Sophie Klußmann hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der gefragtesten deutschen Konzertsängerinnen entwickelt. Ob Mozart’s Konzertarien, die sie weltweit mit Martin Haselböck und der Wiener Akademie sang oder die Musik des 20. Jahrhunderts, welche sie mit ihren Kammermusikpartnern wie dem Berliner Scharoun Ensemble, dem Pianisten Oliver Triendl aufführt und einspielt - ihre dunkle, warme und dennoch hohe Sopranstimme verschmilzt mit den verschiedenen Musikstilen. P Muziekgebouw Amsterdam, dem Théâtre du Chatelet, dem New York City Center, der Concert Hall of National Grand Theatre in Peking. Sie sang die wichtigen Fachpartien während eines zweijährigen Festengagements an der Oper Halle, coverte Anna Netrebko’s “Donna Anna” bei den Osterfestspielen Baden Baden und gab 2016 ihr Rollendebüt als Micaela (Carmen) in Wuhan / China. Sophie Klußmann, die bei Thomas Quasthoffund Margreet Honig studierte, arbeitete mit führenden Originalklangspezialisten wie Marcus Creed, Václav Luks oder Attilio Cremonesi. Die Komponisten Christian Jost und Frank Schwemmer schrieben eigens Partien für sie, die an der Komischen Oper Berlin, dem Radialsystem Berlin sowie der Oper Halle aufgeführt wurden. Im Dezember 2016 wird Sophie Klußmann unter der Leitung von Marek Janowski die Partie der Gretel in Humperdinck’s Oper “Hänsel und Gretel” singen, deren konzertante Version in der Berliner Philharmonie eine CD Produktion hervorbringen wird. Konzert 4 Konzertzyklus 2015/2016 Sonntag, den 20. März 2016 19:30 Uhr / Kaiserpfalz Veranstalter Philharmonische Gesellschaft Paderborn e.V. Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Paderborn Sophie Klußmann, Sopran Thomas Berning, Leitung und Klavier Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791) Konzertarien und Sinfonien Ouvertüre zu „La finta giardiniera” Sinfonie Nr 24 B-Dur, KV 182 I. Allegro spiritoso Aria „Mia speranza adorata”, KV 416 Sinfonie Nr 24 B-Dur, KV 182 III. Allegro Aria „Ah, lo previdi“ ,KV 272 Vorschau - Pause - Sonntag, 17. April 2016 19:30 Uhr Kaiserpfalz Foto: Joachim Gern Sie singt die großen Werke von Johann Sebastian Bach bis Gustav Mahler mit Dirigenten wie Marek Janowski, Ingo Metzmacher, Helmuth Rilling und Karl-Heinz Steffens an Orten wie der Philharmonie Berlin, dem Wiener Musikverein, der Tonhalle Zürich, dem Hamburger Ratsmusik „von ausnehmender Anmut“ - Haydn - Abel - Mozart - Stamitz - Fiala Sinfonie Nr. 29 A-Dur, KV 201 I. Allegro moderato II. Andante III. Menuetto IV. Allegro con spirito Aria „Vorrei spiegarvi, oh Dio”, KV 418 Aria „Ch‘io mi scordi di te”, KV 505 Philharmonische Gesellschaft Paderborn e.V. P Wolfgang Amadeus Mozart Als Wolfgang Amadeus Mozart 1781 seinen Spieldauer von fast einer halben Stunde zu den Auftritt bieten sollten oder eine dem Sänger un- Während KV 416 eine richtige Konzertarie ist, Geburtsort Salzburg für immer verließ, um sich in beliebtesten Mozart-Symphonien überhaupt und bequeme Nummer ersetzen. Mozart selbst legte die die Lange mit großem Erfolg bei vielen Aka- Wien niederzulassen, war er einer der ersten Musi- gilt als vorläufiger Höhepunkt im symphonischen Wert darauf, dass er nicht das fremde Stück ver- demien vortrug, entstand KV 418 gemeinsam mit ker, die ihre feste Anstellung aufgaben, um sich als Schaffen des damals erst achtzehnjährigen Kom- bessern wolle mit diesen Einlagen, sondern den zwei weiteren Arien als Einlagen für die Wiener freie Künstler auf dem Musikmarkt zu positionie- ponisten. Bis auf das Menuett sind alle Sätze in der neuen Sängern die gleichen Bedingungen geben Erstaufführung der Oper „Il curioso indiscreto“ ren. Die Darstellung des eigenen Könnens vor zah- Sonatenhauptsatzform geschrieben. Typisch be- wie denjenigen der Uraufführung, denen der Kom- von Pasquale Anfossi. Aloysia Lange spielte darin lendem Publikum kannte er allerdings schon von sonders für Mozarts frühere Orchesterwerke sind ponist ihre Partien angepasst hatte. Bei der großen Clorinda, die von ihrem Verlobten einem Treuetest seinen Reisen als Wunderkind. Im Zentrum stan- die sehr kurzen Durchführungsteile, die daraus Szene « Ah, lo previdi » handelt es sich um eine unterzogen wird. Tatsächlich verliebt sie sich in den den große Konzerte, sogenannte Akademien, die entstehen, dass Mozart die motivisch-thematische echte Konzertarie. Mozart komponierte die Szene, Freund ihres Verlobten, der ihr in dessen Auftrag Mozart selbst veranstaltete, indem er einen Saal Arbeit bereits in die Exposition verlegt, also die die Hermann Abert in seiner Mozartbiographie als den Hof macht, schickt ihn in dieser Szene aber mietete, ein Orchester und publikumswirksame Themen in ihrer Vorstellung sofort variiert und zer- „eine der großartigsten Kompositionen Mozarts dennoch weg, verwirrt von ihren widerstrebenden Gaststars engagierte und deren Erlös er dann als legt, so etwa der fugierte Einsatz des ersten The- in dieser Art“ bezeichnete, im August 1777 für Gefühlen. Einnahmen verbuchen konnte. Diese Akademien mas des Kopfsatzes direkt in den ersten Takten der Josepha Duschek, während sich die Sängerin und waren von unserem Verständnis eines klassischen Symphonie. Der Charakter des Stückes ist von un- ihr Ehemann, mit denen Mozart eine lebenslange „Ch´io mi scordi di te... Non temer, amato bene“, Konzertes weit entfernt, sie dauerten mehrere gebrochener Fröhlichkeit bestimmt, die Musik wir- Freundschaft verband, gerade in Salzburg aufhiel- Rezitativ und Arie KV 505 schließlich ist wahr- Stunden, mischten Orchesterstücke, Solokonzerte, belt voller Lebensfreude und Optimismus dahin. ten. Vermutlich führte Frau Duschek die Arie in scheinlich die bekannteste und am meisten auf- einer Akademie Mozarts im Salzburger Tanzmeis- geführte aller Konzertarien von Mozart. Er kom- Gesangseinlagen und Mozarts Auftritte als Pianist und boten statt ganzen Werken häufig eine Folge Die insgesamt 56 Konzertarien, die von Mozart terhaus zum ersten Mal auf. Der Text, von Vittorio ponierte sie Weihnachten 1786, zwischen den von Ouvertüren, Arien oder einzelnen Symphonie- überliefert sind – davon 36 für Sopranstimme – sind Amedeo Cigna-Santi geschrieben, stammt aus der Opern „Le Nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“ Sätzen. Wenn eine Symphonie komplett gespielt als Bravourstücke für bestimmte Sängerinnen und 1774 in Mailand uraufgeführten Oper „Androme- also; die erste Aufführung war am 23. Februar wurde, dann meist nicht am Stück, sondern über Sänger geschrieben worden, es sind Gelegenheits- da“. Andromeda ist von Schmerzen aufgewühlt, 1787 im Redoutensaal des Wiener Burgtheaters. den ganzen Abend verteilt und unterbrochen von kompositionen par excellence. Manchmal waren weil sie gerade erfahren, hat dass ihr Geliebter Es war das Konzert, mit dem Nancy Storace nach Auftritten der Solisten – und natürlich klatschte es die Sänger selbst, die für einen Auftritt eine Arie Perseus versucht, sich umzubringen. Obwohl die vier Jahren ihren Abschied von Wien gab, die in man auch nach jedem Satz. bestellten und auch gleich den Text mitbrachten, Arie als reines Konzertstück gedacht war, war es der Uraufführung von „Le Nozze di Figaro“ die Su- manchmal waren es Theaterdirektoren, manchmal Mozart doch wichtig, dass die Sängerin sich in die sanna gespielt und der man später eine Affäre mit Die 24. und die 29. Symphonie stammen noch war es aber auch das Anliegen des Komponisten, Figur der Andromeda hinein versetzt, dass sie auf Mozart nachgesagt hat. Mozart selbst trat bei die- aus Mozarts Zeit als Konzertmeister der Salzburger einen Gaststar in seiner Akademie glänzen zu las- den Ausdruck und den Sinn des Textes achtet, wie sem Konzert als Pianist und Dirigent auf und trug Hofkapelle. Ihre Uraufführungen fanden im Okto- sen. Immer sind die Arien genau den besonderen er in einem aufschlussreichen Brief in italienischer die große Konzertszene als „für Mad.selle Stora- ber 1773 und im April 1774 statt. Mozart schrieb Qualitäten der jeweiligen Sängerin angepasst, bei Sprache an Aloysia Weber schreibt, der er die Arie ce und mich” komponiert in sein eigenhändiges damals aus der Praxis seiner Orchesterarbeit her- Aufführungen mit anderen Solisten „schneiderte“ ein Jahr nach der Uraufführung zum Studium ge- Werkverzeichnis ein. Zwei Jahre später hat er sie im aus sechszehn Symphonien in zwei Jahren, ohne Mozart die Stücke daher nicht selten um. Nach geben hatte. Leipziger Gewandhaus übrigens auch zusammen das immer die konkreten Entstehungsanlässe be- ihrer Bestimmungen lassen sich die Konzertarien kannt wären. aufteilen in echte Konzertarien im engeren Sinne, Die beiden Arien KV 416 und KV 418 komponierte er einer Revision seiner älteren Oper „Idomeneo“ mit Josepha Duschek aufgeführt. Den Text hatte die für eine konzertante Aufführung in einer Aka- Mozart am 8. bzw. 20. Januar 1783 in Wien für entnommen: Idamante erklärt seiner Geliebten Ilia, Während die 24. Symphonie nach italienischem demie geschrieben wurden, und in Einlagearien, seine Schwägerin Aloysia Lange, ehemals Weber, dass er sie nie vergessen und immer lieben werde, Vorbild drei Sätze umfasst und insgesamt nur etwa die bei Wieder-Aufführungen von eigenen Opern in die er einige Jahre zuvor ebenso heftig wie un- auch wenn Elektra ihn unter Druck setzt, Ilia zu zehn Minuten dauert, gehört die 29. Symphonie oder Opern anderer Komponisten den jeweiligen glücklich verliebt gewesen war – geheiratet hat verlassen. mit vier Sätzen nach dem Wiener Modell und einer Sängern einen zusätzlichen maßgeschneiderten ihn dann bekanntlich ihre Schwester Constanze. Lars Wolfram