Die Heirath durch die Güter-Lotterie

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FWF-Projekt Kasperls komische Erben (2011)
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ANMERKUNGEN
Karl Meisl: Die Heirath durch die Güter-Lotterie
Jennyfer GROßAUER-ZÖBINGER (Hrsg.)
Die Heirath durch die Güter-Lotterie
Überlieferung
1. Die Heirath / durch die Güter-Lotterie. / Ein lokales Lustspiel in einem Aufzuge. / Von Meisl. / Für das
k. k. priv. Theater an der Wien. / Wien 1817. / Im Verlag bey J. B. Wallishausser.
Druck; 23 Seiten; Kl.-8°
Wienbibliothek im Rathaus, Signatur A 13.363
Theatersammlung der ÖNB, Signatur 815.039-B.
(D1, Editionsgrundlage)
(D1,1)
D1,1 wurde mit drei anderen Druckschriften zusammengebunden. Der ganze Band gehörte ursprünglich, wie ein
Stempel preisgibt, zur Bibliothek einer Wiener Theaterdirektion, deren Name nicht mehr zu entziffern ist. Das Titelschild des Bandes ist von Hand beschriftet. Auf der Schmutztitelseite von D1,1 findet sich ein eingeklebter Ausschnitt
in Frakturschrift (möglicherweise Teil eines Theaterzettels, oder einer Zeitschrift) mit dem Wortlaut Die Heirath durch
die Güterlotterie. Schwank in 1 Akt, von Carl Meisl. In Meisels Text wurden wie auch in den Texten der drei anderen
Werke geringfügige Änderungen von Hand vorgenommen, was darauf hindeutet, dass dieser Band als Regiebuch
zum Einsatz kam. Auf der Titelseite des Stückes Servus Herr Stutzerl! findet sich eine Aufführungsgenehmigung für
das Theater in Rudolfsheim aus dem Jahre 1870.
2. Die Heirath / durch die Güter-Lotterie. / Ein lokales Lustspiel in einem Aufzuge. In: Theatralisches Quodlibet / oder / sämmtliche dramatische Beyträge / für die / Leopoldstädter Schaubühne / von / Carl Meisl. /
Sechster Band. / Pesth, Hartlebens Verlag. 1820, S. 207–236.
Druck; 29 Seiten; Sammelband (Theatralisches Quodlibet); Kl.-8°
Wienbibliothek im Rathaus, Signatur A 13.188
(D2)
Theatersammlung der ÖNB, Signatur 621.833-B. Th.6
Theatersammlung der ÖNB, Signatur 842.784-B.
Österreichische Nationalbibliothek, Signatur 19.Y.13
(D2,1)
(D2,2)
(D2,3)
Im Bestand der Wienbibliothek befinden sich unter dieser Signatur drei Exemplare (Dubletten).
Die gesamte Reihe Theatralisches Quodlibet findet sich bei Google Books.
Textgrundlage
Als Editionsgrundlage wurde der Druck von 1817 (D1) ausgewählt, da er dem Uraufführungsdatum der
Leopoldstädter Bühne (3. Juli 1816) zeitlich am nächsten ist. Bei dem Abgleich der Drucke D1 und D2
(der immerhin in der Reihe jener Stücke erschienen ist, die Meisl für die Leopoldstädter Bühne schrieb)
hat sich gezeigt, dass die beiden nur geringfügig voneinander abweichen. Bis auf wenige einzelne Wörter sind sie textident und weisen hauptsächlich bei Orthographie und Interpunktion geringfügige Unterschiede auf, die wohl auf die Gewohnheiten unterschiedlicher Kopisten bzw. Setzer zurückgehen.
Auffällig erscheint, dass sowohl in D1 wie auch in D2 auf den ersten Auftritt unmittelbar der dritte Auftritt folgt. Es fehlen aber keine Textteile – die Handlung geht schlüssig weiter. Exemplarische Unterschiede: In D1 sind die Stückteile mit „Auftritt“, in D2 hingegen mit „Scene“ beschriftet; die Währungseinheit Gulden wird in D1 mit „fl.“, in D2 mit „Gulden“ bezeichnet; in D1 sind Zahlenangaben numerisch dargestellt, D2 schreibt die Zahlen aus („14“ vs. „vierzehn“).
Lesarten
Abweichungen des Druckes D2 von der Editionsgrundlage D1 (Lemma fettgedruckt):
1,5 Für das k. k. priv. Theater an der Wien. Im Verlag bey J. B. Wallishausser.] D2: fehlt
3,1 Erster Auftritt.] D2: Erste Scene.
1
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3,2 (Zimmer des Pflegers.)] D2: Zimmer des Pflegers.
3,4 arg!] D2: arg,
3,16 3] D2: drey
3,17 ich kann keine Mirakeln wirken] D2: ich kann wirken
3,26 einmal] D2: einmahl
3,30 Respekt?] D2: Respect?
3,35 in'] D2: in
4,3 Uebeln] D2: Übeln
4,6 draussen] D2: draußen
4,6 denken! –] D2: denken!
4,7 Dritter Auftritt.] D2: Dritte Scene.
4,8 Schieberl. Holprich.] D2: Schieberl, Holprich.
4,13 Gedanken –] D2: Gedanken.
4,16 hieher] D2: hierher
4,20 Kost –] D2: Kost.
4,31 Rekreazion?] D2: Rekreation.
4,36 50 fl.] D2: Fünfzig Gulden
4,37 Ew.] D2: Euer
4,38 Botendienst] D2: Bothendienst
4,41 Ew.] D2: Euer
4,45 werde –] D2: werde,
4,49 Kassa] D2: Cassa
4,50 zusammengewachsen?] D2: zusammen gewachsen?
5,2 schlüßlich:] D2: schließlich
5,3 Ew.] D2: Euer
5,3 Ew.] D2: Euer
5,4 darinnen] D2: darin
5,8 Holz hacken] D2: Holzhacken
5,12 auf…Schieberl,] D2: auf der Stelle fort. (laut) Herr Schieberl,
5,20 Vierter Auftritt.] D2: Vierte Scene.
5,21 Laufzu. Vorige.] D2: Laufzu, Vorige.
5,35 Brot] D2 :Brod
5,40 Schicksal:] D2: Schicksal!
6,8 mich;] D2: mich!
6,9 (er liest.)] D2: (er liest).
6,13 (er lacht.)] D2: (er lacht).
6,17 hat?] D2: hat.
6,28 Fünfter Auftritt.] D2: Fünfte Scene.
6,29 Baberl. Schieberl.] D2: Baberl, Schieberl.
6,30 trennen –] D2: trennen.
6,46 Diese] D2: diese
7,1 Taback!] D2: Tabak!
7,18 ab.)] D2: ab).
7,27 ab.)] D2: ab).
7,28 Sechster Auftritt.] D2: Sechste Scene.
7,29 Holprich. Schieberl.] D2: Holprich, Schieberl.
7,30 Ueberall] D2: Überall
7,38 sich;] D2: sich:
7,42 abbeißt –] D2: abbeißt.
8,5 ist –] D2: ist.
8,7 sie] D2: Sie
8,7 fl.] D2: Gulden
8,8 verdienen –] D2: verdienen.
8,9 Beßten,] D2: Besten
8,12 bietet] D2: biethet
8,34 versteinere –] D2: versteinere.
8,36 Reizen] D2: Reitzen
8,36 wiederstehen] D2: widerstehen
8,44 daß] D2: das
9,10 Sessel.)] D2: Sessel).
9,17 Ohne Complimenten] D2: Ohne vielen Complimenten
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9,20 Siebenter Auftritt.] D2: Siebente Scene.
9,22 (allein)] D2: (allein).
9,28 Lohn –] D2: Lohn.
9,29 Stuhl.)] D2: Stuhl).
9,35 sagt, –] D2: sagt –
9,37 Tag –] D2: Tag.
9,41 Beßte] D2: Beste
9,43 kann –] D2: kann.
9,44 Ew.] D2: Euer
9,48 Ew.] D2: Euer
9,48 G’strengen –] D2: G’strengen.
10,4 Welt –] D2: Welt.
10,6 Respekt] D2: Respect
10,7 Hand –] D2: Hand.
10,13 Reize] D2: Reitze
10,30 sich.)] D2: sich).
10,31 Achter Auftritt.] D2: Achte Scene.
10,32 Rechtsfeind. Vorige.] D2: Rechtsfeind, Vorige.
10,35 sagen:] D2: sagen:)
10,35 Genesung!)] D2: Genesung!
10,44 ächt] D2: echt
10,46 können –] D2: können.
10,48 Spässe –] D2: Spässe.
11,2 beßtgemeinten] D2: bestgemeinten
11,3 Feder –] D2: Feder.
11,13 gemein –] D2: gemein?
11,15 theilen –] D2: theilen.
11,18 Rechten –] D2: Rechten.
11,29 Holprich.)] D2: Holprich).
11,30 zusammenkommen?] D2: zusammen kommen?
11,34 zahlt –] D2: zahlt. –
11,46 Glückes –] D2: Glückes. –
11,49 da] D2: da.
11,51 her] D2: her.
11,52 (schreibt.)] D2: (schreibt).
11,53 Galeeren-Sclavinn] D2: Galeeren-Sclavinn.
12,1 Gebieterinn!] D2: Gebietherinn!
12,2 sie.)] D2: sie).
12,3 14] D2: vierzehn
12,5 Neunter Auftritt.] D2: Neunte Scene.
12,6 Schieberl. Vorige.] D2: Schieberl, Vorige.
12,7 zurecht.)] D2: zurecht).
12,23 sie.)] D2: sie).
12,23 mein] D2: mein,
12,26 köstlich] D2: köstlich.
12,27 Verrätherey –] D2: Verrätherey.
13,8 Hilfe] D2: Hülfe
13,8 Bader –] D2: Bader.
13,10 nicht –] D2: nicht.
13,11 Aeuglein] D2: Äuglein
13,14 wohl –] D2: wohl.
13,16 Wehe] D2: wehe
13,18 3] D2: drey
13,18 10 fl.] D2: zehn Gulden
13,20 hüpfend.)] D2: hüpfend).
13,24 Männchen –] D2: Männchen.
13,26 ungültig –] D2: ungültig.
13,29 fl.] D2: Gulden
13,31 – richtig] D2: richtig
13,32 sicher –] D2: sicher,
13,33 fl.] D2: Gulden
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13,37 zahlen] D2: bezahlen
13,46 (ab.)] D2: (ab).
13,48 nach.)] D2: nach).
13,51 sich.)] D2: sich).
13,51 (laut)] D2: (laut).
13,53 sollen –] D2: sollen.
14,2 fl.] D2: Gulden
14,11 Der Vorhang fällt.] D2: (Der Vorhang fällt).
Vorlagen
Johann Gottfried Hagemeister: Das große Loos. Berlin, 1791.
Theatersammlung der ÖNB, Signatur 621.749-A.Adl.5 The
(Vgl. hierzu: Otto Rommel, Die Alt-Wiener Volkskomödie, S.1046.)
Uraufführung
Das Stück kam an allen drei Vorstadttheatern zur Aufführung. Am Leopoldstädter Theater wurde es
am 3. Juli 1816 zum ersten Mal gegeben.
Dokumente der Rezeption
Carl Ludwig Costenoble: Aus dem Burgtheater. 1818–1837. Tagebuchblätter des weil. k. k. Hofschauspielers und Regisseurs Carl Ludwig Costenoble. Bd. 2. Wien: Konegen 1889, S. 45.
9. März 1819. […] In der „Heirat durch die Güterlotterie“ war Schuster als Schieberl höchst interessant; aber in dem
Grade seine Individualität verleugnen wie Raimund, kann er nicht.
Wiener allgemeine Theaterzeitung 14 (1821) vom 27. November, S. 567.
Am 6. November bey geringem Antheil: „Die Heirath durch die Güterlotterie“ und „der goldene Fächer“.
Besetzung
Der Theaterzettel der Uraufführung (3. Juli 1816) gibt die Besetzung wie folgt an:
Eustach Holprich, Amtmann (Johann Sartory)
Schieberl, sein Schreiber (Ignaz Schuster)
Baberl, seine Wirthschafterinn (Josefa Sartory)
Gerichtsschreiber Rechtsfeind (Anton Cachee)
Laufzu, der Wienerbothe (Herr Zrust)
Alternative Besetzung (Theaterzettel vom 8. Juni 1819):
Eustach Holprich, Amtmann (Herr Schikaneder)
Schieberl, sein Schreiber (Ignaz Schuster)
Baberl, seine Wirthschafterinn (Josefa Sartory)
Gerichtsschreiber Rechtsfeind (Josef Ernst Prothke)
Laufzu, der Wienerbothe (Josef Schmitt)
Die Vornamen der Schauspieler wurden, sofern bekannt, ergänzt.
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Inhalt
Der Amtmann Holprich ist vom Geiz zerfressen. Der Haushälterin Baberl macht er Vorwürfe, leichtsinnig mit dem
Kostgeld zu verfahren, seinen Schreiber Schieberl entlohnt er so schlecht, dass dieser zusehends vom Fleisch fällt.
Beiden droht er den Dienst zu quittieren, als sie sich über die Knausrigkeit des Herrn beschweren. Als der Bote
Laufzu Neuigkeiten aus Wien bringt, erfährt Schieberl vom Hauptgewinn des Loses, welches er für die Haushälterin
Baberl erstanden hatte. Er versucht sofort sein Auskommen zu finden und macht Baberl den Hof. Die, geschmeichelt von der Aufmerksamkeit, sagt sofort zu, ihm ihre Hand zu reichen, ohne zu wissen, woher das plötzliche Interesse an ihrer Person kommt. Schieberl lässt nach dem Gerichtsschreiber Rechtsfeind rufen, um sofort einen Heiratskontrakt aufsetzen zu lassen. Er ist sich seiner Sache allzu sicher und erzählt auf das Drängen Holprichs, diesem
von Baberls Lotteriegewinn. Kaum ist Schieberl beschäftigt, beginnt der bis dahin stolze Holprich damit, seinerseits
die Haushälterin zu bezirzen. Er umgarnt sie solange, bis sie den Schreiber fallen lässt und dem Amtmann als besserer Partie das Ja-Wort gibt. Rechtsfeind kommt gerade recht, um den – wie es Holprich wünscht – absolut wasserdichten Kontrakt zu erstellen. Beide Parteien unterfertigen das Schriftstück sofort und nehmen dessen Klauseln in
Kauf. So muss ein Partner dem jeweils anderen die Summe von 15.000 Gulden zahlen, sollte er die Hochzeit vereiteln. Genau in diesem Moment betritt Schieberl erneut die Szene. Er erfährt, dass die ebenso gewinnorientierte
Haushälterin den Hausherrn dem mittellosen Schreiber vorzieht. In seiner Wut rutscht Schieberl der Grund für seine
Heiratswilligkeit heraus: nicht die Person Baberls hat es ihm angetan, vielmehr Baberl als Besitzerin des Lotteriegewinnes. Bei diesen Worten fällt die Haushälterin aus allen Wolken, hat sie doch das Los schon mit Profit an den Juden Moses verkauft. Während Schieberl nun wieder lachen kann, trifft Holprich in Anbetracht der schlechten Partie
ohne finanziellen Anreiz beinahe der Schlag. Voreilig erklärt er den Kontrakt für ungültig, muss aber bald einsehen,
dass ihm keine andere Wahl bleibt, als ihn zu erfüllen. Widerwillig betreibt er Schadensbegrenzung, versucht seinen
Ruf zu retten und sichert Baberl zu, ihr die 15.000 Gulden zu bezahlen. Schieberl sieht seine zweite Chance und
macht der in die Jahre gekommenen Wirtschafterin erneut den Hof. Diese findet die Vorstellung einer pragmatischen Liaison verlockender als gar keiner und willigt ein, den Schreiber zu ehelichen. Das Paar beschließt nach Wien
zu übersiedeln und dort mit Holprichs Bußgeld ein Wirtshaus mit dem Namen „Bey der Heirath durch die Güterlotterie“ zu eröffnen.
Wort- und Sachkommentar
1,4 Meisl] d. i. Karl Meisl (30. Juni 1775, Laibach – 8. Oktober 1853, Wien) k. k. Beamter und Theaterdichter
1,5 Theater an der Wien] Am Leopoldstädter Theater fand die Uraufführung von Die Heirath durch die Güter-Lotterie am 3. Juli
1816 statt. Das Stück kam regelmäßig an allen drei Vorstadttheatern zur Aufführung.
4,31 Rekreazion] Erholung, Erfrischung, Ergötzung
8,14 mich] Druckfehler, mir wäre korrekt
11,44 Moitie] franz. Moitié; die Hälfte. Etwas, das auf einen gemeinsamen Gewinn abzielt.
12,34 Ecosaisse] franz. Écossaise; Rundtanz
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Abbildung
Theaterzettel der Uraufführung am Leopoldstädter Theater
Wienbibliothek im Rathaus, Signatur C 64.525
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