40 Nachwirkungen Konvulsive Krisen und kardiovaskuläre Komplikationen nach Naftidrofuryl (DUSODRIL): Die schweren Zwischenfälle nach Infusion von Naftidrofuryl (DUSODRIL) – sie waren Gegenstand eines Warnhinweises im arzneitelegramm 10 (1991), 92 – interpretiert die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft mit der Maßgabe, „die neuen Dosierungsempfehlungen zu DUSODRIL-PI streng zu beachten und auf intravenöse Injektionen möglichst ganz zu verzichten.” (Dtsch. Ärztebl. 88 [1991], C2535). Wie der pharmazeutische Anbieter in einem Rundschreiben an Apotheken mitteilt, ist in Absprache mit dem Bundesgesundheitsamt die Dosierungsempfehlung so geändert worden, „daß nunmehr nur noch maximal 2 Ampullen (à 200 mg) pro Infusion verabreicht werden und die Infusionsdauer für diese 2 Ampullen von 2 auf 3 Stunden erhöht wird.” (Lipha-Rundschreiben vom März 1992). Die „Normaldosis” soll danach nur noch „1 oder 2 DUSODRILPI-Ampullen in 500 ml Infusionslösung über 1,5 Stunden bei 1 Ampulle bzw. 3 Stunden bei 2 Ampullen” bei der intravenösen Infusion betragen. – Ein Wirkstoff, für den der Nachweis eines therapeutischen Nutzens unzureichend ist, der aber schwere Herzrhythmusstörungen, HerzKreislauf-Stillstand sowie Krampfanfälle auszulösen vermag, besitzt zumindest bei parenteraler Anwendung nicht vertretbare Wirkungen auf das Reizleitungssystem des Herzens und auf die Erregbarkeit des zentralen Nervensystems. Wir raten schon aus Haftungsgründen von seiner Anwendung ab. Warnhinweise ZUR FLUCLOXACILLIN (STAPHYLEX)VERURSACHTEN HEPATITIS Bis Dezember 1991 gingen beim australischen Kommitee für unerwünschte Wirkungen 150 Berichte über Leberfunktionsstörungen in Verbindung mit Flucloxacillin (STAPHYLEX) ein. In etwa einem Drittel der Meldungen wird Flucloxacillin als einziger Wirkstoff ursächlich verdächtigt. Es handelt sich zumeist um cholestatische Verlaufsformen der Lebererkrankung mit stark erhöhtem Serumbilirubin bis zum 30fachen des Normalwertes. Die Erkrankung kann bis zu 2 Monate nach Einleitung der Flucloxacillintherapie beginnen, tritt aber gewöhnlich nach ungefähr 3 Wochen auf. Bei typischem Verlauf liegt der Erkrankungsbeginn etwa 1 Woche nach Absetzen einer 2wöchigen Behandlung mit Flucloxacillin. Der jüngste betroffene Patient war 18 Jahre alt, der älteste 94 Jahre (im Durchschnitt 59 Jahre). Frauen scheinen gegenüber Männern häufiger zu erkranken (Verhältnis 4:3). Die Patienten erholen sich nur langsam von der Komplikation. Die Leberenzyme können bis zu 4 Monate lang erhöht sein. 9 Patienten verstarben, wobei multiple Faktoren zum tödlichen Verlauf beitrugen. Die australische Gesundheitsbehörde bewertet Flucloxacillin ungeachtet der schweren Zwischenfälle weiterhin als wertvolles Antibiotikum für die Behandlung von Staphylokokkeninfektionen. Weil aber die cholestatische Hepatitis nach Flucloxacillin verhältnismäßig häufig vorkommt, ist sein Einsatz nur bei zwingender Indikation gegeben. Kleinere Wundinfektionen, Karbunkel und Furunkel erfordern nur eine adäquate Drainage. Akne gilt nicht als Indikation für die Anwendung von Flucloxacillin. Auch Atemwegsinfektionen sollten damit nicht behandelt arznei-telegramm 4/92 werden, wenn Staphylococcus aureus als Erreger weitgehend unwahrscheinlich ist. Austral. Adv. Drug. React. Bull. 11 (1992), 2 VORSICHT – ACE-HEMMER IN DER SCHWANGERSCHAFT Die amerikanische Gesundheitsbehörde fordert eine verschärfte Warnung in der Produktinformation von ACEHemmern vor möglichen fetalen Nierenschäden, vermindertem Fruchtwasser und Fehlbildungen im Gesicht oder am Schädel (vgl. a-t 1 [1990], 8). Über 50 fetale Defekte wurden in den letzten Jahren in Verbindung mit ACEHemmern beschrieben. Wenn eine Frau mit Bluthochdruck unter ACEHemmer-Behandlung schwanger wird, sollte sie auf ein anderes Antihypertensivum wie einen selektiven Beta1Blocker umgestellt werden. Eine Behandlung im 1. Schwangerschaftsdrittel scheint jedoch kein Risiko für das Kind zu beinhalten. Daher rechtfertigt die versehentliche Behandlung mit ACE-Hemmern im 1. Trimenon keinen Schwangerschaftsabbruch. HHS-News, 13. März 1992 / ati d MIDAZOLAM (DORMICUM) UND ANDERE BENZODIAZEPINE MIT DRAMATISCHEN AKUTEN STÖRWIRKUNGEN Über neuropsychiatrische Reaktionen nach dem ultrakurzwirkenden Benzodiazepin Triazolam (HALCION) haben wir verschiedentlich berichtet (zuletzt in a-t 11 [1991], 100). Die australische Gesundheitsbehörde erinnert, daß intravenöse Injektionen von Benzodiazepinen Amnesien und Halluzinationen, die potentiell sowohl Arzt und Patienten bedrohen, verursachen können. Ein Bericht verdeutlicht den Schweregrad einer Amnesie in Folge der wegen einer Endoskopie vorgenommenen Diazepam (VALIUM u.a.)-Injektion. Der Patient – ein sonst ausgeglichener Mann – verhielt sich nach der Injektion gewalttätig und beleidigend. Er bestand auf einer zweiten Endoskopie. Sexuelle Phantasien, die nach Sedierung mit Midazolam (DORMICUM) berichtet wurden, wirken sich rufschädigend auf das medizinische Personal aus. Die australische Gesundheitsbehörde rät, Patienten vor einem Eingriff über Amnesien und wahnhafte Verkennungen als mögliche Folge von Benzodiazepininjektionen aufzuklären und solche Eingriffe stets in Anwesenheit einer Begleitperson vorzunehmen. Daß sich der Patient dank des zuvor verabreichten Benzodiazepins nicht an einen unangenehmen Eingriff wie etwa an eine Gastroskopie erinnert, sehen wir als durchaus erwünscht an (–Red.). Austral. Adv. Drug. React. Bull. 11 (1992), 2 arznei-telegramm, Petzower Str. 7, W-1000 Berlin 39 (Institut für Arzneimittelinformation) Telefax (030) 8 05 42 03 Herausgeber: A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH Redaktion: W. BECKER-BRÜSER, Arzt und Apotheker, Dr. med. R. BECKMANN, Dr. med. U. M. MOEBIUS (verantw.), Prof. Dr. med. P. S. SCHÖNHÖFER, Dr. med. H. WILLE Das arznei-telegramm erscheint monatlich. Bezug im Jahresabonnement. Jahresbezugspreis für Ärzte, Apotheker und andere Angehörige der Heilberufe 69,50 DM, für Studenten 45,-- DM (Nachweis erforderlich). Für Firmen, Behörden und andere Institutionen mit Mehrfachlesern 139,-- DM. Kündigung des Abonnements jeweils drei Monate zum Jahresende. Die im arznei-telegramm gewählten Produktbezeichnungen sagen nichts über die Schutzrechte der Warenzeichen aus. ª 1992, A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH Einem Teil der Auflage liegt eine Fremdbeilage bei.