VORWORT Sehr geehrte Leserinnen und Leser, nach unserer Fotografensonderausgabe nun also wieder ein gut gemischtes Heft mit allerlei interessanten Künstlern. Besonderes Augenmerk möchte ich gleich zu Anfang auf unseren großen Singer-Songwriter-Clash „Du bist nicht allein“ richten. Wenn du Musik machst und gerne ein paar Songs von dir auf Vinyl bannen möchtest, ist das genau das Richtige für dich! Ganz nebenbei gibt es in dieser Ausgabe als Premiere einen Comicstrip von le pro inklusive Interview mit dem Künstler. Der zweite Teil des Comics folgt in der nächsten Ausgabe. Mehr über die Künstler im Heft und uns findest du auch im Netz auf: www.artempire.de und facebook.com/artempire. Ich wünsche ich euch viel Spaß mit dieser Ausgabe, euer Dominic SEITE 03 04 06 07 11 12 14 16 INHALT Vorwort & Inhaltsverzeichnis Du bist nicht allein Le Pro Interview Le Pro Comic „Inspector Gorgor“ CD- & Platten-Vorstellungen Interview mit Käfer K Bericht über Vinyl in Karlsruhe Dankeschön IMPRESSUM Redaktion (Postanschrift): artempire, Durlacher Allee 22, 76131 Karlsruhe, USt-IdNr. DE264098413 Web: www.artempire.de eMail: Informationen & Kontakt: [email protected], Fon: 0721-91583620 Auflage: 1.000 Printausgaben & unbegrenzte Onlineausgaben Anzeigen im magazine: Interesse im artempire-magazine zu inserieren? Dann schickt uns einfach eine eMail an: [email protected] und wir mailen euch die aktuelle Anzeigenpreisliste zu. „DU BIST NICHT ALLEIN” DER GROSSE SINGER-SONGWRITER-CLASH Das artempire magazine hat sich mit seinen guten Freunden flight 13-duplication, dem Indicative Studio und 100 KiloHerz Mailorder zusammengetan und für euch etwas ganz Besonderes auf die Beine gestellt. Mit „Du bist nicht allein“ bekommt ihr die einmalige Gelegenheit euer Talent als Musiker unter Beweis zu stellen und damit, plus einem Quäntchen Glück, ein wahrhaftiges Singer-Songwriter-Rundum-Glücklich-Paket zu gewinnen! Was erwartet den Sieger des Singer-Songwriter-Clashs? • Ein Interview plus Cover im artempire magazine • Zwei- bis dreitägige Studioaufnahmen in den Indicative Studios • 100 frisch gepresste Vinyl 7“ von flight 13-duplication • Vertrieb und Promotion über den 100KiloHerz Mailorder Was muss man dafür tun? • Schick uns etwas über dich und drei deiner Songs (mp3) an [email protected] Wer kann teilnehmen? • Du bist Singer-Songwriter und allein oder zu zweit • Du hast keinen Plattenvertrag • Du spielst nur eigene Songs • Du kannst für die Studioaufnahmen etc. ein paar Tage nach Karlsruhe kommen Und wie funktioniert das Ganze? Unter allen Einsendungen sucht unsere vierköpfige Jury (siehe rechte Seite) sich ihre vier Favoriten aus. Die werden dann in der nächsten Ausgabe des artempire magazines vorgestellt und die Leser können darüber abstimmen wer das Rennen machen soll. Einsendeschluss ist der 09.09.2011. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen. 04 www.artempire.de WIR ÜBER UNS Dass wir euch diesen Clash überhaupt anbieten können, ist keinem anderen als Dominic von artempire zu verdanken. Als jeder von uns sich im Vorfeld zu „Du bist nicht allein“ Gedanken gemacht hat, was er wie beisteuern kann, da überkam es mich kurz und ich dachte mir: Mann, wie toll, da gibt’s einen, der wirklich selbstlos und ohne Profitdenken etwas aufzieht um unbekannten Künstlern Gehör zu verschaffen. Schade, dass heute viele Menschen lieber mit Smartphones rumspielen und sich bei Facebook virtuell unterhalten statt etwas tolles wie das artempire magazine in die Hand zu nehmen. Ich finds auf jeden Fall super und sehr liebens- und lobenswert, was der Dominic da so treibt - und das alles in seiner Freizeit. chfl www.flight13-duplication.com www.100kiloherz.de Ohne Christian und seinen Kollegen Bieber wäre dein Plattenschrank nur halb so groß. Die beiden sorgen in ihrer badischen Schallplattenmanufaktur dafür, dass deine Lieblingsplatten das Licht der Welt erblicken! Aus schnöden Datenmengen wird Vinyl gepresst. Schwarz, bunt, mit Bildern oder ohne, in allen erdenklichen Größen. Auch CDs und DVDs werden hier vervielfältigt. Die beiden sind mit Herzblut dabei und arbeiten aus Überzeugung für deine Platte. Auf Preiskampf nach Großkonzernmanier scheißen sie, denn niemandem nutzt eine Platte in unterirdischer Qualität, die auf die Schnelle produziert, im Preiskampf der Wirtschaft untergeht. Überzeug dich doch einfach selbst von der großartigen Qualität à la Christian und Bieber! behi Benjamin Hiller fasste sich vor eineinhalb Jahren ein Herz, machte seine Passion zum Beruf und gründete den Mailorder 100KiloHerz. Dabei hat er es sich jedoch nicht nur zur Aufgabe gemacht, die Welt einfach mit guter Musik zu beliefern. Ein weiteres Anliegen von 100KiloHerz ist es, jungen Bands, die noch kein großes Label, Vertrieb etc... hinter sich haben, die Chance zu geben ihre Musik über die Seite anzubieten. “Die Guten” nennt sich diese Kategorie, die ich jedem gern ans Herz legen möchte. Gerade in einer Zeit in der Musik fast nur noch an Vermarktungsmöglichkeiten und Chartplatzierungen gemessen wird, freut es mich, dass es doch noch Menschen wie Benjamin gibt, die für das leben was die Musik ausmacht oder wie Clueso einmal meinte: “Es geht mir gut, wenn mich gute Musik geflasht hat!” Und davon gibt es hier jede Menge! pabo www.indicative-studio.de Nicht jeder weiß, dass Bruchsal, heimliche Landeshauptstadt Baden-Württembergs, deutlich mehr zu bieten hat als nur ein königliches Schloss. Hier gibt es nämlich das meiner Meinung nach weltbeste Tonstudio, gemeinsam erschaffen von Musikern für Musiker. Zum kreativen Viererteam des Studios gehört auch Paddy, ein Toningenieur wie man ihn sich nur wünschen kann. Nicht nur am Mischpult kann er so einiges. Zwischen dem altbekannten Regler-hoch-Regler-runter-Spiel kümmert er sich um so ziemlich alles was mit der und rund um die Produktion einer neuen Platte zu tun hat. Perfekt! dokr LE PRO Der ehrgeizige Comiczeichner (und nebenbei Schöpfer des aktuellen Magazincovers) Le Pro aus Hamburg erzählt mir ein wenig über seine Arbeit und was er damit in Zukunft alles erreichen möchte. Seit wann zeichnest du Comics? Ich meine, meine ersten Comics mit vier oder fünf Jahren gemalt zu haben. Es ging um Kampfroboter mit Maschinengewehren als Arme. Lustige Idee, eigentlich. Was ist dein Lieblingscomic? Die Frage ist wie die nach dem Lieblingslied. Je nach Alter, Stimmung und intellektuellem Anspruch ändert sich mein Lieblingscomic. Manchmal mehrmals täglich. Was sind Comics für dich? Unterhaltung oder Kunst? Jetzt kommt das coolste: Comic ist beides. Comic ist so ziemlich alles. Die eigentliche Geschichte ist Unterhaltung, klar. Doch die Geschichte in Sequenzen zu unterteilen, Blickwinkel und Spannungsbögen, Cliffhanger und Timing, Gesichtszüge und Gestik zeichnerisch umzusetzen – das ist eine Kunst. Ist es schwer, in Deutschland Comiczeichner zu sein? In Frankreich, Belgien, Japan und den USA ist das ja eher angesehen, oder? Harald Siepermann, einer meiner früheren Lehrer, sagte einst, man muss ein totaler Idiot sein, um Comiczeichner werden zu wollen. Starkes Statement für einen Lehrer in einer Comicschule, nicht wahr? Man muss jedoch differenzieren: Comics zu zeichnen und den Menschen gute Unterhaltung, Zerstreuung oder moralische Anreize zu geben, macht einen ja nicht zum Idioten. In Deutschland muss man jedoch andauernd bei Verlagen anrufen und vorsprechen, und wird dann komplett abgewertet, wenn man sich nicht als Goldesel entpuppt. Das ist ziemlich idiotisch. Einen Vertrag bekommt man eigentlich nur, wenn man schon berühmt ist und dann – vielleicht – kommt Geld ins Spiel. Ich hab da mit meinem Verlag großes Glück gehabt. In Frankreich, Japan und ein paar anderen Ländern ist es grundlegend anders: die Verlage schaffen einen Markt, indem sie Kapital investieren, um Zeichner berühmt zu machen. Was wolltest du als Kind mal werden und warum? Bademeister. Jeden Tag ins Schwimmbad, toll! Was war deiner Meinung nach deine bisher beste Arbeit? Immer die Neuste. Worum geht es in deinen Comics? Natürlich kommt das auf die Serie an. „Utan & Artik“ ist ein Cartoon, daher geht es um kleiner Sketche mit Humor und Moral. „Inspector Gorgor“ ist eine SciFiPolizei-Story, daher geht es eher um Spannung und zwischenmenschliche Probleme. Bei „Der Katzenkönig“ ist es irgendwas echt krankes. Die Mischung macht‘s. Was hast du für die Zukunft geplant? Was hast du für Ziele? Meine Verlobte heiraten, eine Familie gründen und der erfolgreichste Comiczeichner Europas werden. Das wäre stark. Hast du Vorbilder und gibt es einen bestimmten Stil den du besonders magst? Ich mag den Stil von Guarnido, Dik Brown und Jeff Smith. Aber die sehe ich nicht als Vorbilder. Ein Vorbild bin eher ich selbst in 20 Jahren. Hoffentlich enttäusche ich mich nicht… Das hoffe ich auch nicht. dokr 06 Gorgor INS P E C T O R r! Go ...nein, nichts zu sehen, sir. ...nein, sir, keine erfassung! sir, ich brauche einen g.p.s.angleich....sir? Tack! sir! sir! r! Go r! Go ! k c Ta Tack! Fortsetzung folgt.... CD & PLATTEN VORSTELLUNG Koeter „koeter“ www.myspace.com/kkoeter „Das ist doch alles kein Punk mehr!“ hört man immer wieder. Koeter drosseln das Tempo! Im Gegensatz zu ihren Wurzeln geht es nicht mehr jugendlich wild und ungestüm vorwärts. Das hier klingt durchdachter. Wer meint, Punk bestünde ausschließlich aus einer Antiregierungshaltung, drei Akkorden, Schnelligkeit und Geschrei, bitte! Mir ist das egal und Koeter bemerken dazu gleich mal im „identitätsbierkasten“: „Ich hab den Punk verraten und er wird über mich richten. Und in der Hölle braten.“ Das selbstbetitelte Debüt der Koeter klingt nach Spielfreude, nach Spaß, nach Inhalt, nach mehr. „Ob das nach Enthusiasmus klingt, ob das alles eher fällt oder sinkt? Vorwärts und rückwärts, am besten vergessen.“ Ein Köter macht eben das, wozu er gerade Lust hat. Er setzt da an, wo die Nein Nein Nein-Schuhe zu eng geworden sind. Ob man das nun Punk, Indie oder Post-Punk nennen will? Egal! Einen Köter hasst oder liebt man. Dazu trägt das umgedrehte Kreuz auf dem Cover natürlich bei. „Wir fahren das vor die Wand. Langsam und sicher.“ behi Jimmy Kafka „stadt, land, flucht“ www.jimmykafka.de „Wann kommt der Sommer, wann kommt die goldene Zeit?“ Einen besseren Zeitpunkt, als diese Zeilen Ende Februar rauszubrüllen, gibt es wohl nicht. „Und wir warten drauf, dass die Sonne scheint!“ Ähnlich verzweifelt und zerbrechlich emotional wie La Dispute. Gitarre und Bass suchen sich ihren eigenen Weg durch „regen/sturm”, schauen mal in der „disco” vorbei, um dann doch „heimatlos” und „unendlich” von hier nach dort zu schlawänzeln. Das Schlagzeug knüppelt sich um den Verstand. Jimmy Kafka setzen da an, wo andere Punkbands nach acht Jahren noch nicht sind. Was beim ersten Hören noch locker und leicht klingt, gibt bei mehreren Durchläufen die Sicht auf niedliche Spielereien und Frickeleien frei. Die davonreitenden Gitarren in „passion depression“ nehmen den Albumtitel wieder auf. „Heimatlos fühl ich mich trotzdem noch. Da ist ein Bett für mich Zuhaus, doch trotzdem muss ich raus.“ Jimmy Kafka wollen raus...Sie sollen raus! Raus auf die Straße! Fahrtwind genießen. „Wunschkonzert“ spielen! behi The world / inferno friendship society „the anarchy and the ecstasy“ www.myspace.com/worldinferno Ganz einfach machen es einem TW/IFS sicherlich nicht, sie in eine bestimmte Musikrichtung zu stopfen. Klar kann man das einfach alles als Rock abtun und sich zufrieden zurücklehnen aber damit unterschlägt man die ungefähr 152 1/2 anderen musikalischen Einflüsse, die auf diesem zehn Songs starken Tonträger so ganz nebenbei aufblitzen und genau schnell wieder verschwinden. Meistens kann man dem Gesang von Jack Terricloth lauschen, der sich ein wenig wie ein swingender Nick Cave in einem Tim Burton Film anhört. Zwischenzeitlich kommt dann noch eine zart flockige, sanfte Damenstimme zum Vorschein, die einen immer wieder aufhorchen lässt. Also mein Schublade für das mittlerweile zehnte Album der achtköpfigen Band aus Brooklyn/New York heißt eindeutig Anarcho-Folk-Soul-Rock, ganz einfach! dokr www.myspace.com/grandgriffon Grand Griffon „protektor“ Auf dicke Hose machen andere! Bei Grand Griffon sind lediglich die Walrosse auf dem Cover dick. „Das hier bin wirklich ich, das hier ist alles Echt!“ Kein aufgeblasenes Gepose, kein dicker Prollsound. Tolle Melodien, verspielte Bassläufe. Trotzdem Hardcore! Indie-Hardcore vielleicht, wenn man es irgendwie umschreiben wollte. Denn die Produktion der Platte hebt Sänger Helges Stimme relativ weit nach vorne. Man versteht im ersten Durchlauf erstaunlich viel. Meist agiert er ruhig, kommt nur in äußerst seltenen Fällen über einen kompletten Song zum Schreien. Im ersten Moment klingt das vielleicht ungewohnt, wirkt sich aber positiv auf den Spannungsbogen von „protektor“ aus. Denn in den emotionalen, eindringlichen Passagen wirkt reduziertes Geschrei wesentlich intensiver. Eben eine entspannt-aggressive Hardcore Platte. Womit wir wieder bei den Walrossen im Bergidyll wären! behi KÄFER K Die beiden Brüder Jürgen und Micha von Käfer K (im Bild hinten li. und re.) gewähren mir mit diesem Interview einen Blick in das emsländisches Punk-Rock Universum. Woher kennt ihr euch und wie ist Käfer K daraus entstanden? Jürgen: Ich, der Esel nennt sich stets zuerst, und mein Bruder, Micha, haben vor circa acht bis neun Jahren zusammen in einer Deutschpunkband gespielt. Ähnlich wie bei anderen Bands trieb uns die provinzbedingte emsländische Langeweile an. Schweinestall ausbauen, Kornspeicher einreißen und Proberaum basteln. Dorfpunkkonzerte und selbstorganisierte Skatecontests. Nach drei bis vier Jahren kam dann Philipp, der mit Micha in einer Jahrgangsstufe war, dazu und ersetzte den damaligen Schlagzeuger. Auch die Gitarre wurde zwei Jahre später gewechselt, weil sich herausstellte, dass wir unterschiedliche Vorstellung von Punk und Punkmusik hatten. Und mit Jan kam Käfer K. Allerdings musste er sich wegen des Studiums und der räumlichen Distanz leider wieder zurückziehen und so ist nun seit zwei oder drei Jahren der jute David dabei, der mit Micha in Paderborn studiert. Seitdem proben wir in Münster, auch weil Phil und mittlerweile auch David und ich dort leben. Wie würdet ihr jemandem, der euch noch nie gehört hat, euren Musikstil beschreiben? Jürgen: Das ist schwer zu sagen. Unser Stil hat sich aus einem Kompromiss heraus entwickelt. Wir vier haben oft auseinandergehende musikalische Vorlieben und treffen uns dann irgendwo dazwischen. Mit „von scheiternden Mühen“ haben wir eine ordentliche Schippe Melancholie draufgelegt, aber ohne uns dem Punk zu sehr abzuwenden. Wobei, als Deutschpunkding lässt sich das Ganze wohl nicht beschreiben, als Emo-Geschrammel auch nicht. Ich könnte jetzt rummosern von wegen „ich denk da sowieso nicht in Schubladen“, aber ich tu’s auch unbewusst eigentlich relativ häufig. Vielleicht Postpunk? Habt ihr denn musikalische Vorbilder oder ist das eher nichts für euch? Jürgen: Es gibt eine ganze Menge, vor allem deutschsprachige Bands, die Einfluss auf unsere Musik haben. Am erfreulichsten ist, dass wir zu einigen dieser großartigen Bands, etwa „Krawehl“, „Supermutant“, „Alles wegen Lilly“ und „Teddy DuChamp“ Freundschaften aufbauen konnten. Was war euer bisher bestes Konzert? Also von der Location, Stimmung, wie ihr drauf wart und natürlich auch von den Leuten her. Micha: Es gibt einige Orte, bei denen wir erstaunt waren, wie gut es dort ist. Ganz weit vorne ist dabei die „Villa“ in Darmstadt. Die besten Menschen jedoch trafen wir in einer Kleinstadt Namens Olpe. Was kommt nach „von scheiternden Mühen“? Was habt ihr geplant? Tour? Neue Platte? Gibt es schon neue Songs? Micha: Wir haben zufällig genau gestern beschlossen, jetzt langsam mit neuen Sachen anzufangen. Die Konzerte für das erste Album sind durch, wir lassen uns jetzt viel Zeit für das zweite Album. Wie sind froh, wenn es erst einmal so gut weitergeht. Das nächste Album, so viel kann man sagen, wird eventuell noch einen Hauch härter, zumindest klang es gestern im Proberaum danach. Glaubt ihr, man kann in Deutschland von guter, selbstgemachter Musik leben? Jürgen: Ehrlich gesagt weiß ich darauf nicht recht zu antworten. Zumal wir uns diese Frage gar nicht stellen können und nie stellen werden. Dennoch ist es für viele Bands mit Sicherheit möglich, nur fallen wir da aus dem Raster. Mit selbstgemachter Musik auf jeden Fall, ob sie dann noch gut ist, ist eine andere Frage. Es gibt viele Bands, denen ich es zutrauen würde oder wünsche. Nur ist es wohl so, dass sehr viel Geduld, Arbeit und Herzblut abverlangt werden. Aber ohne Nebenjob, ein gutes Label usw. ist es eher schwierig, denke ich. Wir, sozusagen als Dorfkinder, sind unheimlich glücklich darüber, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, Konzerte in Deutschland spielen zu können ohne Minusgeschäfte eingehen zu müssen. Dahin zu kommen, was für viele Bands wahrscheinlich selbstverständlich ist, war für uns ein Riesenschritt. Dahinter stecken wahnsinnig engagierte und organisierte Konzertveranstalter und Veranstaltungsgruppen. Was haltet ihr generell von der deutschen Musiklandschaft? Jürgen: Im Kleinen, rund um (autonome) Jugendzentren und andere selbstverwaltete Locations, ist sie großartig. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Bands und auch mit Veranstaltern ist richtig gut. Wir durften viele gute Punkbands kennenlernen und wenn dann einzelne davon hervorstechen, ist das was ganz tolles. Zur Musiklandschaft im Großen kann ich nicht viel sagen. Ich habe viel zu oft belanglosen Schrott gehört, der sich gut verkaufen lässt, aber sonst nichts kann. Vinyl oder CD? Jürgen: Ich bin ehrlich gesagt eher der CD-Mensch. Aber Vinyl ist viel schicker und auch schicker geworden, sieht ja auch schick aus, aber manchmal ist eine Schallplatte einfach unpraktisch. Wenn ich eine Schallplatte in der Hand halte, bin ich trotzdem viel sorgsamer und behutsamer. Es ist, als würde man die Musik auf diesem Medium mehr schätzen. Wie wichtig sind euch die Texte von Käfer K? Mehr Musik, mehr Texte oder eine 50/50 Mischung? Micha: Die Inhalte der Texte sind schon am wichtigsten, obwohl wir wesentlich mehr Zeit in die musikalische Auseinandersetzung investieren. Wir bemühen uns, einen Text so zu gestalten, dass durch Bildsprache ein Thema vorgeben wird, die Zugänge dabei können aber unterschiedliche sein. Es braucht zugegeben etwas Zeit, die Metapher zu entschlüsseln, daher fallen unsere Texte auch sehr kurz aus. Jedes Wort trägt letztlich der Bildsprache bei, es gibt eigentlich keinen Song wo aus instrumentalen Gründen noch eine Zeile hinzugefügt wurde. Welche Fehler habt ihr eurer Meinung nach bis jetzt gemacht und was würdet ihr anderes machen? Micha: Mir fällt jetzt konkret kein Beispiel ein, aber vielleicht hätten wir bei dem einen oder anderen Konzert länger vor Ort bleiben sollen, mit den Menschen dort reden. Wir mussten leider oft schon früh los. Ach ja, und wir hätten Tobi von Lala Schallplatten (Anm.: das Label der Band) nach dem Album-Release Blumen schicken sollen! Musik und Politik, passt das? Jürgen: Das passt sehr gut. Unsere Texte sind nicht mehr so sehr politisch oder besser gesagt nicht mehr offensichtlich politisch. Einfach nur Parolen rausquetschen find ich manchmal langweilig und nimmt einem vielleicht auch die Gelegenheit, mal ernsthaft nachzudenken. dokr VINYL IN KARLSRUHE Auf der Suche nach der große, schwarzen Scheibe und ihren Freunden in Karlsruhe. Im Jahre 1969 nahm die kalifornische PsychedelicBand Jungle eine Demo-LP auf und ließ davon 50 Kopien pressen, die an verschiedene Labels in den USA gingen. Doch statt den Vertrag zu unterschreiben, den Polydor ihnen anbot, löste sich die Band auf – und geriet in Vergessenheit. 40 Jahre später tauchte ein Bootleg der Demo in Deutschland wieder auf, aber bis auf den Bandnamen war nichts mehr von Jungle bekannt – keine Mitglieder, keine Fotos, nichts. An dieser Stelle kam das hiesige Label Red Lounge Records ins Spiel, denn nach weiteren 10 Jahren Recherche waren die Musiker ausfindig gemacht und die Band-Historie rekonstruiert – dieser Tage wurde Jungles Demo-Platte in Karlsruhe wiederveröffentlicht. Wer sich in in dieser Stadt mit Vinyl beschäftigt, wird an Red Lounge Records und ihrem Kopf Tex Dixigas (Erste selbstgekaufte Platte: Sex Pistols – Never Mind The Bollocks) nicht vorbeikommen. Neben Re-Issues unbekannter Bands aus den 60ern – 80ern, erscheint auf diesem Label auch aktueller Elektro- und Garagen-Punk. Bands wie Egotronic, Hex Dispensers, Lover! und die Hard-Ons werden hier aufs schwarze Plastik verfrachtet. Es ist natürlich keine wirkliche Neuigkeit, dass Vinyl gerade für Menschen, die Musik abseits des Mainstreams hören, wieder einen höheren Stellenwert einnimmt. Für die Musikindustrie bleibt es mit einem knappen Prozent Anteil am Gesamtumsatz eine Marginalie. Immerhin konnte in dieser Statistik die Schallplatte 2010 die gute alte Kassette wieder überholen. Von einem Vinyl-Revival kann Martin (Erste Platte: Nirvana – Nevermind), Inhaber der Plattentasche, in seinem Laden in der Luisenstraße noch nichts spüren. Auch wenn er neue Distributions-Methoden wie den beigelegten MP3-Download-Code positiv hervorhebt, betont er doch den antiquarischen Charakter der LP. Die Plattentasche existiert seit 1999, seit 2010 unter Martins Leitung und bedient vor allem den Geschmack von Freunden elektronischer Musik, die auch mal ein paar hundert Kilometer Anfahrt auf sich nehmen, um hier einzukaufen. Das Karlsruher Urgestein unter den Plattenläden ist das Discover in der Kreuzstraße. Eröffnet 1985, in einer Zeit, in der man mangels Untergang von einem Vinyl-Revival noch nichts ahnte. Betreiber Klaus LIVE IM CARAMBOLAGE 30.08. KOKOMO 10.09. MOONLIT SAILOR 08.10. DELAY TREES PRESENTED BY: WWW.NOTHINGBUTHOPEANDPASSION.COM WWW.CLUB-CARAMBOLAGE.DE WWW.FACEBOOK.COM/CLUB.LE.CARAMBOLAGE DEIN CLUB LIEBT DICH! MOTIVBUTTONS.de Mensch! ...mehr Schmuck braucht kein O! 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Kaffee und Zigaretten sind der Kitt, der Plattenläden oder zumindest deren Besitzer zusammenhält und in keinem schmeckt der Kaffee, meiner Meinung nach, besser als im Studio Eins in der Karlstraße. Seit April letzten Jahres führt Wani (The Cure – Peel Sessions) den Laden und genau wie die beiden bereits vorgestellten, ist auch er eher zufällig in den Job reingerutscht – Nebenjobs als Verkäufer und ein großes Musikinteresse waren für alle drei das Sprungbrett zum eigenen Laden. Auch wenn er es nicht als Renaissance bezeichnen würde, da für ihn Vinyl, vor allem in den Sparten Techno und Alternative, nie wirklich weg war, spürt auch er die größere Nachfrage und verkauft mittlerweile mehr LPs als CDs. Die Schallplatte ist für ihn „das eindeutig schönere Medium, gerade was die Größe des Covers, aber auch das Material und die Haptik anbelangt.“ Wie auch im Discover werden hier fast alle Genres abgedeckt, auch jene, nach denen weniger Nachfrage besteht. Nicht vergessen darf man natürlich Toms Oldie Schallplatten in der Erbprinzenstraße. Wie der Name schon sagt, lassen sich hier weitestgehend Platten finden, die auch SWR1 spielen würde, aber auch der ein oder andere Punk-Klassiker taucht beim Durchschauen der Kisten auf. Jeder, der schon einmal dort war, weiß natürlich auch um die Vorzüge 50 Jahre alter BRAVO-Heftchen, die hier ebenfalls eloquent an den Mann gebracht werden. Eine Kaufgelegenheit der besonderen Sorte findet allmonatlich in der Alten Hackerei statt – Top oder Flop. Hier schleppt das Publikum aussortierte Schallplatten an; das kann alles sein, von der echten Rarität bis zu Opas Herrenabendwitzchenplatte. Jede Scheibe wird angespielt und versucht dem Publikum wieder zurückzuversteigern. Der Startpreis beträgt jeweils 50 Cent und kann durch Handzeichen nach oben getrieben werden. Vinyl, das keinen Käufer gefunden hat, wird anschließend durch einen Diskokugeltragenden Herren namens Orgel Krüger plus Anhang spektakulär mit Böllern, Föns, Sägen und Hämmern zerstört und der Ewigkeit übergeben. Karlotta –Lieblingsstücke– freku (traurig, aber wahr: Snow – Informer) www.karlotta-werkstatt.de