Norm invariant unter Lorentz-Transformation ist. Der 2-komponentige Spinor u+ (p) erfüllt die Gleichung ⃗ p⃗u+ p0 u+ = σ d.h. die Lösung zu p0 c = E entspricht (je nach Vorzeichen der Energie E) einer bestimm⃗ relativ zwischen Bewegungsrichtung p⃗. ten Orientierung des Spins σ Wenden wir den sogenannten Heilizitätsoperator ⃗ p⃗ σ ∣p⃗∣ auf beide Seiten der Gleichung an, so erhalten wir mit der Relation ⃗ σ ⃗ = A⃗B ⃗ + iσ ⃗ ⃗ A)( ⃗ B) ⃗ (A⃗ × B) (σ ⃗ p⃗)2 ⇒ (p20 − p⃗2 )u+ = 0 ⇒ (σ ⇒ ∃ nichtverschwindende Lösung für u nur für p0 = ±∣p⃗∣ = Ec . Das ist die relativistische Energie des masselosen Teilchens; die Teilchen bewegen sich ⃗ p⃗u+ : dabei mit c. Mit der z−Achse in Impulsrichtung p⃗ wird die Lösung von p0 u+ = σ u+ = ⎛ 1 ⎞ ⎝ 0 ⎠ d.h. rechtshändige masselose Teilchen mit Spin in Bewegungsrichtung, also ⎛ 1 ⎞ ⎛ 1 ⎞ ⃗ ⋅ p⃗ + σ u = σz =+ ∣p⃗∣ ⎝ 0 ⎠ ⎝ 0 ⎠ ⇒ Der Helizitätsoperator hat einen positiven Eigenwert +1, der Spin ist deshalb parallel zu p⃗: das entspricht einer Rechtsschraube, wenn wir in Bewegungsrichtung p⃗/∣p⃗∣ blicken: σ p⃗ 8 DIRAC-NEUTRINOS: DIE WEYL-GLEICHUNG 83 Das Neutrino ist jedoch eine Linksdrehschraube. ⇒ Für Zustände mit positiver Energie p0 = +∣p⃗∣ hat die Weyl-Gleichung nur Wellen positiver Helizität als Lösung, für Zustände mit negativer Energie p0 = −∣p⃗∣ nur Wellen mit negativer Helizität. Dies ist auch in der „Löchertheorie“ gültig: dort entspricht eine Wellenfunktion mit negativer Energie, negativem Impuls und negativer Spinrichtung einem Antiteilchen mit positiver Energie, positivem Impuls, und positiver Spinrichtung: Eine solche Zuordnung widerspricht den Experimenten zur schwachen Wechselwirkung: Um also masselos linkshändige Teilchen beschreiben zu können, müssen wir von der Gleichung ausgehen ih̵ ∂φ− ⃗ p⃗φ− (x) = −cσ ∂t Weyl-Gleichung (für φ− ) ⃗ → −σ ⃗ liefert ebenfalls die Antikommutationsrelation {αi , α j } = 2δi j , so Die Ersetzung σ dass die Gleichung eine mögliche DE für masselose Spin 21 −Teilchen ist. Der Ansatz φ− (x) = √ 1 e−ipx/h u− (p) ̵ 2E(2π)3 liefert ⃗ p⃗u− , p0 u− = −σ Wieder kann p0 = E c u− = ⎛ 0 ⎞ . ⎝ 1 ⎠ positiv oder negativ sein; Die Lösung φ− beschreibt linkshändi- ge masselose Teilchen mit negativer Helizität, also Neutrinos im vereinfachten Modell mit mν ≡ 0. Der Spin ist jetzt antiparallel zum Impuls (Linksschraube); für den Antineutrino-Zustand mit p0 < 0 ist es umgekehrt (Rechtsschraube). β−Zerfallsexperimente zeigen, dass das Neutrino-Spin stets antiparallel zu seiner Bewegungsrichtung steht: Die Helizität (oder longitudinale Polarisation) eines Neutrinos mit positiver Energie ist negativ, bei negativer Energie dagegen positiv. Da es bei den Lösungen φ+ der DE umgekehrt war, läßt sich φ+ mit dem Antineutrino von φ− identifizieren. Beachte jedoch, dass die Links-/Rechtshändigkeit von Neutrino/Antineutrino nur für mν = mν ≡ 0 gilt! Die Neutrino-Stromdichte erhalten wir aus 1 ∂φ− ⃗ −=0 ⃗ ∇φ −σ c ∂t 84 ⃗ und I zu einem Vierervektor σµ = {I, σ ⃗ } lässt sich die WeylBei Kombination von σ Gleichung kompakter schreiben: σµ ∇µ φ− = 0 und die hermitesch konjugierte Gleichung wird ∇µ (φ− )+ σµ = 0. Multiplikation der ersten Gleichung von links mit (φ− )+ , der zweiten von rechts mit φ− und Addition ergibt ∇µ (φ− )+ σµ φ− = 0 = Kontinuitätsgleichung für den 4er Strom ∧ jµ = (φ− )+ σµ φ− , mit den zeitartigen und raumartigen Komponenten % = (φ− )+ φ− ⃗j = −(φ− )+ σφ− . Die Normierungskonstante der Neutrinowellenfunktion folgt aus 3 ∫ %d x = 1. Die 2−komponentige Weyl-Theorie ist nicht invariant gegenüber Paritätstransformation. p⃗ → −p⃗ ⎫ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ x⃗ → −x⃗ ⎬ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⎪ ⃗ → −σ ⃗⎪ σ ⎭ Ein Zustand mit Energie p0 = ∣p⃗∣, Impuls p⃗ ⃗ p⃗/∣p⃗∣ = 1 Helizität σ wird dadurch transformiert in einen Zustand mit p0 = ∣p⃗∣, Impuls −p⃗, Helizität −1. Ein derartiger Zustand existiert jedoch nicht in dieser 2-komponentiger Theorie masseloser Spin- 21 −Teilchen ⇒ P−Invarianz muss verletzt sein. 9 9 9.1 GRUNDZÜGE DER QUANTENELEKTRODYNAMIK 85 Grundzüge der Quantenelektrodynamik Einführung Dirac-Gleichung und Maxwell-Gleichungen liefern gemeinsam eine Theorie des Elektromagnetismus. Dabei müssen jedoch die Quantenpostulate berücksichtigt - d.h. das Feld quantisiert - werden; die daraus resultierende Quantenfeldtheorie des Elektromagnetismus heißt Quantenelektrodynamik, QED. Sie beschreibt alle Phänomene, die von geladenen Punktteilchen wie Elektronen und Positronen, und von Photonen verursacht werden. Sie umfasst Quantenphänomene in der Struktur der Atome und Moleküle, und auch Vorgänge in der Hochenergiephysik wie die Erzeugung von Teilchen durch ein elektromagnetisches Feld. Die Berechnung des anomalen magnetischen Moments des Elektrons auf 10 Dezimalstellen genau ist der beste Erfolg der QED. Sie ist die am genauesten experimentell überprüfte physikalische Theorie. Die Grundgleichungen des elektromagnetischen Feldes - die dann quantisiert werden müssen - sind die Maxwell-Gleichungen: (im Gauß-System), die Amperesches, Faradaysches und Gaußsches Gesetz zusammenfassen und erweitern: ⃗ ⃗ = 4π ⃗j + 1 ∂E ⃗ ×B ∇ c c ∂t ⃗ 1 ∂B ⃗ × E⃗ = − ∇ c ∂t ⃗ = 0 ∶ (∄ magn. Monopole) ⃗B ∇ ⃗ E⃗ = 4π% ∇ Die Coulomb-Energie zwischen zwei Elektronen ist (Abstand r) Ec = e2 , r die Stärke der elektromagnetischen Wechselwirkung ist durch den dimensionslosen Faktor e2 1 α= ̵ = hc 137.035999679(94) charakterisiert, die Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante. (Bei einer hochenergetischen Teilchenkollision im Beschleuniger steigt mit wachsendem Impulsübertrag Q2 die effektive Kopplungsstärke an, bei Q2 ≃ m2w ≅ 6.4TeV2 beträgt sie etwa 1/128). 86 Informationen über eine mögliche Zeitabhängigkeit von α sind bis heute unklar. Aus Absorptionslinien des Lichts entfernter Quasare im Rotverschiebungsbereich z = 3.5, ..., 0.5 (23% − 87% des Alters des Universums) wurde eine Abweichung ∆α α ≃ −0.5 ⋅ 10−5 dedu- ziert (s1/2 → p1/2,3/2 Übergänge) (Webb et al. 2001; Murphy et al 2003: 0.2 < z < 4.2), d.h. α hätte im frühen Iniversum einen Wert von ∼ 1/137.037 statt 1/137.036 gehabt. Messungen mit Atomuhren, insbesondere Frequenzverhältnisse von Quecksilber- und Aluminiumuhren (Boulder, NIST; J.Bergquist et al., Science 319, 1808(2008)) ergaben im Widerspruch dazu ∆α α < 1.6 ⋅ 10−17 für die jährliche Variation. ⇒ α ist mit hoher Wahrscheinlichkeit zeitlich konstant. Die Kleinheit der Kopplungskonstanten, α ≃ 0.0073 ist entscheidend für den Erfolg der QED, bei der Reihenentwicklungen in α gemacht werden. Beispielsweise liefert die Theorie für die Anomalie ae des magnetischen Moments des Elektrons, e 1 , ge = 2ae + 2r, exp. Wert: µe = ge 2 2mc 1 exp. ae = (ge − 2)exp = 0.00115965218085(76) 2 (1) eine Reihenentwicklung in α mit Entwicklungskoeffizienten Ck , ae = 1α α 2 α 3 α 4 +C2 ( ) + C3 ( ) + C4 ( ) + ... 2π π π π ° ≃0.00116 J.Schwinger hat 1984 als Erster den Term erster Ordnung α/2π berechnet [(1)]3 . Inzwischen sind die Entwicklungskoeffizienten bis C4 bekannt. Zusammen mit dem expeexp rimentellen Wert4 von ge exp (bzw. ae ) folgt daraus der bisher genaueste Wert für die Feinstrukturkonstante α α−1 = 137.035999710(96)5 (kombiniert man die Messungen, ergibt sich (2012) α−1 = 137.035999074(44), siehe Particle Data Group) 3 J.Schwinger, Phys. Rev. Lett. 73, 416L (1948) B. Odom et al., Phys. Rev. Lett., 97, 030801 (2006) 5 G. Gabrielse et al., Phys. Rev. Lett. 97, 030802 (2006) 4 9 GRUNDZÜGE DER QUANTENELEKTRODYNAMIK 87 Physikalisches Bild der QED: Klassische ED: beschleunigte Ladungen emittieren elektromagnetische Strahlung - ein Elektron in Ruhe oder in gleichförmiger Bewegung kann dagegen kein Photon emittieren (EnergieImpuls-Erhaltung) e− >e γ In der Quantentheorie gilt jedoch die Energie-Zeit-Unschärferelation, ̵ ∆E∆t ≥ h, so dass auch ein ruhendes Elektron ein Photon aussenden kann: Die Verletzung der Energieerhaltung ist erlaubt, wenn das Photon nach einer Zeit ∆ ≃ 1/(∆E) wieder absorbiert wird, e− e− γ t Derartige temporär existierende Photonen nennt man „virtuelle Photonen“ e− In der QED ist jedes geladene Teilchen von einer „Wolke“ derartiger virtueller Photonen umgeben. Die Amplitude für die γ−Emission ist αe, die Wahrscheinlichkeit ∝ α. Der Dirac-Wert für das magnetische Moment des Elektrons ge = 2 entspricht einem „nackten“ Elektron. Wird ein virtuelles Photon emittiert, entsteht ein Rückstoß, und da das Elektron geladen ist, eine Stromverteilung; dieser Konvektionsstrom liefert einen Zusatz zum DiracWert. Da die Wahrscheinlichkeit, ein virtuelles Photon zu finden, proportional zu α, sind sowohl der Strom, als auch der Beitrag zu ae in 1.Ordnung proportional zu α, wie in Schwingers Resultat. 88 Der Rückstoß kann auch so erfolgen, dass das Elektron „in der Zeit zurückläuft:“ γ (2) e− e− t e− bei (1) entsteht ein e− e+ -Paar mit Aussendung eines virtuellen Photon; das e− läuft ins Unendliche, das e+ wird mit dem ein- (1) laufenden e− unter Re-Absorption des virtuellen Photons bei (2) vernichtet (Die Interpretation von in der Zeit zurücklaufenden Elektronenlinien als Positronen hat Stückelberg 1941 vorgeschlagen, Helv. Phys. Acta 14, 322 (1941). Auch andere Effekte wie die Lamb-Shift und der Casimir-Effekt lassen sich durch den Einfluss der virtuellen Photonen verstehen. Die quantitative Berechnung erwies sich als schwierig: Es ergeben sich unendliche Resultate, wenn man nach der Störungstheorie in der nihctrelativistischen QM vorgeht. Die von Feynman, Schwinger, und Tomonaga entwickelte Renormierungstheorie löst dieses Problem (NP 1965, „for their fundamental work in quantum electrodynamics, with deep-ploughing consequences for the physics of elementary particles“). Die Quantenchromodynamik und die Theorie der elektronschwachen Wechselwirkung sind ebenfalls nach dem Muster der QEU konstruiert. 9.2 Quantisierung des freien em. Feldes In der relativistischen Formulierung werden elektrische und magnetische Feldstärke zum Feldstärketensor zusammengefasst, Ladungs- und Stromdichte zur Viererstromdichte: ⎛ ⎜ ⎜ µν F =⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 E1 E2 E3 mit µ =Zeile, ν =Spalte, jµ = −E1 −E2 −E3 ⎞ ⎟ 0 −B3 B2 ⎟ ⎟ ⎟ B3 0 −B1 ⎟ ⎟ −B2 B1 0 ⎠ Feldstärketensor; ⎛ % ⎞ Viererstromdichte. ⎝ j ⎠ Skalares Potential φ und Vektorpotential A⃗ fassen wir zum 4er Potential zusammen, (Aµ ) = ⎛ φ ⎞ . ⎝ A⃗ ⎠ 9 GRUNDZÜGE DER QUANTENELEKTRODYNAMIK Die Kontinuitätsgleichung ∂% ∂t ⃗ ⃗j = 0 wird +∇ ∂ jµ =0 ∂xµ (∂µ ) = ( 1∂ ⃗ , ∇) c ∂t ⃗ Aus dem 4-Potential folgen die Felder E⃗ und B, ⃗=∇ ⃗ × A⃗ B 1 ∂A⃗ ⃗ − E⃗ = −∇Φ c ∂t Insbesondere ist B1 = ∂A3 ∂A2 − 3 = ∂2 A 3 − ∂2 A 3 2 ∂x ∂x E1 = − ∂A0 ∂A1 − = −∂1 A0 − ∂0 A1 ∂x1 ∂x0 und der antisymmetrische Feldtensor wird Fµν = ∂µ Aν − ∂ν Aµ mit Fµν = −Fνµ , und den auf der vorigen Seite gezeigten Komponenten. Dabei gibt es in Aµ noch die Eichfreiheit Aµ (x) → Aµ (x) + ∂µ ψ(x). Maxwell-Gleichungen ⃗ E⃗ = 4π% Mit ∇ ist ⇒ ∂1 F10 + ∂2 F20 + ∂3 F30 = 4π 0 j c Die 1-Komponente von ⃗ ⃗ − 1 ∂E = 4π j ⃗ ×B ∇ c ∂t c wird ∂B3 ∂B2 ∂E1 4π 1 − − = j ∂x2 ∂x3 ∂x0 c und analog für die anderen Komponenten, zusammengefasst: 89 90 ∂µ Fµν = 4π ν j , c oder ∂µ Fµν = 4π jν c Mit der Potentialdarstellung des Feldstärketensors Fµν = ∂µ Aν − ∂ν Aµ folgt ∂µ (∂µ Aν − ∂ν Aµ ) = 4π ν j c In der Lorentz-Eichung ist 1 ⃗ A⃗ + φ̇ = 0 ⇔ ∇ c µ ∂µ A = 0, d.h. die Divergenz des 4er Potentials verschwindet in der Lorentz-Eichung, und die Fµν sind jetzt eindeutig festgelegt. ⇒ 4π ν j c 4π ◻Aν = − jν c ∂µ ∂µ Aν = mit ◻ = −∂µ ∂µ = − c12 ∂2t + ∆ d’Alembert-Operator für die inhomogenen MaxwellGleichungen. Analog für die homogenen Maxwell-Gleichungen ⃗ = 0 ⇒ ∂1 B1 + ∂2 B2 + ∂3 B3 = 0 ⃗B ∇ ⇒ −∂1 F32 − ∂2 F13 + ∂3 F12 = 0 = ∂1 F23 + ∂2 F31 − ∂3 F21 ⃗ 1 ∂B ⃗ × E⃗ + ∇ =0 c ∂t Für die x (1-)Komponente ∂2 F30 + ∂3 F02 + ∂0 F23 = 0, etc. für y, z(2, 3) Zusammengefasst folgt ∂λ Fµν + ∂µ Fνλ + ∂ν Fλµ = 0 Bianchi-Identität (nur für λ ≠ µ ≠ ν nicht trivial: für gleiche Indices identisch erfüllt) 9 GRUNDZÜGE DER QUANTENELEKTRODYNAMIK 91 Dies lässt sich mit Hilfe des dualen Feldtensors F̃µν analog wie bei den inhomogenen Gleichungen zusammenfassen: 1 ∂µ F̃µν = 0 mit F̃µν = εµνλ% Fλ% 2 εµνλ% = 0 bei zwei gleichen Indices, sonst Vorzeichenänderung bei Vertauschen zweier Indices: ungerade Permutation ε0123 = 1 = −ε0123 , Normierung Wir untersuchen jetzt das freie Photonfeld, ohne äußere Quellen: jν ≡ 0. Dann erfüllt das Viererpotential die d’Alembert-Gleichung ◻Aµ = 0 In der Quantentheorie ist das eine Operatorgleichung. Für den Feldoperator Aµ gilt dann eine Entwicklung mit operatorwertigen Entwicklungskoeffizienten, Aµ (x) = ∫ d3 k {eikx a+µ (⃗k) + e−ikx aµ (⃗k)} (2π)3 ⋅ 2w wobei k= ⎛ ω ⎞ , ω = ∣⃗k∣, kx = kµ xµ = ωt − ⃗kx⃗ ⃗ ⎝ k ⎠ und für die Vertauschungsrelationen der Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren a+ , a gilt: [a+µ (⃗k), a+ν (⃗k′ )] = 0 [aµ (⃗k), aν (⃗k′ )] = 0 [aµ (⃗k), a+ν (⃗k′ )] = Zµν (2π)3 2ωδ3 (⃗k − ⃗k′ ) mit zunächst noch unbekannten konstanten Zµν . Für den Vakuumzustand im Fock-Raum gilt aµ (⃗k) ∣0⟩ = 0 ∀µ, k die Indices µ, ν sind 4er Vektor-Indices, und die Konstanten Zµν bilden einen LorentzTensor 2.Stufe. Wegen der geforderten Lorentz-Kovarianz muss er ein konstanter Ten- 92 sor sein; der einzige Tensor dieser Art ist der metrische Tensor ⎛ ⎜ ⎜ ⇒ (Zµν ) = ±(gµν ) = ± ⎜ ⎜ ⎜ ⎜ ⎝ 0 ⎞ ⎟ 0 −1 0 0 ⎟ ⎟ ⎟ 0 0 −1 0 ⎟ ⎟ 0 0 0 −1 ⎠ 1 0 0 Mit [aµ (⃗k), a+ν (⃗k′ ))] = −gµν (2π)2 δ3 (⃗k − ⃗k′ ) ⇒ a+µ (µ = 1, 2, 3) ergibt - angewandt auf das Vakuum - einen Zustand positiver Norm, jedoch a+0 ∣0⟩ ergibt einen Zustand negativer Norm (⇒ die Wahrscheinlichkeitsinterpretation gilt nicht). ⇒ die Metrik ist unbestimmt. Gupta und Bleuler (1950) haben ein Verfahren angegeben, um Zustände positiver Norm zu erzeugen, (und gleichzeitig zwei der vier linear unabhängigen Polarisationszustände zu eliminieren: ein reelles Photon hat nur zwei Polarisations-Freiheitsgrade!). Die Fourier-Entwicklung für den Feldoperator Aµ , Aµ (x) = ∫ d3 k {eikx a+µ (⃗k) + e−ikx aµ (⃗k)} (2π)3 ⋅ 2ω erfüllt zunächst nur die d’Alembert-Gleichung, ◻Aµ = 0 in Operatorform. Sie ist nur zusammen mit der Lorentz-Bedingung ∂µ A µ = 0 äquivalent zu den Maxwell-Gleichung; also muss auch die Lorentz-Bedingung in die Quantenmechanik übertragen werden. Sie kann jedoch nicht direkt in Operatorform gebracht werden, man fordert statt dessen die Lorentz-Bedingung als Nebenbedingung für Zustände: Nur diejenigen Zustände im Fock-Raum sind physikalisch, die die LB erfüllen: Wir berücksichtigen nur den Teil des 4er Potentials, der nur Annihilationsoperatoren enthält, A−µ (x) = ∫ d3 k e−ikx aµ (⃗k), und fordern (2π)3 2ω ∂µ Aµ (x) ∣physik. Zustand⟩ = 0 (−) 9 GRUNDZÜGE DER QUANTENELEKTRODYNAMIK 93 bzw. für die Fourier-Komponenten kµ aµ (⃗k) ∣⟩ = 0 ∀⃗k. ⇒ der Erwartungswert der Divergenz des gesamten Feldes ∂µ Aµ (x) verschwindet für beliebige physikalische Zustandsvektoren: ⟨phys.Zustand ∣∂µ Aµ (x)∣ phys.Zustand⟩ = 0 (Anteil in ∂µ Aµ (x) mit Erzeugungsoperatoren nach links wirken lassen!) Der Unterraum der physikalischen Zustandsvektoren ist linear. Seine Metrik ist positiv semidefinit: ⟨phys.Zustand∣phys. Zustand⟩ ≥ 0 Beweis: Wähle neue Basis für die Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren: Einheitsvektoren: e⃗1 , e⃗2 ⃗k ∶ e⃗3 = ⃗k ∣⃗k∣ = k̂, e⃗i ⋅ e⃗j = δi j . Operatoren: 1 α+0 (⃗k) = √ [α+0 (⃗k) − k̂α+ (⃗k)] 2 α+1 (⃗k) = e⃗1 α+ (⃗k) α+2 (⃗k) = e⃗2 α+ (⃗k) 1 α+3 (⃗k) = √ [α+0 (⃗k) + k̂α+ (⃗k)] 2 Und aus den Vertauschungsregeln für die a’s folgen die VR für die α’s: [α0 (⃗k), α+0 (⃗k′ )] = [α3 (⃗k), α+3 (⃗k′ )] = 0 [α0 (⃗k), α+3 (⃗k′ )] = [α3 (⃗k), α+0 (⃗k′ )] = −(2π)3 2ωδ3 (⃗k − ⃗k′ ) [α1 (⃗k), α+1 (⃗k′ )] = [α2 (⃗k), α+2 (⃗k′ )] = (2π)3 2ωδ3 (⃗k − ⃗k′ ) (alle anderen Kommutatoren = 0) Die LB als Nebenbedingung wird α0 (⃗k) ∣phys. Zustand⟩ = 0 Ein Zustandsvektor im Hilbert-Raum lässt sich als beliebiges Produkt von Erzeugungsoperatoren angewandt auf das Vakuum darstellen: α+1 (⃗k1 )α+1 (⃗k2 )⋯α+2 ⋯α+0 ⋯α+3 ⋯ ∣0⟩ 94 jedoch ist die LB dann und nur dann erfüllt, wenn dabei kein Operator α+3 vorkommt (wegen der Vertauschungsregeln). Physikalische Zustandsvektoren sind z.B. α+1 (⃗k) ∣0⟩ , α+2 (⃗k) ∣0⟩ , α+0 (⃗k) ∣0⟩ sie sind zueinander orthogonal, die Längenquadrate sind ≥ 0 ∶ ⟨0 ∣α1 (⃗k)α+1 (⃗k′ )∣ 0⟩ = (2π)3 2ωδ3 (⃗k − ⃗k′ ) ⟨0 ∣α2 (⃗k)α+2 (⃗k′ )∣ 0⟩ = (2π)3 2ωδ3 (⃗k − ⃗k′ ) ⟨0 ∣α0 (⃗k)α+0 (⃗k′ )∣ 0⟩ = 0 Auch alle anderen Längenquadrate von Zustandsvektoren, die kein α+3 enthalten, sind ≥ 0: ⟨phys. Zustand∣phys. Zustand⟩ ≥ 0 (s.Literatur zur Diskussion des Hilbert-Raumes mit positiv definiter Metrik/“Äquivalenzklassen“ von Zustandsvektoren). Mit Berücksichtigung der Quantenpostulate durch die Vertauschungsrelationen lassen sich nun Erwartungswerte physikalischer Größen berechnen. Die FeldstärkenErwartungswerte ⃗ − A⃗˙ E⃗ = −∇V ⃗=∇ ⃗ × A⃗ werden B ⃗ ⟨B(x)⟩ =∫ d3 k {eikx ⟨−i⃗kx [e⃗1 α+1 (⃗k) + e⃗2 α+2 (⃗k)]⟩ (2π)3 2ω +e−ikx ⟨i⃗kx [e⃗1 α1 (⃗k) + e⃗2 α2 (⃗k)]⟩} , ⃗ ⟨E(x)⟩ =∫ d3 k {−iωeikx ⟨e⃗1 α+1 (⃗k) + e⃗2 α+2 (⃗k)⟩ 3 (2π) 2ω +iωe−ikx ⟨e⃗1 α1 (⃗k) + e⃗2 α2 (⃗k)⟩} Es tragen - in Übereinstimmung mit dem Experiment - nur die transversalten Freiheitsgrade der Photonen bei. Die Operatoren für Energie und Impuls von Photonen folgen aus den klassischen Ausdrücken, P0 = ∫ t=const P⃗ = ∫ t=const d3 x ⋅ 1 ⃗2 ⃗ 2 (x)] [E (x) + B 2 ⃗ ⃗ d3 x [E(x) × B(x)] 9 GRUNDZÜGE DER QUANTENELEKTRODYNAMIK 95 ⃗ als Feldoperatoren lassen sich die Erwartungswerte von Energie und Mit E⃗ und B Impuls berechnen - jedoch ergeben sich zunächst divergente Resultate. Um sie zu vermeiden, ersetzen wir den Energieoperator durch P0 ≡ P 0 − ⟨0 ∣P 0 ∣ 0⟩ , ′ ′ d.h. wir wählen die Vakuumenergie als Nullpunkt der Energiezählung (das ist o.k., denn gemessen werden Energiedifferenzen). Die Erwartungswerte des „neuen“ Energieoperators sind nicht divergent. Die Subtraktion der Vakuumenergie erfolgt automatisch, wenn wir das „normalgeordnete Produkt“ der Feldoperatoren verwenden („Doppelpunkte“): alle Erzeugungsoperatoren wirken so, als stünden sie links von allen Vernichtungsoperatoren, also z.B. ∶ aa+ ∶ ≡ a+ a , etc. „Normalprodukt“ z.B. gilt für die elektrische Feldstärke ⃗ E(x) ∼ a+ + a so dass ∶ E⃗2 (x) ∶ ∼ ∶ (a+ + a)(a+ + a) ∶ = ∶ a+ a+ + a+ a + aa+ + aa ∶ = a+ a+ + 2a+ a + aa und die korrekten Ausdrücke für Energie und Impuls werden P0 = ∫ d3 x t=const P⃗ = ∫ 1 ⃗ 2 (x)] ∶ ∶ [E⃗2 (x) + B 2 ⃗ ⃗ d3 x ∶ E(x) × B(x) ∶ t=const Erwartungswerte des Viererpotentials sind nicht direkt beobachtbar; für das gewöhnliche Viererprodukt zweier Viererpotentiale ergibt sich ⟨0 ∣Aµ (x)Aν (y)∣ 0⟩ = −gµν ∫ ⎛ d3 k 1 −ik(x−y) e mit k = 3 (2π) 2ω ⎝ ∣⃗k∣ ⎞ ⃗k ⎠ . 96 10 10.1 Elemente der relativistischen Streutheorie Invarianten bei relativistischen Reaktionen A+B→C+D p⃗B p⃗A CMS: pA + pB → pC + pD Ð→ ←Ð „Collider“ LS: pLA + pLB → pLC + pLD Ð→ ∣ p⃗LA p⃗LB =0 „fixed Target“ Viererimpulserhaltung: (= Energie- und Impulserhaltung): ∧ pA + pB = pC + pD Mit der zusätzlichen Bedingung (h̵ ≡ c ≡ 1): p2 = E2 − p⃗2 = m2 Die Teilchen sind „auf der Massenschale“ ⇒ p2A = m2A , p2B = m2B , p2C = m2C , p2D = m2D . Man führt 3 Lorentz-invariante sog. Mandelstam-Variable ein: Das Quadrat der Schwerpunktenergie, s = (pA + pB )2 = (pC + pD )2 = E2cm = (EA + EB )2 = (EC + ED )2 sowie die folgenden Quadrate von 4er Impulstransfers t = (pA − pC )2 = (pB − pD )2 u = (pA − pD )2 = (pC − pB )2 Wegen der Constraints p2i = m2i sind die drei Mandelstam-Variablen nicht unabhängig voneinander, s + t + u = m2A + m2B + m2D Für die invariante Größe s gilt im Schwerpunktsystem (CMS) s = (pA + pB )2 = (EA + EB )2 − (p⃗A + p⃗B )2 = (EA + EB )2 ´¹¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¸¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ =0 im CMS 10 ELEMENTE DER RELATIVISTISCHEN STREUTHEORIE 97 Im Laborsystem (LS) wird dieselbe Größe mit pLA = (ELA , p⃗LA ) pLB = (ELB , p⃗LB ) = (mB , 0) ∶ 2 s = (pLA + pLB )2 = [ELA + mB ] − (pLA )2 = (ELA )2 + 2mB ELA + m2B − (pLA )2 und mit (ELA )2 − (p⃗LA )2 = m2A ⇒ s = m2A + m2B + 2mB ELA √ Mit s ist auch die cm-Energie s ≡ Ecm relativistisch invariant. Die kinetische Energie des einfallenden Teilchens „A“ ist im Laborsystem kAL = ELA − mA ⇒ ELA = kAL + mA ⇒ s = (mA + mB )2 + 2mB kAL damit wird die kinetische Energie im Schwerpunktsystem ¿ L Á √ À1 + 2mB kA − m − m kcm = s − mA − mB = (mA + mB ) Á A B (mA + mB )2 und in nichtrelativistischer Näherung (nr) kAL ≪ mA + mB , kA → kAnr nr ⇒ kcm ≃ (mA + mB ) [1 + nr kcm = mB kAL mB kAL ] − m − m = (m + m ) A B A B (mA + mB )2 (mA + mB )2 mB kL mA + mB A (dies ist ein vielbenutzter Ausdruck in der nichtrelativistischen Streutheorie). Bei hohen relativistischen Energien ist dagegen ∣p⃗LA ∣ ≫ mA , mB und wegen (ELA )2 − (p⃗LA )2 = m2A , ELA √ = (p⃗LA )2 + m2A ⇒ ELA ≃ ∣p⃗LA ∣ s ≃ 2mB ELA ≃ 2mB ∣p⃗LA ∣ ≡ E2cm d.h. die Schwerpunktenergie wächst nur mit der Wurzel des Laborimpulses bei ultrarelativistischen Energien, √ √ s = Ecm ∝ ∣p⃗LA ∣ 98 ⇒ bei hohen Energien sind Collider die bessere Alternative. Beispiel: p + p am LHC, ∣p⃗A ∣ = ∣p⃗B ∣ = 7TeV/c p⃗A p⃗B Ð→ ←Ð mp ≃ 0.938GeV/c2 √ √ c=1 √ p2 + m2 = 49 ⋅ 106 + 0.88 GeV≃ 7000 GeV= 7 TeV. EA = EB = p2 c2 + m2 c4 ≡ √ s = (EA + EB )2 ≃ 196 ⋅ 106 GeV2 ⇒ s = 14 ⋅ 103 GeV Derselbe Wert von s erfordert mit einem festen Target einen Laborimpuls von ∣p⃗LA ∣ ≃ 196 ⋅ 106 s = GeV/c ≃ 104.48 ⋅ 106 GeV/c = 104.48 ⋅ 103 TeV/c 2mp 2 ⋅ 0.938 d.h. das ∼ 15000 fache des Colliderimpulses, um √ s = 14 ⋅ 103 GeV zu erreichen. 11 11 AUFGABEN ZUR RQM-VORLESUNG (2012) 99 Aufgaben zur RQM-Vorlesung (2012) Aufgabe 1: Kovarianz der Ableitungen Zeigen Sie explizit: Der kovariante 4er Vektor xµ = (x0 , x1 , x2 , x3 ) verhält sich unter Lorentz-Transformation x′µ = Λµ ν xν wie die Ableitungen des kontravarinaten 4er Vektors xµ , ∂µ ≡ ∂ ∂xµ Aufgabe 2: Pauli-Matrizen Zeigen Sie: (1) Aus der Hermitezität (σi = σ+i (= σT )) und Unitarität (σ−1 = σT ) der Paulii Matrizen folgt σ21 = σ22 = σ23 = I (2) Die Determinanten und Spuren der Pauli-Matrizen sind det σi = −1, Spσi = 0, i = 1, 2, 3 (3) Es gilt σ1 σ2 σ3 = i ⋅ I = ⎛ i 0 ⎞ . ⎝ 0 i ⎠ Die Pauli-Matrizen erfüllen die Algebra 3 σi σ j = δi j I + i ∑ εi jk σk , i, j = 1, 2, 3 k=1 Aufgabe 3: Klein-Gordon Gleichung (KGE) Zeigen Sie explizit durch Einsetzen: Es gibt zwei freie Lösungen der KGE mc 2 [∂µ ∂µ + ( ̵ ) ] ∣ψ⟩ = 0 h in Form von ebenen Wellen ψ(x⃗, t) = e−i(Et−⃗px⃗)/h , mit E = ± ̵ √ p⃗2 c2 + m2 c4 Aufgabe 4: Lokale Eichinvarianz der KGE mit Feld Zeigen Sie: Die KGE ist lokal eichinvariant unter der Transformation Aµ → A µ = Aµ − ∂µ χ(x) ′ 100 wenn man die Wellenfunktion ψ transformiert gemäß ψ(x) → ψ′ (x) = eiΛ(x) ψ(x) und den Phasenfaktor wählt als e Λ(x) = ̵ χ(x). hc Aufgabe 5: Klein-Gordon Gleichung mit Coulombpotential 2 Zeigen Sie: Die radiale KGE mit Potential eφ = − Zer [L l(l + 1) − γ2 d2 2λ + − 1 − ] %R(%) = 0 d(%/2)2 %/2 (%/2)2 ergibt mit dem Lösungsansatz [l(l + 1) − γ2 ≡ l′ (l′ + 1), 2λ ≡ %0 = √ 2m Ze2 ∣E∣ h̵ ] % l +1 %R(%) = ( ) ⋅ e−%/2 w(%/2) 2 ± %→∞ ´¹¹ ¹ ¹ ¸ ¹ ¹ ¹ ¹ ¶ asym. Lösung ′ für % → 0 die folgende Radialgleichung für w(%) ∶ % dw d2 w ′ + 2(l + 1 − %) + (%0 − 2(l′ + 1))w = 0 2 d% d% Sie ist für l′ → l, %0 = √ 2m Ze2 ∣E∣ h̵ identisch mit der Radialgleichung im Schrödinger- fall. Aufgabe 6: Klein-Gordon Energieeigenwerte (mit Potential wie Aufgabe 5) Berechnen Sie aus der Relation %0 = 2(N + l′ + 1) mit den Definitionen für l′ und %0 aus Aufgabe 5, die Energieeigenwerte: γ2 E = mc (1 + 2 ) λ −1/2 2 11 AUFGABEN ZUR RQM-VORLESUNG (2012) Aufgabe 7: Algebraische Struktur der Dirac-Matrizen Zeigen Sie, dass durch zweimalige Anwendung des Dirac-Operators HD = ̵ ∂ hc αk ∂k + βmc2 in ih̵ ψ = HD ψ i ∂t und Vergleich mit der Klein-Gordon Gleichung mc 2 [∂µ ∂µ + ( ̵ ) ] ψ = 0 h die algebraischen Bedingungen folgen: αi α j + α j αi = 2δi j I αi β + βαi = 0 (αi )2 = β2 = I. Aufgabe 8: Standarddarstellung der Dirac-Matrizen Prüfen Sie in der sogenannten Dirac-Darstellung αk = ⎛ 0 σk ⎞ , ⎝ σk 0 ⎠ β= ⎛ I 0 ⎞ ⎝ 0 I ⎠ mit den Pauli-Matrizen σk explizit die Gültigkeit der algebraischen Relationen (in Aufgabe 7). Aufgabe 9: Anti-Hermitezität der γk -Matrizen Zeigen Sie: (γk )+ = −γk ; (γk )2 = −I mit γk ≡ βαk , und {αk , β} = 0. Aufgabe 10: Nichtrelativistischer Grenzfall der DE Mit ψ = ⎛ ϕ ⎞ ⃗ ⃗ = p⃗ − ce A) wird die DE mit Feld (π ⎝ χ ⎠ ih̵ ⃗π ⃗χ ⎞ ⎛ σ ⎛ φ ⎞ ⎛ φ ⎞ ∂ ⎛ ϕ ⎞ =c + eφ + mc2 ∂t ⎝ χ ⎠ ⎝ σ ⎝ χ ⎠ ⎝ −χ ⎠ ⃗π ⃗ϕ ⎠ Im nichtrelativistischen Grenzfall zerlegen wir ⎛ φ ⎞ − imc̵ 2 t ⎛ φ ⎞ ⎛ φ ⎞ =e h , mit langsam variierendem ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ 101 102 Zeigen Sie: ⎛ φ ⎞ genügen der Gleichung: ⎝ χ ⎠ ih̵ ⃗π ⃗χ ⎞ ⎛ 0 ⎞ ⎛ φ ⎞ ⎛ σ ∂ ⎛ ϕ ⎞ − 2mc2 + eφ =c ∂t ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ ⎝ χ ⎠ ⎝ σ ⃗π ⃗ϕ ⎠ (φ ist die „große“, χ die „kleine“ Komponente, die im nichtrelativistischen Grenzfall vernachlässigt wird: χ = ⃗π ⃗ σ 2mc ϕ) Aufgabe 11: Lorentz-Transformation Zeigen Sie: Aus der Forderung der Lorentz-Invarianz des d’Alembert-Operators ◻ ≡ ∂µ ∂µ = gµν ∂µ ∂ν folgt Λλ µ gµν Λ% ν = gλ% , oder in Matrixform ΛgΛT = g (dies definiert die Lorentz-Transformation) (es ist ∂µ ≡ ∂ ∂xµ = ∂x λ ∂ ∂xµ ∂x′ λ ′ ≡ Λλ µ ∂′λ ) Aufgabe 12: Dirac-adjungierte Spinoren Beweisen Sie mit dem Dirac-adjungierten Spinor ψ ≡ ψ+ γ0 die Matrixrelationen: (ψ1 Mψ2 )∗ = ψ2 Mψ1 (mit M ≡ γ0 M+ γ0 ) Aufgabe 13: Zeitumkehr-Invarianz der DE Zeigen Sie durch Einsetzen: Der Spinor ψ̃(x⃗, t) ≡ S′ ψ(x⃗, −t) ≡ γ5 γ0 ψ(x⃗, −t) mit γ5 ≡ iγ0 γ1 γ2 γ3 erfüllt die DE! Aufgabe 14: Ladungskonjugations-Invarianz der DE Zeigen Sie durch Einsetzen: T T Der Spinor ψc (x⃗, t) ≡ S(c)ψ (x⃗, t) ≡ iγ2 γ0 ψ (x⃗, t) mit γT ≡ (ψ+ γ0 )T = (γ0 )T (ψ+ )T erfüllt die DE! 11 AUFGABEN ZUR RQM-VORLESUNG (2012) 103 Aufgabe 15: Berechnen Sie aus dem exakten Ausdruck dür die Dirac-Energieeigenwerte im Coulombfeld 2 ⎤−1/2 ⎡ ⎢ ⎥ ⎛ ⎞ Zα 2⎢ ⎥ ED ⎥ n j = mc ⎢1 + 1/2 ⎢ ⎝ n − j − 1/2 + [( j + 1/2)2 − Z2 α2 ] ⎠ ⎥ ⎣ ⎦ durch Entwicklung nach (Zα)2 die genäherten Energieeigenwerte, und vergleichen Sie mit den Schrödinger-Eigenwerten. Aufgabe 16: Weyl-Spinoren Der zweikomponentige Spinor u+ (p) erfüllt die Gleichung ⃗ p⃗u+ (p) p0 u+ (p) = σ Zeigen Sie: Es gibt nichtverschwindende Lösungen für u+ nur für p0 = ±∣p⃗∣ = E c ⃗ p⃗/∣p⃗∣ auf beide Seiten der Gleichung Hinweis: Wenden Sie den Helizitätsoperator σ ⃗ σ ⃗ = A⃗B ⃗ + iσ ⃗ ⃗ A)( ⃗ B) ⃗ (A⃗ × B). an, und benutzen Sie (σ 104 12 Literatur 1. J. D. Bjorken, S.D. Drell: Relativistische Quantenechanik 2. B. H. Bransden, C. J. Joachain: Introduction to Quantum Mechanics, Pearson publ. 2000 3. W. Greiner: Relativistic Quantum Mechanics, Springer, 1991 4. C. Itzykson, J.-B. Zuber: Quantum Field Theory, McGraw HIll, New York 1980 5. A. Messiah: Quantenmechanik, Band II, de Gruyter 1990 6. O Nachtmann: Elementarteilchenphysik, Vieweg, Braunschweig, 1986 7. H.M. Pilkhuhn: Relativistic Quantum Mechanics, Springer 2003/2nd ed. 2005 8. F. Schwabl: Quantenmechanik für Fortgeschrittene, Springer, Heidelberg, 1997 9. A. Wachter: Relativistische Quantenmechanik, Springer 2005