Seminar Geometrie, Sommersemester 2010 bei Prof. Dr. C. Bär Institut für Mathematik der Universität Potsdam Die Cheeger-Ungleichung für Graphen Frank Pfäffle, 26. Mai 2010 Im Folgenden sei G = (V, E) ein endlicher zusammenhängender Graph. Für jeden Knoten v ∈ V bezeichne dv den Grad von v wie gehabt. Definition 1. Es sei eine Teilmenge S ⊂ V . Dann ist das Volumen von S gegeben durch X vol(S) = dv . v∈S Das Komplement von S ist S = V \ S. Als Kantenrand von S bezeichnet man die Menge ∂S = {u, v} ∈ E u ∈ S und v 6∈ S , und den Knotenrand von S nennt man die Menge δS = v ∈ S ∃u ∈ S mit {u, v} ∈ E . Definition 2. Für Teilmengen A, B ⊂ V setzen wir E(A, B) = {u, v} ∈ E u ∈ A und v ∈ B . Bemerkung 1. Für jedes S ⊂ V gilt ∂S = E(S, S). Zwei typische isoperimetrische Probleme sind: Gegeben sei jeweils eine Zahl m. Finde eine Menge von Knoten S ⊂ V mit m ≤ vol(S) ≤ vol(S), sodass a) der Kantenrand ∂S möglichst wenige Kanten enthält, oder b) der Knotenrand δS möglichst wenige Knoten enthält. Definition 3. (Kanten-Expansion.) Für S ⊂ V mit ∅ = 6 S 6= V setzen wir hG (S) = # E(S, S) , min vol(S), vol(S) und die Cheeger-Konstante von G ist gegeben durch hG = min hG (S). S⊂V ∅6=S6=V Bemerkung 2. Hat G mindestens zwei Knoten, so ist hG > 0. Bemerkung 3. Die Cheeger-Konstante zu berechnen ist äquivalent dazu, dass man das Problem a) löst, denn es gilt # (∂S) ≥ hg · vol(S). Definition 4. (Knoten-Expansion.) Für S ⊂ V mit ∅ = 6 S 6= V definieren wir gG (S) = vol(δS) min vol(S), vol(S) sowie g G (S) = # (δS) , min # S, # S und wir setzen gG = min gG (S) S⊂V ∅6=S6=V sowie g G = min g G (S). S⊂V ∅6=S6=V Bemerkung 4. Ist G ein k-regulärer Graph, so gilt gG (S) = g G (S) für alle S ⊂ V und damit auch gG = g G . Die Cheeger-Konstante lässt sich gegen den kleinsten positven Laplace-Eigenwert λG von G abschätzen. Lemma 1 (Lemma 2.1 in [1]). Für die Cheeger-Konstante gilt folgende untere Abschätzung: 2 · hG ≥ λ G . Satz 1 (Cheeger-Ungleichung, Thm. 2.2 in [1]). Die Cheeger-Konstante lässt sich nach oben abschätzen durch hG 2 λG > . 2 Der Beweis von Satz 1 liefert sogar noch etwas mehr, nämlich p Satz 2 (Thm. 2.3 in [1]). Es gilt: λG ≥ 1 − 1 − (hg )2 . Und außerdem liefert der Beweis von Satz 1 auch die folgende untere Eigenwertabschätzung: Sei f eine harmonische Eigenfunktion zum Eigenwert λG . Wir setzen für jeden Knoten v ∈ V Cv = {u, w} ∈ E f (u) ≤ f (v) < f (w) , und α = min v min #Cv du , P u f (u)≤f (v) P u f (u)>f (v) du . Dann gilt: λG ≥ 1 − p 1 − α2 Literatur [1] F. Chung: Spectral Graph Theory, Amer. Math. Soc. 1997 2