Erfahrungsbericht - TU Bergakademie Freiberg

Werbung
Mein Erasmussemester in Luleå vom 15.1 – 22.6 2010
von Marco Kinder
Nach mehrmaligen Versuchen für ein Studium im Ausland und schlussendlich einer
kurzfristigen Verlegung meiner Aufenthaltszeit von Aug-Dez auf Jan-Jun habe ich zufrieden
meinen Erasmusaufenthalt in Luleå begangen.
Luleå liegt in Nordschweden und ist mit ca 50.000 Einwohnern die Hauptstadt der
Region Norrbotten. Die Stadt wurde aufgrund des sinkenden Meeresspiegels verlegt und ist
umgeben von vielen kleinen Inseln, die im Sommer mit dem Boot und im Winter teilweise zu
Fuß oder per Iceroad durch die Ostsee erreichbar sind. Nicht unweit von Luleå liegt das alte
Stadtzentrum Gammelstad, welches auf der Weltkulturliste der Unesco steht. Aber auch das
nahe liegende Boden und Piteå, welches als das Nizza von Schweden bezeichnet wird, läd zu
besuchen ein.
Das Wetter ist eine Herausforderung so weit nördlich. Im Januar hatten wir ca. nur 3h
Licht und bei unmengen Schnee waren es teilweise auch tagsüber -25°C. Das änderte sich
dann im April als die Tage wieder länger wurden und die Temperaturen über 0°C stiegen. Im
Juni hatten wir sogar 25°C und konnten baden gehen. Vor allem die langen Tage mit der nicht
untergehenden Sonne machten Mitternachtsjoggen oder die Party’s außerhalb zu einem
Erlebnis.
Die Anreise nach Luleå kann mit dem Flugzeug von Stockholm (SAS, Norwegian)
oder per Zug erfolgen. Ganz verwegene kommen auch mit ihrem Auto bis nach Luleå und
erfreuen sich dadurch auch erhöhter Beliebtheit. Die Ankunft in Luleå wurde vom Komitee
für ausländische Studierenden (LURC) gut organisiert. Man wird mit teilweise anderen
zusammen vom Flughafen abgeholt, erhält daraufhin seine Unterlagen mit einer ersten
Einführung und wird zu seinem neuen Heim gefahren.
Campus im Winter und Sommer
Die ausländischen studierenden werden in Väderleden oder Varnotsvägen einquartiert.
Varnotsvägen liegt ca 5min entfernt vom Campus und man wohnt in einer 4er WG in einem
haus mit 4 anderen WG’s. Dabei bleiben die ausländischen studierenden doch eher unter sich.
Die Zimmer sind klein, man teilt sich zu zweit ein Bad aber das Gemeinschaftszimmer mit
Küche ist vollständig eingerichtet und wohnlich. Die Miete beträgt hier ca. 240€. Im 25min
entfernten Väderleden sind die meisten ausländischen Studierenden einquartiert. Hier lebt
man in teilweise 7er WG’s in 3-5 stöckigen Häusern und hat seine eigenes ca 15m² großes
Zimmer mit Bad und teilt sich die große Küche mit Gemeinschaftsraum für 230- 270€. Die
WG’s sind gemischt mit schwedischen Studierenden, mit denen man jedoch wenig zu tun hat
bzw. diese sehr zurückhaltend sind. Die Wohnungen haben eher ein geringes Flair aber sind
Ort der meisten Party’s. In den Gemeinschaftsräumen trifft man sich meist für ein Flatdinner
am Abend, gemütliches beisammensitzen oder zu einer der unzähligen Pre-partys oder
Kostümpartys. Mehrmalige besuche der doch sehr penetranten Security sind dabei ganz
normal und sorgten stehts für Heiterkeit. Der nebenliegende Supermarkt hat täglich geöffnet.
Über eine gute Internetverbindung verfügen beide Wohnheime. Die Zimmer verfügen über
kein Bettzeug. Dieses kann günstig bei Hemtex oder von vorherigen Austauschstudenten
gekauft werden. Weitere Dinge wie ein Fahrrad oder Ski können im Red-Cross oder von
anderen Studenten abgekauft werden. Wenn man schnell ist kann man sich auch ein Fahrrad
aus dem Fahrradhaus nehmen, dass von ehemaligen Austauschstudenten unangeschlossen
dort abgestellt wurde.
Zum Feiern bietet Luleå nicht die große Bühne. Neben dem BBB, Cleo, Olivers und
einer Sportsbar trifft man sich in der Woche oder dann am Samstag oft in der Studentendisco
STUK. Mit 5€ Eintritt und moderaten Getränkepreisen kann man hier bis ca. 3uhr feiern und
geht danach noch auf einen letzten Sandwich und eine Limo in eine der unzähligen
Studentenbars im Campusgelände. Auch Livebands sind eher selten zu erleben.
spanische Feria Party mit Dresscode
Zu meiner Zeit waren durchschnittlich
250 Austauschstudenten in Luleå. Dabei war
der größte Teil aus Frankreich und Spanien. Es
gab aber auch Studenten aus USA, Kanada,
Mexiko, Niederlanden, Schottland, Italien,
Puerto Rico, Iran, Australien, Südkorea,
Singapur oder Litauen. Eine bundgemischte
Menge! Der deutschsprachige Anteil hielt sich
mit 15 Personen doch recht moderat, sodass
man viel Englisch sprechen musste. Leider
bilden da die Franzosen und Spanier eine
Ausnahme und sprechen teilweise trotz der Anwesenheit eines Nichtsprachlers weiter in ihrer
Landessprache. Also mit weiteren Sprachkenntnissen ist man klar im Vorteil oder kann diese
weiter vertiefen.
Das Organisationskomitee LURC bietet einen hervorragenden Service damit man sich
schnell in Luleå heimisch fühlt. Bei der Einführungsveranstaltung erhält man eine
schwedische Handykarte und viele nützliche Informationen. Sie organisieren ein Welcome
Dinner, Farewell Dinner, International Dinner und viele Fahrten. Dabei ging es nach Kiruna
ins Eishotel, Bergwerk der LKAB und auf den Jokkmokk Market.
Aber auch unter den Studenten
finden sich relativ schnell Gruppen und
so werden größere und kleiner Touren
mit gemieteten Autos organisiert. Die
beliebtesten Ziele waren da die
Lofoten, Tromsø, Nordkap, Kiruna,
Stockholm, mit dem Loveboot nach
Tallin und der Weihnachtsmann in
Rovaniemi. Die Lofoten sind eine
Inselgruppe in Nordnorwegen und im
Winter und Sommer zum genießen,
wandern oder angeln eine Reise wert.
Die Stadt Kiruna bietet relativ wenig
aber sollte als Ausgangsstation für
Bär Happy in den Lofoten
gebuchte Hundeschlittentouren und Schneemobiltouren genutzt werden.
Für naturverbundene Menschen ist Luleå genau richtig. Die weiten Landschaften im
Norden bietet viel Raum für Wanderungen. Um Luleå kann man im Sommer gut Kajak fahren
sich in die unzähligen kostenfreien Hütten einquartieren oder an den vielen
Barbecuemöglichkeiten einfach entspannen.
Das studieren in Luleå stellte sich als relativ relaxt aber auch anders als in Deutschland
heraus. Das Studienjahr ist in Quartäre unterteilt und es sollten jeweils 2 Kurse pro Vierteljahr
belegt werden. Es gibt normale Vorlesungen, die oft durch den „Fika“ Kaffeepause für 15min
unterbrochen werden. Während des Quaters hat man dann Belege zu bearbeiten, ein Midterm
Examen oder schreibt am Ende ein Abschlussexamen. Der Schwedischkurs ist für jeden am
Anfang Pflicht und bietet einen guten Einstieg in die schwedische Sprache. Viele Kurse
besonders für Masterstudenten werden in Englisch angeboten.
Als Wirtschaftsingenieur habe ich eher technische Fächer belegt. Die LTU hat zwar
eine betriebswirtschaftliche Fakultät, die Fächer sind jedoch teilweise schwierig in Freiberg
im alten Diplomsystem anzurechnen. In meiner Zeit habe ich International Marketing, Snow
& Ice und Solar Heating System besucht.
Speziell Snow & Ice wird überwiegend von internationalen Studenten belegt und ist zu
empfehlen. Die Vorlesung ist zwar ermüdend aber die Projektarbeit ist doch sehr interessant.
Hier kann man sich mal ausgiebig in einem internationalen Team mit einem Thema um
Schnee & Eis beschäftigen. Wie in meinem Fall sogar für eine reales Unternehmen und nicht
nur für die Schublade. Auch die Exkursion zu einer Konferenz nach Jokkmokk und der
Mehrtagestrip auf eine schwedische Militärbasis mit Bau und Übernachtung in einem Quincy
waren sehr interessant. Leider ist der Kurs etwas unorganisiert und so werden Deadlines nicht
ernst genommen oder Noten vergeben, die nicht nachvollziehbar sind. Auch internationales
Marketing war eine sehr gute Veranstaltung mit einem engagierten Prof und humanistischen
Ansätzen im Marketing.
Yukigassen - schwedische Schneeballschlacht
Tack så mycket Luleå ,
Marco Kinder
Abschließend war Luleå eine tolle
Erfahrung wie jeder Auslandsaufenthalt. Ich
habe viele tolle Menschen getroffen und neue
Freunde in aller Welt gewonnen. Das
schwedische Studium stellt sich doch etwas
einfacher dar und man bekommt für weniger
Vorlesungszeit genauso viel Credits wie in
Deutschland. Speziell für Werkstofftechniker
hat Luleå einen sehr guten Ruf für seine doch
recht praxisbezogene Lehre. Das spezielle an
Luleå ist jedoch die wunderbare Natur, das
vorherrschende Wetter und dieses familiäre
Klima an dieser kleinen Universität.
Herunterladen