Sanierungskonzept - Orangerie

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Ragnhild Klußmann, Marc Hübert, Hiltrud Cordes
Ein Sanierungskonzept für die Orangerie
Gliederung
1.
2.
2.1
2.2
2.3
Vorbemerkung
Die Sanierungsmaßnahmen
Die denkmalpflegerische Instandsetzung
Nutzungsbedingter Ausbau
Gastronomie
1.
Vorbemerkung
Das Gelände der ehemaligen „Lünette 3“, eines Festungsbauwerks aus preußischer Zeit im
Kölner Volksgarten, umfasst das Orangerie-Theater, die Reste der „Lünette 3“ sowie einige
Nebengebäude. Dieses Gelände ist vom Volksgarten durch eine – teilweise eingestürzte –
Mauer abgetrennt. Die „Lünette 3“ wurde 1841 erbaut, aber bereits knapp 50 Jahre später
(1888/89) in den neu angelegten Volksgarten integriert und erheblich umgebaut. Dabei wurde
das eigentliche Festungswerk größtenteils abgerissen und das sog. Friedenspulvermagazin,
welches sich innerhalb der Befestigungsanlagen befand, durch Aufstockung zu einem
Wohnhaus umgebaut.
Bei diesem Wohnhaus handelt es sich um das heutige Theatergebäude. Bis zum 2. Weltkrieg
lebten hier die Gartendirektoren der Stadt Köln mit ihren Familien. Im Krieg jedoch wurde das
Gebäude teilweise zerstört, so dass heute das Obergeschoss fehlt. Es wurde nicht wieder
aufgebaut, sondern entkernt, mit einem provisorischen Dach versehen und fortan als
Überwinterungsort für Kübelpflanzen genutzt.
Im Zuge der Anlage des Volksgartens wurde nicht nur das Wohnhaus des Gartendirektors auf
dem Gelände der „Lünette 3“ errichtet, sondern es wurde hier auch eine städtische Gärtnerei
mit Glashäusern und Blumenbeeten angesiedelt. Zwei weitere Glashäuser sowie ein
Holzschuppen wurden nach dem 2. Weltkrieg errichtet. Die Nutzung des Geländes als
Ziergärtnerei durch das Grünflächenamt der Stadt Köln dauerte bis zum Jahr 2000.
Parralel hatte sich eine Nutzung als Theaterhaus entwickelt. Zunächst – seit 1991 - nur in den
Sommermonaten, während die städtischen Kübelpflanzen ausgelagert waren und seit 2000
ganzjährig wurde das ehemalige Wohnhaus als Aufführungsort für Tanz- und
Theaterproduktionen genutzt. Im Dezember 2004 gründeten die Betreiber einen Verein, den
gemeinnützigen „Orangerie - Theater im Volksgarten e.V.“, der seither das Theater als Mieter
betreibt und sich für den Erhalt des Geländes einsetzt.
(alle Pläne: Ragnhild Klußmann, Marc Antonius Hübert / raumwerk.architekten / Stolberger Str. 90 d,
50933 Köln / Tel. 0221 – 540 22 30 / www.raumwerkarchitekten.de)
2.
Die Sanierungsmaßnahmen
Das Gelände befindet sich im Besitz der Stadt Köln und wird vom Grünflächenamt verwaltet. In
Anbetracht der kulturellen Nutzung ist vorgesehen, die Verwaltung auf das Kulturamt zu
übertragen. Das Kulturamt der Stadt Köln wiederum hat in Aussicht gestellt, das Gelände
langfristig auf den Orangerie e.V. zu übertragen, wenn es dem Verein gelingt, die notwendigen
Finanzmittel für die Sanierung zu aquirieren. Die Stadt hat zugesagt, sich mit einer Summe
von 100.000 € an den Sanierungskosten zu beteiligen.
Das Gelände liegt in der nordöstlichen Ecke des Volksgartens, leicht zurückversetzt von der
Straßenkreuzung Volksgartenstraße / Vorgebirgsstraße. Im hinteren Geländebereich, also zum
Volksgarten hin, befinden sich die Reste der „Lünette 3“. Der erdbedeckte Wall ist mittlerweile
mit Bäumen und Sträuchern überwuchert. Erkennbar sind noch einige Reste einer Mauer, von
der aus drei Räume in den Erdwall eingelassen sind. Hierbei handelt es sich um Kasematten,
also schusssichere Räume innerhalb eines Festungswerkes, die der Lagerung von Pulver oder
Munition dienten. Auch wenn von der Lünette 3 nicht mehr viel zu erkennen ist, so ist sie doch
die letzte, in Resten erhaltene Lünette Kölns und daher von historischem Wert.
Das Theatergebäude selbst ist 26,21 m lang und 11,44 m breit. Es besteht aus Hochparterre
und einem Souterrain-Geschoss. Im Hochparterre befinden sich der Theaterraum (ca. 180 qm)
und das Theaterbüro, das in einem vom Hauptraum abgetrennten Bereich liegt.
Bereits bei seiner Inbetriebnahme als Spielstätte befand das Gebäude sich in einem baulich
schlechten Zustand. Die gesamte Dachkonstruktion ist baufällig und undicht – was immense
Heizkosten nach sich zieht – und im Frühjahr 2006 wurden erhebliche Schäden am Kellergewölbe festgestellt, die Auswirkungen auf die Stand- und Verkehrssicherheit haben. Mit einer
provisorischen Abstützung konnte die akut gefährdete Standsicherheit vorübergehend wiederhergestellt werden.
An das Theatergebäude wurden zwei Glashäuser angebaut, die im rechten Winkel zueinander
stehen und zusammen mit dem Hauptgebäude ein nach einer Seite hin offenes, hofartiges
Viereck bilden. Die Anordnung dieser drei Gebäude und ihre Trennung vom Volksgarten durch
den erdbedeckten Lünetten-Wall verleihen dem Gelände einen in sich abgeschlossenen,
intimen Charakter.
Die derzeitige Planung bezüglich des Geländes von Seiten der Eigentümer sieht folgende
bauliche Veränderungen vor, die mit als Grundlage für die Planung dienen: den Abriss der
Werkstatt-Schuppen an der Lünette, den Abriss der Alten Gärtnerei sowie eine neue
Einfriedung des Geländes.
Die Gebäude der Alten Gärtnerei wurden bis 2006 vom städtischen Bauhof genutzt und stehen
seitdem leer. Es ist vorgesehen, die Gebäude abzureißen, obwohl ihr baulicher Zustand dies
keinesfalls zwingend notwendig macht. Von der Substanz her sind die Gebäude, die aus einem
Glashaus, einem großen Aufenthaltsraum und ehemaligen Hausmeisterwohnung bestehen,
intakt. Für die Erstellung des Sanierungskonzeptes hatten die Eigentümer vorgegeben, vom
Abriss dieses Geländebereichs auszugehen. Im Laufe der Planung hat sich jedoch
herausgestellt, dass die Erhaltung und Nutzung der Alten Gärtnerei von großem Vorteil für den
Theaterbetrieb wäre. Da im Falle einer Renovierung dieser Gebäude andere
Sanierungsmaßnahme überflüssig würden, würde dem Gesamtkonzept hierduch keine
Mehrkosten entstehen.
Als vordringliche Baumaßnahme müssen das Kellergewölbe und das Dach saniert werden.
Damit wären Stand- und Verkehrssicherheit des Gebäudes bis auf weiteres gewährleistet. Für
die Instandsetzung der Abwasserinstallation im Keller, die Restaurierung der Fassade, den
Einbau neuer Fenster zwecks Schall- und Wärmeisolierung sowie die Erneuerung der
Haustechnik (Heizung und sanitäre Anlagen) besteht ebenfalls dringender Bedarf. Der
Innenausbau unter Berücksichtigung bühnentechnischer Erfordernisse ist ein weiterer,
erheblicher Bedarfsposten. Und schließlich wäre die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit
der Glashäuser wichtig.
Mit der Durchführung der geplanten Sanierungsmaßnahmen wären sowohl das Gebäude selbst
als auch der Spielbetrieb dauerhaft gesichert.
Das Sanierungskonzept besteht aus mehreren Baumaßnahmen, die folgendermaßen gegliedert
sind: Der erste Teil umfasst die denkmalpflegerische Instandsetzung, Teil 2 ist der nutzungsbedingte Ausbau und Teil 3 ist die Integration eines Gastronomiebetriebes; die hierfür
entstehenden Kosten sollen durch einen Investor finanziert werden.
Die Gesamtkosten für die Sanierung des Orangerie-Geländes, einschließlich der Gestaltung des
Außengeländes und der Investitionskosten für die Gastronomie betragen rund 1 Million Euro.
2.1
Die denkmalpflegerische Instandsetzung
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Vorrangig ist die Gewölbesanierung im Kellergeschoss zu bewerten. Zur Zeit besteht ein
Schaden im Bereich des Kellergewölbes, der die Standsicherheit der Orangerie
gefährdet. Dieser Schaden ist bereits begutachtet, und die notwendigen
Sanierungsmaßnahmen sind geklärt worden.
Zur Erfüllung des erforderlichen Schallschutzes sowie der Wärmeschutzanforderungen
muss das Dach inklusive Tragwerk komplett erneuert werden. Derzeit ist das Dach
undicht (Wasserschäden) und weist keinerlei Dämmung auf. Als ergänzende Maßnahme
hierzu ist die denkmalgerechte Erneuerung der Fenster einschließlich der Freilegung der
zugemauerten Fenster geplant. Mit diesen beiden Maßnahmen kann die Schallemmision
deutlich verringert und eine wirtschaftliche Beheizbarkeit der Orangerie gewährleistet
werden.
Die Außenmauern der Orangerie waren ursprünglich in Sichtmauerwerk gestaltet. Ein
später erfolgter Anstrich der Fassade blättert mittlerweile ab und gibt der Orangerie
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2.2
einen verwitterten Eindruck. Im Rahmen der Fassadensanierung sollen die
ursprüngliche Oberfläche wiederhergestellt sowie ergänzende Arbeiten an den
Natursteingesimsen vorgenommen werden.
Weiterhin müssen die Eingangsbereiche zum Theaterraum und zum Bürotrakt erneuert
werden.
Die haustechnischen Anlagen in der Orangerie sind veraltet und entsprechen nicht mehr
den derzeitigen Anforderungen. Geplant ist eine Überarbeitung der
Abwasserinstallation, um weitere Wasserschäden im Kellerbereich bei Regen zu
vermeiden. Das vorhandene Heizsystem mit Fernwärme ist nach Aussage eines
Gutachters intakt, die Heizkörper im Theaterraum selber müssen jedoch erneuert
werden. Die neue Beheizung ist aus energetischen und wirtschaftlichen Gründen als
Fußbodenheizung geplant.
gärtnerei
Der nutzungsbedingte Ausbau
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In Bezug auf die Glashäuser muss zunächst die Verkehrssicherheit wiederhergestellt
werden, da einige Glasscheiben zerbrochen sind.
Da der Theaterraum in seiner jetzigen Form über keinerlei Nebenräume verfügt, ist
geplant, einen entsprechenden Innenausbau des Kellergeschosses vorzunehmen. Hier
sollen Besucherfoyer und –garderobe untergebracht sowie WC-Anlagen eingebaut
werden.
Auch eine Verbesserung der Ausstattung im Theaterraum selbst ist dringend notwendig.
Die geplanten Maßnahmen umfassen ein neues Gestänge zur Aufhängung der
Scheinwerfer, eine neue Elektroinstalltion sowie eine Verdunklungsmöglichkeit für Dach
und Fenster.
Zu den fehlenden Nebenräumen des Theaterraums gehört neben den
Zuschauerräumlichkeiten, die im Keller untergebracht werden sollen, auch ein
Backstage-Bereich. Deshalb ist der Umbau des Bürobereichs vorgesehen. Durch den
zweigeschossigen Ausbau dieses Gebäudeteils kann zusätzlich zu den Büros ein
Künstlerbereich mit WC, Ankleide und direktem Zugang zum Theaterraum geschaffen
werden.
Als Ersatz für die abzureißenden Holzschuppen und Gebäude der Alten Gärtnerei ist
daran gedacht, Container als Theaterwerkstatt und Lager (Bestuhlung, Bühnentechnik,
Podeste) auf dem Gelände aufzustellen. Aus optischen Gründen ist dies jedoch als
Notlösung zu betrachten.
•
2.3
Anstelle des zweigeschossigen Ausbaus der Büroräume und der Aufstellung von
Container wäre vorzuziehen, die Gebäude der Alten Gärtnerei zu erhalten und zu
renovieren. Die Gebäude haben die ausreichende Größe, um hier Büro-, Lager- und
Werkstatträume unterzubringen.
Gastronomie
Das Konzept sieht die Entwicklung einer einfachen Gastronomie vor, die vom Gewächshaus 1
beliefert und organisiert werden soll. Nach dem Haus-in-Haus Prinzip sollen zwei eingebaute
Boxen die Theke und WC-Räume enthalten. Auf diese Weise werden sowohl der Abriss als auch
eine aufwendige und nicht wirtschaftliche Gesamtsanierung der Gewächshäuser vermieden. Es
wird kein Küchen-Einbau benötigt; das Speisen-Catering für private Feiern soll wie bisher über
Catering-Firmen erfolgen. Die Finanzierung muss durch Investorenleistung abgedeckt werden.
Folgende Gastronomie-Bereiche sind konzeptioniert:
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Theatergastronomie: Als Service für die Theaterbesucher ist geplant, an Tagen und
Abenden mit kulturellen Veranstaltungen Getränke auszuschenken sowie ein
bescheidenes Bistro-Angebot vorzuhalten. Während der Sommermonate ist hierfür das
Große Gewächshaus („Palmencafé“) vorgesehen, im Winter soll der Ausschank im Keller
erfolgen.
Getränke-Catering für Privatvermietungen: Bei der Vermietung des Geländes an private
Gesellschaften (Hochzeiten, Geburtstage, Betriebsfeiern) soll das Getränke-Catering je
nach Nutzung der einzelnen Gelände-Bereiche (Theatersaal, Keller, Garten) erfolgen
•
Saisonales Tagescafé (Sommer): Bei schönem Wetter soll im Sommer zusätzlich auf
dem Außengelände ein Tagescafé betrieben werden, das seine Kundschaft vor allem aus
den Besuchern des Volksgartens rekrutiert.
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