Tourismus Oberstdorf | Ein Wohnkubus, der das Licht und Spiel mit Materialien liebt Seite 24 | Andreas Petermann zählt zur jüngeren Generation bayerischschwäbischer Architekten, die sich lieber auf Qualität besinnen und bescheiden. Wie einfallsreich ein Wohnkubus gestaltet werden kann, bewies er beim Bau seines Eigenheims in Augsburg. Seite 25 Tourismus Oberstdorf Architektur Andreas Petermann | Vorherige Seite: Es hat seinen Reiz, wenn sich Neues und Ursprüngliches auf engstem Raum begegnen. Das Neue hat jedoch nur Bestand, wenn Qualität im Spiel ist, ohne zu dominieren. Doppelseite: Der Wohnwürfel in seiner reinsten Form. Die Glas- und Holzfassade des geradlinigen Eigenheims findet ihre natürlichen Partner in der Natur und im Licht. Der Lauf der Sonne und die Dunkelheit der Nacht begleiten das Wohnerlebnis Tag für Tag. Erst die strenge Linienführung betont das Spiel zwischen dem Innen- und Außenbereich . Seite 26 | Seite 27 Architektur Andreas Petermann Architektur Andreas Petermann | Der schlichte, kubische Baukörper mit einem Grundriss von acht mal acht Metern steht in spannungsreichen Kontrast zum angrenzenden Siedlerhaus, das sich auf demselben Grundstück befindet. F ür den Neubau wurde eine Formensprache gefunden, die in ihrer Einfachheit und Klarheit dem ursprünglichen Charakter der Bauten in der Umgebung entspricht, jedoch einfaches und kostenoptimiertes Bauen auf zeitgemäße Art und Weise umsetzt. Ein Verbindungsbau erlaubt bei Bedarf beide Gebäude gemeinsam zu nutzen. Der Versatz gewährleistet eine gute, natürliche Belichtung beider Häuser. Die Schiebeladen an der Fassade ermöglichen den täglichen „Kleiderwechsel“ des Petermann-Kubus. Mit einer Fassade aus Eichenholz hebt sich der Neubau angenehm von der Putzfassade des Altbaus ab. Das Material darf sich durch Umwelteinflüsse verändern und wird im Lauf der Zeit eine silbergraue Patina entwickeln. Großzügige, raumhohe Glasflächen lassen den Innenraum mit dem Garten verschmelzen. Integrierte Schiebetüren gestalten den Übergang zwischen Innenräumen und dem Garten fließend. Schiebeladen vor allen Glasflächen regulieren die Sonneneinstrahlung und schützen gleichzeitig vor unerwünschten Einblicken. Die Fassade der Ost-, Süd- und Westseite besteht aus identischen Fenster- und Wandelementen. Die Gleichförmigkeit der Elemente schafft Klarheit und wirkt großzügig. Ihr Versetzen zwischen Erd- und Obergeschoss bringt die nötige Spannung in die Gestaltung der Ansichten. Die zum Bestand hin orientierte Nordfassade ist weitgehend geschlossen ausgeführt. Im Inneren des Hauses findet sich keine Raumaufteilung im klassischen Sinn. Das gesamte Erdgeschoss ist ein offener Raum. Hier sind Wohnen, Kochen und Essen bewusst vereint. Einbaumöbel nehmen die Raumgliederung vor. Die nach Osten, Süden und Westen ausgerichteten Glasflächen lassen das Sonnenlicht über den ganzen Tagesverlauf in den Raum scheinen und bieten von jedem Punkt reizvolle Ausblicke ins Grüne. Große Schiebeele- Seite 28 mente verbinden das Innere und den Garten, so dass die Natur ein Teil des Wohnraums wird. Im Obergeschoss befinden sich das Atelier sowie der Schlafbereich mit Bad. Ein Schrankelement teilt das Obergeschoss in die Funktionsbereiche. Auch hier sorgen die gleichen, großflächigen Fenster wie im Parterre für optimale Lichtbedingungen über den ganzen Tag. In Kombination mit den in den Fensterelementen „gerahmten“ Ausblicken wird das Durchschreiten des Gebäudes zu einem Erlebnis, verstärkt und belebt durch die im Tagesverlauf und mit den Jahreszeiten wechselnden Lichtverhältnisse. Licht und die funktionelle Reduktion auf das Wesentliche bilden das zentrale Stilmittel des Gebäudes. Nur wenige ausgewählte Einrichtungsgegenstände möblieren die Räume. Geräte verschwinden hinter Blenden. Die Heizung ist in die Wandfläche integriert. Die Elektroinstallationen verbergen sich in den Sockelblenden. Nichts soll den Blick unnötig ablenken. Die wenigen, gezielt eingesetzten Materialien unterstreichen den Raumeindruck. Ale Möbel sind mit einer glänzenden weißen Oberfläche versehen und spiegeln so die umgebenden Materialien und Lichtverhältnisse. Einen Kontrast dazu bilden die mattschwarzen Holzelementplatten, aus denen die einläufige Treppe ins Obergeschoss, die Wandbekleidung im Bad sowie die Einfassung der Arbeitsnische im Küchenblock gefertigt sind. Kombiniert mit wenigen Glas- und Metallelementen und akzentuiert durch gezielte Beleuchtung wirken die Materialien äußerst spannend. Entstanden ist ein schlichtes, unaufgeregtes Gebäude mit einer interessanten Materialität und Raffinesse im Detail. Bauen im Bestand – bewusst durch einen modernen Baustil und doch der ursprünglichen Bebauung elegant zugeordnet. | Die klassische Einrichtung von BoConcept im Wohn-, Ess- und Schlafbereich, ihre vornehme stilistische Formgebung schaffen auch auf engstem Raum Weite und geben dem Innenleben einen Hauch von Eleganz. Wohnkultur ist eben eine Frage der Architektur, der Innenraumgestaltung und des Designs. Fotos: Helfried Prünster Seite 29 Architektur Andreas Petermann Architektur Andreas Petermann | Andreas Petermann, konsequent und nachdenklich Andreas Petermann Architekt „Das klar strukturierte Erscheinungsbild eines Gebäudes ist das Ergebnis eines Prozesses, der eine Vielzahl der Anforderungen und Zwänge zusammenfügt und sich kompromisslos auf das Wesentliche konzentriert. Ergebnis dieser intensiven Auseinandersetzung sind stets wirtschaNlich, funktional und gestalterisch optimale Gebäude.“ Am Breitle 2 a 86156 Augsburg E-Mail: [email protected] Internet: www.andreaspetermann.de Gegründet: 2004 Inhaber: Andreas Petermann Werkliste* Haus m+r, Wohnhaus mit Büro, Gablingen betonal gmbh, Umnutzung der Büroräume, Diedorf Haus k, Umbau und Sanierung eines Wohnhauses, Diedorf Haus p, Umbau und Sanierung eines Wohnhauses, Neusäß Haus Petermann, Wohnatelier, Augsburg * Auszüge. Seite 30