WÖLFLI – MEIER – SCHUMANN ANNÄHERUNGEN DES TRIO MONTIN URAUFFÜHRUNG AM 17. NOVEMBER 2011 IM KUNSTMUSEUM BERN UND WEITERE KONZERTE IN DER SCHWEIZ 2 1. DAS PROJEKT IN KÜRZE Die Puzzleteile? Ein Wölflibild aus Familienbesitz, die Wölfli-Stiftung, welche im Kunstmuseum Bern untergebracht ist, und das Museum selbst als bewährter Konzertort. Die Antriebe? Die Faszination Wölfli (Leben und Werk) in ein Klangbild umzusetzen. Das Resultat? Jost Meiers Klaviertrio mit dem Titel „"Doufi - Wölfli - Skt. Adolf II." Das Interesse an den Wechselwirkungen zwischen Kunst und Psychiatrie im 20. Jahrhundert führt zu einer interdisziplinären Tagung am 17./ 18. November 2011 im Kunstmuseum Bern. Veranstalter sind die Adolf Wölfli-Stiftung, das Kunstmuseum Bern, das Institut universitaire d’histoire de la médecine et de la santé Lausanne, das Forschungsprojekt „Bewahren besonderer Kulturgüter II“ am ICS und die Zürcher Hochschule der Künste. Als Auftakt zur Tagung findet am 17.November 2011 die Uraufführung des eigens für das Trio komponierten Klaviertrios „Doufi - Wölfl - Skt. Adolf II.“ von Jost Meier im Kunstmuseum Bern – an jenem Ort, wo auch die Wölfli-Sammlung der gleichnamigen Stiftung untergebracht ist – statt. Das Programm, welches das Klaviertrio in g-moll op. 110 von Robert Schumann mit dem Werk Jost Meiers verbindet, soll auch in Solothurn, Biel, Basel und Zürich aufgeführt werden. Für weitere Informationen: www.adolfwoelfli.ch http://kulturgueter.ch/Tagung 2. AUFFÜHRUNGEN Bern Solothurn Biel Basel Zürich Kunstmuseum Kleiner Konzertsaal Burgkonzerte Gare du Nord Podium für Neue Musik 17. November 2011 5. Februar 2012 16. September 2012 In Planung In Planung 3 3. PROGRAMM Jost Meier Robert Schumann Doufi - Wölfl - Skt. Adolf II. Klaviertrio in g-moll op. 110 An die Seite von Jost Meiers Komposition "Doufi - Wölfli - Skt. Adolf II." stellt das Trio Montin Schumanns Klaviertrio in g-moll, Opus 110, ein Werk, „das einen bis in die wildesten Tiefen mit fortreisst.“ So hat es Clara Schumann anlässlich der Entstehung 1851 in ihrem Tagebuch festgehalten. Dem wenig bekannten Grenzgänger Wöfli wird ein musikalisches Pendant von Weltruf beigesellt. Der Musikwissenschafter Hanspeter Renggli kommentiert die Konzerte. 4. DAS WERK JOST MEIERS Im Alter von 31 Jahren wird Adolf Wölfli wegen Schizophrenie in die Irrenanstalt (heute: Psychiatrische Universitätsklinik) Waldau bei Bern eingeliefert, wo er ebenso phantasievoll wie diszipliniert 35 Jahre bis zu seinem Tod Bilder und Texte kreiert. Das Werk „Doufi – Wölfli – Skt. Adolf II.“ nimmt Mass an Wölflis Lebensstationen, die sich von einer harten Kinder- und Verdingbubenzeit (Doufi) über sein Leben als Knecht, Handlanger und schliesslich Klinik-Insasse (Wölfli) bis zu seinen umstürzenden Vision einer Skt-Adolf-Riesen-Schöpfung mit Skt. Adolf II. an der Spitze (eben: er, St. Adolf II.) entwickeln und zuspitzen. Das viersätzige Werk orientiert sich an Wölflis Erlebnissen in der Jugend (Sätze 1 und 3) sowie an speziellen Elementen seiner Kunst (Sätze 2 und 4). 4 I Schangnau. – Grundlegend für Wölfli und umgesetzt im ersten Satz ist die Spannung zwischen seiner real harten, und seiner erträumten, harmonischen Kindheit. Klangfarben können das verdeutlichen (ungetrübte Flageoletttöne stehen für Imaginäres, rhythmisch akzentuierte und herbe Klänge für Erlittenes), und das verfremdete Aufscheinen des Guggisberger Liedes („Ds Vreneli ab em Guggisberg“) fasst beides zusammen. Elemente werden exponiert, die sich als Leitmotive durchs ganze Werk ziehen: der „Wölfli-Akkord“ (zwei reine Quarten und eine kleine Sekunde), die kleine Terz einerseits als Kinderruf, andrerseits als Leidensmotiv, dominante Töne und Intervalle als Verhinderer jeglicher fliessenden Melodik, absteigende Tonfolgen als Andeutungen von Wölflis Todessturz-Motiv. II Giiga-Witt. – Unverändert bleiben einfache musikalische Motive stehen, Abbilder von Wölflis „stehenden“ Worten wie „Schnecken“, „Vögeli“ und anderen, von lautmalerischen Sprachschöpfungen wie „Giiga-Witt“, und anderen. Und gleichzeitig entwickeln sich zwei Ebenen: Die von Wölfli verwendete Mixtur zwischen hochdeutschen und schweizerdeutschen Passagen entsprechen den zwei musikalischen Ebenen der fixierten und der nur angedeuteten Tonhöhen. III Wiiga-Gritt. – Selbst ein einfaches Kinderlied (Wiiga) vermag die wachsende Unruhe, die zunehmende Spannung nicht zu überdecken, auch nicht das verfremdete Guggisberglied. Der Absturz zeichnet sich ab – ebenso langsam wie unaufhaltsam. IV Ist 12 Schläg Marsch (Trauermarsch). – Die Wortfamilie des Zählens (zählen, ab-zählen, er-zählen) spielt in Wölflis Werk eine zentrale Rolle. Er hantiert mit Zahlenreihen, Seitenzahlen, Anmerkungen an Textenden wie etwa auch „„Ist 12 (16 oder 32) Schläg Marsch“. Dem letzten Satz liegt, in Anlehnung an ein Glockenspiel mit Spielfiguren, die Zahl 12 zugrunde. Fünf Figuren bewegen sich hier, verteilt auf die drei Instrumente, und jede im eigenen Glockenklang, mit eigenem Tonmaterial, frei zwischen den eigenen Schlägen. Aber mit mathematischer Grausamkeit wird der Raum zwischen den Schlägen kürzer, enger, lässt keinen Spielraum mehr, die Spielfreude stirbt, unprofiliertes Tonleiter-Hasten zeigt Endzeit an. 5 5. BIOGRAPHIE VON JOST MEIER … wurde in Solothurn geboren. Musikstudium der Komposition, des Dirigierens und Konzertdiplom als Violoncellist am Konservatorium Bern. Ab 1964 war er als Cellist im Tonhalleorchester Zürich und später in der Camerata Bern tätig. Von 1969-1979 war er Chefdirigent der Bieler Orchestergesellschaft und des Musiktheaters. 1980 wechselte er als Kapellmeister an das Theater Basel. Als Gastdirigent wirkte er in vielen Ländern Europas. Seit 1983 ist er freischaffender Dirigent und Komponist. Nachdem er anfänglich vor allem Kammermusik und sinfonische Werke geschrieben hatte, wandte sich Jost Meier mehr der Oper zu. Seine Orchesterwerke werden in Europa, in den USA und Australien aufgeführt, seine Opern u.a. in Freiburg i.Br., Saarbrücken, Kassel, Basel, an der Deutschen Oper Berlin und an der City-Opera in New York. Jost Meier war Dozent an den Musikhochschulen Zürich und Basel sowie an der Jungen Schweizer Oper. 1969 Kompositionspreis ORTF in Paris, 1984 Preis des „Festival de Lausanne“, 1985 Kunstpreis des Kantons Solothurn, 1995 Kunstpreis der Stadt Biel, 1999 Musikpreis des Kantons Baselland, 2003 r grosser Musikpreis des Kantons Bern. Er lebt in Basel. 6. DAS TRIO MONTIN Vor sieben Jahren (2004) hat sich das Trio Montin mit Christine Ragaz (Violine), Brigitte Fatton (Violoncello) und Rosemarie Burri (Klavier) formiert. Mit Neugier, wachsender Freundschaft und auch dank steter Anregung von und Zusammenarbeit mit profilierten Komponierenden der Gegenwart erarbeitete sich das Trio ein weit gespanntes Repertoir von Mozart und Beethoven bis Glaus und Winkelmann. Die jährlich stattfindenden Konzerte im Kunstmuseum bilden jeweils die Ausgangspunkte für Wiederholungen des Programms in der Schweiz und im Ausland. In diesem Projekt wird der bekannte Berner Cellist Matthias Schranz seine aus familiären Gründen pausierende Kollegin Brigitte Fatton ersetzen. 6 ROSEMARIE BURRI, KLAVIER … erhielt prägende Impulse von Jürg Wyttenbach, von Yvonne Lefébure, Wilhelm Kempff und von Sandor Végh. Immer war ihr die Kammermusik ein grosses Anliegen. Sie wurde dafür mit dem ersten Preis am Internationalen Wettbewerb für Duospiel in Italien ausgezeichnet (gemeinsam mit Thomas Friedli, Klarinette). Das Unterrichten von Kammermusikgruppen und die Arbeit mit Künstlern aus andern Kunstgattungen sind ihr wichtig: Texte und Musik («Mozart unplugged und geflügelt», «Kuckuck & Co.»), bildende Kunst (Improvisation und Komposition / gegenseitiger Austausch von Farben und Klängen), Programme mit einem Thema («Durchs 20. Jahrhundert mit Klaviermusik von Komponistinnen»), Text, Tanz und Musik („Hiob“). Gerne konfrontiert sie Kompositionen von Zeitgenossen (György Kurtág, Daniel Glaus, Alfred Schweizer, Katharina Weber, Jürg Wyttenbach, Heinz Holliger, Daniel Fueter) mit Werken vergangener Epochen. Zahlreiche Rundfunkaufnahmen in verschiedenen Ländern, zumeist Kammermusik, runden das Bild der Pianistin ab. CHRISTINE RAGAZ, VIOLINE … verdankt ihre Ausbildung Walter Kägi und Max Rostal in Bern sowie als Stipendiatin des RotaryClubs Ivan Galamian in New York. Sie war Mitglied der Camerata Bern sowie für einige Jahre zweite Konzertmeisterin des Berner Sinfonieorchesters. Danach wurde Christine Ragaz ins BernerStreichquartett berufen. Mit dieser Formation pflegte sie eine internationale Konzerttätigkeit mit vielen Uraufführungen und einer bereichernden Zusammenarbeit mit Komponisten wie Klaus Huber, Helmut Lachenmann, György Kurtág, Roland Moser, Hans Wüthrich, Daniel Glaus u.a. Bis 2005 war sie Dozentin für Violine und Kammermusik an der Hochschule der Künste Bern; seither widmet sie ihr berufliches Schaffen vollumfänglich kammermusikalischen und solistischen Projekten, lässt Notiertes und Gewohntes auch hinter sich mit Improvisationen zu Bildern, Texten und zu Tanz. 7 MATTHIAS SCHRANZ, VIOLONCELLO … wurde 1974 in Bern geboren. Seine cellistischen Förderer waren Christoph Duerst, Marc van Wijnkoop, Walter Grimmer, Kurt Hess und während seiner 7-jährigen Studienzeit an der Musikakademie Basel Thomas Demenga und Reinhard Latzko (Lehrdiplom 1998; Konzertdiplom 2001). Der Gedanke der Vielseitigkeit war für ihn immer von grosser Bedeutung: Improvisationskurse, ein erfolgreiches acapella-Ensemble, intensive Chorarbeit, Orchestertätigkeit, diverse CD- und eine DVD-Produktion und seine eigene, heute für ihn immer noch wichtige Rockband „Disciples“ begleiteten seinen Werdegang als Cellist. Er konzertiert regelmässig als Solist, Kammermusiker und Rockmusiker. Konzertreisen führten ihn nach Rumänien, Mexiko, Armenien, Argentinien, Tschechien und in die Nachbarländer. Er ist Mitglied des Ensemble Paul Klee, ist gefragt als Studiomusiker und arbeitet intensiv als Pädagoge an der Hochschule der Künste Bern und an der Musikschule Konservatorium Bern. 6. ADRESSEN Management LINKultur Christine Lüthi Schafisweg 33 2514 Ligerz +41 (0)32 315 21 41 [email protected] www.linkultur.ch Trio Rosemarie Burri Burgsumpf 50 3307 Brunnenthal +41 (0)31 951 03 96 +41 (0)78 909 20 59 [email protected]