Zeitschrift fUr Kristallographie, Bd. 126, S. 37-45 (1968) Von H. VOLLENIU,E, A. WITTMANN und H. NOWOTNY Institut fUr Physikalische Chemic der Universitat Wien und Institut Physikalische Chemie der Technischen Hochschule Wien (Eingegangen am 27. Dezember fUr 1966) Abstract The crystal structure of the compound Liz(Sio,Z5GeO75)z05 has been determined by means of Weissenberg photographs and refined by two-dimensional Fourier syntheses. The lattice parameters of the unit cell (C~~-Abm2) are found represents a new to be: a = 5,99; b = 15,05; c = 4,94 A. The crystal structure type of a double-chain, showing an identity period of two tetrahedra (Zweierdoppelketten). There is a structural relationship to the layer silicate LizSiz05 The following average distances have been obtained: (Si,Ge )-0 = 1,69 and Li-O = 1,94 A. Auszug Die Kristallstruktur der Verbindung Liz(Sio,Z5GeO.75)Z05 wurde von Weissenberg-Aufnahmen bestimmt und durch zweidimensionale Synthesen verfeinert. Die Gitterparameter der Elementarzelle betragen: a = 5,99; b = 15,05; c = 4,94 A. Diese Struktur stellt artigen Typ einer Doppelkette dar, mit einer Identitatsperiode von edem (Zweierdoppelketten). Es besteht strukturelle Verwandtschaft Sehichtsilicat LizSiz05. Als mittlere Abstande wurden (Si,Ge)-O Li-O = 1,94 A erhalten. mit Hilfe Fourier(C~~-Abm2) einen neuzwei Tetramit dem = 1,69 und Einleitung 1m Rahmen van Einkristalluntersuchungen tiber das System Li20-Ge02 wurden ktirzlich Elementarzelle und Symmetrie folgender Verbindungen ermittelt1,2: Li4Ge04, Li6Ge207, Li2Ge205, Li2Ge409, Li4Ge9020 und Li2Ge7015. Das Digermanat Li2Ge205 erwies sich als isotyp mit dem Schichtsilicat Li2Si2052. Die Untersuchungen wurden nun auf das tern are System Li20-Si02-Ge02 ausgedehnt. 1 A. WITTMANN und E. MODERN, Untersuchungen im Zweistoff LizO-GeOz. Mh. Chern. 96 (1965) 581-582. z E. MODERN und A. WITTMANN, Die Kristallstruktur des Lithiumdigermanats LizGeZ05. Mh. Chern. 96 (1965) 1783-1788. 38 H. VOLLENKLE, A. WITTMANN und H. NOWOTNY Neben der bereits bekannten Li2Si03 und Li2Ge033 konnte an fiir die Verbindungen Li2Si205 und nachgewiesen werden (Tab. 1). liickenlosen Mischbarkeit zwischen Hand von Pulveraufnahmen auch Li2Ge205 ein homogener Ubergang Bei Temperaturen oberhalb des a Li2Si205 Li2(Sio,75GeO,25h05 Li2(Sio,50GeO,50h05 Li2(Sio.25GeO.75h05 Li2Ge205 5,82 5,85 5,89 5,92 5,97 C b A 14,66 14,80 14,95 15,12 15,30 A 4,79A 4,83 4,87 4,91 4,95 Existenz bereiches dieser Mischkristallreihe wurde bei einem Si; Ge. Verhaltnis 1; 3 eine neue, gut kristallisierende Verbindung aufgefunden, die strukturchemisch einen neuartigen Kettentyp reprasentiert. Experimentelles Zur Herstellung der Proben wurden Pulvermischungen von Li2C03, Si02 und Ge02 (beide in der Quarzform) im entsprechenden Ver haltnis bei 13000 C im Pt- Tiegel geschmolzen. Die durch rasches Abkiihlen glasig erstarrten Produkte wurden anschlieBend getempert, Wie die Pulveraufnahmen zeigten, bilden sich bis zu einem Si; Ge- Verhaltnis 1; 9 Mischkristalle Li2(Si,Ge )205' wahrend nach Ternperung Ge-reicherer Ansatze auch andere Lithiumgermanate auf. treten. Die neue ternare Verbindung wurde durch Tempern von Proben der Zusammensetzung Li2(Sio,25GeO,75)205im Bereich 850 bis 900°C homogen erhalten. Ge-reichere Proben der Zusammensetzung Li2(Sio,12GeO,SS)205zeigten nach Temperung (750 bis 850°C), abgesehen von einigen schwachen Fremdlinien, das gleiche Linienmuster mit leicht geanderten Gitterparametern. Danach kann auf einen homogenen Bereich dieser Verb in dung geschlossen werden. Fiir Drehkristall-und Weissenberg-Aufnahmen wurden Einkristalle (0,1 X 0,1 X 0,2 mm; zerkleinerte Kristallnadeln) der Zusammensetzung Li2(Sio,25GeO,75)205verwendet. Die Auswertung der Aufnahmen ---.- 3 A. N. LASAREWund T. F. TENISCHEWA,Schwingungsspektren kristallen im System Li2Si03-Li2Ge03. (1962) 708-713 [russ.]. Optik u. Spektroskopie von Misch. [UdSSR.] 13 39 um die Achsen [100], [010] und [001] (Nadelachse) rhombische Elementarzelle mit den Gitterparametern: fiihrte auf eine und c = 4,94 A, b = 15,05 A a = 5,99 A, sowie auf die AuslOschungen: hkl nur mit k+l = 2n, hOl nul' mit 1 = 2n und Okl nul' mit k = 2n und 1 = 2n. Diese AuslOschungen sind fiir die Raumgruppen D~k-Cmma und C~~-Abm2 charakteristisch. Aus del' Ubereinstimmung del' experimentellen und theoretischen Dichte yon 3,30 bzw. 3,27 [g/cm3] l'esultiel'en 4 Formeleinheiten je Elementarzelle. Die Intensitiiten del' hkO-, hOl- und Okl-Refiexe wurden auf den Weissenberg-Aufnahmen (CuKIX,;3-Strahlung) mit Hilfe einer Vergleichsskala visuell geschiitzt. Die so erhaltenen Intensitiiten wurden mit dem Lorentz-Polarisations-Faktor und den Absorptionsfaktoren fiir zylindrische (hkO-Refiexe, Nadelachse) bzw. kugelfOrmige Kristalle (Okl- und hOl-Refiexe) korl'igiert4. Da del' Kristall eine Abweichung von del' Kugelgestalt zeigte, wurde fUr die Refiexe mit del' geringsten Absorption eine zusiitzliche Korrektur yon 10 bis 15% (bezogen auf Po) angebracht. Bestimmung del' Kristallstl'uktul' Die enge strukturelle Verwandtschaft zwischen diesel' Verb in dung und dem Schichtsilicat Li2Si2055 geht aus del' ausgepriigten Ahnlichkeit del' Gitterparameter kIaI' hervor (Tab. 1). Diese Tatsache kommt insbesondere in del' fast vollkommenen Ubereinstimmung del' Okl-Intensitiiten auf den Weissenberg-Aufnahmen del' neuen Phase einerseits und yon Li2Ge205 andrerseits zum Ausdruck; del' wesentliche Unterschied diesel' beiden Kristallstrukturen ist daher in einel' gegenseitigen Verschiebung gleichbleibendel' Bauelemente in del' x-Richtung zu suchen. Zur Ermittlung diesel' Verschiebung wurde eine zugespitzte Patterson-Projektion auf (001) gerechnet. Sie fiihrt auf ein Strukturmodell, dessen Zusammenhang mit del' Li2Si205-Struktur und zwei weiteren, nahe verwandten Schichtstl'uktul'en aus Fig. 1 hervorgeht. Als gemeinsames Strukturmerkmal tritt eine Zweiereinfachkette6 auf, die in Fig. 1 parallel zur Projektionsrichtung verlauft. In den ~.- 4 International tables for x-ray crystallography. The Kynoch Press, Birmingham, England. 5 F. LIEBAU, Die Kristallstruktur der Zimmertemperaturform des Li2Si205. Acta Crystallogr. 14 (1961) 389-395; Ubcr die Kristallstruktur des iX-Na2Si205. Acta Crystallogr. 14 (1961) 395-398. 6 F. LIEBAU, Die Systematik der Silikate. Naturwiss. 49 (1962) 481-491. 40 H. VOLLENKLE, A. WITTMANN und H. NOWOTNY Beispielen a bis c sind diese Ketten zu Schichten verkniipft, die nach F. LIEBAU als Zweiereinfachschichten bezeichnet werden 6,7; die genannten Strukturen unterscheiden sich lediglich in einer Verschiebung benachbarter Schichtelemente. (a) (b) (c) Fig.1. Vergleich entsprechcnder Projektionen auf (001) der Strukturen lX.Na2Si205 (a), H2Si205 I (b), Li2Si205 (c) und Li2(Sio.25GeO,75)205 (d) 7 F. LIEBAU, Uber Kristallstrukturen Z. Kristallogr. 120 (1964) 427-449. zweier Phyllokieselsauren, von H2Si205. 41 Zur Struktur der neuen Phase gelangt man durch eine gegenseitige Verschiebung der Zweiereinfachketten. So erha,lt man, ausgehend yon der Li2Si20s-Struktur (c), den Strukturtyp durch eine Translation jeder zweiten Kette in der a- und c-Richtung urn aj2 bzw. cf2 (Fig. 1d). Diese Anderung flihrt zu einer Auflosung der Zweiereinfachschicht und Ausbildung einer Zweierdoppelkette, die in Richtung der c-Achse verliiuft. Verfeinerung der Kristallstruktur Ein nach den dargelegten Uberlegungen aufgestelltes Strukturmodell (Raumgruppe O~~-Abm2) ergibt flir die hkO-Reflexe ohne Berticksichtigung der Lithiumionen bereits einen R-Wert yon 0,21. Dieser Strukturvorschlag wurde, weiterhin ohne Lithiumionen, durch Fourier-Projektionen auf (100) und (001) bis zu einem R-Wert yon 0,15 ftir die hkO- und Okl-Reflexe verfeinert. Zur Lokalisierung der Lithium-Positionen wurden nun zwei Differenz-Synthesen der Form parallel [100J und [OOlJ gerechnet. Mit den so Fo - F[(Si,GeJ,O.]'erhaltenen Lithium-Lagen gelang es, durch weitere Fourier-Synthesen in allen drei Achsenrichtungen folgende R-Werte zu erreichen: 0,092 ffir Okl; 0,102 flir hOl und 0,099 flir hkO. Die Strukturfaktoren wurden mit den Streukurven flir Si und Ge bzw. Li+ berechnet; zur Ladungskompensation wurden die Werte yon 0 und 01- entsprechend gemittelt. Flir die verschiedenen Atomarten wie auch flir die drei Projektionen wurden individuelle isotrope Temperaturfaktoren einTabelle k I 20 , 6 8 10 12 lk 16 I8 I 00 ,2 6 8 10 12 lk IF.I IF,/ }7 175 J' 01 '"68 ')II 80 1'}1, 182 15 5 2 "77" 7J"92 11 70 8 Li 8 (Si,Ge) 80(1) 80(2) 40(3) 00 . 8 10 12 1'. 16 18 3 00 ,., ,.6 110 18 29 "0 0 26 66 16 ,8 1k 58 16 '0, 2J lY 112 117 75 7' 129 122 117 '8 10' der beobaehteten h 1.1 3100 12 100 2b 15 Tabelle Atome 18 6'. 1:o>It124 b') 7'. '" tty 12'1 62 '5 12t:\ 122 2. Vergleieh h k 1 IF, / 1",1 {) ., lIb 17 14 10:; 22 6 '" 7k 51 16 87 6 8 10 70 J8 86 6, 12 86 20 BO 18 8J , o 121 134 "7 0 ,2 ° 115 117 12 , 1'.00 123 104 3. Verfeinerte Lage und bereehneten I F,I I F,I 11 15 , " 16 IJ 6 "- 12 6 14 00 2 6'. 8 10 12 o 0 2 '.68 02 1 12 68 1'. " 71 h 65 J -30 57 6, 2' 61 "J2 , k I 06 14 1 , 12 8 7 86 ~':! 0 '} to 0 7 2 Strukturamplituden . k 1 /F,I IF,I 28 233 100 02 66 75 120 "8J 30 4.5 o , 51 " 60 kJ 10, 30 57 37 21J o 6 2 2 9. " 37 3k 15 81 70 82 118 85 22 87 6, 6J ". Atomparameter fur 0,356 0,155 0,332 0,104 0,240 0 6 2 8 10 12 0,0570 0,1448 0,0670 0,1335 0,2500 137 86 57 IJO 1'. 16 18 0 2 , '. 8, 36 51 11 6 82 12 40 8 I 51 7k '" 22 0 '"26 , 17 6 57 6, z 0,060 0,400 0,464 0,060 0,470 "' 51 " 129 17 " 51 "11 95 OJ 68 55 16 OJ 15 Li2(Sio.2SGeO.7S)20S y x h k 1 IF.I IF,I , 102 " I 8(d) 8(d) 8 (d) 8 (d) 4(c) IF.I IF,I " 82 k8 81 21 70 I. 81 6, 42 H. A. WITTMANN VOLLENKLE, und H. NOWOTNY gesetzt. Bei den in Tab. 2 wiedergegebenen Strukturamplituden erfolgte die Berechnung fur alle drei Projektionen einheitlich mit den Temperaturkoeffizienten: BLi = 0,7; B(Si, Ge) = 0,4; Bo = 0,7. Der R-Wert betriigt 0,112 fur die beobachteten Reflexe und 0,119 flir alle Reflexe (nicht beobachtete Reflexe wurden gleich Null gesetzt). Den Berechnungen wurde eine statistische Verteilung der Si- und Ge-Atome zugrunde gelegt. Tabelle 3 enthiilt die verfeinerten Atomparameter. Fig.2 zeigt die Fourier-Projektionen von Li2(Sio,25GeO.75)205auf die x,y- und y,z-Ebene. In Tab.4 ist die Auswertung einer Pulveraufnahme (CuKiX-Strahlung) wiedergegeben. a/2 L~6:) X ! Si,Ge 0, I I o y b/2 y b/2 c/2 z Li" o Fig. 2. Elektronendichteprojektionen der Verbindung Li2(Sio,25GeO,75)205 auf (001) und (100); die Hohenschichtlinien sind in Abstanden yon 8 e/A2 einge. zeichnet, beginnend mit 8 e/A2 Tabelle 4. A u8wertung einer Pulveraufnahme bis sinlO = 0,37 (CuKcx-Strahlung) ber. lIinZe beob. Iber. 0,0105 0,0106 60 165 270 '" "5 585 m> 929 975 1064 1109 12"'5 1395 H85 165 268 sin2a Ibeob. ..t '87 m "8 '" "2 .t "2 1000 ..t 581 653 929 976 1067 110} 1HZ ~~~~) 1238 1397 H81 265 mot '~~ > 209 "7 126 75 ;~ 17 80 3' m.t m.t m ) . m. her. 2 5, 1 2 0 0 8 2 2 3 1 1 ,8 3 0 ,6 2 1 1 3 3 1 6 1 6 0 9 010 1 3 heob. O'~~~6 )0,1558 1634 163'" 1673 ) ~~;~ 17,.6 18\,. 1840 1901 ~~~~) 1679 ;~~: ) 2384 ;:~~ 2534 ) 2°75 2387 2"''''0 2525 ) 2625 ;~;~ Iber. Ibeob. 2~j ) m.t . " ~) .. 16 37 ~i ~~)IIIs-d ~r ) 0 1 10 1 8 1 3 , 2 1 5 2 9 3 8 .-d 8' 56 k , , , ) :: ) h 210 2 8 3 6 2 5 1, 11 6 o 10 sin2e her. beob. 0,261,.0 0,2645 2792 ~~~~) ;:~~ } 2871,. ) ~~;~ }025 }060 }069 3164 3159 }290 ~~~~) }404 3508 3583 3586 3599 3397 3513 } 3588 Iber. Iheob. 25 ~~)ss-d ;: ~; 32 ) ) "; > u-d 38 89 m. 3~ } 33 43 Diskussion der Kristallstruktur Die vorliegende KristaIlstruktur stelIt das erste Beispiel einer Doppelkette mit tetraedrischen Baugruppen der Formel [X40lO]~dar. Eine derartige Doppelkette wurde bereits von LIEBAU6 diskutiert und als Zweierdoppelkette bezeichnet. In Fig. 3 ist der neue Kettentyp der schon Hinger bekannten, zweiten moglichen Form einer Zweierdoppelkette gegeniibergestellt. Wie aus Fig.3 leicht zu ersehen ist, unterscheiden sich die beiden Kettentypen durch die Art der Verknupfung der beiden die Doppelkette aufbauenden Zweiereinfachketten. In der Doppelkette der Amphibole (a) sind die Einfachketten (a) Fig. 3. Zweierdoppelketten in den Strukturen von Li2(Sio,2SGeO,7ShOs (b) (b) Amphibolen (a) und von iiber jedes zweite Tetraeder miteinander verbunden, wahrend in der vorliegenden Kettenstruktur eine Verknupfung iiber aIle Tetraeder vorliegt (b). Dieser neue Typ einer Doppelkette kann auch als Ausschnitt aus einer bei Silicaten noch nicht aufgefundenen Einereinfachschicht6 aufgefaBt werden. Interatomare Abstiinde: Die mittlere Abweichung fUr die in Tab. 5 wiedergegebenen (Si,Ge)-O-Abstande betragt ca. 0,04 A, fur die Li-O-Abstande ca. 0,07 A. Der erhaltene mittlere Abstand fur (SiO.25GeO.75)-Ovon 1,694 A stimmt mit dem linear interpolierten Wert von 1,707 A gut uberein. Zur Berechnung wurde der mittlere Si-O- und Ge-O-Abstand, beide in der Quarzmodifikation, ver- 44 H. VOLLENKLE, A. WITTMANN und H. NOWOTNY Tabelle 5. Interatomare Abstande 1,611 A und Winkel 2,007 A (Si,Ge)-O(l) -0(2) -0(2') -0(3) 1,716 1,749 1,699 Li-O(l) -0(1') -0(1") -0(2) Mittelwert 1,694 Mittelwert 1,942 0(1)-0(1"') -0(2) -0(2') -0(3) 2,849 A 2,617 2,837 2,809 0(2)-0(2') -0(2") -0(3) -0(3') 2,766 A 1,934 1,931 1,898 2,766 2,800 2,742 1040 115 116 O(l)-Li-O(l') -0(1") -0(2) 1080 108 84 0(2)-(Si,Ge)-0(2') -0(3) 106 110 O(l')-Li-O(1") -0(2) 95 136 0(2')-(Si,Ge 105 0(1")-Li-0(2) 122 0(1 )-(Si,Ge )-0(2) -0(2') -0(3) )-0(3') 109,30 Mittelwert Mittelwert 1260 126 138 (Si,Ge)-0(2)-(Si,Ge) (Si,Ge )-0(2')-(Si,Ge) (Si,Ge )-0(3)-(Si,Ge) Mittelwert wendet8,9. Flir Li-O Abstand ergibt sich 1,94 A; vergleichsweise in Li3P041O 1,95 und Li2Si2055 108,80 1,94 130,00 betriigt dieser A. Die Unterschiede in den (Si,Ge)-O-Abstiinden zeigen eine bemerkenswerte Korrelation zur Umgebung der beteiligten Sauerstoffatome. Den Atomen 0(2) und 0(3) mit den beiden liingeren Bindungen von 1,69 und 1,71 A kommt nach PAULING eine elektrostatische Bindungsstiirkell von 2 bzw. 21 zu, wiihrend das Atom 0(1) mit cler relativ kurzen Bindung von 1,63 A eine solche von nur 11 aufweist. In der Ausbildung der verschieden groBen (Si,Ge)-O-Abstiinde kommt daher die Tendenz zum Ausdruck, die Abweichung von der idealen 8 G. S. SMITH and L. E. ALEXANDER, Refinement of the atomic parameters of ex-quartz. Acta Crystallogr. 16 (1963) 462-471. 9 G. S. SMITH and P. B. ISAACS, The crystal structure of quartz-like Ge02. Acta Crystallogr. 12 (1964) 842-846. 10 J. ZEMANN, Die Kristallstruktur von Lithiumphosphat, LiaP04. Acta Crystallogr. 13 (1960) 863-867. 11 L. PAULING, The nature of the chemical bond. 3. Aufl., Cornell University Press, 1960, Ithaca, New York. 45 Bindungsstarke 2 fur Sauerstoffatome durch Verkurzung (Bindungs2) auszugleichen. starke < 2) bzw. Verlangerung (Bindungsstarke> Interatomare Winkel: Die .A.nderung des Valenzwinkels am Sauerstoffatom 0(1) ist der einzige charakteristische koordinative Unterschied bei den Verbindungen Li2Si20S und Li2(Sio,2SGeO,7S)20S'Uber dieses Atom 0(1) sind die Zweiereinfachketten zu Schichten bzw. Doppelketten verknupft. Wie die in Tab. 6 angeflihrten Beispiele zeigen, durfte ganz allgemein mit dem Ubergang von den Silicaten Tabelle6. Mittlere X-O-XX Si (Sio,25GeO,75) Ge I CuX03 - I Valenzwinkel fur einige Silicate und Germanate Li2X03 134 ° 12 113°14 - 122 ° 14 I Na2X03 -I Li2X205 137 ° 13 137°5 110 ° 15 130° (1370) 2 I I * X02 144 °8 130°9 * instabil. zu den Germanaten eine Verkleinerung des X-O-X-Winkels einhergehen. Diese Tendenz zu kleineren Valenzwinkeln X-O-X kann bei den Germanaten zur AusbiIdung von tetraedrischen Strukturtypen, z. B. CuGe0316, fuhren, die bei Silicaten nicht beobachtet werden. Die Berechnung der Korrekturfaktoren fur die Intensitaten, der Strukturfaktoren und Fourier-Synthesen sowie der interatomaren Abstande und Winkel erfolgte mit eigenen ALGOL-Programmen (ALCOR-Illinois 7040). Die Rechenarbeiten wurden mit der IBM 7040-Rechenanlage des Institutes fUr numerische Mathematik der Technischen Hochschule Wien durchgefUhrt, wofur wir dem Institutsvorstand, Herrn Prof. Dr. H. STETTER, bestens danken. Ferner sind wir der Firma Owens, Illinois, fUr die gewahrte Untersttitzung zu Dank verpflichtet. 12 H. SEEMANN, Die Kristallstruktur des Lithiummetasilikates, (Li2Si03)x' Acta Crystallogr. 9 (1956) 251-252. 13 A. GRUND und M. PIZY, Kristallstruktur des wasserfreien Natriummetasilicats Na2SiOa. Acta Crystallogr. I) (1952) 837-840. 14 Eine Verfeinerung der Kristallstruktur von CuGeOa und Li2GeOa wird d~mnachst ver6ffentlicht. 15 Y. GINETTI, Structure cristalline du metagermanate de sodium. Bull. Soc. Chim. Belg. 63 (1954) 460-469. 16 Y. GINETTI, Structure cristalline du metagermanate de cuivre. Bull. Soc. Chim. Belg. 63 (1954) 209-216.