NEWSLETTER Nr. 7 / 2017 des Max von Pettenkofer-Instituts Vorstand Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene: Prof. Dr. med. Sebastian Suerbaum __________________________________________________________________________________________ Umstellung der Clostridium difficile-Diagnostik zum März 2017 Schnellere und zuverlässige Diagnostik mittels PCR neu eingeführt. Ergebnis verfügbar innerhalb von 24h Stunden. Hintergrund Clostridium difficile ist einer der häufigsten Erreger von Durchfallerkrankungen im Krankenhaus. Das Spektrum der Erkrankungen umfasst die C. difficileassoziierte Diarrhoe, aber auch schwere lebensbedrohliche Infektionen, die nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG § 6) seitens des behandelnden Arztes meldepflichtig sind. Ausgelöst wird die Erkrankung meist durch den Einsatz von antimikrobiellen Therapeutika, die das Gleichgewicht der Normalflora im Darm des Patienten zu Gunsten des Erregers verschieben. Abb. 1: C. difficile-Bakterien bei der Sporenbildung (Biomedical Imaging Unit, Southampton General Hospital) Ausschließlich toxigene Stämme sind krankheitsrelevant. Es muss dabei immer zwischen Kolonisation (asymptomatischer Patient) und Infektion (symptomatischer Patient) unterschieden werden, da bei einer ansonsten gesunden Normalflora sowie bei kleinen Kindern eine Besiedelung mit toxinogenen C. difficile oftmals klinisch asymptomatisch verläuft und einen nicht behandlungsbedürftigen Zufallsbefund darstellt. Die Indikation zur Diagnostik und Therapie muss daher klinisch getroffen werden, die Diagnose wird durch die mikrobiologische Untersuchung bestätigt. Dies ist auch wichtig für die Einordnung im Sinne der Newsletter Nr. 7/ 2017 individuellen Hygienemaßnahmen, die frühzeitig ergriffen werden müssen, um eine Ausbreitung der Erreger im Klinikum auf andere Patienten zu verhindern. Diagnostik Aus all diesen Gründen ist eine schnelle und zuverlässige Diagnostik einer C. difficile-Infektion (CDI) unabdingbar. Schon bisher wurde ein Antigen-Test (Glutamat-Dehydrogenase (GDH)Antigen) eingesetzt, der als Screening-Test hoch sensitiv C. difficile – unabhängig vom Toxin-Status der Isolate – nachweist. Ein negatives TestErgebnis schließt eine Infektion fast vollständig aus. Die Ergebnisse des GDH-Antigen-Tests wurden auch bisher tagesgleich online von der Mikrobiologie übermittelt. Bisher mussten positive GDH-Testergebnisse jedoch mit ToxinAntigentesten aus den Stuhlproben zeitaufwendig bestätigt werden. Konnte hierbei das relativ labile Toxin nicht direkt nachgewiesen werden (70 % der Fälle), musste C. difficile angezüchtet und ein Toxin-Antigentest von den Kulturen durchgeführt werden. Diese Untersuchung war dann auf Grund des langsamen Wachstums der Erreger leider erst frühestens 48h nach Probeneingang abgeschlossen. Neue Stufendiagnostik Seit März 2017 hat das Max von Pettenkofer-Institut deshalb die Diagnostik umgestellt: Als Suchtest dient weiterhin der GDH-Test. Ist dieser positiv, schließt sich sofort die Toxin-PCR an (Nachweis des Clostridium difficile Toxin B Gens - tcdB). Dieses Vorgehen ist schneller, da es ohne Anzucht Erstellungsdatum 27.3.2017 der Erreger zum Nachweis der Toxin-Produktion auskommt. Positive Ergebnisse liegen hierdurch auch schon am Tag des Probeneingangs vor. Der Test zeichnet sich überdies durch eine erhöhte Sensitivität aus. Hygienemaßnahmen Zu Fragen der Hygiene-Maßnahmen bei Patienten mit Nachweis toxinogener C. difficile-Isolate im Stuhl bitten wir die Merkblätter der Krankenhaushygiene zu beachten. Eine Isolierung des Patienten kann im Allgemeinen 48 Stunden nach Sistieren der Durchfälle aufgehoben werden. Folgeuntersuchungen bei positiv getesteten Patienten werden nicht empfohlen, maßgeblich sind die klinische Symptomatik und das Sistieren der Diarrhoen. Für besondere Fragestellungen und Ausbruchssituationen bieten wir weiterhin die kulturelle Anzucht von C. difficile und den ToxinELISA an, dies ermöglicht auch zukünftig eine genaue Analyse klonaler Isolate eventueller Ausbruchsgeschehen. Kontakt Abb. 2: Laboralgorithmus C. difficile Neue Stufendiagnostik. CDI: Clostridium difficile Infektion. Klinische Beurteilung des Ergebnisses Ein positiver PCR-Befund kann immer nur im Zusammenhang mit den klinischen Befunden gewertet werden. Bei einem Patientenkollektiv mit mehrheitlich weichen oder flüssigen Stühlen zeigt ein positives Resultat sehr zuverlässig und vor allem sehr schnell das Vorliegen einer CDI an (Sensitivität 87,7 %, Spezifität 96,8 %). Ein negatives PCR-Ergebnis schließt eine Clostridium difficile Infektion mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. In sehr seltenen Fällen (ca. 0,5 %) bleibt der Test auf Grund inhibitorischer Stoffe nicht auswertbar (invalid). Dies ist der Komplexität des Probenmaterials geschuldet, die Zusammensetzung von Stuhlproben variiert sehr stark. Daher sollte in diesem seltenen Fall der Test aus neuem Probenmaterial wiederholt werden, falls weiterhin der klinische Verdacht auf eine CDI besteht. An Wochenenden, Feiertagen und im Spätdienst steht weiterhin ein Antigen-Schnelltest zur Verfügung (Einzelbestimmung), für dessen Durchführung wir um telefonische Anforderung bitten. Bei Fragen auch zur Therapie erreichen Sie uns unter folgenden Telefonnummern: 2180-78293 (Stuhllabor) 2180-78202 (Prof. Dr. S. Schubert) Quellen https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merk blaetter/Ratgeber_Clostridium.html https://www.aerzteblatt.de/archiv/162935/Clostridiu m-difficile-Infektion-Leitliniengerechte-Diagnostikund-Behandlungsoptionen https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Krankenhaush ygiene/Erreger_ausgewaehlt/Clostridium/Clostridiu m_pdf_02.pdf?__blob=publicationFile https://fineartamerica.com/featured/4-clostridiumdifficile-bacteria-tem-biomedical-imaging-unitsouthampton-general-hospital.html Newsletter Nr. 7/ 2017 Erstellungsdatum 27.3.2017