Page 1 of 3 Februar 2014 Hintergrundinformationen IBM Research: Die Microfluidic Probe – ein neues vielversprechendes Instrument für die Krebsdiagnose Wissenschaftler von IBM Research – Zürich präsentieren auf der diesjährigen Cebit den Prototyp eines kompakten und einfach zu handhabenden Instruments zur Diagnose von verschiedenen Krebsarten. Damit kann es Pathologen in der Erstellung von personalisierten Behandlungsstrategien unterstützen. Das Instrument basiert auf einer mikrofluidischen Sonde aus Silizium – einer Art „Mikropipette“ – die derzeit am Universitätsspital Zürich getestet wird. Ein zentrales Nachweisverfahren in der Krebsdiagnose ist die Untersuchung einer Gewebeprobe aus einer Biopsie. Diese Proben sind mitunter kaum größer als ein Stecknadelkopf. Aufgabe der Pathologen ist es, bei einem Verdacht selbst in kleinsten Gewebeproben allfällige Krebszellen aufzuspüren und möglichst viele Informationen für die Diagnosestellung und den Behandlungsplan zu gewinnen. Zur Analyse einer Gewebeprobe färben Pathologen die Probe mit einem flüssigen Reagenz, einem Färbemittel für spezifische Proteine, sogenannte Krebsmarker. Anhand der Intensität und Verteilung der Färbung können eine allfällige Erkrankung und deren Ausmaß bestimmt werden. Diese Methode liefert zwar Erkenntnisse über die Art des Tumors, mittlerweile ist allerdings bekannt, dass es signifikante Variationen innerhalb einer Tumorart gibt. Diese genauer zu erfassen, könnte dabei helfen, die individuellen Ursachen für einen Tumor besser zu verstehen und folglich die Erstellung von personalisierten Behandlungsplänen unterstützen. Außerdem bedarf es für das Einfärben der Gewebeproben unter Umständen sehr teurer Reagenzien und jede Gewebeprobe kann nur einmal getestet werden. Mitunter sind jedoch mehrere verschiedene Tests für die Diagnose notwendig. Daher wäre ein neues Instrument, das einerseits nur wenig Färbemittel verbraucht und andererseits mehrere Tests mit sehr kleinen Gewebeproben zulässt, vorteilhaft. Die von IBM Forschern entwickelte mikrofluidische Sonde (englisch Microfluidic Probe oder MFP) erfüllt genau diese Anforderungen. Mit Hilfe einer computerunterstützten Steuerungsmechanik leitet die MFP ein Färbemittel mikrometergenau auf einen Bereich einer Gewebeprobe und färbt so Krebsmarker mit sehr geringen Mengen an Färbemittel ein. Durch ihre hohe Präzision und Effizienz birgt sie großes Potenzial für den Nachweis von Variationen innerhalb eines Tumors – in der Medizin spricht man von der Page 2 of 3 Februar 2014 Hintergrundinformationen Heterogenität eines Tumors. Damit könnte die MFP Pathologen dabei helfen, den Zustand eines Tumors genauer zu bewerten und sie so dabei unterstützen, die am besten geeignete Therapie zu bestimmen. Mehr Daten für gezielte Diagnosen Die Leistungsfähigkeit des neuen Instruments lässt sich auch an einer gesteigerten Datenintensität erkennen. Mit der Sonde werden sehr große Mengen an Informationen über eine Gewebeprobe gewonnen, die in den Bildern der eingefärbten Krebszellen enthalten sind. Hinzu kommt, dass die MFP die gleichzeitige Durchführung verschiedener Tests und damit eine schnellere und differenziertere Datengewinnung erlaubt. Die Nutzung dieser Daten birgt immenses Potenzial, insbesondere wenn sie in BiopsieDatenbanken und Krebsforschungsorganisationen weltweit gespeichert und geteilt werden können. Vor diesem Hintergrund hoffen die Wissenschaftler, dass die Sonde den Ärzten bei der Erstellung von personalisierten Behandlungsplänen für die an Krebs leidenden Personen – pro Jahr kommen weltweit 12,5 Millionen neue Fälle hinzu – unterstützen kann. Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Zürich (USZ) Die Erforschung der Heterogenität von Tumoren mithilfe des neuen Instruments bildet den Schwerpunkt eines gemeinsamen Pilotprojektes von IBM Research – Zürich und dem Institut für Klinische Pathologie des USZ. Die Forscher konzentrieren sich dabei auf Lungenkrebs, eine der häufigsten Krebsarten mit einer hohen Sterblichkeitsrate. „Wir hoffen, neue Technologien wie die mikrofluidische Sonde in die diagnostische Molekularpathologie einzuführen, um unsere Analysefähigkeiten zu erweitern und bisher praktisch nicht durchführbare Untersuchungen zu ermöglichen“, sagt Prof. Dr. Alex Soltermann, Leitender Arzt am Institut für Klinische Pathologie des USZ. „Gelingt uns dies, wird das Instrument die personalisierte Medizin – und damit eine potenziell höhere Diagnosesicherheit und bessere Erkennung von Krebsmarkern – weiter voranbringen.“ Dr. Peter Schraml, Privatdozent und Leiter der Tumorbank am gleichen Institut, fügt an: „Das Instrument hat das Potenzial, Einblicke in die Biomarkerverteilung innerhalb des Tumorgewebes zu liefern, was uns helfen könnte, die Entwicklung eines Tumors genauer zu verstehen.“ Halbleitertechnologie für die medizinische Analyse Der wichtigste Teil der mikrofluidischen Sonde ist ein 8-Millimeter-breiter, rautenförmiger „Düsenkopf" mit zwei Mikrokanälen, einem Auslasskanal, um Färbemittel auf die Gewebeoberfläche zu leiten, und einem Einlass, um die Flüssigkeit simultan abzusaugen. Das Färbemittel kann durch dieses Prinzip kontrolliert sowie zuverlässig und mikrometergenau auf kleinste Bereiche der Gewebeprobe aufgetragen werden. Durch die sehr lokal be- Page 3 of 3 Februar 2014 Hintergrundinformationen grenzte Färbung kann die Heterogenität des Gewebes präziser analysiert werden. Seit der Vorstellung der Technologie in der internationalen Fachgemeinschaft zu Beginn des Jahres 2012 sind wichtige Schritte hin zur Praxistauglichkeit vollzogen worden. So ist das Instrument mittlerweile wesentlich kompakter und einfacher zu handhaben. „Wir testen die Sonde seit über einem Jahr in unserem Labor, mit sehr guten Resultaten. Nun erproben wir die Technologie in der Anwendung“, erläutert Dr. Govind Kaigala, Wissenschaftler des Forschungszentrums in Rüschlikon bei Zürich. Prof. Dr. Holger Moch, Direktor des Institutes für Klinische Pathologie am USZ unterstreicht: „Wir sind sehr erfreut über die Zusammenarbeit mit IBM in der Entwicklung von Technologien für den Einsatz in der klinischen Pathologie. Es ist ein schönes Beispiel für translationale Forschung, die auch dabei helfen könnte, einige fundamentale Fragen der Wissenschaft zu beantworten“. Die IBM Forscher hoffen darüber hinaus, mit einem geeigneten Partner aus dem Bereich der Medizinaltechnik, der die Technologie lizenziert, eine Kommerzialisierung der Technologie vorantreiben zu können. Die mikrofluidische Sonde wird am Binnig and Rohrer Nanotechnology Center auf dem Campus von IBM Research – Zürich entwickelt und hergestellt. Die Forschung wird teilweise durch den European Research Council Starting Grant „BioProbe“ finanziert. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem USZ wird durch SystemsX.ch, die Schweizer Forschungsinitiative in Systembiologie, gefördert. Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.bioprobe.eu Hochaufgelöstes Bildmaterial: ibm.biz/BdRfE4 Youtube Video: ibm.biz/BdRvyR Bitte kontaktieren Sie uns für hochaufgelöstes Videomaterial. Über IBM Research – Zürich: www.zurich.ibm.com Medienkontakt: Grit Abe Media Relations IBM Research – Zürich Mobile: +41 77 436 79 91 Phone: +41 44 724 80 60 E-mail: [email protected]