D e r M i t t l e re We g majjhimâ - patipadâ Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V. Gemeinnütziger Verein · Zentrum: Drostestraße 8 · 30161 Hannover Heftpreis 3,00 € 47. Jahrgang Januar - April 2015 Nr. 1 Programm und Einladung Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile) Veranstaltungen von Januar - April 2015 02.01. Freitag 19 h - 21 h 10.01. Samstag 10 h - 17 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig Zum Kennenlernen schweigender Meditation und Gesprächsaustausch über die Lehre des Buddha wird herzlich eingeladen. Vorerfahrungen und Anmeldung sind nicht erforderlich. Kostenlose Veranstaltung – auf Spendenbasis - bitte 10 Min vor Beginn eintreffen. Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen Heute wird unsere Übungspraxis im Geiste der meditativen Bewegungsübungen aus dem Kum Nye, dem tibetischen Heilyoga und der Einsichtsmeditation von Johannes Dombrowski angeleitet - eine Erfahrung von Entspannung und Erkenntnis in Bewegung und Stille. Geeignet ist unser Übungstag für Neuinteressierte ebenso wie für schon erfahrene Meditierende. Bitte etwas zum gemeinsamen Mittagsimbiss mitbringen. Teilnahme auf Spendenbasis - bitte rechtzeitig anmelden. 20.02. Fr. 19-21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar 22.02. So 15 h Tee-Nachmittag - wie am 25.01. 06.03. Fr. 19-21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar 07.03. Sa. 10-17h Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes - wie am 10.01 12.-15.03. Do 19 h bis So 13 h Sterben –Tod – Wiedergeburt - Meditationsseminar mit Bhante Dr. Seelawansa Maha Thera - Veranst.: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. (Örtlichkeit wie am 16.01.) Teilnahme: € 60, Anm.: [email protected] 13. - 15.03. Fr 19 h bis So 17 h Studien-Sesshin – im Rahmen des Studienprogramms Anm. schriftl. bis 2 Wochen vorher, Info Tel. 864871 oder Email: [email protected] - Beitrag 105,- € - Programm Sa: Sönam Chöky (Maria Viktoria Gereck): “Das Herz des Abhängigen Entstehens” von Nagarjuna | Dagmar Doko Waskönig: Der Prozess des Sterbens und das Danach in der Sicht der buddh. Schulen. So: Dagmar Doko Waskönig: Die Lehre von der Buddha-Natur in Ostasien. 20.03. Fr. 19-21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar 20.03. Fr. 19 -21 h Buddhismus kennenlernen - Informationsabend wie am 16.01. bei der Buddhistischen Gemeinschaft Chöling - Info: www.choeling.de 11.01. Sonntag 07:15 h NDR 4 - Info-Radio: Sendereihe Religionsgemeinschaften Beitrag der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg - Thema: „Alle Wesen bestehen durch Nahrung“ - Vortrag von Dr. Alfred Weil 16.01. Freitag 19 h - 21 h Buddhismus kennenlernen Informationsabend für Interessierte -Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover - Informationen: www.choeling.de; Eintritt frei, Spende erbeten 23.01. Fr. 19-21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar 21.03. Samstag 10 -17 h Die Kunst zu ruhen - Achtsamkeitstag mit Bettina Romhardt Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. (Örtlichkeit wie am 16.01.) -Teilnahme auf Spendenbasis Anmeldung: [email protected] 25.01. Sonntag 15 h Tee-Nachmittag Buddhismus eine buddhistische Orientierungshilfe, Erfahrungsaustausch durch Dialog und Ansehen von Videos zur Lehre des Buddha 22.03. Sonntag 10 -16 h 07.02. Sa. 10-17h Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes - wie am 10.01. Buddhistischer Sonntag mit Wolfgang Krohn, Hamburg Thema: Lebenskraft (Indriya) - wie gehe ich damit um? - Meditationstag - Vortrag, Gespräche und Körperübungen. - Bitte leichte, lockere Kleidung und etwas zum gemeinsamen Mittagessen mitbringen, Tee wird gereicht - Empfohlener Beitrag: 20 € - bitte anmelden! 13.02. Fr. 19-21 h Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar 27. - 29. 03. Fr 18 h bis So 14 h Halbjahrestreffen der Theravada-AG (DBU) im Thai-KLoster Wat Dhammavihara in 30453 Hannover-Ahlem, Ahlemer Turm 3 unter Leitung der Ehrw. Bhikkhuni Agganyani. Nähere Informationen und Anmeldung bei Michael Schmidt, Tel. 05722-81725 o. Email: [email protected] 15.02. So. 9-18 h Zen-Praxistag Beitrag 30 € (inkl. Essen) - Anmeldung unter Tel. 0511-864871 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 2 Fortsetzung folgt auf Seite 31 3 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Inhalt Seite Programm Teil I 2 Impressum 4 Editorial 5 Axel Rodeck Die Entstehung des Buddhismus 6 Ulrich Beck Betrachtungen über den Tod 13 Der Mit tlere Weg majjhimâ - patipadâ Herausgeber: Buddhistischer Bund Hannover e.V. Drostestr. 8, 30161 Hannover Tel. + Fax 0511 / 3 94 17 56 E-Mail: [email protected] Internet: www.buddha-hannover.de Hellmuth Hecker Toleranz in den Weltreligionen Der Unterschied zwischen Glaubens- und Erkenntnisreligion 16 Ulricke Hecker Ich verneige mich dreimal 19 Die Theravada-AG informiert: Der Weg zur Reinheit - Visuddhi-Magga 21 Hans Wolfgang Schumann Reliquien des Buddha- und was mit ihnen geschah 22 www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover Redaktionsteam: Rother Baumert, Axel Rodeck, Michael Schmidt, Rajah Wirasekara Satz u. Gestaltung: York-Victor Reith hannover-computernachhilfe.de Druck: Lps-digital, Hannover Renate Miog Eine Straße24 Auflage: 500 Ulrich Beck Helfen Buddhistischer Bund Hannover e.V. Postgirokonto: Postbank Hannover Kto.-Nr. 180 18303 BLZ: 250 100 30 IBAN: DE07 2501 0030 0018 0183 03 BIC: PBNKDEFF 25 Michael Funk Treffen der Theravada-AG 28 Auch das noch... 30 Programm Teil II 31 Spendenkonto: Abbildungen: Rajah Wirasekara: S.1, Michael Funk: S. 29, Sonstige: Archiv. „Der Mittlere Weg - majjhima patipada“ erscheint nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch auf Lieferung besteht nicht. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung gestattet. Ein Belegexemplar wird erbeten. Anreise zum BBH mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3, 7 und 9 ab Hbf (Tiefebene) bis zur ersten Haltestelle „Sedanstr./Lister Meile“, dann zu Fuß die Lister Meile hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 128, 134, 100, 200 bis Haltestelle „Lister Platz“, zu Fuß die Lister Meile hinunter. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 4 Editorial Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Gewähr. Notwendige Kürzungen versu- chen wir vorher mit den AutorInnen zu besprechen. Texte und Bilder, wenn möglich, bitte auf CD zusenden oder per Liebe Leserinnen und Leser! Es ist sicherlich Wunsch der meisten hiesigen Buddhisten, die turbulenten Weihnachtsfeiertage unbeschadet zu überstehen. Wie sehr haben wir uns an dem Rummel beteiligt? Der Buddha hatte nichts dagegen, dass seine Anhänger das offenbar vorhandene Bedürfnis nach Ritualen mit Zugriff auf die Angebote der jeweiligen Kultur befriedigten. Niemand muss daher ein schlechtes Gewissen haben, wenn er sich zu den christlichen Feiertagen einen Tannenbaum neben seinen Sessel gestellt hat. (Baum-Frevel?) Auch wir vom BBH wollen die lokalen Gepflogenheiten beachten und Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, ein die subjektiven Ansprüche (Vorsicht vor gierigem Habenwollen!) erfüllendes „Neues Jahr 2015“ wünschen. Schauen wir mal eben die Personaldaten unserer Mitglieder an so bestätigt sich unsere Vermutung, dass das Leidensmerkmal „Altern“ einen hohen Stellenwert haben dürfte. Wir wünschen Ihnen daher hauptsächlich gute Gesundheit! Doch auch juristische Gebilde unterliegen dem Prozess des Alterns, wie wir an dieser Stelle schon häufiger beklagt hatten. Denn damit steht auch die Existenz unseres „BBH“ auf dem Spiel. Alle „Aktiven“ sind im Ruhestand und es ist ja als „Rentnersyndrom“ bekannt, dass diese Leute am wenigsten Zeit haben. Bedauerlich ist, dass unser langjähriger Leiter des Tibetischen Gesprächskreises Bernd Weber (Karma Gelek Samten) seine Tätigkeiten im Rahmen des BBH einstellt. Bernd hatte mit viel Engagement für den Verein gewirkt und als „Tibeter“ den satzungsgemäßen Anspruch des BBH abgedeckt, die Buddhalehre traditionsübergreifend zu vertreten. Das war in einer auf den Theravada eingeschworenen Gemeinschaft sicherlich nicht immer leicht. Ohne Rücksicht auf subjektive Empfindlichkeiten und Personalnöte mahnt unser Kalender, dass in diesem Sommer wieder Vorstandswahlen sind. Erfahrungsgemäß findet kein großes Gedrängel um die Vorstandsposten statt. Wir hoffen, dass sich doch noch neue Talente finden, die die „alten Hasen“ unterstützen oder gar ablösen können. Die Einladung der Vereinsmitglieder zur Vorstandswahl wird rechtzeitig – eventuell mit dem Versand von DMW 2/2015 – in Schriftform erfolgen. Wir hoffen, mit den Beiträgen dieses Heftes eine abwechslungsreiche Lektüre anzubieten. Bei abweichenden eigenen Überzeugungen bitten wir Sie um Toleranz und verweisen zudem auf die salvatorische Klausel Seite 4 des Heftes. Mit herzlichem Gruß Ihre Redaktion A.R. E-Mail: [email protected] 5 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Die Entstehung des Buddhismus von Axel Rodeck Protestbewegungen gegen den Brahmanismus Im ersten vorchristlichen Jahrtausend hatte sich in Nordwestindien aus dem Ständesystem der arischen Eroberer ein Kastenwesen entwickelt, in welchem die Priesterkaste (Brahmanen) mit der Kriegerkaste um die Vorherrschaft konkurrierte. Die Brahmanen beanspruchten, sehr zum Verdruss des Adels, den ersten Rang im Kastensystem. Ihre soziale Vorrangstellung festigte sich immer mehr, je mehr sich das Kastenwesen ausbreitete und zur Entstehung immer neuer Unterkasten führte. Zwar war noch der König für die Ordnung der Welt zuständig, diese Ordnung musste aber durch Opfer sichergestellt werden, für die wiederum Priester unentbehrlich waren. Mit der erfolgreichen Durchsetzung ihres Kastensystems wurden die Brahmanen „zu konservativen Hütern und Bewahrern einer religiös sanktionierten gesellschaftlichen Hierarchie“ (K.Meisig). Derart ausgeprägte hierarchische Strukturen mussten gegenläufige Ideen produzieren. Von diesen gab es sowohl auf religiösem als auch auf weltlichem Gebiet viele, und sicherlich nur ein Teil davon ist heute noch bekannt. Die „Upanishaden“ (Geheimlehren) atmen bereits den Geist spiritueller Erneuerung und sind schon der religiösen Unabhängigkeitsbewegung zuzurechnen, die sich im 6. vorchristl. Jh. ergab und die auch den späteren Buddha Siddhartha Gautama beeinflusste. Sie war eine friedliche Revolution, die sich gegen die in unverständlicher Sakralsprache, von hochmütigen Priestern und zu überteuerten Preisen durchgeführten Opferrituale richtete, ein Aufbruch, der die Wahrheit auf neuen Wegen suchte. Viele Menschen verließen ihr bisheriges Leben und wurden „Samanas“, besitzlos und zölibatär lebende Bettelmönche, die außerhalb des orthodoxen Raumes ihr Heil zu erreichen trachteten. Die Unabhängigkeitsbewegung führte dann, aus brahmanischer Sicht, zu den Ketzerreligionen Buddhismus und Jhainismus sowie zur von diesen wiederum bekämpften Ajivikasekte des Makkali Goshala und anderen aufmüpfigen Gruppierungen. Die Polemiken gegen den Brahmanismus sind aber auch das Ergebnis einer realen gesellschaftlichen Konkurrenz, eines Machtkampfs zwischen Priesterstand und Adel als führenden Ständen der altindischen Gesellschaft. Siddhartha Gautama und die Erleuchtung Unter die große Schar der Bettelmönche hatte sich ein junger Mann aus gutem Hause begeben, Siddhartha Gautama, Sohn eines Provinzfürsten aus Kapilavattu nahe der heutigen indisch-nepalesischen Grenze. Er schloss sich zunächst einem Lehrer namens Alara Kalama majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 an, der als Spezialist für Meditationstechnik galt, dem jungen Heilssucher aber sonst nicht viel an Erkenntnis zu vermitteln vermochte. Deshalb wandte er sich einem anderen Lehrer zu, Uddaka Ramaputta, welcher mit seinen upanishadischen Ideen sicherlich bleibenden 6 Eindruck bei dem künftigen Buddha hinterließ. Doch auch diesen verließ er bald wieder, widmete sich härtester Askese und musste erkennen, dass auch nicht diese, sondern nur freudig-heitere Kontemplation der Weg zur Erleuchtung sein konnte. Damit lag er richtig: Die als „Vierstufige Versenkung“ bezeichnete Meditation, welche wie alle Meditation nur präparative Wirkung hatte, bereitete einem Erkenntnisdurchbruch den Boden, der Gautamas Erleuchtung zur Folge hatte. In der ersten Vollmondnacht des Monats Vesakha im Jahr 528 v. Chr., in der Nähe des Ortes Uruvela (heute Bodh Gaya), erkannte er seine vielen Vorexistenzen, das Naturgesetz der ethischen Kausalität sowie die Ursache des Leidens der Wesen. Siddhartha Gautama hatte die Erleuchtung erreicht, war zu einem Buddha geworden. Dass der Buddha sich nach Überwindung ursprünglich vorhandener Bedenken entschloss, seine Erkenntnisse an andere weiterzugeben, sollte gewichtige Folgen haben. Für ihn selber als Person war die Erleuchtung das Ende der Heilssuche, für seine Lehre aber war sie der Anfang der Entfaltung. Buddhas neue Lehre Gautama hatte als Heilssucher nicht orientierungslos im Dunkeln getappt, sondern sich sorgfältig mit dem religiösen Wissen seiner Zeit befasst und hierauf seine Meditation konzentriert. Sein Erleuchtungsvorgang war rational gelenkt und führte zu einem „glückhaften Zustand überlegener geistiger Klarheit, der alle analytischen Fähigkeiten aktivierte und sie wie ein Brennglas auf jeweils einen Gegenstand sammelte“ (H. W. Schumann). Gautamas Erleuchtung bestand größtenteils in analytischem Verständnis vorgefundenen Gedankenmaterials, ging jedoch als „Wissensneuland erobernde Erkenntnis“ (H. W. Schumann) darüber hinaus. Ausgangspunkt sind die damals dem überwiegenden Teil des indischen Denkens gemeinsamen Ideen, nämlich die Seelenwanderung, das Gesetz des Karma und das Ziel der Überwindung von beidem. 1) In der berühmten „Predigt von Benares“ hatte der Buddha seinen ersten fünf Zuhörern zunächst verkündet, dass der richtige Heilsweg ein „mittlerer Weg“ zwischen Sinnesfreuden und Kasteiung sei. Es sei töricht, mittels selbstquälerisch-asketischer Leidenszufügung zur Leidensaufhebung kommen zu 7 wollen. 2) Sodann legte der Buddha seinen Zuhörern in den „Vier Edlen Wahrheiten“ das Grundprinzip seiner Überlegungen dar, wobei er eine in der weit entwickelten indischen Medizin ausgebildete Systematik anwandte. a) Die erste Edle Wahrheit stellt die Diagnose und besagt, dass alles Dasein Leiden ist. Selbst augenblickliches Glück ist, wie alles in der Welt, dem Vergehen unterworfen und damit letztlich leidhaft. Ob die Welt wirklich leidhaft ist, wurde freilich schon immer heftig diskutiert und lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Die einen kritisieren den „indischen Pessimismus“, die anderen sehen hier eine logisch nachvollziehbare Erkenntnis. Letztlich ist die Leidhaftigkeit des Daseins ein Axiom des Buddhismus, auf dem sich sein ganzes Gedankengebäude aufbaut. b) Die zweite Edle Wahrheit bezeichnet die Gier (den „Durst“) als Ursache des Leidens, nämlich den Wunsch nach Lust, nach Vermeidung von Unlust und nach „Werden“, d.h. Klammerung an das Leben mit der Folge weiterer wiedergeburtlicher Daseinsformen. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 c) Die dritte Edle Wahrheit ist eigentlich eine logische Schlussfolgerung: Vermeidet man die Gier, führt dieses zur Aufhebung des Leidens. An die Stelle der Gier soll der Gleichmut treten. d) Die vierte Edle Wahrheit schließlich benennt die Medizin, die zum Erlöschen der Gier und damit zur Heilung des diagnostizierten Krankheitszustandes „Leiden“ führt. Es ist der Achtfache Weg der ethischen Selbstdisziplinierung, dessen acht Glieder wie folgt in fünf Gruppen zusammengefasst werden können: 1. Rechte Ansicht, d.h. Einsicht in die Richtigkeit der vier Wahrheiten, 2.-4. Ethisch rechter Lebenswandel, der auf rechtem Entschluss, rechter Rede und rechtem Verhalten beruht, 5. Rechte Lebensführung, was sich hauptsächlich auf den Beruf bezieht, 6.-7. Ständige Selbstkontrolle hinsichtlich der Einhaltung der Glieder 1-5 durch rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit. Dabei ist die „rechte Achtsamkeit“ schon als Meditationstechnik anzusehen, die die vorangehenden Glieder begleiten soll. 8. Rechte Meditation als Krönung des ganzen, wozu die Glieder 1-7 allesamt nur Hilfsdisziplinen sind. Die Meditation soll zur Aufhebung des Unterschieds zwischen Subjekt und Objekt führen, so dass die Sinnesobjekte und mit diesen zwangsläufig auch die auf sie gerichteten Begierden verschwinden. Dadurch wird die Aufhebung des Leidens erreicht. 3) Wenige Tage später ergänzte Buddha seine Lehrrede um einen neuen, überraschenden Gedanken. Er führte aus, entgegen der von den Brahmanen vertretenen Auffassung gebe es kein den Tod überdauerndes Ich, die Wesen seien ohne Seele (anatta). Im Laufe der Zeit wurde diese Lehre der Essenzlosigkeit nicht nur auf Lebewesen, sondern auf die gesamte Natur angewendet. Weil es keine ewige Seele gibt, beruht der Kreislauf der Wiedergeburten nicht auf der Wanderung einer geistigen Substanz, sondern auf einer vom Buddha entdeckten Ursachenkette von zwölf Gliedern. Die nach Buddhas Vorschlägen zu erreichende Vernichtung der Gier hat dann zur Folge, dass der Kreislauf der Wiedergeburten beendet und das als „Nirvana“ bezeichnete Heilsziel völligen Erlöschens erreicht wird. Die Ausbreitung des Buddhismus Schon die ersten Kontakte des jungen Buddha mit den Bürgern des nahe gelegenen Benares zeigten, welche Schwierigkeiten bei der Verkündung der Lehre zu erwarten waren. Benares hatte schon damals den Nimbus der Heiligkeit und war Schauplatz der von einer Berufsbrahmanenzunft dirigierten vedischen Opferkulte. Als Gegner von Feueropfer und rituellen Waschungen bekamen die Buddhisten den geballten Unmut derjenigen Benaresen zu spüren, die irgendwie von dem Opfer- und Einäscherungsrummel lebten. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Der Buddha und seine kleine Anhängerschar zogen sich daher lieber in den außerhalb der Stadt gelegenen Wildpark von Isipatana zurück. Der bald darauf gefasste Entschluss Buddhas, weiter nach Rajagaha zu ziehen, erwies sich als richtig und hatte für die Verbreitung des Buddhismus erhebliche Folgen. Denn es gelang Buddha, die Freundschaft des dort residierenden jungen Königs Bimbisara von Magadha zu erlangen und diesen von seiner 8 Lehre zu überzeugen. Bimbisara wurde Laienbekenner, unterstellte die Buddhisten seinem Schutz und schenkte ihnen vor dem Nordtor Rajagahas eine Gartenanlage, in der sie sich künftig während der Regenzeit in regenfesten Gebäuden aufhalten konnten. Der Übertritt Bimbisaras machte den Buddhismus gesellschaftsfähig, führte zu einem großen Zulauf von Menschen aus allen Kasten und öffnete die Tore für eine weitere Ausbreitung in Nordindien. Mit König Pasenadi von Kosala, einem übergewichtigen Genussmenschen, wurde ein weiterer junger König Laienbekenner, was erneut zur Stärkung und Verbreitung des Buddhismus in einem der großen indischen Königreiche führte. Der Buddha und seine Jünger folgten hauptsächlich den Handelsstraßen, die in einer sich entwickelnden Zivilisation angelegt worden waren. Ihr Ziel waren die Städte, denn die neue Lehre trug urbanen Charakter und richtete sich an die Gebildeten, weil nur diese nach Buddhas Meinung in der Lage waren, die anspruchsvolle Lehre zu verstehen. Aber auch die breitere Bevölkerung fand die neue Lehre attraktiv, weil sie in allen Fragen einen vernünftigen Mittelkurs steuerte und nicht wie der Brahmanismus ein Erlösungsmonopol behauptete. Die Kaufleute waren froh, von den kostspieligen vedischen Opferritualen befreit zu werden, die angeblich den Geschäftserfolg sicherten. Die Darlegung der Lehre in der lokalen Umgangssprache war ein weiterer Pluspunkt. So verbreitete sich der Buddhismus zügig in der Gangesebene über ein Gebiet von 600 km x 300 km Ausdehnung. Heilslehre und kommunalistische Religion a) Der Buddha hatte stets betont, er wolle nichts anderes, als mit seiner Lehre den Menschen einen Weg aus der leidhaften Existenz weisen. Es lag ihm fern, eine Metaphysik zu lehren oder gar eine politische Doktrin aufzustellen: Wie die Ozeane vom Geschmack des Salzes, so sei seine Lehre vom Geschmack der Leidenserlösung bestimmt. eigenen Neuerungen ergaben, ja, er „konnte die meisten Konsequenzen seiner Predigten nicht vorhersehen oder beabsichtigen“ (R.Gombrich). Gleichwohl wird einem klugen Kopf wie dem Shakyamuni (= Ehrentitel Buddhas) klar gewesen sein, dass dies nur deklaratorische Aussagen sein konnten, die sich in der Praxis nicht durchhalten ließen. Er hatte sich nun einmal entschlossen, seine anspruchsvolle Lehre zu verkünden und einen Sangha (Gemeinde) zu gründen, und gerade einem Buddhisten ist ja das eherne Gesetz bekannt, dass Taten ihre Folgen haben. Der Buddha hatte daher im Laufe seines Lebens mit Problemen zu tun, die sich aus den Resultaten seiner b) Eine Religion ist auf der einen Seite Heilslehre (Soteriologie), die sich mit den höchsten Zielen des Individuums und insbesondere seinem Schicksal nach dem Tod befasst. Auf der anderen Seite kann die Religion auch sehr stark in das gesellschaftliche Leben eingreifen, ihm Regeln und Rituale geben, und zum Teil bis in die Einzelheiten Richtlinien für die Ordnung der Gesellschaft aufstellen. Man spricht dann von einer „kommunalistischen Religion“. Solche Religionen sind insbesondere die semitischen Religionen und der Hinduismus. Der Buddha predigte dagegen stets eine reine Heilslehre und hatte keinerlei Interesse an religiösen oder weltlichen Ritualen, die es ja gerade abzustreifen galt. 9 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Er war an kommunalistischer Religion nicht interessiert und warf dieser vor, das Schicksal des einzelnen in diesem Leben durch Rückgriff auf Magie oder die Intervention der Götter bessern zu wollen. Andererseits lebten (und leben) natürlich auch die Buddhisten in einer Gesellschaft, die ihr Zusammenleben geregelt und für die wichtigen Daten im menschlichen Leben Rituale entwickelt hatte. Wie jede andere Religion musste sich auch der Buddhismus mit der Gesellschaft arrangieren und zu Fragen des weltlichen Lebens Stellung beziehen, letztlich sogar eine Sozialtheorie entwickeln. Dabei stand axiomatisch fest, dass soziale Ungleichheit das Ergebnis früherer Taten ist, jeder hat sich seinen sozialen Stand karmisch verdient. Zwar hielt der Buddha eine Klassengesellschaft für naturgegeben, dennoch bestritt er entschieden, dass die Zugehörigkeit zu einer Klasse oder Kaste etwas über den Wert des Menschen sagte. Wenn der Buddha das Leben auf der Welt lebenswerter machte, so war dies jedoch keineswegs seine Absicht, sondern eher eine ungewollte, aber billigend in Kauf genommene Folge seiner Lehre. Der Buddha predigte nie gegen soziale Ungleichheit, er war kein Sozialreformer. Seine Religion, die bestens mit den Machthabern der damaligen Zeit auskam, war nicht die Religion der Unterdrückten. Dennoch hatte sie eine enorme Sprengkraft. Sie untergrub den Brahmanismus in vieler Beziehung, denn der Buddha leugnete die Autorität der Priesterschaft, ihr Monopol auf heiliges Wissen, ihren Anspruch, das Göttliche zu vermitteln sowie weitere Fundamente brahmanischer Herrschaft. Neuinterpretation der Karmalehre Die Erkenntnisse des Buddha packten die brahmanische Ideologie an ihren Lebensnerven und führten für den Brahmanismus eine bedrohliche Situation herbei. Hierzu gehörte insbesondere die Neuinterpretation der Karmalehre. a) Nach brahmanischer Lehre hatte eine Handlung als solche Folgen, insbesondere führte die dem Ritus entsprechende Opferhandlung zum positiven Ergebnis. Für die perfekte Inszenierung der Zeremonie hatten aber die Priester das Monopol, so dass von ihnen der Erfolg abhing. Dies ließen sie sich unter Ausnutzung der Situation gut bezahlen. Der Buddha stellte nun die Lehre vom Karma völlig auf den Kopf. Er führte aus, dass es nicht auf die Handlung als solche, sondern auf die dahinter stehende Absicht ankomme. Die moralische Eigenschaft einer Handlung wird also durch das ihr zugrunde liegende Motiv majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 bestimmt. Damit wurde die Lehre vom Karma ethisiert und der Wert des kunstgerechten Rituals geleugnet. Diese soteriologische Aussage Buddhas hatte, was man sich wirklich einmal klar vor Augen halten muss, erhebliche greifbare Konsequenzen: Der großteils vom Opfergeschäft lebende Brahmanenstand wurde empfindlich in seiner wirtschaftlichen Basis getroffen. Dies wiederum musste ihn politisch schwächen und seinen Rivalen, den Adelsstand, stärken. Brahmanen, die als Familienväter gewissenhaft Frau und Kinder aus den Erlösen ihres Berufes ernährten, mussten sich von bettelnden Samanas, die bei Auszug in die Hauslosigkeit oft ihre Angehörigen notleidend zurückgelassen hatten, das Berufsbild verunglimpfen lassen. Dem Buddha sind all diese Folgen seiner Lehre zweifellos klar gewesen, und wenn er sie auch nicht bezweckt haben wird, so hat er sie doch zumindest billigend in Kauf genommen. 10 b) Doch damit nicht genug. Mit seinem Schachzug stürzte der Buddha die gesamte brahmanische kastengebundene Moral um. Denn wenn es allein auf die gute oder schlechte Absicht eines handelnden Menschen ankommt, so ist diese ethisch immer dieselbe, gleich ob ein Brahmane, Krieger, Bauer oder Bettler die Tat ausführt. Moralisches Handeln mit dem Ergebnis der Erreichung des höchsten Heilsziels ist also jedem möglich, ohne dass er Rituale studieren oder erst noch in der Brahmanenkaste wiedergeboren werden muss. Das Ritual hat keinen Heilswert mehr, weil sein Wesen in der Aktion und nicht in der Absicht liegt. Auch sind die Kasten für den heilssuchenden Menschen entbehrlich, denn der einzelne ist autonom und „letzte Autorität ist das, was wir Gewissen nennen“ (R. Gombrich). Gegensätze zum Brahmanismus Die neue Lehre wurde vom Buddha allen daran interessierten Menschen ohne Geheimniskrämerei und in der Volkssprache angeboten, im Gegensatz zu dem privilegierten Wissen der Brahmanen. Sie trägt oppositionelle Züge und begründete eine Reformbewegung gegen die religiösen und auch politischen Strukturen der altindischen Gesellschaft. Buddhas spezifische Kritik an sozialen Rollen ist fast ausschließlich an die Brahmanen gerichtet. Folgend einige wichtige weitere Momente, die den Urbuddhismus als oppositionelle Reformbewegung erscheinen lassen: a) Auf äußerst geschickte Weise wird von den Buddhisten das Opferwesen umfunktioniert. Zunächst empfehlen sie, die Opfertiere durch Substitute wie Milchprodukte oder Honig zu ersetzen. Dem wird wohl schon aus Kostengründen gern gefolgt. Sodann wird das Opfer ethisch überhöht, indem gefragt wird, was denn dem Menschen noch mehr Verdienst bringen könne. Das sind aber, so erklären die Buddhisten, Almosenspenden, Klosterbau und letztlich die eigene Zufluchtnahme zum Buddha. Vom blutigen Ritual führt der Weg also direkt zum ethischen Lebenswandel. b) Der Buddhismus hat völlig andere Ansatzpunkte als der Brahmanismus. Er ist 11 zunächst eine Stifterreligion, deren Stifter die Praxis seiner Lehre selber erfahren hat. Buddha kritisierte die Brahmanen, weil sie lehrten, was sie nicht selbst erlebt hatten. Sie seien wie eine Reihe von Blinden, die sich gegenseitig an der Hand führen. Sodann ist der Buddhismus eine nicht-hierarchische Universalreligion, die nicht wie der Hinduismus (und unter den prophetischen Religionen das Judentum!) auf einer bestimmten Volkszugehörigkeit beruht, sondern allen Menschen ein egalitäres Erlösungsmodell bietet. (Spötter sagen freilich heute, der Buddhismus sei nur die Exportversion des Hinduismus.) Schließlich ist als Erlösungsreligion sein existenzieller Ansatzpunkt das Streben nach Heil, welches dem Einzelnen obliegt und bei dem auch die Götter nicht weiterhelfen können. c) Der ursprüngliche Buddhismus reagierte auf den vedischen Poly-Theismus nicht mit Mono-Theismus, sondern mit einem strikten Rationalismus, mit einer rationalistischen Deutung der vorgefundenen Religionen und Mythologien. Die Autorität der Veden als Sammelpunkt letzter Wahrheit wird verworfen. Für den Buddhisten ist Religion eine Sache des Verstehens und der Ausübung des Dhamma mit dem Ziel der Vernichtung von Gier, Hass und Verblendung. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Das spätere Abweichen von der Urlehre Der Urbuddhismus sowie der ihm folgende kanonische Hinayana-Buddhismus bilden die Messlatte, an der alle späteren Entwicklungen hinsichtlich ihres Neuerungsgehaltes zu messen sind. Diese Weiterentwicklungen weichten dann die frühbuddhistischen Grundsätze wieder auf, ja, stellten sie manchmal gar auf den Kopf, wobei oft der Druck der hinduistischen Umwelt die Ursache war. Die mahayanische Bodhisattva-Lehre führt den von Buddha verpönten Gedanken asketischen Leidens wieder ein, freilich mit der Änderung, dass jetzt nicht mehr zur Eigenerlösung, sondern altruistisch zur Fremderlösung gelitten wird. Die Drei-Leiber-Lehre überhöht den Buddha ins Göttliche und nähert sich wieder den polytheistischen Vorstellungen des Hinduismus an, um das Verlangen der Gläubigen nach übernatürlichen Gestalten zu befriedigen. Im Tantrismus werden Geheimniskrämerei und Zauberei wieder lebendig, der antiritualistische Urbuddhismus hatte Zauberei als erlösungshinderlich angesehen und Magie und Rituale bekämpft und durch ethisches Denken überwunden. Die Anbiederung an die Volksbedürfnisse führte dann freilich dazu, dass der Buddhismus in Indien seine Eigenständigkeit verlor und ausgerechnet in seinem Geburtsland unterging. Denn er war ununterscheidbar geworden von der Volksreligion des Hinduismus, gegen den er einst als Reformbewegung angetreten war, und erst in jüngster Zeit ist er in seinem Mutterland Indien als soziale Reformbewegung mit stark säkularistischen Zügen wiederbelebt worden. Als eherne Grundsätze des Buddhismus blieben jedoch bestehen die Leugnung einer ewigen Seele, die Anerkennung von Karma und Wiedergeburt, die Erlösung aus einer leidvollen Welt durch Überwindung von Gier, Hass und Verblendung, und schließlich das Heilsziel des Nirvana. Welch Glück, dass der Shakyamuni im Nirvana vollkommen erloschen war und daher nicht mehr wahrnehmen musste, wie die Hindus ihn, den erklärten Anti-Theisten, als eine Inkarnation Vishnus schonungslos ihrem Götterhimmel einverleibten. Herzlichen Dank allen unseren Freunden, die uns im vergangenen Jahr mit ihren Spenden unterstützt haben! Der Vorstand Betrachtungen über den Tod von Ulrich Beck Kürzlich stieß ich wieder einmal auf den berühmten lateinischen Spruch: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem. Fast ein Jahrzehnt hatte man uns früher mit Latein drangsaliert, und viel ist nicht mehr davon nicht übrig. Aber doch immerhin dieser bedeutsame Spruch: Was auch immer du tust, mache es klug (oder gar weise?) und bedenke das Ende. Natürlich ist mit dem Ende der Tod gemeint. Aber welcher junge Mensch denkt schon an den eigenen Tod? Vielleicht ist er aber schon in jungen Jahren einmal mit dem Tod durch das Sterben eines nahen oder entfernten Angehörigen in Berührung gekommen, wie es mir trauriger Weise mit dem frühen Tod meines um drei Jahre älteren Bruders beschieden war. Aber auch solch ein schreckliches Ereignis führt „nur“ zu Trauer, aber bei einem jungen Menschen wohl kaum zum Nachdenken über den eigenen Tod. Mit zunehmendem Alter wird es einem aber immer deutlicher bewusst, dass der eigene Tod nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird, besonders wenn sich Krankheiten einstellen, welche die Lebenserwartung verkürzen können. Ganz natürlich steigt dann mit zunehmender Häufigkeit der Wunsch auf, „etwas zu tun“, wobei es jedem klar ist, dass es gegen die unausweichliche Tatsache „Tod“ nichts zu tun gibt. Das oben erwähnte „et respice finem“ ist wohl eine kluge Aufforderung, nur gibt sie uns leider methodisch nichts an die Hand. Könnte es zumindest so etwas wie eine Vorbereitung auf das Ende geben? Glücklicherweise gibt es ja die buddhistischen Lehren, die uns auch bei der Frage „Wie kann ich mich auf den Tod vorbereiten“ majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 12 13 behilflich sein können. Ferner sagen sie uns, dass es beim Handeln auf das Hier und Jetzt ankommt, wobei man seine Gedanken nicht einem anderen Thema zuwendet. In Edward Conzes Buch „Thirty Years of Buddhist Studies (Cassirer 1967) gibt es ein Kapitel „Meditation über den Tod“ (Meditation on Death). Einleitend heißt es hier: Nach Buddhagosa sind nur zwei unter den vierzig meditativen Übungen immer und unter allen Umständen zu empfehlen – die Entwicklung von Freundlichkeit und das Nachdenken über den Tod. Dabei gedenkt man der Tatsache (et respice finem), dass man mit Sicherheit sterben wird. Man gebe die Suche nach Wertlosem auf und verstärke die eigene innere Unruhe oder den eigenen Antrieb, bis man jegliche Art von Trägheit aufgegeben hat. Hier stimmt Buddhagosa mit Platon überein, der gesagt (oder geschrieben) hat, dass es drei Verehrer des Wissens gibt, die nichts anderes üben als das, wie man stirbt oder wie man dem Tod begegnet. Nach Buddhagosa bedeutet „Tod“ das Erlöschen der durch ein einzelnes Dasein begrenzten Lebenskraft. Was hier gemeint ist sind diese beiden Arten des Todes: der rechtzeitige Tod und der unzeitige Tod. Von diesen erfolgt der rechtzeitige Tod (kala marana) durch Versiegung des Verdienstes, Versiegung der Lebensdauer oder Versiegung beider. Der unzeitige Tod (akalamarana) erfolgt durch ein die Früchte früheren Wirkens zerstörendes Wirken. (Aus „Der Weg zur Reinheit, Visuddhi Magga, Übersetzung von Nyanatiloka, Kristiani Verlag 1975) majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Der praktische Rat von Buddhagosa lautet: Der Yogin sollte Lebewesen betrachten, die getötet wurden oder tot sind und auf den Tod von Menschen hinweisen, die starben und zuvor in Reichtum(oder anders ausgedrückt „in Saus und Braus“) gelebt hatten. Hierbei sollte er Achtsamkeit anwenden, Unruhe oder Aktivität und Erkenntnis mit den Worten aufbauen „Der Tod wird stattfinden“. Wenn er so vorgeht, geht er weise vor, d.h. zweckdienlich. Denn nur wenn er auf diese Weise übt, werden seine Hindernisse abgebaut, wird Achtsamkeit auf das „Objekt Tod“ gewonnen und ein gewisser Grad an Konzentration erreicht werden. (Zitat aus E. Conze, Thirty Years of Buddhist Studies, Cassirer 1967, S. 87-105) Heutzutage sind die im Pali Kanon empfohlenen Leichenbetrachtungen (Sivathika) wohl kaum mehr zu praktizieren. Man ist sehr überrascht, wenn man jüngere Menschen oder selbst die im mittleren Lebensalter fragt, ob er schon einmal einen Toten gesehen hat. Die Frage wird meist mit einem Nein beantwortet. Ausnahmen finden sich natürlich in ärztlichen oder Pflegeberufen, bei denen die konkrete Begegnung mit dem Tod zur Routine gehört. Es wäre aber wahrscheinlich heilsam für ängstliche oder hypochondrische Wesen, wenn sie einmal einen friedlich Entschlafenen sehen könnten. Wie könnte der Tod betrachtet werden? Es werden folgende acht Weisen empfohlen (zusammengefasst nach Visuddhi Magga, S. 268- 280) 1. Man sollte den Tod sehen wie einen Mör- der, der vor einem steht, als jemanden also, der mit gezücktem Schwert vor uns steht und beabsichtigt, uns den Kopf abzuschneiden. Und warum? Weil der Tod mit der Geburt zusammen kommt und uns das Leben wegnimmt. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 2. letzter Wirklichkeit leben die Wesen nur für einen extrem kurzen Augenblick, denn das Leben dauert gerade einmal so lange wie ein einzelner gedanklicher Moment: des Todes zu nennen. Ist doch der Tod auch verbunden mit einem endgültigen Loslassen oder Freigeben. Lasst uns dies üben, immer wieder, achtsam und ohne zu ermüden. 3. „Das Leben, sowie alles Dasein, Wie alle Freude aller Schmerz, Hängt bloß an einem Denkmoment Und schnell eilt der Moment dahin.“ „Die Daseinsgruppen sind erloschen, Bei Lebzeiten oder beim Tod, Sind ganz in gleicher Weise nun Dahin auf Nimmerwiederkehr. „Nicht lebt im künftigen Moment man, Lebt jetzt in diesem Denkmoment; Wenn der erlischt, erlischt die Welt: Dies Wort ist wahr im höchsten Sinn“ Abschließend soll noch zwei Zen Meistern das Wort erteilt werden: Aus dem unausweichlichen Verlust von allem Erreichten heraus. In dieser Welt hat Erfolg nur so lange Bestand, bis er durch Versagen überwältigt wird. Aus einer Schlussfolgerung heraus, was bedeutet, dass man von sich auf andere schließt. Man sollte sich dabei mit sieben Arten von Personen vergleichen, die gestorben sind: mit berühmt Gewordenen, Menschen mit großen Verdiensten, Menschen mit großer Macht, groß in magischen Kräften, bedeutend in ihrer Weisheit, Pratyekabuddhas und vollständig erleuchteten Buddhas. 4. Aus der Perspektive heraus, dass man den Körper mit vielen anderen teilt. Dieser Körper ist das gemeinsame Eigentum von vielen. Er wird mit acht Klassen von Parasiten- Tieren geteilt, und er erleidet den Tod als Ergebnis ihrer Virulenz. Vergleichsweise gehört er vielen hundert Arten von Krankheiten, die in ihm entstehen als auch äußeren Gründen wie Schlangen, Skorpionen usw. Als Meister Daibi im Sterben lag, sprach er zu seinen Mönchen: „Was kommt, dem weiche man nicht aus; was geht, dem folge man nicht nach.“ Ein wenig später hörte er ein Flughörnchen schreien und sagte: „Genau das ist es und nichts sonst. Bewahrt das treu und brav. Jetzt muss ich fortgehen.“ Was könnte uns noch ganz wesentlich bei der Vorbereitung auf den Tod helfen? Neben der ständig geübten Achtsamkeit sind eine langjährige Übung des Verzichtes, der Entsagung und besonders auch das Akzeptieren Meister Sokei-An sagt über den Augenblick des Todes: „Wenn dies kommt, könnt ihr nichts mehr tun. Schließt eure Augen und legt eure Hände aneinander. Geht mit dem zurück, was euch nicht gehört, hinein in den ursprünglichen Zustand, aus dem ihr gekommen seid!“ 5. Aus dem Blickwinkel der Schwäche der Lebenssubstanz heraus. Diese Lebenskraft ist schwach. Denn das Leben von Lebewesen ist abhängig von Ein-und Ausatmung, den Körperhaltungen, von Hitze und Kälte, von der Nahrung. 6. Aus der Perspektive des Fehlens von Anzeichen heraus, die auf den genauen Zeitpunkt des Todes hindeuten. 7. Aus der Begrenztheit der Lebensdauer heraus: Die Anrede zwischen Mönchen „Wie aber nun, Ananda, die Mönche jetzt einer den anderen mit dem Worte Bruder ansprechen, so soll es nicht mehr nach meinem Verscheiden von euch gehalten sein. Von einem älteren Mönch, Ananda, ist ein jüngerer Mönch mit dem Vornamen oder dem Zunamen oder mit dem Bruderworte anzusprechen, von einem jüngeren Mönche soll ein älterer Mönch als Herr oder als Ehrwürdiger angesprochen werden.“ D 16; Übersetzung K.E.Neumann „Gar flüchtig ist der Menschen Sein, Verabscheun´n sollt´s der edle Mann Und leben, als ob´s Haupt ihm brenne, Denn keine Rettung gibt´s vor´m Tod (S.IV,9) 8. Aus der Kürze des Augenblicks heraus. In 14 15 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Toleranz in den Weltreligionen Der Unterschied zwischen Glaubens- und Erkenntnisreligion von Hellmuth Hecker Wenn man unter dem Motto „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ die geschichtliche Entwicklung der Religionen und Weltanschauungen betrachtet, so kann man deutlich zwei Gruppen unterscheiden. Auf der einen Seite stehen die intoleranten Lehren, die ihre Ansichten mit Feuer und Schwert, mit Zwang und Gewalt, mit Scheiterhaufen, Kreuzzügen und Heiligen Kriegen verbreiteten und sicherten, wie Islam, Christentum, Marxismus - auf der anderen Seite stehen die toleranten Lehren, die ihre Erkenntnisse durch sittliches Beispiel, durch friedfertige Gesinnung und logische Überzeugung verbreiten, wie Buddhismus, Bahai‘, Konfutsianismus, Stoa. Es wäre jedoch oberflächlich, wenn man allein damit schon ein Werturteil verbinden wollte. Einmal kann die Praxis der Intoleranz dem Geiste der Lehre und ihres Stifters völlig zuwiderlaufen, wie es gerade beim Christentum der Fall ist, denn die beste Lehre ist nicht dagegen gefeit, dass die Menschen sie verzerren und mißbrauchen. Und zum anderen kann die Toleranz einer Lehre auch lediglich dar­ auf beruhen, dass sie in sich verschwommen ist und Standpunktlosigkeit mit Duldsamkeit verwechselt. Es gilt, tiefer zu fragen: Bietet eine Lehre aus ihren Grundgedanken heraus die Möglichkeit zur Intoleranz? Zunächst stimmen alle maßgeblichen Religionen mit Ausnahme der Bahai‘-Lehre („Bahai‘ ist, wer in seiner Religion die höchsten Forderungen verwirklicht“) darin überein, dass sie den Anspruch erheben, die Wahrheit allein zu besitzen. Insoweit wäre also jede Lehre intolerant. Es fragt sich daher majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 weiter, ob die betreffende Lehre ihre Wahrheit verbreiten will, ob sie Mission kennt. Auch dies trifft überall zu; in gewissem Maße heute (Anm.d.Red.: geschrieben 1950) auch auf den Hinduismus (Ramakrishna-VivekanandaGemeinden in USA). Die dritte, entscheidende Frage lautet also: Welche Mittel erkennen die einzelnen Religionen an, um ihre Wahrheiten durchzusetzen? Von manchen Lehren wird die These vertreten: „Der gute Zweck (Wahrheitsverbreitung, Rettung von Seelen) heiligt auch die schlechten Mittel (Gewalt usw.). Nach dieser These muss aber letztlich jede Religion handeln, die auf Glauben und Dogmen beruht. Da Glauben nicht bewiesen werden kann, so muss, wer ihn nicht freiwillig annimmt, dazu mit Gewalt oder Drohung gezwungen wer­den. Je wirklichkeitsferner und widerspruchsvoller diese Dogmen sind, je schwächer der Grund einer Religion also ist, desto größer muss die Gewalttätigkeit und Intoleranz sein. Die Tatsache, dass eine Religion in Zeiten, wo sie die Macht nicht mehr hat, toleranter ist, ändert am Grundsätzlichen nichts. Von allen toleranten Lehren hat allein der Buddhismus eine umfangreiche, weltweite Missionstätigkeit betrieben - trotzdem aber ist in seinem Namen kein Blut vergossen worden, ist er nie mit Gewalt vorgedrungen. Diese Ausnahmestellung gegenüber allen anderen Religionen berechtigt zu der Frage nach dem Grund. Worin gründet die unbedingte Toleranz des Buddhismus? In erster Linie darin, daß die Lehre des Bud16 dha eine Erkenntnislehre ist: Die einzige Erkenntnisreligion der Erde. Das Mittel, Erkenntnisse zu verbreiten, ist allein die logische Darlegung. Eifern, Aufdrängen und erst recht Gewalt, sind hier sinnlos, ja schaden nur. Es kann niemand dazu gezwungen werden, etwas zu begreifen. Während alle Glaubensreligionen Zweifel und Kritik verbieten, fordert der Buddha ausdrücklich zur kritischen Prüfung auf: „Verwerfet die Lehre nicht, ohne sie geprüft zu haben, aber lasst euch auch nicht mit dem blinden Fürwahrhalten von etwas genügen, das ihr nur vom Hörensagen kennt, ob es nun aus alten Überlieferungen stammt oder auf bloßen Gerüchten beruht. Haltet auch nicht die Schriften der Weisen nur deshalb für wahr, weil sie von den Weisen geschrieben wurden, auch nicht irgendwelche Träumereien, von denen man wähnt, dass sie von Göttern oder Geistern inspiriert worden seien, noch irgendwelche Schlussfolgerungen, die aus angenommenen Meinungen gezogen wurden, noch etwas, von dem man glaubt, dass es durch das Gesetz der Analogie erwiesen sei, noch im bloßen Glauben an die Autorität unserer Lehrer und Meister, sondern glaubt es, wenn das Geschriebene oder Gesprochene durch eure eigne Vernunft und Einsicht bestätigt wird. Dann aber handelt eurer Erkenntnis gemäß.“ Kalamasutta A 3,65 Wer an die Einsicht appelliert, kann nie fanatisch und intolerant sein. Immer wieder bezeichnet der Buddha seine Lehre „als für den Verständigen von selbst verständlich“ und sagt: „Willkommen sei mir ein verständiger Mann, kein Heuchler, kein Gleißner, ein gerader 17 Mensch; ich führe ihn ein, ich lege die Lehre dar. Der Führung folgend, wird er in gar kurzer Zeit eben selber merken, selber sehen, dass man also ganz von der Fessel befreit wird, nämlich von der Fessel des Nichtwissens.“ (Vekhanasasuttam, M. N. 80, S. 467) Außer dem Primat der Logik ist die Unbedingtheit der Ethik ein weiterer Pfeiler der Toleranz. Da die erkenntnismäßige Begründung der Ethik im Karma-Gesetz zu der Einsicht führt, dass jede schlechte Tat ausschließlich dem Täter selber schadet, so kann es eine Intoleranz gegenüber andersdenkenden Menschen überhaupt nicht geben: Der Gedanke des Nichtschadens (Ahimsa) ist hier selbstverständlich und die Erfüllung der Tugendforderungen ist unbedingte Voraussetzung für ein tieferes Eindringen in die Lehre. Wer im Interesse der Verbreitung der buddhistischen Wahrheit irgend etwas Schlechtes und Schädigendes tut, der hat den Buddhismus nicht begriffen. Intoleranz gegenüber anderen Menschen und Begreifen der Lehre schließen einander aus! Wenn somit eine praktische Intoleranz gegenüber anderen Menschen im Buddhismus vollkommen ausgeschlossen ist, so bleibt nur noch zu fragen, wie es mit der geistigen Toleranz steht. Wenn man jede Lehre, die behauptet, die Wahrheit zu besitzen, schon deswegen als intolerant bezeichnen will, so kennt der Buddhismus nicht einmal diese Intoleranz, denn dem Buddhisten ist selbst die eigne Lehre kein absoluter Wert. Im Buddhismus gibt es keine absoluten Werte - weil dergleichen im Dasein nicht vorkommt. So ist auch die Wahrheit der Lehre nur ein Mittel zum Zweck, ein Mittel, um das letzte Ziel, die Überwindung allen Leidens, aller Abhängigkeit und Unfreimajjhimâ - patipadâ 1 - 2015 heit, zu erreichen. Der Buddha vergleicht seine Lehre ausdrücklich mit einem Floß: Zum Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten. (Alagaddupamasuttam, M. N. 22, S. 329). Wo schon die eigene Lehre derart relativiert wird, da kann es im Verhältnis zu anderen Lehren erst recht keine Starrheit geben. Der Buddhismus kennt nicht das starre SchwarzWeiß-Schema des Glaubens, der sagt: „Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes“ (vergl. Apannakasuttam, M. N. 60, S. 144). Vielmehr sagt der Buddha: „Wovon andere Weise sagen ,Es ist nicht in der Welt`, davon sage auch ich ,Es ist nicht`; wovon die Weisen erklären: ,Es ist in der Welt`, davon sage auch ich ,Es ist`.“ (S. N. III, S. 138) Wie alles, so sind auch Wahrheit und Irrtum relativ. Die Bewertung anderer Lehren erfolgt allein danach, wie weit ihr Wirklichkeitsgehalt reicht. Der Buddha hat erkannt, dass kaum eine Lehre in der Welt vollkommen falsch ist. Jede Ansicht ist nur mehr oder weniger unvollkommen. Trotzdem aber gibt es im Buddhismus keinerlei Verschwommenheit. Immer wieder erklärt der Buddha, dass die letzte, vollkommene Wahrheit, d. h. der endgültige Ausweg aus allem Leiden (nicht nur eine zeitweilige Besserung) nur in seiner Lehre, die am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt und am Ende begütigt, gezeigt wird. Die Begründung dieser Behauptung ist der wesentliche Inhalt des Pali-Kanons. Der Buddhismus als die nüchterne Lehre von der Wirklichkeit umfasst alle anderen Teil-Wahrheiten, so wie die Elefantenspur alle anderen Spuren umfasst ( M.N. 28, S. 433). Der Buddhismus wendet sich gleicherweise an alle Menschen. Während die Behauptung der Glaubensreligionen, vor Gott seien majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 alle Menschen gleich, nur für die Gläubigen der eignen Lehre gilt, hat der Buddha die Gleichheit aller Wesen darin erkannt, dass sie sich alle nach Glück und Frieden sehnen. Trotzdem hat der Buddha ebenso die Unterschiede der Menschen beachtet, die sich daraus ergeben, dass jeder sittlich und geistig verschieden weit vom letzten Ziele entfernt steht. Jeder kann, je nach seinem Standpunkt, mehr oder weniger von der Lehre einsehen und jeder kann durch Arbeit an sich seine Erkenntnis vertiefen. Jeder, ob Mann ob Frau, ob reich ob arm, ob Verbrecher oder Samariter, ob Christ ob Hindu, kann einmal das Ziel erreichen, wenn nur ein Funken moralischen Gewissens in ihm ist. Wer die sittlichen Regeln, die der Buddha zum eignen Heil empfiehlt (nicht fordert!) nicht anerkennen will oder kann, der muss es lassen. Der Buddhismus drängt sich niemandem auf, wird nicht lästig. Die Lehren zeigen, wo Gelegenheit dazu ist: Mehr ist nicht zu tun. Dieses Zeigen aber kann auch im Beispiel des eigenen Lebens bestehen. „Lang ist der Weg durch Belehrung, kurz durch das Beispiel“, sagt Seneca. Das ist das beste Mittel zur Verbreitung einer Lehre, denn nicht zu Unrecht misst man den Wert einer Lehre an der Lebensführung dessen, der für sie eintritt. Den Buddhisten erkennt man daran, dass er nie Übles mit Üblem vergilt. Mag jemand die Lehre beschimpfen, mag jemand ihn beleidigen oder misshandeln: „Es würde, wer dabei in Wut geriete, nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ,Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Mund entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüts, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit 18 weitem, tiefen, unbeschränkten, von Grimm und Groll geklärten, durchstrahlen`.“ (Kakacupamasuttam, M. N. 21, S. 315) So ist die Toleranz in der Lehre des Buddha schlechthin universal, da jeder Mensch, jedes Wesen und jede Wahrheit toleriert wird. Aus der Veröffentlichungsreihe Hg.Willfred Hartig (AFBGF): Hellmuth Hecker, Ausgewählte religionsphilosophische Aufsätze. Abdruck aus „Die Einsicht“ Zürich 3/1950, S.27-30. Ich verneige mich drei Mal Ein kleiner Leitfaden für das Verhalten in einem buddhistischen Tempel in China von Ulrike Hecker In China gibt es rund 200 Millionen Buddhisten, je nach Quelle mal mehr mal weniger. Egal, Religionen, gleich welcher Richtung, erleben in den letzten Jahren einen großen Zulauf aus der Bevölkerung. Buddhistische Tempel sind zentrale Orte des Gebets. Gongs und Trommeln dröhnen, das Gemurmel der Mantras zieht zusammen mit dem Duft der Räucherstäbchen durch die Hallen. Überall sieht man Menschen, die sich ins Gebet versenken, Räucherstäbchen anzünden und sich verbeugen. Da kann es schon mal vorkommen, dass man, vor allem in kleineren volkstümlichen Tempeln freundlich dazu aufgefordert wird, mitzumachen. Oder man möchte, wie in einer christlichen Kirche, eine Kerze anzünden. Und meistens weiß man dann nicht, wie man das richtig macht und ohne irgendwen vor den Kopf zu stoßen. Da auch ich lange Zeit sehr unsicher war, möchte ich hier einen kleinen Leitfaden geben. Dazu müsst Ihr wissen, dass ich Buddhistin bin. Allerdings Theravada-Buddhistin, eine Richtung, die in China eher weniger vertreten ist. In China gibt es zahlreiche Schulen des sog. Mahayana-Buddhismus. Die wichtigsten sind „Reines Land“ und Chan-Buddhismus. Großer Beliebheit erfreut sich der Reines19 Land-Buddhismus mit seiner Verehrung des Amituofo (āmítuó fó, Amitabha – Buddha des grenzenlosen Lichtes). Eine Möglichkeit, zur Erleuchtung und ins „Reine Land“ zu kommen, ist die ständige Anrufung des Namens. Es gibt sicherlich unterschiedliche Verhaltensweisen in den jeweiligen Tempeln, doch wenn man sich respektvoll verhält und vielleicht versucht, sich zu verbeugen, dann wird das sehr erfreut anerkannt. Für alles gilt: Die Einheimischen bei ihrem Tun beobachten und ihrem Beispiel vorsichtig folgen. Grundsätzliches Verhalten in einem chinesischen buddhistischen Tempel Ordentliche, nicht zu offenherzige Kleidung ist angebracht. Man braucht seine Schuhe nicht auszuziehen wie z.B. in thailändischen Tempeln. Doch kann es sein, dass es ein Allerheiligstes gibt, einen Raum mit einer besonders verehrten Buddha-Statue zum Beispiel. Wenn man dort überhaupt reinkommt, sollte man die Schuhe ausziehen. Meistens wird für diesen Bereich majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 ein Extra-Eintrittsgeld oder eine Spende erwartet. Die Gebäude und Altäre umrundet man im Uhrzeigersinn. In den Hallen soll man nicht fotografieren. Vor allem das Fotografieren der Buddha-Statuen ist verpönt. Sich selbst vor einer BuddhaStatue im Tempel fotografieren zu lassen, gilt als respektlos. Wenn man in China buddhistischen Mönchen oder Gläubigen begegnet, so lautet der angemessene Gruß: „Amituo-Fu“. Man legt zum Gruß die Hände zusammen, verbeugt sich leicht und murmelt „Amituo-Fu“ (Irgendwie klingt das immer ein wenig wie “Ami – Tofu”). Das erfreut den Gläubigen. Aber dann wird von dem Besucher auch erwartet, dass er weiß, wie man sich ordentlich vor den Buddhastatuen verbeugt. Verbeugen, niederknieen Respekt zeigt man in den Hallen, indem man die Hände vor der Brust zusammenlegt und sich leicht in Richtung Buddha verbeugt. Vor jedem Altar gibt es Kissen oder kleine Bänke, auf die man niederknieen kann für ein kurzes Gebet oder zur Bezeugung seiner Verehrung. Das geht wie folgt: Mit geradem Oberkörper kniet man auf dem Kissen. (Nur mit den Knien auf der Kante, Füße mit Schuhen befinden sich nicht auf dem Kissen!). Man hebt die Hände aneinandergelegt ungefähr auf Höhe des Halses. Die Fingerspitzen befinden sich auf Höhe der Stirn. Dabei beugt man den Kopf, schaut auf die Buddha-Statue. Dann legt man die Hände mit den Handflächen nach unten auf das Kissen, verbeugt sich tief und richtet den Blick auf die Hände. Dabei berührt man kurz mit der Stirn den Boden (das Kissen) zwischen den Händen. Die Hände dreht man nun mit den Handflächen nach oben und erhebt sich. Es reicht, wenn man weiter kniet. Doch manche stehen komplett auf und die Verbeugung beginnt von vorne. Das macht man insgesamt drei Mal. Die Drei hat folgenden Hintergrund: Es handelt sich um die dreifache Zufluchtnahme. „Zuflucht zum Buddha, zur Lehre und zur Gemeinschaft der Gläubigen“. Mich hatte man übrigens mal zu einer Gedenkfeier für einen Verstorbenen im FayuanTempel in Peking eingeladen. Dabei nahmen mich ein paar ältere Damen unter ihre Fittiche und zeigten mir mit großer Geduld, wie ich mich immer wieder verbeugen musste. Das ging ungefähr eine halbe Stunde lang: Verbeugen, niederknien, Stirn auf den Boden, aufstehen. Unterbrochen wurde dies nur durch mehrere Umrundungen des Altars. Einige Mönche führten die Zeremonie an. Und immer wurde „Amituo-Fu“ gemurmelt, die Anbetungsformel des Amithaba-Buddhas. Anschließend erhielt ich wie alle anderen ein paar Orangen und Süßigkeiten. Räucherstäbchen anzünden Die Existenz eines nahen Tempels kann man auch ohne Stadtplan und geschwungene Dächer daran erkennen, dass sich die Geschäfte mit Räucherstäbchen und Kerzen häufen. Auch in den Tempeln selbst kann man Räumajjhimâ - patipadâ 1 - 2015 cherstäbchen kaufen. Die Räucherstäbchen gibt es immer in größeren Bündeln. Davon nimmt man drei, zündet diese an den überall vorhandenen Kerzen an. Die Stäbchen sollen glühen aber nicht in Flammen stehen. Wenn 20 die Flammen nicht von alleine ausgehen, kann man die Stäbchen kurz schütteln. Dann glühen nur noch die Spitzen und eine dünne Rauchfahne verbreitet ihren Duft. Man nimmt die rauchenden Stäbchen in die respektvoll zusammengeführten Hände und hebt sie so hoch, dass die glühenden Spitzen über dem Kopf sind. Nun wendet man sich zuerst dem Altar zu und verbeugt sich leicht. Danach dreht man sich in alle Himmelsrichtungen und verbeugt sich jeweils. Auch den Himmel sollte man nicht vergessen: also kurz nach oben strecken und auch in die Tiefe sich verneigen. Damit hat man seine Wünsche allen Himmelsrichtungen mitgeteilt. Die Räucherstäbchen steckt man anschließend in das Bronzebecken mit dem Sand. Dies wiederholt man vor jeder Halle, das heißt überall dort, wo so ein Bronzebecken bzw. ein Altar steht. Es reicht, wenn man das nur vor der Haupthalle macht. Aber manchmal hat man ja einen Lieblingsbuddha, an den man sich mit einem besonderen Gebet wenden möchte. Wenn nach all den Ritualen noch Räucherstäbchen übrig sind, kann man sie auf den Altar oder neben den Bronzekessel legen. Wenn man sich unsicher ist, wie es gerade in einem bestimmten Tempel gehandhabt wird, oder man sieht, dass die Einheimischen sich anders verhalten, dann kann man einfach die Leute beobachten und nachmachen. Jede Äußerung von Respekt dem Buddha gegenüber wird freundlich aufgenommen. Manchmal kann es passieren, dass eine nette ältere Dame sich nähert und einem mit einem freundlichen Lächeln zeigt, wie es geht. Die Theravada-AG informiert: Erfolgsmeldung: „Der Weg zur Reinheit - Visuddhi-Magga“ des Ehrw. Buddhaghosa in Deutscher Übersetzung des Ehrw. Nyanatiloka ist wieder verfügbar Ab sofort findet man das Buch beschrieben mit einer Bestellmöglichkeit auf: http://www.theravadanetz.de/ Der Weg zur Reinheit - Visuddhi Magga ist eines der wichtigsten nach kanonischen Werke des Pali-Buddhismus und gemäß der Theravadsa-Tradition „die größte und älteste systematische Darstellung des Buddhismus“. Für das Theravada-Netz ist es eine Ehre und große Freude, dieses wertvolle klassische Werk in der exakten, klaren Übersetzung unseres ersten deutschen Mönchs, des Ehrw. Nyanatiloka, nachdrucken und wieder zur Verfügung stellen zu können. 21 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Reliquien des Buddha - und was mit ihnen geschah von Hans Wolfgang Schumann Der Stamm der Mallas war zweigeteilt; ein Teil der Maller hatte sein Zuhause in Kusinara, der andere Teil in Pava, dem Ort, wo unlängst der Nigantha Nathaputta, das Schulhaupt der Jainas, gestorben war. In Parva war es auch, wo sich der Buddha durch eine unbekömmliche Mahlzeit eine Magenvergiftung zugezogen hatte. Dennoch hatte er sich die rund 9 km nach Kusinara weitergequält. Dort war er im Parinibbana erloschen (D 16,6,7-9). Die letzte Ehrung des Meisters vollzog der Bhikkhu Mahakassapa, der mit einer Schar von Mönchen gerade noch vor der Einäscherung in Kusinara eingetroffen war. Nachdem er mit (grüßend) aneinandergelegten Händen den Scheiterhaufen dreimal im Rechtskreis umschritten und dann die Fußsohlen des toten Buddha mit der Stirn berührt hatte, taten alle seine Begleitmönche es ihm nach. Danach, so heißt es, flammte der Scheiterhaufen des Erhabenen von selber auf (D 16,6,22). Um noch Reliquien des Buddha zu retten, die auch Kusinara zum Wallfahrtsort machen sollten, löschten die Maller den fast herabgebrannten Flammenhaufen mit duftendem Wasser und feierten die Knochenreliquien eine Woche lang mit Tanz und Gesang als Volksfest (D 16,6,25). Aber sie feierten zu früh. Kaum hatten die anderen Stämme Indiens vom Parinibbana des Meisters erfahren, entsandten sie Boten, um Anteile der Reliquien auch für sich zu fordern. Der Brahmane Dona, der die Einäscherungszeremonie geleitet hatte, war es, der ernsthafte Streitigkeiten um die Reliquien verhinderte und die Reliquien unter den Bewerbern aufteilte (D 16,6,25). majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Ein Gandhara-Relief des 3. Jh.n.Chr. (im Museum für asiatische Kunst in Berlin) zeigt die Verteilung. Hinter dem Tisch, auf dem die (übertrieben groß dargestellten) acht Bündel mit Knochenreliquien bereit liegen, steht der bärtige Brahmane Dona, flankiert von den acht teils stehenden, teils sitzenden Abholboten (deren Gesichter von Buddhismus-Gegnern abgeschlagen wurden). Der Pali-Kanon (in D 16,6,24) nennt als Abholgesandte von Reliquien (1) den des Maharaja Ajatasattu von Magadha, terst das Bündel mit Holzasche für die Moruyas, darüber die von Dona beanspruchte Einsammelschale der Buddhaasche, und zu oberst eine Flasche, mit deren Wasser der fast heruntergebrannte Scheiterhaufen gelöscht worden war, um den Knochenrest vor der Totalvernichtung zu bewahren. Alle Empfänger von Echtreliquien setzten ihren Anteil an ihren Heimatorten in Hügelgräbern (Skt. stupa) bei. Leider sind die meisten dieser Stupas nach dem Untergang des Buddhismus in Indien - beginnend im 13. Jh.nachChr. – verschwunden: Durch den Diebstahl ihrer Ziegel zum Häuserbau. Nur einer der von Dona vergebenen Reliquienanteile ist bisher entdeckt worden – der vom Licchavi-Stamm in Vesali (nördlich von Patna) beigesetzte. Der Fund von 1958 ist heute im Museum von Patna konserviert. Die zweiteilige Tonurne von 5,5 cm Durchmesser ist auf der Töpferscheibe gedreht und hat die Form einer abgeflachten Kugel. Der Deckel trägt einen Greifknopf im Zentrum von zwei Kerblinien. Der Archäologe Altekar teilt in seiner Fundbeschreibung mit, die kleine Urne sei nur zu einem Viertel gefüllt und der Inhalt stark mit Erde vermischt gewesen. Der magere Inhalt der Urne erklärt sich daraus, dass der buddhistische indische Kaiser Asoka (272 – 232 vor Chr.) sieben der acht Urnen hat öffnen lassen, um die Segen bringenden Reliquien über sein gesamtes Herrschaftsgebiet zu verteilen. Auch die kleine Urne von Vesali musste einenTeil ihres Inhalts hergeben. (2 und 3) die beiden der Mallas von Kusinara und Pava, (4) der Licchavis von Vesali, (5) den der Sakyas von Kapilavattu, (6) der Buliyas von Allakappa, (7) der Koliyas von Ramagama (8) und den eines Brahmanen aus Vethadipa. Das sich erst nach der Verteilung meldende Adelsgeschlecht der Moriyas von Pipphalivana erhielt noch Holzasche vom Scheiterhaufen, und Dona selbst erbat sich die Schale, in der die Asche des Buddha eingesammelt worden war. Die nicht vom Buddha stammenden sekundären Reliquien sind auf dem Korbschemel vor dem Reliquientisch zu erkennen: zu un22 Ein Gandhara-Relief des 3. Jh.n.Chr. zeigt die Verteilung der Reliquien des Buddha. 23 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Eine Straße Helfen von Renate Miog von Ulrich Beck Das Helfen mit dem Körper und Betrachtungen über den Körper Ein Mensch, der langsam Fuß für Fuß vor sich hinsetzt, hat es geübt, das achtsame Gehen. Dieses bewusst Schreiten Schritt für Schritt von dem ganz aufsetzenden Fuß, dem Anheben des einen, Aufsetzen von Ferse und Abrollen bis zu den Zehen. Manchmal geht ein Zittern durch seine mit leicht gebeugtem Kopf konzentrierte Körperhaltung als ein Zeichen, dass er noch nicht ganz in der Balance ist. Mit jedem Schritt wird seine Aufmerksamkeit größer und er sicherer. Es gelingt ihm inzwischen auch, die Unebenheiten des Kopfsteinpflasters mit kaum merklicher Korrektur seiner Körperbewegung auszubalancieren. Er ist ganz in das Gehen auf dem Kopfsteinpflaster versunken. Dennoch ist seine Wahrnehmung so geschärft, dass er jeden Pflasterstein unter seinen Füßen spürt. Seine Rundungen und Unebenheiten - mit scharfen und glatten Kanten. Und dann die Farbnuancen ... Er ist allein auf dieser kopfsteingepflasterten Straße unterwegs. Sein Ziel ist in die Ferne gerückt. Der Mensch hat sich dem Gehen auf seinem Weg ganz hingegeben. Hören wir zu Beginn einmal eine der 547 Jataka Geschichten mit dem Titel Prinz Sattva. Jatakas sind bekanntlich Geschichten aus früheren Leben des Buddha, seiner Anhänger und Gegner. Sie sind ein Teil des KhuddakaNikayas. Prinz Sattva war eine der früheren Inkarnationen von Buddha Gautama. Als Sohn des Königs Maharatha wurde er Asket und sammelte einige Schüler um sich. Bei einem Rundgang mit seinem engsten Schüler gelangt er an den Rand eines Felsenvorsprungs und erblickt eine Tigerin, die kurz vor dem Verhungern ist und in ihrer Verzweiflung plant, ihre neugeborenen Jungen zu verspeisen. Der Bodhisattva erteilt seinem Schüler den Auftrag, nach Nahrung Ausschau zu halten, während er selbst zurückbleibt und nach einem Ausweg für die Tigerin und ihre Jungen sucht. Nachdem der Schüler fortgegangen ist, überlegt er, dass dieser möglicherweise keine Nahrung findet und dass sein eigener Körper so viel Fleisch bietet, dass er die Unbescholtenheit der Tigerin und die Leben ihrer Jungen retten kann, indem er seinen eigenen Körper darbietet. Also springt er von der Klippe in den Tod, erregt damit die Aufmerksamkeit der Tigerin, die dann seinen Körper verzehrt. Auf diese Art kommt er dazu, einige der zehn Vollkommenheiten (Paramitas) zu erreichen: 1. Gaben (dana), 2. Sittlichkeit (Sila), 3. Entsagung (nekkhamma), 4. Wissen (panna), 5. Willenskraft (virya), 6. Nachsicht oder Geduld (khanti), 7. Wahrhaftigkeit (sacca), 8. Entschluss (adhittana), 9. Güte (metta), 10. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 24 25 Gleichmut (upekkha) (Aufzählung in Anlehnung an das Buddhistische Wörterbuch von Nyanatiloka, Kristiani Verlag Konstanz 1983) Hier wollen wir uns mit dem Helfen oder Geben auseinandersetzen und finden in dieser Geschichte einen beispiellosen Akt der Hilfeleistung oder des Gebens vor. Gibt doch ein Mensch bereitwillig das hin, was für die Mehrheit als das höchste Gut erscheint, den eigenen Körper nämlich und damit das kostbare Leben. Manch einer mag kopfschüttelnd einen solchen Bericht hören oder lesen, und die Frage einer möglichen Nachahmung einer derartigen Handlung stellt sich selbst verständlich nicht. Aber es soll uns vor Augen geführt werden, dass wir es nicht mit einem gewöhnlichen Menschen sondern einem zukünftigen Buddha zu tun haben. Machen wir uns also selbst Gedanken über unsere eigene Bereitschaft zu helfen oder zu geben und bleiben beim Anbieten von Teilen des Körpers. Heutzutage wird viel über Organspende gesprochen und geschrieben. Es gibt erfreuliche Beispiele, wie beispielsweise ein Ehemann oder Vater seiner Frau oder seinem Sohn eine Niere spendet, wodurch dem Empfänger ein weitgehend problemloses Leben ermöglicht wird und ihm die Unannehmlichkeiten einer langwierigen Dialyse Therapie erspart bleiben. Dies sind überzeugende Beispiele für eine effektive Hilfeleistung und ein wirkliches Geben im Sinne von Dana. Sie sind natürlich nichts im Vergleich mit der Handlungsweise des Bodhisattvas, aber sie zeigen doch eine erfreuliche Tendenz majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 auf. Leider gibt es auch Negativbeispiele von Menschen, die nicht einmal nach ihrem eigenen Tod bereit sind, ein Organ zu spenden, obwohl ihnen dies selbst verständlich nichts mehr nützen kann. Was ist der Körper für uns? Wie wir aus den Schriften erfahren können, gilt es als Glücksfall, in einem menschlichen Körper geboren zu werden. Weitere günstige Faktoren sind, zu einer Zeit geboren zu werden, in welcher das Buddha Dharma vorhanden ist, und noch wesentlicher ist es, mit der Buddha Lehre in Berührung zu kommen. Der Körper ist für uns sozusagen „Ich“, ich bin schön, dick, schlank und was auch immer. Der Buddha die menschliche „Persönlichkeit“ in die bekannten Khandas (oder Skhandas), die fünf Gruppen eingeteilt, von denen die Körperlichkeitsgruppe (rupa- kkhanda) die erste ist. Es folgen die Gefühlsgruppe (vedana-kkhanda), die Wahrnehmungsgruppe (sanna- kkhanda), die Gruppe der Geistesformationen (sankhara-kkhanda) und die Bewusstseinsgruppe vinnana-kkhanda. (Quelle: Buddhistisches Wörterbuch von Nyanatiloka) Machen wir uns einmal klar, welche Veränderungen wir Wesen mit einem menschlichen Körper durchlaufen können, indem wir das „Lebensrad“ oder das Rad der Veränderung oder des Wechsels, kurz gesagt Samsara, betrachten. Zu früheren Zeiten wurde eine derartige „Landkarte“ in Eingangshallen buddhistischer Tempel oder Klöster präsentiert, wobei ein erfahrener Mönch zur Stelle war, um den Besuchern die Abbildung zu erläutern. In ihrem äußeren Rand finden sich die zwölf Bindeglieder der Kette der Bedingten Entstehung (Paticcasamuppada), und im Inneren gibt es fünf Segmente oder Bereiche: der Himmlische Bereich, derjenige majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 der kämpfenden Dämonen, der Bereich der hungrigen Geister, der elende Bereich, der Bereich der Tiere und schließlich der Bereich der Menschen. Nur aus diesem Bereich ist Befreiung oder Erlösung möglich, so heißt es. (Entnommen aus Living Buddhism von Ven. Myokyo-ni, Zen Centre Publication 2000, deutsche Übersetzung von Ulrich Beck und Michelle Bromley, Angkor Verlag) Das Rad wird durch die drei Gifte oder Feuer in ständiger Bewegung gehalten. Aber der menschliche Körper allein ist für das große Ziel der Befreiung oder Erlösung aus Samsara nicht hinreichend. Wir müssen auch menschlich werden, echte menschliche Wesen. Dies bedeutet, dass wir nicht von den drei Giften oder Feuern beherrscht werden: Nichtwissen (Avijja), Habgier (Lobha, Raga) und Hass (Dosa) beherrscht werden. Diese drei Gifte halten das Rad von Samsara in Bewegung. Kann uns die Analyse der Persönlichkeit mit der Aufteilung in die fünf Gruppen weiterhelfen und können wir dann auch anderen Menschen behilflich sein? Sie kann es, indem wir uns immer wieder klar darüber werden, dass wir und auch andere tatsächlich nur eine Anhäufung dieser fünf Daseinsgruppen sind. Dies wird das Primat Körper mehr und mehr in den Hintergrund treten lassen und vielleicht auch unsere Bereitschaft zu helfen und zu geben verstärken. Wie heißt es doch im Visuddhi Magga in dem Abschnitt über die Betrachtung des Körpers? „Wahrlich, genießet der das Todlose, Der die Betrachtung des Körpers genießet. Nicht aber genießet der das Todlose, Der nicht diese Betrachtung genießet.“ 26 Selbstverständliches Helfen Zurück zum Helfen oder Geben. Unter den zehn Betrachtungen gibt es eine Betrachtung der Freigebigkeit (cagunassati). Geben ist für viele ganz selbstverständlich. Eine werdende Mutter kann nicht anders, als ihrem im Mutterleib heranwachsenden Kind das Lebensnotwendige zu geben. Auch nach der Geburt des Kindes fährt sie fort zu geben und zu helfen, was manchmal sogar bis ins höhere Lebensalter anhält. Selbstverständlich hilft an auch einem Kranken oder Bedürftigen, wenn er Hilfe benötigt. Es gibt ein Beispiel aus dem Buddhismus, wo berichtet wird, dass der Buddha selbst einen kranken Mönch versorgte, da niemand sonst zur Stelle war, der dies tun konnte oder wollte. In Theravada Ländern ist es üblich, den Mönchen zu einer Mahlzeit zu verhelfen, wenn diese ihren täglichen Rundgang mit der Almosenschale machen. Wie verhalten wir uns Bettlern gegenüber? Häufig werden wir ja etwas aggressiv um Hilfe oder finanzielle Unterstützung gebeten, besonders in Zügen oder Bahnhöfen. Wie reagieren wir dann? Welche Hilfe ist wirklich eine gute Hilfe? Wiederum gibt uns der Buddha Beispiele, die unbedingt nachahmenswert sind. Er erteilte seine Hilfe in Form von Belehrungen, welche stets auf den Empfänger zugeschnitten waren. Das bedeutet, dass der Buddha über die geistigen Fähigkeiten des Empfängers und dessen aktuelle persönliche Situation Bescheid wusste. Dies wird auch Upaya (Skrt.), Geschicklichkeit in der Methode genannt, ein Begriff der in Mahayana Texten häufig anzutreffen ist. Damit stellt sich das Helfen als eine schwierige Angelegenheit heraus. Was weiß ich schon, auf welche Art meine materielle Hilfe verwandt wird? Dient sie vielleicht dazu, dass der Empfänger Dinge kauft, die ihm selbst oder anderen Schaden zufügen? Es kommt also darauf an zu wissen, und das kann oft nur durch langwieriges Fragen erreicht werden. Bei einer akuten lebensbedrohlichen Situation gibt es natürlich kein Fragen sondern nur ein Handeln. Negative Aspekte des Helfens: Das „Helfersyndrom“ Wahrscheinlich gibt es dieses „Syndrom“ seit langer Zeit. Es besteht in einem zwanghaft anmutenden helfen Wollen, das mit einer Sucht zu geben oder zu helfen vergleichbar und daher negativ zu beurteilen ist. Der Gebende genießt dabei seine gute Tat und sein „Ich“ wird in seinen Augen aufgewertet und hält nach Zustimmung und Lob Ausschau. gekennzeichnet durch ein zwanghaft anmutendes Helferverhalten, das mit einer Sucht zu helfen oder zu geben vergleichbar und daher negativ zu beurteilen ist. Die Hilfe mag zwar vom Empfänger mit Dank hingenommen werden, aber ob sie sinnvoll ist, können die Betroffenen, also Helfer und Empfänger 27 nicht einschätzen. Daher ist solchen Personen gegenüber eine gewisse Vorsicht und Zurückhaltung angemessen. Was charakterisiert eine „gute“ Hilfe oder „sinnvolles“ Geben? Die Einhaltung des Mittleren Weges, d.h. nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Als ich unsere Meisterin vor meinem ersten Besuch im Kloster fragte, wie viel ich bei einem Aufenthalt von etwa zwei Wochen zu zahlen habe, sagte sie: Geben Sie keinesfalls zu viel, aber auch nicht zu wenig. Passen sie es Ihrer Situation an, befolgen Sie den Mittleren Weg. Folgen wir also bei jeglichem Handeln Buddhas Mittleren Weg. majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Treffen der Theravada AG von Michael Funk Das Herbsttreffen der Theravada Arbeitsgemeinschaft vom 5.-7. September 2014 stand ganz unter dem Thema Bodhisatta/ Bodhisattva. Franz-Johannes Litsch berichtete uns von den Forschungsergebnissen, die er und Hans-Günter Wagner zu diesem Thema inzwischen gewonnen haben. Ausgehend von einer Analyse der gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen im Mittleren und Fernen Osten, bei der schon ab 3000 v.Chr. recht enge Handels- und Kulturbeziehungen zwischen Ägypten, Mesopotamien, Persien und China bestanden, legte er die Entwicklung im indischen Raum dar. Nachdem im Hindukusch erstmals Bronze hergestellt wurde, d.h. der Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit erfolgte, wanderten Stämme wie die Dorer, Hethiter, Perser, Indoarier in neue südlich gelegene Siedlungsgebiete und unterwarfen die dortigen Einheimischen. Dabei brachten sie ihre eigene Kastenordnung und Religion mit, die sie etablierten. In Indien waren das die mündlich übertragenen Veden mit ihrer Atman-Vorstellung. Die alten drawidischen Traditionen verschwanden aber nicht vollkommen, sondern wurden allmählich in die neue indische Kultur integriert. Mit dem Aufkommen von Geld um 600 v.Chr. in Lydien/ Griechenland und dessen Verbreitung über Persien in Indien fand ein gesellschaftlicher Umbruch statt, denn bald verfügten einige Mitglieder unterer Kasten über mehr Geld und Macht als die übergeordneten Krieger und Brahmanen, was von erheblichen Spannungen begleitet war. In den Lehrreden erfahren wir von etlichen reichen Händlern, die dem Buddha und seinem Orden majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 vorzügliche Ländereien (Haine zum Übernachten) schenkten und die Versorgung und medizinische Betreuung sicherstellten. Durch den Eroberungsfeldzug Alexanders I. entstanden in Westindien Satrapenreiche, die ganz Indien kulturell und politisch hellenistisch beeinflussten. Überliefert sind die Gespräche des Griechenkönigs Menandros mit dem buddhistischen Mönch Nagasena, die belegen, dass die östlichen Gebiete der Satrapenreiche nach 200 v.Chr. schon buddhistisch waren. Parallel dazu bildeten sich unter den Mönchen verschiedene Schulrichtungen aus, die zu einzelnen Lehraspekten bzw. Ordensregeln andere Meinungen vertraten. Bereits in den Lehrreden ist im Zusammenhang mit dem Erwachen Gotamas vom Bodhisatta die Rede. Er selbst sprach über sich rückblickend „…als ich noch ein Bodhisatta war…“ und meinte damit seine Zeit des Suchens und Studierens. Sinngemäß war mit dem Begriff also ein Buddha vor dem Erwachen gemeint. Ab Christi Geburt kamen zunehmend Einflüsse aus dem Hinduismus in den Buddhismus. So wurde nun der Erwachte als schon immer erleuchtet betrachtet, nur zum Schein geboren, nur zum Schein erwacht und zum Schein erloschen. Man sprach nun von transzendenten Buddhas. Durch griechische, persische und römische Einflüsse wurden der Erwachte und die Bodhisattvas immer mehr zu Erlösern umstilisiert, da alle anderen Religionen postulierten, dass der Mensch allein nicht fähig wäre, sich selbst zu erlösen. Infolgedessen gingen mehr und mehr gebildete Laien den Bodhisattva-Weg unter Beibehaltung ihrer Berufe. Insbesondere viele Landesfürsten, Könige und Kaiser (in China) sahen sich nun als Bodhisattvas. Durch die Erhebung des Buddhismus zur Staatsreligion im Kuschanreich und in China gelangten umgekehrt auch zahlreiche Mönche in Staatsämter. Im 2.-5. Jh., in der Zeit des klassischen Mahayana, entstand dann die Idee, dass jeder Buddhanatur habe und darum jeder den Bodhisattva-Weg zur Buddhaschaft gehen solle und könne. Padmasambhava steht mit einem Mal über dem Buddha und seinen Anhängern und der Bodhisattva wird zur „Mutter aller Buddhas“. Auch wurde jetzt aus politischen Gründen Gewalt als sog. „geschicktes Mittel“ (unter dem grotesken Deckmantel des Mitgefühls) legitimiert. Dies führte später (im Mittelalter bis zur Neuzeit) zu Mönchsarmeen in China und Japan und zu politischen Morden und Selbstmorden insbesondere in Japan. Ansonsten: Wir freuen uns, dass nun das Visuddhimagga eingescannt ist und ab Anfang Oktober in Buchform vorliegen wird. Derzeit ist es bereits auf der Theravada-Webseite als Download verfügbar. Leider gingen die Buchverkäufe und damit Einnahmen dadurch zurück, dass diese nicht mehr über die Geschäftsstelle der DBU abgewickelt werden können. Weiterhin suchen wir noch einen geeigneten, längerfristigen Stellplatz für unsere Bücher (derzeit auf zwei Paletten). Das nächste Treffen findet vom 27.-29.03.2015 im Wat Dhammavihara, Am Ahlemer Turm 3, in 30453 Hannover statt. Hinsichtlich des Erwachens lehrte der Frühbuddhismus drei Typen des Heilsweges – den vollkommen, selbst Erwachten, der vielen Wesen als Lehrer dient, den Einzelerwachten, der aus sich selbst erwacht, aber kaum lehrt und den Arhat, der durch Hören der Lehre erwacht, so dass es einen kurzen und einen langen Weg zum Erwachen gibt. Dies findet seinen Niederschlag in den Jatakas (Wiedergeburtsgeschichten), die von früheren Leben des Boddhisatta berichten. 28 29 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Programm und Einladung - Fortsetzung von Seite 3 Auch das noch... Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld Christen – weltweit am meisten verfolgt Weltweit werden etwa 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. Christen sind nach Einschätzung der renommierten Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ die am meisten unterdrückte Glaubensgruppe. Zu den härtesten Verfolgerstaaten zählen Nordkorea, Somalia, Syrien, der Irak, Afghanistan, Saudi-Arabien, Pakistan und der Iran. Zu den 50 Ländern, die Christen unterdrücken, gehören fast alle Staaten, in denen der Islam Mehrheitsreligion ist. Aber auch ostasiatische Länder, die vom Buddhismus geprägt sind – etwa Vietnam, Laos oder China - unterdrücken die christliche Glaubenskonkurrenz. Das gleiche gilt für Indien, das mehrheitlich dem Hinduismus folgt. 29.03. Sonntag 10 - 16 h Unsere Handlungen und ihre Folgen. Die buddhistische Lehre vom Karma - Seminar mit Oliver Petersen - Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. (Örtlichkeit wie am 16.01.) -Teilnehmergebühr: € 20 Anmeldung: [email protected] 29.03. So 15 h Tee-Nachmittag wie am 25.01. 03. - 06. 04. Karfreitag Ostermontag 09 - 19 h Mo bis 15 h Einführung in die Praxis des Einsichtsdialogs mit Bhante Sukhacitto Der Einsichtsdialog ist eine zwischenmenschliche Meditationspraxis auf der Grundlage von Vipassana. Durch den Dialog wird die Achtsamkeit und Geistesruhe der traditionellen stillen Meditationsübung in die Interaktion mit anderen eingebracht. Ort: Lister Meile 35 a (Hinterhaus) bei Haberstroh - Teilnahme nur am gesamten Kurs möglich, auf Spendenbasis. Infos: 0511-33653999 und das Buch www.metta.org (auf Englisch) Anmeldung per Email: [email protected] 13. - 19.04. Mo - So Weiterführender Kurs - Einsichtsdialog/Dhammakontemplation Retreat mit Bhante Sukhacitto vom 13.-19. April im Amitayus Klausurkloster bei Dresden. Infos unter www.amitayus.net/de/?p=731 18.04. Sa 10 - 17 h Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes - wie am 10.01 24. - 26.04. Fr 18 h bis So 15 h Die Grüne Tara – Entspannte Weite - Seminar mit Lily Besilly Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V.(Örtlichkeit wie am 16.01.); Teilnehmergebühr: € 50; Anmeldung: [email protected] 26.04. So 15 h Tee-Nachmittag wie am 25.01. 08.05. 19:30 - 21:30 h 09.05. 10-16:30 Vorankündigung: Sensibilisierung des Bewusstseinsprozesses in Bezug auf Gleichmut (einer der vier unermesslichen Geisteszustände) Vortrag von Michael Harbecke Vipassana Meditation mit Michael Harbecke 06.06. Sa 15 h Vorankündigung: BBH-Mitgliederversammlung (HAZ 20.08.2014) Die Shwedagon-Pagode wird restauriert Sie gilt als eines der Wahrzeichen des Landes: die goldglänzende Shwedagon-Pagode in Rangun. Jetzt wird der gesamte Komplex einschließlich des 98 Meter hohen Hauptstupas wieder einmal mit neuem Gold belegt. Die Restaurierungsarbeiten werden noch bis Februar oder März 2015 andauern. Dafür wird ein Heer freiwilliger Helfer tätig, das die Dächer, Türme und Spitzen mit hauchdünnen Goldplättchen belegt (HAZ 29.05.2014) EKD-Chef rügt muslimische Verbände Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die deutschen Islamverbände aufgefordert, sich klarer von gewaltsamen Traditionen im Islam zu distanzieren. „Was von den Verbänden an Auseinandersetzung mit Ansatzpunkten für die Legitimierung von Gewalt im Koran und in der islamischen Tradition bisher kommt, ist mir zu wenig“, sagte Schneider der „Welt“. Zwar gehe er davon aus, dass sich die Verbände „vorbehaltlos für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen einsetzen und nichts mit dem „IS“ zu tun haben“, sagte Schneider. Es sei aber auch eine Tatsache, dass sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ auf den Islam berufe. Eine Tradition der Gewalt im Islam sieht Schneider seit dessen Anfängen im 7. Jahrhundert. „Im Islam hing seine rasche Verbreitung ´mit Feuer und Schwert´ von Anfang an mit Kriegen zusammen. Das hat offenbar Ansatzpunkte im Koran – wie auch die Bibel für Begründungen von Gewaltanwendung nicht frei ist.“ (HAZ 7.11.2014) Allen Wesen Glück und Frieden im neuen Jahr! majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 30 Soweit nichts anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen Zentrum, Drostestr. 8, 30161 Hannover statt. Zur Kostendeckung wird um einen Spendenbeitrag gebeten. Gäste sind willkommen. Außerdem wird dort auf andere Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen. Haftungsausschluss: Der Verein übernimmt keine Haftung für eventuell auftretende psychische und/oder physische Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen auftreten können. 31 majjhimâ - patipadâ 1 - 2015 Regelmäßige BBH-Veranstaltungstermine in der Drostestr. 8 Gesprächskreis Buddha-Lehre jeden Dienstag 19.15 - ca. 22.00 Uhr Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischerTexte; Gespräche und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der Gegenwart. Meditation und Yoga jeden Donnerstag 19.45 - ca. 22.00 Uhr. Hatha-Yoga; Asanas, Atmung, entspannte Sammlung, Stille und Haltung des Yoga und der Meditation. Bitte entsprechende Kleidung und Übungsdecke mitbringen. (Einführung nach telefon. Absprache: Sabine Reinsberg - 0511 - 400 86 36) Vipassana Meditation jeden Donnerstag 18.00 - 19:30 Uhr. Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch. Anfängerlinnen sind willkommen, eine Einführung ist möglich. In diesem Fall bitte vorher anmelden unter: 0511 - 348 07 76 (Franz). www.vipassana-hannover.jimdo.com Zen Dôjô Shôbôgendô Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig, Info: www.shobogendo.de Zazen: Montag: 20.00 Uhr Mittwoch: 20.00 Uhr Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr: Einführung für Neue Freitag: 19.00 Uhr (unregelmäßig, nach Absprache) Tee - Nachmittag Buddhismus jeden letzten Sonntag im Monat, um 15.00 Uhr buddhistische Orientierungshilfe, Dialog und Videos; Info / Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber) Ansprechpartner/lnnen: Axel Rodeck Tel. 0511 - 67 37 48 Rother Baumert Tel. 0511 - 40 66 88 Email: [email protected] Michael Schmidt Tel. 05722 - 8 17 25 Email: [email protected] Rajah Wirasekara Tel. 05722 - 8 11 52 Email: [email protected] Dagmar Doko Waskönig (Zen) Tel. 0511 - 86 48 71 Email: [email protected] Dieter Stöhr Tel. 05532 - 1692 Email: [email protected] Internet: www.buddha-hannover.de : www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover majjhimâ - patipadâ 1 - 2015