AAP Astro-News - Sternwarte Bieselsberg

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Ausgabe 2/2012
Fehlende Neutrinos — Kosmische Strahlung entsteht anders als vermutet
Heiße Sache — Europas größtes Sonnenteleskop
Kein dunkle Materie in der Milchstraße?
Nachlese Astronomietag
Im Porträt: Jocelyn Bell
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Beobachtung des Venus­Transits am 6. Juni
Vereinsinternes Sommerfest am 8. September
Kulinarische Wanderung in Bieselsberg am 9. September
2
Vorwort des Vorstands
Liebe Vereinskollegen,
unser neues Sonnenteleskop hat seine Feuertaufe
bestanden! Den ersten offiziellen Auftritt hatte es
beim Astronomietag und mittlerweile hat es auch
schon die erste Sonnenführung hinter sich. Bisher
gab es nur positive Stimmen und ich denke, da ha­
ben wir wirklich eine gute Anschaffung getätigt!
Wir werden noch eine Montierung dafür bereit
stellen, so dass es „gebrauchsfertig“ in Bieselsberg
zur Verfügung steht.
Weiteren Anschaffungswünschen sind wir immer
offen, sofern sie nicht den beiden laufenden Pro­
jekten (Montierung und Kuppelspaltantrieb) im
Wege stehen. Vorschläge nimmt der Vorstand ent­
gegen und wird sie dann prüfen.
Der Astronomietag war ein schönes Ereignis. In
Bieselsberg fanden sich erfreulicherweise neben
den „üblichen Verdächtigen“ auch einige weitere
AAP­Mitglieder ein, so dass es ein sehr schöner
Abend wurde. Das war mit ein Auslöser, sich um
einen Termin für eine gemeinsame AAP­Beobach­
tungsnacht zu kümmern, wie sie in dieser Ausgabe
lesen können. Da uns leider das Wetter einen
Strich durch die Rechnung gemacht hat, wird es
im Herbst einen zweiten Anlauf geben. Ich hoffe,
Editorial
Liebe Leser,
es ist schon erstaunlich — wenn ich so an den
Abendhimmel blicke und bei besten Bedingungen
gerade einmal ein paar Tausend Sterne sehe und
mir die schon viel vorkommen, dann kann ich mir
überhaupt kein Bild davon machen wenn ein Tele­
skop wie Wise 560 Millionen Objekte „sehen“
kann. Und selbst das ist noch vergleichsweise ge­
ring verglichen mit der Gesamtzahl der Objekte im
Universum! Wir Menschen sind da wohl einfach
überfordert solche Vergleiche anzustellen. Und we­
gen dieser ausgefeilten Technik entdecken wir Jahr
für Jahr wieder neue Dinge, die wir uns zuvor
nicht vorstellen konnten. Man kann kaum glauben,
dass es so viele Objekte am Himmel (aber nicht
Vorwort des Vorstands
dass die Resonanz hoch sein wird und wir sehr
viele beim gemeinsamen Beobachten begrüßen
dürfen. Der Vorstand möchte dies zu einer regel­
mäßigen Veranstaltung machen (einmal im Jahr?)
und so das Vereinsleben ein bisschen bereichern.
Im September steht, wie in den letzten Jahren
auch, wieder die kulinarische Wanderung in Bie­
selsberg an. Im letzten Jahr hat es letztendlich
ganz gut geklappt. Wir wünschen uns, dass auch
dieses Jahr wieder zahlreiche Helfer bereit stehen
um dieses Großereignis durchzuziehen. Nur wenn
viele helfen (vorkochen, Aufbau, Standdienst, Ab­
bau) wird es für die Helfer nicht so stressig und für
den AAP zu einem Erfolg. Meldet Euch bitte
rechtzeitig bei den Vereinsabenden oder beim Vor­
stand, damit wir gut planen können!
Am Tag davor wird es wie immer unser Sommer­
fest geben, zu dem ich Euch herzlich einlade. Je
mehr kommen, desto mehr Spaß macht es hat die
Vergangenheit gezeigt.
Ansonsten wünsche ich Euch allen einen schönen
Sommer und erholsame Ferien
Euer
Martin Tischhäuser
nur dort) gibt, die wir noch nicht kennen. Wer hätte
sich schon eine rechteckige Galaxie vorgestellt?
Aber auch bei den Dingen, die wir nicht direkt se­
hen können, der dunklen Materie, tut sich wieder
was. Kaum eingeführt gibt es schon wieder Beob­
achtungen, die sie nicht mehr so selbstverständlich
erscheinen lassen. Da bin ich sehr gespannt, was
sich da in den nächsten Jahren tun wird.
Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
Martin Tischhäuser
Titelbild: Beobachter beim Direktvergleich: PST gegen Lunt LS60
(Foto: M. Tischhäuser)
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Aus Wissenschaft und Forschung
Aus Wissenschaft und Forschung
Fehlende Neutrinos — Kosmische
Strahlung entsteht anders als vermutet
Ohne Pause prasselt ein Teilchenhagel aus dem
Weltall auf unsere Erdatmosphäre ein und lässt
dort durch Kollisionen Myriaden von Sekundärteil­
chen entstehen. Diese kosmische Strahlung, die
aus elektrisch geladenen Partikeln besteht, wird bei
ihrem Weg durchs All von zahlreichen Magnetfel­
dern abgelenkt. Deswegen können Forscher nicht
ohne weiteres auf ihre Quelle schließen. Sie wüss­
ten, dass es diese hochenergetische Strahlung gebe,
aber sie wüssten nicht, woher sie kommte, sagt
Alexander Kappes vom Deutschen Elektronen­
Synchrotron (Desy) in Hamburg.
Er ist einer der Autoren einer Forschungsarbeit im
Fachblatt Nature, die nun die bisherige Theorie zur
Entstehung der kosmischen Strahlung in Frage
stellt. Bisher hatten die Wissenschaftler sogenannte
Gamma Ray Bursts im Verdacht: Das sind nach
dem Urknall die gewaltigsten Explosionen, die wir
im Kosmos kennen. Gammablitze können
binnen Sekundenbruchteilen mehr Energie
freisetzen als die Milchstraße mit ihren 200
Milliarden Sternen innerhalb eines ganzen
Jahres.
Laut der gängigen Theorie entstehen Gam­
mablitze, wenn massereiche Sterne in
fremden Galaxien zu Schwarzen Löchern
kollabieren. Dabei, so dachte man bisher,
sollte genug Energie entstehen, um die
Teilchen im All auf die beobachteten Ge­
schwindigkeiten zu beschleunigen.
Gamma Ray Bursts sollten allerdings auch
Neutrinos entstehen lassen und zur Erde
schleudern. Neutrinos sind ultraleichte Ele­
mentarteilchen, die sich nur schwer nach­
weisen lassen. Und hier setzte nun das
Team an, zu dem auch Kappes gehörte.
Unter Leitung von Nathan Whitehorn von
der University of Wisconsin versuchten die
Forscher zwei Jahre lang, diese Teilchen in
der kosmischen Strahlung nachzuweisen.
Dafür nutzten sie das Neutrino­Teleskop
IceCube in der Antarktis. Es besteht aus
vielen tausend Sensoren, die in großer Tiefe
ins Eis eingelassen sind. Die Eisdecke
selbst ist somit ein Teil des Detektors dieses
Teleskops: Neutrinos, die aus dem All auf die Eis­
decke prallen und dort mit Atomkernen zusam­
menstoßen, werden von den Sensoren registriert.
Die Wissenschaftler fanden allerdings kein einzi­
ges Neutrino, das zu einer der Sternexplosionen
passte, die zu dieser Zeit stattfanden. Nach Ansicht
der Forscher kann das zwei Gründe haben: Die
Sternexplosionen sind nicht die Hauptquelle für
die kosmische Strahlung und/oder die Rechenmo­
delle von den Vorgängen in solchen Explosionen
beruhen auf falschen oder zu stark vereinfachten
Annahmen.
Eine andere mögliche Quelle der kosmischen
Strahlung sind extrem massereiche Schwarze Lö­
cher im Zentrum von Galaxien, vermuten die For­
scher. In den kommenden Jahren wollen sie nun
das IceCube­Teleskop am Südpol ausbauen und
weitere Messungen zur kosmischen Strahlung
durchführen.
(ms)
Illustration von IceCube­Sensoren
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Heiße Sache — Europas größtes
Sonnenteleskop geht an den Start
Aus Wissenschaft und Forschung
Auf der Kanareninsel Teneriffa weihen Astrono­
men Europas größtes Sonnenteleskop ein: Gregor
soll von nun an das Zentralgestirn beobachten. Das
Fernrohr, dessen Hauptspiegel 1,5 Meter groß ist,
haben mehrere deutsche Forschungsinstitute als
Gemeinschaftsprojekt errichtet: das Kiepenheuer­
Institut für Sonnenphysik (KIS) in Freiburg, das
Leibniz­Institut für Astrophysik Potsdam (AIP),
das Max­Planck­Institut für Sonnensystemfor­
schung in Katlenburg/Lindau sowie das Institut für
Astrophysik in Göttingen. Die Vorbereitungen für Sonnenteleskop Gregor auf Teneriffa: Das Fernrohr,
Gregor begannen vor mehr als zehn Jahren. über dessen Hauptspiegel 1,5 Meter groß ist, haben drei
zehn Millionen Euro wurden investiert, sagte der
deutsche Forschungsinstitute als
Freiburger Wissenschaftler Reiner Volkmer.
Gemeinschaftsprojekt errichtet.
Mit Hilfe von Gregor wollen Wissenschaftler künf­
Bei der direkten Beobachtung der Sonne gibt es
tig kleinräumige physikalische Prozesse auf der
ein Problem: Die Spiegel der Teleskope erwärmten
Sonne untersuchen, und zwar im Infrarotbereich
sich, bei grellem Licht versagten sie. Zudem wird
sowie im sichtbaren Licht. Die Auflösung des Tele­
die Sicht zur Sonne durch aufsteigende warme
skops soll bei 70 Kilometern liegen. Untersuchen
Luft behindert. Bei Gregor hoffen die Forscher,
wollen die Wissenschaftler vor allem die Magnet­
diese Schwierigkeiten elegant meistern zu können:
felder der Sonne. Sie sind dafür verantwortlich,
In rund 2400 Metern Höhe am Berg Teide sollen
wie die Sonne aufgebaut ist und wie sie sich verän­
die Meereswinde der Insel Teneriffa dafür sorgen,
dert, beispielsweise durch Eruptionen.
dass störende Luftschichten weggeblasen werden.
Es gebe viele Bereiche, die noch nicht erforscht
Zusätzlich wird das Teleskop, das frei auf dem
seien, sagt Projektleiter Volkmer. Man erhoffe sich
Dach eines knapp 20 Meter hohen Gebäudes steht,
Antworten zum Beispiel die Frage der Erwärmung.
ständig gekühlt.
Die äußeren Schichten der Sonne seien deutlich
Dank der adaptiven Optik würden sie mit Gregor
heißer als ihr Kern. Normalerweise sei es ja umge­
zukünftig fantastische Aufnahmen der Sonne er­
kehrt, so Volkmer. Ebenso wollen die Forscher
zielen, wie es bislang nur mit Satelliten außerhalb
besser verstehen, nach welchen Mechanismen sich
der Erdatmosphäre möglich wäre, sagte KIS­Di­
die Sonne verändert.
rektor Oskar von der Lühe. Das Teleskop könne
nicht nur bei gleißendem Sonnenlicht eingesetzt
werden; sondern sei zusätzlich in der Nacht in der
Lage, nach sonnenähnlichen Sternen im Univer­
sum zu suchen.
Gregor ist das drittgrößte Sonnenteleskop der Welt.
Der Name ist kein Akronym. Er soll den schotti­
schen Astronomen und Mathematiker James Gre­
gory (1638 bis 1675) ehren, der ein Spiegel­
teleskop entworfen hatte.
(ms)
Teide­Observatorium auf Teneriffa: Auf einer
Hochebene, rund 2400 Meter über dem
Meeresspiegel, stehen eine Reihe von Sonnen­ und
Nachtteleskopen.
Aus Wissenschaft und Forschung
Neues vom Mars — Wanderdünen
ziehen über die Oberfläche
Astronomen haben Wanderdünen auf dem Mars
entdeckt, die fast so aktiv sind wie die auf der Er­
de. Kleinere Sandhügel im Dünenfeld von Nili Pa­
tera bewegten sich in rund hundert Tagen um bis
zu 4,5 Meter, berichtet die Gruppe um Nathan
Bridges von der Johns­Hopkins­Universität (USA)
im Wissenschaftsmagazin Nature.
Lange galten die Dünen des Mars als uralte, unver­
änderliche Relikte eines vergangenen Klimas mit
wesentlich dichterer Atmosphäre und entsprechend
kräftigeren Winden. Neuere Studien hatten bereits
Sandbewegungen auf dem Roten Planeten festge­
stellt. Sie hätten jedoch nicht klären können, ob
komplette Dünen sich bewegen, erläutern die For­
scher.
Das Team um Bridges analysierte Aufnahmen der
HiRISE­Kamera an Bord der NASA­Sonde Mars
Reconnaissance Orbiter, die noch 25 Zentimeter
kleine Details auf dem Roten Planeten erkennen
kann. Dies sei die beste Auflösung einer nicht­mi­
5
litärischen Raumsonde, betont der an der Untersu­
chung nicht beteiligte Forscher Jasper Kok von der
Cornell University (USA) in einem Begleitartikel.
Im Abstand von 105 Tagen fotografierten die
Astronomen das Nili­Patera­Dünenfeld, das sich in
einer Senke nahe dem Marsäquator befindet. Die
Auswertung der Aufnahmen zeigt, dass sich die
Sandriffel umso schneller bewegen, je höher sie
auf den Dünen liegen. Auf der Erde ist das ein
klassisches Merkmal von Wanderdünen, betont
Kok.
Dies sei das erste Mal, dass sie ein gesamtes Dü­
nenfeld auf einem anderen Planeten vollständig
quantitativ vermessen hätten, sagt Mitautor
Francois Ayoub vom California Institute of Tech­
nology. Bisher seien nur lokale Messungen der
Sandbewegungen an einzelnen Dünen gemacht
worden.
Den Daten nach benötigen die schnellsten Sand­
berge im Dünenfeld Nili Patera nur rund 170 Jahre,
um als Ganzes eine Dünenlänge vorwärts zu wan­
dern. Bei den langsameren von ihnen dauert dies
ein paar tausend Jahre. Verglichen mit gleich ho­
hen irdischen Dünen seien die Wanderungsraten in
6
Aus Wissenschaft und Forschung
Nili Patera damit nur zehn­ bis hundertfach langsa­
mer, berichten die Wissenschaftler. Bisher glaubte
man, dass die Marsdünen, wenn überhaupt, eher
zehntausendfach langsamer wandern. An die Ge­
schwindigkeit besonders langsamer irdischer Dü­
nen kommen die Mars­Sandhügel sogar heran: Im
Victoria Valley, einem eisfreien Tal in der Antark­
tis, bewegen sich Dünen ähnlich gemächlich, be­
richten die Wissenschaftler.
Die Forscher rätseln nun, wie es zu der starken
Sandaktivität auf dem Roten Planeten kommt.
Denn die Marsatmosphäre ist rund hundert Mal
dünner als die irdische, so dass nach gängiger Vor­
stellung erst hurrikanartige Stürme Sandkörner in
die Luft heben könnten.
Möglicherweise sei die Dynamik des Sandkorn­
flugs auf dem Mars anders als gedacht, wobei auch
die geringere Schwerkraft des Roten Planeten eine
Rolle spielen könnte, vermuten die Astronomen.
(ms)
Kosmischer Besuch — Asteroid
kreuzt geostationäre Bahn
tern Entfernung vorbei. NASA­Forscher gehen da­
von aus, dass Asteroiden mit einem Durchmesser
unter 30 Metern kaum Schaden auf der Erdober­
fläche anrichten würden. Der größte Teil solcher
Brocken würde bereits beim Eintritt in die Atmo­
sphäre verglühen.
Gefährlicher sind dagegen größere Exemplare wie
zum Beispiel 2005 YU55, der die Erde im Novem­
ber 2011 in rund 324.600 Kilometern Entfernung
passierte. Dieser etwa 400 Meter große Asteroid
pendelt vermutlich seit Jahrtausenden zwischen
den Bahnen von Venus und Mars, so dass er immer
wieder an der Erde vorbeifliegt.
(ms)
Rund 35.800 Kilometer von der Erde entfernt krei­
sen diverse Satelliten im sogenannten geostatio­
nären Orbit. Im Februar 2013 wird ein Asteroid
zwischen ihnen und der Erde hindurchfliegen: Der
als 2012 DA14 bezeichnete Brocken schrammt
nach Berechnungen der US­Weltraumbehörde NA­
SA so dicht an der Erde vorbei, dass er dem Plane­
ten näher kommt als die vom Menschen in den
Orbit geschossenen Wetter­ und Kommunikations­
satelliten.
Ein Einschlag drohe aber nicht. 2012 DA14 werde
beim Vorbeiflug mindestens 3,2 Erdradien von der
Oberfläche entfernt bleiben; das entspricht einer
Distanz von gut 20.000 Kilome­
tern. Damit ist er auch weit von
jenen Satelliten entfernt, die,
ebenso wie die Internationale
Raumstation, in niedrigeren Bah­
nen um die Erde kreisen. Die ISS
ist in einer Höhe von rund 350 Ki­
lometern unterwegs.
Die Größe des kosmischen Vaga­
bunden ist noch nicht exakt be­
stimmt. Die Astronomen gehen
bisher davon aus, dass er einen
Durchmesser von rund 45 Metern
hat. Am dichtesten soll er der Erde
am 15. Februar gegen 20.26 Uhr
mitteleuropäischer Zeit kommen.
Mit bloßem Auge wird der Astero­
id allerdings auch dann nicht zu
erspähen sein.
Kleinere Asteroiden kommen der
Erde alle paar Jahre recht nahe. Im
Juni 2011 flog der 18 Meter große
2011 MD in rund 12.000 Kilome­
Aus Wissenschaft und Forschung
Sternenforschung — Wie Rote Riesen
verstauben
Sterne sind große Recycler: Wenn sie ihren Be­
stand an Wasserstoff verbraucht haben, stoßen sie
ihre Masse als Gas und Staub ins All und sterben.
Für den Kosmos ist dieser Prozess enorm wichtig.
Die Sterne liefern die Bausteine für Planeten und
Monde. Wie Sterne ihre Masse ausspucken, hat ein
internationales Astronomenteam um den Wissen­
schaftler Barnaby Norris am Beispiel von drei ro­
ten Riesensonnen beobachtet. Die Ergebnisse
dieser Studie wurden im Fachmagazin Nature ver­
öffentlicht.
Rote Riesen entstehen, wenn mittelgroße Sterne
wie unsere Sonne sich im Todeskampf aufblähen
und dabei abkühlen. Danach stoßen sie ihre äußere
Hülle ab und fallen zu einem sogenannten Weißen
Zwerg zusammen. Die Roten Riesen sind den For­
schern zufolge von einem regelrechten Heiligen­
schein aus Staub umgeben. Die Astronomen um
Norris untersuchten die drei Roten Riesen mit ei­
ner neuen Kombination von Beobachtungstechni­
ken und konnten so das Streulicht der Sterne von
Chile aus analysieren. Die Forscher konnten dabei
Silikatpartikel nachweisen, die einen unerwartet
großen Durchmesser von etwa 600 Nanometern
7
haben. Man könne sich die Staubpartikel wie klei­
ne Segel vorstellen, die vom Wind angetrieben
würden, sagt Norris.
Mit der sogenannten Interferometrie stellten sie
fest, dass diese Partikel große Kugelschalen bilden,
die überraschend eng um die Roten Riesen liegen:
Sie haben nicht einmal den doppelten Radius wie
der umgebene Stern. Die geringe Entfernung be­
deutet, dass die Staubpartikel um die roten Riesen­
sonnen sehr lichtdurchlässig sein müssen. Sonst
könnten sie sich der Studie zufolge gar nicht so
nah an den Sternen aufhalten, ohne vom enormen
Strahlungsdruck ins All geweht zu werden.
Sterne stoßen den Staub also durch die Streuung
von Lichtteilchen ins All und nicht durch die Ab­
sorption, wie es bei nicht transparenten Partikeln
der Fall wäre. Bisherige Computermodelle hatten
darauf hingedeutet, dass die Staubpartikel um die
Sterne so klein wären, dass sie das Licht in ihrem
Umfeld einfach absorbieren würden, dabei stark
erhitzt und so ins All befördert würden. Mit ihren
Erkenntnissen haben die Forscher nach eigenen
Angaben eine der größten Fragen der Sternenfor­
schung gelüftet.
(ms)
Rote Riesensonnen: Dieses künstliche Bild zeigt wie Stern und Staubhülle aussehen.
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Formenvielfalt — Astronomen
entdecken rechteckige Galaxie
Aus Wissenschaft und Forschung
eine dieser Sachen, die einen schmunzeln lasse,
weil es sie nicht geben sollte, oder vielmehr, weil
man nicht erwartet, dass es sie gebe, erklärte For­
schungsleiter Professor Alister Graham von der
Entweder sie sind rund oder ellipsenförmig.
australischen Swinburne University of Technology.
Durchgehen lassen Astronomen einer Galaxie auch
Das internationale Entdeckerteam, darunter Wis­
eine gänzlich irreguläre Form. Aber rechteckig?
senschaftler aus Deutschland, Finnland, Australien
Bei Untersuchungen der Riesengalaxie NGC 1407
und der Schweiz, stellt seinen Fund mit der Kata­
im Sternbild Eridanus entdeckten Forscher eine
lognummer LEDA 074886 im Fachblatts The
Rechteck­Galaxie, ganz am Rand ihrer Aufnah­
Astrophysical Journal vor.
men.
Die Form der Galaxie erinnere an den Smaragd­
Der Zufallsfund mit dem japanischen Subaru­Tele­
schliff eines Diamanten, beschreiben die Forscher.
skop auf Hawaii überrascht die Forscher: Das sei
Möglicherweise handele es sich um eine aufgebla­
sene Scheibe, die zufällig genau von der Seite
zu sehen ist, so wie ein Zylinder von der Seite
gesehen ebenfalls rechteckig erscheint.
Eine Möglichkeit ist, dass die Galaxie sich aus
der Kollision zweier Spiralgalaxien geformt
hat. Während die bereits existierenden Sterne
der Ursprungsgalaxien auf große Umlaufbah­
nen zerstreut wurden und die Smaragdschliff­
Form bildeten, sank das Gas in die zentrale
Ebene, wo es sich verdichtete und neue Sterne
sowie die Scheibe formte, die man beobachtet.
Aus der Untersuchung leiten die Astronomen
nach eigenen Worten wertvolle Informationen
für die Modellierung von Galaxien ab. Die
könnten auch für unsere Milchstraße von Be­
deutung sein. Denn wenn unsere Heimatgala­
xie in etwa drei Milliarden Jahren mit der
benachbarten Andromeda­Galaxie kollidiert,
könnte aus der Verschmelzung dieser beiden
Spiralnebel ebenfalls eine Rechteck­Galaxie
Rechteckige Galaxie LEDA 074886 im Sternbild
entstehen, betonen die Forscher.
Eridanus: Wie ein geschliffener Diamant.
(ms)
Neue Himmelskarte — Wise vermisst
Universum mit ungekannter
Genauigkeit
Es gibt viele Zahlen, mit denen man den Erfolg des
im Jahr 2009 gestarteten NASA­Teleskops Wise
(Wide­field Infrared Survey Explorer) beschreiben
kann, und 563.921.584 ist eine davon. Genau so
viele Objekte, hauptsächlich Sterne und Galaxien,
hat der Infrarot­Späher bei seiner akribischen
Durchmusterung des Universums gefunden. Viele
von ihnen waren bisher unbekannt.
Die beteiligten Forscher haben aus den gut 560
Millionen Objekten nun einen Himmelskatalog
von bisher ungekannter Präzision vorgelegt. Den
haben sie aus den Daten des Teleskops zusammen­
gestellt, insgesamt sind es 2,7 Millionen Einzelbil­
der. Noch so eine Zahl.
Wise beschenke die astronomische Gemeinde mit
dem Produkt von 14 Jahren Arbeit, frohlockt
Chefwissenschaftler Edward Wright von der Uni­
versity of California in Los Angeles. Eine erste,
weniger detaillierte Version der Himmelskarte hat­
ten er und seine Kollegen schon im vergangenen
Jahr vorgestellt.
Das endgültige Ergebnis sind nun 18.240 Bilder,
jedes 4095 mal 4095 Pixel groß. Das Teleskop hat
ein bestimmtes Himmelssegment jeweils mehrfach
Aus Wissenschaft und Forschung
9
in den Blick genommen. Meistens entstanden da­
bei etwa ein Dutzend Aufnahmen der Gegend, in
manchen Fällen wurde ein Gebiet aber auch bis zu
3000­mal in den Blick genommen. Je nach Wellen­
länge lag die Belichtungszeit zwischen knapp acht
und knapp neun Sekunden.
Mit Wise­Daten sind Sterne auf Zimmertemperatur
bereits ebenso entdeckt worden wie ein sogenann­
ter Trojaner­Asteroid, der offenbar schon seit Tau­
senden von Jahren unserer Erde auf ihrem
Rundkurs um die Sonne folgt. Außerdem haben
Forscher die Zahl der potentiell gefährlichen Aste­
roiden im Sonnensystem leicht nach unten korri­
gieren können, dank Informationen von Wise.
Insgesamt 100 wissenschaftliche Veröffentlichun­
gen habe es auf Basis der ersten Daten bereits ge­
geben, so die NASA. In Zukunft dürften das noch
dramatisch mehr werden. Seine Aufnahmen hat
Wise zwischen Januar und August 2010 gemacht.
Anschließend ging es darum, die Bilder aus insge­
samt vier Wellenlängenbereichen zu bearbeiten
und zu kombinieren.
Nach seiner großen Fotoaktion im Jahr 2010 ist es
inzwischen still geworden um Wise. Zum Betrieb
zweier Sensoren ist nicht mehr das nötige Kühl­
mittel an Bord. Sie waren bereits seit Oktober
2010 nicht mehr im Einsatz. Zwei weitere Senso­
ren wurden noch einige zusätzliche Monate ge­
nutzt, bis Anfang 2011. Seitdem kreist das
Teleskop in einer Art Winterschlaf um die Erde.
Bis sich neues Geld zum Weiterbetrieb der noch
funktionsfähigen Systeme findet oder bis es in fer­
ner Zukunft auf die Erde zurückstürzt.
(ms)
Keine Dunkle Materie in der
Milchstraße?
so die Astrophysiker im Fachblatt „Monthly Noti­
ces of the Royal Astronomical Society“.
„Unsere Analyse hat uns ein neues Bild unserer
kosmischen Nachbarschaft geliefert“, sagt Marcel
Pawlowski, einer der Forscher. Gemeinsam mit
seinen Kollegen Jan Pflamm­Altenburg und Pavel
Kroupa hatte er alle verfügbaren Aufnahmen des
Himmels – von frühen fotografischen Platten bis
hin zu den modernen, von einem Roboterteleskop
aufgenommenen Bildern des „Sloan Digital Sky
Survey“ ausgewertet. Dabei untersuchten die drei
Wissenschaftler erstmals auch die Verteilung der
Kugelsternhaufen im sogenannten Halo der Milch­
straße sowie die Orientierung von Sternströmen.
Bonn – Die Milchstraße ist von einer großen
Struktur aus Zwerggalaxien, Kugelsternhaufen und
Sternströmen umgeben, die im Widerspruch zur
Existenz von Dunkler Materie steht. Zu diesem
Schluss kommt ein Forscherteam der Universität
Bonn auf Basis einer detaillierten Untersuchung
der kosmischen Umgebung unserer Galaxie. Die
senkrecht zur Scheibenebene der Galaxis orientier­
te Struktur sei vermutlich vor zehn bis elf Milliar­
den Jahren durch den Zusammenstoß der jungen
Milchstraße mit einer zweiten Galaxie entstanden,
10
Aus Wissenschaft und Forschung
„Wir waren erstaunt darüber, dass die räumlichen
Verteilungen dieser unterschiedlichen Arten von
Objekten in sehr guter Übereinstimmung miteinan­
der sind“, so Kroupa. Zwerggalaxien, Kugelstern­
haufen und Sternströme zeigen eine starke
Konzentration auf einer Ebene, die senkrecht auf
der Scheibenebene der spiralförmigen Milchstraße
steht – und diese „polare“ Struktur reicht mit einer
Ausdehnung von einer Million Lichtjahren weit
über die 100.000 Lichtjahre durchmessende galak­
tische Scheibe hinaus. Von besonderer Bedeutung
ist, so betonen die Astrophysiker, dass sich auch
die Sternströme in dieser Ebene befinden: „Das
zeigt, dass diese Objekte sich nicht zufällig gerade
jetzt dort ansammeln, sondern dass sie sich darin
bewegen“, so Pawlowski, „die Struktur ist also sta­
bil.“
Die Existenz einer solchen ausgedehnten, polaren
Struktur ist allerdings nicht mit dem Standardmo­
dell der Kosmologie in Einklang zu bringen, in
dem 80 Prozent der Materie im Universum „dun­
kel“ ist und aus bislang unbekannten Elementar­
teilchen besteht. Das Modell sagt voraus, dass
große Galaxien wie die Milchstraße gleichmäßig
von einer großen Zahl von Zwergsystemen umge­
ben sind. „Es ist völlig unmöglich, dass diese klei­
nen Galaxien alle in einer Ebene enden“, sagt
Kroupa. Und sein Kollege Pflamm­Altenburg er­
gänzt: „Die Satelliten­Galaxien und Sternhaufen
müssen zeitgleich bei einem einzigen Ereignis ent­
standen sein, beim Zusammenstoß zweier Galaxi­
en.“
Wenn jedoch all diese Objekte ihren Ursprung in
der Kollision der jungen Milchstraße mit einer
zweiten Galaxie haben, dann folgt daraus, dass die
Milchstraße keinerlei Begleiter besitzt, wie sie das
Standardmodell mit seinem dominierenden Anteil
an Dunkler Materie vorhersagt. Pawlowski,
Pflamm­Altenburg und Kroupa sehen darin „ein
katastrophales Versagen des Standardmodells der
Kosmologie“. Die Beobachtungen stünden im kla­
ren Widerspruch zeiner dominierenden Rolle
Dunkler Materie im Universum. Erst kürzlich hatte
die bisher genaueste Analyse der Sternbewegungen
in der Umgebung des Sonnensystems keinen Hin­
weis darauf geliefert, dass in unserer unmittelbaren
kosmischen Nachbarschaft Dunkle Materie exis­
tiert.
(Rainer Kayser, Wissenschaft aktuell)
Machtkampf im All —Sonnenwind
erstickt Merkurs Magnetfeld
Als einziger Gesteinsplanet des Sonnensystems
neben der Erde besitzt Merkur ein globales Ma­
gnetfeld, das ebenfalls durch einen Dynamo im In­
nern des Planeten entsteht. Doch warum ist davon
nur so wenig zu merken? Forscher von der Techni­
schen Universität Braunschweig und dem
Max–Planck–Institut für Sonnensystemforschung
glauben nun, eine Lösung gefunden zu haben, wie
sie im Fachblatt Science berichten.
Der Merkur stehe mit dem ihn umgebenden Son­
nenwind in einer engen Wechselwirkung, erklärt
Daniel Heyner von der Technischen Universität
Seit Jahren stehen Astronomen vor einem Rätsel:
Obwohl der Merkur ein ähnlich starkes Magnetfeld
wie die Erde haben müsste, zeigten Erkundungen
mit Raumsonden, dass es nahezu 150–mal schwä­
cher ist. Nun haben Forscher in einer Computersi­
mulation ermittelt, woran das liegt. Schuld könnte
demnach der Sonnenwind sein. Er umgibt das Ma­
gnetfeld des Planeten und erstickt es förmlich.
Aus Wissenschaft und Forschung, Sternwarten
Braunschweig. Der Sonnenwind ist ein beständiger
Strom elektrisch geladener Teilchen von der Son­
ne. Merkur ist nur rund ein Drittel so weit von der
Sonne entfernt wie die Erde und bekommt ihn da­
her besonders stark zu spüren.
Die Dynamoregion tief im Innern des Merkurs ist,
wie auf der Hand liegt, nicht für direkte Beobach­
tungen zugänglich. Um das Phänomen also zu er­
klären, testeten die Forscher verschiedene
komplizierte alternative Dynamomechanismen im
Computermodell. Alle diese Modelle ließen jedoch
Sternwarte Bieselsberg
Führungen
Im Frühjahr konnten wir immerhin ein paar Füh­
rungen auf der Sternwarte durchführen. Die Plane­
ten bildeten den Schwerpunkt der Führungen, aber
auch die Sternhaufen (offene und kugelförmige)
kamen bei den Beobachtungsabenden nicht zu kurz
und sorgten für zufriedene Besucher.
Ohne richtige Sommerpause geht es auf der Stern­
warte in Bieselsberg weiter. Da wir aber die abend­
lichen Führungen wegen der spät einsetzenden
Dämmerung bis August aussetzen werden, gibt es
als Alternativprogramm die nachmittaglichen Son­
nenbeobachtungen am letzten Sonntag im Monat
von Mai bis Juli. Im Moment steuert die Sonne ja
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
Nach der Sommerpause geht es auf der Volksstern­
warte erst im September wieder mit den öffentli­
11
das Feld der äußeren Magnetosphäre außer Acht.
Am plausibelsten erwies sich schließlich folgendes
Szenario: Der Sonnenwind drückt das Magnetfeld
des Planeten so stark zusammen, dass es kaum aus
der Oberfläche herausragt. Dadurch liegt die soge­
nannte Magnetopause, wo der Einflussbereich des
Merkur–Magnetfelds endet, dicht über der Ober­
fläche des Planeten. Dort fließen durch den Son­
nenwind starke elektrische Ströme, die wiederum
ein eigenes Magnetfeld erzeugen. Es ist dem pla­
neteneigenen entgegengerichtet und schwächt es
damit ab, erstickt es beinahe.
Ob das auch der Realität entspricht, hoffen
die Forscher bald herauszufinden. Sie er­
warten mit Spannung Magnetfeldmessun­
gen vom Merkur von der NASA–Sonde
Messenger. Mit der europäisch–japani­
schen Raumsonde BepiColombo wollen
sie dann ab 2020 gezielt das Magnetfeld
des Planeten erkunden und ihre Theorie
weiter prüfen.
(ms)
wieder Richtung Maximum ihrer Aktivität und so
ist zu erwarten, dass wir sowohl Sonnenflecken als
auch Protuberanzen zeigen können.
Ab August gibt es dann wieder die bewährten
Abendführungen. Vor allem die sommerliche
Milchstraße mit den Sternbildern Leier und
Schwan geben dann beeindruckende Anblicke ab
und auch die Kugelsternhaufen M13 und M92 im
Herkules sind dann hervorragend zu zeigen. Auf­
grund der Erfahrungen in den vergangenen Jahren
rechnen wir vor allem in den Ferien mit sehr vielen
Gästen. So würde sich das Führungsteam sicher
über die ein oder andere Verstärkung freuen!
(mt)
chen Führungen weiter. Dann wird die
sommerliche Milchstraße den Hauptteil der abend­
lichen Sternvorführung ausmachen.
(mt)
12
Beobachtergruppe
Venustransit am 6. Juni
Der Zeitpunkt des Venustransits ist in diesem Jahr
nicht gerade optimal. Aber immerhin erlaubt er ei­
ne Beobachtung bevor die meisten Menschen zur
Arbeit müssen. Daher haben sich nun doch einige
Beobachter verabredet, sich bei gutem Wetter an
der Sternwarte in Bieselsberg zu treffen um ge­
meinsam den Durchgang zu beobachten.
Einige der aufgebauten Geräte werden sicher aus­
schließlich für die Fotografie eingesetzt werden,
aber es besteht auf jeden Fall auch die Gelegenheit,
das Schauspiel direkt mit eigenen Augen durch Te­
leskope zu verfolgen. Bei Bedarf (sprich: großem
Andrang) werden wir auch die Sternwarte öffnen
um dort am Refraktor beobachten zu können.
AAP­Beobachtungsnacht
Schon länger wollten wir, die aktiven Beobachter,
mal wieder eine gemeinsame Beobachtungsnacht
abhalten und auch die anderen Mitglieder des AAP
dazu einladen. Nun sollte der Plan in die Wirklich­
keit umgesetzt werden.
Der Mai bietet dafür normalerweise eine gute Ge­
legenheit — die Nächte sind nicht mehr ganz so
kalt und oft gibt es Abschnitte guten Wetters. Der
Nachteil ist, dass die Nächte leider auch schnell
kürzer werden. Um möglichst nicht vom hellen
Mondlicht gestört zu werden hatten wir uns auf
Mitte Mai konzentriert.
Sommerfest
Sommerfest
Auch in diesem Jahr werden wir wieder unser
bewährtes, vereinsinternes Sommerfest in gewohn­
tem Ablaufrahmen veranstalten.
Am 8. September, dem Tag vor der kulinarischen
Wanderung in Bieselsberg, treffen wir uns um
14 Uhr zunächst zum Aufbau für die Wanderung
— Bierbänke, Küche und Zelte wollen aufgestellt
und gerichtet werden und vor allem für den
Zeltaufbau werden viele Personen gebraucht.
Direkt anschließend werden wir uns einfach wie­
der gemütlich zusammensetzen und bei hoffentlich
Beobachtergruppe, Sommerfest
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen vor­
beizuschauen. Auch ohne eigenes Instrument ist
man sehr willkommen, mit den aktiven Beobach­
tern zusammen das frühe Ereignis zu geniessen.
Hoffen wir auf gutes Wetter an diesem frühen
Morgen!
Bitte beachtet noch folgendes:
• Aufgrund der beschränkten Zahl an Parkplätzen
an der Sternwarte sollten alle Besucher ohne eige­
ne Instrumente an der Kirchstraße parken und die
ca. 150m zu Fuß zurücklegen.
• Das Ereignis findet tief im Osten statt, deshalb
sollten die Beobachter mit Instrumenten ihre Autos
entsprechend so parken, dass der Blick vom Stern­
wartengelände nach Osten frei ist.
(mt)
Nach einer kleinen Terminstichprobe wurden An­
fang Mai der 16. und 18. ins Auge gefasst, da das
Wetter bis zum Wochenende davor nicht so gut zu
werden schien.
Die Anmeldezahlen waren groß, aber leider spielte
das Wetter nicht mit. An beiden Abenden war der
Himmel größtenteils bedeckt und zum Teil sehr
regnerisch. So wurde es leider nichts mehr mit
dem Beobachtungsabend vor dem Sommer.
Aber wir werden in diesem Jahr noch einen weite­
ren Versuch starten: Im Spätsommer/Herbst wer­
den wir wieder ein paar Termine aussuchen und
(per EMail) bekannt geben in der Hoffnung auf
besseres Wetter an diesen Terminen.
(mt)
schönem Wetter wie in den vergangene Jahren den
Tag langsam ausklingen lassen. Einige werden
wieder ihre Grills mitbringen (sicher heizt auch
Armin wieder den AAP­Grill ordentlich an), so
dass selbst mitgebrachtes Grillgut in guter Stim­
mung verzehrt werden kann. Schön wäre es, wenn
auch der ein oder andere Salat mitbegracht würde.
Die Getränke werden wie in jedem Jahr vom Ver­
ein gestellt — Bier, Sprudel, Cola und Apfelsaft­
schorle sind genügend vorhanden.
Ab und zu ergab sich auch noch die Gelegenheit,
am späteren Abend die Sternwarte zu öffnen und
ein bisschen zu spechteln.
13
Astronomietag
Nachlese zum Astronomietag
10. Deutscher Astronomietag
Der Astronomietag 2012 konnte auf beiden Stern­
warten stattfinden, obwohl das Wetter nur bedingt
zum Beobachten einlud. Aber da viele Planeten zu
sehen waren, bei denen auch Schleierwolken nicht
so stören gab es trotzdem einiges zu bestaunen.
Auf der Volkssternwarte Keplergymnasium ging es
ab 19 Uhr mit der Beobachtung los. Die Besucher
konnten sich von unserem eingespielten Team
gleich den Dämmerungshimmel im Westen zeigen
lassen, an dem Mond, Jupiter und Venus schon zu
sehen waren. Bevor der Mond und Jupiter am frü­
hen Abend verschwanden konnten die etwa 15 Be­
sucher Details auf der Mondoberfläche, Jupiters
Wolkenbänder und Monde bestaunen.
Danach zog man weiter zur Venus, die als hellstes
Objekt den Westhimmel dominierte. Ihre Phasen­
gestalt (zu dieser Zeit etwa „Halbvenus“) war her­
vorragend zu erkennen. Weiter ging es dann mit
dem roten Nachbarn Mars, der sich hoch im Süden
präsentierte. Das Wetter trübte sich aber immer
mehr ein, so dass kurz vor 22 Uhr schon die Beob­
achtung beendet werden musste.
In Bieselsberg begann man schon um 16 Uhr mit
der Beobachtung der Sonne. Kaum angekommen
kam schon die erste Gruppe zufällig vorbei, die
sich aber nicht die Gelegenheit entgehen lassen
wollte, einmal die Sonne zu beobachten. Neben
der üblichen Ansicht der Sonnenflecken durch die
Teleskope mit Sonnenfilter hatten wir natürlich
auch unsere neueste Errungenschaft, den Lunt,
aufgebaut, der zu seinem ersten „öffentlichen“
Einsatz kam und die Besucher genauso wie uns
begeisterte. Nach und nach kamen immer mehr
Mitglieder des AAP vorbei, die zum Teil auch ihre
eigenen Instrumente dabei hatten. Hermann hatte
sogar gleich mehrere am Start und zeigte den Be­
suchern ebenfalls die Sonne.
Als die Sonne untergegangen war stellten wir so­
gleich den Mond ein, dessen Sichel einige Krater
am Mondrand in Szene setzte, die wir bisher nicht
so häufig betrachtet hatten — ein schöner Anblick!
Danach wurde der Jupiter aus Korn genommen.
Blick nach Westen auf die Kuppel und die Beobachter. Man erkennt am Horizont noch schwach den
Mond, darüber die hellen Planeten Jupiter und Venus (oben) sowie einige Sterne
14
Astronomietag
Max ist fasziniert von Jupiter
Neben seinen vier hellsten Monden konnten auch
die Wolkenbänder trotz der tiefen Horizontstellung
und der noch herrschenden Dämmerung beobach­
tet werden bevor er dann wie der Mond in der auf­
kommenden Horizontbewölkung verschwand.
Danach wendeten wir uns ebenfalls der Venus zu,
die immer noch strahlend im Westen stand und ei­
ne schöne Halbsichel zeigte. Da man von ihrer
Oberfläche fast nichts erkennen kann verweilten
wir dort nicht sehr lange und zogen weiter zum
Mars, der am nun immer dunkler werdenden Him­
mel gut beobachtet werden konnte. Leider war die
Luft zu diesem Zeitpunkt recht turbulent, so dass
sich von seiner Oberfläche nur grobe Details er­
kennen ließen.
Auch an den vielen privaten Teleskopen wurde viel
beobachtet bevor der Besucherandrang (ca. 40 über
den Tag) nachließ und wir schließlich gegen
22 Uhr unter uns waren. Nun zogen wir uns in die
Sternwarte zurück um noch einmal einen Blick auf
Mars zu werfen. Die Luft war nun sehr ruhig ge­
worden und erlaubte uns einen tollen Blick auf
Mars! Trotz der geringen Größe von nur 13" waren
viele Details zu erkennen und wir experimentierten
sehr viel mit unseren Farbfiltern um möglichst al­
les aus unserem Instrument und den Bedingungen
herauszuholen. Auch ein kurzzeitiges Wolkenband
vor Mars schreckte uns nicht ab. Nachdem es den
Blick auf Mars wieder freigegeben hatte packte wir
noch unsere Webcams aus und filmten drauf los
um diesen Augenblick nicht ungenutzt vergehen zu
lassen. Wir wurden mit sehr schönen Bildern des
Mars belohnt und freuten uns, dass der Abend
noch diesen Höhepunkt zugelassen hatte — scha­
de, dass keine Besucher mehr in diesen Genuss
gekommen waren.
Im Endeffekt war es ein schöner Astronomietag,
der mehr Besucher verdient gehabt hätte. Aber es
hat sich trotzdem gelohnt, denn die Besucher wa­
ren durch die Bank fasziniert von dem, was sie ge­
boten bekommen hatten! Nun hoffen wir, dass sich
das auch bei den Besucherzahlen in den öffentli­
chen Führungen niederschlägt. Schön finde ich
auch, dass sich auch immer wieder einige AAP­
Mitglieder zu dieser Veranstaltung einfinden, die
man sonst sehr selten sieht. Ich freue mich immer
wieder mir bisher unbekannte Mitglieder kennen­
zulernen!
(mt)
Der Mars am Astronomietag: Aufgenommen wurde
er mit dem Refraktor der Sternwarte Bieselsberg
mit Hilfe einer dreifach­Barlowlinse und einer S/W
CCD­Kamera QHY5. Bei der Bearbeitung wurde
das Bild noch einmal zweifach vergrößert.Man
erkennt deutlich viele kleinere Strukturen, von
denen wir viele auch visuell beobachten konnten!
Die Nordpolkappe war schon bei schlechter Luft
gut zu erkennen, aber die Details der dunklen
Gebiete wurden erst bei ruhiger Luft sichtbar.Auch
die helle Trennung zwischen Terra Meridiani und
dem linken dunklen Teil war mit dem Auge gut
auszumachen sowie deren dunkle Ausläufer nach
oben. Besonders bemerkenswert war auch das
kleine dunkle „Loch“ unterhalb der Polkappe.
15
Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsanblick am 1. Juli 2012 um 22 Uhr MESZ
Beobachtungsobjekte im Sommer
Der Sommer macht es und nicht leicht, den Nacht­
himmel zu geniessen — es sei denn man hat gera­
de Urlaub und Zeit, erst Mitten in der Nacht
beobahten zu gehen. In diesem Fall wird man aber
durchaus für die Mühen entlohnt.
Der Anblick der sommerlichen Milchstraße, die
sich von Juli bis September vom Süden über den
Zenit bis nach Norden erstreckt ist bei dunklem
Himmel ein faszinierendes Bild. Die vielfältige
Form lässt sich am besten fernab der Städte studie­
ren und gelingt mit dem bloßen Auge und dem
Feldstecher am besten. Vor allem im Schützen und
dem Schild findet man viele interessante Objekte,
wie den Lagunennebel (M8) oder die Schildwolke.
Auch mit kleinen Fernrohren sollte man sich unbe­
dingt in diesen Regionen aufhalten. Allein im
Schützen findet man viele Messier–Objekte wie
den großen Kugelsternhaufen M22 und seine
„kleineren“ Verwandten M28, M54, M55, M69,
M70 und M75. Auch die offenen Sternhaufen
M23, M24 lohnen einen Besuch. Direkt bei letzte­
rem findet man zur Zeit auch den Zwergplaneten
Pluto, der allerdings mit 14m etwas für die größe­
ren Teleskope oder Fotografien ist.
An der Grenze zwischen Schild und Schlangenträ­
ger findet man mit NGC6633 noch eine schöne
Galaxie. Nicht weit davon entfernt entpuppt sich
NGC6572 bei starker Vergrößerung als planetari­
scher Nebel. Noch ein Stückchen weiter westlich
findet man Barnards Pfeilstern, dessen Bewegung
am Himmel sehr einfach sogar innerhalb mehrerer
Monate von Amateuren feststellbar ist.
Fast vergessen hätte ich nun: Saturn. Die beste Zeit
ist zwar vorüber, aber trotzdem lohnt sich der
Blick auf den Gasriesen dessen Ring sich für uns
immer weiter öffnet.
(mt)
16
Verschiedenes
Jocelyn Bell
Dame Susan Jocelyn Bell Burnell (* 15. Juli 1943
in Belfast, Nordirland als Susan Jocelyn Bell) ist
eine britische Radioastronomin. 1967 entdeckte sie
zusammen mit Antony Hewish und Martin Ryle
(1918–1984) als erste einen Neutronenstern.
Als Jocelyn Bell 1967 mit ihrer Doktorarbeit an
der Universität Cambridge begann, hätte sie sich
wohl nicht gedacht, dass sie fast die bedeutendste
Entdeckung der Menschheit gemacht hätte, die
sich schließlich als eine äußerst bedeutende astro­
nomische Entdeckung herausstellte.
Jocelyn Bell wurde 1943 als Tochter eines Archi­
tekten in Belfast geboren und lebte in ihrer Kind­
heit ganz in der Nähe des Armagh Observatoriums.
Sie studierte Physik in Glasgow. Von dort ging sie
1965 als Doktorandin für den Forschungsbereich
Radioastronomie nach Cambridge, wo sie bei Ant­
ony Hewish zu arbeiten begann und ihr die mod­
ernsten wissenschaftlichen Instrumente zur
Verfügung standen. Sie wollte die gerade erst ent­
deckten und noch nicht wirklich gut verstandenen
Quasare studieren.
Diese Objekte fand man, als die Astronomen nach
Verschiedenes
dem Zweiten Weltkrieg begannen, den Himmel
nicht nur im optischen Bereich zu beobachten son­
dern auch im Bereich der Radiowellen. In den spä­
ten 1950ern entdeckte man viele punktförmige
Radioquellen am Himmel, für die man kein opti­
sches Pendant finden konnte. Erst 1960 entdeckte
man das erste Mal ein ganz schwaches Objekt ge­
nau an der Stelle, an der man auch die Radioemis­
sionen gemessen hatte. Man wusste allerdings
noch nicht, ob es sich bei den Quasaren um weit
entfernte oder nahe Objekte handelte. Heute wis­
sen wir, dass es sich bei Quasaren um die aktiven
Kerne von Galaxien handelt, die sehr weit von uns
entfernt sind. Aber in den 1960ern waren das noch
weitestgehend unverständliche Objekte und mit
ihren Beobachtungen wollten Bell und Hewish
mehr über sie herausfinden.
Dazu mussten sie nicht nur sehr viel beobachten,
sie mussten erstmal ein vernünftiges Radioteleskop
bauen! Auf einer Fläche so groß wie 57 Tennisfel­
der stellten Bell und andere Studenten einen Som­
mer lang Antennen auf, bevor dann die
Beobachtungen beginnen konnten. Computer hat
man damals noch nicht eingesetzt: der Output der
Beobachtungen bestand aus langen Papierstreifen
mit Messwerten darauf. Knapp 30 Meter davon
produzierte das Teleskop pro Tag und Bell hat sie
alle per Hand analysiert. Dabei bekam sie natürlich
im Laufe der Zeit ein gutes Gefühl für die Mes­
sungen und stellte fest, dass von einem bestimmten
Punkt am Himmel immer wieder ein ungewöhnli­
ches Signal kam. Es schien keine der gewöhnli­
chen Interferenzen zu sein und sah auch nicht so
aus wie die Radioquellen die Bell sonst beobach­
tete. Und das Signal wiederholte sich. Um genauer
herauszufinden, worum es sich dabei handeln
könnte, installierte man bessere Aufzeichnungsge­
räte und beobachtete das Objekt erneut.
Bell stellte fest, dass sie Signale der Quelle extrem
regelmäßig erfolgten! Alle 1,3 Sekunden gab es
einen Ausschlag. Sie rief ihren Betreuer an und der
meinte sofort, dass es sich hier um eine künstliche
Quelle handeln muss. Irgendetwas Menschenge­
machtes schien die Beobachtungen zu stören.
Denn ein natürliches Objekt am Himmel, das so
exakt Signale aussandte, war damals nicht bekannt.
1,3 Sekunden ist auch enorm kurz — kein Stern
könnte so schnell pulsieren, dafür ist er viel zu
Verschiedenes
groß!
Bei weiteren Messungen stellte man dann aber
fest, dass es weder ein Instrumentenfehler ist und
auch, dass das Signal von außerhalb des Sonnen­
systems kommen musste! Langsam begann man
darüber nachzudenken, ob es sich vielleicht um ein
Signal einer außerirdischen Zivilisation handeln
könnte. Das Objekt bekam auch den Spitznamen
LGM­1 (für „Little Green Men 1“) verpasst. Die
Astronomen begannen sich schon ernsthaft Gedan­
ken darüber zu machen, wie man vorgehen müsste,
wenn sich der Verdacht erhärtet. Wen kontaktiert
man in so einem Fall? Bell war zu diesem Zeit­
punkt nicht wirklich von der Aussicht begeistert,
Aliens entdeckt zu haben.
Neue Messungen zeigten allerdings, dass Aliens
als Urheber eher doch unwahrscheinlich waren.
Denn die würden ja vermutlich auf einem Planeten
leben, der einen Stern umkreist. Diese periodische
Bewegung der Quelle hätte man im Signal messen
können — sie war aber nicht da. Die Außerirdi­
schen müssten das Signal also direkt vom Stern
(wenn es denn einer ist) selbst senden.
Die nächsten Entdeckungen von Bell brachten die
„LGM“­Theorie aber dann schnell zu Fall: Sie
fand nämlich noch drei weitere regelmäßig und ex­
trem schnell pulsierende Himmelsobjekte. Und
dass so viele außerirdische Zivilisationen die Erde
aus so vielen verschiedenen Richtungen gleichzei­
tig anfunkten, war dann doch äußerst unwahr­
scheinlich.
Im Februar 1968 veröffentlichten Bell und ihre
Kollegen ihre Forschungsergebnisse („Observation
of a Rapidly Pulsating Radio Source“, Nature 217:
709­713). Bell selbst war nur die zweite Autorin,
ihr Betreuer Antony Hewish wird in dem Artikel
als Erstautor geführt. Dort wird auch schon eine
erste Erklärung präsentiert: Die regelmäßigen Si­
gnale könnten auf die Pulsationen eines Neutro­
nensterns zurückzuführen sein.
Heute wissen wir, dass das nicht weit von der
Wahrheit entfernt ist. Jocelyn Bell hat den ersten
Pulsar entdeckt. Er trägt heute den Namen PSR
B1919+21 (auch bekannt als Zentralstern im
Krebsnebel M1) und es handelt sich dabei tatsäch­
lich um einen Neutronenstern.
Bell Burnell wurde bei der Vergabe des Nobelprei­
ses für Physik 1974 an Anthony Hewish und Mar­
tin Ryle nicht berücksichtigt, worüber in der
wissenschaftlichen Öffentlichkeit heftige Kontro­
17
versen geführt wurden. Im Gegensatz dazu war sie
ein Jahr zuvor (1973) noch zusammen mit Hewish
mit der Michelson­Medaille des Franklin­Instituts
in Philadelphia ausgezeichnet worden. Verdient
hätte es Bell sicherlich, immerhin hat sie die ganze
Arbeit und Datenauswertung gemacht und im Ge­
gensatz zu Hewish war sie von Anfang an über­
zeugt, dass es sich um eine stellare Quelle handelt
und nicht um Aliens (die waren Hewishs Idee).
Spricht man Bell auf den Nobelpreis an, dann sagt
sie, dass sie nicht böse ist, ihn nicht bekommen zu
haben. Sie war damals noch Studentin und sie
meint, dass der Betreuer ja auch für den Misserfolg
einer Arbeit mitverantwortlich ist und daher auch
seinen Anteil am Erfolg haben soll.
Trotzdem hätte man Bell durchaus einen Nobel­
preis verleihen können. Ryle und Hewish waren ja
auch die einzigen Physik­Preisträger, laut den Be­
18
stimmungen des Nobelpreises wäre noch Platz für
eine dritte Person gewesen. Sie wird aber immer
die Person bleiben, die eine der faszinierendsten
Entdeckungen der Astronomie gemacht hat. Auch
wenn es spannend gewesen wäre, wenn sich die Si­
gnale wirklich als Botschaft von Aliens herausge­
stellt hätten. Wenn man genau drüber nachdenkt,
sind Pulsare nicht minder spannend. Ein Stern, der
nach seinem Tod so stark komprimiert wurde, dass
nicht einmal die Atome selbst dem Druck standhal­
ten konnten und so die Masse einer ganzen Sonne
zu wenigen Kilometern Durchmesser komprimiert
wird, rotiert in wenigen Sekunden um seine Achse
und schickt dabei wie ein Uhrwerk Radiostrahlung
durch das ganze Universum!
Verschiedenes, Vorträge
Nach ihrer Hochzeit mit dem Regierungsbeamten
Martin Burnell 1968, dem Jahr ihrer Promotion,
wechselte sie an das Mullard­Laboratorium für
Weltraumwissenschaft nach Southampton, um in
der Nähe ihres Mannes zu sein. Sie hat seit 1991
die Professur für Physik an der Open University in
England inne. Seit 2003 Mitglied der Royal Socie­
ty, wurde Bell Burnell im Juni 2007 durch Königin
Elisabeth II. als Dame Commander of the Order of
the British Empire ausgezeichnet und damit in den
persönlichen Adelsstand erhoben.
(ws)
Vorträge
1. Juni 2012: Astrometrie — Die
Vermessung von Himmelspositionen
Bahn am Himmel berechnen. Wie wichtig das ist
zeigen die häufigen Pressemeldungen über Ein­
schläge von größeren Brocken in zukünftigen Jah­
ren. Martin Tischhäuser wird uns die
Positionsbestimmung näher bringen und an einfa­
chen Beispielen zeigen, wie daraus eine Umlauf­
bahn entsteht.
6. Juli 2012: Die Milchstraße und ihr
Platz im All
Thilo Kranz wird uns in seinem Vortrag näher
bringen, in welcher Umgebung sich unsere Milch­
straße im Universum befindet und was sich da so
alles tummelt.
3. August 2012: Venustransit 2012 —
eine Nachlese
sentiert uns Christian Witzemann Bilder und
Eindrücke von diesem herausragenden Ereignis.
Sollten wir gutes Wetter haben werden auch sicher
einige Bilder unseres Beobachtungsmorgens dabei
sein!
5. Oktober 2012: Der Kleinplanet
Vesta als Beobachtungsobjekt
len und mit vielen Bildern näher bringen. Seit dem
letzten Jahr hat sich auch in der Erforschung dieses
Asteroiden einiges getan, denn die Raumsonde
Dawn erforscht ihn seit dem letzten Jahr intensiv.
So warten sicher einige neue Erkenntnisse auch
auf diejenigen, die letztes Jahr schon den Vortrag
geniessen durften.
Die genaue Kenntnis der Himmelspositionen hilft
uns, Bewegungen am Himmel zu verfolgen. Vor
allem die Bahnen der Planeten und kleineren Kör­
per unseres Sonnensystems, Asteroiden und Kome­
ten, lassen sich so vermessen und ihre zukünftige
Wo genau befinden wir uns mit unserer Galaxie?
Im August werden wir uns mit einem Rückblick
auf den Vorübergang der Venus vor der Sonne be­
schäftigen. In einer kurzen Zusammenfassung prä­
Der Kleinplanet Vesta war schon im letzten Jahr
im Fokus eines Vortrags, unseres bisher einmaligen
Aktivvortrags. In diesem Jahr wird uns Bernd Vogt
noch einmal viel über diesen kleinen Körper erzäh­
19
Termine
Termine
Astronomische Vorschau
4. Juni
Juni
Neptun stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
16. Juni
Frühester Sonnenaufgang des Jahres (5.22 MESZ)
6. Juni
21. Juni
25. Juni
25. Juni
29. Juni
29. Juni
Venustransit – sichtbar ab Sonnenaufgang (5.24–6.57 MESZ)
Sommersonnenwende (1.09 MESZ)
Saturn stationär, wird rechtläufig (Ende des Oppositionsschleife)
Spätester Sonnenuntergang des Jahres (21.32 MESZ)
Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
Pluto in Opposition (Entfernung 31,24 AE, Helligkeit 14m)
3. Juli
Juli
Mond bedeckt Xi 1 Sgr (5,0m), Eintritt an dunkler Seite (22.07 MESZ–22.47 MESZ)
15. Juli
Mond bedeckt Jupiter (­2,1m), Eintritt an heller Seite (3.39 MESZ–4.16 MESZ)
13. Juli
24. August
27. August
Uranus stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
August
Neptun in Opposition (Entfernung 28,98 AE, Helligkeit 7,8m)
Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
September
17. September Pluto stationär, wird rechtläufig (Ende des Oppositionsschleife)
22. September Tagundnachtgleiche (16.49 MESZ)
26. September Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Abend (Juraberge beleuchtet)
29. September Uranus in Opposition (Entfernung 19,06 AE, Helligkeit 5,7m)
Veranstaltungen und Treffen
1. Juni
6. Juni
20. Juni
24. Juni
6. Juli
18. Juli
29. Juli
Juni
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "Astrometrie –
Die Vermessung von Himmelspositionen" (20 Uhr) von M. Tischhäuser
Beobachtung des Venustransits an der Sternwarte Nordschwarzwald (5­7 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
Juli
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Die Milchstraße und ihr Platz im All" (20 Uhr) von T. Kranz
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
Impressum
20
3. August
8. August
15. August
22. August
5. September
7. September
8. September
9. September
August
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Venustransit 2012 – eine Nachlese" (20 Uhr) von C. Witzemann
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
September
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr)
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – kein Vortragsprogramm
Vereinsinternes Sommerfest des AAP an der Sternwarte Nordschwarzwald (ab 14 Uhr)
Kulinarische Spezialitätenwanderung in Bieselsberg (10­18 Uhr)
12. September Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
19. September Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
26. September Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (ab 21 Uhr)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Sylja Baalmann
Silcherstraße 7
Rotestraße 22
72218 Wildberg
75334 Straubenhardt
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms),
Wolfgang Schatz (ws)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 18. August 2012
Der AAP im Internet:
http://www.aap­pforzheim.de
http://www.sternwarte­bieselsberg.de
http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de
© 2012 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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