AAP Astro-News - Sternwarte Bieselsberg

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Ausgabe 1/2013
Sonnenfinsternis auf dem Mars
Sterne geben das Geheimnis jugendlichen Aussehens preis
Physikalische Konstante besteht Alkoholtest
Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) auf dem Weg zu uns
Im Porträt:Heinrich Samuel Schwabe
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Deutscher Astronomietag am 16. März
„Frühjahrsputz“ der Sternwarte (Termin steht noch nicht fest)
2
Vorwort des Vorstands
Vorwort des Vorstands
Liebe Vereinskollegen,
großer Frühjahrsputz. Auch da werden Freiwillige
gesucht und da die Arbeiten unabhängig vonein­
ander sind können sich die Freiwilligen die Zeit
frei wählen.
Nach dem trüben Winter hoffen wir, dass wenigs­
tens das Frühjahr Beobachtungsmöglichkeiten
bietet. Der Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) wäre
mal wieder ein Kandidat für die Beobachtung mit
dem bloßen Auge und der Astronomietag wurde ja
entsprechend gelegt. Die Führungsteams würden
sich freuen, viele von Euch zu dieser Gelegenheit
in Bieselsberg oder Pforzheim begrüßen zu dür­
fen! Wer ein schönes Foto des Kometen
geschossen hat, darf es mir gerne (elektronisch)
zukommen lassen. Wenn möglich würden wir
gerne eine große Galerie dieser Fotos auf unserer
Internetseite veröffentlichen.
Es steht auch noch die Beobachtungsnacht aus,
aber so wie es momentan aussieht, bleibt nur noch
die Hoffnung auf den Samstag, 6. April oder eine
spontane Aktion.
Wie ihr des beigelegten Protokolls der Hauptver­
sammlung entnehmen könnt, hat sich im Vorstand
nichts verändert. Wir werden also weiterhin die
Geschicke des Vereins lenken.
In diesem Jahr wird sich viel um die beiden
großen Projekte des Vereins drehen: Fertigstellung
der Montierung für unser großes Teleskop und
Bau des neuen Gebäudes für die neue, alte Kuppel
in der dann der Refraktor seinen Dienst tun soll.
Da gibt es einiges zu tun und wir hoffen, dass IHR
dazu beitragen könnt, diese Projekte umzusetzen.
Vor allem beim Bau werden wir tatkräftige Mit­
glieder brauchen um es umzusetzen. Dazu werde
ich sicher die ein oder andere EMail schicken. Wer
keine EMail hat oder seine Adresse nicht angege­
ben hat, der kann mich selbstverständlich direkt
ansprechen, so dass ich ihm persönlich Bescheid
geben kann wenn ein Arbeitseinsatz ansteht.
Daneben werden wir paar Maßnahmen zum Unter­
halt der Sternwarte in Bieselsberg durchführen
müssen: Holzverkleidung streichen, Fassade und Euer
Kuppel streichen, säubern der Räume — sprich: Martin Tischhäuser
Editorial
Liebe Leser,
theorie. Bisher hält sie allen Beobachtungen stand,
aber es wird nicht der letzte Versuch sein, winzige
wir kommen dem Urknall langsam aber sicher im­ Abweichungen finden zu wollen.
mer näher — zumindest zeitlich gesehen. Immer Der Komet ist in aller Munde und auch bei uns
bessere Instrumente und Auswertemethoden wer­ gibt es ein paar Informationen. Es wird schwierig
den dafür sorgen, dass wir immer mehr erfahren, mit bloßem Auge, aber vielleicht hilft ja die Auf­
wie die Entwicklung zu dieser frühen Zeit aussah. suchkarte bei den Beobachtunstipps.
Der Rekordhalter der frühesten Galaxie ist daher Zu guter Letzt gibt es wieder ein Porträt. Ich muss
bestimmt schon bald wieder überholt. Da kann zugeben, dass mir der Prominente in dieser Ausga­
man schnell den Überblick verlieren und ich bin be selbst unbekannt war. Aber so unscheinbar war
gespannt, wie die jüngsten Galaxien aussehen, die sein Wirken ja nicht wie mir beim durchlesen auf­
noch entdeckt werden.
gefallen ist.
Aus einem anderen Artikel erfahren wir, wofür
man die weit entfernten Objekte auch noch nutzen Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
kann: zur Bestätigung (oder Widerlegung) von
Martin Tischhäuser
Theorien, vor allem der allgemeinen Relativitäts­
Titelbild: Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) am 3.März auf der Südhalbkugel
(Foto: © Phil Hart, http://www.philhart.com, 300mm/F4 5x3s @ ISO800)
Aus Wissenschaft und Forschung
Aus Wissenschaft und Forschung
3
Curiosity kurios — Rover knipst
Sonnenfinsternis auf dem Mars
Gut sechs Wochen nach seiner Landung auf dem
Roten Planeten hat der Mars–Rover Curiosity Fo­
tos von einer Sonnenfinsternis zur Erde geschickt.
Als sich einer der zwei Mars–Monde, Phobos, am
19. September langsam vor die Sonne schob, rich­
tete Curiosity seine Kameras in den Himmel, um
das Spektakel aufzunehmen.
Sonnenfinsternisse kommen auf dem Mars häufi­
ger vor als auf der Erde, da zwei Monde in einer
geringeren Distanz und schneller um den Mars
wandern, als unser Mond um die Erde kreist. Der
Mond Phobos braucht keine acht Stunden, Deimos
Der Mars–Mond Phobos hat sich vor das
ungefähr 30 Stunden für eine Umrundung.
Zentralgestirn
geschoben. Der Rover Curiosity hat
Es gibt auf dem Mars so etwas wie eine Sonnen­
das Schauspiel von der Oberfläche des Planeten
finsternis–Saison. Das Naturschauspiel hatte Mitte
aus fotografiert.
September begonnen, das nächste gibt es elf Mo­
nate später. Dann werde Curiosity in noch besserer
Position sein, den Lauf der Mondschatten zu ver­ bis 15 Millionen Jahren wird Phobos dem Mars so
folgen.
nahe gekommen sein, dass der Mond von der
Die Anziehungskraft des Mars verändert die Um­ Schwerkraft zerrissen wird.
laufbahn der beiden Monde: Phobos wird langsa­
(ms)
mer, Deimos beschleunigt allmählich. In etwa 10
Noch eine — Astronomen entdecken
weitere Uralt–Galaxie
Auf der Suche nach den frühesten Galaxien im
Universum sind Astronomen möglicherweise auf
einen neuen Kandidaten gestoßen: Sie entdeckten
eine Sterneninsel in 13,3 Milliarden Lichtjahren
Entfernung von der Erde, wie die US–Raumfahrt­
behörde NASA und die Europäische Raumfahrt­
agentur ESA berichteten. Sie sähen die neu
entdeckte Galaxie mit der Bezeichnung
MACS0647­JD so, wie sie 420 Millionen Jahre
nach dem Urknall aussah, hieß es in einer Mittei­
lung. Die neu entdeckte Galaxie weist einen
Durchmesser von weniger als 600 Lichtjahren auf,
das ist nur ein Bruchteil des Durchmessers unserer
Milchstraße, der auf 150.000 Lichtjahre geschätzt
wird.
Auf die Spur kamen die Astronomen dem nun ent­
deckten Sternsystem durch einen Effekt, der an ein
astronomisches Vergrößerungsglas erinnert. Dieser
sogenannte Graviationslinsen–Effekt entsteht,
wenn sich genau auf der Linie zwischen Beobach­
ter und Galaxie ein zweites massereiches Objekt
befindet, das durch seine Gravitation die Licht­
strahlen des dahinter liegenden Objekts ablenkt
und so verstärkt.
Eine solche Gravitationslinse erlaubt Astronomen
die Beobachtung von Sterneninseln, deren Licht
schwächer ist als dasjenige einer Kerze auf dem
Mond. Dieser Effekt machte auch die Beobachtung
der lichtschwachen Galaxie MACS0647­JD durch
die Weltraumteleskope Hubble und Spitzer erst
möglich.
Das Urknall–Modell besagt, dass das Universum
vor rund 13,7 Milliarden Jahren entstand und sich
seither ausdehnt. Die NASA bezeichnet die neue
Entdeckung als die am weitesten entfernte Galaxie,
die bislang bekannt sei. Allerdings hatte die
US–Weltraumbehörde schon vor einem halben
Jahr die Entdeckung einer Galaxie gemeldet, die
sogar 13,5 Milliarden Lichtjahre entfernt sei und
bezeichnete sie ebenfalls als die am weitesten ent­
fernt.
4
Aus Wissenschaft und Forschung
In letzter Zeit häufen sich diese ,,Rekorde": Im Ja­
nuar hatte Hubble eine Galaxie gefunden, die rund
13,2 Milliarden Jahre alt ist. Und im Oktober 2011
hatten Forscher den Fund einer 13 Milliarden Jahre
alten Galaxie bekanntgegeben. Das frühe Univer­
sum scheint also bereits zahlreich bevölkert gewe­
sen zu sein.
Das Problem sind die Fehlertoleranzen der Entfer­
nungsmessungen, weswegen in wissenschaftlichen
Veröffentlichungen üblicherweise Entfernungsbe­
reiche angegeben werden, ein Verfahren, welches
sich allerdings kaum für Presseschlagzeilen eignet,
weswegen konkrete Werte publiziert werden. Die
Forscher lösen das Dilemma der Rekorthalter in­
zwischen, indem sie jeweils von Rekordkandidaten
sprechen.
Ein eindeutiges Ergebnis ist wohl erst nach weite­
ren Auswertungen zu erwarten. Die jetzt aufge­
spürte Galaxie MACS0647­JD, wie auch die
anderen Kandidaten, sind zu weit entfernt, um mit
den derzeit vorhandenen Teleskopen ihre Entfer­
nung exakt zu bestimmen. Erst der Hubble­Nach­
folger, das im Bau befindliche James Webb Space
Telescope, wird voraussichtlich dazu in der Lage
sein. Es soll 2018 ins All geschossen werden.
(ms)
Neue Hinweise auf den
geheimnisvollen Ursprung der
kosmischen Strahlung
von den Astronomen die Bezeichnung SN 1006
erhielt, im südlichen Sternbild Lupus (der Wolf)
identifiziert. An dieser Stelle wurde eine leuchten­
de Schale aus expandierender Materie entdeckt,
Detaillierte Beobachtungen der Überbleibsel einer die den Überrest der gewaltigen Explosion dar­
Supernova, die vor eintausend Jahren stattgefun­ stellt.
den hat, mit dem Very Large Telescope (VLT) der Schon seit langem vermutet man, dass solche Su­
ESO haben neue Hinweise auf den Ursprung der pernovaüberreste die Orte sind, an denen ein Teil
kosmischen Strahlung geliefert. Erstmals wurden der sogenannten kosmischen Strahlung erzeugt
Anzeichen von schnellen Teilchen gefunden, die so wird– hochenergetische Teilchen, die von außer­
etwas wie die Vorläufer der kosmischen Strahlung halb des Sonnensystems stammen und sich beinahe
sein könnten. Die Ergebnisse der Studie erscheint mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Die Details
am 14. Februar 2013 in der Fachzeitschrift dieses Prozesses sind jedoch immer noch rätsel­
Science.
haft.
Im Jahr 1006 n Chr. leuchtete am Südhimmel ein Ein von Sladjana Nikolić vom Max­Planck­Institut
neuer Stern auf, der heller als der Planet Venus für Astronomie in Heidelberg geleitetes Astrono­
wurde und vielleicht sogar die Helligkeit des Mon­ menteam hat mit dem Instrument VIMOS am VLT
des erreichte. Dieses Ereignis wurde an vielen Or­ den tausend Jahre alten Supernova­Überrest SN
ten auf der Welt beobachtet, zumal der neue Stern 1006 genauer als je zuvor unter die Lupe genom­
im Maximum seiner Helligkeit nachts Schatten men. Das Ziel der Forscher war es, herauszufin­
warf und sogar am Taghimmel sichtbar blieb. Viel den, was genau an der Stelle geschieht, an der das
später wurde der genaue Ort dieser Supernova, die bei der Supernova mit hoher Geschwindigkeit her­
VLT/VIMOS­Beobachtungen der Schockfront im Supernovaüberrest SN 1006
Aus Wissenschaft und Forschung
ausgeschleuderte Material auf die im Vergleich da­
zu nahezu stillstehende interstellare Materie trifft.
An dieser Stelle bildet sich eine sogenannte
Schockfront aus, die sich mit hoher Geschwindig­
keit ausdehnt und Ähnlichkeit mit dem Überschall­
knall eines Düsenflugzeugs hat. Sie könnte als
kosmischer Teilchenbeschleuniger an der Erzeu­
gung der kosmischen Strahlung beteiligt sein.
Dem Team gelang es, erstmals Informationen zur
Materie im Schock zu sammeln, und dabei nicht
nur an eine Stelle der Schockfront zu vermessen,
sondern eine ganze Karte der Eigenschaften des
Gases und ihrer räumlichen Variationen zu erstel­
len. Daraus ergaben sich wichtige Hinweise auf ei­
ne mögliche Lösung des Rätsels der kosmischen
Strahlung.
Zur Überraschung der beteiligten Wissenschaftler
gibt es Anzeichen für eine große Zahl von schnel­
len Protonen im Gas der Schockregion. Bei diesen
Protonen handelt es sich noch nicht um die kosmi­
sche Strahlung selbst, sondern um Vorläuferteil­
chen (engl. „seed particles“), die anschließend
durch Wechselwirkung mit der Schockfront auf die
erforderlichen hohen Energien beschleunigt wer­
Sterne geben das Geheimnis
jugendlichen Aussehens preis
Während einige Menschen auch im stolzen Alter
von 90 Jahren noch in guter Verfassung sind, lei­
den andere bereits unter Altersschwäche, bevor sie
die 50 überschritten haben. Die Geschwindigkeit
des Alterungsprozesses eines Menschen dürfte da­
mit nur wenig von seinem tatsächlichen Alter ab­
hängen und vermutlich hauptsächlich von seinem
Lebensstil bestimmt sein. Eine neue Studie mit
dem MPG/ESO 2,2­Meter­Teleskop am La Silla­
Observatorium der ESO und dem NASA/ESA
Hubble Space Telescope hat nun ergeben, dass das­
selbe auch für Sternhaufen gilt.
Kugelsternhaufen sind sphärische Ansammlungen
von Sternen, die durch ihre eigene Schwerkraft an­
einander gebunden sind. Mit einem Alter von übli­
cherweise 12­13 Milliarden Jahren sind sie
Überbleibsel aus der Anfangszeit des Universums
– der Urknall selber, mit dem das Universum ent­
standen ist, fand vor etwa 13,7 Milliarden Jahren
statt. Zu unserer Milchstraße gehören ungefähr 150
Kugelsternhaufen, und sie enthalten viele der ältes­
5
den und als Teilchenstrahlung hinaus in den Raum
fliegen können.
Nikolić erklärt: „Dies ist das erste Mal, dass wir
die physikalischen Prozesse in und um die
Schockregion genauer untersuchen konnten. Wir
haben dabei Hinweise auf die Existenz einer Regi­
on gefunden, die offenbar auf genau jene Weise
erwärmt wird, wie man es erwarten würde, wenn
dort Protonen existieren, welche die Energie aus
direkt hinter der Schockfront gelegenen Regionen
in die Bereiche direkt vor dem Schock transportie­
ren.“
Bei der Studie wurde erstmals ein Integralfeld­
Spektrograf verwendet, um die Eigenschaften einer
Supernova­Schockfront derart detailliert zu unter­
suchen. Das Team plant nun, die Methode auch bei
anderen Supernovaüberresten anzuwenden.
Ko­Autor Glenn van de Ven vom Max­Planck­In­
stitut für Astronomie fügt hinzu: „Diese neuartige
Beobachtungstechnik könnte sich als Schlüssel er­
weisen um herauszufinden, wie Supernova­Über­
reste kosmische Strahlung erzeugen.“
(ESO)
ten Sterne unserer Heimatgalaxie.
Obwohl die Kugelsternhaufen sich bereits in der
fernen Vergangenheit gebildet haben und ihre
Sterne alt sind, haben Astronomen jetzt mithilfe
des MPG/ESO 2,2­Meter­Teleskop und des NA­
SA/ESA Hubble Space Telescope festgestellt, dass
einige dieser Sternhaufen in ihrem Herzen nach
wie vor jung geblieben sind. Ihre Ergebnisse prä­
sentieren sie in der Ausgabe vom 20. Dezember
2012 der Fachzeitschrift Nature.
„Auch wenn diese Sternhaufen schon vor Milliar­
den von Jahren entstanden sind, haben wir uns ge­
fragt, ob einige von ihnen vielleicht schneller oder
langsamer altern als andere”, erläutert Francesco
Ferraro von der Università di Bologna in Italien,
der Leiter des Wissenschaftlerteams, das die Ent­
deckung gemacht hat. „Durch die Untersuchung
der Verteilung einer bestimmten Sorte blauer Ster­
ne, die es in Kugelsternhaufen gibt, haben wir her­
ausfinden können, dass einige Sternhaufen sich
tatsächlich viel schneller entwickelt haben. Daraus
haben wir eine Methode entwickelt, um die Alte­
rungsrate zu bestimmen.“
Sternhaufen entstehen innerhalb einer relativ kurz­
6
Aus Wissenschaft und Forschung
sen werden die Blauen Nach­
zügler
besonders
stark
beeinflusst. Durch ihre Hel­
ligkeit sind sie außerdem
leicht zu beobachten.
Um den Alterungsprozess von
Kugelsternhaufen besser ver­
stehen zu können, beobachte­
ten die Astronomen die
Positionen von Blauen Nach­
züglern in 21 Kugelsternhau­
fen mit dem MPG/ESO
2,2­Meter­Teleskop,
dem
Hubble Space Telescope und
weiteren Observatorien. Hub­
ble stellte dabei hochaufge­
löste Aufnahmen der dicht
bevölkerten Zentren von 20
der Kugelsternhaufen zur
Verfügung, während die bo­
dengebundenen Observatorien
Bilder mit einem größeren
Gesichtsfeld lieferten, die
auch die dünner besiedelten
Außenbereiche der Haufen
Der Kugelsternhaufen NGC 6388, aufgenommen von der Europäischen zeigen.
Bei der systematischen Aus­
Südsternwarte
wertung der Bilder stellten die
en Zeitspanne, so dass alle in einem bestimmten Wissenschaftler fest, dass einige der Kugelstern­
Sternhaufen enthaltenen Sterne in etwa gleich alt haufen vergleichsweise jung aussehen und ihre
sind. Da helle, massereiche Sterne ihren Brennstoff Blauen Nachzügler über den gesamten Haufen
sehr schnell verbrauchen und Kugelsternhaufen verteilt sind, während der Großteil der Haufen viel
sehr alt sind, sollten sie eigentlich nur noch masse­ älter wirkt und ihre Blauen Nachzügler sich in der
arme Sterne enthalten.
Haufenmitte ansammeln. Eine dritte Gruppe befin­
Das ist aber nicht immer der Fall: Unter bestimm­ det sich mitten im Alterungsprozess. Bei ihnen
ten Bedingungen können Sterne zusätzliches „Le­ sieht man die Sterne nahe des Zentrums als erstes
benselixier“ erhalten, also zusätzlichen Brennstoff, nach innen wandern. Erst später kommen die Ster­
der sie wachsen und heller werden lässt. So etwas ne weiter außen hinzu.
kann zum Beispiel passieren, wenn ein Stern ei­ „Da all diese Kugelsternhaufen etwa gleich alt
nem Begleiter Materie abzieht, wenn die beiden sind, zeigt uns das, wie sehr sich die Entwick­
Komponenten eines Doppelsternsystems miteinan­ lungsgeschwindigkeit von Haufen zu Haufen un­
der verschmelzen oder wenn zwei Sterne kollidie­ terscheidet”, ergänzt Barbara Lanzoni von der
ren. Die auf diese Weise neu erstarkten Sterne Università di Bologna, eine der Ko­Autorinnen der
nennt man Blaue Nachzügler, und um ihre hohe Studie. „Wir glauben, dass der Sedimentationspro­
Masse und ihre große Leuchtkraft dreht sich die zess bei den schnell alternden Haufen nach weni­
neue Studie.
gen hundert Millionen Jahren abgeschlossen sein
Schwerere Sterne sinken im Laufe der Zeit durch kann, während er bei den langsamsten Vertretern
einen Prozess, der dem Sedimentieren von Schwe­ ein Vielfaches des gegenwärtigen Alters des Uni­
beteilchen in Wasser ähnelt, in das Zentrum eines versums andauern wird.”
Kugelsternhaufens ab. Aufgrund ihrer hohen Mas­ Das Absinken der schwersten Sterne in Richtung
7
Aus Wissenschaft und Forschung
des Haufenzentrums führt letztlich dazu, dass das
Zentrum extrem dicht wird. Dieses Phänomen
nennt man Kernkollaps. Die Prozesse, die zum
Kernkollaps führen, sind gut verstanden und hän­
gen von der Anzahl, der Dichte und der Geschwin­
digkeit der Sterne ab. Unklar war bislang aber, wie
häufig soetwas stattfindet. Diese Studie liefert da­
her die ersten empirischen Hinweise darauf, wie
schnell verschiedene Kugelsternhaufen altern.
(ESO)
Stärkste Materieflüsse eines
Schwarzen Lochs entdeckt
der theoretischen Vorhersage überein.
Quasare sind die hell strahlende Zentren ferner
Galaxien, für deren enorme Leuchtkraft giganti­
Quasare sind extrem hell leuchtende Zentren ferner sche Schwarze Löcher verantwortlich sind. Im
Galaxien, für deren Leuchtkraft supermassereiche Rahmen der hier vorgestellten neuen Studie wurde
Schwarze Löcher verantwortlich sind. Viele von nun eines dieser energiegeladenen Objekte mit
ihnen geben gewaltige Mengen an Materie in ihre dem Namen SDSS J1106+1939 mit dem Instru­
Muttergalaxien ab. Diese Materieflüsse spielen ei­ ment X­Shooter am Very Large Telescope der ESO
ne entscheidende Rolle bei der Entwicklung der am Paranal­Observatorium in Chile detailliert un­
Galaxien. Bis vor kurzem waren die beobachteten tersucht. Obwohl Schwarze Löcher in erster Linie
Quasar­Materieflüsse aber allesamt nicht so stark dafür bekannt sind, Materie anzuziehen, stoßen die
wie von den Theoretikern erwartet. Jetzt haben meisten Quasare einen Teil des Materials um sie
Astronomen mit dem Very Large Telescope (VLT) herum auch wieder ab. Dabei wird das Material
der ESO den Quasar mit dem energiereichsten je­ auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt.
mals beobachteten Materiefluss entdeckt: Bei „Wir haben den stärksten Quasar­Materiefluss aller
SDSS J1106+1939 ist der Aufluss mindestens fünf­ Zeiten entdeckt. Von SDSS J1106+1939 wird das
mal so stark wie bei allen anderen andere bisher zweibillionenfache der Gesamtleistung der Sonne
bekannten Quasaren und stimmt nun erstmals mit in Form von Materie bei hohen Geschwindigkeiten
Künstlerische Darstellung der gigantischen Materieflüsse des Quasars SDSS J1106+1939
8
weggetragen. Das entspricht immerhin dem ein­
hundertfachen der Abstrahlung der gesamten
Milchstraße – ein wahrhaft gigantischer Energie­
ausstoß also”, erläutert Nahum Arav von der Virgi­
nia Tech in den USA, der das Astronomenteam
geleitet hat, das die Studie durchgeführt hat. „Da­
mit ist es erstmals gelungen, einen Quasar­Mate­
riefluss zu messen, der so hohe Energiemengen
zeigt, wie von der Theorie vorhergesagt.”
Viele Simulationsrechnungen deuten darauf hin,
dass der starke Einfluss dieser Materieflüsse auf
die Galaxien, innerhalb derer sie sich bilden, meh­
rere Rätsel der modernen Kosmologie lösen könn­
te, zum Beispiel wie die Masse einer Galaxie mit
der Masse des zentralen Schwarzen Lochs zusam­
menhängt oder warum es nur so wenige große Ga­
laxien im Universum gibt. Bislang war jedoch
unklar, ob Quasare überhaupt in der Lage sind, die
für diese Phänomene notwendigen Energiemengen
zu liefern.
Der neuentdeckte Materiefluss befindet sich etwa
eintausend Lichtjahre von dem supermassereichen
Schwarzen Loch im Herzen des Quasars SDSS
J1106+1939 entfernt. Er ist mindestens fünfmal so
stark wie der vorherige Rekordhalter. Die Analyse
des Astronomenteams ergab, dass von diesem Qua­
sar pro Jahr etwa das vierhundertfache der Sonnen­
Physikalische Konstante besteht
Alkoholtest
Das Massenverhältnis von Protonen zu Elektronen
gilt als Naturkonstante. Und dies zu recht, wie
neueste radioastronomische Beobachtungen einer
fernen Galaxie gezeigt haben. Mit dem 100­Meter­
Radioteleskop in Effelsberg haben Wissenschaftler
der VU­Universität Amsterdam und des Max­
Planck­Instituts für Radioastronomie in Bonn Ab­
sorptionslinien des Moleküls Methanol bei einer
Reihe von charakteristischen Frequenzen gemes­
sen. In einer weit entfernten Galaxie analysierten
die Forscher das Spektrum des einfachsten Vertre­
ters aus der Stoffgruppe der Alkohole. Ergebnis:
Moleküle und molekulare Materie weisen heute
mit hoher Genauigkeit dieselben Eigenschaften auf
wie vor sieben Milliarden Jahren. Insbesondere das
Massenverhältnis von Protonen und Elektronen hat
sich demnach in diesem Zeitraum um maximal
hunderttausendstel Prozent geändert.
Fundamentalen Naturkonstanten wie dem Proton­
Aus Wissenschaft und Forschung
masse ausgestoßen wird – und das bei einer
Geschwindigkeit von etwa 8000 Kilometern pro
Sekunde.
„Ohne den X­Shooter­Spectrografen am VLT hät­
ten wir Daten mit der hohen Qualität, wie sie diese
Entdeckung erfordert hat, nicht aufnehmen kön­
nen”, ergänzt Benoit Borguet, ebenfalls von der
Virginia Tech und der Erstautor des Fachartikels,
in dem die Studie dargestellt wird. „So waren wir
in der Lage, die Region um den Quasar erstmals
detailliert zu untersuchen.”
Zusammen mit SDSS J1106+1939 untersuchte das
Wissenschaftlerteam noch einen weiteren Quasar,
der ebenfalls starke Materieflüsse zeigt. Beide sind
typische Vertreter einer weit verbreiteten, aber bis­
lang nur wenig untersuchten Art von Quasaren, so
dass sich die Ergebnisse auf leuchtkräftige Quasare
überall im Universum übertragen lassen sollten.
Borguet und seine Kollegen überprüfen derzeit ein
Dutzend weiterer ähnlicher Quasare, um sicherzu­
gehen, dass dies auch tatsächlich der Fall ist.
„Nach etwas derartigem haben wir zehn Jahre lang
gesucht” schließt Arav. „Es ist unglaublich aufre­
gend, einen dieser lange vorhergesagten Monster­
Materieflüsse gefunden zu haben!”
(ESO)
zu­Elektron­Massenverhältnis können Physiker
nur durch Messungen näher kommen. Zwar erge­
ben alle erdgebundenen Experimente für dieses
Verhältnis denselben Wert. Trotzdem wäre es theo­
retisch möglich, dass die Konstante sich in ver­
schiedenen Regionen des Universums oder zu
unterschiedlichen Zeiten in dessen Geschichte ver­
ändert hat. Um solche Abweichungen nachzuwei­
sen, eignet sich das Methanol­Molekül als
Messfühler.
Eine Reihe von Linien im Radiospektrum dieses
Moleküls würden bei einer Änderung des Proton­
zu­Elektron­Massenverhältnisses eine deutliche
Frequenzverschiebung zeigen, während andere Li­
nien von dieser Verschiebung nicht betroffen wä­
ren. Erst kürzlich hat eine Gruppe an der
VU­Universität Amsterdam herausgefunden, wel­
che Eigenschaft das Methanol zu einem solch
empfindlichen Messfühler macht: Letztendlich
handelt es sich dabei um einen Quantentunnel­Ef­
fekt, der zustande kommt, wenn die interne Rotati­
on des Moleküls beeinträchtigt ist. Dieser Effekt
Aus Wissenschaft und Forschung
führt zu sehr hohen Werten für die Empfindlich­
keits­Koeffizienten der entsprechenden Spektralli­
nien, die sich alle einzeln berechnen lassen.
"Dadurch wird nun das Methanol­Molekül ein
idealer Testfall, um eine mögliche zeitliche Verän­
derung des Proton­zu­Elektron­Massenverhältnis­
ses zu entdecken", sagt Wim Ubachs, Professor an
der VU­Universität Amsterdam und Leiter des
Physik­Departments. "Deshalb haben wir vorge­
schlagen, nach Linienstrahlung von Methanol im
fernen Universum zu suchen, um die Struktur der
so gefundenen Moleküle mit der des Methanols in
der heutigen Zeit in Laborexperimenten zu verglei­
chen."
Das Team beobachtete eine Galaxie, in der bereits
eine Reihe verschiedener Moleküle beobachtet
worden waren. Die Galaxie, die in der Sichtlinie zu
einer intensiv strahlenden Radioquelle namens
PKS1830­211 steht, ist etwa sieben Milliarden
Lichtjahre von der Erde entfernt. Mit ihrem Such­
programm zielten die Wissenschaftler auf vier ver­
schiedene Linienübergänge im Radiospektrum des
Methanol­Moleküls. Mithilfe des 100­Meter­Ra­
dioteleskops in Effelsberg konnten sie auch tat­
sächlich alle vier Linien entdecken.
"Als optische Astronomin war es für mich eine in­
teressante Erfahrung, Beobachtungen bei so
großen Wellenlängen durchzuführen, wie sie im
Radiobereich auftreten", sagt Julija Bagdonaite,
Doktorandin an der VU­Universität Amsterdam
und Erstautorin der Veröffentlichung. "Das Metha­
nol­Molekül hat diese Radiowellen bereits vor sie­
ben Milliarden Jahren absorbiert, und die Wellen
haben seinen Fingerabdruck aus ferner Vergangen­
heit auf ihrem Weg zur Erde mit sich getragen."
Aus einer Analyse der Quantenstruktur des Metha­
nol­Moleküls leiteten die Forscher ab, dass sich
zwei von dessen Spektrallinien, die sie bei Fre­
quenzen um 25 GHz beobachten, kaum von einer
Änderung des Proton­zu­Elektron­Massenverhält­
nisses beeinflussen ließen. Die anderen beiden Li­
nien reagieren viel empfindlicher auf eine
Modifikation dieses Parameters.
"Die Quelle, die wir untersucht haben, ist von un­
seren Beobachtungsobjekten mit Abstand am bes­
ten geeignet, um die Gültigkeit unserer lokalen
Physik auch in weit entfernten exotischen Umge­
bungen zu untersuchen", sagt Christian Henkel
vom Max­Planck­Institut für Radioastronomie. "Es
wäre phantastisch, wenn wir noch mehr Quellen
9
Schematisches Bild des Methanol­Moleküls
CH3OH. Die schwarze Kugel markiert das zentrale
Kohlenstoffatom, die rote ein Sauerstoff­Atom und
die grauen Kugeln stehen für Wasserstoff­Atome.
Der gelbe Pfeil repräsentiert die interne
Drehbewegung des Moleküls, deren
Beeinträchtigung zu einem Quantentunneleffekt
führt.
Bild: © Paul Jansen, VU­Universität Amsterdam
dieser Art finden könnten, mit denen wir noch
weiter in die Vergangenheit schauen könnten."
Bei der Auswertung der Daten bezogen die Wis­
senschaftler auch systematische Effekte der Beob­
achtungen mit ein und kamen so zu folgendem
Ergebnis: Das Massenverhältnis von Proton und
Elektron hat sich im Lauf der vergangenen sieben
Milliarden Jahre um einen Faktor von maximal 10­
7 geändert und gilt damit zu rrecht als Naturkon­
stante. Dieses Ergebnis kann durchaus so interpre­
tiert werden, dass die Struktur der molekularen
Materie, wie aus spektralen Beobachtungen abge­
leitet, sehr genau mit derjenigen vor sieben Milli­
arden
Jahren
übereinstimmt.
Mögliche
Abweichungen betragen nur ein Hunderttausends­
tel Prozent oder sogar weniger.
"Wenn wir tatsächlich Abweichungen in dieser
fundamentalen Konstante finden würden, dann
hätten wir ein Problem mit unserem Verständnis
der Grundlagen der Physik", schließt Karl Menten,
Direktor am Max­Planck­Institut für Radioastro­
nomie. "Vor allem wäre damit Einsteins Äquiva­
lenzprinzip
verletzt,
das
Herzstück
der
Allgemeinen Relativitätstheorie.
(MPIfR Bonn)
10
Bau des neuen Kuppelgebäudes
Neues Kuppelgebäude
Wie schon des öfteren erwähnt, enstand die Idee,
ein neues Gebäude zu errichten, aus der Nachfol­
geplanung für unser neues Fernrohr: Wie schaffen
wir es, dass wir nach wie vor attraktive Sternfüh­
rungen durchführen können? Unser neues Teleskop
in Newton­Bauweise eignet sich hervorragend für
Beobachtungen. Allerdings wird der Einblick im­
mer schwieriger, je näher wir dem Zenit kommen,
denn der Okularauszug befindet sich ja am oberen
Tubusende. Der Einblick ist bei Beobachtungen im
Zenit in ca. 3m Höhe! Das wird für manche schon
im Hellen eine Herausforderung und besonders na­
türlich wenn es dunkel ist und Leiterstufen
schlecht erkennbar. Das können wir den Besuchern
so nicht zumuten, aber auf die Objekte Richtung
Zenit können wir bei einer Führung auch nicht
Aus Wissenschaft und Forschung
verzichten.
Eine Alternative wäre, die Objekte nur per Monitor
zu zeigen. Das haben wir aber ausgeschlossen,
denn die Akzeptanz dafür ist sehr gering. Diese Art
der Beobachtung könnte man auch daheim mit
dem Computer machen. Eine weitere Alternative,
den Refraktor im Freien zu platzieren (wo man ihn
allerdings immer wieder auf­ und abbauen müss­
te), kommt für uns aus logistischen Gründen nicht
in Betracht, denn das erfordert bei jeder Führung
einige Vor­ und Nachbereitung und keiner könnte
alleine eine Führung durchführen. Außerdem wäre
die Gefahr groß, irgendwann das Teleskop bei
solch einer Aktion zu beschädigen. Auch ein
Lagerplatz im Anbau wäre nicht einfach zu
realisieren.
Warum kommt dieser Neubau gerade jetzt auf?
Nun, wie schon in der letzten Ausgabe geschildert,
Draufsicht des Geländes um die Sternwarte mit dem geplanten Gebäude. Der Platz in der Nordwestecke
ist am wenigsten eingeschränkt durch die bestehenden Gebäude und Bäumen auf den
Nachbargrundstücken.
11
Aus Wissenschaft und Forschung
Seitenansicht von Westen auf das Sternwartengelände mit dem geplanten Neubau
ergab sich eine günstige Gelegenheit, eine ge­
brauchte Kuppel zu erwerben. Und wir sind auch
wieder dabei, den Bau der Montierung weiterzu­
treiben, so dass wir uns schon Gedanken über die
Zukunft des alten Teleskops machen mussten.
Denn so fern ist der Einbau (hoffentlich) nicht
mehr.
So holten wir uns die schöne Kuppel aus Stuttgart
(hier gilt der Dank noch einmal den Stuttgartern,
die uns den Zuschlag gaben) und stellten einen
Bauantrag für die Errichtung eines kleinen Gebäu­
des mit Kuppel­ und Technikteil am hinteren Ende
unseres Geländes. Der Kuppelteil sollte etwas
mehr Platz bieten als die Kuppel selbst damit wir
bei der Größe unseres Refraktors immer noch Platz
hinter dem Okular haben — selbst wenn wir nahe
des Horizonts beobachten. Immerhin füllt der
Refraktor fast den gesamten Kuppeldurchmesser
von 3m aus. Der Technikraum sollte ebenfalls groß
genug sein um die Steuerung und Ausrüstung un­
terzubringen. Auch einige Besucher sollten dann
noch Platz finden, denn wir haben ja öfters auch
mal mehr als 20 Besucher und alle möchten die
Erläuterungen mitbekommen. Andererseits sollte
es nicht zu groß werden, damit wir es auch noch
realisieren können. Für beide Teile wurden somit
4m x 4m veranschlagt, so dass wir auf eine
Gesamtgröße von 8m x 4m kommen.
Der Bauantrag wurde noch im Sommer gestellt
und im November genehmigt. Die Auflage war al­
lerdings ein begrüntes Flachdach, so dass wir unse­
ren ursprünglichen Plan noch einmal überarbeiten
mussten. Mittlerweile sind aber die Bauplanungen
fast abgeschlossen, wir könnten also demnächst
loslegen.
Wie soll der Bau nun umgesetzt werden? In mehre­
ren Phasen soll das Gebäude errichtet werden. In
Phase eins werden wir den Boden für das Funda­
Blick von Norden auf das geplante Gebäude. Man
sieht im Hintergrund die bestehende Kuppel, die
ein wenig in die Südostsicht hineinragt.
ment ausgraben und selbiges mit der Bodenplatte
betonieren. Die nächste Phase besteht dann aus
dem Mauerwerk und in der dritten Phase wird eine
Betondecke gegossen. Zum Schluss werden wir
dann die Kuppel aufbringen sowie die Begrünung
anlegen.
Jeder dieser Schritte wird sicher mehr als einen
Tag benötigen, was natürlich auch von der Anzahl
Helfer abhängt. Wenn sich viele finden kann man
die Last schön verteilen und darauf bauen wir!
Schön wäre es, wenn wir in diesem Jahr Phase drei
abschließen könnten, denn dann ist der Bau
einfacher winterfest zu machen.
Im späten Frühjahr wollen wir mit dem ersten
Bauabschnitt beginnen, aber das hängt auch vom
Wetter ab. Wir werden allen demnächst die Infor­
mationen zukommen lassen wo und wie man sich
zum Helfen an bestimmten Terminen melden kann.
Bitte lasst uns dann recht schnell wissen, wie eure
Verfügbarkeit ist, damit wir die Planung zügig
durchführen können.
(mt)
12
Weihnachtsfeier
Das Winterwetter meinte es relativ gut mit uns am
Tag der Weihnachtsfeier. Auch wenn die letzten
Weihnachtsfeier
Meter zur Sternwarte doch ein bisschen rutschig
waren konnte man bedenkenlos zur Feier anreisen.
Es wurden schon früh die Weichen auf „warm“ ge­
stellt und kräftig eingeheizt, so dass nach wenigen
Minuten eine wohlige Atmosphäre vorhanden war.
Es waren erfreulicherweise viele gekommen, um
zusammen das Jahr ausklingen zu lassen. Acht
AAP'ler scharten sich um die Bank und bauten erst
einmal ihre üppig mitgebrachten weihnachtlichen
Leckereien auf. Wir hatten nicht mal genug Platz
um alles ess­ und trinkbare auf dem Tisch zu plat­
zieren!
Danach gab es genug Stoff für Plaudereien rund
um AAP, Astronomie und allgemeine Themen, so
dass es keinem langweilig wurde. Wir hatten viel
zu diskutieren und lachen und die Zeit verging wie
im Flug. Erst als es langsam Richtung Mitternacht
ging machte sich eine allgemeine Aufbruchstim­
mung breit.
Alle waren sich einig, dass es eine gelungene Ver­
anstaltung war — eine der besten in Bieselsberg
bisher — und so verabschiedeten wir uns in bester
Stimmung. Mal sehen, ob wir das im nächsten Jahr
noch mal toppen können.
(mt)
Astronomietag, Sternwarten
Astronomietag
Astronomietag
Der Astronomietag steht in diesem Jahr unter dem
Motto „Vagabunden des Sonnensystems“. Dieser
Titel (und auch der Zeitpunkt) wurde gewählt, weil
uns Mitte März ein recht heller Vertreter der Vaga­
bunden, der Komet C/2011 L4 (PANSTARRS) be­
sucht. Am Astronomietag wird er in der
Abenddämmerung tief am Westhorizont zu sehen
sein und so etwa 3m hell sein. Damit kann er mit
bloßem Auge beobachtet werden!
In Bieselsberg beginnen wir bereits um 16 Uhr mit
der Beobachtung der Sonne. Sonnenflecken sind ja
zur Zeit noch oft zu sehen und wir hoffen natürlich
auch auf ein paar größere Protuberanzen, die wir
dann parallel mit dem Lunt vorführen können.
Ab 19 Uhr machen wir uns dann sowohl in Bie­
selsberg als auch auf dem Kepler­Gymnasium (wo
wir erst um diese Zeit beginnen) bereit für die Ko­
metenjagd. Jeder, der ein Fernglas mit Stativ hat
13
sollte es mitbringen, damit wir möglichst vielen
die Gelegenheit geben können, neben der visuellen
Beobachtung des Kometen auch ein noch ein­
drucksvolleres Erlebnis beim Blick durchs Fern­
glas zu haben, wo der Schweif dann noch besser zu
erkennen sein dürfte.
Danach werden wir uns den Objekten des Abend­
himmels widmen. Neben den traditionellen Win­
terobjekten im Südwesten werden wir uns langsam
aber sicher zu den Frühlingsobjeken vorarbeiten
und auch die ein oder andere Galaxie anvisieren.
Das Ende ist offen, da werden wir sehen, wie lange
wir selbst durchhalten. Die Erfahrung der letzten
Jahre zu Grunde gelegt wird so zwischen 23 Uhr
und 1 Uhr nachts (auch je nach Beobachtungswet­
ter) Ende sein. Wer möchte kann in Bieselsberg
natürlich auch länger bleiben und den dunklen
Himmel geniessen.
(mt)
Sternwarte Bieselsberg
Führungen
Wir hoffen, dass wir im Frühjahr die zahlreichen
Sternhaufen und Galaxien des Abendhimmels prä­
Viele Führungen konnten wir den Winter über sentieren können und auch Saturn wird nicht zu
nicht durchführen, um genau zu sein: keine. Mitte kurz kommen.
Dezember hatten wir zwar klaren Himmel, aber bei Am Astronomietag werden wir zunächst die Sonne
ca. ­10° fand sich dann auch nur ein einziger Besu­ zeigen bevor wir dann zum Kometen schwenken
cher ein. Da außerdem die Kuppel festgefroren und danach die Schönheiten des Nachthimmels
war, blieb nichts anderes übrig, als die warme Stu­ zeigen.
be daheim aufzusuchen. Seither verschonte uns der
(mt)
trübste Winter seit Aufzeichnungsbeginn nicht.
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
Bis Mai werden wir noch drei reguläre Führungen
Ich kann mich noch gut an Werners Satz erinnern: anbieten, in denen es hauptsächlich um die Stern­
„Das wird ja schon wieder nichts mit Führung bilder des Frühlings geht. Aber natürlich wird man
morgen“ als er sich Anfang Januar über das trübe im April und Mai auch den Ringplaneten aufs
Wetter beklagte, das meistens eine Führung auf Korn nehmen, dessen Ringe nun wieder weiter ge­
dem Kepler­Gymnasium verhinderte. Aber dieses öffnet sind.
eine Mal sollte er Unrecht haben. Der Mittwoch Nicht vergessen wollen wir natürlich den Astrono­
Abend war einer der wenige Abende des Winters, mietag, der auf dem Kepler­Gymnasium ab 19 Uhr
an denen man tatsächlich Sterne erblicken konnte! beginnt, also gleich mit einem Höhepunkt, dem
Und so konnte wenigstens dort eine Führung statt­ Kometen, beginnt.
finden.
(mt)
14
Beobachtergruppe
Ein Komet fürs bloße Auge?
Beobachtergruppe
Etwa ab dem 12. März ergibt sich für uns die
Möglichkeit, ihn am Ende der Abenddämmerung
Im Frühjahr besucht uns mal wieder ein heller Ko­ tief im Westen zu erspähen. Seine Helligkeit dürfte
met! Schon seit längerem war klar, dass der Komet dann so etwa 2m erreichen, aber da er so tief steht
C/2011 L4 (PANSTARRS) zu einem recht hellen wird er uns deutlich schwächer erscheinen. Tag für
Objekt werden wird. Allerdings waren die ersten Tag wird seine Sichtbarkeit ein bisschen besser
Vorhersagen noch optimistisch und sagten vorher, und am Astronomietag erreicht er bei nautischer
dass er zu Beginn seiner Sichtbarkeit für uns mit Dämmerung immerhin 6° Horizonthöhe und hat
den sehr hellen Sternen mithalten kann. Mittler­ etwa 0,6m an Helligkeit eingebüßt. Das sollte aber
weile wissen wir, dass er das nicht ganz erreicht, reichen, ihn gut zu erkennen.
aber immerhin gibt er uns die Möglichkeit, ihn ei­ Da sich die Erde recht schnell von ihm entfernt
nige Tage ohne Hilfsmittel zu verfolgen.
nimmt seine Helligkeit recht schnell ab und im
Seine Bahn ist sehr stark gegen die Ekliptik ge­ letzten Märzdrittel wird er wohl nur noch ein (al­
neigt und er nähert sich der Sonne von Süden. An­ lerdings schönes) Feldstecherobjekt sein. Dann
fang März befindet er sich von uns aus gesehen taucht er auch am Morgenhimmel auf (etwa ab
hinter der Sonne, aber immer noch unterhalb der dem 23. März).
Ekliptik, so dass es noch einige Tage dauert, bis er Anfang April wird er dann zirkumpolar, d.h. er ist
für uns sichtbar wird.
die gesamte Nacht hindurch beobachtbar. Ab die­
sem Zeitpunkt erreicht er seine maximale
Horizonthöhe vor der Morgendämmerung,
die aber mit knapp 20° immer noch recht
mager ausfällt. Etwa Mitte April schafft er
dann die 30° Marke, ist dann aber nur noch
knapp 7m hell.
Bis in den Mai hinein sollten wir ihn aber
mit größeren Feldstechern und Teleskopen
immer noch verfolgen können bis uns dann
die kurzen Nächte ausbremsen und der Ko­
met immer schwächer werdend sich von uns
Bahn des Kometen im Sonnensystem — dunkelblau
verabschiedet und vermutlich auf Nimmer­
unterhalb der Ekliptik, hellblau oberhalb. Die Erde ist der wiedersehen verschwindet.
am weitesten linke grüne Punkt
(mt)
Ungefährer Stand des Kometen bei nautischer Dämmerung
15
Verschiedenes
Verschiedenes
Samuel Heinrich Schwabe
Samuel Heinrich Schwabe (* 25. Oktober 1789 in
Dessau; † 11. April 1875 in Dessau) war ein deut­
scher Astronom und Botaniker.
Die Geschichte der Astronomie weist eine stattli­
che Anzahl von Forschern auf, die diese Wissen­
schaft nur als Amateure betrieben, ihr aber
dennoch auf den unterschiedlichsten Spezialgebie­
ten zum Fortschritt verhalfen. Einer von ihnen war
zweifelsohne Samuel Heinrich Schwabe.
Samuel Heinrich Schwabe wurde am
25.10.1789 als Ältestes von elf Kin­
dern einer Arztfamilie in Dessau ge­
boren. Sein Vater war fürstlicher
Leibarzt und Hofrat, seine Mutter die
Tochter des Apothekers Häseler, wel­
chem die Dessauer Mohren­Apotheke
gehörte.
Schwabe wurde siebenjährig in die
Dessauer Hauptschule aufgenommen,
in welcher er schon frühzeitig Be­
kanntschaft mit dem Philanthropismus
und den Gedanken der Aufklärung
und des Humanismus machte, welche
unter Leopold III. Friedrich Franz,
Fürst von Anhalt­Dessau, in der Region Nährbo­
den fanden. Ab dem Jahre 1809 studierte er an der
königlich­preußischen Universität in Berlin und
hörte bei bekannten Autoritäten Vorlesungen in
Pharmazie, Chemie, Botanik und Physik. Schwabe
kehrte 1811 nach dem Tod des Vaters und schwerer
Krankheit des Großvaters nach Dessau zurück, um
wenig später dessen Apotheke zu übernehmen und
die Familie zu ernähren.
Nachdem er 1825 sein erstes Fernrohr bei einer
Lotterie gewann, begann er sich für die Astrono­
mie zu interessieren. Im gleichen Jahr noch be­
stellte er ein für die Beobachtung von
Himmelskörpern wesentlich besser geeignetes
Fernrohr bei dem bekannten Physiker Joseph von
Frauenhofer.
In seiner Freizeit widmete er sich ganz der Him­
melskunde, sein „Feierabend“ dürfte sich kaum
von dem heutiger Sternfreunde unterschieden ha­
ben. Sehr wahrscheinlich wird er zunächst kein
spezielles Objekt gehabt haben, das ihn besonders
interessierte, daraufhin riet ihm ein Freund, doch
mit systematischen Beobachtungen der Sonnenfle­
cken zu beginnen.
1829 verkaufte er das geerbte Haus, einschließlich
der Apotheke und erwarb das Eckhaus in der Des­
sauer Johannisstraße 18, das heutige Schwabehaus.
Von seinem Observatorium im Dachgeschoss aus
führte er fast 43 Jahre lang intensive astronomi­
sche Beobachtungen durch, welche er genauestens
protokollierte. Er entdeckte u.a. die elfjährige Son­
nenfleckenperiodizität (etwa aller elf Jahre treten
besonders viele dieser Flecken auf) und ist mit
Das Schwabehaus in Dessau
16
dieser Leistung in astronomischen Fachkreisen
weltweit bekannt.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es erstaunlicher­
weise kaum Wissenschaftler, die sich mit den Vor­
gängen auf der Sonne beschäftigten. Fabricius,
Scheiner und Galilei hatten 1610 bzw. 1611 erst­
mals Flecken mit ihren vergleichsweise primitiven
Fernrohren gesehen, zwischen 1645 und 1715 ka­
men infolge des Maunder­Minimums, das in sei­
nen Ursachen noch immer ungeklärt ist, keine
Beobachtungen zustande und später waren viele
Astronomen überzeugt, dass die Flecken nicht be­
obachtet zu werden brauchten, da sie keinen we­
sentlichen Beitrag zur astronomischen oder
physikalischen Forschung lieferten.
Es war durchaus bekannt, dass ihre Häufigkeit ge­
wissen Schwankungen unterlag, aber niemand ver­
suchte ernstlich, die wenigen vorliegenden
Sichtungen auf irgendeine Gesetzmäßigkeit hin zu
untersuchen. Der Däne Christian Horrebow war in
dieser Beziehung die wohl einzige rühmliche Aus­
nahme. Er hatte seit 1738 regelmäßig Flecken be­
obachtet, aus unerfindlichen Gründen aber nichts
darüber veröffentlicht, sodass es in letzter Konse­
quenz Samuel Heinrich Schwabe vorbehalten
blieb, Entscheidendes zur Frage nach einer mögli­
chen Periodizität im Erscheinungsbild der Sonnen­
flecken beizutragen.
Schwabe hatte seine Sonnenbeobachtungen zu­
nächst nur durchgeführt, um nach einem weiteren
Planeten innerhalb der Erdbahn zu suchen, der sich
vor der hellen Sonnenscheibe als dunkler Punkt
verraten hätte. Von 1826 bis 1868 beobachtete er
bei fast jeder Gelegenheit, kam auf 12460 muster­
gültige Einzelsichtungen und leitete 1843 aus ih­
nen einen etwa 10­jährigen Zyklus ab, in dem es
einmal mehr und dann wieder weniger Flecken gab
(Beispiel: 1828 mit 225 und 1833 mit 33 Grup­
pen).
Er veröffentlichte seine Erkenntnisse in den Astro­
nomischen Nachrichten, wodurch Alexander von
Verschiedenes
Humboldt auf ihn aufmerksam wurde und 1833
sein Observatorium besuchte. Schwabe wurde
durch die Vermittlung von Humboldts zum Lehrer
der Kinder des Fürsten. Im Dessauer Schloss lernte
er die Erzieherin der Prinzessin Agnes, Fräulein
Ernestine Amalie Moldenhauer kennen, welche er
1841 heiratete. Durch seinen Schwager machte er
die Bekanntschaft von Professor Encke (Direktor
der Berliner Sternwarte und bekannter Astronom),
mit welchem Schwabe zukünftig ein freundschaft­
lich­ fachlicher Dialog verband.
Samuel Heinrich Schwabe, war auch auf anderen
Gebieten durchaus aktiv, so ist eine aus dem Jahr
1834 stammende Zeichnung des Planeten Jupiter
überliefert, die erstmals den Großen Roten Fleck
zeigt. 1838 veröffentlichte er die „Flora Anhalti­
na“, ein zwei Bände umfassendes Werk über die
Pflanzenwelt seines Heimatlandes Anhalt. Bemer­
kenswert ist auch sein Herbarium mit etwa 3350
noch gut erhaltene Pflanzenbelege von seinen
Auslandsreisen und aus den Parkanlagen der Des­
sauer Umgebung. Das Herbarium wird heute im
Dessauer Museum aufbewahrt.
Die regelmäßige Veröffentlichung meteorologi­
scher Beobachtungen im Anhaltischen Staatsan­
zeiger durch Schwabe sind ein weiteres Indiz für
seine exakte und ausdauernde Arbeitsweise auf na­
turwissenschaftlichem Gebiet. Ebenso verdient an
dieser Stelle seine federführende Tätigkeit bei der
Gründung des „Naturhistorischen Vereins“ in
Dessau am 27.03.1840 Erwähnung.
Schwabe brachte seine Anschauungen in einer po­
litisch wechselhaften Zeit als aktiver Abgeordneter
der bürgerlichen Fraktion in Dessau ein, hatte das
Amt des Protokollführers der Stadtverordnetenver­
sammlung und mehrere Ehrenämter inne. Seine
Niederschrift „Politische Begebenheiten meines
Lebens“ und seine Einschätzungen als Gegner der
bürgerlich­demokratischen Revolution in Anhalt­
Dessau 1848/49 gelten auch heute noch als ein­
drucksvolles Zeitzeugnis.
Trotz starker Belastung und eigener, schwerer
Gichtanfälle unterstützte er seine Familie weiterhin
aufopferungsvoll. Im Jahre 1855, nach nur 14
Ehejahren, verstarb Schwabes Frau Amalie.
Schwabe wurden für seine Arbeit durch seinen
Landesherrn, der ihn bereits zum Hofrat ernannte,
die Ritterinsignien des Ordens Albrechts des Bären
verliehen. Er war Ehrenmitglied in mehreren wis­
senschaftlichen Vereinen und wurde zum Mitglied
17
Verschiedenes, Vorträge
der „Royal Astronomical Society“ in London er­
nannt, von welcher er im Jahre 1857 die höchste
Auszeichnung für besondere wissenschaftliche
Leistungen, die „Große Goldene Medaille“ erhielt.
Die Medaille wurde ihm von dem bekannten Son­
nenforscher Richard C. Carrington in Dessau über­
reicht. Noch zu Lebzeiten schenkte Schwabe der
Society seine astronomischen Aufzeichnungen.
Seine wissenschaftlichen Geräte hinterließ er ge­
gen eine Rente dem Dessauer Herzoglichen Gym­
nasium.
Noch im Alter von 79 Jahren beschäftigte sich
Schwabe mit der Geologie und legte den Grund­
stein für eine umfangreiche Mineraliensammlung.
Samuel Heinrich Schwabe verstarb hoch geachtet
am 11.04.1875. Sein Grab befindet sich auf dem
historischen Friedhof in Dessau.
(ws)
Vorträge
5. April: Astronomische Kalender
Ab und zu werden bei astronomischen Themen
auch Zeitangaben erwähnt, die nicht unserem
christlichen Standardkalender entsprechen. Wie
kommt es dazu, dass die Astronomen gelegentlich
andere Kalender verwenden? Wie sind sie entstan­
den und warum bieten sie in manchen Situationen
Vorteile?
Diesen Fragen wird Werner Löffler bei seinem
Vortrag auf den Grund gehen und uns in die Ge­
heimnisse (die eigentlich keine sind) der astrono­
mischen Kalender einweihen.
3. Mai: Auf der Jagd nach Satelliten
Die internationale Raumstation (ISS) ist nur einer
der vielen Satelliten, die unsere Erde umkreisen.
Aber im Gegensatz zu den meisten, haben sie viele
schon gesehen, da sie sehr hell erscheint. Viele
weitere schwächere sieht man aber in (oder kurz
nach) der Abend­ oder Morgendämmerung, wenn
man genau hinsieht.
Ihre Bahnen verlaufen aber nicht gleich wie die
Sterne, die über den Himmel ziehen und so
erfordert ihre Verfolgung am Himmel ein bisschen
mehr Aufwand.
Martin Tischhäuser wird uns in seinem Vortrag
zeigen, wie man das trotzdem mit einfachen
Mitteln hinbekommen — wenn man ein bisschen
bastelt und programmiert.
Astronomische Uhr am Prager Rathaus
18
Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsanblick am 1. April 2013 um 22 Uhr MESZ
Beobachtungsobjekte im Frühling
Ein Höhepunkt des Fürhlingshimmels in diesem
Jahr ist der Komet C/2011 L4 (Panstarrs), dem wir
einen eigenen Artikel in dieser Ausgabe gewidmet
haben.
Jupiter zieht sich so langsam von der Himmelsbüh­
ne zurück und erscheint uns abends nur noch im
Westen nahe des goldenen Tores der Ekliptik. Sei­
ne beste Beobachtungszeit ist aber vorbei und sein
Durchmesser weniger als 40". Er wird aber abge­
löst von Saturn, der jetzt immer früher am Abend
seinen Auftritt hat und Ende April in Opposition
kommt.
Im Südwesten treffen wir noch einige offene Stern­
haufen im Achterdeck (M46, M47), der Wasser­
schlange (M48) und dem Krebs (M67, Praesepe),
die man am besten mit dem Fernglas oder kleiner
Vergrößerung im Fernrohr beobachtet.
Im Südosten bricht schon die Zeit der Galaxien an.
Der Löwe steht hoch am Himmel und beherbergt
neben dem Triplet (M65, M66, NGC3628) auch
viele weitere Galaxien, wie M95, M96 und M105
zwischen seinen Beinen und NGC2903 am Kopf.
Wenn man die Jagdhunde wegen M51 aufsucht
sollte man auch mal einen Blick auf M63 und M94
werfen, die man sicher nicht so oft beobachtet —
nicht ganz so hell wie M51 aber trotzdem auffällig.
Fast im Zenit befindet sich nun auch der große Bär,
so dass es die beste Zeit ist, M81 und M82 anzuse­
hen. Bei kleiner Vergrößerung noch beide im Ge­
sichtsfeld zu sehen ist schön, aber es lohnt sich
hier auch bei mittlerer Vergrößerung die Einzel­
heiten zu studieren.
Für die nächste Nacht kann man sich ja dann voll
auf ein Sternbild konzentrieren: Das Haar der
Berenike. Hier findet man so viele Objekte, dass es
einem kaum langweilig werden kann.
(mt)
19
Termine
Termine
Astronomische Vorschau
4. März
12. März
20. März
28. März
31. März
März
Mond bedeckt Ome1 Sco (3,9m), Eintritt an heller Seite (3.39 MEZ–4.22 MEZ)
Abendsichtbarkeit des Kometen C/2011 L4 (Panstarrs) beginnt
Frühlingsbeginn (12.02 MEZ)
Mond bedeckt Psi Vir (4,8m), Eintritt an heller Seite (2.09 MEZ–3.16 MEZ)
Merkur in maximaler westlicher Elongation (Morgensichtbarkeit)
12. April
April
Pluto stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
25. April
Partielle Mondfinsternis (21.52 MESZ–22.23 MESZ), nur 2% Bedeckung
20. April
28. April
Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
Saturn in Opposition (Entfernung 8,8 AE, Helligkeit 0,1m)
7. Mai
Mai
Mond bedeckt Doppelstern Del Psc (4,4m), Eintritt helle Seite (5.06 MEZ–5.49 MEZ)
20. Mai
Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
10. Mai
21. Mai
25. Mai
Ringförmige Sonnenfinsternis (von Deutschland aus unsichtbar)
Mond bedeckt Psi Vir (4,8m), Eintritt an dunkler Seite (23.04 MEZ–0.14 MEZ)
Mond bedeckt Lam Lib (5,0m), Eintritt an dunkler Seite (0.08 MEZ–0.35 MEZ)
7. Juni
Juni
Neptun stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
19. Juni
Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
17. Juni
21. Juni
25. Juni
Frühester Sonnenaufgang des Jahres (5.22 MESZ)
Sommersonnenwende (7.04 MESZ)
Spätester Sonnenuntergang des Jahres (21.32 MESZ)
Veranstaltungen und Treffen
1. März
März
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – kein Vortrag (20 Uhr)
13. März
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
10. Deutscher Astronomietag
Sternwarte Bieselsberg: Sonnenbeobachtung und Sternführung (ab 16 Uhr)
Sternwarte Keplergymnasium: Sternführung (19 Uhr)
6. März
16. März
20. März
27. März
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 20 Uhr)
20
Termine, Impressum
April
3. April
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr)
10. April
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
5. April
17. April
24. April
3. Mai
8. Mai
8. Mai
15. Mai
26. Mai
7. Juni
9. Juni
19. Juni
30. Juni
Impressum
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Astronomische Kalender" (20 Uhr) von Werner Löffler
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
Mai
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Auf der Jagd nach Satelliten" (20 Uhr) von Dr. Martin Tischhäuser
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
Juni
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
"Fragestunde zu astronomischen Themen – Sie fragen, wir antworten" (20 Uhr)
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Volkssternwarte Kepler­Gymn. (14­17 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Sylja Baalmann
Silcherstraße 7
Rotestraße 22
72218 Wildberg
75334 Straubenhardt
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms),
Wolfgang Schatz (ws)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 18. Mai 2013
Der AAP im Internet:
http://www.aap­pforzheim.de
http://www.sternwarte­bieselsberg.de
http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de
© 2013 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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