STROMVERSORGUNGEN Digitale Isolatoren Galvanische Trennung industrieller Schnittstellen Um den Entwicklungsingenieur in der Designphase von isolierten Schnittstellen zu unterstützen, beschreibt dieser Artikel die Funktionsweise neuer, auf kapazitiver Basis beruhender, digitaler Signaltrennungsbausteine, – im Kurzen digitale Isolatoren genannt – und deren Anwendung in Mehrkanal-Datenerfassungssystemen. Die Galvanische Trennung (GT) ist ein Mittel, um den Stromfluss zwischen zwei Kommunikationspunkten zu unterbinden. Sie wird angewandt, um entweder hohe Spannungs- oder Stromtransienten von elektronischen Geräten oder Personen fernzuhalten oder um die direkte Verbindung großer Massepotentialunterschiede und die damit verbundenen Masseschleifen zu vermeiden. In beiden Fällen verhindert die GT den Fluss eines elektrischen Stroms, ermöglicht aber dennoch die Übertragung von Datenströmen und Versorgungsspannungen. Kontinuierliche Änderungen in den gesetzlichen Bestimmungen bezüglich der Entwicklung und Benutzung von Maschinen und elektronischen Geräten erfordern die Anwendung von galvanischer Trennung in nahezu allen messtechnischen Anwendungen der Industrie. Der zusätzliche Trend von der klassischen EinkanalTrennung zur Isolierung von Mehrkanalsystemen veranlasste daher einige wenige Halbleiterhersteller, neue Trennungs- oder Isolationsbausteine zu entwickeln. Anwendungen, in denen diese Isolatoren zum Einsatz kommen, beinhalten Kommunikationssysteme, die über lange Strecken in rauher, industrieller Umgebung zuverlässig arbeiten müssen. Zu diesen Anwendungen zählen industrielle Ein-/ Ausgabe-Module, Sensorschnittstellen, Versorgungsspannungsregelungen, Motorsteuerungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. ˘ AUTOR Thomas Kugelstadt, Senior Systems Engineer, Texas Instruments, Freising 54 klein wie möglich zu halten. Die Komplexität der Schnittstelle hängt von der Anzahl der benötigten langsamen Steuersignale, wie z. B. Chip-Select, PowerDown, Verstärkung und AbBild 1: Isolierung der digitalen Schnittstelle eines mehrkanaligen tastrate sowie Multiplexer(Alle Bilder:TI) Δ∑- A/D Wandlers. Adressierung ab. Allen Schnittstellen gemein sind jedoch die schnellen Datenleitungen zur Übertragung des Taktsignals und der Ausgangsdaten, welche die Ergebnisse der A/DWandlung darstellen. Da Signalerfassung und Aufbereitung innerhalb des A/D-Wandlers erfolgen, bietet die digitale SchnittstelBild 2: Internes Blockschaltbild eines digitalen, kapazitiven le die einfachste MöglichIsolators. keit, digitale Isolatoren zur Isolation von Mehrkanalsystemen galvanischen Trennung zwischen SignalDatenerfassungssysteme in der induserfassung und Signalverarbeitung einzutriellen Automatisierungstechnik setzen setzen. Wie bereits erwähnt, muss aufmehrkanalige Analog-Digital-Wandler grund der Komplexität der Schnittstelle (ADC) ein, um die Messgrößen verschieein Isolator in der Lage sein, sowohl schneldenster Sensoren in einem Durchgang zu le Wandlungsergebnisse als auch langsaerfassen (Bild 1). Die analogen Eingänge me Steuersignale zu übertragen. werden sequentiell abgetastet und in eiDer folgende Abschnitt erklärt deshalb die nen Signalaufbereitungspfad eingespeist, interne Funktionsweise eines digitalen der zunächst das Eingangssignal über eiIsolators und zeigt, warum dieser zur Übernen programmierbaren Verstärker (PGA) tragung von nieder- und hochfrequenten verstärkt und es anschließend, mittels DelSignalen geeignet ist. ta-Sigma-Modulation, in einen digitalen Digitaler Isolator Datenstrom wandelt. Der Datenstrom wird Der Isolator in Bild 2 basiert auf einer kapadann über die digitale Schnittstelle einem zitiven Isolationsbarriere. Der Baustein besitzt Systemprozessor zugeführt, welcher die zwei Datenkanäle, einen Hochfrequenzkanal weitere Verarbeitung der Empfangsdaten (HF) von 100 kbps bis 150 Mbps Bandbreite in der digitalen Ebene durchführt. und einen niederfrequenten Kanal (NF), welDie meisten Δ∑ – A/D Wandler besitzen eine serielle Schnittstelle, um Gehäusecher den Bereich von 0 bps (also Gleichform und Platzbedarf des Wandlers so spannung) bis hoch zu 100 kbps abdeckt. elektronik industrie 3 - 2008 STROMVERSORGUNGEN Prinzipiell wird ein unsymmetri/C den Ausgang D High setzt. sches, auf Masse bezogenes EinDa die Pulszeiten der Komparagangssignal im HF-Kanal durch torausgänge von kurzer Dauer dessen Eingangsinverter in ein sind, ergeben sich Zustände, in symmetrisches, differentielles denen beide Ausgänge Low sind. Signal gewandelt. Die beiden RCWährend dieser Zeit speichert Glieder differenzieren das Eindas FF seinen vorherigen Ausgangssignal, das anschließend gangszustand. Da das Signal am von zwei Komparatoren in kurze, /D Ausgang mit dem Eingangsdifferentielle Ausgangspulse gesignal des Kanals identisch ist, wandelt wird. Die Ausgänge der stellt /D den Ausgang des HF-KaKomparatoren treiben ein NORnals dar und wird mit dem AusFlip-Flop, dessen treibender Ausgangsmultiplexer verbunden. gang dem Ausgangsmultiplexer Bild 3: Zeitdiagramme des Hochfrequenzkanals (links für ein symmetri- Eingangssignale mit symmezugeführt wird. Eine Entschei- sches, rechts für ein unsymmetrisches Puls/Pausen-Verhältnis. trischem Puls/Pausen-Verhältdungslogik (ESL) am treibenden nis erzeugen äquidistante Pulse FF-Ausgang misst den zeitlichen an den Komparatorausgängen. Abstand zwischen zwei SignalUnsymmetrische Puls/Pausenpulsen. Überschreitet die Dauer Verhältnisse dagegen verkürzwischen zwei aufeinander folzen die Pulsabstände während genden Pulsen einen zeitlichen eines Signalwechsels (siehe Grenzwert (z. B. im Fall von nierechtes Zeitdiagramm in Bild 3), derfrequenten Signalen), zwingt um Form und Phasenbeziehung die Entscheidungslogik den Mul- Bild 4: Zeitdiagramme des Niederfrequenzkanals. zum Eingangssignal aufrecht tiplexer, vom HF- auf den NF-Kazu erhalten. nal umzuschalten. rentiellen Signalkomponenten A und /A Um große Kapazitätswerte zur Übertragung aufgeteilt. Jede Komponente wird danach NF-Kanal Funktionsweise niederfrequenter Signale zu vermeiden, werin die Transienten B und /B differenziert. Der Niederfrequente Signale werden mit eiden diese mittels einer Oszillatorfrequenz nachgeschaltete Komparator vergleicht beinem hochfrequenten Träger so pulsbreipulsbreitenmoduliert. Damit wird die Überde Transienten miteinander. Solange der tenmoduliert, dass sich für logisches High tragungsfrequenz genügend erhöht, um die positive Komparatoreingang ein höheres eine Pulsbreite von 90 % und für logisch kapazitive Barriere zu überschreiten. AnPotential als der negative Eingang besitzt, Low eine Pulsbreite von 10 % am Punkt A erschließend wird die Trägerfrequenz dem präsentiert der Komparatorausgang logisch gibt. Hinter Punkt A ist die weitere Signalmodulierten Signal durch ein Tiefpassfilter High und wandelt somit die Transienten verarbeitung identisch mit der des Hoch(TFP) entzogen und das echte Datensignal am Eingang in kurze Ausgangspulse. frequenzkanals für unsymmetrische Signale. dem Multiplexer zugeführt. Das nachfolgende NOR-FF wird durch dieDer einzige Unterschied besteht im Filtern se Ausgangspulse entweder gesetzt oder der Trägerfrequenz aus dem modulierten HF-Kanal Funktionsweise zurückgesetzt. Der Wahrheitstabelle ist Signal mittels Tiefpassfilter (/D), bevor die Bild 3 zeigt den Hochfrequenzkanal mit zu entnehmen, dass das NOR-FF ein inechten Daten dem Ausgangsmultiplexer seinen Signalformen an verschiedenen Stelvertierendes Flip-Flop darstellt, d. h. ein zugeführt werden können (E). len des Signalpfads. Das unsymmetrische High am Eingang C setzt den Ausgang /D Die erfolgreiche Einführungsphase der einEingangssignal wird zunächst in die diffelogisch High, während ein High am Eingang kanaligen Isolatoren inspirierte die Her- STROMVERSORGUNGEN Bild 5: Prozesssteuerung: Messen verschiedener physikalischer Größen eines Systems. steller von Isolatorbausteinen, zwei-, dreiund vier-kanalige Isolatoren mit uni- und bidirektionaler Signalrichtung herauszubringen, um die meisten der bereits bestehenden Schnittstellen abzudecken. Anwendungen Bei industriellen Schnittstellen müssen die Anwendungen der Prozesssteuerung von denen der Fabrikautomation getrennt betrachtet werden, da die unterschiedlichen Anforderungen den Aufwand beim Isolations-design erheblich beinflussen und dieses schnell unwirtschaftlich gestalten können. Prozesssteuerung befasst sich normalerweise mit der Erfassung mehrerer unterschiedlicher physikalischer Größen (z. B. Druck UND Temperatur) eines Systems, Prozesses, Geräts oder Anwendung. Jede physikalische Größe benötigt einen spezifischen Senor oder Messwertumformer, dessen Ausgangssignal wiederum bestimmte Anforderungen an die Signalaufbereitung stellt. Folglich ergeben sich für eine Anzahl unterschiedlicher Sensoren auch unterschiedliche, parametrische Einstellungen, wie z. B. Verstärkungsfaktoren, Abtastraten, Eingangsimpedanzen und Wiederholungsraten von Messungen. A/D-Wandler, die einen weiten Bereich von parametrischen Einstellungen erlauben, besitzen eine hohe Anzahl von Steuersignalen, die alle isoliert werden müssen. Bild 5 zeigt eine Anzahl verschiedener Sensoren für Temperatur-, Druck- und Strommessungen. Die unterschiedlichen Empfindlichkeiten der jeweiligen Sensoren 56 Bild 6: Fabrikautomation: Messen einer physikalischen Größe mehrerer Systeme. erfordern unterschiedliche Verstärkungsfaktoren in der Signalaufbereitung. Ebenso kann die Einstellung verschiedener Abtastraten von Vorteil sein, im Fall das für einen Kanal oder auch mehrere Kanäle schnellere Änderungen der Eingangssignale erwartet werden. Die Power-Down-Funktion wird benötigt, wenn der Leistungsverbrauch nach einer Messung minimiert werden soll, während der System-Controller andere Prozeduren ausführen muss. Die hohe Vielseitigkeit der Schaltung erfordert die Isolation der Steuerleitungen mittels zweier Vierfach-Isolatoren. Fabrikautomation befasst sich gewöhnlich mit der Überwachung einer physikalischen Größe (z. B. Druck ODER Temperatur) mehrerer Systeme oder Geräte. Diese Systeme verwenden daher eine große Anzahl von Sensoren gleichen Typs mit einheitlichen Eigenschaften für Empfindlichkeit und Reaktionszeit. Bild 6 zeigt ein solches Messsystem, welches zur Temperaturmessung von vier Systemen vier Thermoelemente gleichen Typs einsetzt. Obwohl die Schaltung den gleichen A/D-Wandler wie in Bild 5 einsetzt, erlauben die einheitlichen Eigenschaften der Thermoelemente die Festlegung des Verstärkungfaktors und der Abtastrate. Die entsprechenden Steuerleitungen können daher an ein festes Bezugspotential, wie Versorgungsspannung oder Masse, gelegt werden. Zudem führen viele autonome Systeme Messungen auf kontinuierlicher Basis durch, was eine PowerDown-Funktion überflüssig macht. Der entsprechende /PWDN-Anschluss kann daher ebenfalls an ein festes Bezugspotential (in diesem Fall die Versorgungsspannung) gelegt werden. Durch den Wegfall der oben genannten Steuerleitungen vereinfacht sich der Isolationsaufwand auf nur einen VierfachIsolator. Bis jetzt erstreckte sich der Isolationsaufwand auf die Trennung zwischen A/D Wandler und System-Prozessor. Diese Methode ist wirtschaftlich, solange es sich um ein oder zwei A/D-Wandler pro System handelt. Steigt jedoch die Anzahl der Wandler pro System, empfiehlt es sich, einen lokalen Prozessor einzusetzen. Schlussfolgerung Ein gutes Verständnis der Systemanforderungen ist notwendig, bevor der Isolator-Typ und dessen Platzierung im System entschieden werden. Texas Instruments bietet eine weite Palette von Produkten an, welche die Enwicklung von isolierten, industriellen Schnittstellen unterstützt. Das Produktangebot erstreckt sich von Datenwandlern mit bis zu 16 analogen Eingängen, uni- und bidirektionalen Isolatoren in Dual-, Triple- und Quad-Ausführungen (von 0 bis 150 Mbps) sowie isolierten DC/DC-Wandlern (mit geregelten 3-V- und 5-V-Ausgängen), um die Spannungsversorgung über die Isolationsbarriere zu sichern. ˘ infoDIRECT 421ei0108 www.elektronik-industrie.de ˘ Link zu TI elektronik industrie 3 - 2008