Männliche Wasserbüffel läßt man oft vor den Augen ihrer Mütter verhungern. Foto: Vier Pfoten Der „blutige“ Premiumkäse Was wären Tomaten und Basilikum ohne Mozzarella? Besonders Büffelmozzarella sollte auf der Zunge zergehen. Doch wer weiß, welches Tierleid die Herstellung fordert, dem bleibt er im Hals stecken. Von Judith Sam Innsbruck – Er ist so typisch italienisch wie der schiefe Turm von Pisa: Büffelmozzarella. Doch wer hätte geahnt, dass die Herstellung der Käsebällchen immenses Tierleid fordert? „Zwei Jahre lang hat die Tierschutzorganisation Vier Pfoten italienische Wasserbüffelhöfe, wo die spezielle Mozzarella-Milch gewonnen wird, inspiziert“, erklärt Kampagnenleiterin Nina Jamal. Die Ergebnisse sind schockierend: „Männliche Jungtiere werden als ,überflüssiges Nebenprodukt‘ angesehen, weil sie keine Milch geben. Erschlägt man sie nicht mit dem Hammer oder ertränkt sie in Gülleteichen, dann lässt man sie vor den Augen ihrer Mütter verhungern.“ Zudem war in drei Viertel der Stallungen kein sauberes Umfeld für die Tiere gegeben: „Es gab kein frisches Trinkwasser, teils mussten die Tiere durch eine dicke ExkrementSchicht waten, hatten offene, unbehandelte Wunden und ein Leben lang keinen Zugang zu Grünflächen.“ Daher engagieren sich die Vier-Pfoten-Mitarbeiter nun, dass die Haltungsbedingungen an die italienische Gesetzteslage angepasst werden: „Die sieht jedoch für Büffel dieselben Haltungsbedingungen wie für Kühe vor. Allerdings unterscheiden sich die Tiere teils drastisch.“ Büffel haben dickere Haut und weniger Schilddrüsen als Kühe. Daher müssten die Tiere in der heißen italienischen Region Kampanien, wo der Großteil der 1400 Büffelhöfe steht, die Möglichkeit haben, in Wasser zu baden oder feucht besprenkelt zu werden. „So etwas haben wir in fast keinem der Betriebe vorgefunden“, schildert Jamal. Laut der Wienerin lassen die Bauern ihre Tiere nicht etwa verwahrlosen, um Geld zu sparen und so den Profit zu steigern: „Man behandelt die Büffel so nachlässig, weil die Haltungsbedingungen schlichtweg nicht kontrolliert werden. Die Bauern haben somit freie Hand.“ Um diese Missstände möglichst rasch zu beheben, wandte sich Vier Pfoten inzwischen an Supermarktket- ten in Österreich, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Rumänien und Großbritannien. „Nun fordern wir von ihnen, dass sie die Tierschutz-Bedingungen der Büffelmozzarella-Produkte in ihrem Sortiment genau prüfen“, erklärt VierPfoten-Kampagnendirektor Gabriel Paun. Von einigen Supermärkten erhielt er bereits positive Rückmeldungen: „Sie werden uns vollständi- ge Einsicht in ihre Zulieferketten gewähren. Rewe, Spar und Hofer etwa nehmen die aufgedeckten Missstände sehr ernst und haben bereits ihre Lieferanten kontaktiert.“ „Büffelmozzarella – das Premium-Produkt im Supermarkt – kostet oft mehr als doppelt so viel wie das Pendant aus Kuhmilch. Daher sollten auch die Büffel so behandelt werden, als wären sie ,premium‘“, plädiert Jamal. Büffel- oder Kuhmilchmozzarella? Ob es in Anbetracht dieser Tierqualen sinnvoller wäre, auf Büffelmozzarella zu verzichten, und stattdessen das Kuhmilch-Pendant zu genießen, verrät Ernährungsexpertin Birgit Wild: „Der Büffelfrischkäse weist weniger Cholesterin, hingegen mehr Eiweiss und Eisen auf.“ Allerdings schlägt sich sein Genuss deutlich mehr auf die Hüften – da 100 Gramm bis zu 350 Kalorien enthalten. Die Mitarbeiterin der Universität UMIT in Hall bevorzugt Kuhmilch-Bio-Produkte: „Da weiß man, dass die Qualität passt und hinter den Produktions-Kulissen kein Schindluder getrieben wird.“ Vom Preis der Kuhmilch-Mozzarelle darf man nicht auf deren Qualität rückschliessen. „100 Gramm kosten zwischen 0,47 und 1,33 Euro – wobei die teuren Produkte laut aktueller Testungen teils mehr Keime enthalten oder schlechter Konsum zu verzichten: „Glaubt man den Testungen, enthält das Fischkäse-Produkt dann höchstens Enterobakterien, die der Gesundheit nicht weiter schaden. Gefährlich wären Salmonellen – doch die wurden in keinem der getesteten abgelaufenen Mozzarelle entdeckt.“ Mozzarella wurde bereits im 16. Jahrhundert hergestellt. schmecken“, weiß Wild. Es gäbe allerdings nur ein Indiz, anhand dessen man schon im Geschäft feststellen kann, ob der Mozzarella verdorben ist: „Ist die Verpackung aufgebläht, ist das ein Zeichen für Gärung, was auf schlechte Lagerung oder eine Kühlunterbrechung rückschließen lässt.“ Foto: iStock Ansonsten kann erst der Geruchsund Geschmackstest Aufschluss geben: „Tritt Flüssigkeit aus dem Laib, wenn man ihn anschneidet, ist das ein Zeichen für Frische. Schmeckt er sauer und riecht bitter hat er das Haltbarkeitsdatum meist überschritten.“ Das sei jedoch kein zwingender Grund auf dessen Neben dem Ablaufdatum hängt der Geschmack des Frischkäses auch von der Wahl des Produkts ab: „Light- oder laktosefreie Mozzarelle dürften Käsekenner meist nicht überzeugen.“ Die light-Version des Käses, der bereits im 16. Jahrhundert im südlichen Italien hergestellt wurde, hat mit 150 Kilokalorien (kcal) pro 100 Gramm zwar um 100 kcal weniger als die Konventionelle, würde darum allerdings auch weniger Geschmack aufweisen. „Und der laktosefreie Mozzarella schmeckt süßlich und damit geschmacksentfremdet.“