Der Weg zur richtigen Crossmedia-Strategie. Übertrifft das Internet die traditionellen Medien? Oder etabliert sich am Ende eine Koexistenz, von der beide Seiten profitieren? Auf jeden Fall können Video, Podcasts, Kommentare schwierig auf Print übertragen werden. Die aktuelle Situation ist eine Herausforderung für Marketingund Kommunikationsverantwortliche. www.predicatori.ch Marketing Der Weg zur richtigen Crossmedia-Strategie. Übertrifft das Internet die traditionellen Medien? Oder etabliert sich am Ende eine Koexistenz, von der beide Seiten profitieren? Auf jeden Fall können Video, Podcasts, Kommentare schwierig auf Print übertragen werden. Die aktuelle Situation ist eine Herausforderung für Marketing- und Kommunikationsverantwortliche. Von Marco Predicatori* Diese Gründe zeigen, weshalb die klassische Werbung teilweise an Attraktivität verloren hat, obwohl die Ursachen teilweise von den KMU «hausgemacht» sind. Eine weitere Tat­ sache ist aber auch, dass das Web auf dem Siegeszug ist, weil es ungeahnte Möglichkeiten in der Kommunikation zwischen Anbieter und Nachfrager bietet. Crossmediale Konzepte gewinnen weiter an Be­ deutung. Nicht umsonst sehen knapp 70 Prozent der Unternehmen medienübergreifende Kommu­ nikationsstrategien als eine der wichtigsten Dis­ ziplinen. Welcher Kommunikationskanal ist jetzt nun der richtige? Insbesondere für die KMU ist es jedoch eine schwierige Aufgabe, den richtigen Mix zu de­ finieren. Im Gegensatz zu ihnen können Herstel- ler von Konsumgütern weiterhin auch auf Print (Plakate, Mailings, Anzeigenwerbung, Broschüren, Kundenmagazine, Bonusprogramme, Promotion am POS) setzen. Bei den KMU verliert die Kommu­ nikation im Printbereich (Offline) zunehmend an Akzeptanz. Die Sogwirkung der New Media (On­ line) bewegt die KMU, ihre Kommunikation im­ mer mehr in diese Richtung zu investieren. Wenn man die Ursachen hierfür etwas kritischer be­ trachtet, können folgende Gründe zum Wechsel zu Online-Marketing führen: > Die klassische Kommunikation (Printwerbung) wurde bisher nie gemessen. Es fehlen konkrete Zahlen über den Return on Marketinginvest. Weshalb also nicht mal was Neues ausprobieren? > Es wurden bis dato keine Vergleiche zwischen klassischen und elektronischen Medien er­ hoben, damit ein optimaler Mix zwischen gedruckten und elektronischen Werbemitteln erreicht wird. > Es wurde keine Crossmedia-Strategie (Ver­ knüpfung von Print und digitalen Medien) in Erwägung gezogen oder in die Praxis umgesetzt. > Es wurde seit Jahren immer auf das «gleiche Pferd gesetzt», mit dem gleich schlechten Resul­ tat. Das nach dem Prinzip «Budget aufbrauchen, damit man im neuen Jahr wieder gleich viel be­ kommt», ohne dass man sich weitere Gedanken macht, wie sich die Kommunikation weiterent­ wickelt. > Der Druck der Online-Medien bzw. des Inter­ nets zwingt KMU, nun auch digitale Werbung einzusetzen. Wann ist eine Kampagne crossmedial? Damit der Crossme­ dia-Gedanke an Relevanz gewinnt, müssen folgende Punkte im Vorfeld geklärt sein: 1.Durchgängige Leitidee: Sind für die vorgesehene Cross­ media-Kampagne eine durchgehende Leitidee, ein Motto oder eine Story erkennbar? Ganzheitlicher Ansatz als Basis für Crossmedia Strategische Ebene Crossmedia im Kontext des Kommunikations-Mix Strategische Ebene UnternehmensUnternehmensstrategie kommunikation UnternehmensUnternehmens(Dialoggruppen) strategie kommunikation Marketing(Dialoggruppen) strategie MarketingAbsatzstrategie kommunikation KommunikationsAbsatz(Zielgruppen) strategie kommunikation Kommunikations(Zielgruppen) strategie CrossmediaStrategie CrossmediaMarketingund Kommunikationsziele, Strategie Zielgruppen B-to-B oder B-to-C Marketing- und Kommunikationsziele, Zielgruppen B-to-B oder B-to-C Crossmedia im Kontext des Kommunikations-Mix Online-Medien – Web Landing Pages, Microsites, SMS, MMS Online-Medien – Web Text Messaging, Facebook, Youtube) Landing Pages, Microsites, SMS, MMS Text Messaging, Facebook, Youtube) Offline-Medien – Print Publireportagen, Advertorials, Interviews Offline-Medien Geschäftsbericht, – Print Kundenmagazin, Publireportagen, Advertorials, Medienmitteilung, FachbeiträgeInterviews Kundenmagazin, Geschäftsbericht, Events und Fachmessen Medienmitteilung, Fachbeiträge Tag der offenen Tür, Vorträge, VIPEvents und Fachmessen Anlässe, Betriebsbesichtigungen, Tag der offenen Tür, Vorträge, VIPPressekonferenz, Interviews, Wettbewerb Anlässe, Betriebsbesichtigungen, Pressekonferenz, Interviews, Wettbewerb Controlling: Konvergenzraten, Update von Kundendaten, Kundengewinnung Controlling: Konvergenzraten, Update von Kundendaten, Kundengewinnung CrossmediaKampagne CrossmediaKampagne Werbung Werbung Verkauf Verkauf Messen Messen Sponsoring Sponsoring Berücksichtigung der Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der zukünftigen Crossmedia-Strategie Berücksichtigung der Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der zukünftigen Crossmedia-Strategie Quelle: pulpcom, Bischofszell Prozessstufen von Crossmedia Crossmedia-Strategie Angestrebte Wirkungsziele Crossmedia-Strategie Analyse Zielsetzung Umsetzung Kundenbindung Image Strategie Zielgruppen Umsetzung Zeitplan Image Wissen Zielgruppen Massnahmen Zeitplan Budget Wissen Einstellung Massnahmen CRM Budget Kontrolle Einstellung Verhalten CRM Kampagne Kundengewinnung KundenKundenbindung gewinnung Analyse Zielsetzung Strategie Kampagne Angestrebte Wirkungsziele Kontrolle Verhalten Printwerbung Printwerbung Event Einsatz Einsatz Event Landing Pages / Microsites Landing Pages / SMSMicrosites / MMS Text Messaging SMS / MMS Text Messaging PR in Printmedien PR in Printmedien Instrumente Instrumente Anzeigen, Flyer, Mailings, Wettbewerb Anzeigen, Flyer, Kundenanlässe, VIPMailings, Wettbewerb Events, Wettbewerb Kundenanlässe, VIPOnline-Banner, Blogs, Events, Wettbewerb Google-AdWords Online-Banner, Blogs, Google-AdWords Follow-Up durch generierte Leads Follow-Up durch Advertorials, PRgenerierte Leads Anzeigen, Interviews Advertorials, PRAnzeigen, Interviews Organisator Seite 30/31 Ausgabe 12/11–9. Dezember 2011 2.Realistische Zieldefinition: Sind für die vorgesehene Kampagne realistische Kommunikationsziele (quanti­ tative und qualitative) vorgesehen? 3.Evaluation der Medien: Sind die geeigneten Medien für die Mediennutzung der Zielgruppe relevant? Passen diese Medien zum Produkt, Unternehmen oder zur Marke? 4.Zeitliche, formale und inhaltliche Integration: Sind die Anforderungen integrierter Kommunikation (Vernetzung der internen und externen Kommunikation auf Basis der strategischen Vorgaben der Unternehmenskommunikation) erfüllt? 5.Werbliche und redaktionelle Verknüpfungen: Welche Medien verweisen auf weitere Medien (Push-Funktion) innerhalb der Crossmedia-Kampagne. Z.B. gleichzeitiger Verweis über Printwerbung (Direktmailing, Inserat, Wettbewerb etc.) auf Website mit vertiefenden Informationen zum beworbenen Produkt oder zur Dienstleistung. 6.Interaktion und Aktivierung: Überlegungen zu Responseund Interaktionsmöglichkeiten für den bestehenden und potenziellen Kunden. Welche Methoden kommen infrage, um die Zielgruppen zu «aktivieren»? Sollen diese etwas ausfüllen, damit wir zu Adressen kommen (Leadmanagement), oder sollen diese Fragen beantworten (Marktforschung), damit wir die Kundenzufriedenheit messen können? In jedem Fall sollen diese zum Handeln aktiviert werden. 7.Multisensorische Ansprache: Werden unterschiedliche Sinne angesprochen? Mit welchen Medien wollen wir welche Sinne ansprechen (Print oder Digital, Demo oder Film)? 8.Zielmedium, Konvergenz und CRM-Potenzial: Die Crossmedia-Kampagne birgt auch Synergiepotenzial zum Thema CRM. Konvergenz bedeutet nach Niklas Mahrdt, dass verschiedene Instrumente (Off- und Online) mit der Zielsetzung verwendet werden, die Kunden in ein zentrales, meist interaktives Kommunikationsprogramm einzubinden. 9.Mehrwert und Nutzwert für den Kunden: Welchen Nutzen und welchen Mehrwert hat der Kunde durch die gewählten Medien? Wo werden gleichermassen mögliche Interessen und Bedarf bzw. Bedürfnisse des Kunden angesprochen? 10.Controlling: Welche Ziele wurden erreicht? Welche Konvergenzraten z.B summierte Zugriffe über die eingesetzten Medien der Kampagne, welche über die Zielplattform Web wurden über die Crossmedia-Kampagne generiert? Wie viele Produkte oder Dienstleistungen wurden über die Kampagne angefragt? Weitere Ziele? Crossmedia-Strategie als Allheilmittel für die KMU? Die Informationen, die z.B. in einem Magazin untergebracht sind, können nur sehr schwer für das Web adaptiert werden. Selbsterklärend kann man feststellen, dass man klar unterscheiden muss zwischen gedruckten und digitalen Medien und Kanälen. Schnelle Informationen, die für den Moment gefasst sind oder aber keine allzu hohe Komplexität aufweisen und mit weniger Erläuterung an den Mann gebracht werden können, sind fürs Web sehr gut geeignet. Dazu gehören Nachrichten, Mei- nungen, allgemeine Informationen, Trends, leichte Anleitungen und so weiter. Die Konklusion daraus: Die gedruckte Werbung wird künftig die ideale Ergänzung für das (mobile) Web sein. Die untere der beiden Grafiken zeigt ein Beispiel einer Crossmedia-Strategie. Der vierstufige Prozess zeigt auf der konzeptionellen Stufe die einzelnen Schritte auf, die notwendig sind, um eine Crossmedia-Kampagne durchzuführen. Weshalb es für Crossmedia die Printmedien braucht. Ohne Printmedien kann Crossmedia nicht realisiert werden. Printmedien sind Push-Medien, welche die Impulse von Kontakten weiter an die Online-Medien transferieren. Diese Verknüpfung über mehrere Medien gewährleistet eine sogenannte Konvergenz, welche die entsprechenden Leads (Kontakte) generiert. Folgende Erfolgspotenziale machen das Thema von Crossmedia zum bedeutenden Marketinginstrument: > … die genaue Ansprache Ihrer Zielgruppen über mehrere Kanäle > … hochaffine Umfelder (Marke, Produkt oder Dienstleistung) für die anvisierten Zielgruppen > … Imagetransfer durch die enge Anbindung an zielgruppenaffine Informationen zu Unternehmen, Marke, Produkt oder Dienstleistung > … die verständliche und nutzwertorientierte Vermittlung hochkomplexer Themen durch Print z.B. über Adver­ torials, redaktionelle Artikel, Kundenmagazine > … direkter Kontakt zu hochinteressierten Zielgruppen über Events > … Neukundengewinnung, Kundenbindung und Imagestärkung > … Adressgenerierung durch die Teilnehmerbewerbungen Fazit: Ohne Printmedien geht es nicht. Das Web wird seinen Siegeszug sicher fortsetzen – daran besteht kein Zweifel. Ohne Printmedien geht es allerdings nicht – das ist auch sicher. Das Internet ist eine gute Möglichkeit, sich schnell zu vernetzen, Informationen zu bekommen und sich schnell einen grossen Überblick zu verschaffen. Detaillierte Hintergrundberichte und Reportagen wird es jedoch weiterhin in professionellen Printmedien geben. Um eine hohe Durchdringung bei der Zielgruppe zu erwirken, ist es angebracht, wenn Inhalte mit Print, Web und Mobile verknüpft werden. Crossmedia-Strategien sind deshalb ein effizientes und wirksames Vorgehen um Offund Online-Medien in die Überlegungen einer übergeordneten Kommunikationsstrategie miteinzubeziehen. Marco Predicatori ist eidg. dipl. Ausbildner FA und Agenturinhaber der auf Marketing und Kommunikation spezialisierten Netzwerkagentur pulpcom. Seit 2001 berät er KMU. Seit Dezember 2005 ist er Dozent an der ZBW – Zentrum für berufliche Weiterbildung in St.Gallen. Kontakt: Tel. +41 71 422 80 10 [email protected] www.pulpcom.ch