DCG-Informationen 4 (1): 1-3 1/1973 LABIDOCHROMIS VELLICANS (Trewavas 1935), Orangebarsch oder Blaumaul-Cichlide Eine Beschreibung von Werner Rexroth Heimat: Malawi-See (Nyassasee) Form, Farbe und Größe: Labidochromis vellicans ist lang gestreckt und erinnert in seiner Körperform etwas an einige Lippfische des Meeres. Er hat eine spitz zulaufende Kopfform, welche beim Fangen kleiner Beutetiere noch betont wird. Das Maul ist unterständig. Die Färbung ist sehr ansprechend. Bei einer hellbraunen bis braun-grauen Grundfarbe des Körpers erscheint der Rücken im hellen Auflicht olivgrün, während der übrige Körper im gleichen Licht bläulich schimmert. Aus dem Wasser genommen, werden die Schuppenränder tintenblau. Lebhaft blau und bläulich irisierend sind die zwei Querstreifen auf dem Kopf, die Lippen über das Kinn bis in den Kiemenbogen und die Verbindung zwischen den Flossenstrahlen der Schwanzflosse, sowie dem weichstrahligen Teil der Rückenflosse. Die ersten Strahlen der Bauchflossen, sowie oberer und unterer Rand der Schwanzflosse sind weiß. Der hartstrahlige Teil der Rückenflosse ist durch weiße bis silbrig glänzende Abzeichen im oberen Teil jedes einzelnen Strahles (ähnlich Pelmatochromis guentheri) gekennzeichnet. Der weichstrahlige Teil der Rückenflosse, sowie die Schwanzflosse werden noch durch ein schönes Orange bis Rostrot gesäumt. Auf der Afterflosse fallen schließlich noch ein oder mehrere, schwarz eingerahmte Eiflecken ins Auge. Auch die Weibchen von Labidochromis vellicans haben Eiflecken. Auf dem Körper treten, zuweilen mehr oder weniger stark, neun bis zehn DCG-Informationen 4 (1): 1-3 1/1973 dunkle Querbinden vom Kopfende bis in den Schwanzstiel und zwei Längsstreifen, davon einer im oberen Drittel und der zweite in der Körpermitte auf. Die Männchen werden in der Gefangenschaft wohl nicht größer als ca. 14 cm, während die Weibchen noch etwas kleiner bleiben. Jungtiere zeigen die eben beschriebene Streifenzeichnung in besonders ausgeprägter Form bis zur Geschlechtsreife. Pflege: Labidochromis vellicans ist zu Anfang sehr scheu. Diesem Umstand ist beim Aufbau des Beckens durch möglichst viele Verstecke Rechnung zu tragen. Einem ruhig und nicht zu hastig agierenden Pfleger gegenüber werden die Tiere aber rasch sehr zutraulich. Diese Fischart ist sehr sauerstoffbedürftig und nimmt schmutziges Wasser, zu stark besetzte Becken oder zu hohe Wassertemperaturen übel. Futter ist dagegen kein Problem: vom kleinen Salinenkrebs bis zum Mehlwurm und vom Trockenfutter bis zum geschabten Rinderherz wird alles Freßbare gern genommen. Aber bitte nicht ständig Überfüttern, sondern Futterpausen einlegen. Die Wasserwerte sollten entsprechend dem Heimatgewässer mittelhart und leicht alkalisch sein und die Temperaturen um 25 °C liegen. In der Verträglichkeit ist Labidochromis vellicans unter die friedlichsten Maulbrüter des Malawi-Sees einzuordnen, so friedlich, daß man für einige Zeit sogar mehrere Tiere beiderlei Geschlechts in kleinen Quarantänebecken ohne jegliche Versteckmöglichkeit halten kann, ohne mit Ausfällen rechnen zu müssen. Zucht: Labidochromis vellicans ist, wie schon erwähnt, Maulbrüter. Trächtige Weibchen sollten sofort nach dem Ablaichen isoliert werden, da sie sich mit dem Kehlsack voll DCG-Informationen 4 (1): 1-3 1/1973 Eier absondern und durch Mulm oder andere Beckeninsassen gestört werden. Außerdem haben sie jetzt ein noch gesteigertes Sauerstoffbedürfnis und könnten im Gemeinschaftsbecken Schaden nehmen. Das Umsetzen der Weibchen sollte nicht mit dem Netz erfolgen, sondern behutsam mit einer Fangglocke geschehen, oder noch besser, man treibt die Tiere unter Wasser in einen Umsatzbehälter. Dabei muß der Pfleger besonders darauf bedacht sein, die Weibchen so wenig wie möglich zu jagen. Mir haben bei vielen Umsetzungen nur zwei die Eier ausgespuckt. Es handelt sich um recht große, birnenförmige, hellbraune Eier. Die Jungen sollten spätestens 20 Tage nach dem Laichen von der Mutter freigegeben werden. Die Aufzucht bereitet keine Schwierigkeiten, da vom ersten Tage an Salinenkrebschen, Futtertabletten, Grindalwürmchen, hartgekochtes Eigelb oder ähnliches genommen wird. Bitte im Aufzuchtbecken häufig Wasser wechseln oder die Jungtiere in Frischwasser umsetzen. Die Weibchen sind mit ca. 4 cm, die Männchen mit ca. 5 - 6 cm laichreif. Abschließendes Urteil: Sehr empfehlenswert besonders für Becken von ca. 60 bis 100 cm Länge!