Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten Ziel Methode: Videoarbeit mit Beobachtungsauftrag und Unterrichtsgespräch Ziel dieser Videoarbeit ist es, sich anhand einer konkreten Situation „Herr A. möchte etwas trinken“ aus dem Film „Interaktionen mit dementen Menschen“ (Margraf 1999) mit der Interaktion zwischen einem Menschen mit Demenz und einer Pflegeperson während einer Essenssituation auseinanderzusetzen. Der Schwerpunkt liegt darauf, die eigene Wahrnehmung und Beobachtung in Bezug auf die nonverbale Kommunikation zu schulen. Die gestufte Vorgehensweise beim Ansehen der Filmsequenz ermöglicht einen sich aufbauenden, vertieften Zugang zum Inhalt. Vorgehensweise und Sozialform Schritt I: Filmsequenz ein erstes Mal sehen (Einzelarbeit, Plenum) Die Lernenden sehen die Filmsequenz (Ausgangssituation mit Ton und Ablauf ohne kommentierenden Ton) ein erstes Mal in Normalgeschwindigkeit (Menü Extra: Ausgangssituation) und lassen das Gesehene dabei einfach auf sich wirken. Sie beschreiben stichwortartig mit Hilfe eines Arbeitsblattes (Arbeitsblatt V/2.1), was sie wahrgenommen haben. Im Anschluss moderiert der Lehrende einen Austausch im Plenum über das Gesehene. Die Antworten der Lernenden werden höchstwahrscheinlich unterschiedlich sein, sie werden jedoch an dieser Stelle noch nicht bewertet oder korrigiert. Auf diese Weise haben die Lernenden die Möglichkeit, ihre Beobachtungen / Deutungen in der Weiterarbeit selbst noch einmal zu überprüfen. Schritt II: Filmsequenz ein zweites Mal sehen (Einzel-, Partner- und Plenumsarbeit) Die Lernenden sehen die Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ nun ein zweites Mal, wieder ohne Ton, aber jetzt in Zeitlupe (Menü Extra: Zeitlupe). Die Filmsequenz ist in vier Zeitlupen unterteilt. Bei der Bearbeitung geht es nun darum, mit Hilfe eines Beobachtungsbogens gezielt die Signale von Herrn A. und der Pflegeperson in den dargestellten Zeitlupen zu beobachten (Arbeitsblatt V/2.2): • Beobachten Sie genau: Welche nonverbalen Signale senden und empfangen die Pflegeperson und Herr A.? • Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen auf dem vorbereiteten Beobachtungsbogen (Arbeitsblatt V/2.2) Damit die Beobachtung gut gelingen kann, stoppt der Lehrende den Film nach jeder Zeitlupe, damit die Lernenden genügend Zeit haben, Ihre Beobachtungen zu dokumentieren. Am Ende der vier Zeitlupen vergleichen die Lernenden ihre Ergebnisse in Partnerarbeit und tauschen sich über Schwierigkeiten, die sich im Rahmen der Beobachtung ergeben haben, aus. Der Lehrende greift mögliche Schwierigkeiten auf. Falls Bedarf besteht, kann die Zeitlupe nochmals gezeigt werden. (Eine detaillierte Vorstellung der Beobachtungsergebnisse im Plenum ist an dieser Stelle nicht zwingend, da mit den Ergebnissen im Folgenden noch weitergearbeitet wird. Sie kann allerdings erfolgen, wenn große Schwierigkeiten bei der Bearbeitung geäußert werden.) Schritt III: Regeln zur Klarheit in der nonverbalen Kommunikation formulieren (Plenum) Bei der Weiterverarbeitung der Lernaufgabe geht es nun darum, dass sich die Lernenden die Abfolge der Signale / die Wechselseitigkeit zwischen Herrn A. und der Pflegeperson bewusst machen und Regeln für die nonverbale Kommunikation mit Menschen mit Demenz formulieren. Der Lehrende bereitet eine leere Wandzeitung („Regelspeicher“) vor. Er bittet die Lernenden, aus ihren Beobachtungen Regeln für die Klarheit in der nonverbalen Kommunikation mit Menschen mit Demenz abzuleiten. Die Lernenden äußern ihre Gedanken auf Zuruf, der Lehrende notiert diese für alle sichtbar auf der Wandzeitung. © BMFSFJ V/12 Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten Schritt IV: Signale von Herrn A. und der Pflegeperson den Kanälen der nonverbalen Signalebene zuordnen (Einzelarbeit, Plenum) In diesem Schritt geht es erstens darum, die nonverbalen Signale von Herrn A. und der Pflegeperson den verschiedenen Kanälen der nonverbalen Sprache (Mimik, Gestik, Augenausdruck, Körperbewegung und Körperhaltung) zuzuordnen. Dieses ist wichtig, um herauszufinden, auf welchen Kanälen Herr A. und die Pflegeperson schwerpunktmäßig miteinander kommunizieren. Zur Bearbeitung der Aufgabe lesen die Lernenden ihre Aufzeichnungen auf dem Beobachtungsbogen (Arbeitsblatt V/2.2) noch einmal durch und rufen dem Lehrenden ihre Antworten nach einer kurzen Denkpause zu. Der Lehrende notiert die Antworten auf einer vorstrukturierten Wandzeitung oder der Tafel. Bei der Zuordnung zu den Kanälen der nonverbalen Sprache kann es zu Überschneidungen kommen, da z. B. beobachtbare Signale im Bereich von Gesten bzw. Körperbewegungen ähnlich und nicht immer klar voneinander zu trennen sind. Hier liegt der Fokus nicht darauf, zwingend den „richtigen“ Kanal herauszufinden, sondern ein Gefühl für die Vielfältigkeit der Signale zu bekommen. Zeitaufwand Material Hinweise © BMFSFJ Zweitens geht es darum herauszufinden, welche unterschiedlichen Sinneskanäle (visuell, akustisch, taktil) die Pflegeperson bei Herrn A. anspricht und wie sie das genau macht. Der Lehrende unterstützt über zentrierende Fragen: • Was fällt Ihnen auf, wenn Sie vergleichen, auf welchen Kanälen Herr A. und die Pflegeperson Mitteilungen austauschen? • Ab wann begreift Herr A. die Situation und woran liegt das Ihrer Ansicht nach? • Welche weiteren Regeln lassen sich daraus für die nonverbale Kommunikation mit Menschen mit Demenz ableiten? (An dieser Stelle kann der erstellte Regelspeicher vervollständigt werden.) Schritt V: Filmsequenz ein drittes Mal sehen (Einzelarbeit, Plenum) Zum Abschluss der Videoarbeit wird der Film ein letztes Mal – mit kommentierendem Ton – gesehen. Die Lernenden haben die Gelegenheit, ihre Einschätzungen zur Interaktionsqualität in der Filmszene im Kommentar bestätigt zu sehen. Möglicherweise weichen ihre eigenen Einschätzungen aber auch vom Kommentar ab. In diesem Fall können die unterschiedlichen Sichtweisen diskutiert werden. Ca. 120 Minuten (Filmsequenz jeweils wenige Minuten) • Arbeitsblätter V/2.1 – V/2.4 • Film „Interaktionen mit dementen Menschen“ (Margraf 1999) (Der Film enthält ein Begleitheft für Lehrende mit Kommentaren zu den dargestellten Szenen und weitere mögliche Bearbeitungsvorschläge.) • DVD-Player, Beamer Der reibungslose Ablauf dieser Methode hängt stark mit den gegebenen technischen Möglichkeiten zusammen. Kann der Film nur über einen normalen Fernseher gezeigt werden, wird es für die Lernenden schwierig, die Details genau zu beobachten. Das Zeigen des Films über DVD-Player / Beamer ist daher – sofern möglich – vorzuziehen. Hilfreich ist es, wenn eine weitere Person zur Koordination der Technik hinzukommt. In jedem Fall muss die Anwendung vorab erprobt werden, um die jeweiligen Stellen im Film passend aufzufinden. Für die Bearbeitung relevant sind drei verschiedene Filmsequenzen: • Ausgangssituation: Herr A. wird vorgestellt (mit Ton) • Ablauf der Szene „Herr A. möchte etwas trinken“ in Normalgeschwindigkeit (ohne Ton) • Ablauf der Szene „Herr A. möchte etwas trinken“ in vier Zeitlupen (ohne Ton) V/13 Methoden Lerneinheit V: Interaktion gestalten Durch die Verlangsamung des Lernprozesses (Zeitlupen) kann die Videoarbeit für die Lernenden anstrengend sein. Das Füllen des Regelspeichers (Schritt III) wird als willkommene „Auflockerung“ zwischen der Arbeit an den Beobachtungsergebnissen empfunden. Zu den „Regeln“ sollte der Lehrende verdeutlichen, dass diese nicht als starre Handlungsanweisungen zu verstehen sind, die in jedem Fall zum Erfolg führen, sondern als Hilfestellungen, die das Gelingen der Interaktion wahrscheinlicher machen. Literatur © BMFSFJ Kittelberger, R. & Freisleben, I. (1994). Lernen mit Video und Film. Zweite neu ausgestattete Auflage. Weinheim: Beltz. Margraf, K. (1999). Interaktionen mit dementen Menschen. Video. Fachhochschule Frankfurt am Main, Fachbereich Pflege und Gesundheit. Im Auftrag der Alzheimer-Gesellschaft Mittelhessen e.V. Produktion und Vertrieb: AXIS Kommunikation GmbH, Hudtwalckerstr. 31a, 22299 Hamburg. V/14