Temperatur- und Niederfrequenzabhängigkeit der Leitfähigkeit von Corbino-Proben vor und nach dem Zusammenbruch des Quanten-Hall-Effekts Diplomarbeit von André Buß Professor Dr. Georg Nachtwei Institut für Technische Physik Technische Universität Carolo Wilhelmina zu Braunschweig Januar 2004 2 Teilergebnisse dieser Arbeit wurden mit der Genehmigung der Gemeinsamen Naturwissenschaftlichen Fakultät, vertreten durch den Mentor, in folgenden Beiträgen vorab veröffentlicht: • A. Buß, N.G. Kalugin, B.E. Sağol, C. Stellmach, A. Hirsch, G. Nachtwei und G. Hein, Relaxation oscillations in a quantum Hall device influenced ” by the dynamic breakdown hysteresis of the QHE“, DPG Frühjahrstagung Poster HL 49.4 (2003). • G. Nachtwei, N.G. Kalugin, B.E. Sağol, Ch. Stellmach und G. Hein, Func” tion principle of a relaxation oscillator based on bistable quantum Hall device“, Appl. Phys. Lett. 82, 2068 (2003). • N.G. Kalugin, B.E. Sağol, A.Buß, A. Hirsch, C. Stellmach, G. Hein und G. Nachtwei, Relaxation oscillations and dynamical enhancement of the ” breakdown hysteresis in quantum Hall systems with Corbino geometry“, Phys. Rev. B 68, 125313 (2003). • A. Buß, G. Nachtwei, N.G. Kalugin, B.E. Sağol, C. Stellmach, A. Hirsch und G. Hein, Relaxation oscillations in a bistable quantum Hall system“, ” Proceedings of the 13th International Conference on Nonequilibrium Carrier Dynamics in Semiconductors (HCIS-13) Modena, Italy (2003), to appear in Semicond. Sci. Technol. 3 4 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 5 1 Einleitung 7 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts 2.1 Zweidimensionale Elektronensysteme . . . . . . . . . . . 2.2 Zustandsdichte zweidimensionaler Elektronengase . . . . 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen 2.3.1 Shubnikov-de-Haas-Oszillationen . . . . . . . . . 2.3.2 Quanten-Hall-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Der elektrische Zusammenbruch des QHE . . . . 2.3.3.1 QUILLS-Modell . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3.2 Hot-Electron-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 13 15 17 18 21 23 24 . . . . . . 29 29 29 30 31 32 32 4 Impulsmessungen 4.1 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Meßergebnisse und Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 35 36 3 Apparaturen und Proben 3.1 Kryostaten . . . . . . 3.1.1 4 He -Kryostat 3.1.2 Mischkryostat 3.2 Meßgeräte . . . . . . 3.3 Automatisierung . . 3.4 Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer 5.1 Versuchsaufbau und Funktionsweise . . . . . . . . . . 5.2 Spannungsabhängige Messungen . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Messungen und Auswerung . . . . . . . . . . 5.2.2 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3 Magnetfeldabhängige Messungen . . . . . . . . . . . 5.3.1 Messungen und Auswertung . . . . . . . . . . 5.3.2 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Corbino-Probe 39 . . . . . . 39 . . . . . . 42 . . . . . . 42 . . . . . . 45 . . . . . . 48 . . . . . . 48 . . . . . . 50 . . . . . . 53 5 Inhaltsverzeichnis 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit 55 6.1 Messungen der Hysterese in der I-V -Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE 57 6.1.1 Messungen und Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.1.2 Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 6.2 Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich . . . . 63 6.2.1 Messungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 6.2.2 Diskussion der Frequenzabhängigkeit . . . . . . . . . . . 64 6.2.3 Diskussion der Temperaturabhängigkeit . . . . . . . . . . 65 6.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 7 Résumeé 73 Abbildungsverzeichnis 75 Literatur 77 Danksagung 81 6 1 Einleitung Der Quanten-Hall-Effekt (QHE) in einem zweidimensionalen Elektronensystem (2DES) wurde 1980 von Klaus von Klitzing et al. entdeckt [1]. Für die Messungen wurden Halbleiter-Feld-Effekt-Transistoren aus Silizium-Metall-Oxid (MOSFETs) verwendet, welche Temperaturen von flüssigem Helium (T < 4, 2 K) sowie einem starken Magnetfeld ausgesetzt waren. Der QHE zeichnet sich durch eine Quantisierung des Hall-Widertsandes ρxy aus, welcher Plateaus bei den Werten ρxy = h/ie2 ausbildet. Hierbei bezeichnet h das Plancksche Wirkungsquantum, e die elektrische Elementarladung und i die Anzahl der komplett gefüllten Landau-Niveaus (bei Aufhebung der Spinentartung). Eine weitere Beobachtung war das Verschwinden des longitudinalen Widerstandes ρxx , das sich mit jedem ausgebildeten Plateau einstellte und somit einen verlustfreien Stromfluß repräsentierte. Die große Genauigkeit der Quantisierung, sowie deren Reproduzierbarkeit und Unabhängigkeit von der Probengeometrie führten dazu, daß der QHE heute weltweit als Referenzwiderstand Verwendung findet. Der Wert eh2 wird nach dem Entdecker des QHE als von Klitzing-Konstante bezeichnet, welche dem Wert RK = eh2 = 25812, 807 Ω entspricht. Klaus von Klitzing erhielt für die Entdeckung des QHE 1985 den Nobelpreis [2]. Bereits zwei Jahre nach der erstmaligen Beobachtung des QHE berichteten Tsui, Störmer und Gossard von einem quantisierten Hall-Plateau mit dem Wert ρxy = 3h/e2 , wobei das spinaufgespaltene Landau-Niveau mit der niedrigsten Energie zu einem Drittel besetzt war [3]. Dies war die Entdeckung des Fraktionalen Quanten-Hall-Effekts (FQHE). Existierten zu dem von von Klitzing entdeckten Integralen QHE (IQHE) noch Berechnungen von Ando et al. [4], welche diesen Effekt teilweise vorhersagten, so gab es keine vorherigen Veröffentlichungen über die Existenz des FQHE. Tsui und Störmer, sowie Laughlin, der bereits 1983 eine Arbeit veröffentlichte, die versuchte den FQHE zu erklären [5], erhielten 1998 den Nobelpreis [6, 7, 8]. In Abb. 1.1(a) ist der typische Aufbau für eine QHE-Messung an einer Probe mit Hall-Bar-Geometrie skizziert. Die schattierten Oberflächen repräsentieren ohmsche Kontakte, welche mit dem 2DES unterhalb der Oberfläche eines GaAs-Kristalls verbunden sind. Während ein Strom I zwischen den Kontakten 1 und 4 fließt, werden an den Kontakten 5 und 6 die longitudinale Spannung Vx und an den Kontakten 3 und 5 die Hall-Spannung VHall als Funktion des Magnetfeldes aufgenommen. Für bestimmte Magnetfelder bilden sich im Hall-Widerstand ρxy = VHall /I Plateaus aus, und der longitudinale Widerstand ρxx = (Vx /I)/(w/l) verschwindet (s. Abb. 1.1(b)). 7 1 Einleitung Abbildung 1.1: Der Quanten-Hall-Effekt. (a): Experimenteller Aufbau zu Messung des QHE an einer Probe mit Hall-Bar-Geometrie. Die ohmschen Kontakte (schattierte Flächen) sind mit dem 2DES in einem GaAsKristall verbunden. Der Strom fließt zwischen den Kontakten 1 und 4, während die Spannungen Vx und VHall als Funktion des Magnetfeldes aufgenommen werden. (b): Bei bestimmten Magnetfeldern bilden sich im Hall-Widerstand ρxy = VHall /I (durchgezogene Linie) Plateaus aus, und der longitudinale Widerstand ρxx = (Vx /I)/(w/l) (gestrichelte Linie) verschwindet. Bereits kurz nach Entdeckung des QHE wurde eine Vielzahl von Experimenten durchgeführt, welche die physikalischen Grenzen des Effekts untersuchten [9, 10]. Dabei wurde festgestellt, daß sowohl Probeneigenschaften wie Elektronendichte und Elektronenbeweglichkeit, aber auch die Probentemperatur und der Stromfluß durch das 2DES Einfluß auf die Ausprägung der Quanten-HallPlateaus haben. Mit steigender Temperatur wächst ρxx , und ρxy weicht von den Plateauwerten ab. Überschreitet der die Probe durchfließende Strom einen gewissen kritischen Wert IC , so ist ein abrupter Zusammenbruch des QHE zu beobachten. Bei diesem kritischen Wert steigt der longitudinale Widerstand ρ xx sprunghaft um mehrere Größenordnungen an, und ρxy weist keine Plateaus mehr auf. Ein Verständnis über den Zusammenbruch des QHE zu erlangen ist sowohl für die Grundlagenforschung, als auch für die Meßtechnik von Interesse. In der Grundlagenforschung liegt das Hauptinteresse im Erlangen neuer Erkenntnisse über die im 2DES vor sich gehenden Prozesse beim Einsetzen der Dissipation. In der Meßtechnik wird mit bestmöglicher Genauigkeit der Referenzwiderstand bestimmt. Für diese Präzisionsmessungen sollte der Probenstrom so groß wie möglich sein, um die Genauigkeit zu verbessern, darf jedoch IC nicht überschreiten, was zu einem Zusammenbruch des QHE führen würde. Es existiert eine Reihe von Theorien, die versuchen den QHE zu erklären. Jedoch gelingt es keiner dieser Theorien alle experimentellen Ergebnisse, den QHE 8 betreffend, zu erklären. Ein detailiertes Gesamtbild über den Zusammenbruch des QHE erhält man in dem Artikel von Nachtwei [11]. Dieser informiert über die meisten Entwicklungen auf diesem Gebiet, die bis 1999 gemacht wurden. In dieser Diplomarbeit wurden unterschiedliche Messungen den Zusammenbruch des QHE betreffend durchgeführt, die als Ganzes betrachtet neue Einblicke über mikroskopische Prozesse innerhalb des 2DES zulassen. In Kapitel 2 werden die wichtigsten Grundlagen über das Zustandekommen des QHE sowie über dessen Zusammenbruch vorgestellt. Desweiteren werden einige Modelle erläutert, wobei das Hauptaugenmerk hierbei auf das in Abschnitt 2.3.3.2 beschriebene Hot-Electron-Modell gerichtet sein wird. Im folgenden Kapitel 3 finden die unterschiedlichen für die Messungen verwendeten Apparaturen Erwähnung. Der Schwerpunkt liegt hier bei zwei unterschiedliche Typen von Kryostaten sowie bei den verwendeten Proben. Die in Kapitel 4 beschriebenen Impulsmessungen liefern Einblicke in das Tunnel- und Driftverhalten der Elektronen im 2DES, welche wiederum für spätere Diskussionen von Interesse sind. Dabei handelt es sich hier um eine kurze Meßreihe. Eine detailierte Arbeit über dieses Thema ist die Dissertation von Sağol [12]. In Kapitel 5 werden die Ergebnisse vorgestellt, die die Messungen an einer Oszillatorschaltung lieferten. Hierbei wurde das bistabile Verhalten einer Quanten-Hall(QH)-Probe mit Corbino-Geometrie im Bereich des Zusammenbruchs des QHE dazu benutzt, Relaxationsoszillationen zu erzeugen [13]. Die Auswertung dieser Messungen ergaben eine vergrößerte Hysterese in der StromSpannungs(I-V )-Kennlinie im Vergleich zu entsprechenden Gleichspannungs(DC)-Messungen. Dadurch motiviert wurden weitere Wechselspannungs(AC)Messungen durchgeführt, die einen weiteren Einblick in dieses offensichtlich frequenzabhängige Verhalten liefern sollten. Diese Messungen werden in Bezug auf ihre Frequenz- und Temperaturabhängigkeit in Kapitel 6 vorgestellt und diskutiert. Abschließend folgt in Kapitel 7 eine Zusammenfassung dieser Arbeit. 9 1 Einleitung 10 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Um den Quanten-Hall-Effekt (QHE) beobachten zu können, benötigt man ein zweidimensionales Elektronensystem (2DES), sehr niedrige Temperaturen sowie ein großes Magnetfeld. In diesem Kapitel sollen die wichtigsten Grundlagen eines 2DES in GaAs/AlGaAs-Heterostrukturen besprochen werden, welche für das Auftreten des QHE notwendig sind. Desweiteren werden einige Modelle vorgestellt, mittels derer sich nicht alle, jedoch wenigstens einige der experimentell beobachteten Vorgänge beim Zustandekommen bzw. beim Zusammenbruch des QHE erklären lassen. 2.1 Zweidimensionale Elektronensysteme Ein 2DES ist für die Beobachtung des QHE unabdingbar. Das 2DES trägt diesen Namen, weil die Elektronen in diesem System sich nur in zwei Dimensionen frei bewegen können. In der dritten Raumrichtung sind ihre möglichen Energiezustände quantisiert. 2DES lassen sich in unterschiedlichen Materialsystemen beobachten, z.B. an Halbleiter-Oxid-Übergängen [14] und HalbleiterHeterostrukuren [15]. Einen detailierten Einblick in die elektronischen Eigenschaften von 2DES liefert der Artikel von Ando, Fowler und Stern [16]. Eine typische GaAs/AlGaAs-Heterostruktur ist in Abb. 2.1 dargestellt. Solche Heterostrukturen werden mittels Molekularstrahlepitaxie hergestellt. Dabei wird zuerst eine Pufferschicht, bestehend aus einem GaAs/AlGaAs-Supergitter, auf das semi-isolierende GaAs-Substrat aufgebracht. Über diese Pufferschicht kommt eine undotierte GaAs-Schicht, gefolgt von einer Schicht undotiertem AlGaAs. Auf diese Schicht wird eine siliziumdotierte AlGaAs-Schicht aufgewachsen, auf welche zuletzt noch eine dünne Schicht GaAs aufgebracht wird, die Oxidation vermeiden soll. Das 2DES bildet sich an der Grenze zwischen der 20 nm dicken AlGaAs-Schicht und der 1 µm dicken GaAs-Schicht aus. Dabei gelangen die von den Silizium-Donatoren zur Verfügung gestellten Elektronen durch die undotierte AlGaAs-Schicht in die GaAs-Schicht, wo sie in einem Potentialtopf festgehalten werden. Die undotierte AlGaAs-Schicht (sog. spacer“) trennt die Elektro” nen im Leitungsband des GaAs von den positiv geladenen Silizium-Atomen, was einen drastischen Anstieg der Elektronenbeweglichkeit zur Folge hat. Den Verlauf der Energiebänder erhält man durch selbstkonsistentes Lösen der Schrödinger- und der Poissongleichung. Für die beschriebene GaAs/AlGaAs- 11 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.1: Eine typische GaAs/AlGaAs-Heterostruktur, sowie der Verlauf ihres Leitungsbandes. Die von den Silizium-Donatoren zur Verfügung gestellten Elektronen werden in dem Potentialtopf (s. Pfeil) im GaAs festgehalten. Die AlGaAs-Schicht trennt die Elektronen und Donatoren und senkt somit ihre Coulomb-Wechselwirkung. Dadurch wird die Beweglichkeit der Elektronen innerhalb des 2DES verbessert. Heterostruktur ist der Verlauf des Leitungsbandes in Abb. 2.1 skizziert. An dem Übergang von der GaAs-Schicht zu der undotierten AlGaAs-Schicht entsteht ein nahezu dreieckiger Potentialtopf, dessen effektive Dicke vergleichbar oder kleiner ist als die de-Broglie-Wellenlänge der Elektronen. Die Elektronenenergie wird dadurch in Subbänder Ezi (i = 0, 1, 2, . . .) quantisiert. Bei Temperaturen T < 4 K und kleiner Ladungsträgerdichte ist nur das unterste Subband mit Elektronen besetzt. Die Elektronen sind in dem Potentialtopf gefangen und somit ihrer Bewegungsfreiheit in z-Richtung beraubt. In x- und y-Richtung hingegen können sie sich frei bewegen. Ihre Gesamtenergie setzt sich damit aus Ez0 und ihrer kinetischen Energie zusammen: E = Ez0 + ~2 (kx2 + ky2 ) . 2m∗ (2.1) Hierbei sind kx und ky die Wellenvektorkomponenten im 2D-Impulsraum und m∗ ist die effektive Elektronenmasse. Aufgrund der starken Asymmetrie des Potentialtopfes sind die Elektronen hauptsächlich im GaAs lokalisiert. Deswegen wird die effektive Masse der Elektronen in GaAs m∗ = 0.067 m0 eingesetzt. 12 2.2 Zustandsdichte zweidimensionaler Elektronengase 2.2 Zustandsdichte zweidimensionaler Elektronengase Die komplette Beschreibung eines 2DES würde erfordern, daß die Wellenfunktionen und Energien aller Zustände bekannt sind, was für alle, bis auf einfache Systeme, eine schwer lösbare Aufgabe darstellt. Deswegen ist es in vielen Fällen angebracht, die Zustandsdichte D(E), welche einem Informationen über die Energieverteilung der Elektronen gibt, zur Beschreibung von Systemen heranzuziehen. Nach der Definition der Zustandsdichte beschreibt der Ausdruck D(E)δE die Anzahl der Zustände, deren Energie im Bereich von E und E + δE liegen [17]. In dem Fall, daß kein Magnetfeld anliegt, ist die Zustandsdichte bei parabolischer Dispersion (E ∼ k 2 ) für jedes Subband unabhängig von der Energie [18]: D(E) = m∗ ∂ns . = ∂E π~2 (2.2) Wenn mehrere Subbänder besetzt sind, leistet jedes Subband den gleichen Beitrag, so daß sich ein stufenförmiges Verhalten in der totalen Zustandsdichte ergibt. Das Anlegen eines einheitlichen Magnetfeldes senkrecht zur x-y-Richtung des 2DES führt zu einer kompletten Quantisierung des Energiespektrums der Elektronen im 2DES [19,20]. Das System läßt sich bei Vernachlässigung der ElektronElektron-Wechselwirkung und des Spins durch die magnetfeldabhängige Schrödingergleichung beschreiben: µ ¶ 1 2 ~ + V (z) Ψ ~ (x, y, z) = E(~k)Ψ ~ (x, y, z). (~p + eA) (2.3) jk jk 2m∗ ~ = (0, Bx, 0) ist das VektorpotenUnter Verwendung der Landau-Eichung mit A tial unabhängig von y, wodurch die Wellenfunktion von der Form Ψj,~k (x, y, z) = φj (z)ϕ~k (x) exp(iky y) (2.4) ist. Durch Separation des z-Anteils und Einsetzen von Gl. 2.4 in Gl. 2.3, wobei p2x = −~2 ∂ 2 /∂x2 gesetzt wird, erhält man die Schrödingergleichung in der x-yEbene für einen eindimensionalen harmonischen Oszillator µ ¶ ~2 ∂ 2 m∗ ωc2 2 2 − ∗ 2+ (x + ky `B ) ϕ~k (x) = (E − Ej )ϕ~k (x), (2.5) 2m ∂x 2 q ~ mit der Zyklotronfrequenz ωc = eB/m∗ und magnetischen Länge `B = eB . Durch das Lösen der Gl. 2.5 erhält man folgende Energien und Wellenfunktionen für die Elektronenbewegung in der x-y-Richtung: E − Ej = En = (n + 1/2)~ωc , (2.6) 13 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.2: Zustandsdichte eines 2DES in einem Magnetfeld. (a) In einem Magnetfeld enstehen anstelle eines Fermi-Kreises Landau-Kreise, deren Schnittlinien mit dem Paraboloiden die Landau-Kreislinien bilden. (b) Aufgrund von auftretender Streuung haben die Landau-Niveaus die Form einer Gauss-Verteilung anstelle einer δ-Funktion. (c) Jede Landau-Kreislinie besitzt die gleiche Anzahl an Elektronorbitalen. Ψ(x, y) ∼ Hn µ x + ky `2B `B ¶ (x + ky `2B )2 exp − 2`2B µ ¶ exp(iky y). (2.7) Hier ist n = 1, 2, . . . und Hn sind die Hermitschen Polynome. Aufgrund der Unabhängigkeit der Elektronenenergie von ky sind Zustände mit gleichen n (mit Spinentartet, wobei der Entartungsgrad pro Flächenelement nL = 2 eB h entartungsfaktor 2) entspricht. Die Zustandsdichte hat nicht mehr die oben erwähnte Stufenform, es bildet sich stattdessen eine Reihe von δ-Funktionen, die sogenannten Landau-Niveaus, bei den durch Gl. 2.6 gegebenen Energien aus (zuzüglich der in Kap. 2.1 erwähnten Subbandenergie Ezi ). Streuprozesse führen zu einer Aufhebung der Entartung, wodurch die δ-Funktionen eine Verbreiterung erfahren (s. Abb. 2.2(b)). Diese können als getrennt betrachtet werden, wenn ihre Halbwertsbreite Γ die Bedingung Γ < ~ωc erfüllt (s. Abb. 2.2(b)). Die komplette Quantisierung des 2DES im Magnetfeld führt dazu, daß im k-Raum nicht mehr der ohne Magnetfeld vorliegende Fermi-Kreis, sondern eine Reihe von Landau-Kreisen vorzufinden ist. Die Schnittlinien dieser Landau-Kreise mit dem, der parabolischen Dispersion entsprechendem Paraboloiden ergeben die sogenannten Landau-Kreislinien [18] wie sie in den Abb. 2.2(a) und (c) zu sehen sind. 14 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Die Berücksichtigung des Spins der Elektronen führt dazu, daß der Elektronenenergie ein spinabhängiger Term hinzugefügt wird, so daß 1 En = (n + 1/2)~ωc ± g ∗ µB B 2 (2.8) gilt, wobei ± 21 der Quantenzahl des Elektronenspins entspricht, µB = e~/2 m0 das Bohrsche Magneton und g ∗ der effektive Landé-Faktor ist. Die lineare Abhängigkeit dieses spinabhängigen Terms führt in der Regel dazu, daß bei niedrigen Magnetfeldern in einem zusammenhängenden Landau-Niveau beide Spins enthalten sind, mit zunehmendem Magnetfeld werden beide Spinzustände mehr und mehr getrennt, bis sich zwei komplett separierte Niveaus ergeben. Die Berücksichtigung des Elektronenspins hat eine Halbierung des Entartungsgrads der spinseparierten Landau-Niveaus zur Folge: nL = eB . h (2.9) Zusammen mit der Ladungsträgerdichte ns lässt sich daraus der sogenannte Füllfaktor ν bestimmen: ns hns ν= . (2.10) = nL eB Der Füllfaktor gibt die Anzahl der gefüllten Landau-Niveaus an. 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Um die Transporteigenschaften eines 2DES im Magnetfeld zu untersuchen, werden meistens Proben mit der sogenannten Hall-Bar-Geometrie verwendet. In Abb. 2.3(a) ist ein solcher Meßaufbau inklusive der mit dem 2DES verbundenen ohmschen Kontakte 1-6 gezeigt. Das Anlegen eines elektrischen Feldes in x-Richtung verursacht einen Stromfluß zwischen den Kontakten 1 und 4. Der longitudinale Spannungsabfall Vx zwischen den Kontakten 5 und 6, sowie die Hallspannung Vy zwischen den Kontakten 3 und 5 werden als Funktion des angelegten Magnetfeldes aufgenommen. Aus Vx und Vy lassen sich die spezifischen Widerstände ρxx bzw. ρxy bestimmen. Im klassischen Fall, d.h. bei kleinen Magnetfeldern, erhält man den 1879 von E.H. Hall entdeckten klassischen Hall-Effekt [21]. Hier weist der spezifische transversale Widerstand eine lineare Magnetfeldabhängigkeit auf, wohingegen der spezifische longitudinale Widerstand magnetfeldunabhängig ist: ρxx = m∗ 1 = 2 ns e τ ns eµ (2.11) B . ns e (2.12) ρxy = 15 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.3: Meßaufbau an Proben mit (a) Hall-Bar- und (b) Corbino-Geometrie. (a) Ein Strom I fließt von Kontakt 4 nach Kontakt 1. Der longitudinale Spannungsabfall Vx sowie der transversale Spannungsabfall Vy lassen sich an den Kontakten 5 und 6 bzw 3 und 5 ermitteln. (b) Die Spannung V0 wird zwischen dem Source(Quell)-Kontakt und dem Drain(Abfluss)-Kontakt angelegt. Über einem seriellen Widerstand wird der Spannungsabfall VSD gemessen. Im Falle von Messungen an Proben mit Corbino-Geometrie (s. Abb. 2.3(b)) wird anstelle von ρxx die Leitfähigkeit σxx gemessen. Für ein 2DES lassen sich die Leitfähigkeit und der spezifische Widerstand als zweidimensionale Tensoren σ̂ bzw. ρ̂ = σ̂ −1 formulieren: à à ! à ! ! σxx σxy 1 −ωc τ σxx σxy σ0 σ̂ = = = (2.13) 1 + (ωc τ )2 σyx σyy −σxy σxx ωc τ 1 ρ̂ = à ρxx ρxy ρyx ρyy = à ρxx ρxy −ρxy ρxx ! à σxx −σxy 1 2 + σxy σxy σxx ! à ! 1 −ωc τ = ρ0 , ωc τ 1 = 2 σxx ! (2.14) wobei es sich bei σ0 = ns e2 τ /m∗ = ρ−1 0 um die klassische Drude-Leitfähigkeit handelt und τ die Streuzeit ist [22]. 16 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Werden nun höhere Magnetfelder angelegt, so verlässt das 2DES dieses klassische Regime, was sich durch ein Abweichen des Hall-Widerstandes ρxy von seiner Linearität und starken Oszillationen im longitudinalen Widerstand ρxx bemerkbar macht. Diese starken Oszillationen nennt man den Shubnikov-deHaas(SdH)-Effekt, welcher 1930 von Shubnikov und de Haas entdeckt wurde [23]. Bei einer weiteren Erhöhung des Magnetfeldes erreicht das 2DES den Bereich des Quanten-Hall-Effektes, in dem ρxy Plateaus ausbildet und ρxx gegen null geht. In Abb. 2.4 sind sowohl der klassische, als auch die beiden eben erwähnten Bereiche markiert, wobei es sich jedoch eher um Übergangsbereiche als um strenge Übergangspunkte handelt. Abbildung 2.4: Magnetotransportkurve mit drei wichtigen Bereichen. (a) Bei niedrigen Magnetfeldern wird der klassische Hall-Effekt beobachtet. (b) Bei höheren Magnetfeldern setzt quantenmechanisches Verhalten ein, welches sich deutlich durch die SdH-Oszillationen zeigt. (c) Im Quanten-Hall-Bereich bilden sich Plateaus in ρxy aus, während ρxx gegen null geht. 2.3.1 Shubnikov-de-Haas-Oszillationen Abb. 2.5 illustriert die Abhängigkeit der Zustandsdichte an der Fermi-Kante vom Magnetfeld. Unter der Voraussetzung klar voneinander getrennter LandauNiveaus fällt die Zustandsdichte auf Null ab, wenn der Füllfaktor ν einer ganzen Zahl n entspricht. Maxima treten auf, wenn ν = n + 21 gilt. Dieses Verhalten spiegelt sich direkt in der Messung von ρxx wieder (s. Abb. 2.4). Das liegt daran, daß der longitudinale Ladungsträgertransport an der Fermi-Kante stattfindet, und bei verschwindender Zustandsdichte ebenfalls ρxx bzw. σxx gegen null gehen (i.A. gilt σxy À σxx ⇒ σxx ∼ ρxx (s. Gl. 2.14)). Mittels einer Messung von ρxx 17 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.5: Besetzung der Landau-Niveaus im Magnetfeld bei Spinentartung. Es ist hier die Veränderung der Elektronendichte an der Fermikante bei sich änderndem Magnetfeld zu beobachten. Die jeweils angelegten Magnetfelder entsprechen den Füllfaktoren ν = 4 (a), ν = 83 (b) und ν = 2 (c). bzw. σxx läßt sich aus den SdH-Oszillationen die Elektronendichte n des 2DES bestimmen. 2.3.2 Quanten-Hall-Effekt Mit weiter zunehmendem Magnetfeld gelangt das 2DES in den Bereich des QHE. Die Minima der SdH-Oszillationen gehen gegen den Wert Null, während der longitudinale Widerstand ρxy in dem Magnetfeldbereich der Minima von ρxx Plateaus mit dem quantisierten Wert ρxy = h 25812, 807 = Ω 2 ie i (2.15) ausbildet, wobei i die Anzahl der komplett gefüllten Landau-Niveaus angibt (s. Abb. 1.1(b) und 2.4). Dieser quantisierte Wert lässt sich einfach berechnen: Wenn ein Landau-Niveau komplett gefüllt ist, wird der Füllfaktor ν ganzzahlig. Damit wird Gl. 2.10 zu eB ns = i . (2.16) h Dieses Ergebnis in Gl. 2.12 eingesetzt liefert Gl. 2.15. Ein Modell, welches ein mögliches Entstehen des QHE erklärt, ist das von Büttiker entwickelte Randkanalmodell, in dem ausschließlich ausgedehnte Randzustände für den Ladungstransport sorgen [24]. An den Probenrändern werden die Eigenenergien der Landau-Niveaus aufgrund des Randpotentials über die Fermi-Kante hinaus angehoben (s. Abb. 2.6(a)) [17]. An den Schnittpunkten der Fermi-Kante mit den Landau-Niveaus entstehen ausgedehnte Zustände, welche einen Ladungstransport zulassen. Die Elektronen, welche diese Randzustände besetzen, vollführen im quasi-klassischen Bild Zyklotronbewegungen, die durch die Kollision des Elektrons mit dem Rand eine effektive Driftbewegung zur Folge haben (s. Abb. 2.6(b)). In einer Hall-Probe bilden sich somit N Randzustände, gegeben durch die Anzahl der besetzten Landau-Niveaus. Die 18 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Abbildung 2.6: Randkanäle nach dem Modell von Büttiker. (a) Aufgrund des Randpotentials werden die Landau-Niveaus am Rand über die Fermikante angehoben. Die x-Koordinate entspricht hier der Breite einer Probe mit Hall-Bar-Geometrie, wobei x = 0 die Probenmitte ist. (b) Quasiklassische Bewegung der Elektronen entlang der Probenkante (skipping orbits). Randzustände an den gegenüberliegenden Seiten sind voneinander getrennt und verlaufen in entgegengesetzten Richtungen (im Sinne der Driftbewegung der Zyklotronorbits). Betrachten wir die in Abb. 2.7 gezeigte Hall-Probe mit den Stromkontakten 1 und 4 sowie den Spannungskontakten 2, 3, 5 und 6. Wird ein negatives Potential V1 am Kontakt 1 angelegt, fließt ein Strom von Kontakt 1 nach Kontakt 4. Die Fermi-Kante wird für die aus dem Kontakt 1 austretenden Elektronen um −eV1 angehoben, weswegen zusätzliche Elektronen in die Randzustände gelangen, und somit eine größere Anzahl an Elektronen Kontakt 1 verlassen als ihn erreichen (in Abb. 2.7 wird dies durch die unterschiedlichen Farben der Randzustände gekennzeichnet). Es gilt die Annahme, daß die Randzustände ohne Störung durch mögliche Streuzentren in der Probe verlaufen. Die Kontakte 2 und 3 liegen ebenfalls auf dem Niveau des Kontaktes 1 (V1 = V2 = V3 ), desweitern gilt V4 = 0 = V5 = V6 . Aufgrund der Anordnung der Kontakte in Abb. 2.7 fließt durch jeden der oberen Kontakte ein Strom der Größe I = −V1 /ρxy = −(e2 /h)V1 , womit sich ein totaler Strom von Iges = −N (e2 /h)V1 einstellt. Damit ergibt sich der Hall-Widerstand zu (V6 − V2 )/Iges = −V1 /Iges = (1/N )(e2 /h), dem quantisierten Wert. Als longitudinalen Widerstand erhält man (V2 − V3 )/Iges = 0. 19 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.7: Die Ausbildung von Randzuständen in einer Hall-Probe. Eine zwischen den Kontakten 1 und 4 angelegte Spannung verursacht einen Elektronenfluß in den N Randkanälen (von denen hier nur einer eingezeichnet ist). Es soll jetzt das Wegfallen der zuvor gemachten Annahme, nach der keine Streuprozesse auftreten, betrachtet werden. Wenn ein Elektron von einem Randzustand in einen anderen streut, so hat dies nur Auswirkungen auf die Strombilanz, wenn sich diese beiden Randzustände in entgegengesetzte Richtungen ausbreiten. Solch ein Streuprozeß ist jedoch aufgrund der, innerhalb der Probe zwischen den Landau-Niveaus liegenden, Fermi-Kante sehr unwahrscheinlich, was die Quantisierung unter diesem Gesichtspunkt sehr stabil macht. Jedoch liegt die Fermi-Kante, an die Bedingung einer konstanten Elektronendichte gebunden, über sehr große Magnetfeldbereiche innerhalb eines Landau-Niveaus. Somit lässt sich die Entstehung breiter Plateaus nur durch die Einbeziehung von Streuprozessen in die Argumentation nicht begründen. Genauso scheitert die einfache Herleitung des quantisierten Wertes ρxy in Gl. 2.15 an den Plateaus, weil sie nur für genau die Magnetfeldwerte gültig ist, bei denen ein LandauNiveau komplett gefüllt ist. Ein anderes Bild, welches die Plateaus begründen kann, erhält man, wenn zusätzlich zu den Streuprozessen Lokalisierung an den Streuern (Verunreinigungen, Gitterfehler,Donatoren) in die Betrachtung einfließen. Die zufällig im 2DES verteilten Streuzentren verursachen räumliche Energiefluktuationen in den LandauNiveaus (s. Abb. 2.8(a)). Die durchschnittliche Größe der Fluktuationen entspricht der Verbreiterung der Landau-Niveaus, was in Abb. 2.8 durch die Verbindungslinien zwischen (a) und (b) dargestellt ist. In der Ausgangssituation sei jetzt nur das untere Landau-Niveau in Abb. 2.8 komplett gefüllt. Wird nun das angelegte Magnetfeld verkleinert, so hat dies eine Abnahme der Entartung der Landau-Niveaus zur Folge und das nächsthöhere Landau-Niveau wird, zunächst in den Minima der Energiefluktuationen, mit Elektronen besetzt. Diese Elektronen sind jedoch an den Fluktuationen lokalisiert (s. Abb. 2.8(c)) und können 20 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Abbildung 2.8: Einfluß der Streuzentren im 2DES. (a) Räumliche Energiefluktuationen verursacht durch Streuzentren. (b) Lokalisierte und delokalisierte Zustände. (c) Lokalisierte Zustände um einen Hügel“ bzw. ein Tal“ ” ” der Energiefluktuationen. somit nicht zum Ladungstransport beitragen, womit der Hall-Widerstand konstant bleibt. Es kann sich ein Plateau in ρxy ausbilden. 2.3.3 Der elektrische Zusammenbruch des QHE Ein Zusammenbruch des QHE läßt sich sich zum einen durch eine Temperaturerhöhung erzielen, zum anderen läßt er sich aber auch elektrisch erreichen. Eine Erhöhung des Probenstroms führt zu einer Verkleinerung der HallPlateaus und der Minima in ρxx bezüglich des Magnetfeldbereichs. Dies ist in Abb. 2.9(a) zu beobachten, in der die Werte ρxy und ρxx für zwei Probenströme von 5 µA bzw. 50 µA aufgetragen sind. Bei dem niedrigeren Probenstrom lassen sich ausgeprägte Minima in den SdH-Oszillationen und Plateaus in ρxy beobachten. Bei dem höheren Probenstrom hingegen ist nur noch bei ν=2 ein, über einen sehr kleinen Magnetfeldbereich ausgedehntes, Minimum mit dem entsprechend kleinen Plateau in ρxy zu sehen. Das der QHE nur noch bei ν=2 beobachtet wird liegt daran, daß der kritische Strom abhängig von der Energielücke En ∼ B ist (s. Gl 2.8). Aufgrund des relativ kleinen effektiven LandéFaktors g ∗ in GaAs/AlGaAs-Heterostrukturen ergibt sich eine entsprechend kleine Energielücke zwischen dem nullten (Spin=- 12 ) und dem ersten Landau-Niveau (Spin=+ 12 ), womit die größte Energielücke bei ν=2 und nicht bei ν = 1 (bei doppeltem Magnetfeld) vorzufinden ist. Der Zusammenbruch läßt sich ebenso in der I-V -Kennlinie beobachten (s. Abb. 2.9(b)). Ist der kritische Strom Ic erreicht, so steigt der longitudinale Spannungsabfall Vx um mehrere Größenordnungen an. 21 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.9: Elektrisch herbeigeführter Zusammenbruch des QHE. (a) Anhand der SdH-Oszillationen läßt sich der Zusammenbruch durch ein verschwinden der Plateaus in ρxy bei gleichzeitigem Abweichen der ρxx Werte von Null beobachten. Nur bei Füllfaktor ν=2 ist der QHE noch nicht zusammengebrochen.(b) Der Zusammenbruch läßt sich ebenso in der I − V -Kennlinie beobachten. Bei einem kritischen Strom Ic steigt der longitudinale Spannungsabfall Vx um mehrere Größenordnungen an. Phänomenologisch betrachtet läßt sich der elektrisch herbeigeführte Zusammenbruch des QHE wie folgt beschreiben: Im Idealfall des QHE (T, I → 0) erhält man im Bereich ganzzahliger Füllfaktoren die Tensorkomponenten ρxx = 0 und ρxy = h/ie2 . Da ein Stromfluß nur in x-Richtung vorliegt, ergibt sich die Ten~ = ρ̂~j zu sorrelation E !µ ¶ µ ¶ µ ¶ à h 0 Ex 0 jx 2 ie = , (2.17) = Ey − ieh2 jx 0 − ieh2 0 womit sich die Dissipation (Verlustleistung) pro Flächenelement zu Null ergibt ~ Wie in Abb. 2.10(a) zu sehen ist, beträgt der Hall-Winkel Θ (Winkel ( ∂P = ~j E). ∂A zwischen Hall-Feld und Stromrichtung) im Falle des QHE 90◦ . Der Verlauf der Äquipotentiallinien zeigt jedoch, daß dies nur im Probeninneren zutrifft. In der Nähe der Stromkontakte ist der Hall-Winkel ungleich 90◦ , was bedeutet das an den Probenrändern Dissipation auftritt. Diese sogenannten Hot Spots“ an ” den Probenrändern wurden experimentell von Klaß et al. beobachtet [25]. Im Falle des Zusammenbruchs ist das elektrische Feld in Stromflußrichtung Ex 6= 0 (ρxx 6= 0), somit ist Θ 6= 90◦ , und Dissipation tritt in der gesamten Probe auf (s. Abb. 2.10(b)). Bis heute wurden unterschiedliche Mechanismen und Modelle zur Erklärung des Zusammenbruchs des QHE vorgeschlagen, jedoch ist bisher kein Mechanismus oder Modell dazu in der Lage, alle experimentell beobachteten Vorgänge korrekt wiederzugeben [26, 27, 28, 29]. Im folgenden sollen zwei bisher vergleichsweise erfolgreiche Modelle vorgestellt werden. Zum einen wird auf das QUILLS-Modell 22 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Abbildung 2.10: Hall-Winkel in den Bereichen des QHE und des Zusammenbruchs. Die gestrichelten Linien stellen Äquipotentiallinien dar. (a) (QHE: jx < jc ) Der Hall-Winkel Θ beträgt 90◦ . Dissipation tritt nur in Nähe der Stromkontakte auf. (b) (Zusammenbruch: jx > jc ) Der Hall-Winkel Θ ist kleiner als 90◦ . Dissipation tritt in der gesamten Probe auf. [30] eingegangen, welches quasi-elastische Inter-Landau-Level Streuprozesse als für den Zusammenbruch des QHE verantwortlichen Prozeß sieht. Desweiteren soll das thermodynamische Hot-Electron-Modell [31] präsentiert werden. 2.3.3.1 QUILLS-Modell Das QUILLS(Quasi-elastische Inter-Landau-Level Streuprozesse)-Modell wurde 1986 von Eaves und Sheard vorgeschlagen [30]. Anhand dieses Modells wollten die Autoren Ergebnisse erklären, die kurz zuvor von Bliek et al. veröffentlicht wurden [32]. Bliek et al. untersuchten den Zusammenbruch des QHE an GaAs/AlGaAs-Proben mit schmaler Kanalbreite (w = 1 µm), an denen sie wesentlich höhere kritische Stromdichten beobachteten als zuvor von z.B. Cage et al. [33] und Ebert et al. [10] berichtet. Nach diesem Modell wird der Zusammenbruch des QHE durch Hall-Feld-induziertes Tunneln von Elektronen aus dem höchsten besetzten Landau-Niveau in das niedrigste unbesetzte Niveau verursacht. In Abb. 2.11 ist dieser Vorgang schematisch dargestellt. Die Landau-Niveaus sind aufgrund des Hall-Feldes verkippt, was zu einem Überlapp der Wellenfunktionen beider Landau-Niveaus führt. Das sich aus diesem Modell ergebende kritische Hall-Feld Ec erfüllt die Proportionalitätsgleichung p Ec ∼ ~ωc /`B ∼ B 3/2 , mit der magnetischen Länge `B = ~e/B. Qualitativ wurde dies von Kawaji et al. nachgewiesen [34], jedoch weichen die experimentell gemessenen Ec um zwei Größenordnungen von den zu hohen theoretischen Werten ab. 23 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.11: Schematische Darstellung eines quasi-elastischen Streuprozesses eines Elektrons vom gefüllten Landau-Niveau n in das unbesetzte Niveau n+1. Die sich überlappenden Wellenfunktionen entsprechen denen der beiden Landau-Niveaus unterhalb und oberhalb der Fermi-Energie. 2.3.3.2 Hot-Electron-Modell Ebert et al. haben 1983 ein Hot-Electron-Modell (HEM) zur qualitativen Interpretation ihrer Daten herangezogen [10,31]. Erste quantitative Vergleiche zwischen experimentellen Ergebnissen und theoretischen Berechnungen des HEM wurden 1985 von Komiyama et al. veröffentlicht [35]. Später befasste sich Nachtwei noch ausführlich mit der Ausarbeitung dieses Modells [11, 36]. Der Ausgangspunkt des HEM ist eine Gleichung für die Energie, bezogen auf Flächen- und Zeiteinheit, in der, die dem 2DES zugeführte Leistung pro Fläche pgain = σxx Er2 , (2.18) mit dem radialen elektrischen Feld in einer Corbino-Probe Er , und die Verlustleistung des 2DES pro Fläche ploss = ²(Tel ) − ²(TL ) τrelax (2.19) gleichgesetzt werden. Gl. 2.19 beschreibt die Relaxation der Energie ²(Tel ) bei erhöhter Elektronentemperatur Tel zurück zur Energie ²(TL ) bei der Gittertemperatur TL . Man erhält so die Leistungsgleichung σxx (Tel )Er2 = 24 ²(Tel ) − ²(TL ) ∆²(Tel , TL ) = , τrelax τrelax (2.20) 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen mit der zugehörigen Relaxationszeit τrelax . Die Relaxationszeit für Streuprozesse an Phononen ist in folgender Weise von der Elektronentemperatur abhängig: τep = 1 , Cep Tel2 (2.21) wobei Cep ein empirischer Parameter ist [35]. Spätere Untersuchungen ergaben, daß Streuung an Störstellen maßgeblich für den Zusammenbruch des QHE verantwortlich ist [37, 38]. Damit verbunden ist die Driftzeit zwischen zwei inelastischen Streuprozessen τD : τD = `D /vD = `D BG(r1 , r2 )/VSD , (2.22) mit der inelastischen Streulänge `D , dem Magnetfeld B, der angelegten Spannung zwischen dem Source- und Drain-Kontakt der Corbino-Probe VSD und dem Geometriefaktor G(r1 , r2 ) einer Corbino-Probe, wobei r1 und r2 die Radien der Kontakte beschreiben. Damit ergibt sich die totale Streurate 1/τrelax zu: 1 τrelax = 1 1 VSD + = Cep Tel2 + . τep τD `D BG(r1 , r2 ) (2.23) Die Energie des 2DES in Abhängigkeit von der Temperatur läßt sich analytisch nur berechnen, wenn die Fermi-Energie EF bei einem ganzzahligen Füllfaktor ν liegt. Unter der Voraussetzung, daß eine konstante Hintergrundzustandsdichte lokalisierter Zustände DBG vorliegt, erhält man: ∆²(Tel , TL ) = 2 π 2 kB DBG (Tel2 − TL2 ). 6 (2.24) Die Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit σxx ist gegeben durch (s. [37]) σxx (Tel ) = σ0 exp{−∆E/kB Tel } + σBG . (2.25) Der erste Term beschreibt hier die thermische Aktivierung (mit der Aktivierungslücke ∆E = ~ωc /2). Der zweite Term ist die Hintergrundleitfähigkeit σBG . Diese basiert auf Tunnelprozessen, welche durch thermisch assistierte und/oder elektrische Felder bedingte Delokalisierung ermöglicht werden [36, 37]. Ein Einsetzen der Gl. 2.23 und 2.24 in Gl. 2.20 ermöglicht, zusammen mit der Temperaturabhängigkeit von σxx (Tel ), das Aufstellen einer Gleichung, welche die Spannung VSD als Funktion der Elektronentemperatur angibt: r 1 2 1 2 V + Velph , (2.26) VSD (Tel ) = VDrift + 2 4 Drift mit dem Driftanteil VDrift (Tel ) VDrift (Tel ) = G(r1 , r2 ) ∆²(Tel , TL ) `D B σxx (Tel ) (2.27) 25 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts und dem Elektron-Phonon-Wechselwirkungsanteil Velph (Tel ) ¶1/2 µ 2 ∆²(Tel , TL ) Velph (Tel ) = G(r1 , r2 ) Cep Tel . σxx (Tel ) (2.28) Durch das Aufstellen der Umkehrfunktion von Gl. 2.26 erhält man die Elektronentemperatur als Funktion der angelegten Source-Drain-Spannung, welche einen S-förmigen Verlauf aufweist (s. Abb 2.13). Da die Leitfähigkeit σxx mit der Elektronentemperatur Tel wächst, entspricht die erhaltene Funktion einer S-förmigen I-V -Kennlinie [35]. Der Bereich des Kurvenverlaufs, in dem ∂Tel /∂VSD < 0 (→ ∂ISD /∂VSD < 0) gilt, ist instabil. Anhand dieses Ergebnisses läßt sich die Entstehung einer, experimentell häufig beobachteten, Hysterese in der I-V Kennlinie erklären [10,11]. Einer Spannungserhöhung über den kritischen Punkt Vmax hinaus (s. Abb. 2.13(c)) folgt ein drastischer Sprung der Elektronentemperatur (in Abb. 2.13(c) springt Tel von ca. 6 K auf ca. 38 K für σBG = 1 × 10−8 S). Dieser abrupte Anstieg von Tel entspricht dem Sprung in der I-V -Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE in Abb. 2.9(b). Wenn VSD > Vmax ist, und VSD dann verringert wird, erfolgt ein ähnlicher Sprung in der Elektronentemperatur, nur erfolgt dieser an der in Abb. 2.13(c) mit Vmin gekennzeichneten Stelle. Somit ergibt sich eine Hysterese in der I-V -Kennlinie. Die die Hysterese bestimmenden Werte Vmin und Vmax sind von den Parametern `D , DBG , Cep , B, G(r1 , r2 ) und σxx (Tel ) abhängig. In Abb. 2.13 ist zu sehen, wie eine Variation der Paramter DBG , `D und σBG den Verlauf der Funktion beeinflussen. Besonders zu betonen ist hier der starke Einfluß von σBG auf den Wert von Vmax . Wenn σxx (T ) als rein thermisch aktiviertes Verhalten angenommen wird (d.h. σBG = 0), ergeben sich Werte für Vmax , die wesentlich größer sind als die experimentell gemessenen Werte. Durch die Inbezugnahme einer Hintergrundleitfähigkeit σBG erhält man theoretische Werte für Vmax , die den experimentellen entsprechen (s. auch Kap. 6.1). Eine viel diskutierte Frage bleibt nach wie vor, um welche Art Ladungsträgertransport es sich bei der subkritischen Leitfähigkeit σxx (vgl. Gl. 2.25) handelt. Eine Möglichkeit wäre, daß es sich bei der subkritischen Leitfähigkeit nur um thermisch aktivierte Inter-Landau-Niveau-Übergänge handelt. In diesem Fall würde die Leitfähigkeit der Form σxx (T ) ∼ exp{−∆E/kB T } (2.29) entsprechen (∆E entspricht der Energielücke ~ωc /2). Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, daß zusätzlich Intra-Landau-Niveau-Übergänge, sogenanntes Hopping, das Zustandekommen der subkritischen Leitfähigkeit mitbewirken. Bei diesen Intra-Landau-Niveau-Übergängen handelt es sich um Tunnelprozesse zwischen lokalisierten Zuständen (s. Abb. 2.12). Es wurden unterschiedliche Versuche unternommen, experimentell ermittelte σxx (T ) mit dem Hopping-Ansatz σBG (T ) ∼ T −m exp{−(T0 /T )α } 26 (2.30) 2.3 Ladungstransport in zweidimensionalen Elektronengasen Abbildung 2.12: Tunnelprozesse zwischen lokalisierten Zuständen. Die durchgezogene Kurve repräsentiert ein Landau-Niveau inklusive Energiefluktuationen. Die Zustände unterhalb der Fermi-Kante (gestrichelte Linie) sind lokalisiert. Mögliche Tunnelprozesse von Elektronen zwischen zwei lokalisierten Zuständen sind angedeutet. zu beschreiben, wobei α=1/3 dem sogenannten Mott-Hopping entspricht [39]. Für m=1 und α=1/2 beschreibt Gl. 2.30 das sogenannte Variable-Range-Hopping (VRH), dessen Annahme bei der Modellierung experimenteller Daten meist wesentlich bessere Ergebnisse erzielt als die Anwendung des Mott-Hoppings [40,41]. Anzumerken wäre noch, daß für die Berechnungen von Tel (VSD ) die Konstante Cep = 1, 2 × 107 K−2 s−1 gesetzt wurde [35]. Desweiteren wurde der Geometriefaktor G(r1 , r2 ) = r2 − r1 gesetzt, was einem linearen Potentialverlauf entspricht, und nicht, wie für eine Corbino-Probe erwartet, einem 1/r-Profil. Dies erfolgte aufgrund der Tatsache, das Modellierungsversuche mit einem linearen Profil deutlich bessere Ergebnisse bezüglich des Experiments lieferten. Ähnliche Ergebnisse, den Potentialverlauf betreffend, wurden auch von Ahlswede et al. erzielt [42]. Ahlswede et al. beobachteten bei Untersuchungen des Potentialverlaufs in QH-Proben mit einem Rasterkraftmikroskop ein nahezu lineares Profil sowohl in Proben mit Hall-Bar- als auch in Proben mit Corbino-Geometrie. 27 2 Grundlagen des Quanten-Hall-Effekts Abbildung 2.13: Elektronentemperatur Tel als Funktion der Spannung VSD , für (a) unterschiedliche Hintergrundzustandsdichten DBG (`D = 10 µm, σBG = 1 × 10−8 S, ns =2,83×1011 cm−2 , TL =1,5 K); (b) verschiedene Streulängen `D (DBG = 6 × 109 meV−1 cm−2 ); (c) für drei Werte von σBG (DBG = 6 × 109 meV−1 cm−2 , `D = 10 µm). In (c) sind zusätzlich die kritischen Spannungswerte Vmin und Vmax , sowie die, durch die Differenz Vmax − Vmin entstehende, Hysterese eingezeichnet. 28 3 Apparaturen und Proben Im folgenden sollen die verwendeten Meßgeräte und Apparate kurz vorgestellt und erläutert werden. Auf die genauen Schaltschemata für die unterschiedlichen Messungen wird in den jeweiligen Kapiteln eingegangen. 3.1 Kryostaten Um Transportmessungen an QH-Systemen durchführen zu können, benötigt man einen Magnetkryostaten, der es ermöglicht, bei tiefen Temperaturen (hier T ≤ 4,2 K), ein Magnetfeld anzulegen. Für die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Messungen wurden zwei verschiedenen Apparaturen verwendet. Für Temperaturen im Bereich von 1,6 K bis 4,2 K wurde ein 4 He -Kryostat benutzt, für niedrigere Temperaturbereiche kam ein 3 He /4 He -Mischkryostat (Universität Hannover, AG Prof. Haug) zum Einsatz. 3.1.1 4 He -Kryostat Der 4 He -Magnetkryostat (s. Abb. 3.1) besitzt ein sogenanntes Hauptbad, in welches das flüssige Helium eingefüllt wird. Zum einen wird über ein Nadelventil aus diesem Hauptbad Helium in die Meßkammer (VTI-variable temperature insert) weitergeleitet, zum anderen hält das flüssige Helium die supraleitende Magnetspule unterhalb ihrer kritischen Sprungtemperatur TC . Die Meßkammer ist an eine Pumpe angeschlossen, die es ermöglicht den Dampfdruck auf etwa 9 mbar abzusenken, was Temperaturen bis hinab zu 1,6 K entspricht. Mittels eines Probenhalters, einem sogenannten Meßspieß, wird die Probe so in die Meßkammer eingelassen, daß sich diese genau in der Mitte des Magneten befindet. Am oberen Ende des Probenhalters befinden sich elektrische Anschlüsse, die es gestatten, eine Spannung an die Probe anzulegen, bzw. den Stromfluß durch diese zu messen. Desweiteren ist in unmittelbarer Nähe der Probe eine Diode zur Temperaturmessung angebracht, welche auch am Kopf des Probenhalters beschaltet wird. Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Kryostaten sind die beiden Vakuumkammern, die das Hauptbad von der Umgebung isolieren (OVC-outer vacuum case) und die Meßkammer vom Hauptbad trennen (IVC-inner vacuum case). Zur Vermeidung von Wärmeleitung werden diese beiden Kammern auf einen Druck von ca. 10−5 mbar (bei Raumtemperatur) abgepumpt. 29 3 Apparaturen und Proben Abbildung 3.1: Schematische Darstellung eines 4 He -Magnetkryostaten 3.1.2 Mischkryostat Das Kühlprinzip eines Mischkryostaten (s. Abb. 3.2) ähnelt dem des 4 He Kryostaten insofern, als das auch hier ein Abpumpverfahren benutzt wird. Wesentlich ist hierbei das Auftreten einer Phasenseparation in 3 He /4 He -Mischungen bei tiefen Temperaturen. Es bilden sich eine leichte 3 He -reiche sowie eine schwerere 3 He -arme Phase aus. Der Kühlmechanismus besteht in dem Übertritt von 3 He -Atomen aus der leichten in die schwere Phase, was aufgrund der unterschiedlichen Entropien der 3 He -Atome in den beiden Phasen zustande kommt. Es bedarf eines komplexen Kreislaufes, um diesen Kühlmechanismus kontinuierlich zu betreiben. Das Kreislaufsystem befindet sich in einem Vakuumbehälter, der wiederum in ein 4 He -Bad eingelassen ist. Wesentliche Bestandteile sind hier die Mischkammer, der Verdampfer und ein Gegenstromwärmetauscher. In der Mischkammer befindet sich das Phasengemisch. Der Verdampfer wird auf einer Temperatur von 0,7 K gehalten, wodurch aufgrund der unterschiedlichen Dampfdrücke von 3 He und 4 He bei dieser Temperatur fast ausschließlich 3 He abgepumpt wird, obwohl der 3 He -Anteil in der flüssigen Phase im Verdampfer weniger als 1% beträgt. Das 3 He wird nach dem Abpumpen in einer Stickstoffalle gereinigt und wieder in den Kryostaten geleitet, wobei es über den Wärmetauscher vorgekühlt wird, bevor es erneut in die Mischkammer gelangt. Mit diesem Verfahren ist es möglich Temperaturen von einigen mK zu erreichen [43]. 30 3.2 Meßgeräte Abbildung 3.2: Schematische Darstellung des 3 He /4 He - Kreislaufes eines Mischkryostaten. Bei den zu 100% fehlenden Bestandteilen handelt es sich um 4 He. 3.2 Meßgeräte Für die Charakterisierungsmessungen, d.h. für die Messungen der Shubnikovde-Haas- Oszillationen und die Messungen der I-V -Kennlinien, wurden als Spannungsquelle ein Keithley 236 und als Voltmeter ein Keithley 2000 eingesetzt. Für die Wechselspannungsmessungen wurden zwei unterschiedliche AC-Generatoren verwendet. Bei den Messungen, die in Braunschweig durchgeführt wurden, wurde ein Leybold 52263 benutzt, bei den Messungen in Hannover stand ein HP3325A zur Verfügung. Das verwendete Oszilloskop zum Auslesen der am seriellen Widerstand abfallenden Spannung war ein Tektronix TDS3052. Bei dem Impulsgenerator für die Impulsmessungen handelte es sich um ein HP8133A. 31 3 Apparaturen und Proben 3.3 Automatisierung Alle Messungen wurden computerunterstützt mit selbstgeschriebenen Progammen unter LabView durchgeführt. Bei LabView handelt es sich um ein Programm, mit dem mittels einer graphischen Programmiersprache Meßprogramme geschrieben werden können. Diese Meßprogramme heißen hier VIs (Virtuelle Instrumente), da auf dem Monitor ein virtuelles Gerät dargestellt wird, an dem alle Einstellungen, die jeweilige Messung betreffend, vorgenommen werden können. Ein sogenanntes Blockdiagramm ermöglicht durch graphische Symbole, welche vorgegebene Alghorithmen repräsentieren, den Progammablauf festzulegen. Meßgeräte, die über eine Schnittstelle (GPIB/RS232) verfügen, können in LabView eingebunden werden. 3.4 Proben Die verwendeten Proben wurden mittels Molekularstrahlepitaxie am MaxPlanck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart hergestellt und in der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig strukturiert und kontaktiert. Die Messungen wurden ausschließlich an Proben mit Corbinogeometrie (s. Abb. 3.3) durchgeführt. Der typische Aufbau der GaAs/AlGaAs Heterostruktur aus denen die verwendeten Proben gefertigt wurden ist in Abb. 2.1 dargestellt. Es wurden Proben aus zwei unterschiedlichen Wafermateriali- Abbildung 3.3: Skizze einer Corbino-Probe. Die, die Kanalbreite bestimmenden Radien sind angegeben. en, Wafer (a) und Wafer (b), verwendet, die sich in der Ladungsträgerdichte und Elektronenbeweglichkeit voneinander unterscheiden. Richtwerte für die Ladungsträgerdichte und die Elektronenbeweglichkeit der beiden Wafermaterialien sind in Tab. 3.1 angegeben. Die exakten Werte können bei ein und derselben Probe bei verschiedenen Abkühlzyklen geringfügig variieren. Wenn eine Probe zwischen zwei Messungen eine höhere Temperatur, von z.B. 50 K angenommen hat, kann man faktisch davon ausgehen, daß es sich um unterschiedliche Proben handelt. Die exakten Werte der Elektronendichte und -beweglichkeit wurden vor jeder Messung anhand der Shubnikov-de-Haas-Oszillationen bestimmt. Die 32 3.4 Proben Bestimmung der Elektronendichte erfordert eine Auftragung der Leitfähigkeit σxx über 1/B. Dadurch ergeben sich Oszillationen mit einer Periode ∆(1/B). Die Elektronendichte lässt sich mit diesem Wert zu ns = 2e h∆(1/B) (3.1) bestimmen. Mit bekannter Elektronendichte ns lässt sich auch die Elektronenbeweglichkeit wie folgt bestimmen: µH = σxx (B = 0) . ns e (3.2) Auf den beiden Wafern wurden Corbinoproben mit unterschiedlichen Kanalbreiten strukturiert, wobei der Radius der Innenkontakte bei allen Proben 100 µm beträgt. Messungen wurden an je zwei Proben beider Wafer durchgeführt, wobei die Innenradii der Außenkontakte 150 µm , 200 µm bzw. 300 µm betragen, d.h. die Kanalbreiten haben Werte von 50 µm , 100 µm bzw. 200 µm . Die Kanalbreiten der jeweiligen Proben finden sich auch in Tab. 3.1 wieder. Wafer 8447 (a) 8447 (a) 8816 (b) 8816 (b) Probe ns [1011 cm−2 ] (a1) 2,7 (a2) 2,7 (b1) 4,8 (b2) 4,8 µH [105 cm2 /Vs] 1 1 1,82 1,82 Kanalbreite [µm ] 100 200 50 100 Tabelle 3.1: Ladungsträgerdichte ns , Elektronenbeweglichkeit µH und Kanalbreite der verwendeten Proben 33 3 Apparaturen und Proben 34 4 Impulsmessungen Bei den im folgenden vorgestellten Impulsmessungen handelt es sich um eine kurze Versuchsreihe, in der im wesentlichen die Ergebnisse der Messungen von B.E. Sağol reproduziert wurden [12, 44]. Bei diesen Messungen wurden Rechteckimpulse von einigen Nanosekunden an der Corbino-Probe angelegt und der Mittelwert der Längsleitfähigkeit hσxx i wurde aufgenommen. Es wurden die Amplitude, die Impulsdauer, sowie das Verhältnis zwischen Impuls- und Periodendauer, das sogenannte Tastverhältnis, variiert. Die Ergebnisse dieser Messungen geben Aufschluß über das Anregungsund Relaxationsverhalten des Elektronensystems der QH-Corbino-Probe. 4.1 Versuchsaufbau Abbildung 4.1: Schematischer Aufbau der Impulsmessungen (links). Rechteckige Spannungsimpulse werden über einen Impulsgenerator zwischen beiden Kontakten der Corbino-Probe angelegt, und der Mittelwert der Längsleitfähigkeit hσxx i wird über die am Widerstand abfallende Spannung gemessen. Darstellung der angelegten Rechteckimpulse (rechts). A ist die Amplitude, T die Periodendauer und tp die Impulslänge. Das Schaltschema ist in Abb. 4.1 dargestellt. Über ein Koaxialkabel ist die Corbino-Probe mit dem Impulsgenerator verbunden. Ein parallel geschalteter 50 Ω-Widerstand dient der Impedanzanpassung. Die an einem (in Reihe zur 35 4 Impulsmessungen Corbino-Probe geschalteten) 50 Ω-Widerstand abfallende Spannung wird gemessen. Aufgrund der hohen Frequenzen der angelegten Impulse (Impulsdauer ¿ Zeitkonstante des Voltmeters) wird der durchschnittliche Spannungsabfall hVSD i gemessen. Anhand von hVSD i kann dann wiederum die durchschnittliche Leitfähigkeit hσxx i bestimmt werden. Diese Messungen wurden an der Probe (a1) bei ν=2 (B=5,9 T) durchgeführt. Abbildung 4.2: Die Leitfähigkeit σxx über der Impulsbreite aufgetragen. Das Tastverhältnis liegt konstant bei 35%, die Amplitude wird von 0,7 V-1,2 V in 0,1 V Schritten erhöht. Die kritische Spannung für den Zusammenbruch liegt bei Vmax = 0, 77 V. 4.2 Meßergebnisse und Diskussion Für eine Messung wurden die Impulsamplitude und das Tastverhältnis eingestellt und festgehalten. Die Impulsbreite wurde dann kontinuierlich von 0,1 ns auf bis zu 9 ns erhöht, wobei sich (bei konstantem Tastverhältnis) die Periodendauer zusammen mit der Impulsbreite erhöht. In Abb. 4.2 sind die Ergebnisse verschiedener Messungen zu sehen, die mit konstantem Tastverhältnis und variierender Amplitude aufgenommen wurden. Die aus der I-V -Kennlinie entnommene Spannung Vmax , bei der der Zusammenbruch des QHE stattfindet, lag bei diesen Messungen bei 0,77 V. Für die Messung mit einer Impulsamplitude von 0,7 V ist demnach, unabhängig von der Impulsbreite, auch kein Zusammenbruch zu beobachten. Die durchschnittliche Leitfähigkeit hσxx i bleibt gleich null. Sobald die Amplitude jedoch diesen Wert Vmax überschreitet, ist ab einer bestimmten Impulsbreite ein Zunehmen der Leitfähigkeit, und somit der Zusammenbruch des QHE, zu beobachten. Je größer die eingestellte Amplitude hierbei 36 4.2 Meßergebnisse und Diskussion ist, desto kürzer ist die Impulsbreite, bei der der Zusammenbruch stattfindet. Mit dem hier eingestellten Tastverhältnis von 35% erhält man im Durchschnitt eine angelegte Spannung von hVA i ≈ Amplitude/3. Diese Durchschnittsspannung ist wesentlich geringer, als die kritische Zusammenbruchsspannung Vmax . Die durchschnittliche Spannung ist somit offensichtlich nicht der kritische Parameter für den Zusammenbruch, sondern die Amplitude. In einer weiteren Meßreihe wurde die Amplitude der Impulse konstant gehalten und das Tastverhältnis geändert. Somit wurde hier die durchschnittliche Spannung hVA i verändert. In Abb. 4.3 sind die Ergebnisse dieser Messungen einmal über der Periodenlänge (a) und einmal über der Impulsbreite (b) aufgetragen. Es ist deutlich zu sehen, daß die Kurven für unterschiedliche Tastverhältnisse nahezu übereinander liegen, wenn sie über der Impulsbreite aufgetragen werden. Dies weist daraufhin, daß das Elektronensystem innerhalb von wenigen Nanosekunden in den Impulspausen vollständig relaxiert und die Impulsbreite der für den Zusammenbruch des QHE wesentliche Zeitparameter ist. Abbildung 4.3: Die Leitfähigkeit σxx über (a): der Periode und (b): der Impulsbreite aufgetragen. Die unterschiedlichen Tastverhältnisse sind in (a) den jeweiligen Kurven zugeordnet. Die Farben der Kurven in (b) stimmen bzgl. des Tastverhältnisses mit denen in (a) überein. Die Amplitude der Impulse beträgt 1 V. 37 4 Impulsmessungen 38 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Messungen präsentiert, die auf einer Oszillatorschaltung unter Verwendung einer QH-Corbino-Probe im Bereich des Zusammenbruchs des QHE beruhen [45]. Im Hysteresebereich des Zusammenbruchs verhält sich die QH-Corbino-Probe bei Füllfaktor ν=2 bistabil. Das heißt, das die Probe in diesem Bereich isoliert, wenn die Spannung bis auf den Wert Vmax erhöht wird, und leitet wenn die Spannung bis auf einen Wert Vmin < Vmax gesenkt wird. Bei einer Schaltung bestehend aus der CorbinoProbe, einem seriellen Widerstand und einem parallel geschalteten Kondensator führt das bistabile Verhalten der Corbino-Probe zu einem sich ständig wiederholenden Ent- und Aufladen des Kondensators, was als Oszillationen auf einem Oszilloskop beobachtet werden kann. Die beobachteten Oszillationen lassen sich mittels Anwendung der Kirchhoffschen Regeln beschreiben und die so entstandenen Lösungen stimmen quantitativ gut mit den experimentellen Ergebnissen überein. Anhand der erhaltenen Gleichungen und der Meßergebnisse lassen sich wiederum einige Parameter der Schaltung, z.B. die Kapazität bestimmen. 5.1 Versuchsaufbau und Funktionsweise Die Erzeugung von Relaxationsoszillationen beruht in diesem Fall auf dem bistabilen Verhalten von QH-Corbino-Proben im Bereich des Zusammenbruchs des QHE. Wenn sich die Corbino-Probe im QH-Zustand befindet, verhält sie sich wie ein fast idealer Isolator. Überschreitet die an der Probe angelegte Spannung V0 jedoch den probenabhängigen Wert Vmax , so kommt es zu einem starken Anstieg der Leitfähigkeit σxx , der sog. Zusammenbruch des QHE setzt ein. Die Corbino-Probe besitzt nun einen endlichen Widerstand RCB . Wird die Spannung V0 daraufhin wieder verringert, so wird die Probe nicht bei Vmax , sondern erst bei Vmin (Vmin < Vmax ) wieder in den QH-Zustand versetzt. In diesem Bereich Vmin < V0 < Vmax verhält sich die QH-Probe bistabil (s. inneres Diagramm Abb. 5.1). Ein Widerstand RV in Reihe zur Corbino-Probe geschaltet und ein parallel geschalteter Kondensator CT , der in diesem Fall nur aus der Kabelkapazität besteht, werden in die Schaltung integriert (s. Abb. 5.2 (a)). Wenn nun ei- 39 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe Abbildung 5.1: Shubnikov-de-Haas-Oszillationen gemessen an QH-Corbino-Probe (a1), inneres Diagramm: Ausschnitt einer I-V -Kennlinie bei ν=2 mit ausgeprägter Hysterese ne Spannung V0 angelegt wird, so wird der Kondensator über den Widerstand aufgeladen. Die Corbino- Probe befindet sich in isolierendem Zustand. Ist der Kondensator soweit aufgeladen, daß die an der Corbino-Probe anliegende Spannung Vmax entspricht, so bricht der QHE in der Corbino-Probe zusammen, d.h. die Leitfähigkeit σxx ist nun 6= 0 und der Kondensator wird entladen. Sobald die Spannung an der Corbino-Probe Vmin entspricht, kehrt sie in den QH-Zustand zurück und der Kondensator wird erneut aufgeladen. Dieser Vorgang wiederholt sich nun solange die Spannung V0 angelegt ist. Die Corbino-Probe fungiert hier quasi als Schalter, der sich bei einer bestimmten Spannung Vmax schließt, und bei Vmin wieder öffnet. Die Größe des Hysteresebereichs ∆V = Vmax − Vmin beschreibt die Amplitude der Oszillationen. Gewisse Bedingungen müssen allerdings noch erfüllt sein, damit dieser Prozeß funktioniert: • (a) Die angelegte Spannung V0 muß erstens größer sein als Vmax . • (b) Desweiteren darf der Strom, welcher durch den Widerstand RV fließt, wenn die Spannung an der Corbino-Probe Vmin entspricht, nicht größer als Icmin = Vmin /RCB sein. Für den Fall, daß Icmin RV ≤ V0 − Vmin , existiert eine stabile Lösung, bei der die Corbino-Probe im leitenden Zustand verweilt und somit keine Oszillationen zu beobachten sind (s. Abb. 5.2(b)) [45]. 40 5.1 Versuchsaufbau und Funktionsweise Abbildung 5.2: (a): Schematische Darstellung der Oszillatorschaltung. V0 : angelegte Spannung, RV : Widerstand, CT : Kabelkapazität, VSD : An CT anliegende Spannung (b): Funktionsprinzip [45]. Im rechten Teil sind die durch Vmin und Vmax begrenzten Oszillationen über der Zeit dargestellt. Im linken Teil sind die I-V -Kennlinien der Corbino-Probe (mit sichtbarer Hysterese) und des Widerstandes RV abgebildet. Das heißt, es existiert ein unteres Limit für den Widerstandswert von RV : RV > ∆V /Icmin . Für einen festen Wert von RV lässt sich aus Bedingung (b) ein Arbeitsbereich für die angelegte Spannung V0 bestimmen: V0 − Vmin Vmin < , RV RCB (5.1) so daß gilt: RCB + RV . (5.2) RCB Die Zeitkonstanten für die Auf- bzw. Entladundsdauer des Kondensators ∆texc und ∆trel , sowie die an der Corbino-Probe anliegende Spannung VSD (t) erhält man durch Anwendung der Kirchhoffschen Regeln auf die Schaltung mit geöffnetem Schalter, bzw. mit dem Widerstand RCB . Es ergibt sich: µ ¶ t VSD (t) = V0 − (V0 − Vmin ) exp − , (5.3) τexc Vmax < V0 < Vmin mit τexc = RV CT für den Aufladungsprozeß, sowie µ ¶ · µ ¶¸ t t RCB VSD (t) = Vmax exp − + V0 1 − exp − , τrel RCB + RV τrel (5.4) CB RV mit τrel = RRCB C für den Entladungsprozeß, wobei RV und RCB hier als +RV T parallel geschaltete Widerstände fungieren. Die Oszillationsperiode T = ∆texc + 41 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe ∆trel wird nicht nur durch τexc und τrel bestimmt. Sowohl die probenabhängigen Werte Vmin und Vmax , als auch die angelegte Spannung V0 spielen hierbei eine Rolle: ¶ µ V0 − Vmin ∆texc = τexc ln , (5.5) V0 − Vmax ¶ µ Vmax − ΘV0 ∆trel = τrel ln (5.6) Vmin − ΘV0 mit Θ= RCB . RCB + RV (5.7) Mit zunehmender Spannung V0 nimmt die Aufladezeit ∆texc ab, und die Entladezeit ∆trel nimmt zu, wobei sich V0 innerhalb des in Gl. 5.2 angegebenen Arbeitsbereiches befinden muß. Die Oszillationsfrequenz f als Funktion von V0 hat ein kapazitätsunabhängiges Maximum bei [45]: µ ¶ RV Vmin Vmax V0 (fmax ) = 2+ . (5.8) Vmin + Vmax RCB Auf die Abhängigkeiten der Messungen von V0 und RV wird im weiteren näher eingegangen (Kap. 5.2), es wurden auch magnetfeldabhängige Messungen durchgeführt, die zu einer Variation von Vmin und Vmax führen (Kap. 5.3). Diese Messungen wurden ausschließlich mit der Probe (a1) durchgeführt, wobei unterschiedliche Widerstandswerte für RV zum Einsatz kamen (47kΩ, 68kΩ, 91kΩ). 5.2 Spannungsabhängige Messungen Bei den hier durchgeführten Messungen wurden die Relaxationsoszillationen in Abhängigkeit von der angelegten Spannung V0 aufgenommen. Anhand der Oszillationen wurden die Auf- bzw. Entladungszeiten der Kapazität, ∆texc bzw. ∆trel , bestimmt und unter Verwendung der Gleichungen 5.5 und 5.6 die zugehörigen theoretischen Werte. 5.2.1 Messungen und Auswerung Ein Teil der Ergebnisse der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Meßreihen mit drei unterschiedlichen Widerständen RV ist in Abb. 5.3 dargestellt. Messungen mit unterschiedlichen Spannungen V0 sind hier der Übersicht halber gegeneinander verschoben. Deutlich zu sehen sind hier die mit zunehmender Spannung V0 ebenfalls zunehmende Entladedauer ∆trel und die abnehmende Aufladezeit ∆texc sowie ein sog. Arbeitsbereich; d.h. bei zu kleinen bzw. zu großen V0 sind keine regelmäßigen Oszillationen zu beobachten. Dies wurde in Kap. 5.1 aus Sicht der theoretischen Einführung bereits erwähnt und ist somit qualitativ zunächst bestätigt. 42 5.2 Spannungsabhängige Messungen Abbildung 5.3: Relaxationsoszillationen der Oszillatorschaltung bei T =1,7 K und B =5,625 T (ν=2 ) für unterschiedliche Widerstandswerte RV und variierende Spannungen V0 . Der Übersichtlichkeit halber sind die Kurven vertikal gegeneinander verschoben. (a) RV = 47, 1 kΩ, (b) RV = 68, 4 kΩ, (c) RV = 91, 2 kΩ. Anhand dieser Oszillationen können jetzt ∆texc und∆trel in Abhängigkeit von V0 bestimmt werden (Abb. 5.5). Mittels f = (∆texc + ∆trel )−1 läßt sich auch die Oszillationsfrequenz ermitteln (Abb. 5.6). Wenn jetzt anhand der Gleichungen 5.5 und 5.6 die Größen ∆texc und ∆trel berechnet werden sollen, so ist es notwendig, die Größen Vmin , Vmax und RCB zu kennen. Zur Feststellung von Vmin und Vmax wurden auch wieder die Relaxationsoszillationen herangezogen, denn wie bereits in Kap. 5.1 besprochen und in Abb. 5.2(b) gut zu sehen, bestimmen gerade diese beiden Werte die Amplitude der Oszillationen. Der Wert des Wi- 43 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe derstandes der Corbino-Probe im Fall des Zusammenbruchs, RCB , wurde aus der I-V -Kennlinie der Probe (Abb. 5.4) entnommen. Mit diesen Werten wurden nun theoretische Kurven erstellt, die zum einen eine gute quantitative Übereinstimmung mit den Meßergebnissen liefern, wie in den Abb. 5.5 und 5.6 zu sehen ist. Zum anderen erhält man die Größe der Kabelkapazität der Schaltung CT , die bei allen drei durchgeführten Modellierungen den gleichen Wert aufweist (Tab. 5.1), da bei allen Messungen ein identischer Aufbau verwendet wurde. Hier muß angemerkt werden, daß diese Probe nicht die im inneren Diagramm Abbildung 5.4: Ausschnitt aus der DC-I-V -Kennlinie der für die Relaxationsoszillationen verwendeten QH-Corbino-Probe, die kein bistabiles Verhalten, sondern eine deutliche Instabilität im Bereich des Zusammenbruchs aufweist. von Abb. 5.1 wohldefinierte Hysterese aufweist, sondern in diesem Bereich ein ständiges Springen zwischen QH-Zustand und Zusammenbruch zu sehen ist (Abb. 5.4). Dieses Verhalten deutet jedoch auch stark auf eine Instabilität in diesem Bereich hin. Ein vergleichbares Verhalten wurde schon von Cage et al. [33] beobachtet. Desweiteren soll bemerkt werden, daß die Werte für Vmin und Vmax nicht der DC-I-V -Kennlinie entnommen werden dürfen, da sich eine Veränderung der Werte bei den Relaxationsoszillationen im Gegensatz zur DC-Messung einstellt. Mittels der nun bekannten Werte Vmin , Vmax und RCB ließen sich auch noch die zuvor bereits erwähnten theoretischen Arbeitsbereiche der Oszillatorschaltung bei verschiedenen Widerständen RV ermitteln (Gl. 5.1). Diese sind neben den Werten für Vmin und Vmax in Tab. 5.1 aufgelistet. 44 5.2 Spannungsabhängige Messungen RV [kΩ] 47,1 68,4 91,2 Vmin [V] 0,61 0,60 0,60 Vmax [V] 0,74 0,755 0,72 CT [nF] RCB [kΩ] Arbeitsbereich 1,7 40 0, 74 V< V0 < 1, 33 V 1,7 40 0, 755 V< V0 < 1, 65 V 1,7 40 0, 72 V< V0 < 2, 00 V Tabelle 5.1: Experimentell ermittelte Werte für Vmin , Vmax , RCB und der Arbeitsbereich der Oszillatorschaltung, sowie der aus den Modellierungen erhaltene Wert für CT bei unterschiedlichen Widerständen RV . 5.2.2 Diskussion Die bei den Auswertungen der Meßergebnisse erhaltenen Ergebnisse sollen im folgenden näher diskutiert werden. Das auffälligste Resultat war die sich stark verändernde Hysterese der QH-Corbino-Probe bei den Relaxationsoszillationen im Vergleich zur Hysterese, die man im Fall einer DC-Messung erhält. Im Fall der Relaxationsoszillationen wurden die Hysteresewerte den Amplituden in Abb. 5.3 entnommen. Das Entstehen der durchaus sichtbaren Schwankungen in der Amplitude und der Frequenz läßt sich dadurch erklären, daß es sich bei dem Zusammenbruch des QHE, mikroskopisch betrachtet, um einen nicht genau reproduzierbaren, nichtlinearen Vorgang handelt. D.h., der Zusammenbruch kann jedesmal an anderen Stellen der Probe auftreten, wobei sich ein oder mehrere dissipative Stromfilamente ausbilden [46,47]. Dieses Verhalten kann zu minimalen Abweichungen von Vmin , Vmax und auch RCB führen, was dann wiederum Auswirkungen auf ∆texc und ∆trel und somit auf die Frequenz hat. Der Hysteresewert im Falle der Gleichspannungsmessung wurde Abb. 5.4 entnommen, wobei die Werte für Vmin und Vmax jeweils dem Anfangs- bzw. Endpunkt der innerhalb des instabilen Bereichs auftretenden Sprünge zugeordnet wurden. Dies geschah aufgrund der Tatsache, daß frühere Messungen der Probe (a1) mit diesen Werten vergleichbare Daten aufwiesen, wobei bei diesen Daten jedoch eine klare Hysterese (vgl. inneres Diagramm Abb. 5.1) zu beobachten war. Die unterschiedlichen Hysteresewerte sind in Tabelle 5.2 angegeben. Es ist zu sehen, daß ∆V DC [V] 0,02 Osz.(a) [V] 0,117 Osz.(b) [V] 0,127 Osz.(c) [V] 0,105 Tabelle 5.2: Vergleich der Größe der Hysterese ∆V im Falle einer DC-Messung, mit der bei den Relaxationsmessungen erhaltenen. Osz.(a) RV =47,1kΩ, Osz.(b) RV =68,4kΩ, Osz.(c) RV =91,2kΩ die Hysterese, die man bei den Relaxationsoszillationen erhält, um einen Faktor 5-6 größer ist, als die Hysterese, die bei angelegter Gleichspannung gemessen wurde. Dieses Resultat läßt zunächst den Schluß zu, daß es sich um ein frequenzabhängiges Phänomen handelt, da bei den Oszillatormessungen Frequenzen von 45 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe Abbildung 5.5: Gemessene Auf- und Entladezeiten ∆texc (N) und ∆trel (H) der in Abb. 5.3 dargestellten Oszillationen, sowie nach den Gleichungen 5.5 und 5.6 berechnete theoretische Verläufe (gestrichelte Kurven) in Abhängigkeit von der angelegten Spannung V0 . (a) RV = 47, 1 kΩ, (b) RV = 68, 4 kΩ, (c) RV = 91, 2 kΩ. bis zu 25kHz auftraten, die an der Corbino-Probe anlagen (Abb. 5.6). Jedoch ist der Frequenzbereich, der bei diesen Messungen abgedeckt wird, zu klein, um dieses Phänomen mit dem verwendeten Meßaufbau besser untersuchen zu können. Um der Frage der möglichen Frequenzabhängigkeit weiter nachzugehen, wurden im Rahmen dieser Arbeit frequenzabhängige Messungen durchgeführt, bei denen direkt eine Wechselspannung mit verschiedenen festen Frequenzen an 46 5.2 Spannungsabhängige Messungen Abbildung 5.6: Oszillationsfrequenz in Abhängigkeit von der angelegten Spannung. Meßergebnisse (•), sowie die dazugehörigen Modellierungen (gestrichelte Kurven). (a) RV = 47, 1 kΩ, (b) RV = 68, 4 kΩ, (c) RV = 91, 2 kΩ. der Probe angelegt wurde. Die Ergebnisse dieser Messungen werden in Kap. 6 vorgestellt und diskutiert. Auch die theoretische Beschreibung der Schaltung, welche man mittels Anwendung der Kirchhoffschen Regeln auf den Aufbau erhält, lieferte Ergebnisse in guter Übereinstimmung mit den experimentellen Daten, wobei hauptsächlich in den Randbereichen des Arbeitsbereichs für V0 Abweichungen auftreten. So sind die Arbeitsbereiche, bei denen regelmäßige Oszillationen auftreten, im Experiment in der Regel etwas kleiner als die theoretischen Werte. Desweiteren sind bei den Auf- bzw. Entladedauern des Kondensators, ∆texc und ∆trel , Abweichungen von der berechneten Abhängigkeit in den Randbereichen der angelegten Spannung V0 zu beobachten. In Bezug auf Anwendungsmöglichkeiten dieses Aufbaus als Relaxationsoszillator ist zu sagen, daß das vorrangige Ziel die Überprüfung der Möglichkeit war, das nichtlineare Verhalten der Leitfähigkeit von QH-Corbino-Proben prinzipiell zur Generation von Relaxationsoszillationen zu verwenden. Daß dies möglich ist 47 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe wurde gezeigt. Es ist jedoch ersichtlich, daß eine technische Anwendung nicht unbedingt sinnvoll ist, da die hier erzielten Grenzfrequenzen in keinem Vergleich zu anderen, bereits etablierten Lösungen (z.B. resonante Tunneldiode) stehen. Es wäre zwar durchaus vorstellbar, die Schaltung für einen Relaxationsoszillator auf der Basis einer QH-Corbino-Probe direkt auf einen Chip zu bringen, um damit einen wesentlichen frequenzbegrenzenden Faktor, die Kapazität CT , zu minimieren. Jedoch liegt die Grenze der maximal erreichbaren Frequenzen im Bereich der Relaxationszeit des Elektronensystems der QH-Probe, und dieser liegt im Bereich von einigen Nanosekunden (s.Kap. 4). Das würde eine maximale Frequenz von etwa 1 GHz bedeuten, was gegenüber Resonanten-Tunneldioden mit Frequenzen von bis zu 700 GHz sehr gering ist [48]. 5.3 Magnetfeldabhängige Messungen Bei den im folgenden beschriebenen Messungen wurde die angelegte Spannung V0 konstant gehalten und das Magnetfeld variiert. Die Messungen wurden ebenfalls an der Probe (a1) durchgeführt, jedoch in einem anderen Abkühlzyklus, wobei sich die Plateaumitte geringfügig verschoben hat und nicht mehr bei B=5,625T, sondern bei B=5,64T lag. Das heißt, daß die Ladungsträgerkonzentration sich leicht von ns = 2, 72 × 1011 cm−2 auf ns = 2, 73 × 1011 cm−2 erhöht hat. Diese geringfügige Änderung der Ladungsträgerkonzentration führt (bei fest eingestelltem Magnetfeld) zu einer entsprechend geringfügigen Änderung des Füllfaktors ν. Der Zusammenbruch des QHE ist in der Nähe des ganzzahligen Füllfaktors sehr empfindlich gegenüber kleinen Änderungen von ν. Es wurden aus den hier erhaltenen Relaxationsoszillationen ebenfalls die die Aufund Entladedauern ∆texc und ∆trel , und anhand dieser die Frequenz bestimmt. Im Gegensatz zu den zuvor diskutierten spannungsabhängigen Messungen lässt sich jedoch hier auch eine Veränderung der Hysterese mit sich veränderndem Magnetfeld feststellen, welche auch untersucht wurde. 5.3.1 Messungen und Auswertung Es wurden wie bei den spannungsabhängigen Messungen drei unterschiedliche Widerstände RV (47,1 kΩ, 68,4 kΩ und 91,2 kΩ) verwendet. Eine feste Spannung V0 wurde angelegt, und das Magnetfeld wurde verändert. Mit der Änderung des Magnetfeldes verschiebt sich der Füllfaktor ν, was zu einer Variation der Parameter Vmin und Vmax führt. Die Auswertung geschah für die Parameter ∆texc , ∆trel und die Frequenz f wie in Kap. 5.2 beschrieben. Zusätzlich mußten die Parameter Vmin , Vmax und RCB für jede einzelne Messung bestimmt werden. Auch die Bestimmung dieser Parameter geschah nach der in Kap. 5.2 bereits erwähnten Methode. Die sich ergebenden Kurvenverläufe von ∆texc , ∆trel und f wurden anhand der Gleichungen 5.5 und 5.6 modelliert. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen 5.7 und 5.8 zu sehen. 48 5.3 Magnetfeldabhängige Messungen Abbildung 5.7: Auf- (N) und Entladezeiten (H) des Relaxationsoszillators über dem Magnetfeld für unterschiedliche Widerstände RV mit jeweils verschiedenen Spannungen V0 . Die Plateaumitte ν=2 liegt bei B=5,64 T. Die gestrichelten Linien stellen die jeweiligen Modellierungen nach den Gln. 5.5 und 5.6 dar. (a) RV = 47, 1 kΩ, V0 =830 mV, (b) RV = 68, 4 kΩ, V0 =1000 mV, (c) RV = 91, 2 kΩ, V0 =820 mV. 49 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe Abbildung 5.8: Oszillationsfrequenz in Abhängigkeit des angelegten Magnetfeldes für unterschiedliche Widerstände RV und Spannungen V0 . Die zugehörigen Modellierungen nach den Gln. 5.5 und 5.6 werden durch die gestrichelten Linien dargestellt. •: RV =47,1 kΩ, V0 =830 mV, N: RV =68,4 kΩ, V0 =1000 mV, ¥: RV =91,2 kΩ, V0 =820 mV. 5.3.2 Diskussion In der Abb. 5.7 lässt sich eine starke Magnetfeldabhängigkeit der Aufladedauer ∆texc über den gesamten vermessenen Bereich erkennen. Ein ausgeprägtes Maximum ist genau bei ν=2 (B=5,64 T) zu beobachten. Die Entladedauer ∆trel hingegen weist im Bereich von B=5,58-5,68 T nur relativ geringe Veränderungen auf. Erst im Bereich B >5,68 T wird ein starker Anstieg sichtbar. Qualitativ stimmt die Form der modellierten Kurven von ∆texc mit den Meßergebnissen überein. Quantitativ betrachtet treten jedoch größere Abweichungen auf, als dies bei Modellierungen der spannungsabhängigen Messungen (s. Abb. 5.5) der Fall war. So ist das gemessene Maximum von ∆texc in Abb. 5.7(a) ca. doppelt so groß wie der theoretische Wert. Für die Modellierung von ∆trel mußten zusätzlich noch die Werte für RCB berücksichtigt werden. Mit der Änderung des Füllfaktors erfolgt (im Bereich des Zusammenbruchs des QHE) eine Änderung der Leitfähigkeit σxx . Dies hat, aufgrund der Beziehung zwischen σxx und ρxx (s. Gl. 5.9), eine nahezu proportionale Änderung von ρxx zur Folge, was wiederum eine Veränderung von RCB bedeutet. ρxx = σxx 2 + σxy 2 σxx mit σxy À σxx (5.9) Die Werte für RCB wurden den I-V -Kennlinien, die bei den entsprechenden Magnetfeldern aufgenommen wurden, entnommen. Es wurde zu beiden Seiten 50 5.3 Magnetfeldabhängige Messungen Abbildung 5.9: Widerstand der Corbino-Probe RCB über dem Magnetfeld aufgetragen. Es sind die Verläufe der, den I-V -Kennlinien entnommenen Werte (?) und die Werte, deren Verwendung eine Modellierung ergab, welche den experimentellen Daten von ∆trel entsprach aufgetragen. • entspricht der Messung mit RV =47,1kΩ, N RV =68,4kΩ und ¥ RV =91,2kΩ. der Plateaumitte ein leichter, nicht symmetrischer Anstieg von RCB festgestellt. Für Magnetfelder, die unterhalb der Plateaumitte liegen, entspricht die Modellierung dem Experiment gut, bei größeren Magnetfeldern werden jedoch starke Abweichungen sichtbar (s. Abb. 5.7). Es gelang, Modellierungen zu erstellen, die den experimentellen Daten bei den größeren Magnetfeldwerten entsprachen. Jedoch mußten hierfür wesentlich größere Werte für RCB eingesetzt werden, als die aus den I-V -Kennlinien erhaltenen. Diese modellierten Verläufe von RCB sind in Abb. 5.9 aufgetragen. In Abb. 5.9 ist zu sehen, daß die den experimentellen Daten entsprechenden Modellwerte für RCB alle drei einen ähnlichen Verlauf mit zunehmendem Magnetfeld haben. Der Vergleich mit den aus den I-V -Kennlinien entnommenen Werten bringt jedoch Größenunterschiede bis zu einem Faktor 4,5 bei B=5,75 T zu Tage. Bei früheren Messungen der I-V -Kennlinie an der Probe (a1) zeigte diese eine klare Hysterese wie im inneren Diagramm von Abb. 5.1 und nicht das instabile Verhalten wie im Laufe dieser Messungen (s. Abb. 5.4). Bei diesen früheren Messungen wies die I-V -Kennlinie mit zunehmendem, von ν=2 abweichendem Magnetfeld einen immer stärker ausgeprägten, mehrstufigen Zusammenbruch auf. Wäre das bei den gemessenen Relaxationsoszillationen ebenso der Fall, so könnte hiermit eine wesentlich stärkere Zunahme des Widerstandes RCB erklärt werden. In diesem Fall würde nämlich ein wesentlich 51 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe geringerer Strom bei nahezu gleicher Spannung fließen. Es muß jedoch gesagt werden, daß anhand der, zu dieser Argumentation verwendeten I-V -Kennlinien bei vergleichbarem Magnetfeld lediglich ein Widerstand von ca. 170 kΩ gemessen wurde, und nicht die modellierten 400 kΩ. Die Frage nach der Ursache für die Erhöhung der gemessenen Entladezeiten bei höheren Magnetfeldern oberhalb der Plateaumitte bleibt damit offen. Bei den Frequenzverläufen, die sich aus ∆texc und ∆trel ergeben (s. Abb. 5.8) ist eine gewisse Abweichung zwischen Experiment und Modell auch bei sich verringerndem Magnetfeld zu beobachten. Die Frequenzen nehmen mit abnehmenden Magnetfeld im Experiment am Rand des Plateaus deutlich stärker zu, als dies im Modell der Fall ist. Für die Messungen mit RV =47,1 kΩ liegt die modellierte Kurve nahezu während des gesamten Verlaufs über den experimentell ermittelten Werten, was auch in den starken Abweichung zwischen den experimentellen und modellierten Daten von ∆texc zum Ausdruck kommt (vgl. Abb. 5.7(a)). Abbildung 5.10: Hysterese in Abhängigkeit des anliegenden Magnetfeldes für unterschiedliche Widerstände RV und Spannungen V0 . Deutlich zu sehen ist ein Maximum bei ν=2 (B=5,64 T). •: RV =47,1 kΩ, V0 =830 mV, N: RV =68,4 kΩ, V0 =1000 mV, ¥: RV =91,2 kΩ, V0 =820 mV. Der Verlauf der Hysterese (bestimmt aus der Oszillationsamplitude, s. Abb. 5.10) über dem Magnetfeld zeigt bei allen drei Messungen ein ausgeprägtes Maximum in der Plateaumitte und mit vom Füllfaktor ν=2 abweichendem Magnetfeld einen nahezu linearen Abfall. Von vergleichbaren Ergebnissen für den kritischen Strom berichteten unter anderem schon Ebert et al. [10] und Nachtwei et al. [37], die den Zusammenbruch des QHE an Hall-Bars untersuchten. 52 5.4 Zusammenfassung Hier wurde ein Maximum des kritischen Stroms in der Plateaumitte und ein ebenso, nahezu linearer Abfall mit von der Plateaumitte abweichendem Füllfaktor gefunden. Bisher existieren keine theoretischen Berechnungen über das Verhalten der Hysterese bei ν 6= 0 in der Literatur. Auch wurden wenig experimentelle Daten dazu veröffentlicht. Es gibt jedoch Hinweise, daß sich die Größe der Hysterese ähnlich verhält wie der kritische Strom [49]. Anschaulich läßt sich dieses Verhalten wie folgt erklären: Bei Magnetfeldern, die einem ganzzahligen Füllfaktor entsprechen, liegt die Fermienergie genau in der Mitte der Energielücke zweier Landauniveaus. Mit einem vom ganzzahligen Füllfaktor abweichenden Magnetfeld liegt auch die Fermienergie nicht mehr in der Mitte der Energielücke. Dadurch wird schon bei geringerer Energiezufuhr als im Fall der in der Mitte der Energielücke liegenden Fermienergie, eine Anregung von Ladungsträgern ermöglicht. Damit wird im Falle der Hall-Bar der kritische Strom und im Falle der Corbino-Probe die kritische Spannung verringert. 5.4 Zusammenfassung Es wurde ein Relaxationsoszillator, basierend auf der Bistabilität und dem nichtlinearen Verhalten von QH-Corbino-Proben in der Nähe des Zusammenbruchs des QHE, realisiert. Es wurden sowohl spannungs-, als auch magnetfeldabhängige Messungen durchgeführt. Die Auf- und Entladezeiten, ∆texc und ∆trel , wurden untersucht. Anhand eines Modells, welches auf den Kirchhoffschen Regeln beruht, wurden ∆texc und ∆trel modelliert. Für die spannungsabhängigen Messungen stand diese Modellierung in guter quantitativer Übereinstimmung mit den experimentellen Ergebnissen. Bei den magnetfeldabhängigen Messungen traten z.T. Abweichungen zwischen den Daten und dem Modell auf, die hier nicht zufriedenstellend geklärt werden konnten. Als wichtigstes Resultat wird jedoch eine starke Zunahme der Hysterese bei den Relaxationsoszillationen im Vergleich mit der Hysterese der DC-I-V -Kennlinie beobachtet. Dieses offensichtlich frequenzabhängige Verhalten wird in Kap. 6 näher untersucht. 53 5 Relaxationsoszillator basierend auf der Bistabilität einer Corbino-Probe 54 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit Aufgrund der Ergebnisse, die mittels der Oszillatorschaltung erzielt wurden (Kap. 5), galt es, dieses augenscheinlich frequenzabhängige Verhalten der Hysterese der I-V -Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE genauer zu untersuchen. Es wurden zuerst Messungen durchgeführt, bei denen die Hysterese in Abhängigkeit von der Frequenz der angelegten Spannung untersucht wurde (Kap. 6.1). Hierbei wurden die QH-Corbino-Probe und ein Widerstand in Reihe geschaltet und diese an einen Wechselspannungsgenerator angeschlossen. Über ein Oszilloskop wurden die angelegte Spannung sowie die am seriellen Widerstand RV abfallende Spannung aufgenommen (s. Abb. 6.1). Mittels dieses Aufbaus war es möglich, die kritischen Spannungen Vmin und Vmax sowie die Hysterese ∆V = Vmax − Vmin zu bestimmen. Abbildung 6.1: Schematische Darstellung des Aufbaus der AC-Messungen. Ch1 und Ch2 kennzeichnen die Spannungsabgriffe welche auf einem Oszilloskop an Kanal 1 bzw. Kanal 2 dargestellt werden. Die beobachtete Zunahme der Hysterese läßt sich anhand des Hot-ElectronModells (s. Kap. 2.3.3.2) unter Berücksichtigung einer sich ebenfalls verändernden Hintergrundleitfähigkeit σBG modellieren. Aufgrund dessen sollten bei späteren Messungen Veränderungen der Leitfähigkeit im Bereich kurz vor dem Zusammenbruch in Abhängigkeit von der Frequenz untersucht werden. Unter Ver- 55 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit wendung eines sehr großen Widerstandes RV , z.B. 10 MΩ, der in diesem Fall als Spannungsverstärker wirkt, kann der Bereich der I-V -Kennlinie vor dem Zusammenbruch (V0 < Vmax ) besser aufgelöst werden. Es war zu erwarten, daß mit den Veränderungen der kritischen Spannungswerte Vmin und Vmax die gesamte I-V -Kennlinie im Fall angelegter Wechselspannung, im Gegensatz zur DC-Kennlinie, Veränderungen aufweist. Die Schaltung für diese Messungen ist identisch mit dem eben schon erwähnten Aufbau zur Messung der Frequenzabhängigkeit der Hysterese, nur wurden andere Widerstände RV verwendet Bei einigen Messungen kam zusätzlich ein Spannungsverstärker zum Einsatz. Um einen weiteren Einblick in die Mechanismen des Ladungsträgertransportes im subkritischen Bereich zu bekommen (s. Kap. 2.3.3.2) wurden zusätzliche temperaturabhängige Messungen vorgenommen. Diese Messungen wurden sowohl mit DC- als auch mit AC-Spannung durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Messungen werden in Kap. 6.2 besprochen. Abbildung 6.2: Beispiel für die Messungen der AC-Hysterese. Hier bei einer Frequenz von 500 Hz. Die obere Kurve zeigt die angelegte Sinusspannung, die untere die am Widerstand RV abfallende Spannung. Die Sprünge in der unteren Kurve markieren den Zusammenbruch und die Rückkehr in den QH-Zustand. Die Zuordnung der Spannungswerte Vmin und Vmax mittels Projektion ist ebenfalls eingezeichnet. 56 6.1 Messungen der Hysterese in der I-V-Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE 6.1 Messungen der Hysterese in der I-V-Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE Die Ergebnisse der Oszillatormessungen (Kap. 5) lieferten eine Vergrößerung der Hysterese im Vergleich zu DC-Messungen. Diese Ergebnisse galt es mit einer besseren Genauigkeit bezüglich der angelegten Frequenz zu untersuchen. Da die bei den Relaxationsoszillationen generierten Frequenzen nicht die benötigte Konstanz besaßen, und ein größerer Frequenzbereich untersucht werden sollte, wurden direkte Wechselspannungsmessungen durchgeführt. Die verwendete Schaltung ist in Abb. 6.1 skizziert. An die Reihenschaltung, bestehend aus der QH-Corbino-Probe und einem Widerstand RV , wird eine Wechselspannung angelegt. Mittels eines Oszilloskops werden sowohl die angelegte Spannung am Generator, als auch die an RV abfallende Spannung aufgenommen. Dabei muß natürlich die angelegte Spannung V0 > Vmax sein, damit der Zusammenbruch beobachtet werden kann. Anhand dieser beiden Kurven ist es möglich, Vmin und Vmax zu extrahieren. 6.1.1 Messungen und Auswertung Es wurden mehrere Meßreihen an der Probe (a1) durchgeführt. Dabei wurden Wechselspannungen mit sinus- und dreieckförmigen Verlauf mittels des ACGenerators an der Corbino-Probe angelegt. Der untersuchte Frequenzbereich erstreckte sich von 1,2 Hz-30 kHz. Die Bestimmung von Vmin und Vmax erfolgte über eine Projektion der am Widerstand RV abgefallenen Spannung (Ch2) auf die am Generator abgenommenen Spannungskurve (Ch1). An der am Widerstand aufgenommenen Kurve sind sowohl der Zusammenbruch bei Vmax , als auch der Übergang in den QH-Zustand bei Vmin als Sprünge in dem die Probe durchfließenden Strom ISD zu beobachten. Da aufgrund der niedrigen Frequenzen keine meßbaren Phasenverschiebungen zwischen beiden Kurven auftreten, ist es möglich, beide Kurven übereinanderzulegen. Der an der Corbino-Probe anliegenden Spannungswert zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs bzw. der Relaxation in den QH-Zustand läßt sich nun aus der an Ch1 aufgenommenen Kurve ablesen (s. Abb. 6.2). Desweiteren wurden, wiederum in einem anderen Abkühlzyklus, mehrere I-V -Kennlinien mit unterschiedlichen Flankensteilheiten dV aufgenommen. Diesen unterschiedlichen Flankensteilheiten konnten Frequendt zen zugeordnet werden, um somit das Verhalten der Hysterese bei Frequenzen f <1 Hz beobachten zu können (s. Abb. 6.5). 6.1.2 Diskussion Den in den Abbildungen 6.3 und 6.4 dargestellten Ergebnissen ist eine deutliche Zunahme der Hysterese mit ansteigender Frequenz zu entnehmen. Die in Kap. 5 angestellte Vermutung, daß es sich hier um einen frequenzabhängigen 57 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit Abbildung 6.3: Verlauf der Hysterese über der Frequenz. Effekt handelt, ist klar bestätigt. In der Abb. 6.3 ist die Hysterese in einem Frequenzbereich von 1,5 Hz bis 30 kHz aufgetragen. Hier ist eine starke Zunahme der Hysterese im Bereich niedriger Frequenzen mit einer Sättigung bei höheren Frequenzen zu beobachten. In Abb. 6.4 sind die Ergebnisse zweier Meßreihen in einem kleineren Frequenzbereich (bis 100 Hz) zu sehen. Diese Messungen wurden in einem anderen Abkühlzyklus als die in Abb. 6.3 dargestellten aufgenommen. In der einen Meßreihe wurde eine dreieckförmige, in der anderen eine sinusförmige Wechselspannung angelegt. In Abb. 6.4(a) ist wiederum die Hysterese aufgetragen, die qualitativ den gleichen Verlauf wie die in Abb. 6.3 aufweist. In Abb. 6.4(b) sind die beiden Werte Vmin und Vmax separat aufgetragen. Hier wird deutlich, daß für die Zunahme der Hysterese hauptsächlich eine Änderung des Wertes von Vmax verantwortlich ist. Die Werte von Vmin weisen nur eine sehr geringfügige Veränderung auf. Für die mit unterschiedlicher Flankensteilaufgenommenen I-V -Kennlinien ergibt sich ein vergleichbares Bild. Wie heit dV dt in Abb. 6.5 zu sehen ist, nimmt mit zunehmender (aus der Flankensteilheit zugeordneter) Frequenz der Wert Vmax deutlich zu, während Vmin nahezu konstant bleibt. Eine Möglichkeit, dieses Verhalten zu erklären, bietet das Hot-ElectronModell (s. Kap. 2.3.3.2). In diesem Modell setzt sich die Leitfähigkeit σxx aus zwei unterschiedlichen Anteilen zusammen. σxx (Tel ) = σ0 exp{−∆E/kB Tel } + σBG (6.1) Der erste Anteil beschreibt die thermische Aktivierung von Elektronenübergängen zwischen Landauniveaus. Die Energielücke ∆E beträgt im Fall ganzer, geradzahliger Füllfaktoren ∆E = ~ωc /2. Der zweite Anteil steht für die sogenannte Hintergrundleitfähigkeit (background conductivity - BG). Diese Hinter- 58 6.1 Messungen der Hysterese in der I-V-Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE Abbildung 6.4: (a): Verlauf der Hysterese über der Frequenz. •: Meßreihe mit sinusförmiger Wechselspannung. N: Meßreihe mit dreieckförmiger Wechselspannung. (b): Die der Hysterese in (a) entsprechenden Werte für Vmin und Vmax . • und ◦ entsprechen Vmax bzw. Vmin aus der Meßreihe mit sinusförmiger Wechselspannung. N und H entsprechen Vmax bzw. Vmin aus der Meßreihe mit dreieckförmiger Wechselspannung. grundleitfähigkeit entsteht durch Tunnelprozesse, welche durch thermisch assistierte und/oder elektrische Felder bedingte Delokalisierung verursacht werden. Im Rahmen dieses Modells wird die Existenz und Veränderung der Hysterese erklärbar. Es lassen sich Parameter bestimmen (Details s. Kap. 2.3.3.2), welche die Auftragung der Elektronentemperatur über der an der Corbino-Probe angelegten Spannung ermöglichen [11, 35]. Hierbei entsteht eine S-förmige Kurve, deren Wendepunkte die Werte Vmin und Vmax zugeordnet werden können. In Abb. 6.5 wurde diese Modellierung mittels der Parameter r1 , r2 und ns der Probe (a1) vorgenommen. Der verwendete Wert für die Zustandsdichte 59 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit Abbildung 6.5: I-V -Kennlinien der Probe (a1) bei B =5,85 T mit unterschiedlicher Flankensteilheit dV dt . Der Flankensteilheit entsprechend können den Kurven Frequenzen von 0,0065 Hz (gestrichelte Kurve), 0,029 Hz (gestrichelt-gepunktete Kurve) und 0,0333 Hz (durchgezogene Kurve) zugeordnet werden. DBG = 5 × 109 cm−2 meV−1 wurde einer Arbeit von Stahl et al. entnommen [50]. Weitere Parameter sind die Hintergrundleitfähigkeit σBG , die Gittertemperatur TL , die Energielücke ∆E und die freie Weglänge `D zwischen zwei Störstellenstreuprozessen. Als Gittertemperatur wurde die Heliumbadtemperatur von 1,6 K angenommen. Die Energielücke ergab sich aus dem angelegten Magnetfeld B=5,85 T zu ∆E=5,05 meV. Für σBG und `D wurden typische Werte aus zuvor veröffentlichten Arbeiten verwendet (σBG = 2, 3 × 10−8 S [36, 37], `D = 10 µm [36, 51]). Anhand dieser Modellierung erhält man die Werte Vmin =0,68 V und Vmax =0,904 V. Im inneren Diagramm von Abb. 6.6 ist der Ausschnitt einer I-V Kennlinie der Probe (a1) abgebildet, welcher einen Vergleich der modellierten mit den experimentellen Daten zuläßt. Hier erhält man die Werte Vmin =0,78 V und Vmax =0,906 V. D.h., die Werte für Vmax stimmen nahezu überein, und der modellierte Wert von Vmin weist eine Abweichung von ca. 13% gegenüber dem experimentellen Wert auf. Eine akzeptable quantitative Übereinstimmung der Daten dieser Hysteresekurve mit dem Modell ist somit vorhanden. Die im Experiment beobachtete Zunahme von Vmax lässt sich nun anhand dieses Modells mittels einer Abnahme der Hintergrundleitfähigkeit σBG erklären. Wenn sich in der Modellierung der Wert von σBG verkleinert, ist eine deutliche Zunahme von Vmax bei nahezu konstantem Vmin zu beobachten. In Abb. 6.7 ist eine Modellierung zu sehen, bei der die zuvor bereits erwähnten Parameter verwendet wurden. Der einzige variierende Parameter ist die Hintergrundleitfähigkeit σBG . 60 6.1 Messungen der Hysterese in der I-V-Kennlinie beim Zusammenbruch des QHE Abbildung 6.6: Elektronentemperatur als Funktion der angelegten Spannung bei B=5,85 T. Die für die Modellierung verwendeten Parameter µ=100000 cm2 /Vs und ns =2,83×1011 cm−2 entsprechen denen der Probe (a1). Weitere Parameter sind die Hintergrundleitfähigkeit σBG =3,3×10−8 S, die Gittertemperatur TL =1,6 K und die freie Weglänge zwischen zwei Störstellenstreuungen `D =10 µm. Inneres Diagramm: Ausschnitt aus der I-V -Kennlinie der Probe (a1), welche einen Vergleich der gemessenen und modellierten Werte für Vmin und Vmax ermöglicht. Diese wurde so gewählt, daß der Vmax entsprechende Wert mit dem experimentell ermittelten Vmax in Abb. 6.4(b) übereinstimmt. Es wurden drei Kurven, den Frequenzen 1,2 Hz, 10 Hz und 100 Hz entsprechend modelliert. Die Zunahme des Vmax entsprechenden Wertes mit abnehmender Hintergrundleitfähigkeit σBG ist deutlich zu sehen. Das Zustandekommen dieser Hintergrundleitfähigkeit und eine Abnahme derselben bei zunehmender Frequenz lässt sich anhand des in Abb. 6.8 dargestellten Schemas erläutern. Bei ganzzahligen Füllfaktoren existieren innerhalb des 2DEG ausschließlich lokalisierte Zustände, die von lokalisierten Elektronen auf Äquipotentiallinien umlaufen werden. Ein Elektron muß, damit es zum effektiven Ladungstransport beiträgt, von einem Kontakt aus das 2DEG durchqueren, um zum gegenüberliegenden Kontakt zu gelangen. Aufgrund der lokalisierten Zustände wird dies nur möglich sein, wenn das Elektron zwischen verschiedenen lokalisierten Zuständen tunnelt. Wir betrachten bei angelegtem E -Feld ein Elektron, das als erstes vom Source-Kontakt (s. Abb. 6.8) in den von der In” sel“ A dargestellten lokalisierten Zustand tunnelt. Hier vollführt es einen oder mehrere Umläufe und tunnelt dann in den nächsten Zustand B, um von diesem zum Drain-Kontakt zu tunneln. Dieses Elektron hat jetzt zum effektiven La- 61 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit Abbildung 6.7: Elektronentemperatur als Funktion der angelegten Spannung bei B=5,85 T. Die Parameter - außer σBG - entsprechen denen in Abb. 6.6. Die Hintergrundleitfähigkeit wurde so modelliert, daß die Werte für Vmax denen in Abb. 6.4(b) bei 1,2 Hz (gestrichelte Kurve), 10 Hz (gepunktet-gestrichelte Kurve)und 100 Hz (durchgezogene Kurve) entsprechen. dungstransport beigetragen. Wenn aber eine Wechselspannung angelegt ist und das elektrische Feld seine Polarität wechselt, nachdem das betrachtete Elektron erst die Insel“ B erreicht hat, und auf die Insel“ A zurücktunnelt, so hat ” ” dies keinen Beitrag zum effektiven Ladungstransport zur Folge. Man kann sich vorstellen, daß mit zunehmender Frequenz eine steigende Anzahl von Elektronen es nicht schafft, während einer halben Periode das 2DEG zu durchqueren, was eine Abnahme von σBG zur Folge hat. Die Zeitskalen der beschriebenen Transportprozesse der Elektronen müssen, um die beschriebene Abnahme der Leitfähigkeit erklären zu können, vergleichbar mit der Periodendauer der angelegten AC-Wechselspannung sein. Die Unterdrückung von Tunnel- und Driftprozessen, welche eigentlich Zeitskalen im Subnano- bis Nanosekundenbereich haben [44], bei angelegten Frequenzen im Bereich weniger Hz läßt sich anhand von den von Wei [52] erzielten Ergebnissen diskutieren. Wei legte eine Spannung an einer QH-Probe an und untersuchte das zeitliche Verhalten des elektrostatischen Potentials in der Mitte des 2DEG. Weis Ergebnisse zeigten, daß bei Temperaturen im mK-Bereich ein thermodynamisches Gleichgewicht in der QH-Probe bei ν=2 auch nach 20 Minuten noch nicht erreicht ist. Das zeitliche Verhalten des elektrostatischen Potentials in der Probenmitte wird mittels einer Exponentialfunktion beschrieben: φ = V0 (1 − e−t/τ ). 62 (6.2) 6.2 Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich Abbildung 6.8: Schematische Darstellung des Zustandekommens der Hintergrundleitfähigkeit σBG . Hier ist der Ausschnitt einer QH-Corbino-Probe mit den Source- und Drain-Kontakten, sowie dem das 2DEG enthaltenden Kanal zwischen den Kontakten zu sehen. Die Inseln“ stellen ” Äquipotentialverläufe dar, die von lokalisierten Elektronen umlaufen werden. Die Pfeile zwischen den Inseln“ deuten mögliche Tunnel” prozesse von Elektronen an. V0 beschreibt hier die an der Probe angelegte Spannung, τ ist die den Relaxationsprozeß beschreibende Zeitkonstante, die stark von der Temperatur und der anliegenden Spannung abhängt. Für ν=2 konnte τ aufgrund der langen Relaxationszeiten nicht genau bestimmt werden. Um ν=2 herum jedoch liegen die Werte bei ca. 200 s. Dieses Ergebnis läßt für hinreichend tiefe Temperaturen den Schluß zu, daß schon bei sehr geringen Frequenzen der Potentialverlauf innerhalb der Probe der angelegten Spannung nicht mehr folgen kann, was eine massive Unterdrückung von Tunnelprozessen zur Folge hat. Eine Betrachtung der Temperaturabhängigkeit der Hintergrundleitfähigkeit (s. auch [11, 36, 37]) erfolgt in Kap. 6.2. 6.2 Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich Bei den Messungen, die im folgenden besprochen werden sollen, wurde die Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich kurz vor dem Zusammenbruch untersucht. Spannungswerte von wenig kleiner als Vmin bis wenig kleiner als Vmax beschränken diesen Bereich. Es galt zu versuchen, die in Kap. 6 diskutierte Abnahme der Hintergrundleitfähigkeit σBG mit zunehmender Frequenz nachzuweisen. Der Meßaufbau entspricht dem in Abb. 6.1 dargestellten. Nur wurden hier größere Widerstände RV (> 100k Ω) verwendet, welche eine bessere Auflösung der am Widerstand abfallenden Spannung VSD ermöglichten. Es wurden Messungen an 63 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit den Proben (a2) und (b2) durchgeführt, wobei sowohl die Frequenz-, als auch die Temperaturabhängigkeit untersucht wurden. Die Temperaturabhängigkeit wurde in einem Bereich von 50 mK-4 K untersucht, die Frequenzabhängigkeit wiederum im Bereich niedriger Frequenzen bis maximal 118 Hz. 6.2.1 Messungen Die Durchführung der frequenzabhängigen Messungen erfolgte wie die in Kap. 6.1 beschriebenen Messungen der Hysterese. Nur wurden hier geringere Spannungen angelegt, wodurch die Probe im QH-Zustand verweilt, und nur ein geringer Anstieg in der Leitfähigkeit σxx zu beobachten ist. Die Temperaturabhängigkeit wurde anhand von AC-Messungen und DC-I-V -Messungen untersucht. Die Messungen wurden in einem Frequenzbereich von 0,52-118 Hz durchgeführt. An der Probe (a2) wurden in den beiden Temperaturbereichen 70-770 mK und 1,64 K DC-I-V -Messungen vorgenommen. Die Probe (b2) wurde ebenfalls in diesen beiden Temperaturbereichen auf ihre Frequenzabhängigkeit hin untersucht. Abbildung 6.9: Verlauf der Leitfähigkeit σxx über der Frequenz. (a): Probe (a2) bei einer bei einer Temperatur von 3,75 K. (b): Probe (a2) bei einer Temperatur von 1,6 K. (c): Probe (b2) bei einer Temperatur von 2,9 K. (d) Probe (b2) bei einer Temperatur von 770 mK. Die angelegte Spannung VSD und die kritische SpannungVC sind jeweils angegeben. Beachte: In (d) beginnen die Messungen erst bei 7 Hz, und σxx ist wesentlich kleiner als bei den Messungen in (a)-(c) (bei höheren Temperaturen). 64 6.2 Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich 6.2.2 Diskussion der Frequenzabhängigkeit In Abb. 6.9 ist ein exemplarischer Auszug der frequenzabhängigen Meßergebnisse präsentiert. Deutlich ist ein Abfall der Leitfähigkeit bei geringen Frequenzen im Bereich einiger Hz zu beobachten. Der Frequenzbereich stimmt mit dem überein, in dem die in Kap. 6.1 besprochene Zunahme der Hysterese beobachtet wurde. Desweiteren wurde in Kap. 6.1 modelliert, daß diese Zunahme der Hysterese durch eine Abnahme der Hintergrundleitfähigkeit σBG erreicht wird. Ein direkter Vergleich der hier erhaltenen und der in Kap. 6.1 diskutierten Ergebnisse ist leider nicht möglich, da die Probe (a1) nicht auf das Frequenzverhalten im subkritischen Bereich untersucht worden ist. Ein vergleichbares Meßergebnis ist jedoch in Abb. 6.9(b) zu sehen. Die Probe (a2) unterscheidet sich von der Probe (a1) nur in der Kanalbreite, und die Heliumbadtemperatur lag auch bei den Messungen in Kap. 6.1 bei 1,6 K. Es wurde in Abb. 6.7 eine Modellierung vorgenommen, welche eine Abnahme der Hintergrundleitfähigkeit um 0, 8 × 10−8 S bei einer Frequenzänderung von 1,2 Hz auf 100 Hz ergab. In Abb. 6.9 (b) ist bei Änderung der Frequenz von 1,2 Hz auf 118 Hz eine Abnahme um 1, 83 × 10−8 S in der gemessenen Leitfähigkeit σxx zu beobachten. Die Größenordnungen der Leitfähigkeitsänderungen stimmen also überein, wodurch die Annahme der Vergrößerung der I-V -Hysterese durch eine Verminderung der Hintergrundleitfähigkeit gestützt wird. √ Abbildung 6.10: Verlauf von ln σxx über 1/ T (Meßdaten und Modellierung). Die Daten in (a) entstammen Messungen an der Probe (a2) in einem Temperaturbereich von 2,3-3,56 K, die in (b) Messungen an der Probe (b2) in einem Temperaturbereich von 300-1000 mK. 65 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit 6.2.3 Diskussion der Temperaturabhängigkeit Die Untersuchung der Temperaturabhängigkeit dient dem Zweck, einen Einblick in Transportmechanismen der Hintergrundleitfähigkeit σBG zu erlangen (s. Kap. 2.3.3.2). Es wurden √ unterschiedliche Modellierungsansätze verfolgt, wobei der Ansatz einer 1/ T -Abhängigkeit von ln σxx , welche dem variable-rangehopping entspricht, durchgehend eine Modellierung mit niedrigerer Standardabweichung von den Meßdaten lieferte, als der Ansatz einer 1/T 1/3 -Abhängigkeit √ (Mott-hopping). In Abb. 6.10 ist repräsentativ der Verlauf von ln σxx über 1/ T inklusive Modellierung zu sehen. Für die bei höheren Temperaturen gemessenen Daten war ebenfalls eine Modellierung√mit einer 1/T -Abhängigkeit möglich. Anhand der Modellierungen mit einer 1/ T -Abhängigkeit erhält man aus der Steigung die charakteristische Temperatur T0 (s. Kap. 2.3.3.2), die wiederum mit der Lokalisierungslänge ξ der Elektronen verknüpft ist: e2 ξ=C , kB ²²0 T0 (6.3) mit dem empirischen Parameter C=6 und der dielektrischen Funktion ² = 13 (Wert für GaAs) [41, 53]. Anhand der DC-I-V -Messungen ist es somit möglich, T0 bzw. die Lokalisierungslänge ξ über der angelegten Spannung aufzutragen. In Abb. 6.11 sind die aus den Modellierungen erhaltenen Werte von ln T0 und ln ξ über der Spannung aufgetragen, wobei die Werte in Abb. 6.11(a) aus Messungen im Temperaturbereich von 70-770 mK, die in Abb. 6.11(b) aus Messungen im Temperaturbereich von 1,6-4 K stammen. Im Bereich tieferer Temperaturen ist eine lineare Zunahme von ln ξ mit der angelegten Spannung deutlich zu sehen, bei höheren Temperaturen wird dieser Verlauf qualitativ bestätigt. Der Vergleich der T0 - und ξ-Werte in den Abb. 6.11(a) und (b) liefert eine Diskrepanz von zwei Größenordnungen. Dieser Unterschied war bei allen Messungen festzustellen, höhere Temperaturen lieferten generell in höheres T0 und somit eine kleinere Lokalisierungslänge ξ. Hier muß wiederum angemerkt werden, daß das Verhältnis E/Ecr (E angelegtes elektrisches Feld, Ecr kritisches elektrisches Feld) bei beiden Messungen vergleichbar ist. Aufgrund des Ansteigens von Ecr mit sinkender Temperatur ist jedoch E in Abb. 6.11(a) ca. einen Faktor 2 größer als in Abb. 6.11(b). D.h., betrachtet man den generellen Trend eines Anstiegs von ξ mit zunehmendem E-Feld, ließe sich die wesentlich größere Lokalisierungslänge in Abb. 6.11(a) erklären. Eine Extrapolation der beiden Modellierungen des Verlaufs von ξ in Abb. 6.11 ist in Abb. 6.12 zu sehen. Hierbei wird deutlich, daß die zuvor gemachte Annahme eines linearen Verlaufs von ln ξ über der Spannung innerhalb dieses großen Spannungbereichs nicht bestätigt werden kann. Davon ausgehend, daß die Temperatur ebenfalls Einfluß auf die Lokalisierungslänge hat, ließen sich Abweichungen in den beiden betrachteten Temperaturbereichen erklären. Die Lokalisierung müßte mit sinkender Temperatur effektiver werden, was eine lineare Extrapolation der ξ-Werte tieferer Temperaturen zu einem geringeren E-Feld bestätigt. Diese Extrapolation weist ξ-Werte auf, die einige Größen- 66 6.2 Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich Abbildung 6.11: Verlauf von ln T0 und ln ξ über der Spannung. Die Werte für T0 entstammen Messungen an Probe (a2) im Temperaturbereichen 70770 mK (a) und 1,6-4 K (b). Die Modellierungen machen den linearen Verlauf von ln T0 und ln ξ über der Spannung deutlich. ordnungen unterhalb der bei höheren Temperaturen gemessenen Werte liegen. Generell muß jedoch auch die Anwendung dieses Hopping-Modells auf Messungen, die bei Temperaturen T >1 K durchgeführt wurden, kritisch betrachtet werden. Es ist davon auszugehen, daß bei T >1 K thermisch aktivierte Prozesse zur Leitfähigkeit beitragen. Dies würde bei einer Modellierung mit einem reinen Hopping-Ansatz zu Verfälschungen führen. Deswegen wurden auch Korrekturen vorgenommen, wobei thermisch aktivierte Anteile von der Leitfähigkeit abgezogen wurden. Diese Korrekturen hatten jedoch nur verschwindend geringen Einfluß auf die Ergebnisse sofern als Korrekturterm ∆E = ~ωc /2 verwendet wird (vgl. Abb. 6.14: experimentell bestimmte Werte für ∆E sind wesentlich kleiner). 67 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit Abbildung 6.12: Vergleich der linearen Extrapolationen des Verlaufs von ln ξ über V . Dargestellte Meßwerte aus Abb. 6.11(a) (•) und (b) (N). Vergleichbare Angaben zu T0 bzw. ξ lassen sich z.B. bei Hohls et al., Furlan und Svoboda et al. finden [40, 41, 54]. Diese Autoren haben unterschiedliche Messungen in verschiedenen Temperaturbereichen durchgeführt (Hohls: 50-1000 mK, Furlan: 300 mK-20 K, Svoboda: 4,2 K-85 K). Die von den Autoren angegebenen Werte für T0 sind durchgehend nicht in der Mitte der Energielücke zweier Landau-Niveaus (d.h. ν 6= i, i = 1, 2, 3 . . .) gemessen. Eine Abschätzung erhält man jedoch durch Extrapolation ihrer Daten auf ν=2 . Anhand der Daten von Furlan und Svoboda erhält man: T0 ≈ 500 − 2000 K → ξ ≈ 50 − 200 nm. Die Daten von Hohls liefern: T0 ≈ 200 K → ξ ≈ 500 nm. Ein weiterer Unterschied bei den Messungen von Svoboda, Furlan und Hohls ist der, daß sie unterschiedlich starke Hall-Felder an ihren Proben anlegten (Hohls: EH → 0 V/m, Furlan: EH ∼ 13 V/m, Svoboda: EH ∼ 1600 V/m). Ein Vergleich der Daten von Hohls, Furlan und Svoboda liefert also keine offensichtliche Abhängigkeit der charakteristischen Temperatur T0 und der Lokalisierungslänge ξ vom anliegenden Hall-Feld. Jedoch wurde ein solcher Zusammenhang von ihnen auch nicht explizit untersucht. Grundsätzlich ist die Größenordnung der T0 - und ξ-Werte in Abb. 6.11 mit denen aus der Literatur vergleichbar [40, 41, 54]. Als weiterer Modellierungsansatz wurde eine 1/T -Abhängigkeit von ln σxx untersucht. Dieses temperaturabhängige Verhalten würde thermisch aktivierten Transportmechanismen entsprechen, und bietet die Möglichkeit, aus der Steigung von ln σxx über 1/T die Energielücke ∆E zwischen der Fermi-Energie und dem obersten nicht besetzten Landau-Niveau zu bestimmen. Diese Energielücke entspricht ∆E = ~ωc /2. Man kann jedoch davon ausgehen, daß das Anlegen eines elektrischen Feldes an der Probe zu einer Verkippung des Potentialver- 68 6.2 Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich Abbildung 6.13: Verlauf von ln σxx über 1/T . (a) Im Temperaturbereich 2-3,5 K ist ein linearer Verlauf deutlich sichtbar. (b) Im Temperaturbereich von 70-770 mK ist eine deutliche Abweichung vom linearen Verlauf zu sehen. laufes führt, was eine effektive Reduzierung dieser Energielücke zur Folge hat. Demnach müßte ∆E mit zunehmendem elektrischen Feld abnehmen. Die Ergebnisse der Modellierungen lieferten einen deutlichen linearen Verlauf von ln σxx über 1/T für die Messungen bei höheren Temperaturen (s. Abb. 6.13(a)). Im Temperaturbereich von 70-770 mK hingegen ist eine starke Abweichung von diesem linearen Verlauf zu erkennen (Abb. 6.13(b)). Damit lässt sich für den Bereich höherer Temperaturen die Energielücke ∆E bestimmen. In Abb. 6.14 ist ∆E über der angelegten Spannung aufgetragen. Eine Abnahme von ∆E mit zunehmender Spannung ist hier deutlich zu sehen, desweiteren sind die Werte von ∆E durchgehend kleiner als ~ωc /2 = 5 meV (für B=5,8 T). Diese Ergebnisse stützen die Annahme einer effektiven Reduzierung der Energielücke mit zunehmender Spannung. Es kann mit sehr großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, daß es sich bei den beobachteten Leitungsmechanismen sowohl um thermisch aktivierten Ladungsträgertransport, als auch um thermisch unterstütztes Tunneln im elektrischen Feld und um variable-range-hopping handelt. Es lässt sich ferner vermuten, daß in dem vermessenen Temperaturbereich der Anteil thermisch aktivierter Leitfähigkeit mit steigender Temperatur deutlich zunimmt. Für Messungen im Temperaturbereich von 70-770 mK war es anhand der vorhandenen Daten zusätzlich möglich, die Frequenzabhängigkeit der Größen T0 und ξ herauszuarbeiten. √ Dies geschah erneut durch die Modellierung des Verlaufs von ln σxx über 1/ T . In Abb. 6.15 ist die Auftragung√der Meßdaten ln σxx (der Übersichtlichkeit halber ohne Modellierung) über 1/ T für unterschiedliche Frequenzen zu sehen. Ein linearer Verlauf, sowie die Zunahme der negativen Steigung mit wachsender Frequenz sind hier deutlich zu sehen. Die sich aus diesen Modellierungen ergebenden Werte für T0 und ξ sind in Abb. 6.16 über der Frequenz aufgetragen. Hier sind deutlich eine Zunahme von T0 und die da- 69 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit Abbildung 6.14: Verlauf der Energielücke ∆E über der angelegten Spannung VSD im Temperaturbereich von 2-3,5 K. mit einhergehende Abnahme von ξ mit zunehmender Frequenz zu erkennen.Das Ergebnisse einer abnehmenden Lokalisierungslänge mit zunehmender Frequenz stützt das in Kap. 6.1 beschriebene qualitative Schema eines Ladungsträgertransportes mittels Tunnelprozessen lokalisierter Elektronen (s. auch Abb. 6.8). Die dort gemachte Annahme einer Unterdrückung von Tunnelprozessen aufgrund des elektrischen Wechselfeldes kommt einer effektiven Abnahme der Lokalisierungslänge der Elektronen gleich. Abbildung 6.15: ln σxx über T −1/2 für unterschiedliche Frequenzen. H: 7 Hz, N: 11 Hz, •: 14 Hz, ?: 19 Hz, ¥: 27 Hz. Temperaturbereich 70-770 mK. 70 6.3 Zusammenfassung Abbildung 6.16: Verlauf von T0 und ξ über der Frequenz. 6.3 Zusammenfassung Es wurde das frequenzabhängige Verhalten sowohl der Hysterese ∆V = Vmax − Vmin in der I-V -Kennlinie, als auch der Leitfähigkeit im subkritischen Bereich bei Frequenzen von wenigen Hz untersucht. Eine starke Zunahme der kritischen Spannung Vmax , einhergehend mit einer Abnahme der Leitfähigkeit im subkritischen Bereich mit zunehmender Frequenz ließ sich anhand des HotElectron-Modells modellieren. Aufgrund der Ergebnisse temperaturabhängiger Messungen der subkritischen Leitfähigkeit σxx lässt sich vermuten, daß diese Beiträge aus thermisch aktivierter und Variable-Range-Hopping-Leitfähigkeit enthält. Dabei überwiegt die Variable-Range-Hopping-Leitfähigkeit im Bereich niedriger Temperaturen. Der Anteil thermisch aktivierter Leitfähigkeit nimmt mit der Temperatur zu und ist im Bereich von T =1,6-4 K deutlich vorhanden. Die aus den temperaturabhängigen Messungen bestimmte Lokalisierungslänge ξ konnte auf E-Feld- und Frequenzabhängigkeit untersucht werden. Hierbei ergab sich eine effektivere Lokalisierung mit zunehmender Frequenz, sowie eine Zunahme der Lokalisierungslänge mit steigendem E-Feld. 71 6 Frequenz- und temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit 72 7 Résumeé In dieser Arbeit wurden Messungen den elektrischen Zusammenbruch des Quanten-Hall-Effektes betreffend durchgeführt. Es wurde ein Relaxationsoszillator realisiert, der auf dem bistabilen Verhalten von Quanten-Hall-Proben mit Corbino-Geometrie im Bereich des elektrischen Zusammenbruchs des QHE basierte. Dabei konnten Oszillationen im Frequenzbereich einiger kHz erzeugt werden. Die Oszillationsfrequenz konnte über die probenexternen Parameter V0 (angelegte Spannung), RV (Widerstand) und CT (Kapazität) variiert werden. Vor allem aber hatten die Probenparameter Vmin und Vmax bzw. deren Differenz (die Hysterese ∆V = Vmax − Vmin ) einen maßgeblichen Einfluß auf die Frequenz f , wobei f mit zunehmender Hysterese abnahm. Eine Veränderung der Parameter Vmin und Vmax an einer Probe war durch die Variation des angelegten Magnetfeldes möglich. Es gelang die Oszillationsfrequenzen bzw. die Auf- und Entladedauern ∆texc und ∆trel in Abhängigkeit der erwähnten Parameter über ein einfaches Ersatzschaltbild und die Anwendung der Kirchhoffschen Regeln zu modellieren. Für praktische Anwendungen ist diese Art von Relaxationsoszillator jedoch weniger geeignet, da die minimalen Relaxationszeiten innerhalb des 2DES in der Größenordnung von ns liegen. Die daraus resultierende Grenzfrequenz von ca.1 GHz wird von den bereits etablierten Resonanten-Tunneldioden um ca. einen Faktor 700 übertroffen. Bei diesen Oszillationsmessungen wurde, im Vergleich zu Gleichspannungs(DC)I-V -Messungen eine deutlich vergrößerte Hysterese festgestellt. Diese Zunahme wurde auf die schaltungsbedingt an der Corbino-Probe anliegende Wechselspannung zurückgeführt. Folgende Messungen, bei denen direkt eine Wechselspannung zwischen den Kontakten der Probe angelegt wurde, bestätigten diese Vermutung. Es wurde schon bei niedrigsten Frequenzen (f <1 Hz) eine deutliche Zunahme des die Hysterese ∆V = Vmax − Vmin begrenzenden Wertes Vmax beobachtet, während Vmin nahezu unverändert blieb. Anhand eines Hot-Electron-Modells wurde dieses Verhalten modelliert. Diese Modellierung erforderte, zusätzlich zur thermisch aktivierten Leitfähigkeit eine Hintergrundleitfähigkeit σBG miteinzubeziehen, welche einen starken Einfluß auf den Wert Vmax hat. Nach dem angewendeten Modell entspricht eine Abnahme dieser Hintergrundleitfähigkeit mit zunehmender Frequenz einem Anstieg von Vmax . Nun wurden Messungen der Leitfähigkeit σxx im subkritischen Bereich (angelegte Spannung V0 < Vmax ) als Funktion der Parameter Spannung, Frequenz und Temperatur durchgeführt. Dabei wurde eine Abnahme der Leitfähigkeit σxx mit zunehmender Frequenz in dem gleichen Frequenzbereich, in dem die Zunahme von Vmax beobachtet wurde, aufgezeichnet. Die Größenordnung der im Expe- 73 7 Résumeé riment beobachteten Abnahme der Leitfähigkeit konnte anhand des verwendeten Hot-Electron-Modells reproduziert werden. Zusätzliche Untersuchungen der Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit im subkritischen Bereich sollten Aufschluß über die Transportmechanismen geben. Anhand der Ergebnisse dieser temperaturabhängigen Untersuchungen ließen sich einige Abschätzungen über die in unterschiedlichen Temperaturbereichen dominierenden Transportprozesse vornehmen. Während bei Temperaturen T < 1K Tunnelprozesse zwischen lokalisierten Zuständen bzw. Variable-Range-Hopping-Transport den Ladungstransport dominieren, so nimmt mit der Temperatur T = 1, 6 − 4, 0K auch der Anteil thermisch aktivierter Leitfähigkeit zu. Das Anlegen eine Wechselspannung hat allem Anschein nach eine starke Unterdrückung von Tunnelprozessen zwischen lokalisierten Zuständen zur Folge. Dies läßt sich aus der, aus den Meßergebnissen erhaltenen, Verminderung der Lokalisierungslängen mit zunehmender Frequenz schließen. Die experimentellen Untersuchungen belegen die Bedeutung der (zum Beitrag der thermischen Aktivierung) zusätzlichen Leitfähigkeit σBG im subkritsichen Bereich für das Verhalten von QH-Systemen beim Zusammenbruch des QHE. 74 Abbildungsverzeichnis 1.1 Der Quanten-Hall-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 2.13 GaAs/AlGaAs-Heterostruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zustandsdichte eines 2DES im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . Meßaufbau an Proben mit Hall-Bar- und Corbino-Geometrie . . Magnetotransportkurve mit drei wichtigen Bereichen . . . . . . Besetzung der Landau-Niveaus im Magnetfeld . . . . . . . . . . Randkanäle nach dem Büttiker-Modell . . . . . . . . . . . . . . Ausbildung von Randzuständen in einer Hall-Probe . . . . . . . Einfluß der Streuzentren im 2DES . . . . . . . . . . . . . . . . . Elektrisch herbeigeführter Zusammenbruch des QHE . . . . . . Hall-Winkel in den Bereichen des QHE und des Zusammenbruchs Quasi-elastische Streuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tunnelprozesse zwischen lokalisierten Zuständen . . . . . . . . . Tel als Funktion von VSD mit unterschiedlichen Parametern . . . 12 14 16 17 18 19 20 21 22 23 24 27 28 3.1 3.2 3.3 Schematische Darstellung eines 4 He -Kryostaten . . . . . . . . . 30 Schematische Darstellung des Kühlkreislaufs in einem 3 He /4 He -Mischkryostaten 31 Skizze einer Corbino-Probe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 4.1 4.2 4.3 Schematischer Aufbau der Impulsmessungen und Darstellung der angelegten Pulse 35 σxx über der Impulsbreite bei konstantem Tastverhältnis . . . . 36 σxx über der Periode und über der Impulsbreite bei konstanter Amplitude 37 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 Shubnikov-de-Haas-Oszillationen gemessen an QH-Corbino-Probe (a1), I-V -Kennlinie m Schematische Darstellung und Funktionsprinzip der Oszillatorschaltung 41 Relaxationsoszillationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Ausschnitt aus einer I-U-Kennlinie . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Auf- und Entladezeiten des Relaxationsoszillators in Abhängigkeit von der angelegten S Oszillationsfrequenz in Abhängigkeit von der angelegten Spannung V0 47 Auf- und Entladezeiten des Relaxationsoszillators in Abhängigkeit des Magnetfeldes 49 Oszillationsfrequenz in Abhängigkeit des Magnetfeldes . . . . . 50 Widerstand der Corbino-Probe RCB . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Hysterese in Abhängigkeit des Magnetfeldes . . . . . . . . . . . 52 6.1 Schematische Darstellung des Aufbaus der AC-Messungen . . . 55 75 Abbildungsverzeichnis 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11 6.12 6.13 6.14 6.15 6.16 76 Beispiel für die Messungen der AC-Hysterese . . . . . . . . . . . 56 Verlauf der Hysterese über der Frequenz . . . . . . . . . . . . . 58 Hysterese, Vmin und Vmax über der Frequenz . . . . . . . . . . . 59 I-V -Kennlinien mit unterschiedlicher Flankensteilheit . . . . . . 60 Elektronentemperatur als Funktion der angelegten Spannung . . 61 Elektronentemperatur als Funktion der angelegten Spannung mit unterschiedlichen σ BG 6 Schematische Darstellung des Zustandekommens der Hintergrundleitfähigkeit σBG 63 Verlauf der Leitfähigkeit σ√ 65 xx über der Frequenz . . . . . . . . . Verlauf von ln σxx über 1/ T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Verlauf von ln T0 und ln ξ über der Spannung . . . . . . . . . . . 67 Vergleich der linearen Extrapolationen des Verlaufs von ln ξ über V 68 Verlauf von ln σxx über 1/T . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Verlauf der Energielücke ∆E über der Spannung . . . . . . . . . 70 ln σxx über T −1/2 für unterschiedliche Frequenzen. . . . . . . . . 70 Verlauf von T0 und ξ über der Frequenz . . . . . . . . . . . . . . 71 Literaturverzeichnis [1] K. von Klitzing, G. Dorda, M. Pepper, Phys. Rev. Lett. 45, 494 (1980). [2] K. von Klitzing, Rev. Mod. Phys. 58, 519 (1986). [3] D.C. Tsui, H.L. Störmer, A.C. Gossard, Phys. Rev. Lett. 48, 1559 (1982). [4] T. Ando et al., Journ. of Phys. Soc. Japan 39, 279 (1975). [5] R.B. Laughlin, Phys. Rev. Lett. 50, 1395 (1983). [6] R.B. Laughlin, Rev. Mod. Phys. 71, 863 (1999). [7] H.L. Störmer, Rev. Mod. Phys. 71, 875 (1999). [8] D.C. Tsui, Rev. Mod. Phys. 71, 891 (1999). [9] K. 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Nachtwei für seine Unterstützung in allen Bereichen. Seine Ideen, Anregungen und die Möglichkeit viel aus seinem Erfahrungs- und Wissensschatz mitzunehmen waren über alles andere hilfreich. Für seine schier grenzenlose Geduld möchte ich mich besonders bedanken. • Dr. B. E. Sağol für die Hilfe bei der Einarbeitung in das Arbeitsthema und das Arbeitsgerät. • Prof. Dr. N.G. Kalugin für seinen engagierten Einsatz beim Auftreten jeglicher Probleme, sowie für eine Menge Anekdoten. • Christian Stellmach, Alexander Hirsch und Felix Vogt für ein gutes Arbeitsklima, sowie Unterstützung meiner Arbeit. • Dr. F. Hohls, Prof. Dr. R. Haug und F. Schultze-Wischeler dafür, daß sie mir ermöglichten Messungen im Institut für Festkörperphysik an der Universität Hannover durchzuführen, sowie für die Unterstützung bei der Durchführung dieser Messungen. • Herrn F. Werner, Herrn H.J. Wruck und Herrn H. Kroker dafür, daß es sie es immer wieder schafften die Heliumverflüssigungsanlage zum Laufen zu bringen, sowie für ihre Hilfsbereitschaft und ihren Einsatz die es ermöglichten die kleinen Probleme schnell zu lösen. • Den Dimovskis für viele Diskussionen, sowie die Erkenntnis, daß Entspannung sehr wichtig ist. • Snoopy, Matthias, Olli, Felix und Thomas für lange Nächte. 81 • Anne für Abwechslung, Einsicht und meistens sehr viel Spaß. • Und letztendlich meiner Familie Erklärung Hiermit erkläre ich, André Buß, geboren am 06.04.1977, daß ich die vorliegende Arbeit selbständig verfaßt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und Zitate kenntlich gemacht habe. Braunschweig, den 19.01.2004 82 Andre Buß