Pressemeldung | 24.4.2017 | acr/so Der dritte Teil der Monteverdi-Trilogie in einer überarbeiteten Fassung Wieder da: Die Krönung der Poppea in neuem Glanz Premiere der Neufassung: Samstag, 29. Apr 2017 | 19 Uhr (im Anschluss After Show Lounge) Mit der Monteverdi-Trilogie eröffnete Barrie Kosky 2012 seine Intendanz an der Komischen Oper Berlin und begeisterte Presse und Publikum. Der letzte Teil dieses Opern-Marathons, Die Krönung der Poppea, kehrt nun mit neuer Besetzung der Hauptpartien in einer musikalisch und szenisch überarbeiteten Fassung auf den Spielplan zurück. Die jungen Ensemblemitglieder Dominik Köninger und Alma Sadé verkörpern das in gefährlicher Leidenschaft füreinander entbrannte Liebespaar und beleuchten das Drama zwischen Liebe, Macht und Politik rund um den römischen Kaiser Nero und seine Geliebte Poppea darstellerisch und sängerisch aus neuer Perspektive. Komponistin Elena Kats-Chernin, die Claudio Monteverdis drei vollständig überlieferten Opern eigens für die Trilogie neu instrumentierte, überarbeitete ihre Instrumentierung für diese Wiederaufnahme und überrascht mehr als zuvor mit außergewöhnlichen Klangkombinationen. Regisseur Barrie Kosky arbeitete für die neue musikalische Struktur auch an der Szene, die zudem im Bühnenraum anders arrangiert sein wird als bei der Premiere 2012. Die Musikalische Leitung liegt in den Händen von Matthew Toogood. Monteverdi macht seine Oper zu einer bitter-sarkastischen Parabel über Macht und Machtmissbrauch, über moralische Korruption, von der selbst die Liebe nicht verschont bleibt. Niemand lebt im Rom unter Kaiser Nero im Einklang mit irgendetwas, am wenigsten mit sich selbst. Es gilt das Recht des Stärkeren, und das ist am Ende immer der Kaiser, der sich obendrein an keinerlei Moral gebunden fühlt. Selbst die Prediger einer Moral sind zu Heuchlern geworden, die am Ende nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Die Unschuld der Liebe ist längst verloren und in ihr Gegenteil verkehrt. Liebe ist nichts als eine weitere Waffe im Kampf um Macht und Einfluss, Amor eine launische Diva, die sich dem Meistbietenden teuer verkauft. So ist es ausgerechnet die »amour fou« der beiden Hauptfiguren, die das Gleichgewicht der politischen Mächte zu gefährden droht. In weiteren Partien sind u. a. Karolina Gumos, Maria Fiselier, Talya Lieberman, Thomas Michael Allen sowie Peter Renz als Amor zu erleben. Bis zum 3. Juni steht Die Krönung der Poppea auf dem Spielplan, ab 23. Juni kehrt mit Orpheus – erneut mit Dominik Köninger in der Titelpartie – der erste Trilogie-Teil zurück. Weitere Informationen auf den folgenden Seiten Stiftung Oper in Berlin/Komische Oper Berlin Behrenstraße 55–57, 10117 Berlin Telefon +49 (0)30 20260 370 Fax +49 (0)30 20260 366 Dr. Andrea C. Röber Pressesprecherin [email protected] www.komische-oper-berlin.de Claudio Monteverdi / Elena Kats-Chernin Die Krönung der Poppea Opera musicale in einem Prolog und drei Akten [1642 oder 1643/2017] Libretto von Giovanni Francesco Busenello Deutsche Textfassung von Susanne Felicitas Wolf Auftragswerk der Komischen Oper Berlin Uraufführung L’incoronazione di Poppea im Winter 1642/43 im Teatro Santi Giovanni e Paolo, Venedig Uraufführung Poppea im Rahmen der Monteverdi-Trilogie am 16. September 2012 Uraufführung der Überarbeitung Die Krönung der Poppea am 29. April 2017 Musikalische Leitung: Matthew Toogood Inszenierung: Barrie Kosky Bühnenbild/Kostüme: Katrin Lea Tag Kostüme: Katharina Tasch Dramaturgie: Ulrich Lenz Licht: Alexander Koppelmann/Diego Leetz Mit Alma Sadé (Poppea), Dominik Köninger (Nero), Karolina Gumos (Octavia), Maria Fiselier (Otho), Julia Giebel (Drusilla), Jens Larsen (Seneca), Tansel Akzeybek (Valletto), Talya Lieberman (Damigella/Das Schicksal), Thomas Michael Allen (Arnalta), Tom Erik Lie (Amme), Peter Renz (Amor), Katarzyna Włodarczyk (Die Tugend), Adrian Strooper (Liberto) u. a. Termine Wiederaufnahme: Samstag, 29. April 2017, 19 Uhr Weitere Vorstellungen: 6./19./26. Mai und 3. Juni Karten Preise: 12 - 69 € Kartentelefon (030) 47 99 74 00 Mo bis Sa: 9 bis 20 Uhr, So- und Feiertage: 14 bis 20 Uhr [email protected] www.komische-oper-berlin.de Hintergrund Claudio Monteverdi und Die Krönung der Poppea Cremona, Mantua, Venedig – in diesen drei so unterschiedlichen oberitalienischen Städten spielt sich das Leben von Claudio Monteverdi ab, der in die Musikgeschichte zu Recht als Urvater der Gattung Oper eingegangen ist. Nicht nur mit seinen Lebensdaten (1567-1643) steht er zwischen Renaissance und Barock. Auch sein künstlerisches Werk ist zwischen diesen beiden kunstgeschichtlichen Epochen aufgespannt: Mit seinen Madrigalkompositionen bringt er die Vokalpolyphonie der Renaissance zu einem letzten Höhepunkt, mit seinen Opern wird er richtungsweisend für die um 1600 aufkommende, neue Kompositionsweise des so genannten monodischen Stils. Historische Personen und historisch belegte Ereignisse rund um den römischen Kaiser Nero bilden die Grundlage für Monteverdis letzte Oper Die Krönung der Poppea: Doch Monteverdi geht es nicht um historische Authentizität. Vielmehr macht er seine Oper zu einer bitter-sarkastischen Parabel über Macht und Machtmissbrauch, über moralische Korruption, von der selbst die Liebe nicht verschont bleibt. Niemand lebt im Rom unter Kaiser Nero im Einklang mit irgendetwas, am wenigsten mit sich selbst. Weder die ehrgeizige Geliebte Poppea an der Seite des verliebten Machtmenschen Nero auf der einen Seite – noch Neros Lehrer und Mentor Seneca, der mit seinen Weisheiten die verstoßene Kaiserin Octavia zu trösten versucht, oder der von Poppea verschmähte Otho, der sein Schicksal bejammert und von Drusilla getröstet wird, auf der anderen Seite … Es gilt das Recht des Stärkeren, und das ist am Ende immer der Kaiser, der sich obendrein an keinerlei Moral gebunden fühlt. Liebe ist in diesem Ränkespiel nichts als eine weitere Waffe im Kampf um Macht und Einfluss, Amor eine launische Diva, die sich dem Meistbietenden teuer verkauft. Elena Kats-Chernin liest Claudio Monteverdi neu Die uns überlieferten Handschriften der beiden letzten Opern Monteverdis lassen keinen Zweifel daran, dass es zwischen der notierten Form und der praktischen Ausführung eines größeren Anteils an ergänzender bzw. interpretierender Arbeit bedarf als bei einem Werk des 19. Jahrhunderts. Die Idee einer eindeutigen Festlegung im Sinne einer einzig gültigen Werkgestalt entstammt dem 18. und vor allem dem 19. Jahrhundert. Monteverdi und seinen Zeitgenossen wäre sie vollkommen fremd gewesen. Zahlreich sind die Bearbeiter*innen, die Monteverdis (heutigen Augen) fragmentarisch anmutende Opernwerke dem Publikum ihrer Zeit näher bringen wollten, darunter so bedeutende Namen wie Vincent d’Indy, Ottorino Respighi, Ernst Krenek, Luigi Dallapiccola, Nadia Boulanger, Luciano Berio, Bruno Maderna oder Hans Werner Henze. Von einer anderen Seite haben Musiker wie Nikolaus Harnoncourt, John Eliot Gardiner oder Rene Jacobs versucht, die überlieferten Manuskripte mit den Augen von Monteverdis Zeitgenossen zu lesen und neu zu interpretieren. Monteverdi gehörte zu den experimentierfreudigsten und offensten Komponisten der Musikgeschichte. Schließlich betrat er gerade mit seinen Opern völliges Neuland und besaß daher alle nur denkbaren Freiheiten. Nicht weniger experimentierfreudig ist das Schaffen der aus Usbekistan stammenden Komponistin Elena Kats-Chernin. Ähnlich wie Monteverdi zu seiner Zeit gehört auch sie nicht zu den Puristen. Als Grenzgängerin zwischen den unterschiedlichsten Kulturen (geboren in Taschkent, aufgewachsen in Moskau, Studium in Deutschland, lebt sie nun in Australien) eignet sie sich auf äußerst vitale Weise verschiedene Traditionen an, mit Hilfe derer sie auch populäre Quellen wie Jazz, Klezmer, Tango oder Ragtime in ihre Musik integriert. So findet in ihrer »Neuschöpfung« von Monteverdis letzter Oper neben traditionellen Instrumenten eines modernen Opernorchesters nicht nur ein barockes Instrument wie die Theorbe Verwendung, sondern auch für ein traditionelles Opernorchester eher ungewöhnliche Instrumente wie Saxophone, Banjos, eine Steel Guitar und ein Synthesizer. Ganz im frühbarocken Stil lässt sie – anders als die meisten Bearbeiter vor ihr – der Continuo-Gruppe Raum für improvisatorische Freiheiten. Über die Ensemblemitglieder Alma Sadé und Dominik Köninger https://www.komische-oper-berlin.de/wir/ensemble/alma-sade/ https://www.komische-oper-berlin.de/wir/ensemble/dominik-koeninger/