HANDEL & RISIKOMANAGEMENT Zeitschrift für Energie, Markt, Wettbewerb Auszug aus Nr. 3 | Juni 2014 Sonderdruck 3 14 Die Kunst des Rosinen-Pickens ISSN: 1611-2997 VON DR. HEIKE HAHN UND CHRISTIAN TRINKL ener|gate Verlag, Essen AUSZUG AUS HEFT 3| 14 3 4 MARKETING & VERTRIEB Die Kunst des Rosinen-Pickens Erfolgsfaktor „Intelligentes Kundenmanagement“ In Zeiten vielfach stagnierender oder sinkender Erlöse, Mengen und Marktanteile im Kerngeschäft mit Strom und Gas sowie zunehmender Anpassungserfordernisse von außen stehen Energievertriebe vor zunehmenden Herausforderungen. Sie müssen zum einen neue Absatzchancen entwickeln, zum anderen aber auch ihre verfügbaren Mittel in Vertrieb, Marketing und Produktmanagement nicht nur effizient, sondern vor allem effektiv und damit an der richtigen Stelle einsetzen. Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der „richtigen“ Kunden, um (nur) diese dann mit den „richtigen“ Instrumenten bearbeiten zu können. Der vorliegende Artikel zeigt auf, wie sich Kundenbindung und -(rück)gewinnung optimal gestalten lassen. VON DR. HEIKE HAHN UND CHRISTIAN TRINKL Marktforschung ermittelt werden und zu einer geziel- Kunden übertragen und für die Neukun- ten, differenzierten Marktbearbeitung der einzelnen dengewinnung genutzt werden. Kunden(gruppen) führen können. Zum anderen dürfDie deutschen Haushalte können laut ten gleichzeitig nur die Haushalte angesprochen wer- Seit geraumer Zeit greift die Erkennt- Toptarif pro Postleitzahl im Durchschnitt den, die ein wirtschaftliches Agieren möglich machen. nis, dass es für die etablierten Versorger aus 143 Strom- und 87 Gasanbietern Dies sind Fragestellungen der Kundensegmentierung, effizienter ist, bestehende Kunden zu wählen. Wie soll es einem 144sten bzw. die sich aus eigenen Kundendaten speisen und die im binden als neue – innerhalb und außer- 88sten Anbieter gelingen, einen solch Fokus dieses Artikels stehen. halb der angestammten Region – zu ge- umworbenen Haushalt – noch dazu mit winnen. Hier kommen klassischerweise überschaubaren Mitteln – für sich zu ge- Die Verknüpfung von Markt- und Kundendaten im Kundenkarten oder Sponsoringaktivitä- winnen? Weder das Angebot zum güns- Bereich der Neukundengewinnung führt zu mehr Ef- ten in der Region zum Einsatz, in der tigsten Preis (hier haben Recherchen fektivität und Effizienz, weil sich die „richtigen“, da Hoffnung, dass diese entsprechende der con|energy unternehmensberatung werthaltigen Haushalte mit den für sie relevanten An- Würdigung durch die Kunden finden, in mehreren Postleitzahlgebieten erge- geboten (inkl. Pricing, Kommunikation, Vertriebskanal sowie Vorteilsangebote im eigenen Ener- ben, dass unter den Top-25-Anbietern und Service) ansprechen lassen. Damit erfolgt die Ab- giespar- oder Smart-Home-Shop. Der bei Verivox nicht ein einziger ist, der kehr vom „Gießkannen-Prinzip“ hin zu einer gezielten Nachteil dabei ist, dass in der Regel un- im ersten Jahr kostendeckend agieren Marktbearbeitung rentabler Kunden ohne nennenswer- differenziert „Geschenke“ gemacht wer- kann) noch die Einschaltung teurer Ver- te Streuverluste. den, die allen Kunden gleichermaßen triebskanäle dürften hier nachhaltigen zuteil werden, unabhängig davon, ob es Erfolg sichern. Ein nicht unerheblicher, Letztlich können also Erkenntnisse, die aus den eige- sich dabei um „gute“ oder „schlechte“ weil preisgetriebener Teil der Kunden nen Kundendaten gewonnen werden, auch auf Nicht- Kunden handelt. wechselt nämlich bereits nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit wieder. Abb. 1 Ansprache des „richtigen“ Kunden Die Frage nach dem „richtigen“ Kunden stellt sich auch, wenn es um die Rück- Die „richtigen“ Kunden sichern wirtschaftlichen Erfolg gewinnung verlorener Kunden geht. Um Neukundengewinnung Kundenrückgewinnung Angebot mit alleinstellendem Merkmal im Wettbewerb zu definieren. Dieses bemühen, welche sollte man ruhig dem Wettbewerber überlassen? Im bundes- Wenn die Neukundenakquisition erfolgreich sein soll, ist zum einen ein welche Kunden lohnt es sich erneut zu Ansprache des „richtigen“ Kunden deutschen Schnitt besteht hier für die ehemaligen Grundversorger laut aktuellem Monitoringbericht der Bundes- muss den Wünschen, Verhaltenswei- netzagentur ein Potenzial von 20 bzw. sen elf Prozent an Haushalten, die aktuell und Bedürfnissen Kunden(gruppen) potenzieller gerecht werden. Dies sind Fragestellungen der Markt- Kundenbindung Strom- bzw. Gaskunde bei einem anderen Anbieter sind. Noch ein Jahr zuvor segmentierung, die durch Methoden lagen diese Zahlen bei 15,5 (Strom) bzw. der sechs (Gas) Prozent. qualitativen und quantitativen AUSZUG AUS HEFT 3| 14 5 MARKETING & VERTRIEB In den bisherigen Abschnitten wurden Erkenntnissen zu ziehen sind, z. B.: Wie erkennt der ven Tarif gemacht, der besser passen drei Herausforderungen angesprochen, Kundenservice-Mitarbeiter, ob es sich um einen wert- könnte. Die Servicemitarbeiter können die sich im Grundsatz um ein und die- haltigen Kunden handelt und welche Affinitäten er diesbezüglich aus 60 Grundtypen wäh- selbe Frage drehen: Welche Kunden besitzt? Was kann er einem werthaltigen Kunden, der len. Die Reaktion des Kunden wird di- lohnt es zu binden, neu oder zurückzu- signalisiert, wechseln zu wollen, bieten, um ihn zu hal- rekt nach dem Gespräch dokumentiert. gewinnen (Abb. 1)? ten? Welche Befugnisse hat er in diesem Zusammen- Neben hang? Welche Prozesse sind betroffen? „… die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen!“ dieser wertorientierten Seg- mentierung werden auch wechselgefährdete Kunden erkannt sowie deren Zum anderen bedeutet mangelnde Aufbereitung, dass Deckungsbeitrag berechnet – nicht nur die in diversen Systemen verfügbaren Informationen für die Vergangenheit, sondern für die nächsten zwölf Monate. Für Mainova Mit der Fokussierung ausschließlich auf nicht dem einzelnen Kunden zugeordnet sind. Natür- diesen „richtigen“ Kunden tun sich al- lich lassen sich im Massenmarkt aufgrund der sehr gro- ist dies kein Zusatzfeature, sondern Vo- lerdings viele Energieversorger rein ge- ßen Datenmenge „mit bloßem Auge“ keinerlei Muster raussetzung dafür, nachhaltig für den danklich („Kann man sich tatsächlich erkennen. Dazu sind beispielsweise typologische Ana- Energievertrieb zu lernen. Auch Yello bewusst um bestimmte Kunden nicht lyseverfahren wie die Clusteranalyse notwendig, um bewertet laut oben genannter Mel- bemühen?“), aber auch in der Umset- Handlungsempfehlungen zur erfolgreichen, effizienten dung den Kundenwert und identifiziert zung noch schwer. Mancher Anbieter und effektiven Marktbearbeitung ganzer Kundengrup- kündigungsgefährdete sieht sich gar nicht in der Lage zu iden- pen ableiten zu können. Jede identifizierte Kunden- tere Analysen laufen automatisiert ab, Kunden. Wei- tifizieren, welcher Kunde es denn „wert“ gruppe ist dabei etwa in Bezug auf die Ausprägung beispielsweise welcher Vertriebskanal ist, gebunden oder (zurück)gewonnen der oben genannten Merkmale vergleichbar und grenzt welche Abschlüsse generiert. Bei Yello zu werden und welcher nicht. In vielen sich gegenüber anderen Kundengruppen mit anderen sind etwa fünf bis zehn Mitarbeiter mit Fällen fehlen schlicht die entsprechen- Ausprägungen deutlich ab. Damit lassen sich Konzept- diesem Thema befasst. Bei den Stadtwerken Leipzig wird laut ener|gate die den Informationen über den Kunden, elemente für ganze Gruppen von Kunden entwickeln weil diese nie (vollständig) erhoben und und nicht nur für einzelne Kunden, was im Massen- Kundensegmentierung für die Planung erfasst worden sind. markt nicht praktikabel wäre. von zielgruppen- und regionenspezifischen Kampagnen genutzt, denn es Sind Daten vorhanden, dann oftmals „Intelligentes Kundenmanagement“ spiele eine Rolle, ob ein Kunde eher im Baumarkt oder im Modegeschäft anzu- nicht so aufbereitet, dass auf dieser treffen sei. Basis eine fundierte Entscheidung über Um die Effizienz und Effektivität in Vertrieb, Marke- „halten“, „ziehen lassen“ oder „(zurück) ting und Produktmanagement zu verbessern, ist es er- gewinnen“ getroffen werden kann. Dies forderlich, sich die eigenen Kundendaten nutzbar zu hängt zum einen damit zusammen, dass machen und die Struktur der Kunden zu verstehen. es – auch aufgrund fehlender Manage- Nicht alle Kunden tragen zur Wertbildung bzw. -er- Um die Möglichkeiten eines „Intelligen- menteinstellung – keine entsprechenden haltung im Unternehmen bei. Nicht alle Kunden sind ten Kundenmanagements“ nutzen zu Vorgehensweise Konzepte gibt, in denen festgelegt ist, wechselgefährdet. Dieses Wissen gilt es, für Kunden- können, sind mehrere Schritte notwen- was einen Kunden „werthaltig“ macht bindung und -(rück)gewinnung gezielt einzusetzen. dig, bei denen die con|energy unter- und was nicht. Dies kann z. B. sein: Die Einführung eines solchen „Intelligenten Kunden- nehmensberatung und panadress einen managements“ ist eine grundlegende strategische Energieversorger begleiten können: Aktuell generierter Umsatz/Deckungsbeitrag gesamt/je Produkt, Entscheidung und mit der Abkehr vom GießkannenPrinzip verbunden. Darüber hinaus wirkt sie sich auf Affinität zu weiteren Leistungen die damit verbundenen Marketing-, Vertriebs- und (Cross-/Upselling-Potenzial), Serviceprozesse aus sowie auf den Einsatz der perso- Bonität/Zahlungsmoral, Kosten der Akquisition, Anzahl an Beschwerden (und nellen und finanziellen Ressourcen. 1. Erstellung eines Konzeptes zum „Intelligenten Kundenmanagement“ Nachdem die strategische Entscheidung für die Implementierung eines „Intelligenten Kundenmanagements“ Energieversorger wie die Frankfurter Mainova bedie- getroffen wurde, erfolgt im ersten dadurch verursachte Kosten im nen sich laut einer ener|gate-Meldung von März 2013 Schritt die Auseinandersetzung mit Prozess), seit vielen Jahren dieses Instrumentariums – aktuali- Zielen und gewünschten Anwendungs- Weiterempfehlungsraten etc. sieren ihre Segmentierung sogar monatlich. Die Kun- bereichen (Kundenbindung, Kunden- denzeitschrift wird nur noch an „wertvolle“ Kunden abwanderungsprävention, Darüber hinaus fehlt es an Konzepten, verschickt, was Kosten im fünfstelligen Bereich spare. Upselling, die Aussagen darüber treffen, welche Wendet sich ein Kunde an den Kundenservice, wird Vertriebskanalmanagement etc.). Für Konsequenzen aus den gewonnenen ihm ein individueller Vorschlag zu einem alternati- jeden definierten Bereich gilt es, die AUSZUG AUS HEFT 3| 14 Cross-/ Kampagnenmanagement, 6 MARKETING & VERTRIEB ähnliches sein. Somit können Energie- Eruierung werthaltiger Kundensegmente aus dem Datenbestand Abb. 2 versorger Kunden- bzw. KundensegKundenstammdaten Beschwerdedaten Bonitätsdaten Kontaktdaten mentdaten um wertvolle Zusatzinfor- Mahnungen mationen ergänzen, die sich für die Strom xxx Datensätze Gas xxx Datensätze Wasser xxx Datensätze Fernwärme xxx Datensätze Nahwärme xxx Datensätze definierten Anwendungsbereiche einsetzen lassen. Zu jedem Kundensegment erhält der Analysedatei xxx Datensätze – Datenzusammenführung auf Geschäftspartnerebene Energieversorger eine exakte Beschreibung auf Basis seiner internen Informationen und den zugespielten externen Data Mining / Clusteranalyse / Segmentierung 10.141 7% 10.672 7% 18.823 13% Daten (Abb. 3). Dies beinhaltet klare Indikatoren zur Implementierung und Cluster 1 – werthaltig Umsetzung der Segmente für Vertrieb, Cluster 2 Marketing und Produktmanagement. 19.420 13% Cluster 3 – werthaltig Cluster 4 20.968 15% 3. Ermittlung der Loyalität der identifizierten Kundensegmente Cluster 5 55.381 39% Cluster 6 – werthaltig 8.172 6% Mit Cluster 7 Hilfe vorliegender Kündigerda- ten aus dem Bestand und ergänzender mikrogeographischer Informatioinklusi- Werthaltigkeitskennziffern zu identifizieren und zu ent- nen werden über analytische Modelle ve ihrer Wertigkeit zu definieren. Im scheiden, ob diese Informationen ausreichen, um in Wechselwahrscheinlichkeiten Bereich sich homogene, aber gegenüber anderen ausreichend net und auf die Kundensegmente über- einzusetzenden der Instrumente Kundenabwanderungs- prävention könnten dies Gutscheine heterogene Segmente zu bilden (Abb. 2). berech- tragen. Der ermittelte Kündigerscore für den eigenen Energiesparshop oder kennzeichnet dabei die Loyalität be- kWh- Ist dies nicht der Fall, ist festzulegen, welche externen Gutschriften oder (zeitlich begrenzte) Merkmale zur Anreicherung ergänzt werden sollen. jedes einzelnen Haushalts. Es hilft, ge- kostenlose Upgrades auf höherwertige Dies können Typologien wie „Generation web 2.0“, zielt nur die Kunden anzusprechen, die Produkte sein. Jedes Instrument muss „Lohas“, „Best Agers“, aber auch einzelne Merkmale auch tatsächlich wechselgefährdet sind wie Internetaffinität, Kaufkraft, Familienstruktur und (Abb. 4). Sei es, weil ein Kunde sich eine Energieeffizienzberatung, – im Laufe des Projektes (s. Schritt 6) ziehungsweise die Kündigungsgefahr – entsprechend der Wertigkeit des Kunden (bzw. der Kundengruppe) differen- Abb. 3 Beschreibung eines Kundensegmentes auf Basis interner und externer Daten ziert und diesem zugeordnet werden. Sollten im Unternehmen bereits Segmentierungsansätze vorhanden sein, Kundensegment 6: Werthaltige Dreispartennutzer 10.1 41 7% • Anzahl Sparten: • Stromverbrauch: • Gasverbrauch: • Kontakte: • Kundenkarten: • Bonität: ist zu diskutieren, ob, und wenn ja, in welchem Umfang diese in die Kundengruppenbildung zu integrieren sind. Spartennutzung 100 % 100 % 85 % 2. Data Mining und Ermittlung der Werthaltigkeit im Kundenbestand Nach Sichtung der zur Verfügung stehenden Daten und Datenquellen sowie der Besprechung der Dateninhalte gilt es, unter anderem die relevanten Daten aus dem Abrechnungs- und/oder CRMSystem bzw. dem Data-Warehouse zu übernehmen und zu verdichten, Aus- Strom Gas Wasser SOZIODEMOGRAPHIE • hohe Kaufkraft • Altersschwerpunkt 60+ • Paare • Erhöhter Anteil Titelträger KONSUMMERKMALE • Hohe Affinität für Printmedien • Konsumtyp: Umwelt • Klassischer Apothekenkäufer 100 % 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0% 2,85 + + (4.216 kWh) + + (26.229 kWh) + (2,96) ++ (0,90) Ø (3,11) Tarife auf Vertragsebene 100 % Andere 90 % 80 % 70 % H -REGENIO 60 % 50 % H -SPRIMO 40 % 30 % H -100ET00 20 % 10 % 0% Legende +++ weit überdurchschnittlich ++ + Ø durchschnittlich -- - - weit unterdurchschnittlich Andere Interne Daten (CRM/Abrechnungssystem EVU) H -GREGENIO H -PRIMO H -BEST00 WOHNUMFELD • Neuere Ein- und Zweifamilienhäuser mit Garten in guter Wohnlage PANADRESS-TYPOLOGIEN • Wertkonservative • Best Ager Externe Daten (panadress) zählungen und Korrelationen vorzunehmen, merkmalsgestützte Auffälligkeiten sowie signifikante Zusammenhänge und AUSZUG AUS HEFT 3| 14 7 MARKETING & VERTRIEB mit seinen Absichten an den Kunden- Kundenloyalität im Kundenbestand Abb. 4 service wendet oder weil im Rahmen zum Beispiel eines Mailings alle Wechselgefährdeten angesprochen werden sollen. Die undifferenzierte und damit Kündigerscore auf GP-Ebene ANALYSE Strom/Gas-Kündiger - Straße Hs.Nr. PLZ, Ort neuer Versorger Verbrauch u. a. 1. Analyse der bestehenden Kunden/Kündiger 2. Bildung Kündigerprofil kostenintensive und unnötige Vertei15.000 lung von Vorteilsangeboten an alle 200,00 Nicht-Abonnenten Goldene Abonnenten Index 150,00 10.000 100,00 5.000 50,00 0 (auch an loyale) Kunden gehört dadurch der Vergangenheit an. Kündigungsgefahr Scoreklassen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 W.-Quote: Gesamt: In ähnlicher Weise lassen sich auch berechnen und auf Kundenbestand bzw. Nicht8.172 6% Segment 3 kunden übertragen. Die ermittelten 2 3 4 5 Scoreklassen 6 7 8 9 Kundensegmente 18.823 13% Segment 1 10.141 7% Segment 6 4. Ermittlung der Produktaffinitäten inner- und außerhalb des Kundenbestandes Produktnutzeraffinitäten 0,00 1 Segment 1 Segment 2 Segment 3 Segment 4 Segment 5 Segment 6 Segment 7 Gesamt 18.823 (13%) 8.172 (6%) 10.141 (7%) 37.136 (26%) werthaltige werthaltige werthaltige werthaltige Kunden Kunden Kunden Kunden 8,5% 23,6% 5,6% 9,2% 20,8% 4,0% 4,6% 15,3% 1,8% 11,8% 2,0% 12,8% 12,0% 2,1% 4,4% 8,9% 1,9% 12,6% 2,3% 12,9% 12,1% 2,4% 6,5% 9,4% 2,9% 12,7% 3,0% 13,5% 11,6% 3,1% 8,3% 9,8% 6,4% 13,5% 7,2% 15,5% 12,1% 6,5% 11,6% 11,7% 8,1% 11,1% 10,2% 13,2% 9,9% 8,5% 12,7% 10,7% 13,9% 8,7% 16,6% 11,8% 9,6% 14,0% 15,7% 11,3% 23,8% 4,6% 25,7% 7,5% 7,6% 21,4% 18,0% 11,3% 32,7% 1,4% 27,3% 3,7% 4,3% 37,9% 18,3% 11,5% 70,4% 69,6% 73,3% 71% 13.251 Kunden 5.688 Kunden 7.433 Kunden 26.372 Kunden Von 37.136 werthaltigen Kunden (26%) sind 26.372 Kunden (71%) stark bis sehr stark wechselgefährdet! Produktscores verdeutlichen dabei Affinitäten für bestimmte Produkte jedes einzelnen Haushalts, sodass auf die abgestimmte weise zur Abwanderungsprävention in welcher Wertig- Cross- und Upselling-Angebote nur keit den einzelnen Segmenten angeboten werden kön- jeweiligen Bedürfnisse Fazit an die dafür empfänglichen Kunden nen. Auch sollte geklärt werden, zu welchen Produkten werthaltiger Segmente gerichtet wer- und Dienstleistungen Affinitäten bestehen und ob neue ist seit Beginn der Liberalisierung ste- den können. Diese Informationen sind Angebote entwickelt werden müssen. Falls ja, stellt sich tig gestiegen – und steigt weiter. Der gleichfalls hilfreich, um potenziellen weiter die Frage, wem diese aktiv angeboten werden immer noch zunehmende Wettbewerb Neukunden passende Angebote zu un- sollen? Auch die Wege sowie die Botschaften, mit de- − zwischen 2008 und 2013 sind die An- terbreiten (Abb. 5). Die Dynamik in der Energiebranche nen der Kunde/das Segment am sinnvollsten erreicht bieterzahlen je Postleitzahl im Strom werden kann, sollten erörtert werden. Diese Informa- um etwa 290 Prozent (von 50 auf 143), 5. Eruierung von Einstellungen innerund außerhalb des Kundenbestandes tionen gilt es festzulegen, im System zu hinterlegen im Gas um über 1.000 Prozent (von 8 und den entsprechenden Mitarbeitern in IT-Systemen auf 87) gestiegen – lässt allenthalben Über eine repräsentative Befragung der und Prozessabläufen verfügbar zu machen. Interne Margen und Marktanteile zurückgehen. einzelnen Segmente werden Einstel- Kommunikation und Schulung spielen ebenfalls eine Die Entwicklungen im Marktumfeld lungsdimensionen abgefragt. Emotio- wesentliche Rolle für den Erfolg des „Intelligenten Kun- hin zu mehr Energieeffizienz, stei- nen und Motive bezogen auf die ein- denmanagements“. genden Endverbraucherpreisen und zelnen Zielgruppensegmente helfen vor allem im Bereich Kommunikation und Abb. 5 Werbung, die richtige Ansprache und Produktspezifisches Zielgruppenmanagement Zielgruppe Analyse die richtigen Themen je Kundengruppe Analyse der zu finden. bestehenden Produktscore Übertragung der Produktscores Produktkunden Abschließend gilt es, die erarbeiteten Inhalte miteinander zu verknüpfen und im Unternehmen zu implementieren. Wie lassen sich die identifizierten Segmente auf den ersten Blick prägnant beschrei- x.xxx affine Kunden für „Regionalprodukt“ en 6. Implementierung im Unternehmen Ökostromprodukt Regionalstromprodukt Kombiprodukt Serviceprodukt Berechnung der Produktaffinität anhand von bestehenden Produktnutzern (analytische Modelle) 15.000 200,00 Nicht-Abonnenten Goldene Abonnenten Index 150,00 10.000 100,00 5.000 50,00 0 0,00 1 Erstellung Kundenprofil 2 3 4 5 Scoreklassen 6 7 8 9 Ermittlung Produktscore Übertragung auf Kundenbestand / Kundensegmente (GP-Ebene) bzw. auf gewünschtes Vertriebsgebiet ben? Dies ist sinnvoll, um beispielsweise beim Service-Mitarbeiter sofort ein Ergebnis: Zielgruppenoptimierung nach Produktaffinität im: Bild über die Merkmale des anrufenden a) Privatkundenbestand – Affinität für jeden Geschäftspartner (Kundenbindung/Upselling/CRM) Kunden zu erzeugen. Es muss definiert werden, welche Instrumente beispiels- AUSZUG AUS HEFT 3| 14 x.xxx affine Kunden für „Ökostromprodukt“ b) gewünschten Vertriebsgebiet – Affinität für jedes Haus/Adresse (Neukundengewinnung) 8 MARKETING & VERTRIEB damit verbundenen Tendenzen zur dezentralen Erzeugung inkl. vermehrten Eigenverbrauchs („Prosuming“) tun ihr Übriges. Dies zieht Ergebnisoptimierungsbestrebungen nach sich. Man möchte nun endlich wissen, „welche Hälfte des Vertriebs- und Marketingbudgets“ unwirksam verpufft und welche dort wirkt, wo sie nachhaltigen Erfolg verspricht. Die Implementierung eines „Intelligenten Kundenmanage- ments“ verspricht eine sinnvolle Investition in die Zukunft eines Energieversorgers, mit welcher ungleich mehr Aufwand an Ressourcen eingespart werden kann. zur Person Dr. Heike Hahn Christian Trinkl • Jahrgang 1968 • 1987-1992 Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Dortmund und Promotion im Bereich Marketing • 1993-1997 wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Dortmund • 1997-2005 verschiedene, überwiegend leitende Funktionen im Marketing eines Telekommunikationsunternehmens • seit Juni 2006 bei der con|energy unternehmensberatung gmbh & co. kg, seit Januar 2011 Bereichsleiterin • [email protected] • Jahrgang 1964 • 1983-1991 kaufmännischer Angestellter, Stadtwerke Fürstenfeldbrück • 1986-1989 berufsbegleitendes Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Verwaltungsund Wirtschaftsakademie München (VWA) • 1992-1999 Werkleiter, Gemeindewerke Gilching • seit 2000 Consultant, Direktmarketingbranche, u. a. gearbeitet für panadress Direktmarketing, Acxiom, infas-Geodaten und Schober • seit 2012 Mitgesellschafter und Senior Consultant, panadress marketing intelligence • [email protected] AUSZUG AUS HEFT 3| 14