MARKETING Der Verkauf als zentrales Instrument des Marketings von Franziska Schneebeli D er Verkauf vermittelt zwischen Unternehmen und Kunden. Vor allem bei erklärungsbedürftigen Produkten und Dienstleistungen ist der Verkauf das wichtigste Marketinginstrument. Allerdings führt der Verkauf oft ein Eigenleben. Die Marktsegmentierung äussert sich beispielsweise in den Prioritäten der Verkäufer für besuchte Kunden. Bei Verkaufscoachings ist nicht selten festzustellen, dass die Arbeit mit den Kunden nicht übereinstimmt mit den formulierten Zielen und festgelegten Marktbearbeitungsstrategien. Lösungen, um die Kerngrösse «Umsatz/Deckungsbeitrag» zu stärken, gibt es aus meiner Sicht einige. Es ist anzustreben, dass alle Mitarbeitenden kontinuierlich die Potenziale und Bedürfnisse ihrer Kundschaft als Selbstverständlichkeit in ihre tägliches Wirken einbeziehen. Wichtig ist, die Beziehungsorientierung in den Vordergrund zu stellen. Dabei steht der Auf bau einer Vertrauensatmosphäre zwischen den beteiligten Marktpartnern im Vordergrund. Vertrauen stellt, allgemein gesprochen, eine positive Erwartung für die Zukunft dar. Beziehungsmanagement gilt auch für das Produktmanagement, den Kundendienst, die Technik, das Marketing, ja, für die ganze Führung. Ein weiterer Ansatz ist, dass sich nicht nur der Verkauf mit dem Thema «Kunde» beschäftigt, sondern alle Mitarbeiter sich überlegen: «Was würde ich anders machen, wenn mir bei meinem täglichen Wirken, Tag für Tag, ein Kunde über die Schulter schauen würde?» 54 4/09 Innovative Ideen in der direkten und persönlichen Marktbearbeitung finden sich auch, wenn bei Produktund Dienstleistungsentwicklungen gleich zu Beginn der Kunde mit integriert wird. Interessant ist die Mitintegration von Kunden bei den Ziel- und Strategieentwicklungen. Bieten Sie Kunden Referenzbesuche oder Einsicht in Referenzprojekte von zufriedenen Kunden an. Dies ist ein Beispiel, um den Umsatz zu erhöhen. Es gibt aber noch mehr: Lassen Sie die Verkaufsmannschaft extern coachen. Machen Sie eine Analyse, wie oft die Verkäufer Stammkunden kontaktieren und wie oft Neukunden angegangen werden. In die Kundenselektion gehört neben den Umsatzkriterien auch das Potenzialkriterium. Lassen Sie Kundenberichte anfertigen; diese sollen auch von anderen Abteilungen gelesen werden. Rüsten Sie beim Verkauf nicht ab, sondern auf, verhalten Sie sich antizyklisch. In diesem Zusammenhang fällt mir die Kurzgeschichte ein: «Bis ich oben bin» von Anthony de Mello in Zeiten des Glücks. Als der Meister gefragt wurde, ob es ihn denn nicht entmutige, dass all seine Mühe anscheinend keine Früchte trug, erzählte er die Geschichte von einer Schnecke, die an einem kalten, stürmischen Tag im späten Frühjahr aufbrach, um den Stamm eines Kirschbaums emporzuklettern. Die Spatzen auf dem Nachbarbaum lachten über das Unterfangen. Da flog ein Spatz auf die Schnecke zu und piepste sie an: «He, du Dummkopf, siehst du nicht, dass auf dem Baum keine Kirschen sind?» Der Winzling liess sich nicht aufhalten und sagte: «Macht nichts, bis ich oben bin, sind welche dran.» Die Moral der Geschichte: Top-Verkäufer sind äusserst ausdauernd und ziehen ihre «Reise» konsequent durch. Falls Sie den Verkauf aufrüsten, achten Sie auf folgende Eigenschaften bei der Anstellung von neuem Vertriebspersonal: Top-Verkäufer sind bei der Akquise systematisch, sind aktiv bei der Suche nach neuen Kunden, segmentieren die Kunden detailliert und sind perfekt am Telefon. Sie sind Musterbeispiele für Effizienz und Effektivität, die sich eindeutige Ziele setzen. Für Top-Verkäufer ist sekundär, wie ausgeprägt das Kaufinteresse tatsächlich ist; sie sind gute Beziehungsmanager, strahlen Souveränität aus, achten auf Körpersignale des Kunden und beachten, dass der Kunde mehr Redeanteil hat. Franziska Schneebeli ist Geschäftsführerin und Inhaberin von MTS-Solutions MarketingTraining-Strategie, Rotkreuz und Dozentin für Marketing. www.mts-solutions.ch