Die Gitarre als Mikroorchester

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Die Gitarre als Mikroorchester
am Beispiel des kompositorischen Schaffens von Milko Lazar
Schriftlicher Teil der künstlerischen Masterarbeit
von Samo Ismajlovič
Betreuer
Andreas Dorschel
Abstract:
Der Ausgangspunkt meiner Magisterarbeit war mein Interesse für Milko Lazars Kompositionen
Izhodi und Invencija sowie ein Zitat von ihm: »Die Gitarre ist wie ein Mikroorchester…«. Meine
Arbeit ist der Versuch diese Aussage Lazars aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Ich
suchte nach historischen Grundlagen, die die Entwicklung der Gitarre und ihre Rolle als ein
Instrument der Begleitung, als Soloinstrument oder als Teil von Ensembles ersichtlich machen.
Weiters schildere ich aktuelle Spieltechniken, wobei ich mich dabei besonders auf den Klang
der Gitarre konzentriere. Meine Magisterarbeit schließt mit einem Interview mit Milko Lazar und
einer Analyse seiner Kompositionen Izhodi und Invencija.
The starting point of my master's thesis was my interest in Milko Lazar's works Izhodi and
Invencija and a citation by him: »the guitar is like a micro-orchestra ... «. In my thesis i try to
examine this statement from different points of view. I was searching for historical facts that
show the development of the guitar and its use for accompaniment, as solo instrument and in
ensembles. Also, I describe playing techniques, that provide the wide spectrum of sounds the
guitar can produce. I finish with an interview with Milko Lazar and an analysis of his
compositions Izhodi and Invencija.
-2-
INHALTSVERZEICHNIS
1.
Einleitung
3
2.
Geschichtiliche Aspekte
4
3.
Aktuelle satztechnische und klangliche Möglichkeiten der
Gitarre
8
4.
Der Standpunkt von Milko Lazar
12
5.
Werkanalyse
15
5.1.
Izhodi
15
5.2.
Invencija
16
6.
Zusammenfassende Bemerkungen
18
7.
Bibliographie
19
Anhang: Notenbeispiele
-3-
1. Einleitung
Der Klang der Gitarre wurde immer wieder als intim, warm und rund, sowie
ausdrucks- und charakterstark bezeichnet. Hector Berlioz etwa sagte sie klinge
wie ein kleines Orchester, Milko Lazar bezeichnet sie als ein „Mikroorchester
mit grenzenlosen Ausdrucksfähigkeiten.“1
Die Gitarre ist ein Saiteninstrument, bei dem die Saiten durch Anzupfen zum
Klingen gebracht werden. Manchmal werden nur monophone Melodien gespielt,
möglich ist auch mehrere Saiten gleichzeitig anzuschlagen, oder auch
nacheinander, sodass sich die Klänge vermischen, also einen homophonen
oder polyphonen Satz zu spielen. Ihr Klang ist schwach im Vergleich zu
anderen Instrumenten.
Ein Orchester ist ein groß besetztes Instrumentalensemble. Der Klang des
Orchesters wird geprägt durch die jeweilige Besetzung und Instrumentierung.
Die einzelnen Stimmen werden mehrfach – chorisch gespielt. Der Klang ist
meistens voll, die dynamischen Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.
Durch ihre vielseitigen Möglichkeiten (Klangeffekte, variable Klangfarben,
einstimmiges, homophones (eine führende Melodie plus Begleitung) und
polyphones Spiel (zwei oder mehrere eigenständige Melodien)) eignet sich die
Gitarre hervorragend um komplexe Kompositionen mit Anforderungen (z.B.
unterschiedliche Agogik, Dynamik, Artikulation und Klangfarben in den
einzelnen Stimmen) ähnlich denen von Orchesterstücken umzusetzen. Dies
ergibt sich aus der Tatsache, dass die Gitarre mit vier Fingern, von denen
theoretisch jeder einen Ton mit einer eigenen Klangqualität produzieren kann,
gespielt wird.
1
Peršolja, S.
-4-
2. Geschichtliche Aspekte
Die oben beschriebenen vielfältigen Möglichkeiten der Gitarre wurden in der
Geschichte nicht immer voll ausgenützt und haben sich im Lauf der
Jahrhunderte entwickelt. Im folgenden werde ich versuchen durch das
Betrachten einiger geschichtlicher Aspekte die Rolle der Gitarre als ein
Instrument
der
Begleitung,
als
Soloinstrument
sowie
auch
als
Ensembleinstrument (auch als Teil des Orchesters) zu umreißen um die
Entstehung der heutigen klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten der
Gitarre nachvollziehbar zu machen.
Unter den ersten Musikinstrumenten, die der Mensch entwickelte, waren auch
die Saiteninstrumente. Diese wurden mit Plektron, später auch mit Fingern
gespielt.
Die
Ausgangsform
der
Begleitinstrument verwendet, das
Gitarre
wurde
in
erster
Linie
als
wegen seiner technischen Möglichkeiten
auch mehrstimmige Klänge hervorbrachte, noch bevor die Mehrstimmigkeit
eigentlich erfunden war. In der griechischen Antike diente sie der Begleitung
beim Vortrag homerischer Epen und gesungener Gedichte.
In der Zeit Kaiser Neros (37-68 n. Chr ) kommt es zur Erhöhung der
Saitenanzahl (15 Saiten). Es war eine erste Epoche übersteigerter Virtuosität.
Das damals „fidicula“ genannte Instrument diente dem Feiern und Frohlocken,
war also der weltlichen Musik zugeordnet.2
Im Mittelalter gewinnt die weltliche Musik auf Grund der Christianisierung erst
im 9. Jahrhundert wieder an Bedeutung. Damals war die Cithara das StandardBegleitinstrument zum Gesang. In dieser Zeit zeichnete sich die größte und
bedeutendste Revolution
in der Musikgeschichte ab: Die Entstehung der
Mehrstimmigkeit. In Spanien wird die Gitarre zum ersten Mal im „El Libro de
Alexandre“ von Juan Lorenzo de Astroga erwähnt. Das Werk datiert aus der
Zeit um 1250. In einem darin vorkommenden Lied wird die die Gitarre wie folgt
charakterisiert:
2 Klier, S. 32
Ihr Klang sei schwach. Sie zähle also zu den intimen
-5-
Instrumenten.3
In der Renaissancezeit erwähnte Johannes Tinctoris (1445-1511) in einem
Traktat, die Katalonen hätten ein Instrument erfunden, das sich aus der Lyra
entwickelt habe. Dieses sei von Katalanischen Frauen zur Begleitung ihrer
Liebeslieder verwendet worden.4 Von den ursprünglich drei Varianten der
sogenannten Vihuela überlebte schließlich nur die 4-chörige Vihuela de mano
(Hand-Vihuela). Dies geschah in logischer Konsequenz aus der Entwicklung
des polyphonen Satzes.
Bei den damaligen Stücken
„erlauben nur wenige Griffe beim Anschlag ein Durchstreichen mit dem Daumen oder
mit einem anderen Finger. Es wird vielmehr für jeden Akkordton ein eigener
Anschlagfinger gefordert, da zwischen den Akkordtönen ein oder mehrere Chöre frei
bleiben und nicht angeschlagen werden.“
5
Die Akteure der damaligen Zeit hießen: Luys Milano, Luys de Narvaez, Alonso
Mudara, Enriquez de Valderrabano, Diego Pisador, Miguel de Fuennlana und
Enriquez de Vaderrabano etc.
Die Musik der Vihuelisten und der Gitarristen des 16. Jhdt. ist durch
Tabulaturen überliefert. Allerdings notieren „viele Tabulaturübertragungen, die
auf dem Markt sind, diese polyphone Musik akkordisch, d. h. ihrem eigentlichen
Geist entgegengesetzt.“6 Die damals gebräuchlichen musikalischen Formen
(hauptsächlich im polyphonen Satz, teilweise aber auch unter Einbezug von
homophonen Elementen und der Monodie) waren: Romaces, Villancios Tänze,
Varitionen, Tientos, Fantasien, Vokalwerke für Singstimme, Canciones und
Sonetos …
Zu jener Zeit entwickelten sich aus der 4-chörigen Vihuela unterschiedlichste
Formen mit 5 und 6 Chören, sowie auch eine seltenere 7-chörige Variante.
Zu Beginn des Barock setzt sich in Italien die 5-chörige Variante
3
4
5
6
Klier, S. 59
Palier, S. 16
Klier, S. 83
Zit. nach Ebda., S. 92
-6-
(Barockgitarre) durch. Das polyphone Spiel tritt zunächst in den Hintergrund.
„Die Anforderungen sind auf das bloße Schlagen von Akkorden reduziert
worden…“7 Es entwickeln sich die instrumentalen Tänze wie wir sie heute
kennen (Pavanes, Gaillardes, Alemandes ...).
Im 17 Jhdt. wurde in Form des basso continuo auf dem Akkordinstrument
Gitarre frei improvisiert. Was die Spieltechnik betrifft wurden einfache Stücke
wie etwa alte Romanzen rasgueado (Schlagen von Akkorden) gespielt,
während
anspruchsvollere
Stücke
(Mudara,
Fuenllana)
punteado
(kontrapunktisch) gespielt wurden.
Jean
Baptiste Lully brachte eine Innovation in die Musik für Gitarre: Seine
Stücke wurden in einer Kombination aus rasgueado und punteado gespielt
(spätere Kompositionen von Robert de Visée sind ganz klar davon beeinflusst),
außerdem setzte sich bei ihm die Suite als eine wichtige Form durch. Diese
Entwicklung findet ihren Höhepunkt in der Polyphonie der Lautensuiten J. S.
Bachs.
Erste Charakterstücke für Barockgitarre wurden von Gasper Sanz geschrieben.
Es handelt sich um Stücke, die Klangimitationen zum Inhalt haben. Dazu
gehören vor allem die Fanfaren, Canarios, Danza de las Hachas aus
„Instruccion de Musica“. Durch geschickte Verwendung der Register wurden
Klangeffekte von erstaunlicher Wirkung erzielt. Bei Sanz tauchten auch neue
technische Besonderheiten auf: Etwa die Vibrato-Technik (sie wurde temblo
genannt), oder auch das Legato- Spiel.
Im 18-19 Jhdt. wurde die Hauptmelodie immer wichtiger und es entstand die
Gitarre, wie wir sie heute kennen: 6 Saiten auf 6 Wirbeln. F. Sor und M. Giuliani
führten die Gitarre
auf einen nie gekannten virtuosen Höhepunkt und es
entstanden erste Konzerte für Gitarre und Orchester (z.B, Mauro Giuliani op.30
in A-Dur, UA 1808).
7 Zit. nach Klier, S. 104
-7-
Die Musik bei Giuliani und Sor
trägt “bereits romantische Akzente und ihr
ausgeprägtes Virtuosentum ist typisch-romantisch“8. Es entstanden ganz
spezifische Anschlagstechniken: Arpeggios, die ersten Tremolo-Passagen,
Glissandi, Flageolett-Töne. Die dynamischen Angaben werden genauer, sie
reichen von pp bis ff, die Klangfarben werden bewusst unterschieden: z.B.
dolce oder metallico; man spielt hauptsächlich in drei Positionen: hart am Steg,
über dem Schallloch oder über den obersten Bünden. Eine Möglicheit die
Melodiestimme von der Begleitstimme zu unterscheiden war die apoyandoAnschlagtechnik.
Komponisten dieser Zeit waren: N. Coste, D. Aguado, F. Carulli, F. Sor, M.
Carcassi, M. Giuliani, J. K. Mertz ...
Die prägende Figur der Gitarre in der Romantik war F. Tarrega. Er
experimentierte aus klanglichen Gründen mit der Länge seiner Fingernägel und
übte schließlich so lange bis er eine starke Hornhaut auf den Fingerkuppen
seiner rechten Hand bekam, wodurch eine eigene Klangqualität entstand. Das
Ergebnis war ein fester, warmer Ton mit Intensität und Resonanz.
Im 20. Jhdt. ist Andrés Segovia berühmt für seinen „großen romantischen Ton,
die agogischen Eigenheiten und die alles umfassende spätromantische
Interpretation“9. Ähnliches gilt auch für Miguel Llobet. Joaquin Rodrigo
komponierte das erstes Gitarrenkonzert des 20. Jhdts.: „Concierto de Aranjuez“.
„Mit erstaunlichem Geschick löst der Komponist die Klangbalance zwischen
Gitarre und Orchester. Das Soloinstrument kontrastiert wirkungsvoll mit dem
klar und farbig instrumentierten Orchester.“10
Der Italiener Castelnuovo- Tedesco war kein Gitarrist. Trotzdem schöpfen seine
Kompositionen die klanglichen Möglichkeiten des Instrumentes voll aus.
Meisterhaft versteht er es die Eigenheiten der Gitarre zu betonen, sodass
Klänge
hervortreten, die kein anderes Instrument erzeugen
8 Klier, S. 169
9 Ebda., S. 181
10 Ebda., S. 185
könnte.
-8-
Beispielhaft dafür ist das Stück „Platero y yo“ für Gitarre und Erzähler op. 190.
Die Komponisten dieser Zeit waren Joaquin Torina, Manuel de Falla, Isaac
Albeniz, Enrique Granados, Joaquin Rodrigo, Manuel Maria Ponce, Heitor VillaLobos ...
In der Zeit der neuen Tonsprache (Schönberg, Stravinski, Bartok ...) wird in der
Gitarrenmusik der Klang an sich zunehmend wichtiger und tritt im Gegensatz zu
Harmonik und Melodik in den Vordergrund. Die Gitarre ist ein Instrument das
sich sehr gut eignet, Klangstrukturen und rhythmische Felder zu produzieren.
Es wurden neue Anschlagstechniken erfunden: Bartok – pizzicato, gestrichene
Saiten mit Kontrabassbogen, verschiedenste perkussive Effekte (golpe,
tambora), gedämpfter Anschlag (étouffé) und andere Experimente in diese
Richtung.
Komponisten: Leo Brouwer, Hans-Werner Henze, Nikita Koshkin, Alexander
Tansman, William Walton, Anton Webern, Frank Martin, Hans-Erich Apostel,
Milko Lazar etc.
3. Aktuelle satztechnische und klangliche Möglichkeiten der Gitarre
Das Gitarrenspiel im 21. Jhdt. ist geprägt durch die Musik der vergangenen
Epochen. Die Beherrschung der Techniken sowohl aus homophoner als auch
aus polyphoner Musik sind notwendig zur Realisierung aktueller Kompositionen.
Eine strenge Unterscheidung zwischen homophonem und polyphonem Satz
scheint nicht mehr von Nöten, auch wenn sich Elemente beider Stile in
modernen Stücken wiederfinden. Es entstehen Kompositionen, die die
Spontaneität und Kreativität der Künstler anregen sollen. Interpretationen
werden sehr selten
Komponisten
bei unterschiedlichen Spielern gleich klingen. Viele
neoklassizistischer
Ausrichtung
verwenden
Quart-
und
Quintklänge (5- und 6-stimmige Akkorde lassen sich auf der Gitarre unter
Einbeziehung der leeren Saiten oder mittels Barreé hervorragend realisieren),
-9-
andere Komponisten benutzen atonale oder zwölftonige Harmoniebildung sowie
Elemente aus der Aleatorik (Strukturbildung durch improvisatorische oder
kombinatorische Zufallsoperationen). Besondere Bedeutung kommt allerdings
den klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten zu, die im Unterschied zu älterer
Musik nun auch tatsächlich strukturbildend sind. Aus diesem Grund entwickeln
Komponisten eigene Zeichen zur Notation von Klangphänomenen bis hin zur
Entwicklung von Aktions- und Rezeptnotation, die auch Strukturen und Form
auf neue Weise beschreibt.
Die Klangfarbe ist vom Anschlag abhängig. Die Gitarre kann man apoyando
(angelegter
Anschlag)
oder
tirando
(freier
Anschlag)
spielen.
Eine
Differenzierungsmöglichkeit bietet weiters das Nagel- und Kuppenspiel. Der Ton
mit Nagel ist klarer (heller, mit mehr Obertönen), der mit Kuppe runder
(weiches, ausgeglichenes Obertonspektrum), auch Mischformen sind möglich.
Verschiedene Register werden durch die Anschlagsstelle der rechten Hand
erreicht. Es ist möglich die gesamte Breite vom Steg bis über den Beginn des
Griffbrettes hinaus zu benutzen.
Obwohl die Klangfarbe ein immer wichtiger werdendes musikalisches Element
ist, verlassen sich die meisten Komponisten zu einem großen Teil auf die
Erfahrung und Inspiration der Interpreten. Sehr selten werden Symbole im
Notentext verwendet um Nagel- oder Kuppenspiel anzuzeigen. Dennoch
werden insgesamt klangliche Merkmale in modernen Kompositionen wesentlich
genauer definiert als zu früheren Zeiten.
Beispiele
für
gebräuchliche
Spieltechniken
zur
Variation
des
Instrumentenklanges:

Spiel nahe am Steg: „Der Klang ist hart, metallisch und hell und zur
Imitation von Cembalo oder Oboe geeignet.“11

Beim Spiel über dem Griffbrett wird der Klang weich und dunkel.
Bezeichnungen wie sulla bocca (über dem Schallloch) oder loco (am
11 Lehner-Wieternik, S. 46
- 10 -
Platz, also (wieder) auf der Standardposittion knapp hinter dem
Schallloch)) werden relativ selten verwendet. Nur einige wenige
Komponisten machen dazu präzise Angaben.

Spieltechniken die aus anderen Instrumentengruppen kommen, sind
Pizzicato und Bartók – Pizzicato. Dies sind spieltechnische Klangeffekte
der Streicher. Ein Gegensatz zum Bogenspiel .

Die Bezeihnung tambora (Trommel) ist ein Effekt aus Spanien und
bezeichnet einen Schlag auf die Saiten knapp vor dem Steg. „Meist wird
für diese
Paukenschlagimitation
ein
voller Akkord
zum
klingen
gebracht.“12

Aus Frankreich kommt étouffé (erstickt). Der Ton wird dabei nach oder
während dem Anschlag gedämpft. Das étouffé klingt auf der Gitarre wie
ein dumpfer Paukenschlag. Zur Realisierung gibt es hier zwei
Möglichkeiten: grifftechnisch (die linke Hand greift direkt am Bundstab)
und anschlagtechnisch (Anschlag bei gleichzeitigem Abdämpfen der
Saiten durch den Handballen oder den kleinen Finger)

Ein Rasgueado ist ein Akkordanschlag, der von der spanischen
Folkloremusik übernommen wurde. Besondere Bedeutung kommt dieser
Anschlagart im Flamenco zu, wird aber auch gern von zeitgenössischen
Komponisten verwendet. Es ist auf verscghiedene Arten ausführbar:
Einfaches oder gewöhnliches Rasgueado; ein Finger schlägt mit der
Außenseite des Nagels alle Saiten von der tiefsten bis zur höchsten an.
In der Rückbewegung werden dann die Saiten in entgegengesetzter
Richtung mit der Nagelinnenseite des selben Fingers oder mit dem
Daumen angeschlagen.
Beim geteilten Rasgueado werden die Saiten nacheinander oder im
Wechselschlag angeschlagen.
Das Tremolo- Rasgueado wird beim Spiel von Arpeggios oder Tremolos
angewendet. Dabei werden die Finger so wie beim geteilten Rasgueado
nacheinander oder im Wechselschlag in Beide Richtungen geschlagen.
Manchmal sind im Notentext auch spezielle Ausführungen des
Rasgueado vermerkt (wie etwa in L. Berios Sequenza), wie z.B.:
12 Lehner- Wieternik, S. 57
- 11 -
Rasches
Vorschlagsnoten-Rasgueado,
rasches
Vorschlagsnoten-
Rasgueado mit anschließendem akzentuierten Akkord, so schnell wie
möglich ununterbrochenes Rasgueadospiel wie im Flamenco, Auf- und
Abstriche mit einem Finger oder mit dem Daumen und einem beliebigen
Finger der rechten Hand ...

Ein Schlag auf die Decke heißt golpe. Die genaue Position des Schlages
wird meist durch die Klangvorstellung des Komponisten präzisiert

Die Imitation der kleinen Trommel wird durch das Überkreuzen zweier
Saiten erreicht (im Notentext gekennzeichnet durch snare drum oder
tamburo militare)

Der Klang der Harfe wird mit der Spieltechnik arpeggio nachgeahmt.
Dabei werden die Töne eines Akkordes über verschiedene Saiten
nacheinander angeschlagen.

Das Tremolo ( ital. zittern) ist ein virtuoser Effekt bei dem ein und
derselbe Ton bzw. auch ein ganzer Akkord mehrmals mit raschem
Anschlag wiederholt wird. Es entsteht ein flächig-zittriger Klang dessen
Einzelanschläge verschwimmen. Eine neuartige Tremolo-Technik ist die
Saite abwechselnd mit der Innen- und Außenseite des Nagels
anzuschlagen, was den Klang einer Mandoline imitiert.

Beim
Flageolett-Spiel
(von
franz.
flageo
(Flöte))
versucht
man
flötenartige Töne zu erzeugen. Dazu setzt man den Finger der linken
Hand auf einen Hauptteilungspunkt auf dem Griffbrett und lässt durch
gleichzeitiges Anschlagen mit der rechten Hand Teilschwingungen einer
Saite entstehen.

In den 1970er und 80er Jahren wurden im Zuge des Experimentierens
mit Klängen auch zunehmend Hilfsmittel verwendet und Präparierungen
(ähnlich denen, der bereits etablierten präparierten Klaviere) angewandt.
- 12 -
4. Der Standpunkt von Milko Lazar
Milko Lazar wurde 1965
in Maribor geboren. Am dortigen Konservatorium
nahm er Unterricht an Klavier und Saxophon. Anschließend absolvierte er ein
Studium beider Instrumente an der Hochschule für Musik und Darstellende
Kunst in Graz und zwar sowohl in klassischer Musik, als auch an der Abt. Jazz.
Nach dem Studium wurde er von der Big Band RTV Slovenija als SoloSaxophonist engagiert. Parallel dazu setzte er seine Studien fort und
inskribierte Cembalo und Barockmusik am Königlichen Konservatorium in Den
Haag.
Heute lebt und arbeitet Milko Lazar in Ljubljana und ist nach wie vor als Solist
bei der Big Band RTV Slovenija tätig, bringt sich dort mittlerweile aber auch als
Dirigent und Komponist ein. Weiters tritt er am Cembalo als Interpret von
Barockmusik auf. In letzter Zeit konzentriert er sich aber zunehmend auf seine
Tätigkeit als Komponist. Er schreibt Stücke für Soloinstrumente sowie
Kammermusik und Orchesterwerke.
Im August 2008 führte ich ein Interview mit dem Komponisten, das sich im
wesentlichen auf drei große Themenbereiche konzentrierte. Ich habe Milko
Lazars Antworten auf diese drei Bereiche gebündelt zusammengefasst:

Milko Lazars Blick auf die ästhetischen Besonderheiten der Gitarre
„Die Gitarre ist ein außerordentlich geglücktes Instrument, es ist für mich
einzigartig, weil es das kleinste tragbare und trotzdem alle Möglichkeiten
bietende harmonische Instrument ist. Es folgt in seiner Rolle der Laute. Sie
thronte sehr lange als einziges Begleit-Instrument in der weltlichen Musik. Das
waren Hunderte Jahren von Oberherrschaft der Laute bzw. diverser Vorläufer
der Gitarre. Später folgt der Laute das Cembalo, das sich als direkter
Nachfolger der Laute betrachten lässt. Historisch gesehen diente das Cembalo
- 13 -
die ersten hundert Jahre zur Imitation der Laute. Das Cembalo hat ein Register
der Laute. Dabei werden die Saiten gedämpft, der Nachklang ist ähnlich wie der
Lautenklang. Ich bin Cembalist und das Cembalo ist ein Zupfinstrument. Es ist,
was sein Klangverhalten betrifft sehr nahe bei der Gitarre und die Art und Weise
des Spiels unterscheidet sich vollkommen vom Klavier. Beim Druck der Taste
muss man sich bewusst sein dass das kein Anschlagen ist, sondern ein
Anzupfen wie bei der Gitarre. Die Anschlagstärke spielt beim Cembalo aber
keine Rolle. Ebenso wie bei der Gitarre mischen sich bei Akkord-Linien die
Nachklang-Farben.“
„Die Gitarre beinhaltet sechs kleine Instrumente in einem. Jede Saite hat seinen
eigenen Klang. Die gleiche Melodie kann auf mehrere Möglichkeiten gespielt
werden und es ergeben sich verschiedenste Möglichkeiten zur Kombination. Ich
beherrsche die Gitarre nicht, aber sie ist mir aus diesen ästhetischen Gründen
sehr nah, näher als das Cembalo. Die Gitarre hat eine äußerst feine Dynamik
von Pianissimo bis Fortissimo. Sie hat im Vergleich viel mehr Fähigkeiten,
obwohl sie andererseits auch wieder einige Beschränkungen mit sich bringt. Mit
der Gitarre kann man eine Klangwelt voll von subtilen Farben erschaffen. Sie ist
ein intimes Instrument und deswegen ist ihre Ausdrucksfähigkeit viel stärker als
die vieler anderer Instrumente. ...“
„Die Gitarre ist ein äußerst empfindliches Instrument, gemäß ihrem Wesen ist
wenig schon sehr viel. Bei der Gitarre sollte man von einem gewissen
Minimalismus ausgehen. Das ist meine Grundhaltung zur klassischen Gitarre.
Beim Klavier braucht man einen vergleichsweise viel größeren Umfang um eine
gewisse Plastizität zu erreichen. Ihre Begrenztheit gibt der Gitarre auch eine
Schönheit. Mit begrenzten Mitteln kann man sehr feine Klangwelten erschaffen.“

Milko Lazar über seine Kompositionstechnik für Gitarre
„Mein Art zu komponieren ist einfach: Ich versetze mich selbst in die Rolle des
Gitarristen. Zu Hause habe ich eine kleine Gitarre an der ich Dinge ausprobiere.
Beim komponieren habe ich das Instrument immer bei der Hand, oder ich
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benutze es imaginär, spiele jeden Part im Kopf durch. Mein Art zu komponieren
ist in Prinzip nicht klassisch. Ich gehe von der Jazzmusik aus. Jazz ist für mich
Freiheit bzw. auch Ausdruck friedlichen Denkens. Diesen Geist des freien
Erforschens versuche ich auf die klassische Musik zu übertragen. Beim
komponieren bringe ich rhythmische und harmonische Elemente in
die
klassische Musik, die dort normalerweise nicht vorkommen und diese werden
dann
klassisch besetzt realisiert. Aus diesem Grund klingt meine Musik
andersartig.“

Milko Lazars Wünsche und Anforderungen an den Interpreten am
Beispiel der Stücke Izhodi und Invencija
„Vom Interpret verlange ich eine vollständige Lockerheit und mit dieser
geistigen Haltung soll er auch beim Auftritt spielen. Die Komposition sollte eine
befreiende
Wirkung
haben.
Andererseits
verlange
ich
eine
äußerst
selbstkritische Haltung: Sei dir deiner Fehler bewusst, aber gib das Beste. Ich
arbeite
jeden Tag daran, dass ich frei bin, frei denke, dass ich mich nicht
dogmatischen Haltungen unterordne, das verlange ich auch vom Interpreten.“
zu Izhodi: „Das ist meine erste Komposition für Gitarre-Solo. Eigentlich ist es
der Versuch einer Mikrosuite, die mit minimalen und, der Gitarre entsprechend,
sehr feinen Mitteln arbeitet. Vom Interpreten
Wahrhaftigkeit
verlangt.
Jeder Teil
hat
für
wird Innovativität
sich
einen
und
musikalischen
Spannungsbogen. Zwischen den Teilen sind große Cäsuren.“
zu Invencija (englisch „invention“, Entdeckung und Einbringung neuer
Elemente): „Die Einleitung ist wie ein Mantra zu verstehen, eine Suche nach
Klängen unterlegt mit einer lyrischen Bassmelodie am Anfang. Das ganze Stück
entwickelt sich daraus in Form harmonischer und rhythmischer Variationen“
- 15 -
5. Werk Analyse
Im meiner Analyse werde ich mich auf die Dinge konzentrieren, die für das
Thema dieser Arbeit relevant sind: Klangliche Entwicklungen in den
Kompositionen,
Dynamik,
Rhythmik,
Charakter,
Mehrstimmigkeit
und
besondere Effekte.
Ich werde versuchen Elemente zu finden die zeigen dass die Gitarre ein
Instrument mit großen Ausdrucksmöglichkeiten ist und Argumente zur
Rechtfertigung des Titels dieser Arbeit „Die Gitarre als Mikroorchester“ liefern.
5.1. Izhodi (Die Ausgänge)
Der Titel Izhodi bedeutet in der deutschen Sprache „die Ausgänge“ (Exits). Mein
erster Eindruck war der von kurzen musikalischen Episoden, eigentlich nicht
unähnlich dem von Lazar gebrauchten Begriff der Mikrosuite. Die dynamische
Bandbreite von pp bis ff wird voll ausgeschöpft: Jede Episode beginnt mit p
bzw. pp, erreicht im Laufe des Stückes einen Höhepunkt und schließt zumeist in
einem 4 stimmigen Schlussakkord (Vierklang), der am Ende eines Decrescendo
steht. Fast immer spürbar ist ein tänzerischer Charakter, der sich in einem
Pulsieren, einem „groove“ manifestiert.
Rhythmische Akzentuierungen,
hauptsächlich in 3er und 2er Gruppen (3+2+3+2+2+2+2) werden kombiniert,
wiederholt und teilweise auch bis hin zu einer übersteigerten Komplexität
weitergeführt. Lazar selbst merkt dazu an, dass ihm minimale melodischrhythmische Variationen in seinen Kompositionen sehr wichtig sind. Grob
betrachtet
bezieht
die
Komposition
Izhodi
ihre
Spannung
aus
der
Gegenüberstellung zweier rhythmischer Gegenpole: Dem freien (freigeistigen)
Largo und dem rhythmisch komplexen Allegro vivace-Teil.
Die Komposition beginnt mit einer Bass-Linie die immer lauter wird und sich in
einen 4-stimmigen Akkord auflöst (Takt 1-4). Die Melodie geht anschließend
nach oben, von e nach fis und wird so in Form einer Sequenz wiederholt (Takt
5-7).
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Im folgenden Sostenuto-Teil bleibt die Melodie im Bass und wird durch
dreistimmige Akkorde begleitet. Die Melodie fällt im vierstimmigen Satz
chromatisch nach unten ab und endet mit einem Ritardando. Die Vorstellung
eines Orchestersatzes entsteht (Lazar erwähnt hier konkret die Vorstellung von
einem Solo-Fagott mit Orchesterbegleitung).
Der nächste Teil (Takt 16-30) besteht aus Arpegios, wieder unterlegt mit einer
Bassmelodie, die sich nun aber nach oben bewegt und mit einem Rasgueado
endet.
Der Largo-Teil ist sehr frei, es gibt viele lange Pausen, der Interpret soll sich
Zeit lassen. Ein Gefühl der Entspannung, der Meditation entsteht. Klanglich ist
dieser Part sehr an klassischen Jazz angelehnt. Die Melodie ist in den oberen
Stimmen. Sie löst sich wieder in einen Akkord auf.
Es folgt ein rhythmisch außerordentlich streng gedachtes Allegro vivace. Die
Melodie bleibt in den oberen Stimmen und wird durch einen liegenden Bass,
der sich in Halb- und Ganztonschritten bewegt in ihrer harmonischen Funktion
verändert. Sehr selten werden zwei Takte rhythmisch
gleich gespielt. Das
Allegro vivace endet im ff und geht ebenfalls im ff in einen kurzen Rückblick
über, in dem in einer kurzen Variation über eine Bass-Melodie eine Art
Rückblende stattfindet.
Der Komponist animiert mit diesem Stück den Interpreten die klanglichen
Möglichkeiten der Gitarre voll auszunützen, zu experimentieren und auch immer
wieder die mehrstimmigen Passagen orchestral zu gestalten.
5.2. Invencija
Die Kompositon Invencija besteht ebenfalls aus mehreren variierten Teilen, die
durch ihr Zusammenwirken eine äußerst komplexe Komposition ergeben.
Das Stück beginnt mit einem Sostenuto: Eine mantrische Einleitung über einer
lyrischen Bassmelodie (Takt 1-13). Dieser Sostenuto-Teil kommt noch zweimal
in der Komposition vor. Einmal davon mit veränderter Bassmelodie am
- 17 -
Schluss. Ich würde ihn als lyrischen Teil bezeichnen. Gespielt wird piano.
In den Takten 17-31 wird eine Melodie als zentrales Motiv präsentiert, das sich
durch die ganze Komposition zieht. Es ist vom Charakter her vom ersten Teil
übernommen und wird espressivo gespielt. Der Teil beginnt mit mf, geht ins p
und endet mit einem forte-Rasgueado. Die Melodie bewegt sich im Bass,
wandert aber auch durch die oberen Stimmen und wird zweistimmig geführt.
Ab dem Largo im Takt 32 wird der lyrische Teil vom Beginn des Stückes
wiederholt. Die Oberstimme eine mantrische Stimmung. Die Melodie ist wieder
im Bass.
In den Takten 50-53 beginnt ein Andante mit Tempowechsel (Rubato). Der Teil
besteht aus Drei- und Vierklängen. Mit dem Rubato kommt eine Steigerung, die
durch ein Ritardando wieder abflacht und mit langem Aushalten des
Melodietones a2 endet.
Mit dem pp ab Takt 54 beginnt ein neuer Teil mit zerlegten Akkorden die sich
dynamisch bis zum f entwickeln. Ab Takt 62 werden diese sostenuto gespielt.
Durch die Akzente im Bass und in den dreistimmigen Akkorden entsteht ein
tänzerischer Charakter. Die Dynamik verläuft von f bis sub. mp. Dieser Teil
kommt später noch einmal vor, allerdings mit anderer Akzentuierung.
Im Takt 90 wird wieder ein Largo-Teil eingeschoben, eine Melodie wird
eingeführt, die zweimal in sequenzierter Form wiederholt wird: Immer höher und
immer lauter.
AbTakt 98 kommt es zur ersten Wiederholung des zentralen Motivs, das hier
aber in eine Art „Nachfolgethema“ weitergeführt wird und sich in einen Vierklang
auflöst.
In der Folge
werden Dreiklänge mit einem liegenden Bass verwendet. Die
Melodie steigt parallel zur Dynamik (von pp bis ff) zu einem ersten Höhepunkt
nach oben an.
Nun kommt zum dritten Mal ein Largo-Teil. Die Melodie bleibt in der
Oberstimme und löst sich nach zwei kurzen Sequenzen abermals in einen
Vierklang auf.
Im Takt 172 zeichnet sich ein Rhythmuswechsel ab. Ein ausgeschriebenes
Rubato steigert bis zu einer sich wiederholenden Folge (Takt 180-218) von
Akkorden mit liegendem Bass. Die Akzente verschieben sich und es entwickelt
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sich eine hohe rhythmische Spannung. Dynamisch wird mit einem Fortissimo
ein zweiter Höhepunkt erreicht.
In den Takten 218-232 wird wieder eine Passage aus dem zentralen Motiv
verwendet. Dieser Teil scheint in Bezug zum „Nachfolgemotiv“, das in den
Takten 98-129 eingeführt wurde, zu stehen. Es klingen Arpegios und liegende
Bässe. Mit einer Tonleiter nach unten geht dieser Teil in eine Art „fade-out“
über.
Am Ende des Stückes (ab Takt 233) kommt nochmals der lyrische Teil
(Mantra). Der espressivo gespielte Teil wird durch ein ff – Rasguedao scharf
abgebrochen. Mit, für Milko Lazar typischen Rasgueado-Akzenten wird die
Komposition beendet.
6. Zusammenfassende Bemerkungen
Die Gitarre ist ein Harmonie-Instrument mit vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten.
Durch die Jahrhunderte hat sich die Gitarre zu einem Instrument entwickelt auf
dem man sowohl Begleitung als auch komplexe musikalische Formen spielen
kann, wie etwa Arrangements bei denen die Gitarre einen Orchester-Satz oder
eine Besetzung mit mehreren Instrumenten imitiert. Dies geschieht durch die
Realisierung
unterschiedlicher
Klänge
auf
verschiedenen
Saiten.
Die
Umsetzung dieser Möglichkeiten wird aber in der Art der Ausführung
hauptsächlich dem Interpreten überlassen, der sich selbstständig mit den
klanglich/technischen Anforderungen auseinander setzen muss. Hier liegt auch
der wichtigste Punkt für mich: Trotz meines Studiums der Gitarre und meiner
jahrelangen Beschäftigung mit Musik konnte ich im Zuge des Verfassens dieser
Arbeit einige neue Blickwinkel auf die Voraussetzungen zu einer „gelungenen
Interpretation“ gewinnen.
Die meisten Kompositionen für Gitarre stammen von Gitarristen. Schon
deswegen war ich neugierig auf die Kompositionen des gitarristischen Laien
Milko Lazar. Das Inetrview war von großem Respekt meinerseits geprägt, hatte
etwas von einer Konversation zwischen Schüler und Meister und war für mich
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sehr lehrreich. Milko Lazar versteht die Gitarre als ein Harmonie-Instrument
dessen Vorzüge hauptsächlich darin liegen, dass minimale Mittel große
Ausdruckskraft hervorbringen können. Sein Bezugspunkt ist die Verwandtschaft
zwischen Gitarre und Cembalo.
Die Stücke Izhodi und Invencija sind äußerst komplexe Kompositionen, die auf
Grund ihres Reichtums an Ideen und ihrer Genauigkeit im Detail einen ganz
speziellen Reiz ausüben. Beide mischen Elemente aus Jazz, Klassik und
Balkanmusik. Der Komponist hat der Klassik sozusagen den freien Geist des
Jazz eingeimpft. Hauptintention beider Stücke ist sowohl beim Interpreten als
auch beim Zuhörer ein Gefühl der Freiheit entstehen zu lassen. Durch Lazars
Einfallsreichtum wird immer wieder das Gefühl erweckt ein Ensemble mehrerer
Instrumente zu hören, der Eindruck eines „Mikroorchesters“ erschaffen. Dies
geschieht durch den Einsatz vieler, oft unabhängiger Stimmen und der Vielfalt
an minimalen Veränderungen. Vom Interpret wird gleichzeitig eine Strenge und
ein experimentierfreudiger Geist verlangt um die passenden Farben zur
Realisierung dieses (mikro-) orchestralen Klangbildes zu finden.
7. Bibliographie
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Fuchs, Stefan: Musik für Gitarre im 20.Jhdt.: Unter besonderer Berücksichtigung der
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Fach
Musikgeschichte. Graz: Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz 1987
Grunfeld, Frederick V.: The art and times of the guitar. An Ilustrated History of Guitars and
Guitarists. New York: Da Capo Press 1969
Klier, Johannes; Hacker Klier, Ingrid: Die Gitarre. Ein Instrument und seine Geschichte. Bad
Schussenried: Biblioteca de la Guitarra 1980
Lehner-Wieternik, Angela; Doblinger, Ludwig; Hermansky, Bernhard: Neue
Notationsformen, Klangmöglichkeiten und Spieltechniken der Klassische Gitarre.
Wien/München: KG 1991
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Palier, Johann: Die Gitarre. Ein Überblick in instrumentenbaulicher und spieltechnischer
Hinsicht. Schriftliche Arbeit an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in
am Institut für Jazzforschung, im Rahmen des Ergänzungsstudiums. Graz:
Graz,
Hochschule für
Musik und darstellende Kunst 1984
Peršolja, Aleksander: Zbirka Skladb za Kitaro. Sežana: Kulturni center „Srečka Kosovela“
1999
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