La Musica Zwei von Marguerite Duras Aus dem Französischen von Simon Werle Premiere am 19. August 2011 um 21 Uhr 20., 21., 26. & 28. August 2011, 21 Uhr / 26., 27. & 28. Oktober, 20 Uhr Brotfabrik Berlin Caligariplatz 1 13086 Berlin w w w.brotfabrik-berlin.de Karten: 030 - 471 40 01/02 1 Das Theaterstück: Anne-Marie Roche und Michel Nollet waren mal ein glückliches junges Paar. Sie haben es so gemacht wie viele, sie haben geheiratet, sie haben ein Haus gebaut, sie haben sich scheiden lassen. Nach mehr als drei Jahren Trennung treffen sie sich zum gerichtlichen Scheidungstermin wieder. Sie übernachten in demselben Hotel, in dem sie die ersten Monate ihrer Ehe gewohnt und die glücklichste Zeit miteinander verbracht hatten. Beide leben mittlerweile nicht mehr in der französischen Provinzstadt, beide haben neue Partner, Michel arbeitet als mäßig erfolgreicher Architekt in Paris, Anne-Marie ist Dolmetscherin und steht kurz davor erneut zu heiraten und wegzuziehen nach Amerika. Sie wünscht sich Kinder, eine Familie. Nach anfänglichem seichten Geplauder beginnen sie nach den Ursachen für das Scheitern ihrer Ehe zu suchen, vermeiden – nicht immer erfolgreich – Vorwürfe, widersprechen sich, schlagen sich, lieben sich, teilen aus und stecken ein. Alte Wunden werden aufgerissen und neue hinzugefügt: Michel erfährt, dass Anne-Marie sich umbringen wollte, nachdem er die Scheidung eingereicht hatte, sie, dass er sie töten wollte, als sie aus Paris zurückkam, wo sie eine Affäre hatte, mit der sie sich an seinen Affären rächen wollte. Immer tiefer tauchen sie in die Erinnerung ihrer einstigen Liebe ein, die sie in der nächtlichen Hotelhalle gleichsam noch einmal durchleben. Eine Liebe, die sie als „Hölle“ bezeichnen, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Die Erinnerung dieser gescheiterten Liebe ist ihre „Musica“, die wiederkommt, die sie ausfüllt, die sie immer begleiten wird, auch wenn mit dem nächsten Tag unausweichlich das Ende ihrer Geschichte kommen wird. Eindringlich und in unprätentiöser, schlichter Sprache kreist Marguerite Duras mit der Begegnung des jungen Paares in „La Musica Zwei“ um die in ihrem Werk zentralen Themen der Unmöglichkeit des sich erfüllenden Begehrens und der Liebe, der uneindeutigen Wahrnehmung und der Flüchtigkeit von Erinnerung, der Einsamkeit und des Verlustes. Die Annäherungen des Paares, sein gegenseitiges SichEntziehen und die immer neuen Anläufe, zu erinnern um zu verstehen, was war, changieren zwischen Tragik, Komik, Sentimentalität und Sarkasmus. 2 La Musica (1965) & La Musica Zwei (1985): Die Geschichte von dem jungen Paar hat Marguerite Duras gleich zweimal geschrieben: 1965 erschien „La Musica“ und wurde mit großem Erfolg im gleichen Jahr am Théâtre du Studio des Champs-Elysées Paris unter der Regie von Alain Astruc uraufgeführt (Deutsche Erstaufführung: Münchner Kammerspiele, 1966. Regie: Hans Schweikart). 20 Jahre später schrieb sie – ohne damit „La Musica“ zu ersetzen – einen zweiten Akt und gab dem neuen Stück den Titel „La Musica Zwei“ (Originaltitel: „La Musica Deuxième“). Die Uraufführung fand unter ihrer Regie 1985 am Théâtre du RondPoint Paris statt (Deutsche Erstaufführung: Schillertheater Berlin, 1989. Regie: GertHagen Seebach). Marguerite Duras schreibt über die Fortsetzung der Geschichte nach 20 Jahren: „Es sind dieselben Leute, und die Handlung spielt ebenfalls in Evreux und auch in diesem Hotel, dem Hôtel de France. Ebenso auch nach der Verhandlung. Aber diesmal gehen sie nicht mitten in der Nacht auseinander, auch in der zweiten Hälfte dieser Nacht, in der, die dem Tag zugewandt ist, sprechen sie. (...) Genau zwanzig Jahre trennen ‚La Musica’ von ‚La Musica Zwei’, und fast genauso lange habe ich mir diesen zweiten Akt gewünscht. Zwanzig Jahre lang höre ich die gebrochenen Stimmen dieses zweiten Aktes, erschöpft von der Müdigkeit der schlaflosen Nacht. Und zwanzig Jahre lang bewegen sie sich, verschreckt, in dieser Jugend der ersten Liebe. Manchmal schreibt man am Ende doch etwas.“ Marguerite Duras: Texte für die Presse 3 Die Autorin: Marguerite Duras (eigentlich: Marguerite Germaine Marie Donnadieu) wurde 1914 in der Nähe von Saigon geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Indochina (heute Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam). Mit 17 Jahren zog sie 1932 nach Frankreich, wo sie zunächst Mathematik später Jura und Staatswissenschaften an der Sorbonne in Paris studierte. Danach wurde sie Beamtin im französischen Kolonialministerium. 1939 heiratete sie den Dichter Robert Antelme, mit dem sie sich in der Résistance engagierte. Antelme wurde festgenommen und in das Konzentrationslager in Dachau deportiert. Nach seiner Rückkehr lebte sie mit Robert Antelme und dem Autor Dionys Mascolo, dem Vater ihres 1947 geborenen Sohnes Jean, zusammen. 1942, nach dem Tod ihres jüngeren Bruders und einer Totgeburt, begann sie zu schreiben. Ihr erster Roman „Les impudents“ (deutsch: „Die Schamlosen“) erschien im Jahr darauf unter dem Autorennamen „Marguerite Duras“ – Duras, nach dem südwestfranzösischen Geburtsort ihres Vaters. Ihren Durchbruch schaffte sie 1950 mit dem autobiografischen Roman „Un barrage contre le pacifique“ (deutsch: „Heiße Küste“), der in der Regie von Rithy Panh verfilmt wurde und 2008 in die Kinos kam. Wegen ihrer Kritik an der Sowjetunion wurde Marguerite Duras 1950 nach sechs Jahren Mitgliedschaft aus der Kommunistischen Partei Frankreichs ausgeschlossen. Weltruhm erlangte Marguerite Duras 1959 mit ihrem Drehbuch zu dem Film „Hiroshima, mon amour“ (Regie: Alain Resnais). Es folgten weitere Romane, Theaterstücke und eigene Filmarbeiten (u.a. „India Song“, 1975; „Le Camion“, 1977; „Les enfants“, 1984). Ihre mit dem Prix Goncourt und Prix Ritz-ParisHemingway ausgezeichnet autobiographische Erzählung „L’amant“ (deutsch: „Der Liebhaber“) über ihre Jugend und Liebeserfahrungen in Indochina der 1930er Jahre wurde 1992 von Jean-Jacques Annaud für das Kino adaptiert. Von 1980 bis zu ihrem Tod 1996 war Yann Andréa Steiner ihr Lebensgefährte. Über diese Verbindung erschienen u.a. die Romane „Yann Andréa Steiner“ von Marguerite Duras (1992), „Cet Amour-là.“ (1999, deutsch: „Diese Liebe“) von Yann Andréa sowie eine Verfilmung basierend auf dem Buch von Yann Andréa mit Jeanne Moreau als Marguerite Duras („Cet amour-là“, 2001, Regie: Josée Dayan). Marguerite Duras hinterließ mehr als sechzig literarische Werke – Romane, Bühnenstücke, Hörspiele, Drehbücher – und neunzehn Filme. 4 Team: Anne-Marie Roche: Melissa Anna Schmidt Michel Nollet: Nico Nothnagel Regie: Johanna Hasse Licht: Thomas Schick Regieassistenz & Inspizienz: Julia Loelf Daten: „La Musica Zwei“ von Marguerite Duras Eine Produktion in Zusammenarbeit mit der Brotfabrik Berlin Premiere am 19. August 2011, 21 Uhr Weitere Vorstellungen: 20., 21., 26. & 28. August 2011, jeweils 21 Uhr 26., 27. & 28. Oktober, jeweils 20 Uhr Karten: 12,- € / ermäßigt 8,- € 5 Viten: Melissa Anna Schmidt absolvierte 2009 ihr Schauspielstudium an der Berliner Schule für Schauspiel. Bisherige Engagements führten sie u. a. an das Theater 89, das Deutsche Theater Berlin und an das Societaetstheater Dresden. Daneben wirkte sie bei diversen Film- und Fernsehproduktionen mit, u.a. 2009 bei dem Kinofilm „Tom Atkins Blues“ und 2010 in „SOKO Wien – Rot wie Blut“. Zur Zeit spielt sie bei „Klassik am Meer“ auf Usedom die Rolle der Lotte in Goethes „Leiden des jungen Werther“ und auf Rügen die Rolle der Luise in „Kabale und Liebe“ von Schiller. www.melissaannaschmidt.com Nico Nothnagel absolvierte 2002 sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Bereits während seiner Ausbildung wirkte er in diversen Film,- TV und Hörspielproduktionen mit. Von 2002 bis 2005 war er festes Ensemblemitglied am Stadttheater Bielefeld. Seit 2006 arbeitet er freischaffend als Schauspieler, Sprecher und Regisseur in Berlin. Sein Regiedebüt gab er 2007 mit „Winter“ von Jon Fosse in der Brotfabrik. 2010 inszenierte er „Vernissage“ von Václav Havel im Kleisthaus Berlin. Engagements u.a. am Maxim Gorki Theater und an der Volksbühne Berlin sowie verschiedenen freien Theaterproduktionen. Zuletzt war er in der Rolle des Claudio in „Viel Lärm um nichts“ von Shakespeare am Anhaltischem Theater Dessau zu sehen und stand 2010/2011 in der Rolle des Maiwald in „Free Rainer“ nach dem gleichnamigen Film von Hans Weingartner auf der Bühne des Theaters in der Basilika Hamburg und der Tribüne Berlin. www.niconothnagel.de Johanna Hasse studierte Theater- und Filmwissenschaft, Journalismus und Soziologie in Erlangen und an der Freien Universität Berlin. Von 1998 bis 2003 gehörte sie zum Leitungsteam vom Theaterdock in der Kulturfabrik Berlin. 2003/04 Regieassistenz am Theater Ulm. 2004 bis 2007 Regieassistenz am Hans Otto Theater Potsdam. Seit 2007 arbeitet sie freischaffend und ist u.a. für die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin tätig. Inszenierungen in Erlangen, Ulm, Berlin, Potsdam, München, Gera. In Berlin inszenierte sie zuletzt im Frühjahr 2011 „Leben in der Smartbox“ für die Kochkunst-Galerie „Zagreus Projekt“. Neben ihrer Regiearbeit fürs Theater dreht und produziert sie Videocollagen für die Bühne, Videoinstallationen und Dokumentarfilme. www.johannahasse.de Thomas Schick studierte Theater- und Medienwissenschaft und Germanistik in Erlangen und Wien. Von 1999 bis 2000 arbeitete er im Experimentiertheater der Universität Erlangen, wo er die technische Einrichtung verschiedener Produktionen übernahm. 2003 war er technischer Gesamtkoordinator des „ARENA Festival für junges Theater“ in Erlangen. Nach verschiedenen Lehraufträgen am Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitet er seit 2005 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Film und Fernsehen 6 (HFF) „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Zuletzt arbeitete er 2011 bei der Produktion „Leben in der Smartbox“ mit Johanna Hasse zusammen. Julia Loelf studierte Kultur- und Medienpädagogik an der Hochschule Merseburg. Während ihrer Ausbildung absolvierte sie ihre erste Regieassistenz am neuen theater in Halle. 2009/10 arbeitete sie als freie Mitarbeiterin in der Theaterpädagogik des Maxim Gorki Theater Berlin, sowie am Campus Rütli. In dieser Zeit entwickelte sie, zusammen mit Jugendlichen, zwei Theaterstücke für das TUSCH Festival und führte hierbei auch die Regie. Zuletzt war sie 2011 als Regiehospitantin für das Projekt „Die Hofmeister“ am Maxim Gorki Theater Berlin tätig. 7