Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama sind nach dem G8-Gipfel zu einem weiteren Gespräch zusammengekommen. Sie hätten erneut die Euro-Schuldenkrise und die Lage der Weltwirtschaft erörtert, teilte ein Sprecher des Weißen Hauses mit. Die von den Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Wirtschaftsnationen und Russlands (G8) verabredeten Wachstumsimpulse stünden nicht im Gegensatz zu den Erfordernissen der - vor allem von Merkel geforderten - Haushaltskonsolidierung, hieß es. Die Kanzlerin hatte nach dem G8-Treffen betont, dass die EU-Länder nun unterschiedliche Möglichkeiten für eine Förderung der Konjunktur prüfen würden. An die Beratungen in Camp David schließt sich an diesem Sonntag das Gipfeltreffen der Nato an. Im Mittelpunkt der Unterredungen in Chicago wird die Lage in Afghanistan und der Start eines neuen Raketenschutzschildes in Europa stehen. *** Die Ausreise des blinden Bürgerrechtlers Chen Guangcheng aus China steht möglicherweise unmittelbar bevor. Der 40-jährige erklärte Agenturberichten zufolge, dass er sich auf dem internationalen Flughafen von Peking befinde. Er habe zwar noch keinen Pass, glaube aber, dass er nach New York fliegen werde. Seine Frau und seine beiden kleinen Kinder seien bei ihm. USAußenministerin Hillary Clinton hatte bei ihrem jüngsten Peking-Besuch darauf gedrungen, dass Chen seinem Wunsch entsprechend in die USA fliegen darf, um dort ein Studium aufzunehmen. Zuvor war Chen aus dem Hausarrest geflüchtet und hatte zwischenzeitlich Zuflucht in der USBotschaft in der chinesischen Hauptstadt gesucht. Der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng hat sich erleichtert über seine Ausreise in die USA geäußert. In New York sagte der 40-Jährige, er sei sehr dankbar, dass die chinesische Regierung die Situation mit Zurückhaltung und Besonnenheit behandelt habe. Der blinde Dissident hatte am Samstag zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern Peking überraschend schnell verlassen können. In seiner Heimat hatte er sich vor den Behörden nicht mehr sicher gefühlt, nachdem er zwischenzeitlich aus dem Hausarrest in die US-Botschaft in Peking geflohen war. In den USA will Chen nun ein Jurastudium beginnen. *** Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat die griechischen Parteien vor einer Wählertäuschung in Zusammenhang mit dem Euro gewarnt. Wer den Griechen einrede, sie bräuchten sich an das vereinbarte Sparprogramm nicht zu halten, der belüge das griechische Volk, sagte er der "Bild am Sonntag". Zur Begründung sagte der Minister, europäische Solidarität sei keine Einbahnstraße. Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone kann nach den Worten Schäubles noch verhindert werden. Die Euro-Gruppe habe ein umfassendes Hilfsund Reformprogramm vereinbart mit dem Ziel, dass Griechenland sich auf den Finanzmärkten nicht mit Krediten zu versorgen brauche. Nun komme es darauf an, dass Griechenland zu seinen Verpflichtungen stehe, ergänzte der CDU-Politiker. In Griechenland soll am 17. Juni erneut ein neues Parlament gewählt werden. Das Land ist vom Staatsbankrott bedroht. *** Angesichts der politischen Unsicherheit in Griechenland hat der Internationale Währungsfonds seine offiziellen Kontakte zu Athen bis zu den Parlamentsneuwahlen auf Eis gelegt. Die IWFExperten würden erst nach dem 17. Juni nach Griechenland zurückkehren und nicht mit der Übergangsregierung zusammenarbeiten, teilte ein Sprecher in Washington mit. Der Währungsfonds ist neben der EU wichtigster Geldgeber des hochverschuldeten Landes. Er hatte sich 2010 mit Krediten von 30 Milliarden Euro am ersten Hilfspaket beteiligt. Im März sagte der IWF Athen dann erneut Kredite in Höhe von 28 Milliarden Euro zu. Die Ratingagentur Fitch stufte Griechenlands Bonität erneut herab. Die langfristige Kreditwürdigkeit wurde um eine weitere Stufe von "B-" auf "CCC" gesenkt. Auch die Note für die kurzfristige Kreditwürdigkeit stufte das US-basierte Unternehmen von "B" auf "C" herab. Zur Begründung wurde unter anderem auf das "erhöhte Risiko" eines Ausscheidens Athens aus EU und Euro-Zone verwiesen. *** Deutschland und Frankreich wollen in der Europapolitik weiterhin eng zusammenarbeiten. Das bekräftigten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der neue französische Präsident François Hollande in Berlin. So wollen beide Länder beim EU-Gipfel Ende Juni gemeinsame Vorschläge für mehr Wachstum im Euro-Raum präsentieren. Außerdem zeigten sich Merkel und Hollande einig, dass das hoch verschuldete Griechenland weiterhin unterstützt werden und in der Eurozone bleiben soll. Der Sozialist Hollande war nur wenige Stunden nach seiner Amtseinführung im Pariser Elysée-Palast zum Antrittsbesuch nach Berlin gereist. Er traf dort allerdings erst mit Verspätung ein, weil sein Flugzeug vom Blitz getroffen wurde und wieder umkehren musste. Hollande stieg daraufhin in eine andere Maschine um und brach erneut Richtung Deutschland auf. *** In Griechenland berät Staatspräsident Karolos Papoulias an diesem Mittwoch mit den Vorsitzenden der Parteien über die Bildung einer Übergangsregierung. Sie soll das Land bis zu den angekündigten Neuwahlen führen. Diese sind nötig geworden, weil es Papoulias nach der Wahl vor anderthalb Wochen trotz mehrerer Anläufe nicht gelungen war, die zerstrittenen Parteien im griechischen Parlament zur Zusammenarbeit zu bewegen. Verfechter und Gegner der mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Sparmaßnahmen hatten sich nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen können. Auch Papoulias' jüngster Vorschlag, eine Expertenregierung zu bilden, stieß bei den Parteichefs nicht auf Zustimmung. Voraussichtlicher Termin für die Neuwahlen ist laut Medienberichten der 17. Juni. *** Wenige Tage vor dem NATO-Gipfel in Chicago kommt der afghanische Präsident Hamid Karsai nach Deutschland. Er wird in Berlin von Kanzlerin Angela Merkel empfangen. Beide Politiker wollen ein Abkommen unterzeichnen, das die Zusammenarbeit zwischen Berlin und Kabul nach dem geplanten Ende des NATO-Kampfeinsatzes 2014 auf eine verbindliche Grundlage stellt. In dem Dokument werden unter anderem die deutsche Hilfe beim Wiederaufbau des Landes und die künftige wirtschaftliche Zusammenarbeit geregelt. Ein ähnliches Abkommen hat Afghanistan auch schon mit den USA geschlossen. Der NATO-Gipfel findet am kommenden Sonntag und Montag statt. Die Lage in Afghanistan wird dort eines der Hauptthemen sein. *** Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag beginnt an diesem Mittwoch der Prozess gegen den früheren Armeechef der bosnischen Serben, Radko Mladic. Die Anklage wirft dem 70-jährigen Ex-General Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieges vor. Er soll unter anderem eine zentrale Rolle beim Massaker von Srebrenica 1995 gespielt haben. Damals erschossen Kämpfer der bosnischen Serben etwa 8000 muslimische Männer und Jungen. Mladic war erst im vergangenen Jahr im Norden Serbiens festgenommen worden. Er hatte nach dem Krieg lange unbehelligt in Belgrad gelebt. Nach dem Sturz des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic im Jahr 2000 war er untergetaucht.