Pressekonferenz von BK`in Merkel und frz. Pr. Hollande

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Pressestatements von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen
Staatspräsidenten François Hollande am 15. Mai 2012
Di, 15.05.2012
in Berlin
(Die Ausschrift des fremdsprachlichen Teils erfolgte anhand der
Simultanübersetzung.)
BK'IN DR. MERKEL: Meine Damen und Herren, ich möchte ganz herzlich den
französischen Präsidenten François Hollande hier in Berlin begrüßen. Wir freuen uns
sehr, dass er heute, am Tage seiner Ernennung, zu uns nach Deutschland
gekommen ist. Wir freuen uns noch mehr, dass er dies getan hat, obwohl erst
einmal der Blitz eingeschlagen hat. Vielleicht ist dies ja ein gutes Omen für die
Kooperation.
Wir haben uns in einem ersten Gespräch zuerst einmal kennengelernt und sind
natürlich schon auf einige wichtige Punkte eingegangen, die uns auch in den
nächsten Tagen und Wochen beschäftigen werden. Wir haben eine sehr intensive
Agenda in den europäischen Fragen, aber wir haben vor allen Dingen auch darüber
gesprochen, dass unsere bilateralen Beziehungen in den nächsten Monaten geprägt
sein werden durch die Arbeit für das Jubiläum 50 Jahre Elysée-Vertrag. Wir sind
uns einig, dass wir dieses Jubiläum auch noch einmal nutzen werden, um die
deutsch-französischen Beziehungen auch im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln. In
diesem Zusammenhang habe ich den französischen Präsidenten zu den
Feierlichkeiten nach Berlin eingeladen. Auch unsere Parlamente werden sich ja hier
in Berlin treffen.
Wir sind dann natürlich sehr schnell auch in die europäische Agenda eingestiegen.
Wir wissen um unsere Verantwortung für eine gute Entwicklung Europas, die wir als
Deutschland und Frankreich haben. Ich glaube, dass wir von diesem Geist getragen
auch die Lösungen für die einzelnen Probleme finden werden.
Wir werden sehr schnell ein europäisches Zusammentreffen am 23. Mai haben ein
informelles Abendessen, wo es um ein allgemeines Kennenlernen geht , und dann
natürlich den Rat Ende Juni. Wir haben uns verabredet, dass wir die
Vorbereitungen für diesen Rat auch sehr intensiv zwischen unseren Mitarbeitern
durchführen werden und dass jede Seite die deutsche, die französische ihre
Vorschläge für die Agenda dieses Juni-Rates dann auf den Tisch legen wird.
Sie wissen, dass wir im März den Fiskalpakt unterzeichnet hatten beendet waren
die Verhandlungen schon vorher und dass die Arbeiten schon im Januar-Rat und
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im März-Rat und jetzt kulminierend im Juni-Rat vor allen Dingen um das Thema
Wachstum kreisen. Hier wird es sicherlich sehr wichtig sein, dass Deutschland und
Frankreich auf diesem Rat im Juni gemeinsam ihre Ideen präsentieren. Die enge
Vorbereitung haben wir besprochen.
Natürlich haben wir uns auch mit dem Thema Griechenland beschäftigt, das ja
unsere aktuelle Diskussion in diesen Tagen sehr beschäftigt. Ich will für meine Seite
noch einmal sagen aber darüber sind wir uns auch ganz einig : Wir möchten, dass
Griechenland im Euro bleibt. Wir wissen auch, dass das die Mehrheit der Menschen
in Griechenland so sieht. Die Troika hat in langen Zeiten ein Memorandum mit
Griechenland verabredet, und wir glauben, dass dieses Memorandum eingehalten
werden muss. Allerdings sage ich auch das habe ich auch in Telefonaten mit dem
griechischen Politiker Samaras oder auch dem Ministerpräsidenten Papademos immer
wieder gesagt : Was immer wir tun können, um Griechenland strukturell zu helfen,
beim Wachstum zu helfen, organisatorisch zu helfen, das wollen wir auch tun.
Griechenland gehört ich glaube, auch da sind wir uns einig zur Europäischen
Union, gehört in die Eurogruppe, und wir wollen genau dies auch voranbringen.
Wir werden nachher noch miteinander zu Abend essen, aber erst einmal stehen wir
Ihnen hier jetzt natürlich zur Verfügung. Ich darf sagen: Ich habe mich über das
Kennenlernen gefreut und ich sehe unserer Zusammenarbeit mit Freude und mit
Spannung entgegen.
P HOLLANDE: Meine Damen und Herren, es war mein Wunsch, am Tag der
Amtseinführung als Präsident der Französischen Republik nach Berlin zu kommen
und die Bundeskanzlerin hier zu treffen.
Es war aus zweierlei Gründen mein Wunsch: Erstens, weil ich sie bis zu diesem
Zeitpunkt nicht kannte obwohl ihr Ruf natürlich auch schon über die Grenzen
Deutschlands hinaus geht, und dies schon seit langer Zeit , und auch, weil ich
damit zeigen wollte und will, dass die deutsch-französischen Beziehungen eine
Konstante darstellen, und zwar für den französischen Präsidenten.
Es war auch mein Wunsch, hierher nach Berlin zu kommen, um zu zeigen, wie
ich den Begriff Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern auslege. Unsere
Geschichte, unsere Verpflichtungen, unsere Beiträge zur europäischen Integration
haben dazu geführt, dass unsere Beziehungen sehr eng sind und dass wir eine
herausragende Verantwortung haben. Die Beziehungen zwischen Deutschland und
Frankreich sind für mich ausgeglichene und sich gegenseitig achtende Beziehungen.
Wir achten unsere politische Meinung, unsere politische Familie, der wir angehören,
und wir achten auch die Partner Europas und die Institutionen in dieser
Europäischen Union. Unser Wunsch ist es, gemeinsam zum Wohle Europas
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zusammenzuarbeiten, indem wir alle anderen Länder der Europäischen Union
mitnehmen.
Es war auch mein Wunsch, hierherzukommen, um mit der Bundeskanzlerin unsere
Arbeit für die nächsten Wochen oder nächsten Monate festzulegen. Zunächst einmal
ist da der 50. Jahrestag des Elysée-Vertrages zu nennen. Die Bundeskanzlerin hat
zu Recht die Symbolik hervorgehoben, die dieser Vertrag, der ja von Konrad
Adenauer und Charles de Gaulle unterzeichnet worden ist, in sich beinhaltet. Es ist
mein Wunsch und mein Wille, dass wir anlässlich dieses 50. Jahrestags, der
sicherlich vorbereitet werden muss die Vorbereitung werden wir demnächst in Angriff
nehmen , weitere Bestimmungen in den Vertrag aufnehmen, die Themen wie
Jugend, Kultur und Bildung alles, was die kommende Generation in die deutschfranzösischen Beziehungen mitnehmen kann umfassen.
Ein weiteres aktuelles Thema, über das wir gesprochen haben und wir mussten das
auch; es war unsere Pflicht, darüber zu reden , ist Griechenland. Genau wie Frau
Merkel wünsche ich, dass Griechenland in der Eurozone verbleibt. Es sind auf
beiden Seiten Anstrengungen unternommen worden, auf Seiten der Europäischen
Union und auch auf Seiten Griechenlands. Deshalb müssen wir es den Griechen
ermöglichen, Lösungen zu finden. Es wird am 17. Juni eine neue Wahl in
Griechenland geben, und auch da ist es mein Wunsch, dass die Griechen
anlässlich dieser Wahl ihr Bekenntnis zur Eurozone bekräftigen. Ich bin auch dafür,
dass wir den Griechen sagen und sagen können , dass Europa bereit ist,
zusätzliche Wachstumsmaßnahmen und aktivitäten zu unterstützen, damit das
Wachstum in Griechenland wieder zurückkehrt; denn wir wissen, dass Griechenland
im Augenblick eine Rezession durchlebt. Es sind Verpflichtungen eingegangen
worden, und die müssen auch eingehalten werden.
Ein weiteres Thema waren der Fiskalpakt und der Wachstumspakt. Ich habe zum
Ausdruck gebracht, dass es mein Wunsch ist, dass „Wachstum“ nicht nur ein
leeres Wort darstellt, keine Worthülle ist, sondern dass das etwas ist, was auch in
der Wirklichkeit zu verspüren ist. Die beste Methode ist meiner Ansicht nach,
anlässlich des informellen Rats am 23. Mai alles auf den Tisch zu legen im
Übrigen möchte ich Frau Merkel danken, dass sie bereit war, den informellen Rat
auf dieses Datum zu verlegen, damit ich das auch unter den besten Bedingungen
selbst vorbereiten kann. Insbesondere muss auch beim Rat Ende Juni von allen
Seiten alles auf den Tisch gelegt werden, was zu Wachstum beitragen kann. Sei
es, was die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anbelangt, sei es, was
Investitionen in die Zukunft, Fonds oder Eurobonds anbelangt: Alles muss auf den
Tisch. Danach werden wir die Lehren daraus ziehen, die notwendigen Konsequenzen
ziehen, wie dies mit rechtlichen Instrumenten umzusetzen ist. Das ist das, was ich
dazu sagen möchte.
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Ich möchte auch noch einmal sagen, wie sehr ich mich über den Empfang, der mir
hier bereitet wurde, gefreut habe; denn ich wollte hier über unsere Unterschiede
hinaus ein Bild des Vertrauens in die Arbeit, die wir gemeinsam angehen können
und werden, und ein Bild des Zusammenhalts und der Kontinuität in den deutschfranzösischen Beziehungen und auch in der Geschichte unserer beiden Länder in
der Europäischen Union vermitteln. Dieses Treffen ist von allen ja sehr erwartet
worden Sie sind hier heute sehr zahlreich erschienen, wie ich sehe. Ich hoffe, dass
wir damit ohne dass wir hier Dinge verbergen, die uns vielleicht trennen in der
Lage sind, die Europäer davon zu überzeugen, dass Deutschland und Frankreich
gemeinsam den Willen haben, durch die Arbeit von Frau Merkel und des neuen
französischen Präsidenten gemeinsam für unsere beiden Länder, für die deutschfranzösischen Beziehungen und für Europa insgesamt zu arbeiten.
FRAGE: Frau Bundeskanzlerin, Sie haben gesagt, dass es Ihr Wunsch wäre, dass
beim Europäischen Rat im Juni gemeinsam mit dem Präsidenten gemeinsame
Vorschläge zum Wachstum gemacht werden. Heißt das, dass Ihre
Meinungsunterschiede nicht so groß sind, wie man das während des Wahlkampfs in
Frankreich hätte annehmen können? Heißt das, dass Sie schon einen Weg für
einen möglichen Kompromiss gefunden haben?
Ebenfalls möchte ich Sie fragen, ob Sie bei Ihrem Gespräch heute Abend ganz
offen über das gesprochen haben, was Sie trennt, was Sie unterscheidet. Frau
Bundeskanzlerin, haben Sie immer noch Angst vor den Wahlversprechen des
französischen Präsidenten, wenn es zum Beispiel darum geht, die Anzahl der
Beamten zu erhöhen, oder wenn es um die Rentenreform geht, was ja zu erhöhten
Ausgaben in Frankreich führen könnte? Mit anderen Worten: Sind Sie wirklich beide
sofort in das Thema eingestiegen?
BK'IN DR. MERKEL: Angst habe ich sowieso selten, weil das kein guter Ratgeber
in der Politik ist. Außerdem gibt es ja die Autonomie der Entscheidungen jedes
Landes, und insofern ist das gar nicht mein Thema.
Ich glaube, dass wir uns doch einig waren, dass erstens eine Verpflichtung besteht,
gemeinsam zu arbeiten.
Zweitens hatten wir jetzt ungefähr 60 Minuten Zeit. Da gab es Gemeinsamkeiten
und vielleicht auch Ansätze unterschiedlicher Sichtweisen, aber das kann ja auch
bereichernd sein.
Drittens weiß ich nicht, ob vielleicht manchmal in der Öffentlichkeit mehr Divergenz
festgestellt wird, als wirklich vorhanden ist. Ich habe ja immer gesagt: Auf der
einen Seite steht der Fiskalpakt, und auf der anderen Seite haben wir im Januar
und im März hinsichtlich des Themas Wachstum gearbeitet und vor, jetzt auch im
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Juni entsprechend zu arbeiten; das ist gar nicht die Frage. Die Frage ist jetzt: Wer
hat welche Vorstellungen? Wachstum ist ja erst einmal ein allgemeiner Begriff.
Wachstum muss bei den Menschen ankommen. Deshalb freue ich mich, dass wir
vereinbart haben, dass wir die verschiedenen Ideen darüber, wie Wachstum
geschaffen werden kann, miteinander besprechen werden, und da mache ich mir
keine Sorge, dass es keine Gemeinsamkeiten gibt. Vielleicht gibt es auch diese
oder jene unterschiedliche Meinung, aber es ist alles so, dass ich mich auf die
weitere Zusammenarbeit freue.
FRAGE DR. RINKE: Ich habe eine Frage an den französischen Präsidenten. Ich
hätte ganz gerne gewusst, weil es hier unterschiedliche Darstellungen darüber gab,
was Sie im französischen Wahlkampf zum Fiskalpakt gesagt haben, ob Sie den
Fiskalpakt so, wie er ist, ratifizieren wollen oder ob Sie darauf bestehen, dass der
Fiskalpakt in seinen Inhalten geändert wird.
P HOLLANDE: Im Wahlkampf habe ich gesagt, und ich sage das auch heute
wieder, dass ich als Präsident der Republik das neu verhandeln möchte, was zu
einem gewissen Zeitpunkt festgelegt worden ist, weil ich dem eine
Wachstumsdimension hinzufügen möchte. Die Methode, auf die wir uns geeinigt
haben, besteht darin, dass wir alle Ideen, alle Vorschläge zusammenbringen und
einmal prüfen, wie dies rechtlich umgesetzt werden kann. Am Ende dieser Arbeit
werde ich Ihre Frage beantworten können.
FRAGE: Frau Merkel, Sie haben im November 2011 in Leipzig gesagt: „Wir sind
jetzt alle Teil der europäischen Innenpolitik.“ Heißt das mit anderen Worten, dass
Herr Hollande und Sie jetzt politische Gegner sind?
Herr Hollande, die Wachstumszahlen im ersten Quartal waren in Frankreich
pessimistisch. Die Europäische Kommission sagt, dass es noch schlimmer kommen
werde, als sie es vorher gesehen habe. Muss Frankreich deshalb sehr schnell
einen Sparplan festlegen?
BK'IN DR. MERKEL: Ich habe damit ausgedrückt, dass Europapolitik viel mehr
geworden ist als nur das Austauschen von diplomatischen Fragen und der Umgang
miteinander in der klassischen Außenpolitik. Vielmehr sind wir auf viel mehr
Gebieten miteinander verbunden. Wir haben eine Währung, und wer eine Währung
hat, der hat viel größere gemeinsame Verantwortung. Es war ja auch der Grund für
die Schaffung des Euro, dass man die europäische Einigung irreversibel macht. Der
Euro ist ja nicht nur ein monetäres Projekt. Der Euro ist ein politisches Projekt.
Das politische Projekt war die Botschaft an die Welt: Wir sind entschlossen, den
Weg in die Zukunft gemeinsam zu gehen. Ich kann nur immer wieder sagen:
Angesicht von 7 Milliarden Menschen auf der Welt tun wir 500 Millionen Europäer
gut daran, möglichst viel Gemeinsamkeit zu haben, weil wir uns den gemeinsamen
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Werten verpflichtet fühlen, der Demokratie, der Meinungsfreiheit, der Religionsfreiheit.
Das alles sind unsere Werte, die wir leben wollen.
Dafür gibt es ein großes Versprechen, und dieses Versprechen drückt sich auch in
einer gemeinsamen Währung aus: Länder, die eine gemeinsame Währung haben
das haben viele Menschen schon nach dem Zweiten Weltkrieg gesagt , werden nie
Krieg gegeneinander führen. Sie werden sich friedlich verbunden sein, und sie
werden gemeinsame Lösungen finden. In diesem Sinne ist durch die Einführung des
Euro und auch durch die Krise, die wir jetzt gemeinsam durchlebt haben, vieles
innenpolitisch geworden. Das heißt, dass es sozusagen auch eine sehr ehrliche
Aussprache gibt, wie man sie normalerweise in einem Kabinett führt und wie man
sie normalerweise auch immer in der Innenpolitik pflegt, weil man einfach sehr harte
Lösungen finden muss.
Nun gehören wir unterschiedlichen Parteifamilien an das ist ja bekannt , aber das
heißt ja nicht, dass wir nicht etwa zusammenarbeiten können. In Deutschland ist es
seit Jahrzehnten so selbst dann, wenn es auf der föderalen Ebene keine große
Koalition als Regierung gibt , dass Bundestag und Bundesrat unterschiedliche
Mehrheiten haben und dass wir immer zum Konsens und zum Ausgleich verpflichtet
sind. So ist es auch in Europa zwischen den verschiedenen Parteifamilien. Deshalb
ist das eine Situation, die uns auf jeden Fall gute Lösungen finden lässt. Das ist
eine langjährige Erfahrung in Europa.
P HOLLANDE: Es ist ja nicht das erste Mal, dass zwischen Deutschland und
Frankreich Beziehungen bestehen, die von Staats- und Regierungschefs geführt
werden, die nicht der gleichen Parteifamilie angehören. Das war der Fall mit Helmut
Schmidt und Valéry Giscard d'Estaing, mit François Mitterrand und Helmut Kohl,
dann mit Jaques Chirac und Gerhard Schröder. Es ist sogar eine Ausnahme, wenn
die Staats- und Regierungschefs der beiden Länder der gleichen politischen Familie
angehören. Aber diese Debatte möchte ich jetzt gar nicht erst lostreten.
Was ich weiß, ist, dass wir eine gemeinsame Aufgabe haben. Die Länder
übernehmen die Verantwortung, die richtig ist, und unsere Aufgabe ist es,
gemeinsam die Pflichten zu erfüllen, die wir haben, Europa insgesamt
voranzubringen und uns den Herausforderungen der Welt zu stellen. Im Übrigen
werden wir uns beim G8-Treffen und beim NATO-Treffen wiedersehen, und wir
werden gemeinsam zusammenarbeiten müssen.
Was das Wachstum anbelangt: Es ist sicherlich richtig, dass dieses Wort im
Fiskalpakt so festgeschrieben ist. Aber so richtig ausgesprochen hat man dieses
Wort nicht. Es hat sicherlich Arbeitssitzungen gegeben, die vorgesehen waren, und
ich begrüße es, dass der Wahlkampf in Frankreich es ermöglicht hat die Lage in
Europa hat das auch erleichtert , dass das Thema Wachstum wieder den Kernpunkt
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unserer Gespräche bildet. Ich weiß natürlich, dass sich hinter dem Wort Wachstum
Ansätze verbergen, die unterschiedlicher Natur sein können. Aber ich bin gleichzeitig
für ein größeres Angebot, das produktiver ist, und für eine Nachfrage, die nicht
mehr nur von den Nationalstaaten aufgrund der Haushaltslage in diesen Ländern
und aufgrund der Verschuldung der Staaten gestaltet wird. Also muss Europa zu
seiner Verantwortung stehen. Das ist genau das, worüber wir in den nächsten
Wochen sprechen werden.
Was die wirtschaftliche Lage Frankreich anbelangt: Herr Lemaître war so nett, daran
zu erinnern, dass es hier ein Erbe gibt, das ich heute antrete und das mir heute
übertragen wurde. Das heißt, es gibt ein Wachstum, das im ersten Quartal
praktisch auf null zurückgegangen ist, und eine Perspektive, die die Kommission
genannt hat und die besagt, dass wir 2013 nicht diese 1,7 Prozent erreichen
werden, selbst wenn das INSEE, ein nationales Institut, diese Zielsetzung bestätigt.
Wachstum muss erst einmal geschaffen werden - auf nationaler Ebene, auch auf
europäischer Ebene, aber selbst auf der universellen Ebene. Wir werden sicherlich
beim G8- und beim G20-Treffen auch darüber sprechen. Aber vor dem
Hintergrund, ein Nachlassen des Wachstums und die Verpflichtungen hinsichtlich der
Ausgaben, die damit einhergehen, zu berücksichtigen, wird die Regierung, die ich
morgen bilden werde, den Rechnungshof bitten, und zwar in Kürze, einen Bericht
zur Bewertung des Haushalts 2012 zu erstellen. Denn ich bin dafür, dass ein
Haushalt seriös geführt wird. Ich bin dafür, die Ziele zu erreichen, die wir uns
gesetzt haben. Aber weil ich eine klare Haushaltspolitik möchte, bin ich auch für
Wachstum; denn ohne Wachstum da können wir tun, was wir möchten werden wir
nicht die Ziele erreichen, die wir uns selbst gesetzt haben, nämlich die Schulden
zurückzufahren und unsere Defizite zu reduzieren.
FRAGE HASENKAMP: Sie haben gesagt, dass Sie möchten, dass Griechenland in
der Eurozone bleibt. Ist die Tatsache, dass es jetzt eine neue Wahl in
Griechenland gibt, dafür eher hilfreich oder eher nicht so hilfreich?
Eine zweite kleine Frage: In welcher Sprache haben Sie eben miteinander
gesprochen?
BK’IN DR. MERKEL: Im Großen und Ganzen haben wir unsere jeweiligen
Muttersprachen benutzt bis auf wenige Sekunden, in denen die Dolmetscher nicht da
waren und wir wenige englische Worte verwendet haben. Die tragende Säule waren
unsere Muttersprachen.
Zweitens. Wir haben zu respektieren, dass es in Griechenland neue Wahlen gibt.
Deshalb werden wir deutlich machen ich sage das für mich , dass wir den Wunsch
haben, dass Griechenland im Euroraum bleiben kann, dass die Bürgerinnen und
Bürger darüber auch abstimmen werden, dass ein Teil davon ist, dass die
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Verabredungen des Memorandums eingehalten werden müssen und dass wir zum
Zweiten bereit stehen, dass, wann immer Griechenland das möchte, die zusätzlichen
Möglichkeiten von Wachstum überprüft werden, wenn solche Wünsche geäußert
werden oder wir uns vielleicht auch mit Vorschlägen an Griechenland wenden.
Ansonsten ist es die Endscheidung in Griechenland, dass neue Wahlen stattfinden.
Das haben wir zu respektieren.
P HOLLANDE: Ich könnte nichts anderes als das antworten, was die
Bundeskanzlerin gerade geantwortet hat. Die Griechen sind zur Wahl gerufen. Es
stellen sich politischen Parteien zur Wahl, die sicherlich für den Verbleib in der
Eurozone sind. Andere wiederum sind dagegen. Also werde ich, was immer auch
passieren wird, die Entscheidung der Griechen respektieren. Allerdings besteht meine
Verantwortung darin, den Griechen ein Zeichen zu geben. Ich bin mir der
Schwierigkeiten, die damit einhergehen, bewusst, die einen Teil der griechischen
Bevölkerung betreffen.
Bezüglich dieser Zweifel, dieser Fragen, was die Zukunft anbelangt, sollen die
Griechen wissen, dass wir durch Wachstumsmaßnahmen, durch die Unterstützung
der wirtschaftlichen Aktivität auf sie zugehen werden, um sicherzustellen, dass sie
weiterhin in der Eurozone verbleiben. Nur die Griechen entscheiden. Vor solchen
Wahlen egal, in welchem Land sie stattfinden sollte man den größten Respekt
haben. Aber ich möchte hier auch ein Signal aussenden. Dieses Signal ist:
Wachstum, Unterstützung der Wirtschaftskraft usw.
Zu der Frage, in welcher Sprache wir uns unterhalten haben, möchte ich sagen:
Es ist die allgemeine Sprache gewesen, nämlich die Sprache der
Interessengemeinschaft des jeweiligen Willens des einen und des anderen, Lösungen
zu finden. Ich kann Ihnen versichern, dass man selbst dann, wenn man
Französisch spricht, von der deutschen Bundeskanzlerin verstanden wird. Umgekehrt
ist es genauso: Auch ein französischer Präsident versteht eine deutsche
Bundeskanzlerin.
Ich möchte damit sagen, dass dieses Treffen nicht dazu vorgesehen war, alle
Fragen zu lösen, die jetzt auf dem Tisch liegen. Aber der Hauptzweck dieses
Treffens war sicherlich, uns besser kennenzulernen, eine Beziehung in Gang zu
bringen, Schritte und eine Arbeitsmethode festzulegen, um gemeinsam zu Lösungen
zu gelangen. Das ist der Sinn unseres Treffens von heute gewesen. Ich freue mich
sehr, dass dies zustande gekommen ist. Vielen Dank!
BK’IN DR. MERKEL: Genau! Und es werden weitere folgen.
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