7. – 26. Mai - Stadt Mülheim an der Ruhr

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Stücke 2016
Gefördert von der LEONHARD-STINNES-STIFTUNG
und der BEAUFTRAGTEN DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN
41. Mülheimer Theatertage NRW
www.stuecke.de
Stücke
41. Mülheimer Theatertage NRW
7. – 26. Mai
2016
Inhalt
1
2
4
6
Spielplan
Grußworte
Franz Wille: Fragen nach Relevanz
8
Yael Ronen & Ensemble
The Situation
Maxim Gorki Theater, Berlin
14
Fritz Kater
Buch (5 ingredientes de la vida)
Schauspiel Stuttgart / Münchner Kammerspiele
20
Sibylle Berg
Und dann kam Mirna
Maxim Gorki Theater, Berlin
26
Wolfram Höll
Drei sind wir
Schauspiel Leipzig
32
Felicia Zeller
Zweite allgemeine Verunsicherung
Schauspiel Frankfurt
38
Ferdinand Schmalz
dosenfleisch
Burgtheater Wien / Deutsches Theater Berlin
44
Thomas Melle
Bilder von uns
Theater Bonn
50
51
52
53
Auswahlgremium
Preisjury
Publikumsgespräche, Preisverleihung
Festivalzentrum
54
55
56
57
Szenentaucher
Festival-Blog
KinderStücke-Blog, Jugend-Jury
ZwischenStücke
58
59
60
62
65
66
68
69
KinderStücke 2016
Spielplan
Werner Mink: Ein beachtenswerter Jahrgang
Die Stücke
Die Autor*innen
Auswahlgremium, Preisjury
Chronik KinderStücke
Preisträger*innen 2010 – 2015
70
71
80
Preisträger*innen 1976 – 2015
Chronik Stücke
Dank, Impressum
Der Spielplan
Samstag, 7. Mai
19.30 Uhr
Stadthalle
Theatersaal
Yael Ronen & Ensemble
The Situation
Maxim Gorki Theater, Berlin
Dienstag, 10. Mai
Mittwoch, 11. Mai
19.00 Uhr
Fritz Kater
Buch (5 ingredientes de la vida)
Stadthalle Schauspiel Stuttgart / Münchner Kammerspiele
Studio
Freitag, 13. Mai
Samstag, 14. Mai
19.30 Uhr
Sibylle Berg
Und dann kam Mirna
Gorki Theater, Berlin
Maxim
Stadthalle
Studio
Montag, 16. Mai
19.30 Uhr
Dienstag, 17. Mai
18.00 Uhr
Theater
an der Ruhr
Wolfram Höll
Drei sind wir
Schauspiel Leipzig
2
Dienstag, 17. Mai
20.00 Uhr
Mittwoch, 18. Mai
19.30 Uhr
Stadthalle
Studio
Felicia Zeller
Zweite allgemeine Verunsicherung
Schauspiel Frankfurt
Sonntag, 22. Mai
Montag, 23. Mai
19.30 Uhr
Ferdinand Schmalz
dosenfleisch
Stadthalle Burgtheater Wien / Deutsches Theater Berlin
Studio
Mittwoch, 25. Mai
Donnerstag, 26. Mai
19.30 Uhr
Thomas Melle
Bilder von uns
Bonn
Theater
Theater
an der Ruhr
Donnerstag, 26. Mai
ca. 22.15 Uhr
Öffentlich geführte
Jury-Debatte
Theater
zur Vergabe des Mülheimer Dramatikerpreises 2016
an der Ruhr
3
Christina Kampmann
Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport
des Landes Nordrhein-Westfalen
Auch in diesem Jahr können wir uns auf eine neue Ausgabe der Mülheimer Theatertage NRW
„Stücke“ freuen! Stärker noch als in den Vorjahren unterstreicht die Auswahl der Stücke die Aktu­
alität des deutschsprachigen Gegenwartstheaters. Nicht alle Kunstsparten reagieren so direkt
und unmittelbar auf aktuelle gesellschaftliche Themen wie das Schauspiel. Gerade das deutsche
Sprechtheater stellt sich mit großer Deutlichkeit den Herausforderungen neuer gesellschaft­licher
Debatten, um beispielsweise Erfahrungen von Verlust und Scheitern oder auch Verständigungsprobleme in einer von Migration geprägten Gesellschaft zu thematisieren. Es gehört zum großen
Verdienst der „Stücke“ mit immer neuen Texten dazu beizutragen, dass die Theater aktuelle Orte
des gesellschaftlichen Diskurses sind und bleiben.
Innerhalb unserer vielfältigen, sich ständig entwickelnden Theaterlandschaft haben die Mülheimer Theatertage NRW „Stücke“ als wichtigstes Forum für deutschsprachige Gegenwartsdramatik
seit 1976 einen festen Platz in der internationalen Theaterwelt. Hervorragende zeitgenössische
Arbeiten sind so auf die Spielpläne der Bühnen im deutschsprachigen Raum gelangt – und durch
die biennale Kooperation mit der Übersetzerwerkstatt auch in die ganze Welt.
Die 2010 etablierten „KinderStücke“ gehen in diesem Jahr bereits in die siebte Runde – das freut
mich ganz besonders! Der Aufbau eines künstlerisch anspruchsvollen Repertoires an Texten ist
für junge Menschen mindestens ebenso entscheidend wie für Erwachsene. Denn Kinder sind ein
enorm offenes, aber auch kritisches Publikum. Unsere ausgezeichneten Kinder- und Jugend­
theater machen im ganzen Land hervorragende Arbeit und sind damit ein wertvoller Baustein für
unser Kinder- und Jugendkulturland. Kindern und Jugendlichen überall in Nordrhein-Westfalen
einen einfachen Zugang zu den Angeboten der kulturellen Bildung zu ermöglichen, ist mir ein
wichtiges politisches Anliegen!
Sehr herzlich danke ich allen, die sich für dieses Festival engagieren, ganz besonders den Auswahlgremien und Jurys und seinem Festivalteam! Ich wünsche allen Beteiligten ein gutes Festival
„Stücke 2016“!
Ihre
4
Ulrich Scholten
Oberbürgermeister der Stadt Mülheim an der Ruhr
Erstmals habe ich in diesem Jahr die Ehre und das Vergnügen, Sie als Mülheimer Oberbürgermeister herzlich zu den „Stücken“ zu begrüßen.
„Was war, ist jetzt.“ So überschrieb Elfriede Jelinek im letzten Jahr ihren Text zum 40-jährigen
Jubiläum der Mülheimer Theatertage NRW. Dieser Satz hat mich beeindruckt, enthält er doch in
konzentrierter Form, wofür die „Stücke“ seit vier Jahrzehnten stehen. Auf der Bühne wird das
Geschriebene gegenwärtig, werden Texte zum Leben erweckt. Und dadurch erscheint in anderem
Licht, was sich sonst als selbstverständlich darstellt. Nah dran an der Gegenwart, verwurzelt in
der Vergangenheit, mit klarem Blick auf die Zukunft – stets haben die nach Mülheim eingeladenen
Autorinnen und Autoren uns Augen und Ohren geöffnet. Sie lassen uns Jahr für Jahr erleben,
welche politische Kraft Theater haben kann.
Aus voller Überzeugung veranstalten wir die „Stücke“ seit vierzig Jahren, weil sie einen Raum
schaffen, in dem wir einander begegnen, unsere Meinungen mit denen anderer konfrontieren,
vielleicht gemeinsam neue Ideen entwickeln können. Wie anregend der Austausch mit den Theater­
teams, den Autorinnen und Autoren sein kann, habe ich selbst bei der Preisverleihung der „Stücke
2015“ erlebt.
Es freut mich besonders, dass die aktive Beteiligung des Publikums in diesem Jahr sogar noch
mehr in den Blick genommen wird. So wird der Festival-Blog der „Stücke 2016“ erstmals von
Studierenden verschiedener Fachrichtungen und Hochschulen aus der Region gestaltet. Auf der Schloßstraße gibt es die Möglichkeit, den Studierenden bei der Arbeit über die Schulter zu
schauen. Auch die „KinderStücke“ bekommen einen eigenen Blog, der von Studierenden des
Instituts für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück (Campus Lingen) bestückt wird. Und
Schauspiel-Studierende der Folkwang Universität der Künste lassen in kurzen Szenen Sequenzen
aus den Preisträger-Stücken der letzten Jahrzehnte lebendig werden.
Dass gerade junge Menschen sich hier engagieren und ausprobieren können, ist eine große Bereicherung. Für die Mülheimer Theatertage NRW, aber auch für unsere Stadt. Die Studierenden
bringen uns auf ihre Art die „Stücke“ nahe. Sie lassen uns an ihren Eindrücken und Ideen teilhaben und schaffen Berührungspunkte mit dem Festival in der Mülheimer Innenstadt. Und der
Weg von den „Stücke“-Spielstätten zum neuen Campus der Hochschule Ruhr West ist nicht weit.
Eines ist in jedem Fall sicher: Immer noch und immer wieder setzen die „Stücke“ einiges in Bewegung. Sie bringen uns zum Lachen, vielleicht zum Weinen; oft zum Nachdenken. Mit Ihnen, mit
allen Festivalgästen, Förderern, Gremiumsmitgliedern, Jurorinnen und Juroren und allen anderen Mitwirkenden freue ich mich auf vielseitige, anregende Festivalwochen voller inspirierender
Theatererlebnisse und Diskussionen.
Ihr
5
Fragen nach Relevanz
Franz Wille
Eine kurze Vorbemerkung: Was verändert sich, wenn innerhalb weniger Monate mehrere Millionen Flüchtlinge Richtung Westeuropa drängen? Welches Stück/Stoff/Zugriff hält Stand, wenn neben der eigenen Wohlstandsfestung plötzlich die europäische Gemeinschaft und ein Fluchtpunkt
europäischer Nachkriegsordnung auf dem Spiel stehen? Was hat in dieser besonderen Situation
dramatische und theatrale Relevanz – über die journalistische Relevanz hinaus? Solange wir ganz
selbstverständlich in einer der reichsten offenen Gesellschaften der Welt lebten, die in der subventionierten Theaterkunst noch ein bisschen freier und offener auftritt als ohnehin schon, konnte
fast alles Relevanz behaupten. Von gruppenspezifischen Partikularproblemen, von den Schwierigkeiten von Grundschullehrerinnen mit Helikoptereltern bis zum kritischen Mittelstandsboulevard
hatte jedes Anliegen seine völlig unbestreitbare Vorkommens- und öffentliche Repräsentationsberechtigung. Daran hat sich auch durch die Flüchtlingskrise nichts geändert, aber angesichts
von über einer Million Menschen mit deutlich existentielleren Problemen verschiebt sich doch die
Relevanzwahrnehmung.
Yael Ronens „The Situation“ fasst einen der zentralen Konflikte, der die Flüchtlingskrise auslöst: die Kultur-, Macht- und Interessenkonstellation im Nahen Osten. Und zwar aus der Perspektive der Betroffenen, der Flüchtlinge, Exilanten oder Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen, die in einem Berliner Deutschkurs aufeinandertreffen. Ronen arbeitet mit einem
internationalen Ensemble und einer vielsprachigen Situation, die vielsprachig bleiben muss, wenn
man den verschiedenen Kulturen nicht eine deutsche Darstellungsmaske überstülpen will. (Weshalb dieses Stück trotzdem zum Festival deutschsprachiger Dramatik eingeladen ist, auch wenn
der Text nur in der Übertitelung vollständig deutschsprachig erscheint.)
Auch Fritz Kater versucht, Zeitgeschichte zu greifen. „Buch“ bilanziert 50 Jahre Fortschrittsdenken: ein Stationendrama von 1966 bis 2013, von Amerika über die DDR in die Bundesrepublik,
nach Afrika und zurück. Es geht um Utopien – egal ob politisch, privat, wissenschaftlich oder
ökologisch – ihre Kraft und ihre Opfer. Verhandelt werden die Entwürfe von Wissenschaft, Liebe,
Familie, Umwelt und Kunst: wenn der Sinn des Lebens zur Ideologie wird und das Leben zu kurz
kommt.
Neben dem, was Geschichte macht, gibt es in der diesjährigen Auswahl zwei starke Generationen- und Gesellschaftsporträts. Sibylle Bergs „Und dann kam Mirna“ versammelt selbstbewusste,
kritisch-intellektuelle Frauen in ihren Dreißigern, deren forcierter zeitgeistiger Individualismus in
eine ernsthafte Krise gerät: Sie werden Mütter. Gerade noch fühlen sie sich theoretisch für alle
Krisen der Welt zuständig, doch plötzlich tritt eine sehr konkrete Herausforderung ins Leben. Ihr
Zeitgeist gerät auf den härtesten Zeitgeist-Prüfstand: die eigene Nachkommenschaft.
Auch Felicia Zellers „Zweite allgemeine Verunsicherung“ kreist ums Überleben im eigenen
Leben. Wie reagieren, wenn man ausgerechnet auf dem roten Teppich den Boden unter den Füßen
verliert? Wenn Wirklichkeit in zunehmend absurde Abläufe entgleitet, wenn sich im Vertrauten
spontane Verrückungen einschleichen, wenn sich Empathielöcher und Identitätslücken auftun?
6
Und sich scheinbar sicherer Selbstwert wie ein „zusammengenähter ausgestopfter willenloser
Zombie“ anfühlt?
Drei weitere ausgewählte Stücke machen an Einzelfällen Grundsätzliches fest. Wolfram Hölls
„Drei sind wir“ vergewissert sich des Werts eines Lebens am Beispiel eines todkranken Babys.
„Drei sind wir“ zeichnet den einjährigen Aufenthalt einer jungen Familie in Kanada nach, deren
neugeborenes Kind an einer seltenen Trisomie leidet und am Ende sterben wird. Vier Jahreszeiten zäsurieren den Text vom Frühling der Ankunft bis zum Frühling der Rückfahrt und dem
Verschwinden. Mit Gleichmaß und scheinbarer Seelenruhe protokolliert das Stück die äußerliche
Ereignisfolge und enthält sich scheinbar jeder Emotion: Das Versteckspiel der Gefühle ist vielleicht nur ein Damm vor der Verzweiflung?
Ferdinand Schmalz hat sich einen Kriminalfall als Ideendrama eingerichtet, in dem der Unfall,
speziell die absichtsvoll herbeigeführte schwere Karambolage als Chance auf ein neues Leben erscheint. „dosenfleisch“ spielt an einer Autobahnraststätte, und hebelt sprachspielerisch die Funktionslogiken von Mobilität und Geschwindigkeit aus: der automobile Totalschaden als Möglichkeit
zur befreienden Himmelfahrt.
In Thomas Melles „Bilder von uns“ schließlich werden Missbrauchs-Opfer an einem elitären
Gymnasium 20 Jahre später wieder mit den Übergriffen konfrontiert. Es geht nicht in erster Linie
darum, einmal mehr den Missbrauch anzuprangern; – der Fokus zielt auf das Leben danach: Wie
schreibt sich Missbrauch in Biographien ein? Melle zeigt ganz unterschiedliche Arten, mit den
Erlebnissen umzugehen: wie sich Identitäten bilden, verändern oder zerbrechen.
Was die dramatische Form betrifft, kommt man übrigens – wie schon in den letzten Jahren – ­mit
beliebten und bekannten Unterscheidungen wie dramatisch/postdramatisch längst nicht mehr
weiter. Die unterschiedlichsten Dramaturgien stehen zur Verfügung, werden von den Autoren sehr
flexibel und variantenreich den Stoffen anverwandelt. Nie war der Stückbegriff so breit aufgestellt,
selten so elaboriert. Die Auswahl zeigt, welche Möglichkeiten im Drama stecken, wenn man seine
Techniken so gut beherrscht, dass man sie jederzeit sprengen kann. Und wieder neu zusammenfügen. So entstehen Formate, die es erlauben, Konfliktzonen zu vermessen, Handlungsspielräume auszuloten und Ohnmachtserfahrungen zu erfassen.
Auffällig ist der sprachgestalterische, hoch formulierungsbewusste Aspekt in einigen Texten.
Es ist bekanntlich gerade keine gute Zeit für Utopien, wenn überhaupt, dann ist das Utopische in
diesen Texten die Sprache. Sprache kann mit Sprache über sich hinaus denken. Und das können
wir derzeit alle gut gebrauchen.
Franz Wille
7
Yael Ronen & Ensemble
Stücke / Projekte
Regie führte Yael Ronen bei allen Projekten selbst.
Foto: Esra Rotthoff
Yael Ronen
Geboren 1976 in Jerusalem
Yael Ronen studierte Szenisches
Schreiben am HB Studio in New
York und Regie am Seminar Hakibbutzim in Tel Aviv. Sie arbeitet
als Autorin und Regisseurin, unter
anderem regelmäßig im deutschsprachigen Raum. Meist entwickelt
sie ihre Stücke im Probenprozess
gemeinsam mit dem jeweiligen Ensemble. Seit der Spielzeit 2013/2014
ist sie Hausregisseurin am Maxim
Gorki Theater, Berlin. Außerdem
inszenierte sie am Schauspielhaus
Graz und seit der Spielzeit 2015/2016
am Volkstheater Wien. Yael Ronen
lebt in Tel Aviv und Berlin.
Plonter UA 2005, Cameri Theater, Tel Aviv
Dritte Generation UA 29.6.2008, Schaubühne am Lehniner Platz in
Koproduktion mit dem Habima National Theatre of Israel und der Ruhrtriennale 2009 im Auftrag von Theater der Welt 2008 Halle
The Day Before The Last Day UA 13.3.2011, Schaubühne am Lehniner Platz,
Berlin
Hakoah Wien UA 13.10.2012, Schauspielhaus Graz
Common Ground UA 14.3.2014, Maxim Gorki Theater, Berlin –
Publikumspreis der „Stücke 2015“
Niemandsland UA 4.5.2014, Schauspielhaus Graz
Erotic Crisis UA 13.9.2014, Maxim Gorki Theater, Berlin
Community UA 20.12.2014, Schauspielhaus Graz
Das Kohlhaas-Prinzip UA 23.5.2015 Maxim Gorki Theater, Berlin
The Situation UA 4.9.2015, Maxim Gorki Theater, Berlin – „Stücke 2016“
Lost and Found UA 18.12.2015, Volkstheater Wien
Preise und Auszeichnungen
2009 Nominierung für den Europa-Preis für Theater
(New Theatrical Realities Prize)
2010 „Ausländisches Stück des Jahres“
in der Kritikerumfrage von Theater heute für „Dritte Generation“
2013 Nestroypreis für „Hakoah Wien“
2014 Nominierung für den Nestroypreis für „Common Ground“
2015 Publikumspreis der „Stücke 2015“ für „Common Ground“
8
The Situation
Maxim Gorki Theater, Berlin
Intendantin Shermin Langhoff
Hamoudi Ayham Majid Agha
Karim Karim Daoud
Laila Maryam Abu Khaled
Noa Orit Nahmias
Stefan Dimitrij Schaad
Amir Yousef Sweid
Regie Yael Ronen
Bühne Tal Shacham
Kostüme Amit Epstein
Musik Yaniv Friedel, Ofer Shabi
Licht Jens Krüger
Dramaturgie Irina Szodruch
Regieassistenz Moritz Sauer
Bühnenbildassistenz Shahrzad Rahmani, Cristina Lelli
Technische Produktionsleitung: Robert Rammelt Kostümassistenz Maria Júlia Ubaldino Abreu
Technik: Jan Kohlhaw, Alexander Krebs Inspizienz Lilly Kaufmann
Beleuchtung: Jens Krüger, Tim Riedel, Michael Schulz-Krüger
Übertitelung Kate McNaughton (Übersetzung ins
Ton: Hannes Zieger
Video: José Garro Garcia Englische), Anna Kasten (Übersetzung ins Deutsche),
Requisite: Sabine Kühne Agnieszka Fietz (Einrichtung), Sandra Wolf (Fahren)
Ankleiderin: Babett Hagenow
Maske: Anna-Helen Giese
Bühnenmeister: Raimund Stoll
Dekoration und Kostüme wurden in den Werkstätten des Gorki hergestellt.
Werkstattleitung: Marcus Trettau
Assistent der Werkstattleitung: Amos-Peter Mayer
Leitung Tischlerei: Michael Stegemann
Leitung Malsaal: Petra Olbrich
Leitung Theaterplastik: Reinhardt Hertz
Leitung Schlosserei: Henry Winkelmann
Leitung Deko: Egbert Haase
Leitung Kostümwerkstätten: Hanne Günther
Damengewandmeisterin: Silke Adolf
Herrengewandmeisterin: Simone Schmunz
Technischer Direktor: Holger Ackermann
Leitung Beleuchtung: Pierre Stolper
Leitung Ton: Maik Voß
Leitung Requisite: Jens Gebhardt Uraufführung
Leitung Maske: Paula Karer 4. September 2015
Leitung Ankleider: Andrea Schulz
Aufführungsdauer
Dank an Tal Alon, Udi Aloni, Yossi Bartal, Kristin Luther, 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
Ziyad Kalthoum, Ulrike Kasas, Engelhard Mazanke,
Aleksandar Radenković, Chana Schütz, Mati Shemoelof Auf Englisch, Deutsch, Hebräisch und Arabisch
und Anna-Esther Younes. und mit deutschen und englischen Übertiteln
Aufführungsrechte
Yael Ronen
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
www.gorki.de
9
Lost in Translation
Yael Ronen „The Situation“
Was kann das Theater tun in einer Zeit, in der die Wirklichkeit die größeren
Tragödien schreibt als jeder Dramatiker? Es kann die Wirklichkeit auf die Bühne
holen, literarisch verdichtet. Das Berliner Maxim Gorki Theater macht das mal
wieder vor: mit dem Migrations- und Flüchtlingsstück „The Situation“.
Es gibt kein anderes Stück, das die Situation im Deutschland des Jahres 2016
so gekonnt verdichtet, kein anderes Stück, das so deutsch ist wie dieses. Bloß
deutschsprachig ist es über weite Strecken nicht. Ein Novum für die Mülheimer „Stücke“, das Traditionsfestival deutschsprachiger Dramatik. Aber auch ein
Problem? Höchstens für Paragrafenreiter, die kein Bewusstsein haben für den
Epochenbruch, den Deutschland zurzeit erlebt. Für künstlerische Kleingeister,
die keine Antennen haben für die Sprachkraft dieses Abends.
Er ist klamaukig – und klug. Komisch – und kitschig. Analytisch – und pathetisch. Ein großer Abend. Er sticht heraus aus all den Flüchtlingsabenden, an denen sich die deutschen Theater in den vergangenen Monaten versucht und allzu
oft verhoben haben. Kurzum: Wenn dieser Abend nicht nach Mülheim gehört, im
Deutschland des Jahres 2016, welcher dann?
Allein die Ausgangsthese: Der Nah-Ost-Konflikt hat Israelis, Palästinenser
und Syrer in ihren Heimatregionen bis vor kurzem auf größtmöglichen Abstand
voneinander gehalten und lässt sie nun auf denkbar engem Raum aufeinandertreffen, in den Sprachkursen deutscher Großstädte. Viele Israelis, darunter viele junge Kulturschaffende, sind in den vergangenen
Jahren nach Berlin gezogen, leben dort Tür an Tür mit Palästinensern und Libanesen, die schon lange vor ihnen eingewandert sind. Hinzu gekommen sind in
den vergangenen Monaten tausende Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Iran.
Wie begegnen sie sich, wenn sie sich erstmals wirklich begegnen? Und, nicht
weniger spannend: Wie begegnet die sogenannte Mehrheitsgesellschaft ihnen
und ihrem Konflikt, ihren Kriegstraumata und Fluchterfahrungen?
Die Regisseurin Yael Ronen, eine in Berlin lebende Israelin, hat das Stück gemeinsam mit den Schauspielern entwickelt, ähnlich wie das Balkankriegsstück
„Common Ground“, mit dem sie im vergangenen Jahr zu Gast in Mülheim war
und den Publikumspreis gewann. Damals kamen viele der beteiligten Schauspieler aus dem ehemaligen Jugoslawien, dieses Mal kommen sie aus Israel,
Palästina, Syrien und Kasachstan. Ihre Biografien und jene der Figuren, die sie
spielen, verschwimmen.
So spielt der palästinensische Israeli Yousef Sweid, der im realen Leben einen gemeinsamen Sohn mit Ronen hat, im Stück einen palästinensischen Israeli
namens Amir, der sich in Tel Aviv jahrelang nicht getraut hat, mit seinem Sohn
arabisch zu sprechen. Geändert habe sich das erst, so erzählt er, als er „in ein
palästinensisches Dorf namens Neukölln“ zog. Dort war er schnell mit einem
ganz neuen Problem konfrontiert: In einem arabischen Café auf der Sonnenallee
bestellte er auf Arabisch, und sein Sohn bestellte so, wie er es gewohnt war –
auf Hebräisch. „Der Kellner schaute mich an wie einen Juden, der Arabisch
10
beim Mossad gelernt hat“. Anekdoten
wie diese sind lose eingebunden in
eine Rahmenhandlung: ein Neuköllner Deutschkurs, in dem die Figuren
aufeinandertreffen. Sie radebrechen
ein wenig Deutsch miteinander, sprechen aber häufiger und besser Englisch, Arabisch und Hebräisch, weshalb
der Abend komplett übertitelt werden
muss. Das oft zitierte „postmigrantische“ Theater der Gorki-Intendantin
Shermin Langhoff ist an diesem Abend
ein post-deutschsprachiges Theater.
Der Effekt: Alle sind ein wenig lost
in translation, alle ringen um Verständigung, die Figuren auf der Bühne, aber
auch die Zuschauer im Saal. Gibt es ein
treffenderes Bild für Deutschland im
Jahr 2016?
Zu den besten Momenten gehören
jene, in denen sich die Figuren zwischen den Sprachen verlieren – und
dabei eine tiefere Wahrheit finden: Die
Israelin Noa, gespielt von der Israelin
Orit Nahmias, will den anderen weismachen, dass es kein Problem für sie
sei, nun in Berlin zu leben, denn sie sei
über den Holocaust hinweg. Sie sagt
aber: „Ich bin über es“. Und: „Es ist
hinter mir“, als ob der Gedanke sie verfolge. Und genauso ist es, wie sie bald
einräumt: Sie denkt an den Holocaust
in der vollen U-Bahn, unter der Dusche
der Sauna, wenn sie Pyjama trägt und
barfuß rumläuft. „Und natürlich denke
ich an Massengräber, wenn ich eine Orgie sehe“.
Es ist ein typischer Ronen-Moment:
voll von schwarzem Humor, bissig, aber
auch ein bisschen bitter.
Tobias Becker
11
Foto: Esra Rotthoff
The Situation
12
Orit Nahmias Maryam Abu Khaled Yousef Sweid Ayhan Majid Agha Karem Daoud Dimitrij Schaad
Fotos: Ute Langkafel MAIFOTO
13
Fritz Kater
Stücke
Fritz Kater
Geboren 1966 in Bad Kleinen
(Mecklenburg-Vorpommern)
Umzug nach Ost-Berlin, Abitur,
anschließend Wehrdienst in der
NVA. Lehre als Fernsehmechaniker.
Arbeit mit freien Theatergruppen im
kirchlichen Bereich. 1987 Ausreise
in die BRD. Gelegenheitsarbeiten als
Kellner, Regieassistent, Taxifahrer
in Bayern. Erste Schreibversuche.
1990 Rückkehr nach Berlin.
Ständiger Mitarbeiter einer Firma
für Design-Controlling in BerlinMoabit. Seit 1990 schreibt Fritz Kater
Stücke. Verheiratet, drei Kinder.
Weiterhin nicht zu verwechseln
mit: Armin Petras, geboren 1964 in
M
­ eschede, 1969 mit seinen Eltern
in die DDR übergesiedelt. 1985-1987
Regie-Studium an der Hochschule
für Schauspielkunst „Ernst Busch“
in Berlin. 1988 Ausreise in die BRD.
Inszenierungen unter anderem
in Nordhausen, Frankfurt/Oder,
München, Chemnitz, Magdeburg,
Leipzig, Mannheim, Rostock, Berlin,
Hannover und Hamburg. 1996 -1999
Oberspielleiter in Nordhausen sowie Hausregisseur am Schauspiel
L
­ eipzig, 1999 -2001 Schauspieldirektor am Staatstheater Kassel. 20022006 fester Regisseur am Schauspiel Frankfurt. 2006 -2013 Intendant am Maxim Gorki Theater in Berlin, seit 2013 Intendant des
Schauspiels am Staatstheater
­Stuttgart.
Ejakulat aus Stacheldraht II UA 31.10.1993, Kleist Theater Frankfurt/Oder,
Regie: Armin Petras
Krieg, Böse III UA 28.10.1994, Kleist Theater Frankfurt/Oder,
Regie: Armin Petras
Bloss weil dich irgend ein Typ mit Sperma bedeckte und dich dann zurückwies oder meine kleine Wolokolamsker Chaussee 6 UA 7.12.1996,
Theater Nordhausen, Regie: Armin Petras
Keiner weiß mehr 2 oder Martin Kippenberger ist nicht tot UA 16.1.1998,
Theater Nordhausen, Regie: Armin Petras
Vineta (Oderwassersucht) UA 18.5.2001, Schauspiel Leipzig,
Regie: Markus Dietz – „Stücke 2002“: Fight City. Vineta Inszenierung des
Thalia Theater, Hamburg, Regie: Armin Petras
zeit zu lieben zeit zu sterben UA 19.9.2002, Thalia Theater, Hamburg,
Regie: Armin Petras – Mülheimer Dramatikerpreis 2003
Nietzsche in Amerika UA 28.9.2002, Deutsches Schauspielhaus, Hamburg,
Regie: Armin Petras
Sterne über Mansfeld UA 15.2.2003, Schauspiel Leipzig, Regie: Armin Petras
WE ARE CAMERA / jasonmaterial UA 6.12.2003, Thalia Theater, Hamburg,
Regie: Armin Petras – „Stücke 2004“
3 von 5 Millionen UA 15.1.2005, Deutsches Theater, Berlin,
Regie: Armin Petras – „Stücke ´05“
abalon, one nite in bangkok UA 8.1.2006, Schauspiel Frankfurt, Regie: Peter
Kastenmüller
Tanzen! UA 22.9.2006, Maxim Gorki Theater, Berlin / steirischer herbst, Graz,
Regie: Armin Petras
Heaven (zu tristan) UA 12.9.2007, Maxim Gorki Theater, Berlin / schauspielfrankfurt, Regie: Armin Petras – „Stücke ´08“
we are blood UA 5.5.2010, Maxim Gorki Theater, Berlin, Regie: Armin Petras –
„Stücke 2011“: Inszenierung des Schauspiel Leipzig, Regie: Sascha Hawemann
demenz, depression und revolution UA 5.1.2013, Maxim Gorki Theater, Berlin,
Regie: Armin Petras
5 morgen UA 26.10.2013, Schauspiel Stuttgart, Regie: Armin Petras
Buch (5 ingredientes de la vida) UA 10.4.2015, Münchner Kammerspiele;
Stuttgarter Premiere 6.11.2015, Schauspiel Stuttgart, Regie: Armin Petras –
„Stücke 2016“
I’m searching for I:N:R:I (eine kriegsfuge) UA 11.3.2016, Schauspiel Stuttgart,
Regie: Jossi Wieler
love you, dragonfly (6 versuche zur sprache des glaubens) UA 5.10.2016,
Theater Bonn, Regie: Alice Buddeberg
Preise und Auszeichnungen
2oo3 Mülheimer Dramatikerpreis
2003 und 2004 „Autor des Jahres“ in der Kritikerumfrage von Theater heute
2005 Leipziger Theaterpreis
2005 Lessing-Preis des Freistaates Sachsen
2008 Friedrich-Luft-Preis für „Heaven (zu tristan)“ als „Beste Berliner
Aufführung 2007“
2008 Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreis für Fritz Katers Gesamtwerk
14
Buch (5 ingredientes de la vida)
Schauspiel Stuttgart
Intendant Armin Petras
Mit
Svenja Liesau
Thomas Schmauser
Anja Schneider
Max Simonischek
Edmund Telgenkämper
Ursula Werner
Live-Musik
Miles Perkin
Regie Armin Petras
Bühne Volker Hintermeier
Kostüme Patricia Talacko
Musik Miles Perkin
Technische Leitung (Nord): Manuel Willi
Technische Einrichtung: Nils Marstaller Video Rebecca Riedel
Technik: Klaus Blank, René Finckh, Hermann Huth, Régis Szpoper Choreographische Mitarbeit Berit Jentzsch
Beleuchtungsmeister: Gregor Roth
Licht Gregor Roth, Jurgen Kolb
Beleuchtung: Chris Andersen, Walter Bühler, Daniel Lischewski
Ton: Thomas Tinkl Dramaturgie Jan Hein, Tobias Staab
Video: Robert Seidel, Mark Weidmann Regieassistenz Silinee Damsa-Ard, Verena Regensburger
Requisite: Uwe Puschmann, Adrian Vajzovic
Bühnenbildassistenz Marlene Beer, Sina Barbra Gentsch
Maske: Katharina Ermert, Marlene Girolla
Garderobe: Gabrielle Binder, Rüdiger Klein Kostümassistenz
Cinzia Fossati, Jana Gluchow, Verena Schneider
Technische Direktion Schauspiel: Luise Weidner Soufflage Frank Laske
Direktor der Dekorationswerkstätten: Bernhard Leykauf
Malsaal: Lisa Fuß Inspizienz Hans Beck
Bildhauerei: Maik Glemser
Dekorationsabteilung: Dirk Herle Film
Schreinerei: Oliver Bundschuh Regie/Konzept: Rebecca Riedel
Schlosserei: Patrick Knopke Kamera: Jochen Gehrung, Robert Seidel
Leitung Maske: Jörg Müller, Mathias Nacke Licht: Gregor Roth
Kostümdirektion: Elke Wolter Ausstattung: Marlene Beer
Produktionsleitung Kostüme: Kerstin Hägele Dank an Bix Jazzclub & Lounge
Gewandmeisterinnen: Renate Jeschke, Mareile Eder (Damen),
Anna Volk, Johanna Kaelcke (Herren)
Färberei: Martina Lutz, Milenko Mociljanin
Eine Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen
Modisterei: Eike Schnatmann
Rüstmeisterei: Achim Bitzer
Uraufführung
Schuhmacherei: Verena Bähr, Alfred Budenz
10. April 2015, Münchner Kammerspiele, Spielhalle
Kunstgewerbe: Nicola Baumann, Daniel Strobel
Stuttgarter Premiere
6. November 2015, Schauspiel Stuttgart, Nord
Aufführungsdauer
3 Stunden 50 Minuten, eine Pause
Aufführungsrechte
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Stückabdruck
Theater heute, Heft 6/2015
www.schauspiel-stuttgart.de
www.muenchner-kammerspiele.de
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Negative Geschichtsphilosophie
Fritz Kater „Buch (5 ingredientes de la vida)“
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Von 1966 bis 2013: Fritz Kater schlägt in „Buch“ den ganz großen Nachkriegsbogen von Amerika über die DDR in die
Bundesrepublik mit einem Zwischenstopp in der afrikanischen Steppe. Was hält das Leben zusammen oder eben
nicht? „5 ingredientes de la vida“ verspricht der Untertitel, fünf Bestandteile des Lebens. Was wären also nach Kater
die Zutaten, mit denen man sich die Lebenssuppe würzen oder versalzen kann? Welche Quersumme zieht der Autor
nach einem halben Jahrhundert Leben und Schreiben?
Ein besonders schlimmes Gift im Kater-Küchenschrank ist auf jeden Fall alles, was nach Utopie riecht. Den armen
Ernst hat diese Droge innerhalb weniger Jahre ruiniert. Eben noch ein zukunftsoptimistischer Naturwissenschaftler, der im erlauchten westlichen Kollegenclub von Bunny-Hostessen umschwärmt an einer gloriosen Menschheits­
zukunft herumfabuliert, Weltraumeroberung eingeschlossen, liegt sein Leben nur acht Jahr später in Trümmern: Die
Frau hat ihn verlassen, die Kinder kommen ins Heim, er selbst ist schwerer Alkoholiker und liegt mit Leberschaden
im Krankenhaus. Was Kater allerdings nicht erzählt – und die Auslassungen sind in diesem Stück mindestens ebenso
vielsagend wie die Einlassungen – ist Ernsts Systemwechsel in die DDR, an dem sich die alten Träume offenbar zerschlagen haben. War da die wissenschaftliche Utopie in eine
politische umgeschlagen? Waren Karriereträume im Spiel?
Waren es eher idealistische oder materialistische Verlockungen? Die Stelle bleibt offen im Lebensrezeptbuch, und man darf
dahinter Absicht vermuten. Jede Antwort kann richtig sein. Soll
doch jeder selbst in seinem eigenen Lebensküchenschrank
nachsehen.
Ernsts Kinder und Freunde, denen die nächsten Stationen
gehören, setzen jedenfalls auf andere Werte. Es geht um Fantasie, mit der man sich aller Zumutungen erwehrt, um lange
Nachmittage am Badesee, um erste Liebe und angeschlossene
Enttäuschungen, um Schreiben, Party und das Leben im Augenblick. Drumherum zerfällt ein Land, ein System und die Leber
des Vaters. Kater greift hier noch die Themen und Konstellation
seiner frühen Trilogie auf („Fight City. Vineta“ (2001), „zeit zu
lieben zeit zu sterben“ (2002), „we are camera / jasonmaterial“
(2003)). Das Scheitern und die Perspektivlosigkeit sind, zehn
bis fünfzehn Schreibjahre später, immer eingearbeitet, und die
Spur der jungen Leute verliert sich ein paar Jahre nach der
Wende in der großen Reisefreiheit unter Beziehungsproblemen
auf irgendeinem internationalen Airport.
So viel zu Wissenschaft, Fortschritt, Liebe und Familie. Jetzt
folgen noch Umwelt und Kunst. Im vierten Teil erlebt man die
Zerstörung von Landschaft und Ökosystem aus der Sicht einer
afrikanischen Elefantenkuh mit erstaunlichem intellektuellen Hintergrund: das Leben und Sterben der Tiere als bitterer
Gegenentwurf zum „König der Löwen“. Der fünfte Teil – die
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Thomas Sc
hmauser
Erzähl­sprünge werden immer größer – wechselt wieder die Szene. Martin, ein international mittelerfolgreicher Konzeptkünstler zwischen Installation und Land Art, verstrickt sich in den alten Fehlern von Ernst: groß denken, falsch
leben. Seine globalisierungs- wie gesellschaftskritische Kunst surft erfolgreich am Markt, während das Leben um ihn
herum zerfällt. Sein Kind liegt im Sterben, die Ehe verdämmert in wachsender Entfremdung. Während Martin diskursfit und totalreflektiert an seiner neuen sozialen Plastik bastelt, merkt er nicht, dass ihm die eigene Lebensplastik
wie Gips zerbröselt: Tragödie des Künstlers, der das Scheitern braucht für einen Erfolg, der nur noch schlimmeres
Scheitern provoziert.
Damit wäre 2013 erreicht, die gute alte Fortschrittsrakete von 1966 hat sich gründlich in den Boden gebohrt, das
Lebensmenü erweist sich, von kurzen Zwischengängen abgesehen, als eher schwer bekömmlich. Regisseur Armin
Petras, der seinen Kater kennt wie die eigene Hosentasche, setzt dessen düstere Diagnosen mit zermürbender Geduld in Szene. Den Spielraum hat Bühnenbildner Volker Hintermeier in einen strengen schwarzen Kasten verwandelt,
einen Black Cube der Vergeblichkeit. Ein einziger Lacher erhellt den Abend der Premiere, als Martin seiner Frau erklärt: „schau raus / fast niemandem geht es so gut wie
uns / weisse mitteleuropäer / heterosexuell / fast noch jung / in kreativen berufen“. Wer
seine Zeit so ausdauernd
gründlich dramatisch-theatralisch analysieren und
betrachten darf, kann am
Ende doch kein so schlechtes Leben haben.
Franz Wille
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Buch (5 ingredientes de la vida)
Svenja Liesau
Edmund Telgenkämper Anja Schneider
Max Simonischek
Fotos: JU OSTKREUZ
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Ursula Werner Thomas Schmauser
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Sibylle Berg
Stücke
Foto: Katharina Lütscher
Sibylle Berg
Geboren 1962 in Weimar
Sibylle Berg war Puppenspielerin,
bevor sie 1984 in die Bundesrepublik
Deutschland ausreiste. Sie studierte
kurzzeitig an der Tessiner Artistenschule Accademia Teatro Dimitri.
Nach ihrer Rückkehr arbeitete sie in
verschiedenen Jobs und begann zu
schreiben. 1996 siedelte Sibylle Berg
in ihre Lieblingsstadt Zürich um.
Sie verfasst Theaterstücke, Romane
sowie Reisereportagen und Essays
für diverse Zeitschriften und Magazine. Seit 2011 erscheint auf Spiegel
Online wöchentlich ihre Kolumne
S.P.O.N.
Seit 2013 unterrichtet Sibylle Berg
an der Zürcher Hochschule der
Künste im Fachbereich Dramaturgie. Seit Januar 2016 wirkt sie in
der ZDF-Talkshow Böhmermann &
Schulz mit.
www.sibylleberg.com
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot UA 14.7.1999,
Theater Rampe, Stuttgart, Regie: Eva Hosemann – „Stücke 2000“
Helges Leben UA 22.10.2000, Schauspielhaus Bochum,
Regie: Niklaus Helbling – „Stücke 2001“
Hund, Frau, Mann UA 29.9.2001, Theater Rampe, Stuttgart,
Regie: Stephan Bruckmeier – „Stücke 2002“
Herr Mautz UA 9.3.2002, Theater Oberhausen, Regie: Klaus Weise
Schau da geht die Sonne unter UA 2.3.2003, Schauspielhaus Bochum,
Regie: Niklaus Helbling
Das wird schon. Nie mehr Lieben! UA 2.10.2004, Schauspielhaus Bochum,
Regie: Niklaus Helbling
Wünsch dir was UA 29.9.2006, Schauspielhaus Zürich,
Regie: Niklaus Helbling
Habe ich dir eigentlich schon erzählt … ein Märchen für alle UA 2.10.2007,
Deutsches Theater in Göttingen, Regie: Katja Fillmann
Die goldenen letzten Jahre UA 18.2.2009, Theater Bonn,
Regie: Schirin Khodadadian – „Stücke ’09“
Nur nachts UA 26.2.2010, Wiener Akademietheater, Regie: Niklaus Helbling
Hauptsache Arbeit! UA 20.3.2010, Staatstheater Stuttgart,
Regie: Hasko Weber
Missionen der Schönheit UA 30.9.2010, Staatstheater Stuttgart,
Regie: Hasko Weber
Lasst euch überraschen! Ein Weihnachtsstück UA 3.12.2010, Theater Bonn,
Regie: Maaike van Langen
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter UA 9.11.2014, Consol Theater
Gelsenkirchen, Regie: Andrea Kramer – „KinderStücke 2015“
Die Damen warten UA 15.12.2012, Theater Bonn, Regie: Klaus Weise
Angst reist mit UA 23.3.2013, Staatstheater Stuttgart, Regie: Hasko Weber,
Ko-Regie: Sibylle Berg
Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen UA 23.11.2013, Maxim Gorki
Theater, Berlin, Regie: Sebastian Nübling
Viel gut essen UA 18.10.2014, Schauspiel Köln, Regie: Rafael Sanchez
Und dann kam Mirna UA 24.9.2015, Maxim Gorki Theater, Berlin,
Regie: Sebastian Nübling – „Stücke 2016“
How to Sell a Murder House UA 8.10.2015 Theater Neumarkt, Zürich,
Regie: Sibylle Berg
Preise und Auszeichnungen
2000 Marburger Literaturpreis
2008 Wolfgang-Koeppen-Preis
2014 „Stück des Jahres“ in der Kritikerumfrage von Theater heute
für „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“
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Und dann kam Mirna
Maxim Gorki Theater, Berlin
Intendantin Shermin Langhoff
Mit
Suna Gürler
Rahel Jankowski
Cynthia Micas
Çiğdem Teke
und
Sarah Böcker
Aydanur Gürkan
Fée Mühlemann
Annika Weitzendorf
Regie Sebastian Nübling
Choreographie Tabea Martin
Bühne Moïra Gilliéron, Magda Willi
Kostüme Ursula Leuenberger
Licht Jan Langebartels
Dramaturgie Katja Hagedorn
Technik: Jan Kohlhaw, Alex Krebs Regieassistenz Doris Schnabel
Beleuchtung: Jan Langebartels, Oliver Szewc Inspizienz Berit Lass
Requisite: Jens Gebhardt Kinderbetreuung Mercedes von Kulessa
Ankleiderin: Annette Bogadtke
Dekoration und Kostüme wurden in den Werkstätten des Gorki hergestellt.
Werkstattleitung: Marcus Trettau
Assistent der Werkstattleitung: Amos-Peter Mayer
Leitung Tischlerei: Michael Stegemann
Leitung Malsaal: Petra Olbrich
Leitung Theaterplastik: Reinhardt Hertz
Leitung Schlosserei: Henry Winkelmann
Leitung Deko: Egbert Haase
Leitung Kostümwerkstätten: Hanne Günther
Damengewandmeisterin: Silke Adolf
Herrengewandmeisterin: Simone Schmunz
Technischer Direktor: Holger Ackermann
Technische Produktionsleitung: Robert Rammelt
Leitung Beleuchtung: Pierre Stolper
Leitung Ton: Maik Voß Uraufführung
Leitung Requisite: Jens Gebhardt 24. September 2015
Leitung Maske: Paula Karer
Leitung Ankleider: Andrea Schulz Aufführungsdauer
1 Stunde 10 Minuten, keine Pause
Aufführungsrechte
Rowohlt Theaterverlag, Reinbek bei Hamburg
Stückabdruck
Theater heute, Heft 11/2015
www.gorki.de
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Fortsetzung mit Kind
Sibylle Berg „Und dann kam Mirna“
In „Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ (2013) überließ
Sibylle Berg einer jungen Generation Frauen die Bühne, die so
wortgewandt wie verzweifelt von ihrem durchschnittlichen Leben
zwischen linken Ideologien, prekären Jobs und zum Scheitern verurteilten Beziehungsvorhaben berichten. Dass sie dereinst älter
werden könnten, war in der jugendlichen Aufbruchgebärde nicht
vorgesehen.
Doch Frau Berg ist ungnädig. Zwei Jahre später lässt sie den wütenden Frauenchor abermals auftreten: Mindestens ein paar Jahre
sind vergangen, die Lage scheint nicht minder verzweifelt und dass
sie Mütter geworden sind, macht das Leben der Protagonistinnen
auch nicht gerade einfacher: Ihre eigenen Töchter treten ihnen auf
der Bühne als Sparringpartnerinnen auf Augenhöhe entgegen.
„Und dann kam Mirna“ kommt (wieder) als mäandrierender
Sprechfluss ohne eindeutige Personenzuordnung daher, kann aber
als Dialog zwischen einer Mutter und einer Tochter gelesen werden.
Die Autorin selbst spricht von „ca. zwei DarstellerInnen oder einer
hochgradig gespaltenen Persönlichkeit“ und fügt hinzu, dass ihr
Text auch „beliebig auf viele große und kleine Personen ausgeweitet
werden“ kann. Wie schon bei „Es sagt mir nichts, das sogenannte
Draußen“ führt auch beim Fortsetzungsstück am Gorkitheater in
Berlin Sebastian Nübling Regie und er verteilt den Text wieder
auf vier Schauspielerinnen. (Zu Suna Gürler, Rahel Jankowski und
Cynthia Micas kommt neu Çiğdem Teke dazu.) Ursula Leuenberger­ ­hat die vier wieder in geblümte Kleider und übergroße Pullover gesteckt und ihnen Hornbrillen aufgesetzt. Und Tabea Martin setzt mit
ihren furiosen Stampfchoreographien den rhetorischen Sprachlawinen wiederum eine bühnenwirksame Körperlichkeit entgegen.
Der erste Teil gehört der Erzählung der Mütter. Alle vier haben
mehr oder weniger gleichzeitig ihren „Moment der Empfängnis“ erlebt: Während die eine in einer so zufälligen wie leidenschaftslosen
Beziehung schwanger wird, von der ihr vor allem die abstehenden
Ohren des Partners erwähnenswert scheinen, hilft sich eine andere mit dem Sperma ihres homosexuellen Freundes und versteht
diesen Akt als politische Aktion gegen die heteronormativen Beziehungsvorgaben. Die dritte lässt sich auf einen karriereorientierten Banker ein, den schwangere Frauen immer schon „unfassbar
– ähm – geil“ gemacht haben und die vierte kauft sich in Holland
rassenübergreifendes Sperma „um sich nicht von einer sogenannten Beziehung, von ihrer sogenannten Karriere, in Klammern: dem
14. Semester im Studium der Kunstgeschichte oder Theaterwissenschaft oder Kulturmanagement, abhalten zu lassen.“
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Einig sind sie sich darin, dass sie keinesfalls so
werden wollen wie ihre Mütter und dass sich ihr
Leben durch das Kind nicht ändern soll: „Wir
würden mit allem weitermachen wie bisher:
Rauschgift und Alkohol, am Computer durchgezockte Nächte, kleine Ladendiebstähle, illegales
Erzeugen von Pharmazeutika, unglückliche Liebesgeschichten, alles wie immer, nur eben mit
Kind.“ Nur ein paar Zeilen später fällt allerdings
schon der Satz: „Reproduktion ist die perfekte
Frauenentsorgungsmaßnahme.“
Im zweiten Teil tritt der Nachwuchs – geboren am 9. November – auf. In knappen Shorts,
pinken Trainerjäckchen und nicht weniger grellen Turnschuhen verkörpern die Töchter schon
äußerlich einen Angriff auf den Stil und damit
die Moral ihrer Erzeugerinnen. Sie sind zu
prinzipientreuen Streberinnen herangewachsen, die die Freundinnen der Mutter als peinlich und lebensuntüchtig wahrnehmen und den
von der Mutter als neues Zukunftsprojekt geplanten Umzug aufs Land fest im Griff haben.
Während die Mütter weiterhin in ihren gescheiterten Lebensentwürfen und rhetorischen
Aufbruchbehaup­tungen herumtorkeln, werfen die Mädchen tatkräftig Bücher, Schachteln
und anderes Umzugsgut über die Rampe. Nur
manchmal mahnen sie die Mütter, ihre Rolle
und Verantwortung doch anzunehmen: „Manchmal überfordert mich die Aufgabe, der erwachsene Mensch zu sein.“ Und: „Ich bin nicht deine
Freundin, Mutter. Ich bin von dir abhängig.“
Gewohnt pointensicher und gnadenlos im
Blick auf ihre Geschlechtsgenossinnen ist Sibylle Berg mit „Und dann kam Mirna“ mehr als
eine bittere Abrechnung mit einem clichierten
Zeitgeist- und Lifestyle-Getue gelungen. Gerade
weil sie auch zärtliche Momente der Rat- und
Orientierungslosigkeit zulässt, hallt ihre sarkastische Gesellschaftsanalyse umso nachhaltiger nach.
Dagmar Walser
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Foto: Esra Rotthoff
Und dann kam Mirna
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Fotos: Ute Langkafel MAIFOTO
Cynthia Micas Suna Gürler Rahel Jankowski Fée Mühlemann Çiğdem Teke 25
Wolfram Höll
Stücke
Foto: Affolter / Savolainen
Und dann UA 4.10.2013, Schauspiel Leipzig, Regie: Claudia Bauer – Mülheimer
Dramatikerpreis 2014
Vom Verschwinden vom Vater UA 7.5.2015, Theater Basel, Regie: Antje Schupp
Drei sind wir UA 20.2.2016, Schauspiel Leipzig, Regie: Thirza Bruncken –
„Stücke 2016“
Wolfram Höll
Geboren 1986 in Leipzig
Wolfram Höll studierte Literarisches
Schreiben am Schweizerischen
­Literaturinstitut Biel und Theater an
der Hochschule der Künste Bern.
In der Spielzeit 2014/15 war er Hausautor am Theater Basel.
Wolfram Höll ist freier Autor und
Hörspielregisseur und -dramaturg
beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Er lebt in Biel/Bienne.
www.wolframhoell.com
Hörspiele
Und dann, Deutschlandradio Kultur, 2009
Professor Zickendraht und der Äther des Bösen, SRF 2 Kultur, 2014
Das also ist der Westen, SRF 2 Kultur, 2014
Im Ausseralpinen, SRF 2 Kultur, 2015
Preise und Auszeichnungen
2012 Nachwuchspreis des Freundeskreises des Theaters Heidelberg
2012 Bester „Theatertext als Hörspiel“ beim Stückemarkt des Berliner
Theatertreffens in Kooperation mit Deutschlandradio Kultur
2013 Literaturpreis des Kantons Bern für „Und dann“
2014 Mülheimer Dramatikerpreis für „Und dann“
2015 Lessing-Förderpreis des Freistaates Sachsen
2015 Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft
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Drei sind wir
Schauspiel Leipzig
Intendant Enrico Lübbe
Mit
Anna Keil
Bettina Schmidt
Julius Bornmann
Sebastian Tessenow
Regie Thirza Bruncken
Bühne und Kostüme Christoph Ernst
Choreographische Einstudierung
Martin Opitz, Sebastian Tessenow
Musikalische Einstudierung Francesco Greco
Dramaturgie Torsten Buß, Christin Ihle
Licht Thomas Kalz
Video Gabriel Arnold
Ton Anko Ahlert
Inspizienz Jens Glanze
Soufflage Christiane Wittig
Bühnenmeister: Andreas Presch Regieassistenz Charlene Markow
Bühnentechnik: Matheo Fehse, Jeff Leuschel Bühnenbildassistenz Marialena Lapata
Tontechnik: Anko Ahlert
Beleuchtungsmeister: Thomas Kalz Kostümassistenz Marianne Heide
Maske: Thora Pilling
Ankleiderin: Ursula Loewenau
Requisite: Sebastian Hubel
Technischer Direktor: Günter Gruber
Leiter Beleuchtung: Carsten Rüger
Leiter Ton & Video: Daniel Graumüller
Herstellung der Dekorationen in den Theaterwerkstätten der Oper Leipzig.
Werkstattdirektor: Bernd Niesar
Konstruktionsabteilung/Produktionsleitung: Matthias Gollner
Anfertigung der Kostüme unter Leitung von Silke Maria Wey
Damengewandmeisterin: Kathleen Arnold
Uraufführung
Herrengewandmeister: Jan Baureis
20. Februar 2016
Schuhmacherei: Uta-Sarah Sproete
Aufführungsdauer
1 Stunde 20 Minuten, keine Pause
Aufführungsrechte
Suhrkamp Verlag Berlin
Stückabdruck
Theater heute, Heft 4/2016
www.schauspiel-leipzig.de
Teile des Stücks sind im Rahmen einer Schreib- und Übersetzungsresidenz entstanden, die vom Centre des auteurs
dramatiques (CEAD) und dem Goethe-Institut Montréal
organisiert und gefördert wurde.
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„Jeden Tag derselbe
und doch ein anderer“
Wolfram Höll „Drei sind wir“
„Ihr Kind hat ein Chromosom zu viel“, diagnostiziert der behandelnde Arzt in Wolfram Hölls Stück
„Drei sind wir“. Das heißt, „drei Chromosomen wo ­
zwei Chromosomen wohnen sollten.“ Und es heißt
auch: „Jeder Tag, jede Woche, jeder Monat mehr ...
ist mehr, als man hoffen darf.“ Wie schon in seinen
Vorgänger-Texten „Und dann“ und „Vom Verschwinden vom Vater“ beschreibt der Autor – Gewinner
des Mülheimer Dramatikerpreises 2014 – eine
Verlust-Erfahrung: Ein Elternpaar sieht seinem
mit einer seltenen Trisomie geborenen Kind buchstäblich beim Verschwinden zu.
Über Trisomien, mithin über (oft noch ungeborene) Kinder mit potenziellen Handicaps, wird ja
gesamtgesellschaftlich viel diskutiert, seit die
medizinische Pränataldiagnostik immer größere
Fortschritte macht. Filme etwa über werdende
Anna Keil Betti
na Schmidt Eltern, die sich mit der existenziellen Frage einer
Spätabtreibung auseinandersetzen, haben jüngst den
Kino- und Fernsehmainstream erreicht. Wolfram
Höll allerdings geht es um etwas anderes. Und das beginnt schon bei der wohltuenden Wertungsfreiheit, die er der oft moralisch, mitunter ideologisch, in der Regel aber mindestens emotional
stark aufgeladenen Diskussion zu diesem Themenfeld entgegensetzt.
Von einem scheinbar sachlich die äußeren Ereignisse referierenden Beobachterstandpunkt,
der nicht nur sämtliche Interpretationsräume zu-, sondern tatsächlich konsequent offen lässt,
beschreibt er mit ebenso schonungs- wie pathosfreier Genauigkeit, wie das Kind – die Eltern sind
mit ihm nach Kanada gegangen – „jeden Tag ein wenig weniger“ wird. Sein Leben bis zum Verschwinden, das sich über einen Jahreszyklus erstreckt und Hölls Text entsprechend in Frühling,
Sommer, Herbst, Winter – und final nochmals einen Frühling – gliedert, öffnet allen Beteiligten
einerseits neue Erfahrungsräume. So kommt zum Beispiel der gerade achtzehnjährige Onkel zu
Besuch, der innerfamiliär als „schwierig“ gilt, „doch eigentlich“ – wie die Erzählerfigur bei Höll
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feststellt, „ganz einfach ist“ und mit dem Kind angeln geht.
Auch die Urgroßmutter reist an – und schiebt bis dato ungesehene Familienfotos in den Diaprojektor.
Andere Türen und Erfahrungsräume hingegen schließen
sich naturgemäß gleichzeitig: Bei Wolfram Höll ist die existenzielle Ausnahmesituation, in der sich – auch darauf verweist der Titel „Drei sind wir“ – das familiäre Dreieck Mutter –
Vater – Kind immer wieder verschiebt und neu austarieren
muss, eben nicht per se negativ oder positiv, schlecht oder
gut, sondern sie ist einfach; Punkt.
Diese Entideologisierung und Vervielfältigung von Erfahrungen und Betrachtungsperspektiven, mit der Höll hier –
ohne es sich freilich explizit zur Aufgabe zu machen, sondern gewissermaßen urtypisch dramatisch – entsprechende
Vereinfachungstendenzen in der öffentlichen Debattenkultur
kontert, findet natürlich auch auf der sprachlichen Ebene
statt: Höll umkreist die Familiensituation nicht nur maximal
Sebastian Tessenow interpretationsoffen, sondern auch in den ihm eigenen, unaufJulius Bornmann
geregt tastenden Sprachschleifen, die man bereits aus dem
Mülheim-Siegerstück „Und dann“ kennt. „Jeden Tag ist er anders“, heißt es in „Drei sind wir“ zum Beispiel über das Kind, „jeden Tag ist er derselbe und doch
anders, jeden Tag derselbe und doch ein anderer“.
Falsche Sentimentaliät kommt in der Uraufführung dieses Auftragswerkes für das Schauspiel
Leipzig, die Thirza Bruncken in der dortigen „Diskothek“ inszeniert hat, natürlich genauso wenig
auf wie im Stück selbst. Wie der Autor verzichtet auch die Regisseurin auf klare Personenzuordnungen und schickt stattdessen vier Schauspieler – ausgestattet mit nichts als sich selbst –
zur Auslotung der Höllschen Existenzialerfahrungsräume in einen nahezu leeren Bühnenkasten.
Abendfüllend verschieben sich die Konstellationen, variieren die Spielweisen, verlagern sich die
Emotionsschwerpunkte zwischen den beiden Frauen und den beiden Männern, die da vor sepiafarbenem Hintergrund achtzig Minuten lang eine Ausnahmesituation durchmessen.
Christine Wahl
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Drei sind wir
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Fotos: Rolf Arnold
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Felicia Zeller
Stücke
Foto: Valentin Wormbs
Felicia Zeller
Geboren 1970 in Stuttgart
Felicia Zeller erhielt 1998 ihr Diplom
von der Filmakademie Baden-
Württemberg. Sie schreibt Theatertexte und Prosa, außerdem ist sie
Autorin und Regisseurin vieler Filme
und anderer Werke auf dem Gebiet
der Neuen Medien. Für ihre Arbeiten
erhielt sie zahlreiche Stipendien,
u. a. das Ilse-Langner-Stipendium
für Dramatikerinnen 1999. In der
Spielzeit 1999/2000 war sie Hausautorin am Theater Rampe in Stuttgart, 2012/2013 am Nationaltheater
Mannheim.
Zudem schreibt sie Kolumnen für
die Stuttgarter Zeitung und veranstaltet Leseperformances.
Felicia Zeller lebt in Berlin.
Immer einen Hund gehabt / plane crazy (1928) UA 14.4.1994, Württembergische
Landesbühne Esslingen, Regie: Wolfram Apprich
Im Café Tassl UA 1.11.2000, IN-TEATA Köln, Regie: Inka Neubert
Meine Mutter war einundsiebzig und die Spätzle waren im Feuer in Haft
UA 28.7.2001, Theater Rampe Stuttgart, Regie: Stephan Bruckmeier
Tot im SuperRiesenAquarium UA 28.7.2001, Theater Rampe Stuttgart,
Regie: Stephan Bruckmeier
Bier für Frauen UA 23.9.2001, Staatstheater Mainz, Regie: Christina Friedrich
Club der Enttäuschten UA 23.11.2001, Theater Konstanz,
Regie: Markus Heinzelmann
Triumph der Provinz UA 11.4.2002, Theaterhaus Jena, Regie: Claudia Bauer
Vom Heinrich Hödel und seiner nassen Hand UA 1.2.2003, Schauspiel Essen,
Regie: Anja Brunsbach
Ich Tasche UA 5.10.2003, Theater Oberhausen, Regie: Susanna Enk
Wenn ich was anderes machen würde, würde ich vielleicht nicht immer ans
Geld denken UA 28.10.2004, Theaterhaus Jena, Regie: Roger Vontobel
Das Jahr der Freiwilligen. Libretto UA 19.11.2004, Pocket Opera Company
Nürnberg, Regie: Vicky Schmatolla, Alex Holtzsch
Einfach nur Erfolg UA 7.10.2005, Theater Freiburg, Regie: Christian von Treskow
Deutsches Hysterisches Museum UA 9.3.2007, Theater Bielefeld,
Regie: Daniela Kranz
Kaspar Häuser Meer UA 20.1.2008, Theater Freiburg, Regie: Marcus Lobbes –
Publikumspreis der „Stücke ’08“
Der große Blöff / Entfernte Kusinen UA 16.5.2010, Saarländisches Staatstheater Saarbrücken, Regie: Daniela Kranz
Gespräche mit Astronauten UA 24.9.2010, Nationaltheater Mannheim,
Regie: Burkhard C. Kosminski – „Stücke 2011“
X-Freunde UA 12.10.2012, Schauspiel Frankfurt, Regie: Bettina Bruinier –
„Stücke 2013“
Die Welt von hinten wie von vorne UA 5.10.2013, Nationaltheater Mannheim,
Regie: Burkhard C. Kosminski
Wunsch und Wunder UA 16.1.2015, Saarländisches Staatstheater Saarbrücken,
Regie: Marcus Lobbes – „Stücke 2015“
Zweite allgemeine Verunsicherung UA 19.2.2016, Schauspiel Frankfurt,
Regie: Johanna Wehner – „Stücke 2016“
Preise und Auszeichnungen
1993 Baden-Württembergischer Jugendtheater-Autorenpreis
für „Immer einen Hund gehabt / plane crazy (1928)“
1999 Multimediapreis der Landeshauptstadt Stuttgart
beim 12. Stuttgarter Filmwinter für „Mut der Ahnungslosen“
2004 Teamwork Award der Hoppe-Ritter-Stiftung
beim 17. Stuttgarter Filmwinter für „Zwei Videobriefe“ (mit Rigoletti)
2008 Publikumspreis der „Stücke ’08“ für „Kaspar Häuser Meer“
2009 Clemens Brentano Förderpreis für Literatur der Stadt Heidelberg
für „Einsam lehnen am Bekannten“
www.felicia-zeller.de
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Zweite allgemeine Verunsicherung
Schauspiel Frankfurt
Intendant Oliver Reese
Mit
Constanze Becker
Verena Bukal
Vincent Glander
Martin Rentzsch
Till Weinheimer
Regie Johanna Wehner
Bühne Volker Hintermeier
Kostüme Ellen Hofmann
Musik Joachim Schönecker
Licht Johannes Richter
Dramaturgie Henrieke Beuthner
Regieassistenz Johannes Lehnen
Technische Produktionsleitung: Hasan Savluk
Technische Einrichtung: Christof Bednorz, Jens Mündl Bühnenbildassistenz Olga Gromova
Veranstaltungstechnik Kammerspiele: Johann Dück, Cosima Lösch, Kostümassistenz Rahwa Oreyon
Christian Niester
Soufflage Christine Schneider
Beleuchtung: Johannes Richter
Ton: Philipp Batereau, Oliver Blohmer Inspizienz Robert von Marck
Requisite: José Lazaro, Jens Schönherr
Maske: Anke Scharlach, Denise Simon
Ankleiderinnen: Ulla Birkelbach, Eva von Borries
Technischer Direktor: Olaf Winter
Technische Disposition /Assistenz des Technischen Direktors:
Susanne Brenner (Elternzeit), Jürgen Koß (Vertretung)
Technische Produktionsleitung / Assistenz des Technischen Direktors:
Katja Briesemeister
Leiter Konstruktionsabteilung: Robert Varga
Technischer Leiter: Volker Czaplicki
Leiter Beleuchtungsabteilung: Johan Delaere
Leiter Tonabteilung: Bernhard Klein
Kostümdirektorin: Gabriele Nickel
Gewandmeisterin Herren: Regina Maria Erl
Gewandmeisterin Damen: Rosi Glaus
Garderobenmeisterin: Ulla Birkelbach
Garderobenmeister: Thomas Moschny
Leiterin Requisitenabteilung: Iris Hagen (Elternzeit)
Stellvertretender Leiter Requisitenabteilung: Stefan Markert
Leiterin Maskenabteilung: Verena Martin
Die Dekoration und die Kostüme wurden in den
Werkstätten der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main angefertigt.
Werkstättenleiter: Hinrich Drews
Malersaal: Sandra Stetzenbach
Schreinerei: Klemens Desch
Schlosserei: Thomas Bonge
Plastikerwerkstatt: Ursula Klimczyk
Tapezierwerkstatt: Kurt Gremmers
Leiter Statisterie: Winfried Scheffler
Uraufführung
19. Februar 2016
Aufführungsdauer
1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
Aufführungsrechte
henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin
Stückabdruck
Theater heute, Heft 2/2016
www.schauspielfrankfurt.de
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Über Marmelade reden,
während die Welt brennt
Felicia Zeller „Zweite allgemeine Verunsicherung“
Martin Rentzsch Verena Bukal Till Weinheimer Constanze Becker Vincent Glander
„Wahrscheinlich trage ich eine furchtbare Schuld, aber meine Gedanken sind ganz durcheinander,
meine Seele ist in Trägheit erstarrt, und ich habe nicht die Kraft, mich zu verstehen.“ – Dieses
Zitat aus Tschechows „Iwanow“ stellt Felicia Zeller ihrem neuen Stück voran. Das im Februar in
Frankfurt mit dem Titel „Zweite Allgemeine Verunsicherung“ uraufgeführte Stück hieß denn in
einer früheren Arbeitsfassung auch „Iwanow reloaded“.
„Zweite Allgemeine Verunsicherung“ ist allerdings nicht eine der heute so beliebten Um- oder
Überschreibungen eines klassischen Stückes, auch wenn Tschechows ewiger Zauderer wie ein
Widergänger durch die Textkulissen geistert. Da beklagt sich etwa eine, dass „Iwanow“ schon
geschrieben ist: „Warum muss genau diese Geschichte, die ich eigentlich schreiben will, bereits,
Entschuldigung aber diese Geschichte wurde bereits erzählt. Warum habe ich zum Beispiel nicht
einfach diesen Iwanow geschrieben. Statt Tschechow oder bevor dieser Tschechow, das ist einfach
ärgerlich.“ Auf einer Filmgala ist derweil „Iwanow reloaded“ als bestes adaptiertes Drehbuch nominiert. Und auch die anderen erwähnten Filmtitel stecken das psychologischen Gelände ab, das
Zeller mit ihrem neuen Stück kartographiert. Es sind „Mobbing Sad Bill“, „Klumpenapokalypse“,
„Überleben im eigenen Leben“ oder „One Million Insider“ und ein besonders aufsehenerregendes
Debütalbum heißt bezeichnenderweise: „Ohne mich“.
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Drei konkrete Schauplätze benennt die Autorin in ihrem in neun Kapitel eingeteilten Text: „Auf dem roten Teppich“,
„Im Theater“, „Im Hinterzimmer“. Ohne eindeutige Personenzuordnungen wird dabei eine Gesellschaft hörbar, die das
Vertrauen in sich selbst längst verloren hat und die Suche nach sich selbst in einer sich wiederholenden Argumentationskette vor sich hinträgt: „Ich bin ein Mensch. Ich bin ein Mensch, ich bin schon erwachsen, ich bin okay, das ist mein
Mantra, das ist mein Mantra, das ich ständig vor mich hin, auch jetzt, auch du bist ein Mensch“.
Felicia Zeller bringt mit ihrem Text einen Zustand zum Ausdruck, der unser aller Narzissmus als nicht mehr zu kontrollierenden Automatismus zeigt. Und wenn sie sich in früheren Stücke bestimmte soziale Milieus
oder Berufsstände („Kaspar Häuser Meer“ (2008), „X Freunde“ (2013), „Wunsch und Wunder“ (2015))
vorgenommen hat, um das je Spezifische und gerade darin über sich Hinausweisende auszustellen,
dann geht es ihr dieses Mal um (noch) mehr. Denn auch wenn sie mit den angedeuteten Verortungen
eine überhitzte Showbiz-Welt als Ausgangssituation nimmt, steht diese für die Befindlichkeit einer
zutiefst neurotischen Gesellschaft. Selbst die Hauptreferentin der 22. Bottroper Power-Tage, die sich
der „positiven Betrachtung der Entwicklung unserer Welt“ widmen will, ver­heddert sich in kürzester
Zeit in einem Strudel aus Selbstzweifel und gekränkter Hoffnungslosigkeit.
„Je älter ich werde
Desto mehr verabscheue ich jede Art von Esswarengespräche
Und je älter ich werde
Desto mehr solche Gespräche höre ich mich oft führen
Bitte hör auf damit, das ist ja eklig, hör auf
Das war auch früher nicht so, was ist los
Warum redest du über Marmelade
Während die Welt brennt“
Und Zeller treibt auch diesen Gedanken in die Ableitung zweiter Ordnung, in Widersprüche und Endlosschleifen, aus denen es kein – menschliches – Entkommen mehr gibt.
„Warum redest du darüber, dass du über Marmelade sprichst, während die Welt brennt, während
die Welt brennt
Warum redest du darüber, dass du darüber redest, dass du über Marmelade redest, während die
Welt brennt, während die Welt brennt?
Haben wir uns denn wirklich so wenig zu sagen?
Die Marmelade schmeckt gut.
Wirklich sehr gut.“
Die Regisseurin Johanna Wehner führt bei der Uraufführung in den Frankfurter Kammerspielen die inneren ­Regungen
und Zuckungen, die Zellers Text vorführt, in eine fast opernhafte Veräußerung. Sie verteilt die Sprechkaskaden auf
zwei Schauspielerinnen und drei Schauspieler und lässt diese in einer Art unterirdischen Vorhölle auftreten. Durch
Filmmusik und andere (Theater-)Effekte getriggert, schwanken sie als Zombies einer längst hohl gewordenen Unterhaltungsindustrie durch eine opulent ausgestattete Theaterkulisse. Als Widergänger in einer grotesken Abwärts­
spirale gefangen, zeugen sie von einer narzisstisch ernsthaft angeschlagenen Gesellschaft im Ausnahmezustand.
Dagmar Walser
35
Zweite allgemeine Verunsicherung
36
Fotos: Birgit Hupfeld
37
Ferdinand Schmalz
Stücke
Foto: Leon Frisell
Ferdinand Schmalz
Geboren 1985 in Graz
Ferdinand Schmalz wuchs im steiermärkischen Admont auf und
studierte in Wien Philosophie und
Theaterwissenschaft. Er war Komparse am Wiener Burgtheater und
Regieassistent am Schauspielhaus
Wien sowie dem Schauspielhaus
Düsseldorf. Er performt im freien
Kollektiv mulde_17, gründete das
Festival „Plötzlichkeiten“ im Theater
im Bahnhof Graz mit und veröffentlichte die Erzählung „auf spur“ in
der Anthologie zum Menathespreis
für erotische Dichtung 2012. 2013
erhielt er das BezirksschreiberInStipendium des Bezirks Alsergrund,
Wien.
Die Welt von Gestern. Nach Stefan Zweig. Folge 4: Die Agonie des Friedens
UA 13.2.2014, Schauspielhaus Wien, Regie: Felicitas Brucker
am beispiel der butter UA 2.3.2014, Schauspiel Leipzig, Regie: Cilli Drexel –
„Stücke 2014“
dosenfleisch UA 13.6.2015, Deutsches Theater, Berlin, in einer Produktion des
Burgtheater Wien im Kasino, Regie: Carina Riedl – „Stücke 2016“
Weitere Inszenierung: Schauspielhaus Salzburg / Théâtre National du Luxembourg, 22.11.2015, Regie: Anne Simon
am apparat UA 12.9.2015 Schauspielhaus Graz, Regie: Jan Stephan Schmieding
der herzerlfresser UA 20.11.2015, Schauspiel Leipzig
Preise und Auszeichnungen
2013 Retzhofer Dramapreis für „am beispiel der butter“
2013 2. Platz beim MDR-Literaturwettbewerb
um die beste deutschsprachige Kurzgeschichte
2013 Einladung zur Autorenlounge des Theaterfestivals KALTSTART
in Hamburg
2014 „Nachwuchsautor des Jahres“ in der Kritikerumfrage von Theater heute
www.dieschmalzette.at
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dosenfleisch
Burgtheater Wien
Künstlerische Direktorin Karin Bergmann
beate Dorothee Hartinger
jayne Frida-Lovisa Hamann
rolf Tino Hillebrand
der fernfahrer Daniel Jesch
percussion Katharina Ernst
Regie Carina Riedl
Bühne Fatima Sonntag
Kostüme Dagmar Bald
Musik Arthur Fussy
Licht Norbert Gottwald
Dramaturgie Amely Joana Haag
Beleuchtung: Norbert Gottwald Regieassistenz Adrian Linz
Requisite: Stefan Wallensteiner Inspizienz Irene Petutschnig
Toneinrichtung/Tontechnik: Michael Steinkellner
Videoeinrichtung/Videotechnik: Alexander Richter, Dominik Hofmann Souffleuse Monika Brusenbauch
Abendmaske: Brigitte Castellitz, Monika Cerny
Körperarbeit: Daniela Mühlbauer
Technische Gesamtleitung: Johann Bugnar
Technische Leitung Kasino: Norbert Gottwald, Michael Steinkellner
Leitung Beleuchtung: Friedrich Rom
Leitung Requisite: Christian Schober
Leitung Ton: David Müllner
Leitung Multimedia: Alexander Richter
Maske: Peter Spörl (Leitung), Helmut Lackner
Kostüm/Garderobe: Dagmar Bald (Leitung), Wolfgang Zach
Dekorations-/Kostümherstellung: Art for Art Theaterservice GmbH
Leitung Kostümwerkstätten: Elisabeth Binder-Neururer
Produktionsbetreuung: Benno Wand Eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin
Leitung Dekorationswerkstätten: Paul Zündel im Rahmen der Autorentheatertage
Produktionsbetreuung: Dieter Delacher
Kostümsponsoring: Wolford Uraufführung
13. Juni 2015, Deutsches Theater Berlin
Wiener Premiere
18. September 2015, Burgtheater im Kasino
Aufführungsdauer
1 Stunde 15 Minuten, keine Pause
Aufführungsrechte
S. Fischer Verlag Theater & Medien, Frankfurt am Main
Stückabdruck
Theater heute, Heft 8 /9 /2015
Mit freundlicher Unterstützung der Rudolf Augstein Stiftung
www.burgtheater.at
www.deutschestheater.de
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Um die Wurst
Ferdinand Schmalz „dosenfleisch“
Es gibt Hunde, die ab etwa zwanzig Stundenkilometern jaulen und spätestens bei dreißig ihren Ausguckposten auf
dem Beifahrersitz verlassen. Sie legen sich unten in den Fahrgastraum und fühlen sich nicht wirklich wohl. Menschen
sind da anders. Selbst bei zweihundertfünfzig Stundenkilometern gehen sie noch davon aus, in ihren Adern zirkuliere
mehr Serotonin als Adrenalin. Manchmal geht das schief. Liegt zum Beispiel ein LKW plötzlich quer auf der Straße,
verrutscht der Mittelstreifen und auch der Mercedes-Testfahrer kann nicht verhindern, dass er wird, was der Titel von
Ferdinand Schmalz’ neuestem Stück verspricht.
„dosenfleisch“ ist ein Autobahnblues für Menschen, die als Unfall-, Haftpflicht- und anderweitig versichertes CrashPotential unterwegs sind. High Tech-Dosenfleisch in Blechkisten mit Internetanschluss und Einparksensorik. Fünf von
ihnen treffen in Beates Raststätte aufeinander: Ein Fernfahrer, der auch die Off-Stimme eines Roadmovie sein könnte.
Der PS-Philosoph sagt Sätze wie: „und steht
jetzt da, dieses versichrungswesen, steht stehengelassen da, und auch in ihm ist jetzt so
ein gefühlsstau drin. weil damit fängst ja an,
das unglück, nimmt seinen ausgangspunkt in
diesem augenblick in dem so ein gefühlsstau
unerträglich wird.“
Der Fernfahrer ist, wenn man so will, Ferdinand Schmalzens Alter Ego. Ein Sprachspieler, der alles in einem poetischen Strom
packt: Lieb und Leid, Glück und Unglück, den
gelungenen Moment, die grenzenlose Sehnsucht – und den plötzlichen Tod, wenn wieder
einmal ein ansonsten gesunder Mensch Geschwindigkeit mit Glück verwechselt hat. Ist
es passiert, kommt Rolf ins Spiel, ein Versicherungsfahnder, der schon zu viele Unfallbilder gesehen hat und mit perverser Lust
­Todesstatistiken studiert. Rolf hätte gerne was
mit der ehemaligen Schauspielerin Jayne. Die
aber hat anderes im Sinn und nach einem Unfall „die strenge form verloren”. Rundum „unverdellt” sei sie gewesen, meint sie, jetzt aber
nur noch: „Totalschaden”.
Die letzte im Bunde ist Raststätten-Beate, die
man sich nicht wie ein Diner-Girlie vorstellen sollte, sondern wie einen Todesengel. Die
Ziehmutter der verdellten Jayne hat den Versicherungsrolf im Visier und will „mal sehn
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aus welchem Blech der Junge ist“, mit ihm den „Titanictango“ tanzen. Wirklich angenehm wird
das nicht. Wir werden uns damit abfinden müssen, dass die Welt der automobilen Bewegung um
eine Fahrerlaubnis ärmer und der alltägliche Crash-Horror auf deutschen Straßen um einen Fall
reicher ist.
Ferdinand Schmalz ist ein Theaterautor, der seinen Sprachgebilden eine hohe dramatische Dichte
und erzählerische Kraft mit auf den Weg gibt. Das sah man vor zwei Jahren, als er mit „am beispiel der butter“ nach Mülheim eingeladen und zum Nachwuchsautor des Jahres gekürt wurde.
Aber anders als damals backt er dieses Mal nicht rund um seinen Künstlernamen einen Reimkuchen nach dem anderen. „dosenfleisch” ist keine Alliterationsoper, sondern ein Crash-Poem mit
einer starken Prise existentieller Melancholie. Schmalz hat seinem „dosenfleisch” zwei
Gedichte angehängt. Eines ist der „Mutter Unfall“ und uns allen gewidmet, die wir doch nur
eine „sterbensmüde Unfallfrucht“ sind. Am Ende wird aus Beates Autobahnoase ein
höllisches Inferno. Carina Riedl hätte auch
da die dem Text innewohnende dramatische
Energie aufnehmen und ein „Spiel mir das
Lied vom Unfalltod” inszenieren können. Sie
entschied sich aber für einen anderen Weg
und arrangierte eine rhythmische Versuchsanordnung, die Schmalzens Sprachbilder für
sich sprechen lässt. Zwei Schauspielerinnen,
zwei Schauspieler, eine Percussionistin und
ein Schlagzeug reichen vollkommen aus,
um den Text zum Klingen zu bringen. In einer Szene etwa spielen zwei Frauen an den
Drums. Eine gibt den Rhythmus vor, die andere liegt vor dem Schlagzeug und es ist nicht
so ganz klar, ob sie sich lasziv niedergelassen
hat. Man sollte wohl eher davon ausgehen,
dass sie so seltsam ins Publikum blickt, weil
sie schwerverletzt, schon fast tot und eines
jener Unfallopfer ist, das mit der Geschwindigkeit einer Blechdose nicht zurecht kam. Ob
es ihr besser ergangen wäre, wenn sie rechtzeitig den Fahrgastboden aufgesucht hätte,
wissen wir nicht.
Jürgen Berger
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dosenfleisch
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Frida-Lovisa Hamann Tino Hillebrand Katharina Ernst Dorothee Hartinger Daniel Jesch
Fotos: Reinhard Werner
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Thomas Melle
Stücke
Foto: Karsten Thielker
Thomas Melle
Geboren 1975 in Bonn
Thomas Melle studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und
Philosophie in Tübingen, Austin (Texas) und Berlin. Er ist Autor von Romanen und vielgespielten
Theaterstücken. Außerdem übersetzt er Prosa aus dem Englischen,
unter anderem William T. Vollmanns
Roman „Huren für Gloria“.
Thomas Melle lebt in Berlin.
Vier Millionen Türen (zusammen mit Martin Heckmanns) UA 1.10.2004,
Deutsches Theater, Berlin, Regie: Eike Hannemann
Haus zur Sonne UA 26.1.2006, Theater Erlangen, Regie: Eike Hannemann
Licht frei Haus UA 24.6.2007, Badisches Staatstheater,
Regie: Christian Hockenbrink
Schmutzige Schöpfung – Making of Frankenstein UA 16.10.2008,
Theaterhaus Jena, Regie: Alice Buddeberg
Eine Billion Dollar, Bearbeitung des gleichnamigen Romans von Andreas
Eschbach, UA 25.9.2009, Wuppertaler Bühnen, Regie: Christian von Treskow
Das Herz ist ein lausiger Stricher UA 25.2.2010, Theaterhaus Jena,
Regie: Ronny Jakubaschk
Aus euren Blicken bau ich mir ein Haus UA 22.3.2013, Wuppertaler Bühnen,
Regie: Eike Hannemann
Nicht nichts UA 6.6.2014, Landestheater Tübingen, Regie: Maria Viktoria
Linke
Königsdramen I & II (Träume und Trümmer), Übersetzung nach den
Königsdramen von William Shakespeare, UA 3.10.2014, Schauspiel Bonn,
Regie: Alice Buddeberg
Bilder von uns UA 21.1.2016, Theater Bonn, Regie: Alice Buddeberg –
„Stücke 2016“
Partner UA 9.3.2016, Theater Aachen, Regie: Eike Hannemann
Prosa
2007 Raumforderung, Erzählungen, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
2011 Sickster, Rowohlt Verlag, Berlin
2014 3000 Euro, Rowohlt Verlag, Berlin
Preise und Auszeichnungen
2008 Förderpreis zum Bremer Literaturpreis für „Raumforderung“
2009 Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen
und Künstler
2011 Longlist des Deutschen Buchpreises mit „Sickster“
2011 Franz-Hessel-Preis
2014 Shortlist des Deutschen Buchpreises mit „3000 Euro“
2015 Kunstpreis Berlin
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Bilder von uns
Theater Bonn
Generalintendant Dr. Bernhard Helmich
Jesko Drescher Benjamin Grüter
Malte Hajo Tuschy
Johannes Holger Kraft
Konstantin Benjamin Berger
Katja Johanna Falckner
Bettina Mareike Hein
Sandra Lydia Stäubli
Regie Alice Buddeberg
Bühne Cora Saller
Kostüme Emilia Schmucker
Musik Stefan Paul Goetsch
Licht Lothar Krüger
Dramaturgie Johanna Vater
Theatermeister: Klaus Richter Regieassistenz Silvana Mammone
Veranstaltungstechnik: Lothar Krüger, Klaus Rieger Inspizienz Maurice Höchst
Requisite: Elmar Geil, Bernd Knetsch Soufflage Miklós Horváth
Maske: Brigitte Bartetzki, Sabine Pies
Garderobiere: Dörte Ballo
Technischer Direktor: Peter Keune
Technischer Betriebsdirektor: Peter Lürenbaum
Produktions- und Werkstättenleiter: Jan Schulze
Beleuchtungsdirektor: Thomas Roscher
Kostümdirektorin: Adelheid Pohlmann
Chefmaskenbildnerin: Heike Beuke
Damen-Gewandmeisterin: Ulrike Nolting
Herren-Gewandmeister: Simon Valentin
Theaterobermeister: Heiko Wagner
Geschäftsführender Leiter Beleuchtungsabteilung: Max Karbe
Leiterin Tonabteilung: Elisabeth Thomann
Leiter Requisite: Joachim Schowalter
Leiter Maschinenabteilung: Thomas Böhm
Leiter Tischlerei: Peter Brombach
Leiter Malsaal: Wolfgang Hitzel
Leiter Schlosserei: Werner Ahrend
Uraufführung
Leiter Deko-Werkstatt: Thomas Lorenz
21. Januar 2016
Leiterin Plastikerwerkstatt: Bettina Göbel
Aufführungsdauer
1 Stunde 45 Minuten, keine Pause
Aufführungsrechte
schaefersphilippen, Theater und Medien GbR, Köln
Stückabdruck
Theater heute, Heft 5/2016
www.theater-bonn.de
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Von Bildern und Menschen
Thomas Melle „Bilder von uns“
Ein anonymer Absender schickt dem Journalisten Jesko Drescher ein Foto aufs Mobiltelefon. Darauf: Jesko als Junge, ungefähr zwölf Jahre alt, nackt. An diesem fundamentalen Irritationspunkt
beginnt Thomas Melles Stück „Bilder von uns“: Jesko und seine ehemaligen Mitschüler – größtenteils Männer um die vierzig in ähnlich prestigeträchtigen Berufen – müssen sich plötzlich damit auseinandersetzen, vor Jahrzehnten an ihrem katholischen Elite-Gymnasium möglicherweise
Opfer systematischen Missbrauchs geworden zu sein.
Thomas Melle widmet sich in seinem Mülheim-Debüt also einem Thema mit hohem öffentlichen
Erregungspotenzial, das – aus traurig aktuellem Anlass – in jüngerer Zeit auch immer wieder Gegenstand von Zeitungsenthüllungen
und Reportage-Magazinen war. Allerdings geht es in Melles Stück – anders
als in den besagten journalistischen
Formaten und der gesellschaftlichen Debatte, die sich daraus entwickelt hat – weniger um die konkrete
Fall-Analyse beziehungsweise Missbrauchsanprangerung an sich. Stattdessen untersucht der Dramatiker
mit pathosfreier Präzision, wie sich
entsprechende Erfahrungen – seien
sie mutmaßlicher, verdrängter oder
manifester Natur – in Lebensläufe
einschreiben. Er schaut gleichsam
vier Protagonisten beim Ringen um
die Deutungshoheit über die eigene
Biografie zu – und zwar wohltuend
wertungsfrei.
Denn Jesko Drescher etwa ist mitnichten einem geradlinigen Aufklärungsfuror verfallen. Während seine
Frau ihn ermutigt, sich offensiv mit
dem Missbrauchsverdacht auseinanderzusetzen, reagiert er mit massiven
Selbstschutzreflexen. Waren das nicht
einfach nur „andere Zeiten, die Achtziger“, denkt er laut nach, mit einer
„freieren Sexualmoral“? Dass hier
wesentlich mehr auf dem Spiel steht
als eine gelungene Medien-Karriere;
mehr als das öffentliche Bild vom
­u n­­verletzlich-erfolgsverwöhnten
46
TV-Jour­nalisten, zeigen die Introspektionen, die Melle seinen Protagonisten punktgenau in die
Großhirnrinde schreibt: Zeugnisse einer biografischen Verunsicherung, die weit universellere Fragen aufwirft als diejenige, was damals tatsächlich passiert ist.
Melles Stücktitel – „Bilder von uns“ – meint nämlich nicht nur jenes irritierende Foto, das Jesko
eingangs auf seinem Handy vorfindet. Sondern er zielt auch auf das vergleichsweise stabile Bild,
das diese Anfangsvierziger, die bezüglich der gängigen Gesellschaftsimperative eigentlich alles
richtig gemacht haben mit ihrer exzellenten Ausbildung und den anschließenden Führungspositionen in Top-Kanzleien oder Qualitätsmedien, von sich selbst haben. Ein Image, das infolge der
Ereignisse komplett in sich zusammenzufallen droht: Was würde
es für diese eigene Positiv-Identität bedeuten, sich plötzlich als
„Opfer“ definieren zu müssen, kommen Jesko und seine ehemaligen Mitgymnasiasten nicht umhin zu überlegen. Oder: Wäre
eine öffentliche Täter-Anprangerung überhaupt möglich, ohne
gleichzeitig – unbewusst – die eigene Opfer-Stigmatisierung zu
wiederholen? Und schließlich: Wer sagt eigentlich, dass im Verdrängen – oder im Ignorieren – für den einen nicht eine ebenso
emanzipatorische Strategie liegen könnte wie für den anderen in
der Aufklärung?
Kurzum: Thomas Melle hält den moralischen Gewissheiten
einer nicht dabei gewesenen, aber naturgemäß umso meinungsstärkeren Öffentlichkeit nicht nur die vergleichsweise unerhörte
Frage entgegen, ob die (Fall-)Analyse überhaupt immer – und
vor allem: für jeden – die persönlich gesündeste Entscheidung
ist. Sondern er lässt sie als guter Dramatiker natürlich auch unbeantwortet: „Bilder von uns“ kontert vorschnelle Eindeutigkeiten insofern mit (genuin dramatischer) Vielstimmigkeit, als Melles vier Protagonisten tatsächlich denkbar unterschiedlich mit
der Situation umgehen – und als bestimmte Lebensumstände,
die dabei zutage treten (seien es nun ein eingefleischtes Single­
dasein infolge mutmaßlicher Bindungszweifel oder Schwierigkeiten auf der Karriereleiter) hier niemals zum monokausalen
Erklärungsschnellschuss taugen.
Dank Alice Buddebergs konzentrierter Uraufführungsregie
gewinnen die von Melle aufgeworfenen Fragen am Schauspiel
Bonn tatsächlich eine existenzielle (Denk-)Dimension, die weit
über ihren konkreten Anlass hinausweist.
Christine Wahl
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Bilder von uns
Holger Kraft Benjamin Grüter Hajo Tuschy
48
Lydia Stäubli
Mareike Hein
Johanna Falckner
Benjamin Berger
Fotos: Thilo Beu
49
Foto: David Baltzer
Foto: SRF/Merly Knörle
Foto: Åsa Franck
Foto: Iko Freese
Foto: Maria Feck
Auswahlgremium
Tobias Becker, Hamburg
Geboren 1977 in Siegen. Studium zum Theaterwissenschaftler und Historiker
M.A. in Gießen und Frankfurt am Main, Studium zum Diplom-Journalisten in
München. Redakteurs-Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in
München. Beiträge unter anderem für Frankfurter Rundschau, Frankfurter
Allgemeine Sonntagszeitung, Theater heute, Theater der Zeit und die türkische Tageszeitung Radikal. Seit 2008 Kulturredakteur des SPIEGEL.
Jürgen Berger, Heidelberg
Geboren 1954, Studium der Germanistik und Politologie in Heidelberg. Freier
Theater- und Literaturkritiker für die Süddeutsche Zeitung, Berliner Tageszeitung und Theater heute. Mitglied im Auswahlgremium der Mülheimer
Theatertage NRW 2003-2007 und seit 2012. Jury des Berliner Theatertreffens
2007-2010. 2006-2014 Juror des Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreises.
Christine Wahl, Berlin
Geboren 1971, Studium der Germanistik, Philosophie und Soziologie in Freiburg/Breisgau und Berlin. Seit 1995 freie Autorin und Theaterkritikerin unter
anderem für den Tagesspiegel, Theater heute, Spiegel online. Jurorin unter
anderem für den Berliner Senat (Grimm-Preis 2007), den Mülheimer Dramatikerpreis (Preisjury 2007), das Festival Impulse (2008-2009), das Berliner
Theatertreffen und den Hauptstadtkulturfonds (beides 2010-2012).
Dagmar Walser, Basel
Geboren 1966 in Liechtenstein. Studium der Germanistik und Kunstgeschichte in Basel und Hamburg. Theaterkritikerin und Redakteurin beim
Schweizer Radio SRF2Kultur. Mitglied der Programmgruppe des Zürcher
Theater Spektakel. Publikationen zum Schweizer Theater, unter anderem
„Eigenart Schweiz – Theater in der Deutschschweiz seit den 90er Jahren“
(zusammen mit Barbara Engelhardt).
Franz Wille, Berlin
Geboren 1960 in München. Dr. phil.
Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Anglistik in München
und Berlin. 1982-1986 Dramaturg am Theater der Freien Volksbühne in
Berlin (Intendant Kurt Hübner). Seit 1990 Redakteur von Theater heute.
50
Jury zur Vergabe des
Foto: Sima Dehgani
Mülheimer Dramatikerpreises 2016
Benjamin von Blomberg, München
Geboren 1978, Studium der Historischen Musikwissenschaften, Germanistik
und Betriebswirtschaftslehre in Hamburg. Von 2006 bis 2010 Dramaturg am
Thalia Theater Hamburg, anschließend freischaffender Dramaturg unter anderem in Berlin, Hamburg, Hannover, bei den Salzburger Festspielen und in
Zürich. Von 2012 bis 2015 Chefdramaturg und Leiter der Sparte Schauspiel
am Theater Bremen. Seit der Spielzeit 2015/16 Chefdramaturg an den
Münchner Kammerspielen.
Foto: David Baltzer
Foto: F.A.Z. Wonge Bergmann
Foto: Thomas Dashuber
Regina Guhl, Hannover
Geboren 1957 in Wolfsburg. Studium der Germanistik, Romanistik und
P
­ hilosophie an der Freien Universität Berlin. Nach Abschluss des Studiums
Dramaturgieassistentin an der Schaubühne am Lehniner Platz. Dramaturgin
bzw. Chefdramaturgin unter anderem in Bremen, Lübeck, Graz und Hamburg. Von 2000 bis 2008 Chefdramaturgin und Stellvertreterin des Schauspielintendanten am Staatstheater Hannover, von 2008 bis 2013 Chefdramaturgin am Schauspielhaus Graz. Seit 2013 Professorin für Dramaturgie an
der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
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Anne Lenk, Berlin
Geboren 1978 in Offenburg. Studium der Theaterwissenschaft in Gießen,
anschließend Ausbildung zur Theaterregisseurin an der Otto-FalckenbergSchule in München. Seit 2007 freischaffende Regisseurin. Inszenierungen
in Augsburg, Bochum, München, Lübeck, Aachen, Wien, Osnabrück und
Berlin. Eingeladen zu den „Stücken 2013“ mit Franz Xaver Kroetz’ „Du hast
gewackelt. Requiem für ein liebes Kind“. Seit 2013 inszeniert sie regelmäßig
am Thalia Theater in Hamburg.
Hubert Spiegel, Frankfurt am Main
Geboren 1962 in Essen. Studium der Soziologie, Politikwissenschaft,
­Germanistik und Geschichte in Tübingen und Freiburg. Seit 1988 tätig für
das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, seit 1993 als Redakteur. Von 2001 bis 2008 Leiter des Literaturressorts, seit 2009 Korrespondent. Verantwortlich für die 1974 von Marcel Reich-Ranicki begründete
Frankfurter Anthologie. 2005 ausgezeichnet mit dem Alfred-Kerr-Preis für
Literatur­kritik.
Franz Wille, Berlin
Geboren 1960 in München. Dr. phil.
Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Anglistik in München
und Berlin. 1982-1986 Dramaturg am Theater der Freien Volksbühne in
­Berlin (Intendant Kurt Hübner). Seit 1990 Redakteur von Theater heute.
Publikumsgespräche
Preisverleihung
Foto: Alexander Viktorin
Nach allen Inszenierungen besteht die Möglichkeit, mit den Autor*innen der
eingeladenen Stücke sowie den gastierenden Ensembles ins Gespräch zu
kommen.
Die Moderation der Publikumsgespräche sowie der finalen, öffentlich geführten und live im Internet übertragenen Jurydebatte übernimmt in diesem
Jahr wieder Michael Laages, der bereits bei den „Stücken 2015“ Gespräche
und Debatte moderierte.
Michael Laages
Geboren 1956 in Hannover
Studium der Deutschen Literatur und Geschichte in Hannover und Gießen.
Parallel dazu bereits Lokal- und Kulturjournalist. Regelmäßige Mitarbeit bei
Tageszeitungen und später auch Theaterfachzeitschriften sowie bei diversen
Radiosendern. Unter anderem langjährige Mitarbeit als Moderator bei Radio
Bremen. Berichte über Theaterpremieren vor allem bei Deutschlandradio
Kultur und Deutschlandfunk. Moderation von Jazzsendungen beim NDR.
Buchpublikationen über die Geschichte der Hamburger Kammerspiele und
zum Jubiläum des JazzFest in Berlin. Gastdramaturg am Schauspiel Hannover, an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, und am Theater
Nordhausen.
Mülheimer Dramatikerpreis
Die Jury zur Vergabe des Mülheimer Dramatikerpreises 2016 diskutiert ihre
Entscheidung öffentlich im Anschluss an die letzte Vorstellung des Festivals,
am Donnerstag, dem 26. Mai 2016, ab 22.15 Uhr im Theater an der Ruhr.
In einer feierlichen Matinee voraussichtlich am 12. Juni 2016 werden die Gewinner des Mülheimer Dramatikerpreises 2016, des Publikumspreises der
„Stücke 2016“ und des Mülheimer KinderStückePreises 2016 geehrt.
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Festivalzentrum
Für die Dauer der „Stücke 2016“ richten wir im Foyer der Stadthalle ein Festivalzentrum ein.
Das Festivalzentrum und das Rurfoyer werden wie bereits im vergangenen Jahr von der
Kölner Bühnenbildnerin Cordula Körber gestaltet.
Im Festivalzentrum erhalten Sie Informationen zum Festivalprogramm und finden Rezensionen
zu den auf­geführten Stücken. An den Pressetischen der eingeladenen Theater gibt es Programmhefte und weiteres Material rund um die Wettbewerbs-Stücke, und am Büchertisch der
Buchhandlung proust wörter + töne können Sie nach Herzenslust stöbern.
Überdies besteht die Möglichkeit, vor den Vorstellungen mit dem Festivalteam und anderen
Beteiligten ins Gespräch zu kommen.
Außerdem haben Sie Gelegenheit, die Szenentaucher, sechs Absolventen und Studierende der
Folkwang Universität der Künste, zu erleben. In einem szenischen Kurzprogramm lassen sie
Sequenzen aus den mit dem Dramatiker- oder Publikumspreis ausgezeichneten Stücken der
letzten Jahrzehnte lebendig werden.
An manchen Abenden geben die Musiker*innen des Quartetts Charismatique und des Trio 7‘40
vor den Vorstellungen eine Kostprobe ihres Könnens.
7. Mai, 18.30 Uhr: Charismatique
10. und 11. Mai, 18.15 Uhr: Trio 7‘40
13., 14., 18., 22. und 23. Mai, 19.00 Uhr: Szenentaucher
26. Mai, 18.45 Uhr, Theater an der Ruhr: Trio 7‘40
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Folkwang Universität der Künste
Szenentaucher
Eine besondere Weise, sich mit den in Mülheim gezeigten Stücken zu beschäftigen, haben ­angehende Schauspieler*innen der Folkwang Universität
der Künste für sich entdeckt. Anstatt die Texte nur zu lesen oder die Aufführungen zu besuchen, setzen sie sich szenisch mit den „Stücken“ auseinander.
Für das „Stücke“-Fest anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Mülheimer Theatertage NRW hatten Absolvent*innen der Hochschule die „Zeitmaschine“ entwickelt, ein szenisches Kurzprogramm, das auf prämierten
Stücken der letzten Jahrzehnte basierte. Daraus entstand eine vielversprechende Zusammenarbeit mit Esther Hausmann, der Leiterin des Studiengangs Schauspiel an der Folkwang Universität. Diese Zusammenarbeit soll
in Zukunft fortgeführt und erweitert werden.
Studierende und Absolvent*innen der Folkwang Universität erarbeiten
auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem Schauspieldozenten Roland
­Riebeling kurze szenische Programme, diesmal ­unter dem Titel „Szenentaucher“. Ihr Material schöpfen Rocco Brück, Denis Grafe, Mirjam
­Kuchinke, Marie-Paulina Schendel, Luana Velis und Benjamin Werner
wieder aus denjenigen Stücken, die in Mülheim Dramatiker- und Publikumspreise gewonnen haben. Die jungen Schauspieler*innen erschließen
sich damit einen wichtigen Teil des Kanons deutschsprachiger Gegenwartsdramatik. Und bringen diesen dem Publikum der „Stücke“ noch einmal auf
neue Weise nahe.
Gezeigt werden die Kurzprogramme am 13., 14., 18., 22. und 23. Mai
um 19 Uhr im Festivalzentrum in der Stadthalle.
Musik
Zur Eröffnung der „Stücke 2016“ am 7. Mai spielt das Quartett Charismatique.
Ihm gehören die Folkwang-Studierenden Lennart Allkemper (Tenorsaxophon), Caris Hermes (Kontrabass), Philipp Humburg (Gitarre) und Niklas
Walter (Schlagzeug) an.
An den Abenden des 10., 11. und 26. Mai ist vor den Vorstellungen in der
Stadthalle und am Theater an der Ruhr das Trio 7‘40 zu hören. Unter der
Leitung des Folkwang-Absolventen Slavi Grigorov (Akkordeon) begrüßt es in
wechselnder Besetzung das Publikum.
Kooperationen
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Festival-Blog
Universitäten Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen und Köln
Die „Stücke“ sprechen seit jeher viele Theaterinteressierte weit über die Grenzen Mülheims
­hinaus an. Wer nicht zum Festival anreisen kann, hat die Möglichkeit, die Mülheimer Theatertage
NRW über den Festival-Blog zu verfolgen. Der Blog ist erreichbar über http://blog.stuecke.de
und www.kultiversum.de und wird die „Stücke 2016“ redaktionell begleiten, vor- und nachbereiten.
Einen Festival-Blog, der die „Stücke“ für all diejenigen lebendig macht, die nicht vor Ort sein
können oder einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten, gibt es bereits seit 2011. Bisher
wurde er von drei Kulturjournalist*innen bestückt. Der Blog ist die Weiterentwicklung eines
Online-Festivalmagazins auf nachtkritik.de, das die „Stücke“ von 2008 bis 2010 begleitete.
In diesem Jahr wird der Blog erstmals kollektiv von einer Gruppe Studierender der Hochschulen Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen und Köln gestaltet. Sie kommen aus verschiedenen
Fachrichtungen, doch etwas verbindet sie: ihre Begeisterung fürs Theater. In Text-, Audiound Videobeiträgen zeigen sie ihre ganz persönlichen Perspektiven auf die „Stücke“ und das
G
­ eschehen auf, vor, neben und hinter der Bühne – unabhängig, aktuell ­und kritisch.
Zum Team der Blogger*innen gehören: Isabelle Bach, Sebastian Bös, Marie-Luise Eberhardt,
Helge Kreisköther, Arne Schüttler, Maria Segat, Pia Soldan, Nataliya Stavtseva,
Sophia Steneberg, Friederike Wießner und Emelyn Yabar.
Mit Unterstützung der Kulturjournalistin Sarah Heppekausen, der Theaterwissenschaftlerin Laura Strack und des Videojournalisten Alexander
Viktorin werden die Studierenden in unterschiedlichsten Formaten ihre
Sichtweisen in Worte fassen und ins Bild setzen, Stimmen und Stimmungen
einfangen.
Anekdoten am Rande des Festivalgeschehens haben hier genauso Platz
wie Porträts der Autor*innen, die Fragen des Publikums, Eindrücke der
Juror*innen oder Interviews mit den ­Inszenierungsteams.
Das Team des „Stücke“-Blogs schlägt sein Quartier in der Mülheimer
Innenstadt auf: in den Ladenlokalen des Hotel Noy, der Aachener Grundvermögen GmbH sowie in der dezentrale und den Räumen der Interkulturellen Sozialpädagogischen Familienhilfe ISF auf der Schloßstraße (siehe
Lageplan auf S. 67). Hier wird nachgedacht, informiert, besprochen, kommentiert, ­geschrieben, geschnitten und mit neuen Formen experimentiert.
Hier können Sie den Blogger*innen bei ihrer Arbeit über die Schulter
schauen und Ihre Meinung, Kommentare, Ideen und Anregungen loswerden.
Denn bloggen bedeutet auch vernetzen.
55
Kooperationen
KinderStücke-Blog
Institut für Theaterpädagogik (Lingen)
Erstmals bekommen in diesem Jahr auch die „KinderStücke“ einen eigenen Blog. Er ist erreichbar über
www.kinderstuecke.de und wird von Studierenden des
Instituts für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück (Campus Lingen) gestaltet. Unter Leitung von
Johanna Wildhagen wollen die Blogger*innen
Leonie Adam, Leon Bluhm, Panagiotis Georgiou,
Saskia Hinrichs, Saskia Honisch, Kristina Hrubesch,
Rafael Kurella, Nina Nitzsche, Helen Reichhardt,
Magdalena Reuter, Paul Schneider, Annika Stross
und Sarah Ulmer das Festival aus unterschiedlichsten
Blickwinkeln betrachten. Dabei gilt ihr besonderes
Augenmerk den Expert*innen der „KinderStücke“,
dem Publikum.
Unter dem Titel KinderStückeBLICKE nehmen die
Blogger*innen verschiedene Perspektiven ein. In der
Rubrik RöntgenBLICKE etwa suchen sie das Gespräch
mit den Autor*innen, unter TextBLICKE setzen sie
sich mit den eingeladenen Stücken auseinander.
Die Rubrik KinderBLICKE soll die Eindrücke der jüngsten
Festivalbesucher*innen einfangen und die FrageBLICKE dokumentieren die Publikumsgespräche. Auch die
Jugend-Jury wird von den Blogger*innen begleitet und
kommt unter GewinnerBLICKE zu Wort. Die FangBLICKE
schließlich bieten Raum für alles, was sonst noch so
passiert: Skurriles, Witziges, Merkwürdiges, Interessantes und Unterhaltsames am Rande der „KinderStücke“.
Jugend-Jury
Auch in diesem Jahr gibt es für die „KinderStücke“ wieder eine Jugend-Jury.
Ihr gehören Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren an, die – wie die Mitglieder der Erwachsenen-Jury – alle eingeladenen Stücke lesen, ansehen
und diskutieren. Die Jugend-Jury kürt ihren Preisträger beziehungsweise
ihre Preisträgerin im Anschluss an die letzte „KinderStücke“-Vorstellung
am 13. Mai 2016 im Theater an der Ruhr. Unterstützt wird die Jugend-Jury
von zwei Studentinnen des Instituts für Theaterpädagogik der Hochschule
Osnabrück: Laura Mirjam Walter und Paloma Zandonella.
Kooperationen
56
ZwischenStücke
Lesungen und Gastspiele
Die „Stücke“ sind ihrem Grundgedanken nach zwei Welten zugehörig: dem Theater und der
­Literatur. Zwar richten sie den Blick ausdrücklich auf schriftlich fixierte Theatertexte, doch stets
in Form einer Aufführung, meist der Uraufführung. Theaterstücke entfalten ihre Kraft vor allem
dann, wenn sie gespielt – und angeschaut werden. Deshalb spielt bei den „Stücken“ das Publikum eine wichtige Rolle. Es entscheidet über die Vergabe des Publikumspreises, und die
Publikumsgespräche befördern den Austausch mit den Künstler*innen. Schon immer war das
Festival eine Schnittstelle, an der sich Autor*innen, ­Theaterleute, Leser*innen und
Zuschauer*innen treffen.
Aber auch außerhalb des Festival-Zeitraums wird Interessierten die Gelegenheit geboten, sich
mit neuer deutschsprachiger Dramatik zu beschäftigen. So begleitet etwa die Stadtbibliothek
Mülheim die Theatertage NRW seit ihrer Gründung, indem sie die Texte aller eingeladenen
Stücke sowie die Programmhefte der „Stücke“ archiviert und zur Ausleihe zur Verfügung stellt.
Jedes Jahr während des Festivals werden die Stücktexte öffentlich ausgelegt. Zudem verfügt
die Stadtbibliothek über eine große Anzahl von Programmheften der eingeladenen Theater, eine
Vielzahl von Rezensionen und Presseberichten über die aufgeführten Stücke sowie weiteres
­Material zu deren Autor*innen.
Seit Anfang des Jahres können Theaterinteressierte in der Stadtbibliothek sogar einige dieser
Autor*innen live erleben. In der neu gegründeten Veranstaltungsreihe „ZwischenStücke“ werden
jeweils im Frühjahr und im Herbst Dramatiker*innen vorgestellt, die aus ihren Werken lesen und
Einblick in ihre Arbeit gewähren.
Das zentrale Anliegen der „ZwischenStücke“ ist es, die Verbindung von Theater und Literatur
zu stärken. Dieses Ziel haben nicht nur die Lesungen in der Stadtbibliothek, sondern auch die
Gastspiele, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe im Theater an der Ruhr zu sehen sind.
Dort gastieren Inszenierungen von Autor*innen, die bei den Mülheimer Theatertagen bereits
vertreten waren oder es bald sein könnten. Und es werden Aufführungen fremdsprachiger
Gegenwartsdramatiker*innen gezeigt. So kommen „Stücke“-Fans auch während des Jahres auf
ihre Kosten.
Im Rahmen der „ZwischenStücke“ fanden bereits Lesungen von Wolfram Lotz, Ewald Palmetshofer und Felicia Zeller statt. Im Theater an der Ruhr waren Stücke von Rebekka Kricheldorf,
Marco Martinelli, Nolte Decar und Wolfram Lotz zu sehen.
Die Veranstaltungsreihe wird im Herbst 2016 fortgesetzt.
57
Kooperationen
Kinder
Stücke
. Ma i
9. - 1 3
2016
58
Spielplan
9. - 1 3. Ma i
Montag, 9. Mai, 9.00 + 11.00 Uhr
Theater an der Ruhr
Thilo Reffert
Ronny von Welt
Junges Landestheater Tübingen
Dienstag, 10. Mai, 9.00 + 11.00 Uhr
Theater an der Ruhr
Carsten Brandau
Himmel und Hände
Theater der Stadt Aalen
Dienstag, 10. Mai, 17.00 Uhr
Mittwoch, 11. Mai, 9.00 + 11.00 Uhr
Ringlokschuppen
Nora Mansmann
fuchs & freund
Theater Junge Generation Dresden
Donnerstag, 12. Mai, 9.00 + 11.00 Uhr
Ringlokschuppen
Finn-Ole Heinrich
Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes
Junge WLB Esslingen / Junges Theater Freiburg
Freitag, 13. Mai, 9.00 + 11.00 Uhr
Theater an der Ruhr
Jens Raschke
Was das Nashorn sah, als es
auf die andere Seite des Zaunes schaute
Theater Osnabrück
59
KinderStücke 201 6–
ei n beachtenswerter Jahrgang
Mit insgesamt fünfzig zur Auswahl stehenden Stücken
haben die Mülheimer KinderStücke in diesem Jahr eine
neue Rekordmarke erreicht. Das ist ein Anstieg um 50%
im Vergleich zu den vorausgegangenen Jahren. Was dabei besonders überrascht, ist, dass die Zahl der Stücke,
die auf Grundlage einer Bearbeitung entstanden sind, in
etwa gleich geblieben ist. Dagegen hat aber die in den
letzten Jahren so oft bemängelte Breite an eigenständigen Autorentexten stark zugenommen. Damit bestätigt
sich der positive Trend, der sich im letzten Jahr schon
angedeutet
hat. Auch waren bisher meist ein Drittel der
Stücke Märchenadaptionen beziehungsweise Bearbeitungen von „best ofs“ der Kinderliteratur wie „Dschungelbuch“ oder „Pünktchen und Anton“. Dieser Jahrgang
verzeichnet gerade mal drei Stücke, die einen „klassischen“ Stoff verarbeiten.
Die Mehrzahl der Autoren ist nicht zum ersten Mal auf
der Mülheimer Auswahlliste zu finden. Das ist insofern
von Belang, weil es belegt, dass es eine Kontinuität im
Schreiben für Kinder gibt. Die Autoren sehen für sich
darin scheinbar keine Durchgangsstation, und viele sind
inzwischen Experten, die in ihrem Blick auf die Welt von
Kindern dem Theater neue Themen erschließen. Diese
Themen sind in diesem Jahr von beachtlicher Vielfalt.
Und deutlich spürbar ist das Bestreben, gesellschaftlich relevante Inhalte auszuloten. Das betrifft aktuelle
Themen wie Migration und Flucht bis hin zu Themen der
sozialen Vernachlässigung und sozialen Stigmatisierung. Daneben Stücke, die Mut machende Lebenshilfe
sind und Texte, die universelle, ethische Themen durch­
spielen.
Die Fülle an Stücken und Themen beförderte wiederum
die Fülle an Formen. Wir lasen Tierfabelhaftes, Komödiantisches, Absurdes, auch mal Postdramatisches,
Aufklärerisches, Satirisches, Fantastisches. Immer noch
zu oft verpackt als Erzähltheater. Vieles bleibt konventionell und ein mutigerer Umgang mit Form und Sprache wünschenswert. Denn meist reicht die inhaltliche
Auseinandersetzung nicht über eine rein realistische
Abbildung von Alltagssprache hinaus. So hat der Aspekt
der Kunstfertigkeit im Umgang mit Sprache im Kinder-
theater immer noch viel Luft nach oben. Möglicherweise
entspringt dieses Defizit der unbegründeten Angst, Kinder zu überfordern.
Auf unserer Suche nach bemerkenswerten künstlerischen, theatralischen, literarischen Texten sind wir bei
den folgenden fünf Autoren fündig geworden:
Carsten Brandau: Himmel und Hände (4+)
Finn-Ole Heinrich: Die Reise zum Mittelpunkt
des Waldes (8+)
Nora Mansmann: fuchs & freund (6+)
Jens Raschke: Was das Nashorn sah, als es auf
die andere Seite des Zaunes schaute (10+)
Thilo Reffert: Ronny von Welt (10+)
Für Nora Mansmann, die seit über zehn Jahren Theater­
stücke für Erwachsene schreibt, ist es das erste Kinderstück. Das Gleiche gilt für Finn-Ole Heinrich, der sich
in den letzten Jahren vor allem als Buchautor einen
Namen gemacht hat und 2012 in der Kategorie Kinderbuch mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Brandau, Raschke und Reffert waren
nicht nur schon mit ihren Stücken nach Mülheim ein­
geladen, mehr noch, jeder von ihnen war auch schon
einmal Preisträger. Carsten Brandau im letzten Jahr.
Blickt man auf die Gesamtheit der Stücke, so lässt sich
inhaltlich nicht unbedingt ein Schwerpunkt erkennen.
Das verhält sich bei den ausgewählten Stücken anders.
Drei Texte verbindet das Thema Übergang und Neuanfang. Ein Lebensabschnitt endet, ein neuer beginnt. Der
Verlust von und die Suche nach Freundschaft ist dabei
von allergrößter Bedeutung.
So zum Beispiel für Fuchs, den hochbegabten Jungen
in Nora Mansmanns Stück „fuchs & freund“, der gerade
eingeschult wurde und den diese Situation sichtlich
überfordert. Weil so viel Neues auf ihn einstürzt. Und es
laut ist, draußen und in seinem Kopf. Da Fuchs etwas
anders tickt, wird er schnell zum Außenseiter. Doch ein
Junge hält zu ihm und bietet ihm sein Freundschaft an.
Der Text wirkt sehr reduziert, fast asketisch, erzeugt
60
dadurch aber eine wunderbare Poesie und eröffnet sehr
viele Freiheiten der Umsetzung. Das nutzt die eingeladene Inszenierung aus Dresden auf ganz besondere
Weise. Indem ihr das Trommeln im Kopf von Fuchs als
musikalisches Motiv dient, schafft sie einen durchgängigen Klangteppich, dessen Töne und Geräusche meist
von den Spielern sichtbar hergestellt werden. Daraus
entsteht eine eindrucksvolle Symbiose aus Text und
M
­ usik.
Einschulung ist auch ein Thema in „Himmel und Hände“
von Carsten Brandau. Darin erzählt er die Geschichte
von A und O. Sie sind beste Freunde, die schon vor und
dann während der Kindergartenzeit gemeinsam die Welt
entdecken. Doch als die Einschulung bevorsteht, führt
die Unterschiedlichkeit der beiden sie auseinander.
A, der mit dem Kopf im Himmel, sehnt sich nach der
Schule, O, der mit den Händen im Sand, braucht noch
etwas Nestwärme. Das bedeutet, schweren Herzens
Abschied zu nehmen. Brandau gelingt es, ein komplexes
Themengebilde zu schaffen, sehr subtil und ohne beliebig zu werden. Und dies mit einer Sprachbehandlung,
die von hoher Kunstfertigkeit zeugt und einem großen
Verlangen nach spielerischem Umgang mit Lauten, mit
Form, mit Wiederholungen und Verdichtung.
Thilo Refferts Stück „Ronny von Welt“ ist da in seiner
Sprache schon viel konkreter und sehr viel dichter an
der Alltagssprache. Nach dem Familienumzug muss
Ronny in seiner neuen Schule klarkommen. Vor allem
Freunde zu finden, ist nicht ganz einfach. Und so denkt
er sich Geschichten aus, um seine Mitschüler zu beeindrucken. Aber nicht irgendwelche Geschichten. Es sind
die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, die er
als Kriegsgeschichten seines Opas verkauft. Fasziniert
von seiner Gabe zu erzählen, weichen ihm viele seiner
Mitschüler nicht mehr von der Seite, bis sein Schwindeln eines Tages auffliegt. Reffert verhandelt in seinem
Einpersonenstück mit gewohnt viel Humor neben der
Frage, wie viel Lüge erlaubt ist, auch die Magie des Erzählens und des Fantasierens. Und er verweist darauf,
wie kostbar Bücher sind, auch, indem er sehr geschickt
ein Stück alte Literatur in die Gegenwart holt.
61
Das zweite Solostück der diesjährigen Auswahl ist FinnOle Heinrichs „Reise zum Mittelpunkt des Waldes“.
Markus Michalik, seines Zeichens Jungforscher und
Abenteurer, ist ihm wahrhaftig begegnet, dem sagenumwobenen Reuber. Und ganze vier Wochen durfte er
an seiner Seite den Mythos wilder Freiheit genießen.
Seine unglaublichen Erlebnisse durchlebt und erspielt
er nun nochmals vor unseren Augen und enthüllt uns
Geheimnisse aus der Reuberwelt, die uns bis dato verborgen blieben. Heinrich schreibt eine kleine Liebeserklärung an den Wald als faszinierenden Organismus,
mit dem Räuber als anarchischem, noch nicht entfremdetem Geschöpf im Zentrum. Was seinen Text so besonders macht, ist die bildhafte, stimmungsvolle Sprache
und die unbändige Lust am Fabulieren und Schöpfen
neuer Worte.
Das gesellschaftlich aktuellste Stück ist Jens Raschkes
Fabel „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite
des Zaunes schaute“. Als Folie benutzt er den historisch
verbürgten Zoo im KZ Buchenwald. Die Tiere des Zoos
führen ein beschauliches Leben. Und beharrlich ignorieren sie die Grausamkeiten, die den Gestreiften auf der
anderen Seite des Zaunes widerfahren. Einzig der Bär
wendet sich nicht ab und versucht unter Einsatz seines
Lebens, die unmenschliche Situation zu beenden.
Raschke stellt die Frage nach der Rolle des Zuschauers
und entwirft so eine Parabel auf die aktuelle Gesellschaft, die in gewohnt sicherer Distanz die medial aufbereiteten Menschenkatastrophen zwar verfolgt, aber
ihnen in der Regel keine größere Beachtung schenkt.
Sein Stück ist ein Appell, nicht wegzuschauen und darüber nachzudenken, was wir tun können, wenn auf der
anderen Seite des Zaunes die Menschenwürde mit Füßen getreten wird.
Allen Stücken der Auswahl ist gemeinsam, dass sie im
Rahmen von Stipendien entstanden sind. Die Autorenförderung ist und bleibt somit ein Garant für eine Kontinuität im Schreiben literarisch anspruchsvoller Texte im
Theater für Kinder. Bleibt zu hoffen, dass diese Quelle
nicht so bald versiegen möge.
Werner Mink
Montag, 9. Mai, 9 und 11 Uhr
Theater an der Ruhr
Dienstag, 10. Mai, 9 und 11 Uhr
Theater an der Ruhr
Thilo Reffert
Ronny von Welt
Junges Landestheater Tübingen
Carsten Brandau
Himmel und Hände
Theater der Stadt Aalen
Mit Dimetrio-Giovanni Rupp
Regie Michael Miensopust
Bühne/Kostüm Vesna Hiltmann
Dramaturgie Susanne Schmitt
Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag,
Reinbek bei Hamburg
Ab 10 Jahren
Mit Marcus Krone, Alice Katharina Schmidt
Regie Winfried Tobias
Bühne/Kostüm Ariane Scherpf
Dramaturgie Anne Klöcker
Aufführungsrechte: Drei Masken Verlag GmbH, München
Ab 4 Jahren
Zwei Freunde, A und O, im Übergang vom Kindergarten
zur Schule. A ist wie der Buchstabe selbst: zwei Beine
auf dem Boden, aufwärts gereckt, denkt sich Sterne an
den Himmel. O dagegen sucht das Umschlossene auf
der Erde, die Höhle, die Geborgenheit. Ihre Gegensätze
verbinden sich – zu Freundschaft und dem gegenseitigen Erleben ihrer jeweils anderen Weltsicht, in der sich
zum ersten Mal die eigene Entwicklung zeigt. A und O,
Ich und Du, früher und jetzt, Himmel – und Hände zum
Buddeln im Sandkasten.
Carsten Brandaus Stück lässt das Sprachbewusstsein
seiner Figuren nach und nach zu Weltbewusstsein
werden – das A und O jeder Kindheitsentwicklung. Die
sprachliche Gestaltung von Wort- und Denkspielen –
jenseits von Alltagsdialogen mit einer nicht allein für
jüngste Zuschauer hohen literarischen Qualität – wird in
der Inszenierung von Winfried Tobias präzise vorgestellt
und zeigt zudem mit Fantasie, wie selbst-bewusst das
Kindertheater solche komplizierten Entwicklungsprozesse seinen Zuschauern spielerisch vermitteln kann –
so dass jedes Kind sich darin findet.
Thomas Irmer
Foto: Martin Sigmund
„Eine übertrieben wahre Lügengeschichte“, untertitelt
Thilo Reffert sein Stück. Schamlos übertrieben sind die
Abenteuer des legendären Münchhausen, schwierig
wahr hingegen ist, dass Familien hin und wieder in eine
andere Stadt ziehen und ihre Kinder neue Freunde finden müssen. Eine neue Schule, neue Gesichter – was
sage ich? Wie stelle ich mich vor? Was muss ich tun, um
nicht nur beachtet, sondern auch geachtet und vielleicht
sogar bestaunt zu werden?
Ronny ahnt die Chance, sich neu zu erfinden. Ein bisschen. Ein Fahrrad will er haben, schneller als ein Auto.
Und, ja wirklich, er könne Kontakt zu Außerirdischen
aufnehmen. Anfangs erregt er damit Aufsehen, aber
schon bald nimmt ihm das keiner mehr ab. Ronny, der
Lügner, der Angeber?
In dieser peinlichen Situation fallen ihm die Geschichten
Münchhausens in die Hände …
Wo neun Zehntel aller Bearbeitungen angestrengt konstruieren und flickschustern, gelingt es Thilo Reffert
verblüffend leicht, den Klassiker der Weltliteratur für
die Gegenwart zu beleben. Sein Ronny bläst den Staub
aus dem antiquarischen Buch, weil er es braucht. Nicht
für eine Note, sondern wirklich: auf dem Schulhof. Ein
Stück, „total gelogen, wirklich wahr!“
Oliver Bukowski
Foto: Peter Schlipf
62
Dienstag, 10. Mai, 17 Uhr und
Mittwoch, 11. Mai, 9 und 11 Uhr
Ringlokschuppen
Donnerstag, 12. Mai, 9 und 11 Uhr
Ringlokschuppen
Nora Mansmann
fuchs & freund
Ein Theaterkonzert für vier Fahrräder und
fünf SchauspielerInnen
Theater Junge Generation, Dresden
Finn-Ole Heinrich
Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes
Monolog für einen Reuber
Koproduktion der Jungen WLB Esslingen
mit dem Jungen Theater Freiburg
Mit Marc Simon Delfs, Marja Hofmann, Hanif Idris,
Bettina Sörgel, Bernd Sikora
Regie/Musik Bernd Sikora
Bühne/Kostüm Ulrike Kunze
Aufführungsrechte: Verlag der Autoren,
Frankfurt am Main
Ab 6 Jahren
Mit Markus Michalik
Regie Benedikt Grubel
Ausstattung Nina Hofmann
Dramaturgie Matthias Göttfert
Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater, Hamburg
Ab 8 Jahren
Von Räubern wird viel geraunt, aber wer kennt schon
einen? Und umgekehrt: Welcher Räuber will sich schon
kennenlernen lassen?
Finn-Ole Heinrichs Reuber (kein Tippfehler!) macht
hier keine Ausnahme. Einsam, im Schutz des Waldes,
schmiedet er seine Pläne und wetzt die Messer. Nebenher wollen aber auch Feuer und Räuberhöhle versorgt
sein. Und, grimmig sein macht hungrig, was soll er
essen? Ein richtiger Räuber raubt nicht Kühlschränke
aus. Also Bären verschrecken, Beeren sammeln und
Löwenzahn für den Räuberkaffee (Tee). Struppige Fakten aus dem Räuber-Alltag – wir erfahren sie aus erster
Hand. Denn jemand hatte mehr Neugier als Furcht und
begab sich auf Forschungsreise in den Wald. Markus
Michalik heißt der mutige Mann. Er raubte und hauste
mit dem Reuber einen ganzen Monat. Auf jede seiner
Fragen folgte Antwort und Gegenfrage. Fragen kostet
was, wie jeder Räuber weiß. Bis heute ist Markus nicht
sicher, wer mehr von wem lernte. Er kann nur berichten und wird dabei von all den Abenteuern noch einmal
durchrüttelt.
Räubern ist jedes Mittel recht – der Bühne auch. Nebel,
Video, Musik und Geräusch geben den opulenten Hintergrund für einen Monolog, so wortwitzig und stilsicher,
dass sein Darsteller zeigen darf, was er kann. Und er
kann!
Oliver Bukowski
Foto: Dorit Günter
Fuchs ist sechs Jahre alt und kommt in die Schule. Er
möchte ganz viel lernen, aber dann ist gleich am ersten
Schultag vieles anders als gedacht: das Klingeln laut,
die Farben im Malkasten zu wenige für einen Papagei, und er vergisst sein Pausenbrot zu essen. Fuchs ist ein
besonderes Kind, er hört Trommeln im Kopf und im
Auge zugleich – deshalb ist die Schule mit den neuen
Eindrücken eine ungeheure Herausforderung für seine
Sinne. Eigentlich ist er aber ein Superheld, der über die
Schwerkraft nachdenkt und im Wald wohnt, wo es in der
Stille viel zu hören gibt.
„das ist wie trommeln im kopf und im ohr und im auge
gleichzeitig überall
gleichzeitig trommeln große und kleine und schnelle
und langsame und rote und
gelbe und bunte trommeln wie ein regenbogen
aber vermischt
das ist komisch und seltsam und traurig“
Die Inszenierung von Bernd Sikora setzt die Grundidee
des Stücks, der besonderen Hörgabe und Wahrnehmung
der Figur Fuchs, in einer beeindruckenden akustischen
Performance um, die genauso fantasievoll wie die Welt von Nora Mansmanns Schulanfänger ist und dem
Kindertheater damit eine neue Form erschließt.
Thomas Irmer
63
Foto: Maurice Korbel
Freitag, 13. Mai, 9 und 11 Uhr
Theater an der Ruhr
Jens Raschke
Was das Nashorn sah, als es
auf die andere Seite des Zaunes schaute
Theater Osnabrück
Mit Anja S. Gläser, Thomas Hofer, Marius Lamprecht
Regie Ramin Anaraki
Bühne/Kostüm Linda Schnabel
Dramaturgie Maria Schneider Aufführungsrechte: Theaterstückverlag, München
Ab 10 Jahren
Foto: Uwe Lewandowski
Ein Zoo. Die Tiere darin führen ein unaufgeregt beschauliches Leben. Was auf der anderen Seite des
Zauns passiert, kümmert sie nicht. Auch der plötzliche
Tod des Nashorns ändert nichts daran, und über das
Warum wird nicht lange gegrübelt. Erst die Ankunft eines neuen Mitbewohners, des jungen Bären, irritiert ihre
fragile, heile Welt, als er sie mit unangenehmen Fragen
konfrontiert. Woran ist das Nashorn gestorben? Wer
sind die Gestreiften auf der anderen Seite des Zauns, die
aussehen wie dünne Zebrawesen, aber auf zwei Beinen
gehen? Und wer sind die Gestiefelten? Warum stinkt
die Luft so unerträglich? Und ist das etwa der Grund,
warum es hier keine Vögel gibt? Das sorgt bei den Zoobewohnern für allerhand Aufregung und der Pavian rät
dem Bären, seine Neugier zu zügeln und sich nicht in
die Angelegenheiten anderer einzumischen, da er sonst
sein Leben und auch das der anderen Zoobewohner gefährde. Aber der Bär schafft es nicht wegzuschauen, und
schließlich trifft er eine mutige Entscheidung.
Der historische Zoo im KZ Buchenwald lieferte Jens
Raschke die Folie für sein Stück, in dem es ihm vor allem um dieses Weg- und Hinschauen geht. In Zeiten, in
denen Zäune wieder unsere Realität bestimmen, ist dies
eine hochaktuelle Parabel auf unsere Gesellschaft, die
sich dringender denn je positionieren muss. Es mahnt,
uns nicht rauszuhalten, sondern darüber nachzudenken,
was wir auch im Kleinen tun können, um Menschen in
Not zu helfen.
Werner Mink
Die öffentlich
geführte
Jury-Diskussion
zur Vergabe
des Mülheimer
KinderStückePreises 2016
findet am
Freitag,
dem 1 3. Mai,
um 1 3 Uhr
i m Theater
an der Ruhr
statt.
64
Foto: Silja Ritter
Foto: Denise Henning
Foto: Jakob Reinhardt
Foto: Theaterstückverlag
Foto: Bucher Bote
65
Carsten Brandau
Geboren 1970 in Hamburg
Er studierte in Trier, London und Heidelberg Germanistik, Geschichte und
Philosophie und arbeitete als Regieassistent unter anderem in Heidelberg,
Düsseldorf und Dortmund. Seit 2000 entstanden eigene Regiearbeiten. 2003
zog Carsten Brandau zurück nach Hamburg, wo er als Theaterautor und
Hörspielmacher lebt. 2012 initiierte er die Stadtteilperformance „Altona
macht auf!“. Mit „Dreier steht Kopf“ gewann Brandau den Mülheimer
KinderStückePreis 2015.
Himmel und Hände
Finn-Ole Heinrich
Geboren 1982 in Henstedt-Ulzburg
Er wuchs in Cuxhaven auf und studierte Film und bildende Kunst in Hannover. Als Autor debütierte er im Alter von 23 Jahren mit dem Erzählband „die taschen voll wasser“. 2012 erschien „Frerk, du Zwerg!“, sein erster Roman für
Kinder. Seine Prosatexte fanden vielfach in Form von Bühnenbearbeitungen
ihren Weg ins Theater. Mit „Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes“ legte
Heinrich sein erstes Theaterstück vor. Er lebt als freier Autor in Hamburg.
Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes
Nora Mansmann
Geboren 1980 in Friedberg im Taunus
Sie studierte Geschichtswissenschaft, Musikwissenschaft und Deutsche
Philologie in Berlin und Göttingen. Seit 2005 ist Nora Mansmann als Theaterautorin tätig. Regie führt sie seit 2008, unter anderem in Kiel, Aachen,
Bremerhaven, Bonn und Neuss. Sie konzipierte zudem Theaterprojekte im
öffentlichen Raum. Seit 2009 leitet Mansmann Workshops für Schreiben,
Theater und kulturelle Bildung und ist Trainerin für Parkour, Kindersport,
Gesundheit und Fitness. Sie lebt in Berlin-Rixdorf.
fuchs & freund
Jens Raschke
Geboren 1970 in Darmstadt
Er studierte Skandinavistik und Geschichte in Frankfurt am Main und Kiel
und arbeitete als Dramaturg unter anderem in Kiel, Zürich und Essen. Seit
2003 gehört Jens Raschke zum Leitungsteam des internationalen Monodrama-
festivals Thespis in Kiel. Seit 2007 arbeitet er kontinuierlich als Autor, Dra-
maturg und Regisseur für das Theater im Werftpark, das Kinder- und Jugend-
theater des Theaters Kiel, und ist als Kulturjournalist tätig. Für „Schlafen Fische?“ erhielt Raschke den Mülheimer KinderStückePreis 2012. Er lebt in Kiel.
Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zaunes schaute
Thilo Reffert
Geboren 1970 in Magdeburg
Er studierte zunächst mehrere Semester Medizin, danach Theaterwissenschaften und Neuere Deutsche Literatur. Thilo Reffert gründete eine Theatergruppe und arbeitet als Autor, Dramaturg und Theaterpädagoge. Er
schreibt Kinderbücher, Theaterstücke und Hörspieltexte. Mit „Nina und Paul“
gewann er 2013 den Mülheimer KinderStückePreis. Reffert lebt in Berlin.
Ronny von Welt
Foto: Karoline Bofinger
Auswahlgremium 2016
Oliver Bukowski
Geboren 1961 in Cottbus
Philosophiestudium von 1985 bis 1990. Ab 1987 sozialpsychologisch spezialisiert. Promotionsstipendium und Doktorand Sozialwissenschaften (HUB). Im November 1991 Abbruch des Forschungsstudiums, danach als freischaffender Autor tätig. Seit 1996 verschiedene Lehrtätigkeiten (Bundesakademie
für kulturelle Bildung Wolfenbüttel, Universität der Künste Berlin, S3 (Studium Szenisches Schreiben) in Graz). Von 1999 bis 2010 ständiger
Dozent und Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin (Studiengang
Szenisches Schreiben). Seit 2012 ständiger Gastdozent an der Akademie für
Darstellende Kunst Baden-Württemberg, Ludwigsburg.
Thomas Irmer
Geboren 1962 in Potsdam. Dr. phil.
Studium der Germanistik und Amerikanistik in Leipzig, 1990/91 Fulbright
Scholar in den USA, danach wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität
Leipzig. 1998 bis 2003 verantwortlicher Redakteur von Theater der Zeit, anschließend bis 2006 Dramaturg bei spielzeiteuropa / Berliner Festspiele. 2001
und 2009 Juror des Gebrüder-Grimm-Preises des Landes Berlin. Lehrauftrag für Drama und Theater in den USA am Kennedy-Institut der FU Berlin.
Werner Mink
Geboren 1954 in Darmstadt
Studium der Romanistik in Heidelberg. Seit 1982 am Theater der Stadt Heidelberg als Regieassistent, Dramaturg und künstlerischer Leiter der Sparte
Kinder- und Jugendtheater. Seit 1991 freier Regisseur und Dramaturg, unter
anderem in Berlin, Rostock, Brüssel, Heilbronn, Celle, Halle und Leipzig.
Preisjury 2016
Foto: Hans Jörg Michel
Werner Mink
Sprecher des Auswahlgremiums
Andrea Gronemeyer
Geboren 1962 im Emsland
Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln und Florenz.
Lange Jahre Regisseurin, Dramaturgin, Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin am Theater Comedia in Köln. Von der Spielzeit 2002/2003 an Direktorin des Schnawwl am Nationaltheater Mannheim, seit 2013 Intendantin des
Jungen Nationaltheaters. 2014 ausgezeichnet mit DER FAUST in der Kategorie
Regie Kinder- und Jugendtheater. Ab der Spielzeit 2017/2018 Intendantin des
Münchner Theaters der Jugend, Schauburg.
Sabine Leucht
Geboren 1966 in Neckarbischofsheim
Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft an der FU Berlin. Seit 1998
freie Journalistin und Kritikerin unter anderem für die Süddeutsche Zeitung,
die tageszeitung (taz), Theater der Zeit, das Münchner Feuilleton und nachtkritik.de. Mitglied verschiedener Jurys: Jugendtheaterpreis Baden-Württemberg 2006 und 2008, Lore-Bronner-Preis 2007 und 2011, Förderpreis Theater
der Landeshauptstadt München 2014 und 2016.
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Informationen zu den Blogs
auf den Seiten 55 und 56.
Stadthalle
67
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f
ho
hn
Ba
Leineweberstraße
Mülheimer Theatertage
7 Jahre
Die KinderStücke
KinderStücke 2011
Ingeborg von Zadow
Über Lang oder Kurz
tjg. Theater Junge Generation, Dresden
Yoko Tawada
Mein kleiner Zeh war ein Wort
Theaterwerkstatt Pilkentafel, Flensburg
2010-
KinderStücke 2010
Katrin Lange
Alice: Im Wunderland!
Junges Schauspielhaus Düsseldorf
Franziska Steiof
Undine, die kleine Meerjungfrau
Junges Schauspielhaus Düsseldorf
Petra Wüllenweber
Am Horizont
Theater Überzwerg, Saarbrücken
Kathrin Leuenberger, Sibylle Heiniger
Kleiner Riese Stanislas
Figurentheater Lupine
Ulrich Hub
Nathans Kinder
Theater Junge Generation Dresden
Michael Müller
Über die Grenze ist es nur ein Schritt
Junges Schauspielhaus Hamburg
Jörg Isermeyer
Ohne Moos nix los
GRIPS Theater, Berlin
Rudolf Herfurtner
Das Geschenk des weißen Pferdchens
SchauBurg München
KinderStücke 2012
Katrin Lange
Freund Till, genannt Eulenspiegel
Junges Staatstheater Braunschweig
Petra Wüllenweber
Zur Zeit nicht erreichbar
theater überzwerg, Saarbrücken
KinderStücke 2013
PeterLicht
Wunder des Alltags
Junges Schauspielhaus Düsseldorf
Martin Baltscheit
Die Geschichte vom Löwen,
der nicht bis 3 zählen konnte
Deutsches Nationaltheater Weimar
Heino N. Schade
Jo im roten Kleid
Theater Triebwerk Hamburg/Hannover
Thilo Reffert
Nina und Paul
Landestheater Tübingen
Heike Falkenberg
Nach Toronto! oder
Meine Mutter heiratet deinen Vater
Landestheater Detmold
Jens Raschke
Schlafen Fische?
Theater im Werftpark, Kiel
Lutz Hübner
Held Baltus
GRIPS Theater, Berlin
Michael Schramm, Sabine Zieser
Lottes Feiertag oder
wie Joseph zu seiner Ohrfeige kam
Theater Mummpitz, Nürnberg
68
Die Preisträger*innen
KinderStücke 2014
Rudolf Herfurtner
Mensch Karnickel
Theater Osnabrück
Mülheimer KinderStückePreis
2010 – 2015
Die Preisträger*innen
Andreas Schertenleib
Der Bär, der ein Bär bleiben wollte
Schertenleib&Seele
2010
Ulrich Hub
Nathans Kinder
Thilo Reffert
Mein Jahr in Trallalabad
Landestheater Tübingen
2011
Michael Müller
Über die Grenze ist es nur ein Schritt
Michael Müller
Draußen bleiben
Theater Lüneburg
2012
Jens Raschke
Schlafen Fische?
Milena Baisch
Die Prinzessin und der Pjär
GRIPS Theater Berlin
2016
KinderStücke 2015
Carsten Brandau
Dreier steht Kopf
Theaterhaus Ensemble,
Frankfurt am Main
Katrin Lange
Zaubermühle
Schnawwl, Nationaltheater Mannheim
Sibylle Berg
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Consol Theater Gelsenkirchen
Kristo Šagor
Patricks Trick
Theater der Jungen Welt Leipzig
Ulrich Hub
Ein Känguru wie Du
Junges Theater, Stadttheater Ingolstadt
KinderStücke 2016
Thilo Reffert
Ronny von Welt
Junges Landestheater Tübingen
Carsten Brandau
Himmel und Hände
Theater der Stadt Aalen
Nora Mansmann
fuchs & freund
Theater Junge Generation Dresden
Finn-Ole Heinrich
Die Reise zum Mittelpunkt des Waldes
Junge WLB Esslingen / Junges Theater
Freiburg
Jens Raschke
Was das Nashorn sah, als es auf
die andere Seite des Zaunes schaute
Theater Osnabrück
69
2013
Thilo Reffert
Nina und Paul
2014
Milena Baisch
Die Prinzessin und der Pjär
2015
Carsten Brandau
Dreier steht Kopf
Mülheimer Dramatikerpreis
1976 - 2015
Die Preisträger*innen
1976
Franz Xaver Kroetz
Das Nest
1988
Rainald Goetz
Krieg
2000
Rainald Goetz
Jeff Koons
2011
Elfriede Jelinek
Winterreise
1977
Gerlind Reinshagen
Sonntagskinder
1989
Tankred Dorst
Korbes
2001
René Pollesch
world wide web-slums
2012
Peter Handke
Immer noch Sturm
1978
Martin Sperr
Die Spitzeder
1990
George Tabori
Weisman und Rotgesicht
2002
Elfriede Jelinek
Macht nichts
2013
Katja Brunner
Von den Beinen zu kurz
1979
Heiner Müller
Germania Tod in Berlin
1991
Georg Seidel
Villa Jugend
2003
Fritz Kater
zeit zu lieben zeit zu sterben
2014
Wolfram Höll
Und dann
1980
Ernst Jandl
Aus der Fremde
1992
Werner Schwab
Volksvernichtung oder
Meine Leber ist sinnlos
2004
Elfriede Jelinek
Das Werk
2015
Ewald Palmetshofer
die unverheiratete
1981
Peter Greiner
Kiez
1982
Botho Strauß
Kalldewey, Farce
1983
George Tabori
Jubiläum
1984
Lukas B. Suter
Schrebers Garten
1985
Klaus Pohl
Das alte Land
1986
Herbert Achternbusch
Gust
1987
Volker Ludwig
Linie 1
1993
Rainald Goetz
Katarakt
2005
Lukas Bärfuss
Der Bus
(Das Zeug einer Heiligen)
1994
Herbert Achternbusch
Der Stiefel und sein Socken
2006
René Pollesch
Cappuccetto Rosso
1995
Einar Schleef
Totentrompeten
2007
Helgard Haug & Daniel Wetzel
Rimini Protokoll
Karl Marx:
Das Kapital, Erster Band
1996
Werner Buhss
Bevor wir Greise wurden
1997
Urs Widmer
Top Dogs
1998
Dea Loher
Adam Geist
1999
Oliver Bukowski
Gäste
2008
Dea Loher
Das letzte Feuer
2009
Elfriede Jelinek
Rechnitz (Der Würgeengel)
2010
Roland Schimmelpfennig
Der goldene Drache
70
Mülheimer Theatertage
1976 - 2015
Die Stücke
Stücke ‘78
Herbert Achternbusch
Ella
Schaubühne am Halleschen Ufer,
Berlin
Stücke ‘76
Wolfgang Bauer
Magnetküsse
Burgtheater Wien Akademietheater
Thomas Bernhard
Vor dem Ruhestand
Münchner Kammerspiele
Alfred Bergmann
Nina + Georg:
When the music’s over
Wuppertaler Bühnen
Reinhard Baumgart
Jettchen Geberts Geschichte
Freie Volksbühne Berlin
Thomas Brasch
Lieber Georg
Schauspielhaus Bochum/
Bochumer Ensemble
Peter Hacks
Das Jahrmarktsfest
zu Plundersweilern
Münchner Kammerspiele
Stücke ‘77
Franz Xaver Kroetz
Agnes Bernauer
Wuppertaler Bühnen
Rolf Hochhuth
Juristen
Deutsches Theater Göttingen
1976-81
Franz Xaver Kroetz
Das Nest
Theater am Neumarkt, Zürich
Heiner Müller
Die Schlacht
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Volker Braun
Tinka
Nationaltheater Mannheim
Wolfgang Deichsel
Loch im Kopp
Städtische Bühnen Frankfurt
71
Stücke ‘80
Thomas Brasch
Rotter
Württembergisches Staatstheater
Stuttgart
Martin Sperr
Die Spitzeder
Theater der Stadt Bonn
Botho Strauß
Trilogie des Wiedersehens
Schaubühne am Halleschen Ufer,
Berlin
Willi Thomczyk
Leerlauf
Die Bühnen in Essen
Stücke ‘79
Peter Greiner
Roll over Beethoven
Stadttheater Ingolstadt
Franz Hohler
Die dritte Kolonne
Ensemble der Claque, Baden, Schweiz
Ernst Jandl
Aus der Fremde
Schaubühne am Halleschen Ufer,
Berlin
Urs Widmer
Stan und Ollie in Deutschland
Düsseldorfer Schauspielhaus
Stücke ‘81
Thomas Bernhard
Der Weltverbesserer
Schauspielhaus Bochum/
Bochumer Ensemble
Bernd Grashoff
Wotans Baby
Hitler im Kinderwagen
Torturmtheater Sommerhausen
Bodo Kirchhoff
Das Kind oder
Die Vernichtung von Neuseeland
Saarländisches Staatstheater
Saarbrücken
Peter Hacks
Ein Gespräch im Hause Stein über
den abwesenden Herrn von Goethe
Deutsches Theater Göttingen
Franz Xaver Kroetz
Mensch Meier
Düsseldorfer Schauspielhaus/
Pfalztheater Kaiserslautern
Peter Greiner
Kiez
Bühnen der Stadt Köln
Karl Otto Mühl
Wanderlust
Schauspielhaus Bochum
Horst Laube
Der erste Tag des Friedens
Städtische Bühnen Frankfurt
Gerlind Reinshagen
Sonntagskinder
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Christoph Hein
Lassalle fragt Herrn Herbert
nach Sonja. Die Szene ein Salon
Düsseldorfer Schauspielhaus
Heiner Müller
Germania Tod in Berlin
Münchner Kammerspiele
Botho Strauß
Groß und klein
Schaubühne am Halleschen Ufer,
Berlin
Tankred Dorst
Die Villa
Württembergisches Staatstheater
Stuttgart
Heiner Müller
Der Auftrag
Städtische Bühnen Frankfurt
Urs Widmer
Züst oder die Aufschneider
Städtische Bühnen Frankfurt
Publikumsstimme/Publikumspreis
Mülheimer Dramatikerpreis
Stücke ‘85
Stücke ‘82
Tankred Dorst
Merlin oder Das wüste Land
Düsseldorfer Schauspielhaus
Thomas Hürlimann
Großvater und Halbbruder
Basler Theater
Heiner Müller
Quartett
Bochumer Schauspielhaus/
Bochumer Ensemble
Stefan Schütz
Stasch
Städtische Bühnen Osnabrück
Botho Strauß
Kalldewey, Farce
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Stücke ‘83
Botho Strauß
Der Park
Düsseldorfer Schauspielhaus
Ludwig Fels
Der Affenmörder
Münchner Kammerspiele
Lukas B. Suter
Spelterini hebt ab
Theater am Neumarkt, Zürich
Stücke ‘88
Franz Xaver Kroetz
Furcht und Hoffnung der BRD
Bühnen der Stadt Bielefeld
Jörg Graser
Die Wende
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
Klaus Pohl
Das alte Land
Schauspielhaus Köln
Heinz Rudolf Unger
Zwölfeläuten
Volkstheater Wien George Tabori
Mein Kampf
Theater Dortmund
Volker Braun
Die Übergangsgesellschaft
Maxim Gorki Theater, Berlin
Elfriede Müller
Die Bergarbeiterinnen
Freiburger Theater
1982 - Volker Braun
Dmitri
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Thomas Strittmatter
Viehjud Levi
Theater der Altstadt, Stuttgart
Peter Handke
Über die Dörfer
Deutsches Schauspielhaus Hamburg
George Tabori
Jubiläum
Schauspielhaus Bochum/
Bochumer Ensemble
Stücke ‘86
Tankred Dorst
Heinrich oder
Die Schmerzen der Phantasie
Düsseldorfer Schauspielhaus
Herbert Achternbusch
Gust
Bayerisches Staatsschauspiel
Residenztheater München
Elfriede Jelinek
Burgtheater
Schauspiel Bonn
Felix Mitterer
Besuchszeit
Tiroler Landestheater Innsbruck
Stücke ‘84
Thomas Brasch
Mercedes
Schauspielhaus Zürich/
Bochumer Schauspielhaus
Friederike Roth
Ritt auf die Wartburg
Niedersächsisches Staatstheater
Hannover
Stücke ‘87
Elfriede Jelinek
Krankheit
Schauspiel Bonn
Georg Seidel
Jochen Schanotta
Basler Theater
Lukas B. Suter
Schrebers Garten
Theater am Neumarkt, Zürich
Thomas Bernhard
Der Schein trügt
Schauspielhaus Bochum
Volker Ludwig
Linie 1
Grips Theater Berlin
Stefan Schütz
Die Seidels (Groß & Gross)
Städtische Bühnen Osnabrück
Heiner Müller
Verkommenes Ufer
Medeamaterial
Landschaft mit Argonauten
Schauspielhaus Bochum
Harald Mueller
Totenfloß
Münchner Kammerspiele
Horst Wolf Müller
Komarek
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Gaston Salvatore
Stalin
Theater „Der Kreis“ Wien
Rainald Goetz
Krieg
Schauspiel Bonn
Stücke ‘89
Botho Strauß
Besucher
Münchner Kammerspiele
Tankred Dorst
Korbes
Bayerisches Staatsschauspiel
Residenztheater München
Rainald Goetz
Kolik
Schauspiel Bonn
Gisela von Wysocki
Schauspieler Tänzer Sängerin
Schauspiel Frankfurt
Peter Turrini
Die Minderleister
Burgtheater Wien Akademietheater
Thomas Brasch
Frauen Krieg Lustspiel
Theater „Der Kreis“ Wien
72
Stücke ‘90
George Tabori
Weisman und Rotgesicht
Burgtheater Wien Akademietheater Georg Seidel
Carmen Kittel
Düsseldorfer Schauspielhaus
Jörg Michael Koerbl
Gorbatschow/Fragment
Volksbühne Berlin
Christoph Hein
Die Ritter der Tafelrunde
Schauspiel Halle/Neues Theater
Heiner Müller
Wolokolamsker Chaussee
Schauspielerinitiative Theaterwürfel
Berlin
Stücke ‘92
Klaus Pohl
Karate-Billi kehrt zurück
Staatstheater Stuttgart Schauspiel
Philipp Engelmann
Oktoberföhn
Landestheater WürttembergHohenzollern, Tübingen
Stücke ‘94
Tankred Dorst
Herr Paul
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Dea Loher
Leviathan
Schauspiel Hannover
George Tabori
Goldberg-Variationen
Theater Basel
Herbert Achternbusch
Der Stiefel und sein Socken
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Michael Roes
Aufriß
Theater der Stadt Koblenz
Michael Roes
Cham
Bühnen der Stadt Köln Schauspiel
Michael Zochow
Drei Sterne über dem Baldachin
das Schauspielhaus Wien
Oliver Bukowski
Londn-L.Ä.-Lübbenau
theater 89 Berlin
Werner Schwab
Volksvernichtung oder
Meine Leber ist sinnlos
Münchner Kammerspiele
Robert Schneider
Traum und Trauer des jungen H.
Schauspiel Hannover
1995
Kerstin Specht
Das glühend Männla
Schauspiel Bonn
Herbert Achternbusch
Auf verlorenem Posten
Münchner Kammerspiele
Max Frisch
Jonas und sein Veteran
Schauspielhaus Zürich
Gert Jonke
Sanftwut oder Der Ohrenmaschinist
Schaubühne am Lehniner Platz,
Berlin
Botho Strauß
Das Gleichgewicht
Nationaltheater Mannheim
Stücke ‘95
Stücke ‘91
Stücke ‘93
Tankred Dorst
Karlos
Schauspiel Bonn
Elfriede Jelinek
Totenauberg
Burgtheater Wien Akademietheater
Botho Strauß
Schlußchor
Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Peter Turrini
Alpenglühen
Schloßpark-Theater Berlin
Georg Seidel
Villa Jugend
Berliner Ensemble
Werner Schwab
Übergewichtig Unwichtig Unform
das Schauspielhaus Wien
Marlene Streeruwitz
New York. New York.
Münchner Kammerspiele
Volker Braun
Iphigenie in Freiheit
Staatstheater Cottbus
Einar Schleef
Totentrompeten
Mecklenburgisches Staatstheater
Schwerin / forum stadtpark theater Graz
Michael Zochow
Traiskirchen
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Dea Loher
Tätowierung
Theater Oberhausen
Wolfgang Maria Bauer
In den Augen eines Fremden
das Schauspielhaus Wien
Peter Handke
Die Stunde da wir nichts
voneinander wußten
Schauspielhaus Bochum
Matthias Zschokke
Die Alphabeten
Deutsches Theater Berlin
Peter Handke
Das Spiel vom Fragen oder
Die Reise zum sonoren Land
Schauspiel Hannover
73
Rainald Goetz
Katarakt
Schauspiel Frankfurt
Franz Xaver Kroetz
Der Drang
Münchner Kammerspiele
Elfriede Jelinek
Raststätte oder Sie machens alle
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Christoph Hein
Randow
Staatsschauspiel Dresden
Thomas Jonigk
Du sollst mir Enkel schenken
Schauspiel Bonn
Publikumsstimme/Publikumspreis
Mülheimer Dramatikerpreis
Stücke ‘96
Stücke ‘99
Herbert Achternbusch
Letzter Gast
Münchner Kammerspiele
Peter Turrini
Die Liebe in Madagaskar
Burgtheater Wien Akademietheater
Werner Buhss
Bevor wir Greise wurden
Freie Kammerspiele Magdeburg
Marius von Mayenburg
Feuergesicht
Kleist Theater Frankfurt/Oder
Gert Jonke
Gegenwart der Erinnerung
Volkstheater Wien
Oliver Bukowski
Gäste
theater 89 Berlin
John von Düffel
Solingen
Oldenburgisches Staatstheater
Tankred Dorst
Die Geschichte der Pfeile.
Ein Triptychon
Bühnen der Stadt Köln
Klaus Pohl
WartesaalDeutschland
StimmenReich
Deutsches Theater Berlin
Botho Strauß
Ithaka
Münchner Kammerspiele
Peter Handke
Zurüstungen für die Unsterblichkeit
Schauspiel Frankfurt
Susanne Schneider
Wir Verkäufer
Badisches Staatstheater Karlsruhe
Elfriede Jelinek
Stecken, Stab und Stangl
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
John von Düffel
Das schlechteste Theaterstück
der Welt
Städtische Bühnen Augsburg
Urs Widmer
Top Dogs
Theater Neumarkt Zürich
Einar Schleef Drei Alte tanzen Tango
Mecklenburgisches Staatstheater
Schwerin / forum stadtpark theater Graz
Elfriede Müller
Die Touristen
Theater Oberhausen
Volker Ludwig
Café Mitte
GRIPS Theater Berlin
Kerstin Specht
Die Froschkönigin
Staatstheater Stuttgart
Elfriede Jelinek
Ein Sportstück
Burgtheater Wien
Moritz Rinke
Der Mann, der noch keiner Frau Blöße
entdeckte
Städtische Bühnen Münster
Botho Strauß
Der Kuß des Vergessens
Schauspielhaus Zürich
Thomas Hürlimann
Das Lied der Heimat
Schauspielhaus Zürich
1996 - Christoph Marthaler
Stunde Null oder
Die Kunst des Servierens
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Stücke ‘97
Stücke ‘98
Oliver Bukowski
Nichts Schöneres
Mecklenburgisches Staatstheater
Schwerin / forum stadtpark theater, Graz
Daniel Call
Wetterleuchten
Theater Dortmund
Simone Schneider
Malaria
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Dea Loher
Adam Geist
Schauspiel Hannover
Albert Ostermaier
Tatar Titus
Schauspiel Hannover
Theresia Walser
King Kongs Töchter
Theater Neumarkt Zürich
Elfriede Jelinek
er nicht als er
(zu, mit Robert Walser)
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Stücke 2000
Rainald Goetz
Jeff Koons
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Albert Ostermaier
The Making Of. B.-Movie
Bühnen der Stadt Köln
Dirk Dobbrow
Legoland
Kleist Theater Frankfurt/Oder
Werner Fritsch
Steinbruch
Nationaltheater Mannheim
Roland Schimmelpfennig
Vor langer Zeit im Mai
Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
Thomas Jonigk
Täter
Theater Basel
Sibylle Berg
Ein paar Leute suchen das Glück
und lachen sich tot
Theater Oberhausen
74
Stücke 2003
Roland Schimmelpfennig
Vorher / Nachher
Deutsches Schauspielhaus in Hamburg
Fritz Kater
zeit zu lieben zeit zu sterben
Thalia Theater Hamburg
Lukas Bärfuss
Die sexuellen Neurosen unserer Eltern
Theater Basel
Marius von Mayenburg
Das kalte Kind
Schaubühne am Lehniner Platz Berlin
Stücke 2001
Moritz Rinke
Republik Vineta
Thalia Theater Hamburg
Stücke 2002
Marius von Mayenburg
Parasiten
Münchner Kammerspiele
Franzobel
Mayerling. Die österreichische Tragödie
Volkstheater Wien
Theresia Walser
So wild ist es in unseren Wäldern
schon lange nicht mehr
Münchner Kammerspiele
Gesine Danckwart
Täglich Brot
Theaterhaus Jena, TIF/Staatsschauspiel
Dresden, sophiensaele Berlin /
Thalia Theater Hamburg
Elfriede Jelinek
Prinzessinnendramen
Der Tod und das Mädchen II, III
steirischer herbst / Schauspielhaus Graz /
schauspielhannover
Martin Heckmanns
Schieß doch, Kaufhaus!
Theaterhaus Jena / Staatsschauspiel
Dresden / sophiensaele Berlin /
Thalia Theater Hamburg
2004
Igor Bauersima
norway.today
Düsseldorfer Schauspielhaus
René Pollesch
world wide web-slums
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
Sibylle Berg
Helges Leben
Schauspielhaus Bochum
Roland Schimmelpfennig
Die arabische Nacht
Schauspiel Leipzig
Dea Loher
Klaras Verhältnisse
Theater Neumarkt Zürich
René Pollesch
Prater-Trilogie. Stadt als Beute / Insourcing des Zuhause – Menschen in
Scheiss-Hotels / Sex
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Berlin, Prater
Elfriede Jelinek
Macht nichts
Schauspielhaus Zürich
Fritz Kater
Fight City. Vineta
Thalia Theater Hamburg
Ulrike Syha
Nomaden
Landestheater Tübingen
Stücke 2004
Elfriede Jelinek
Das Werk
Burgtheater Wien
Marc Becker
Wir im Finale. Ein deutsches Requiem
Theaterhaus Jena
Sibylle Berg
Hund, Frau, Mann
Burgtheater Wien, Kasino
Händl Klaus
Wilde
oder Der Mann mit den traurigen Augen
steirischer herbst / schauspielhannover Roland Schimmelpfennig
Push up 1-3
Deutsches Schauspielhaus in Hamburg
Moritz Rinke
Die Optimisten
Theater Freiburg
Botho Strauß
Unerwartete Rückkehr
Berliner Ensemble /
Schauspielhaus Bochum
(Botho Strauß nahm auf eigenen Wunsch
nicht am Wettbewerb teil.)
Falk Richter
Electronic City
Schaubühne am Lehniner Platz
Fritz Kater
WE ARE CAMERA / jasonmaterial
Thalia Theater Hamburg
Martin Heckmanns
Kränk
schauspielfrankfurt
75
Publikumsstimme/Publikumspreis
Mülheimer Dramatikerpreis
Stücke ‘08
Fritz Kater
Heaven (zu tristan)
Maxim Gorki Theater Berlin /
schauspielfrankfurt
Stücke ‘05
Peter Handke
Untertagblues
Burgtheater Wien
(Peter Handke nahm auf eigenen
Wunsch nicht am Wettbewerb teil.)
René Pollesch
Liebe ist kälter als das Kapital
Schauspiel Stuttgart
Roland Schimmelpfennig
Die Frau von früher
Burgtheater Wien
Laura de Weck
Lieblingsmenschen
Theater Basel
Rebekka Kricheldorf
Die Ballade vom Nadelbaumkiller
Staatstheater Stuttgart
Felicia Zeller
Kaspar Häuser Meer
Theater Freiburg
Dea Loher
Das Leben auf der Praça Roosevelt
Thalia Theater Hamburg
Stücke ‘07
Ewald Palmetshofer
hamlet ist tot. keine schwerkraft
Schauspielhaus Wien /
wiener wortstaetten
Elfriede Jelinek
Ulrike Maria Stuart
Thalia Theater Hamburg
Philipp Löhle
Genannt Gospodin
Schauspielhaus Bochum
Feridun Zaimoglu / Günter Senkel
Schwarze Jungfrauen
Hebbel am Ufer Berlin
Theresia Walser
Morgen in Katar
Staatstheater Kassel
Dirk Laucke
alter ford escort dunkelblau
Theater Osnabrück
Dea Loher
Das letzte Feuer
Thalia Theater Hamburg
Darja Stocker
Nachtblind
Thalia Theater Hamburg
Stücke ‘09
Anja Hilling
Mein junges idiotisches Herz
Münchner Kammerspiele
2005 - Theresia Walser
Die Kriegsberichterstatterin
Bayerisches Staatsschauspiel
Lukas Bärfuss
Der Bus (Das Zeug einer Heiligen)
Thalia Theater Hamburg
Fritz Kater
3 von 5 Millionen
Deutsches Theater Berlin
Stücke ‘06
Händl Klaus
Dunkel lockende Welt
Münchner Kammerspiele
Lukas Bärfuss
Die Probe (Der brave Simon Korach)
Münchner Kammerspiele
Moritz Rinke
Café Umberto
Bremer Theater
Helgard Haug & Daniel Wetzel
Rimini Protokoll
Karl Marx: Das Kapital, Erster Band
Düsseldorfer Schauspielhaus /
Hebbel am Ufer Berlin /
Schauspielhaus Zürich /
schauspielfrankfurt
René Pollesch
Cappuccetto Rosso
Volksbühne Berlin / Salzburger Festspiele
Martin Heckmanns
Wörter und Körper
Schauspiel Stuttgart
Gert Jonke
Die versunkene Kathedrale
Burgtheater Wien Armin Petras / Thomas Lawinky
Mala Zementbaum
Maxim Gorki Theater Berlin
Elfriede Jelinek
Babel
Burgtheater Wien
Kathrin Röggla
draußen tobt die dunkelziffer
Maxim Gorki Theater Berlin
Andres Veiel, Gesine Schmidt
Der Kick
Maxim Gorki Theater Berlin /
Theater Basel
René Pollesch
Fantasma
Burgtheater Wien,
Akademietheater
Lutz Hübner
Geisterfahrer
Schauspiel Hannover
Ulrike Syha
Privatleben
Die Theater Chemnitz
Elfriede Jelinek
Rechnitz (Der Würgeengel)
Münchner Kammerspiele
Roland Schimmelpfennig
Hier und Jetzt
Schauspielhaus Zürich
Sibylle Berg
Die goldenen letzten Jahre
Theater Bonn
Oliver Bukowski
Kritische Masse
Deutsches Schauspielhaus
in Hamburg
76
Stücke 2012
Stücke 2010
Roland Schimmelpfennig
Der goldene Drache
Burgtheater Wien, Akademietheater
Elfriede Jelinek
Die Kontrakte des Kaufmanns
Eine Wirtschaftskomödie
Thalia Theater Hamburg
Koproduktion Schauspiel Köln
Peter Handke
Immer noch Sturm
Thalia Theater Hamburg /
Salzburger Festspiele
Anne Lepper
Käthe Hermann
Theater Bielefeld
Nis-Momme Stockmann
Kein Schiff wird kommen
Schauspiel Stuttgart
René Pollesch
Kill your Darlings!
Streets of Berladelphia
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz,
Berlin
(Das Stück konnte nicht gezeigt werden
und war deshalb nicht Bestandteil des
Wettbewerbes.)
Kathrin Röggla
Die Beteiligten
Düsseldorfer Schauspielhaus
Martin Heckmanns
Vater Mutter Geisterbahn
Staatsschauspiel Dresden
Dea Loher
Diebe
Deutsches Theater Berlin
Roland Schimmelpfennig
Das fliegende Kind
Burgtheater Wien, Akademietheater
Dirk Laucke
Für alle reicht es nicht
Staatsschauspiel Dresden
Claudia Grehn, Darja Stocker
Reicht es nicht zu sagen ich will leben
Deutsches Nationaltheater Weimar /
Schauspiel Leipzig
Stücke 2014
René Pollesch
Gasoline Bill
Münchner Kammerspiele
Philipp Löhle
Du (Normen)
Nationaltheater Mannheim
Wolfram Höll
Und dann
Schauspiel Leipzig
Rebekka Kricheldorf
Alltag & Ekstase
Deutsches Theater Berlin
Laura de Weck
Archiv des Unvollständigen
Oldenburgisches Staatstheater /
Ruhrfestspiele Recklinghausen
Helgard Haug & Daniel Wetzel
Qualitätskontrolle
Rimini Protokoll / Schauspiel Stuttgart
2015
Ewald Palmetshofer
faust hat hunger und
verschluckt sich an einer grete
Schauspielhaus Wien
Stücke 2011
Stücke 2013
Felicia Zeller
Gespräche mit Astronauten
Nationaltheater Mannheim
Marianna Salzmann
Muttersprache Mameloschn
Deutsches Theater Berlin
Fritz Kater
we are blood
Schauspiel Leipzig
Nis-Momme Stockmann
Tod und Wiederauferstehung
der Welt meiner Eltern in mir
Schauspiel Hannover
Elfriede Jelinek
Winterreise
Münchner Kammerspiele
Kevin Rittberger
Kassandra oder die Welt als Ende
der Vorstellung
Schauspielhaus Wien
Lutz Hübner
Die Firma dankt
Staatsschauspiel Dresden
Nurkan Erpulat, Jens Hillje
Verrücktes Blut
Ballhaus Naunynstraße Berlin /
Ruhrtriennale
Oliver Kluck
Warteraum Zukunft
Deutsches Nationaltheater Weimar
77
Philipp Löhle
Das Ding
Deutsches Schauspielhaus in Hamburg /
Ruhrfestspiele Recklinghausen
Ferdinand Schmalz
am beispiel der butter
Schauspiel Leipzig
Stücke 2015
Wolfram Lotz
Die lächerliche Finsternis
Burgtheater im Akademietheater, Wien
Felicia Zeller
Wunsch und Wunder
Saarländisches Staatstheater
Saarbrücken
Elfriede Jelinek
Die Schutzbefohlenen
Thalia Theater Hamburg
Felicia Zeller
X-Freunde
Schauspiel Frankfurt
Rebekka Kricheldorf
Homo Empathicus
Deutsches Theater Göttingen
Franz Xaver Kroetz
Du hast gewackelt.
Requiem für ein liebes Kind
Residenztheater München
Yael Ronen & Ensemble
Common Ground
Maxim Gorki Theater, Berlin
Moritz Rinke
Wir lieben und wissen nichts
Konzert Theater Bern
Dirk Laucke
Furcht und Ekel. Das Privatleben
glücklicher Leute
Schauspiel Stuttgart
Katja Brunner
Von den Beinen zu kurz
Schauspiel Hannover
Ewald Palmetshofer
die unverheiratete
Burgtheater im Akademietheater, Wien
Elfriede Jelinek
FaustIn and out
Schauspielhaus Zürich
Azar Mortazavi
Ich wünsch mir eins
Theater Osnabrück
Publikumsstimme/Publikumspreis
Mülheimer Dramatikerpreis
78
Notizen
79
Team
Festivalleitung:
Stephanie Steinberg
Tel. 0208 – 455 41 13
[email protected]
Organisation:
Melanie Menzel
Tel. 0208 – 455 41 24
[email protected]
Dank
Wir danken den Teams der Stadthalle, des Theater an der Ruhr
und des Ringlokschuppens für Kompetenz und Engagement bei der
technischen Realisierung der Aufführungen
und
Sylvia Abrokat, Burgtheater Wien
Kathi Bonjour, Maxim Gorki Theater Berlin
Frauke Damerow, Theater Osnabrück
Edith Ehrhardt, Junge WLB Esslingen
Caroline-Sophie Pilling, Schauspiel Leipzig
Ramona Rath, Junges Landestheater Tübingen
Susanne Schenkenberger, Theater Bonn
Anne S. Schmid, Theater Junge Generation Dresden
Beate Supianek, Theater Osnabrück
Evropi Thomopoulou, Schauspiel Stuttgart
Winfried Tobias, Theater der Stadt Aalen
Sarah Wulf, Schauspiel Frankfurt
sowie vielen anderen Kolleg*innen der Theater
für die gute Zusammenarbeit bei der Vorbereitung der Gastspiele.
Pressearbeit:
Kristina Wydra
Tel. 0172 – 285 64 81
[email protected]
Technische Beratung:
Marc Lenz
Tel. 0208 – 940 96 13
[email protected]
Assistenz Festivalleitung:
Katja Hofmann
Kommunikation:
Mareike Theile
Öffentlichkeitsarbeit:
Elena Krüskemper
Rechnungswesen:
Sonja Heberle
Künstlerbetreuung:
Martina Krall
www.stuecke.de
KinderStücke 2016
Theaterpädagogik:
Lisa Hetzel
Tel. 0208 – 455 41 28
[email protected]
Organisation:
Arthur Soltan Hayrapetian
Tel. 0208 – 455 41 28
[email protected]
www.kinderstuecke.de
Fotonachweis
Impressum
S. 54: privat, privat, privat, Peter Wattendorff, Joachim Gern,
Joachim Gern; S. 55: privat, Stephan Glagla, Andreas Berner,
Matthias Lindner, Anna Grünert, privat, Jan Bank, Polina Kireeva,
Felix Fricke, privat, Diego Alegría, privat, Sarah Grimaud,
Yana Wernicke; S. 56: privat
Herausgeber:
Mülheimer Theatertage NRW
Akazienallee 61
45478 Mülheim an der Ruhr
Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen der Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte untersagt sind.
Zuwiderhandlungen sind nach dem Urheberrechtsgesetz strafbar.
Redaktion:
Katharina Wild
Design-Konzept, Gestaltung:
serres, design. Hattingen
Druck:
Wölfer DRUCK + MEDIA, Haan
Redaktionsschluss:
20. April 2016
80
Stücke 2016
Gefördert von der LEONHARD-STINNES-STIFTUNG
und der BEAUFTRAGTEN DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN
41. Mülheimer Theatertage NRW
www.stuecke.de
Stücke
41. Mülheimer Theatertage NRW
7. – 26. Mai
2016
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