Creditreform Kundenreport 2012 / 2013

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Erfahrung gibt
Sicherheit
Creditreform Kundenreport
2012 /2013
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Buchtitel
Creditreform Kundenreport
2012 /2013
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Volker Ulbricht
Dr. Carsten Uthoff
Vorstand Creditreform AG
Vorstandsvorsitzender
Creditreform AG
Vorwort
Mehrwerte schaffen
Chancen erhöhen, Risiken verringern
Die Unsicherheit im Geschäftsleben nimmt zu, nicht nur aufgrund der steigenden Komplexität der Geschäftsbeziehungen eines Unternehmens zu Kunden und Lieferanten. Die Dynamik in diesen Beziehungen verbunden mit den sich immer schneller verändernden Umweltbedingungen bieten aber für das Unternehmen eine große Chance, das es schafft, den Wandel
zu beherrschen und die mit ihm entstehenden Chancen und Risiken zu erkennen und zu
steuern. Nur durch ein funktionierendes Chancen- und Risikomanagement kann es gelingen,
nachhaltig rentables Wachstum für das Unternehmen zu erzeugen. Die gesamtwir tschaftliche
Entwicklung, national wie auch international, zeigt, dass die Herausforderungen an die Entscheidungsträger in den Unternehmen zunehmen. Heute die Chancen zu erkennen, heißt
sie morgen zu realisieren – heute die Risiken zu bestimmen, heißt sie morgen zu vermeiden.
Was haben Straßenbahn, Food-Präsentation, Baufinanzierung, Mitarbeiterüberlassung, Dubai,
Teddy, Fußball, Hamburg und Leasing gemeinsam? In dem dritten Kundenrepor t stellen wir
Ihnen anhand ausgewählter Kundenprojekte die Gemeinsamkeit vor. Ohne das Ergebnis vorwegzunehmen, gilt für alle Kundenprojekte das Motto: Chancen zu realisieren und Risiken zu
vermeiden. Auf der Chancenseite beantwor ten wir Ihnen z. B. welche Neukunden sind für
Mehrleistungen zielgerichtet anzusprechen, wie kann die Zielgruppenansprache effizienter
erfolgen und wie kann Datenqualität der Kundendaten ein Garant für mehr Wachstum des
Unternehmens sein? Auf der Risikoseite geben wir u. a. Ihnen Antwor ten auf die Fragen, können zahlungskräftige Kunden sicherer identifizier t werden und wie kann die Rücklaufquote
wesentlich verringert werden?
Creditreform ist mit einem Marktanteil von rund 70 % deutscher Marktführer im Bereich
Wirtschaftsauskünfte und größter Anbieter von Wir tschaftsinformationen, Inkasso-Dienstleistungen und Factoring aus einer Hand. Die Beteiligungsunternehmen der Creditreform AG
ergänzen mit ihren Leistungsangeboten die traditionellen Creditreform-Leistungen und
bieten ihren Kunden ein umfassendes und integrier tes Produktspektrum für mehr Chancen
und weniger Risiken an.
Unser besonderer Dank gilt unseren Geschäftspar tnern und ihren Projektverantwor tlichen,
die sich als Mitautoren am Zustandekommen des dritten Kundenrepor ts beteiligt haben und
damit ihr Vertrauen in unsere Zusammenarbeit unterstreichen. Auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den beteiligten Vereinen Creditreform schulden wir unsere Anerkennung. Sie haben mit ihrer Erfahrung und Professionalität, ihrem fachlichen Know-how und
nicht zuletzt ihrem persönlichen Einsatz maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg. Auch für sie
gilt das Motto: Chancen erhöhen – Risiken verringern, um Mehrwer te für unsere Kunden zu
schaffen.
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6
Inhalt
Marketing Services
PSD Bank
Erfolgreiches Upselling im eigenen Kundenbestand
_____________________________________________________________________________________________
8
Job AG
Expandierender Großkunde optimier t Neukundengewinnung und
Kundenbetreuung _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ 13
Vestische Straßenbahnen
Zielgruppenorientierte Werbekampagnen dank differenzier ter
Kundenstrukturanalyse ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ 16
Luchs GmbH
Neues Kundenpotenzial mit Joint-Venture-Lösungen
_____________________________________________________________________________________
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Wirtschaftsinformationen
JT Touristik GmbH
Die JT Touristik GmbH generiert mehr Er trag durch bonitätsgeprüfte Reisen
___________________________
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Margarete Steiff GmbH
Die Margarete Steiff GmbH steigert ihren Online-Umsatz
durch den bonitätsgeprüften Kauf auf Rechnung ________________________________________________________________________________________________ 26
Schalke 04
Zuverlässige Bonitätsinformationen führen den Fan-Shop der
Königsblauen zum Erfolg ________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ 29
Systeme & Beratung
Mercator Leasing
Risikoklassifizierungssystem mit Potenzial zur Standardlösung bei Mercator Leasing
______________
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Finanzstandort HH
Aufschlussreiche Analyse der Strukturindikatoren für den Wir tschaftsstandor t
Hamburg _ __________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ 38
7
Vera Uhlenbrock,
Bastian Neuwöhner
8
Marketing Services
PSD Bank Westfalen-Lippe
Erfolgreiches Upselling im eigenen
Kundenbestand
Ausgangssituation und Zielsetzung
Mehr über die Kunden zu erfahren, als Zahlungsstromanalysen hergeben, und sie dann gezielt
und optimiert mit einem postalischen Mailing anzuschreiben – das war die Aufgabenstellung
der PSD Bank Westfalen-Lippe. So star tete deren Marketingleiter Herr Krieger seinen Aufruf
an die microm.
Ziel der PSD Bank Westfalen-Lippe war ein erfolgreiches Upselling im eigenen Kundenbestand.
Dazu sollte Kunden, die bereits eine Baufinanzierung abgeschlossen hatten, ein weiteres,
höherwertiges Produkt angeboten werden. Nach gemeinsamer Besprechung der genauen
Zielstellung und einer Definition der fehlenden, jedoch nötigen Informationen begann die
Projektarbeit mit der Anwendung des Zielgruppenmodells Limbic® Types der Gruppe Nymphenburg. Die Limbic® Types werden exklusiv von microm als microgeographisches Datum in
den Raum übertragen, was eine Zuordnung bzw. Anreicherung von Adressen ermöglicht.
Vorgehen
Zunächst wurden die relevanten Zielgruppen über die microm Limbic® Types identifiziert und
definiert. Dazu wurde festgestellt, wie sich die gesamte Kundenverteilung der PSD Bank
Westfalen-Lippe in den jeweiligen Limbic® Types darstellt. Und zwar im Vergleich zu einem
zuvor definierten Einzugsgebiet. Dies deckte eine zweiteilige Kundenstruktur der PSD Bank
Westfalen-Lippe auf:
l
Eine große Anzahl Harmoniser, die im Ursprung der PSD Bank begründet liegt.
l
Ein deutlich überrepräsentierter Anteil an Performern mit einem Index von über 170 im
Vergleich zum Einzugsgebiet, was auf die Online- und Konditionenorientierung der
„neuen“ PSD zurückzuführen ist.
Bei den Harmonisern und den Performern handelt es sich um zwei von der Grundorientierung
her sehr gegensätzliche Zielgruppen aus dem Modell der Limbic® Types. Die Zielgruppe der
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Performer zeichnet sich durch emotionale Kern-Werte, wie Ehrgeiz, Erfolg, Zielstrebigkeit,
Status und Anspruch aus. In Sachen Umgang mit Geld sind solche Menschen stets bestrebt,
ihr Vermögen strategisch auszubauen. Deshalb handelt es sich hierbei um Bankkunden mit
einem stark ausgeprägten Informationsbedürfnis, die einen zielstrebigen und aktiven Umgang
mit Geld pflegen und dabei bereit sind, Risiken einzugehen, um ihre Ziele zu verwirklichen.
Die Harmoniser hingegen sind geprägt durch emotionale Kern-Werte, wie Geborgenheit,
Harmonie, Fürsorge und Bindung. Sie weisen ebenfalls ein starkes Bedürfnis nach Information
und Beratung auf. Bei ihnen hingegen ist dieses Bedürfnis stark motiviert durch das Streben
Die Limbic® Types zeigen als bewährtes neuro-wissenschaftliches Zielgruppenmodell auf,
welche Motive, Wünsche und Emotionen im Kopf der Konsumenten existieren und wie
diese mit real gezeigtem (Kauf-) Verhalten zusammenhängen. Alle Menschen haben einen
emotionalen Schwerpunkt. Nach diesem kann eine praxisnahe Konsumenten-Segmentierung in 7 Limbic® Types vorgenommen werden.
®
Die 7 Limbic Types heißen:
6%
13 %
12 %
30 %
9%
11 %
19 %
• Traditionalisten
• Disziplinierte
• Harmoniser
• Offene
• Hedonisten
• Abenteurer
• Performer
Die microgeographische Übersetzung in den Raum eröffnet zahlreiche neue Anwendungsfelder. So können die microm Limbic® Types, wie im Beispiel der PSD Bank Westfalen-Lippe, zur optimierten Bearbeitung des eigenen Kundenbestandes genutzt oder zur
Neukundengewinnung eingesetzt werden. Ebenfalls denkbar ist der Einsatz der microm
Limbic® Types in der Standortplanung, durch beispielsweise die Ausweisung von Zielgruppenpotenzialen im Einzugsgebiet.
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Marketing Services
nach Sicherheit, Vertrauen und Qualität. Bei Geldangelegenheiten liegt ihr Fokus darauf, ihr
Geld zu sichern und zu sparen. Ebenso wichtig für Harmoniser ist es, dass sämtliche Transaktionen einfach und unkompliziert vonstattengehen.
Nach Eruierung der relevanten Zielgruppen wurde mittels microm Media (Affinität für unterschiedliche Werbekanäle) der geeignete Werbeweg für die Kundenansprache bestimmt.
Aus der Kombination dieser und weiterer Merkmale erfolgte die Selektion für die gewünschte
Upselling-Mailingaktion im Bereich Baufinanzierung. Die Selektion sah wie folgt aus:
l
Kunden mit bestehender Baufinanzierung
l
Alter < 65 Jahre
l
Primärer Limbic® Type der Performer, Harmoniser und Abenteurer
l
Präferierter Werbeweg gemäß microm Media: Brief
Zudem gestaltete die PSD Bank Westfalen-Lippe die Mailings zielgruppenspezifisch bezogen
auf Bild- und Textwelt je nach Limbic® Type. Diese Optimierung wurde nicht für die Kontrollgruppe durchgeführt, die das bisherige Mailing erhielt.
Ergebnisse der Kampagne (in %)
12,67
11,33
10,33
5,00
4,33
4,00
1,67
0,67
Testgruppe
Abenteurer
Responsequote
Performer
Harmoniser
Abschlussquote
11
Fazit
Die Nutzung der microm Limbic® Types eröffnet vielfältige Wege für die Bestandsoptimierung,
Neukundengewinnung, Standortfragestellungen und eignet sich nachhaltig als Instrument für
das strategische Marketing, da bei diesem Modell die Emotionen der Zielgruppe im Vordergrund stehen.
Mit der Optimierung nach Limbic® Types konnte die PSD Bank Westfalen-Lippe eindeutige
Verbesserungen in den Response- und Abschlussquote für die durchgeführte Kampagne erzielen. Im Vergleich zur Testgruppe sind sämtliche Response- und Abschlussquote in einem
erheblichen Maße gesteigert worden. Es konnte sogar eine durchschnittliche Conversion Rate
von ca. 38 % vom Response zum Abschluss erzielt werden (siehe Abb. Ergebnisse der Kampagne).
Projektverantwortung:
Torsten Krieger [PSD Bank Westfalen-Lippe]
Vera Uhlenbrock, Bastian Neuwöhner [microm]
Manfred Riegel [Creditreform Münster]
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Marketing Services
André Schmidt,
Achim Lederer
JOB AG
Expandierender Großkunde optimiert
Neukundengewinnung und Kundenbetreuung
Ausgangssituation und Zielsetzung
Die JOB AG gehört zu den führenden Personaldienstleistungsunternehmen Deutschlands.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Fulda und über 70 Niederlassungen arbeitet als strategischer Personaldienstleister für Unternehmen unterschiedlichster Größen und Branchen.
Der Spezialist im Personal Management für Unternehmen und Job Management für Bewerber
ist darauf ausgerichtet, für sämtliche mit Personal verbundene Herausforderungen eine
Lösung zu finden. Der Einsatz von Arbeitnehmern reicht von der klassischen Arbeitnehmer-
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überlassung über die Personalvermittlung bis hin zu unternehmensspezifischen Business Process Outsourcing-Lösungen.
Bereits 2003, kurz nach ihrer Gründung, wurde die JOB AG Mitglied bei Creditreform Fulda.
Heute ist sie einer der Großkunden des Verein Creditreform. Sie ruft Auskünfte über
CrefoSystem ab, nimmt die Inkasso-Dienstleistungen in Anspruch, ist Teilnehmer am Debitorenregister Deutschland und nutzt die Warenkreditversicherung, die Creditreform gemeinsam mit Atradius anbietet.
Um ihren Expansionskurs erfolgreich for tzusetzen, beschloss die JOB AG Mitte 2010, ihren
Ver trieb zu stärken und diesen noch besser als bisher in der Neukundengewinnung und
Kundenbetreuung zu unterstützen. Bereits 2010 hatte die JOB AG sich daher eingehend mit
der Qualität der Stammdaten im Unternehmen befasst. Mittels beCheck von beDirect fand
eine erste Analyse statt, die erheblichen Optimierungsbedarf zeigte und diesen detaillier t
auswies. Als operatives Ziel stand eine deutliche Verbesserung der Datenqualität im Mittelpunkt. Eine Integration der bereinigten und aktualisier ten Daten in das firmeneigene CRM
war gewünscht.
Vorgehen
Aus dem Portfolio des Creditreform Partners beDirect standen beProfile und beServe als
passgenaue Lösungen für die gestellten Anforderungen zur Verfügung. In der ersten Projektphase wurde die komplette Kunden- und Interessentendatenbank bereinigt. Dazu synchronisierte beDirect mittels beProfile mehr als 27.000 Adressen aus dem Bestand der JOB AG
mit der eigenen Referenzdatenbank. Diese umfasst rund 12 Millionen Datensätze. Der Personaldienstleister entschied sich für eine umfassende Bereinigung: zunächst maschinell, dann
manuell und, wo erforderlich, in Einzelrecherche. Anschließend wurden alle Treffer um die für
das Unternehmen wichtigen Zusatzinformationen angereichert. Dazu gehörten bis zu fünf
Branchencodes, die Zahl der Mitarbeiter sowie Crefonummer und Adressstatus.
Die zweite Projektphase bestand aus der direkten Anbindung des Kunden-CRM über eine
XML-Schnittstelle an den Server der Adressmanagement-Komplettlösung beServe. Damit
werden neu erfasste Kundendaten nach dem Prinzip „First Time Right“ automatisch korrekt
gespeichert, gegebenenfalls bereits bei der Eingabe korrigiert und mit den erforderlichen
Zusatzinformationen angereichert. Veränderungen an den Firmenstammdaten von Kunden
und Interessenten der JOB AG werden regelmäßig über die Schnittstelle eingepflegt.
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Marketing Services
Fazit
Mit dem kompletten Datenmanagement von der Erstanalyse bis zur ständigen Bereinigung
und Aktualisierung der Kunden- und Interessentendaten hat die JOB AG eine neue Dimension
in ihrer Datenqualität erreicht. Diese hohe Qualität ist über alle Niederlassungen und sämtliche
Arbeitsplätze, an denen Daten erzeugt werden, gewährleistet. Dem Vertrieb stehen bundesweit einheitliche Kunden- und Potenzialadressen zur Verfügung. Somit ist eine hervorragende Basis für den weiteren Expansionskurs und zugleich für eine intensivere Bestandskundenbetreuung geschaffen. Entscheidend ist hier zudem die Anreicherung mit der Crefonummer
bereits im Interessentenstatus. Dadurch können Leads direkt bewertet werden, bevor sie
Kundenstatus erhalten. Das reduziert unter anderem das Risiko von Zahlungsausfällen.
Mit diesem groß angelegten Data-Quality-Projekt hat sich die Zusammenarbeit zwischen
Creditreform und dem Großkunden JOB AG weiter intensiviert.
Zitat Uwe Wrieden, JOB AG:
„Was uns an dem Projekt am meisten zusagt, ist die Tatsache, dass wir einen bisherigen
Schwachpunkt in eine Stärke verwandeln konnten: Die dezentrale Datenerfassung an
mehreren Standorten hatte gerade wegen des starken Wachstums zu einem sehr heterogenen
Bestand geführt. Hervorragende, aktuelle Adressen befanden sich neben fehlerhaften,
unvollständigen. Das bleibt in der Hektik des Alltags ja oft gar nicht aus. Nunmehr können sich
die Mitarbeiter auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren, weil sie wissen, dass sie ganz
automatisch beste Datenergebnisse produzieren.“
Projektverantwortung:
Uwe Wrieden [JOB AG]
André Schmidt, Achim Lederer [beDirect]
Wolfram Busold [Creditreform Fulda]
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Antje Schulze
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Marketing Services
Vestische Straßenbahnen GmbH
Zielgruppenorientierte Werbekampagnen
dank differenzierter Kundenstrukturanalyse
Ausgangssituation und Zielsetzung
Wie so viele Verkehrsbetriebe stand auch die Vestische Straßenbahnen GmbH vor dem
Problem, nur wenige Kenntnisse über die Charakteristika ihrer Kundengruppen zu besitzen.
Trotz Bindung der Kunden über die Abonnements aus der überaus umfangreichen Angebotspalette wussten nur die Busfahrer, wer die Kunden der Vestische Straßenbahnen GmbH
sind. Dies brachte sowohl Probleme bei der Kommunikation mit den Abonnenten als auch
bei der Produktentwicklung mit sich und verhinder te Erkenntnisse für die Gewinnung neuer
Kunden.
Vorgehen
Sascha Teichmann von Creditreform Bochum erkannte sofor t, wo der Schuh drückt, und
wandte sich umgehend an die Firma microm Micromarketing-Systeme und Consult GmbH.
Gemeinsam wurde dem Kunden ein Lösungskonzept vorgestellt: Die Durchführung einer
Kundenstrukturanalyse, um Kenntnisse über die typischen Merkmale der Abonnenten zu generieren. So konnten sogar Unterschiede zwischen den verschiedenen Abo-Ar ten und wer tvolle Tipps für das Marketing herausgearbeitet werden: Die Abonnenten von „Ticket1000“,
„Ticket2000“ und „BärenTicket“ sind damit nicht mehr länger eine große Unbekannte, sondern individuell betreubare Kundengruppen.
Die Beleuchtung des Kundenstamms erfolgte vor allem hinsichtlich der Variablen der microm
Geo Milieus®, microm Lebensphasen, microm Sozio, microm Typologie und microm Automobil. So konnte ein klares Profil der typischen Abo-Kunden für die drei unterschiedlichen
Produkte erstellt werden.
Der typische „Ticket1000“-Kunde beispielsweise nutzt den ÖPNV oft, um Geld zu sparen.
Er wohnt überwiegend im Stadtzentrum. Wenn es in seiner Familie oder seinem Umfeld
einen Pkw gibt, handelt es sich dabei üblicherweise um einen Klein- oder Gebrauchtwagen.
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Diese und weitere Erkenntnisse z.B. zur Alters- und Familienstruktur wurden in gleicher
Weise für die Abonnenten des „Ticket2000“ und des „BärenTicket“ profilier t.
Um diese Erkenntnisse für die Neukundengewinnung zu nutzen, wurden die typischen
Merkmale der Abo-Gruppen als Grundlage für Potenzialauszählungen genutzt: Wie viele
potenzielle Kunden gibt es überhaupt im Geschäftsgebiet und wie viele davon sind bereits
Abonnenten? Neben einigen Gemeinsamkeiten offenbar ten sich dabei viele markante
Unterschiede, die eine Unterscheidung der Zielgruppen der Vestische Straßenbahnen GmbH
zulassen.
Fazit
Verschiedene Charakteristika verlangen eine jeweils differenzier te werbliche Ansprache bzw.
im Allgemeinen ganz unterschiedliche zielgruppenorientier te Werbekampagnen, um die
Abonnenten zu binden und neue hinzuzugewinnen.
Projektverantwortung:
Oliver Wiegand [Vestische Straßenbahnen GmbH]
Antje Schulze [microm]
Sascha Teichmann [Creditreform Bochum]
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Marketing Services
Tanja Gehrke
LUCHS GmbH
Neues Kundenpotenzial mit
Joint-Venture-Lösungen
Ausgangssituation und Zielsetzung
Die LUCHS Professional ist ein in Bochum ansässiges Unternehmen mit zahlreichen Vertriebsmarken, die ausschließlich im B2B-Bereich agieren. Das Unternehmen betreibt einen
Spezialversandhandel in verschiedenen Segmenten rund um Food-Präsentation, Frische- und
Bedienungstheken, Gastronomie, Hotellerie und Catering. Der Multichannel-Ver trieb stützt
sich auf eigene Kataloge, Außendienst, Stationärhandel und Online-Shop. Das Unternehmen
befindet sich aufgrund der bisherigen erfolgreichen Aktivitäten in einer Wachstumsphase. Es
besteht eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Creditreform Bochum Glatzel &
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Böhme KG. Im Kundendatenbestand von LUCHS befinden sich rund 160.000 Adressen in
unterschiedlicher Struktur und Qualität. Es sind interne, selbst recherchier te Kenntnisse über
die einzelnen Datensätze vorhanden. Die Brancheneinteilung weicht von den WZ 2008 stark
ab. Verhaltensdaten der Kunden werden erst seit kurzer Zeit mitgeführ t.
Da LUCHS auf der Suche nach neuen Ideen war, um die eigene Wachstumsstrategie wirkungsvoll zu unterstützen, fand Creditreform Bochum Glatzel & Böhme KG mit initiativen
Vorschlägen zur Neukundengewinnung schnell Gehör. In der Beratung stand das Por tfolio
des Creditreform Partners beDirect im Mittelpunkt. Vor allem die Einfachheit des Ansatzes,
Standardlösungen sehr gezielt einzusetzen, überzeugte die Verantwor tlichen schnell. Das
Projektziel bestand im Sinne des angestrebten Wachstums vor allem darin, neue Kunden in
den Hauptzielgruppen zu gewinnen. Zugleich ging es auf der Kostenseite darum, das Direktmarketing effizienter zu gestalten. Dem Auftraggeber war eine direkte Messbarkeit der Erfolge wichtig.
Vorgehen
Zu Beginn führte beDirect mit beCheck zwei Datenanalysen durch: zum einen über die Kunden, die in den letzten 24 Monaten gekauft hatten, und zum anderen über die bestehenden
Interessenten. Damit wurde automatisch der Bereinigungsbedarf ermittelt. Zusätzlich diente
beCheck in diesem Fall dazu, genau zu analysieren, in welchen Branchen die zahlenden
Kunden und Interessenten zu einem besonders hohen Prozentsatz tätig sind. Daraus wurden
die Top 25 der für LUCHS interessantesten Branchen erstellt. Anschließend wurden die
Zielgruppen in ihrer Bedeutung für den Auftraggeber priorisier t. Den absoluten Vorrang für
das Direktmarketing erhielten die Neupotenziale. Eigene Interessenten werden vorerst nicht
weiter berücksichtigt. Dahinter stehen auch Kosten-Nutzen-Erwägungen, die sich aus der
Ermittlung des Bereinigungsbedarfs ergaben.
Die eigentliche Umsetzungsphase begann mit einem Testlauf in zwei Wellen. Insgesamt wurde
der aktuelle Katalog an 50.000 Neupotenziale versandt. Die Auswer tung der Response übernahm LUCHS selbst. Es ergab sich eine Quote von 1,6 Prozent. Deswegen entschloss sich
der Auftraggeber, sich auf die Restpotenziale zu fokussieren, um diese innerhalb von zwei
Jahren vollständig zu erschließen. LUCHS und Creditreform Bochum planen daher zunächst
einen Zwei-Jahres-Rahmenvertrag für alle weiteren Maßnahmen.
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Marketing Services
Fazit
In diesem Projekt stand die Relation zwischen Aufwand und Er trag im Vordergrund, um in
einer intensiven Wachstumsphase die Kosten nicht explodieren zu lassen. Deswegen war es
besonders wichtig, das Optimum mit genau kalkulierbaren Standardlösungen zu erreichen.
Die Konzentration auf Neukundenpotenziale mit hoher Priorität trug zusätzlich zur Kosteneffizienz bei. Zugleich erklärt diese konsequente Ausrichtung im Marketing die gute ResponseQuote.
Für Kunden von Creditreform bieten die hochwer tigen Produkte und Lösungen des Joint
Venture beDirect einen klaren Zusatznutzen. Sie erhalten mit den zusätzlichen Leistungen im
Bereich Marketing und Vertrieb dieselbe hohe Qualität, die sie bereits aus dem Bereich Auskunft kennen. Ein solches Portfolio ist in dieser Form europaweit einzigar tig.
Zitat CEO LUCHS:
„Mit den Creditreform Leistungen sind wir bisher sehr zufrieden gewesen. Aber von selbst
wären wir nicht auf die Idee gekommen, nach weiteren Angeboten zu fragen. Als uns Herr
Teichmann die Marketinglösungen vorstellte, die für uns in dieser Phase besonders wichtig
sind, hat mich das zunächst überrascht. Inzwischen sind wir sehr froh, dass wir uns dafür
entschieden haben. Hier bekommen wir erstklassige Beratung und hohe Qualität – und wir
haben einen einzigen Ansprechpartner, dem wir ver trauen.“
Projektverantwortung:
Christoph Koppik [Geschäftsführer LUCHS GmbH]
Tanja Gehrke [beDirect]
Sascha Teichmann [Creditreform Bochum]
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Dinah Jurgons, Marc Leske
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Wirtschaftsinformationen
JT Touristik GmbH
Die JT Touristik GmbH generiert mehr
Ertrag durch bonitätsgeprüfte Reisen
Ausgangssituation und Zielsetzung
Die Online-Buchung von Pauschal- und Urlaubsreisen hat in den letzten Jahren erheblich
zugenommen. Während 2005 etwa 15 Prozent aller Bürger ihre Urlaubs- und Geschäftsreisen
online buchten, waren es 2011 mit 31 Prozent bereits doppelt so viele (Quelle: Reiseanalyse
(RA) 2001–2011).
Doch handelt es sich dabei auch immer um solvente Kunden? Ein Blick auf den SchuldnerAtlas
Deutschland offenbart das Gefahrenpotenzial: Im Jahr 2011 waren 9,4 Prozent und damit 6,4
Millionen Deutsche überschuldet oder wiesen eine nachhaltige Zahlungsstörung auf. Diese
Entwicklung kann auch Auswirkungen auf die Reisebranche haben: Das Forderungsausfallrisiko bei der Online-Buchung von Urlaubs- und Geschäftsreisen beträgt circa 4,3 Prozent,
was bedeutet, dass durchschnittlich 4,3 Prozent aller Rechnungen nicht bezahlt werden.
Der durch den TÜV-SÜD zertifizier te Reiseveranstalter JT Touristik aus Berlin wurde 2008
gegründet und vertreibt tagesaktuelle Angebote. JT Touristik ist deutscher Marktführer für
Reisen nach Dubai und in die angrenzenden Vereinigten Arabischen Emirate. Mit 105.000
Gästen im Geschäftsjahr 2009/10 und 160.000 Gästen im Jahr 2010/11 kann JT Touristik dabei weiter steigende Buchungszahlen vorweisen.
Kunden können ihren Wünschen entsprechend aus Last-Minute-Reisen, Pauschalreisen oder
Hotels mit Eigenanreise wählen. Besonders bei Last-Minute-Reisen ist die Gefahr einer ausbleibenden Bezahlung erfahrungsgemäß sehr hoch. Deshalb hat JT Touristik bislang Kunden
bei kurzfristigen Buchungen unter 45 Tage vor Reiseantritt lediglich die Zahlungsar ten Rechnungskauf und Kreditkartenzahlung angeboten. Bei Buchungen länger als 45 Tage vor Reiseantritt hatte der Kunde zusätzlich die Möglichkeit, eine Bezahlung per Lastschrift zu wählen.
Vor allem im Hinblick auf die niedrigen Margen in der Touristik suchte JT Touristik nach einer
Lösung, die Erträge zu erhöhen. Außerdem sollte der durch Zahlungsausfälle entstehende
personelle Aufwand reduziert werden.
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Als nächstliegende Lösung bot sich an, die bislang angebotenen Zahlar ten um die unsicheren
Methoden wie beispielsweise den Rechnungskauf zu reduzieren.
Eine gemeinsame Studie der Creditreform Boniversum GmbH und des Verbandes Internet
Reisevertrieb e.V. (VIR) zeigt jedoch, dass mit 28 Prozent mehr als jeder vier te Verbraucher
den Rechnungskauf bevorzugt. Ein Ausschluss dieser Zahlmethode hätte somit eine hohe
Abbruchquote zur Folge.
Ranking: Verwendete Bezahlmöglichkeiten von Reisebuchungen im Internet
Bezahlmöglichkeit
Prozent
Kreditkarte
31 %
Bezahlsysteme (PayPal, sofortüberweisung.de, giropay, ClickandBuy)
28 %
Kauf auf Rechnung
28 %
Vorauskasse
9%
Sonstige Bezahlwege (Ratenzahlung, Nachnahme, Zahlungsaufschub)
4%
Gesamt
28 Prozent aller Online-Bucher zahlen ihre Reise bevorzugt auf Rechnung
100 %
© 2011 CEG & VIR
Deshalb überlegte JT Touristik, die Buchungen individuell zu steuern und vom Ergebnis einer
Bonitätsprüfung abhängig zu machen. So würde nur denjenigen Kunden ohne vorliegende
Negativmerkmale die Möglichkeit zur Online-Buchung gegeben.
Buchungen durch ein zahlungsunwilliges oder -unfähiges Klientel würden minimier t, gleichzeitig würden zahlungswillige Kunden mit Negativmerkmalen nicht verloren.
Vorgehen
Im Vorfeld führte Boniversum eine Bonitätsanalyse der bereits getätigten Reisebuchungen
durch. Dabei wurde untersucht, wie viele Kunden mit Negativmerkmalen ihre Reise tatsächlich nicht gezahlt hatten.
Das Ergebnis ist eindeutig: Durch den Einsatz einer Bonitätsprüfung hätte Boniversum bereits vor der Buchung bei 85 Prozent der späteren Ausfälle vorliegende Negativmerkmale
erkennen können. Es hätten somit 85 Prozent aller Zahlungsausfälle im Vorhinein vermieden
werden können.
24
Wirtschaftsinformationen
JT Touristik entschied sich deshalb für den Einsatz der Bonitätsprüfung BONIMA Score Pool
Ident. Ab sofort werden alle Kunden direkt im Bestelldialog hinsichtlich ihrer Bonität geprüft.
Eine Bonitätsprüfung mit BONIMA Score Pool Ident bietet viele Vor teile:
l
Bei jeder Reisebuchung wird die Adresse des Bestellers bestätigt und ggf. korrigier t.
l
Die Identitätsprüfung bestätigt, dass die Person/der Haushalt existier t.
l
Ein Score hinsichtlich der Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit dieser Person wird erstellt.
l
Das Ergebnis wird vereinfacht in drei Bonitätsklassen dargestellt.
Fazit
Im Online-Reisemarkt ist es vor allem für Reiseveranstalter, die das volle Stornorisiko tragen,
von existenzieller Wichtigkeit, ihr Forderungsausfallrisiko zu minimieren. Um den Kunden
trotzdem eine breite Auswahlmöglichkeit an Zahlar ten bieten zu können, empfiehlt es sich,
durch Bonitätsprüfungen die Buchungen individuell zu steuern.
Wie der Fall JT Touristik zeigt, ist die Schnittmenge zwischen denjenigen Personen, für die bei
Boniversum negative Zahlungserfahrungen vorliegen, und jenen, die ihre Reise tatsächlich
nicht zahlen, sehr groß. Durch die Einschränkung der Buchungsmöglichkeiten bei dem Personenkreis mit negativen Zahlungsinformationen werden die tatsächlich zahlungsunfähigen
oder -unwilligen Personen mit lediglich geringen Streuverlusten gefilter t.
Auf Grundlage der Bonitätsprüfung werden Risiken für Forderungsverluste rechtzeitig
erkannt und somit Zahlungsausfälle vermieden. So kann JT Touristik dem Großteil der Kunden
auch weiterhin die Möglichkeit zur Auswahl der individuell favorisier ten Bezahlmethode
bieten – und das ohne erhöhtes Zahlungsausfallrisiko!
Projektverantwortung:
Omid Haghighat [JT Touristik GmbH]
Marc Leske, Dinah Jurgons [Creditreform Boniversum GmbH]
Dunja Maack-Nerlich [Creditreform Berlin]
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Leoni Schröder,
Jennifer Merbecks
Margarete Steiff GmbH
Die Margarete Steiff GmbH steigert ihren
Online-Umsatz durch den bonitätsgeprüften
Kauf auf Rechnung
Ausgangssituation und Zielsetzung
Die Margarete Steiff GmbH wurde bereits 1880 gegründet. Durch hervorragende Qualität
und innovative Produkte machte sich die Firma schon Anfang des 20. Jahrhunder ts einen
Namen, nicht zuletzt durch die Produktion des typischen Teddybärs mit Knopf im Ohr. Seit
einigen Jahren werden die Produkte der Steiff GmbH auch erfolgreich über das Internet angeboten. Dabei verzichtete der Steiff-Online-Shop vorerst darauf, den Kauf auf Rechnung
anzubieten. Kunden konnten ausschließlich wählen zwischen den Zahlungsar ten: Kauf per
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Wirtschaftsinformationen
Vorkasse, dem Lastschriftverfahren, dem Kauf per Kreditkar te und der Bezahlung über den
E-Payment-Anbieter sofortüberweisung.de. Beim Kauf auf Rechnung geht der Anbieter in
Vorleistung – das Risiko des Zahlungsausfalls ist somit wesentlich höher als bei anderen Zahlungsarten. Wie der E-Commerce-Leitfaden des ibi-research-Instituts von 2009 zeigte, wird
bei knapp einem Viertel der Online-Anbieter mehr als jede zwanzigste Rechnung nicht rechtzeitig beglichen. Dadurch entsteht den Händlern erheblicher finanzieller Mehraufwand in
Form von Mahnungen. Letztlich können die ausstehenden Forderungen sogar zu Liquiditätsproblemen führen.
Nach einer Sonderbefragung der Creditreform Boniversum GmbH und des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (bvh) vom Januar 2011 bevorzugen allerdings rund 40
Prozent der Online-Käufer den Kauf auf Rechnung. Auch die Internet-Händler sprechen dieser Zahlungsart die höchste Akzeptanz bei den Kunden zu, so die Studie „Zahlungsabwicklung
im E-Commerce“ von ibi-research. Die Studie weist außerdem darauf hin, dass Kunden in der
Praxis häufig auf andere Online-Anbieter ausweichen, wenn sie nicht mit ihren bevorzugten
Zahlungsverfahren bezahlen können. Sollte der Steiff-Online-Shop also zugunsten der Sicherheit auf Mehrumsatz verzichten?
Vorgehen
Mit der Zielsetzung des weiteren Geschäftsausbaus entschied sich der Steiff-Online-Shop für
den Kauf auf Rechnung – abgesichert durch Bonitätsprüfungen von Boniversum.
Nach der Einführung des Kaufes auf Rechnung stieg der Gesamtumsatz des Online-Shops im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum signifikant an, insbesondere im Weihnachtsgeschäft.
Umsatz 2009
Umsatz 2010
Einführung Kauf auf Rechnung
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
Umsatzentwicklung der Margarete Steiff GmbH 2009 und 2010
27
Dem gegenüber stehen aufgrund der bonitätsgeprüften Bestellung keinerlei höhere Forderungsausfälle. Durch die in den Bestellprozess integrierte Bonitätsprüfung in Echtzeit kann der
Kunde nach seiner Registrierung zwischen verschiedenen Zahlarten wählen, die auf seine jeweilige Bonität abgestimmt wurden. Wie eine Auswertung der Bestellungen im Steiff-OnlineShop ergab, kann 66 Prozent der Kunden durch die Bonitätsprüfung eine gute bis sehr gute
Bonität bescheinigt werden – diese Kunden haben daher die Möglichkeit, auch per Kauf auf
Rechnung zu zahlen. Analog wird das elektronische Lastschriftverfahren bei mittlerer bis sehr
guter Bonität angeboten, was bei 86 Prozent der Kunden der Fall ist. In den Folgemonaten
zeigte sich, dass circa 50 Prozent der Shop-Kunden als Zahlmethode den Kauf auf Rechnung
wählten, während die Nutzung der übrigen Zahlungsarten analog dazu sank.
„Händler wissen, dass sie ihre Shopumsätze erhöhen können, wenn sie ihren Kunden den
Kauf auf Rechnung anbieten. Tun sie dies in Verbindung mit einer Bonitätsprüfung, gehen sie
damit auch kein zusätzliches Forderungsausfallrisiko ein“, resümiert der Boniversum Geschäftsführer Siebo Woydt.
Fazit
Aus heutiger Sicht ist der Betrieb des Steiff-Online-Shops ohne die Option Kauf auf Rechnung
nicht mehr denkbar. Seit Einführung dieser bonitätsgeprüften Zahlungsmöglichkeit konnte die
Margarete Steiff GmbH ihren Umsatz um circa 40 Prozent steigern – ohne erhöhte Forderungsausfälle.
Projektverantwortung:
Tom Streefkerk [Margarete Steiff GmbH]
Jennifer Merbecks, Leoni Schröder [Creditreform Boniversum GmbH]
Andreas Wetzel [Creditreform Ulm/Neu-Ulm]
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Wirtschaftsinformationen
Andreas Dommning,
Dinah Jurgons
Fußballclub Gelsenkichen-Schalke 04 e. V.
Zuverlässige Bonitätsinformationen
führen den Fan-Shop der Königsblauen
zum Erfolg
Ausgangssituation und Zielsetzung
Der Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e. V. zählt zu den erfolgreichsten Fußballvereinen
Deutschlands und belegt aktuell den sechsten Platz in der ewigen Tabelle der Bundesliga. Mit
über 100.000 eingetragenen Mitgliedern ist der FC Schalke 04 derzeit der zweitgrößte
Sportverein Deutschlands und hat inzwischen 1.500 Fan-Clubs. Diese breite Fan-Basis bestellt ihre Fan-Produkte zunehmend auch online über den offiziellen Online-Shop des Vereins
www.S04-Shop.de.
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Die Abwicklung der Warenbestellungen wurde zu Beginn über einen externen Dienstleister
durchgeführt – diese Zusammenarbeit endete jedoch im Jahr 2005. Schalke entschied sich
daraufhin, sämtliche Verkaufsprozesse eigenständig abzuwickeln.
Der Vertrieb von Merchandising-Ar tikeln im anonymen Internet birgt allerdings ein grundsätzliches Ausfallrisiko. Laut SchuldnerAtlas Deutschland betrug die Schuldnerquote im Jahr
2005 in Deutschland 10,43 Prozent – damit waren über 3 Millionen Haushalte in der Bundesrepublik überschuldet und nachhaltig zahlungsgestör t. Der FC Schalke 04 stand demnach vor
der Herausforderung, den Merchandising-Ver trieb trotz der latenten Ausfallrisiken profitabel
durchzuführen.
Zudem besteht eine hohe Diskrepanz zwischen den von Händlern und Konsumenten favorisierten Bezahlmethoden. Während Händler die Zahlar ten mit besonders hohem Ausfallrisiko (Rechnungskauf und Lastschriftverfahren) vermeiden möchten, bevorzugen Konsumenten eben diese Bezahlarten. Geschäfte und Online-Shops, die ihren Kunden keine Möglichkeit
zur Bezahlung per Rechnung oder Lastschrift geben, weisen deshalb durchschnittlich wesentlich höhere Kaufabbruchquoten auf.
Auf Basis dieser Gegebenheiten entschied sich der FC Schalke 04 im Rahmen der Bestellabwicklung von Fanartikeln für den Einsatz von Bonitätsprüfungen. Davon versprach sich der
Verein insbesondere
l
eine geringere Rücklaufquote durch bessere Adressqualität,
l
begrenzte Forderungsausfälle durch eine Steuerung der angebotenen Zahlar ten je nach
Bonität des Kunden sowie
l
die Möglichkeit, unsichere Zahlarten wie Rechnungskauf oder Lastschriftverfahren
anbieten zu können ohne dadurch ein höheres Zahlungsausfallrisiko einzugehen.
Vorgehen
Im Jahr 2005 implementierte die Creditreform Boniversum GmbH in Zusammenarbeit mit
der Creditreform Gelsenkirchen Sprenger + Hain KG die Bonitätsprüfung BONIMA Pool im
Online-Shop des FC Schalke 04. Alle Besteller von Merchandising-Artikeln – ob online oder
vor Ort – wurden von da an auf ihre Bonität geprüft, um Zahlungsausfälle zu reduzieren.
Der Fußballclub entschied sich bei den Bonitätsprüfungen für den automatisierten Datenaustausch per Batch-Verfahren. Bei diesem Verfahren werden die Daten der Besteller in einer
30
Wirtschaftsinformationen
zentralen Datei beim Verein gesammelt und je nach Bedarf mehrmals täglich an Boniversum
übermittelt. Die Bestelldaten werden anschließend mit den Bonitätsinformationen von
BONIMA Pool angereichert und innerhalb einer halben Stunde an den FC Schalke 04 zurückübermittelt. Das Ergebnis der Bonitätsprüfung wird anschließend in das System des
Fußballclubs übernommen, um die Bestellungen weiterzubearbeiten.
Mit der Bonitätsprüfung BONIMA Pool erhält der FC Schalke 04 zu jedem Besteller einen
Scorewert, der die Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit des Bestellers innerhalb der nächsten
zwölf Monate darstellt. Dieser Score ermöglicht eine hohe Trennschärfe bei der Kreditentscheidung.
BONIMA
Score
Beschreibung
1079-926
Annehmen.
Es liegen keine personenbezogenen Negativmerkmale vor.
925-563
Vorsicht!
9900093000
Es liegen Negativdaten zu der Person vor.
0
Die Daten zu den angefragten Personen sind gesperrt, oder
es sind zu wenig Daten für eine Berechnung vorhanden.
Der BONIMA Score wird bei jeder Anfrage neu berechnet.
Grundlage für die Berechnung des Scorewertes sind Erfahrungen aus dem tatsächlichen
Zahlungsverhalten von relevanten repräsentativen Personengruppen und den branchenübergreifenden personenbezogenen Informationen aus dem Datenbestand von Boniversum. Mithilfe statistisch-mathematischer Verfahren können so zuverlässige Vorhersagen über ein zukünftiges Zahlungsverhalten von Konsumenten getroffen werden.
Liegen bereits negative Zahlungsinformationen zu einem Konsumenten vor, wird kein Score
berechnet, sondern mittels eines fünfstelligen Wertes dargestellt, welcher Art diese negativen
Zahlungsinformationen sind.
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BONIMA
Score
Wenn
Negativdaten
vorliegen,
dann...
Beschreibung
Wert
Mindestens je 1 Treffer aus
diesen Bereichen
99000
negative Kontodaten
98000
Inkasso
97000
negative Kontodaten, Inkasso
96000
Gericht
95000
negative Kontodaten, Gericht
94000
Inkasso, Gericht
93000
negative Kontodaten, Inkasso, Gericht
Ausgabewerte bei Vorliegen negativer Zahlungsinformationen
Fazit
Zusätzlich zur Bonitätsprüfung werden die Adressdaten jedes Kunden kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert. Auf diesem Weg optimiert man die Adressqualität, was zu weniger
Rückläufen führt.
Mithilfe der umfangreichen Bonitätsinformationen kann der FC Schalke 04 im Verkaufsprozess die optimale Kreditentscheidung treffen und gegebenenfalls bei Kunden mit vorliegenden negativen Zahlungsinformationen die angebotenen Zahlungsmöglichkeiten z. B. auf
Kreditkartenzahlung, Nachnahme und Vorkasse einschränken.
Seit dem Einsatz der Bonitätsprüfung BONIMA Pool kann der Verein viele Erfolge verzeichnen:
Die Rücklaufquote wird aufgrund der stets guten Adressqualität sehr niedrig gehalten. Dadurch entstehen weniger Portokosten und Arbeitsaufwand für falsch versendete Lieferungen.
Es gibt nur wenige Rückbuchungen von Lastschriften aufgrund nicht gedeckter Konten und
somit weniger Forderungsausfälle. Außerdem ist die Kaufabbruchquote sehr niedrig, weil den
meisten Kunden die Möglichkeit zur Auswahl ihres favorisierten Bezahlverfahrens angeboten
wird.
Projektverantwortung:
Grischa Loth [FC Schalke 04]
Andreas Dommning, Dinah Jurgons [Creditreform Boniversum GmbH]
Mario Guidone [Creditreform Gelsenkirchen]
32
Wirtschaftsinformationen
33
Alkan Aydin,
Michael Meissner
34
Systeme & Beratung
Initiative Finanzplatz Hamburg e. V.
Aufschlussreiche Analyse der Strukturindikatoren für den Wirtschaftsstandort
Hamburg
Ausgangssituation und Zielsetzung
Die Initiative Finanzplatz Hamburg e. V. bietet eine Plattform für die Hamburger Finanzwir tschaft sowie Vertretern aus Politik, Verwaltung, Bildung und Wissenschaft zur Stärkung der
Region im nationalen und internationalen Wettbewerb. Die traditionell enge Vernetzung aller
Akteure und das branchenübergreifende Miteinander vor Or t hat sich in Hamburg – insbesondere in turbulenten Zeiten – stets als erfolgreich erwiesen und stellt somit ein erklär tes
Ziel der Initiative Finanzplatz Hamburg e. V. dar. Der Finanzplatz Hamburg e. V. hat die Creditreform Rating AG mit der systematischen Aufbereitung und Analyse der zentralen Strukturindikatoren „Gründungsaktivitäten“, „Unternehmensentwicklungen“, „Ausfallrisiken“ und „Zahlungsverhalten“ beauftragt, die Aussagen darüber zulassen, wie solide die Wir tschaft in ausgewählten Branchen der Region Hamburg ist und wie diese sich zukünftig entwickeln wird.
Die strengeren Eigenkapitalregeln von Basel III werden den Spielraum der Kreditgeber in Zukunft weiter einschränken und die Anforderungen an die kreditnehmende Wir tschaft steigern. Kapitalgeber werden künftig noch stärker als bisher die Solidität eines Unternehmens in
den Mittelpunkt der Finanzierungsverhandlungen stellen. Für den Wirtschaftsstandort Hamburg
insgesamt stellt sich damit die Frage, ob und wie die hier angesiedelten Unternehmen für die
anstehenden Veränderungen gewappnet sind.
Vorgehen
Die quantitative Analyse beinhaltet eine detaillierte Bestandsaufnahme über alle Unternehmen
der Region Hamburg, Zeitreihenanalysen mit Prognosewerten nach verschiedenen Segmenten sowie Peergroup-Analysen im Vergleich der Metropolregionen. Über den Gemeindekennschlüssel für Hamburg wurden mehr als 73.000 Unternehmen aller Größenkategorien, Rechtsformen und aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen aus der Creditreform Wirtschaftsdatenbank herausgefiltert. Sie bilden die Grundlage für die Analyse des Wirtschaftsraums Hamburg.
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Kernbereiche der umfangreichen Analysen bilden die Gründungsaktivität und die Zahlungsmoral von Unternehmen in Hamburg nach verschiedenen Merkmalen, die Früherkennung
von Ausfallrisiken mit Prognosen nach Wir tschaftszweigen, branchenspezifische StärkenSchwächen-Profile unter Einbindung des Zahlungsverhaltens mit Ableitung von signifikanten
Branchentrends sowie branchenübergreifende Abweichungsanalysen zu vergleichbaren Metropolen in Deutschland wie z. B. Berlin, München, Frankfur t und Köln. Durch die differenzier te
kombinatorische Vorgehensweise dieser Analysen können wichtige Erkenntnisse über Unternehmensstrukturen, Ausfallrisiken und Zahlungsverhalten in den einzelnen Segmenten gewonnen werden. So gibt es in Hamburg hinsichtlich von Stärken und Schwächen sowie
Chancen und Risiken Unterschiede in den verschiedenen Wir tschaftszweigen und Branchenclustern sowie nach den jeweiligen Rechtsform-, Alters- und Größenklassen. Signifikant sind
aber auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen in Deutschland.
Im Focus der „Zahlungsmoral-Analyse“ steht, die in durchschnittlichen Tagen ausgedrückte
Überfälligkeit „risikobehafteter Rechnungen“, wobei sowohl die zeitliche Veränderung, als
auch die Vergleichbarkeit der Metropolregionen zu den einzelnen Betrachtungszeitpunkten
ermöglicht wird. Zu diesem Zweck werden in der Analyse die überfälligen Belege der Metropolregionen betrachtet und gegenübergestellt. Die regionale Abgrenzung der Belege wird im
Vorfeld ebenfalls über die Gemeindekennzahl vorgenommen. Nach der gewählten Methodik
des „Verzugsindexes“ werden je Quar tal über Gesamtdeutschland ca. 2 Millionen überfällige
Belege zur Berechnung der durchschnittlichen Verzugsdauer selektier t. Je analysier ter Metropolregion variiert die Anzahl der überfälligen Belege zwischen 20.000 und 80.000, womit
eine hinreichende statistisch valide Grundgesamtheit sowohl für Deutschland als auch für die
betrachteten Metropolregionen vorhanden ist.
Auffällig ist die gute Zahlungsmoral bei Hamburger Unternehmen. Die Hansestadt weist im
Metropolenvergleich aktuell die beste Zahlungsmoral auf, zudem haben sich die berechneten Verzugsindizes der vorliegenden Zahlungsbelege in den vergangenen Jahren in Hamburg
deutlich verbessert. Mit seiner starken Gründungsdynamik gilt Hamburg zudem als „Gründungshochburg“.
Auch bei der Berechnung der Ausfallrisiken schneidet die norddeutsche Metropole vergleichsweise gut ab. Mit einer Ausfallquote von knapp unter 2 % liegt Hamburg in der niedrigsten
aktuell beobachteten Risikoklasse und positionier t sich im Ranking der Metropolen hinter
München und Stuttgart auf Rang 3. Über alle Branchen hinweg beträgt der Risikoindex in
Hamburg ca. 88 % des Bundesdurchschnitts. Das Risiko, als Gläubiger im Rahmen eines Jahres
einen Zahlungsausfall zu erleiden, ist also um rund 12 % geringer als im Durchschnitt, wenn
der Kunde ein Unternehmen der Region Hamburg ist.
36
Systeme & Beratung
Fazit
Die Analyse für den Finanzplatz Hamburg liefer t detaillier te aktuelle konjunktur- und wir tschaftspolitische Informationen zur Früherkennung von Ausfallrisiken, zu Veränderungen im
Zahlungsverhalten von Unternehmen und zur Stärkung des regionalen Wir tschaftsraums
Hamburg. Sie gibt Antworten auf zentrale Fragestellungen wie: Welche Besonderheiten gibt
es in Hamburg, was sind die Schlüsselbranchen und welche Wir tschaftszweige können als
„Wachstumsmotoren“ im Hinblick auf Beschäftigung und Gründungsaktivität identifizier t
werden? Wie schaut es mit den Zukunftssegmenten, wie z. B. den „Erneuerbaren Energien“,
aus? Wichtig ist zudem auch der Vergleich mit anderen Metropolen: Wie stark weicht beispielsweise die Risikostruktur oder das aktuelle Zahlungsverhalten in Hamburg von dem in
Stuttgart, Düsseldorf oder Hannover ab und wie werden sich diese Risiken bzw. die Zahlungsmoral zukünftig in den verschiedenen Regionen entwickeln? Die Analyse für den Finanzplatz Hamburg ist in ähnlicher Form auch auf andere Metropolregionen über tragbar.
Projektverantwortung:
Dr. Gabriele Rose [Finanzplatz Hamburg e.V. / c/o Handelskammer Hamburg]
Michael Meissner, Alkan Aydin [Creditreform Rating AG]
Nikolaus von der Decken [Creditreform Hamburg]
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Stephan Schütrumpf
Mercator Leasing
Risikoklassifizierungssystem mit Potenzial
zur Standardlösung
Ausgangssituation und Zielsetzung
Leasing- und Factoring-Gesellschaften unterliegen seit 2009 als Finanzdienstleistungsinstitute
unter dem Begriff „KWG-Light“ der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Die Institute sind verpflichtet, die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) einzuhalten, eine ordnungsgemäße Geschäftsorganisation aufzubauen,
die ein angemessenes und wirksames Risikomanagement ermöglicht, und dabei interne Kontrollverfahren einzurichten. Dazu gehör t auch die Bestimmung und Dokumentation der wesentlichen Risiken. Unter anderem fordern die MaRisk, dass „aussagefähige Risikoklassifizie38
Systeme & Beratung
rungsverfahren zur Beurteilung der Adressausfallrisiken einzurichten und dabei Kriterien
festzulegen sind, die im Rahmen der Beur teilung der Risiken eine nachvollziehbare Zuweisung
in eine Risikoklasse gewährleisten. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, inwieweit der
Kreditnehmer in der Lage ist, künftig Er träge zu erwir tschaften, um den ausgereichten Kredit
zurückzuführen.“
Die MLF Mercator Leasing GmbH & Co. Finanz-KG mit Hauptsitz im bayerischen Werneck
ist ein Finanzdienstleister, der Unternehmen, Selbstständigen und Kommunen alternative Finanzinstrumente wie Leasing, Mietkauf, Mietlösungen und Factoring sowohl für kleinteilige als
auch für größere Investitionen anbietet.
Zielsetzung der Zusammenarbeit mit der Creditreform Rating AG war es, das bereits bestehende Risikoklassifizierungssystem, welches aus dem Creditreform Bonitätsindex, einem
selbst entwickelten Bankenauskunftsindex sowie einem Regelwerk mit Ja/Nein-Entscheidungen bestand, grundlegend zu überarbeiten. Angestrebt wurde hierbei die Ermittlung
möglichst sicherer Ergebnisse für das kleinteilige Geschäft, um künftig automatisier te Entscheidungen treffen zu können. Darüber hinaus sollte es das neue Instrument ermöglichen,
ein Bilanzrating durchzuführen.
Vorgehen
Als Ausgangsbasis für die Entwicklung des Klassifizierungssystems diente das bestehende
Creditreform Bilanzratingsystem, das den Bonitätsindex als zusätzliches Auskunftsmerkmal
berücksichtigen kann. Eine Analyse des Kundenpor tfolios von Mercator Leasing für den
Zeitraum 2007 bis 2009 zeigte, dass ca. 45 % der Risiken mit dem Bilanzratingsystem bewertet werden konnten, da zu den betreffenden Unternehmen – dabei handelte es sich
fast ausschließlich um Kapitalgesellschaften, die der Publizitätspflicht unterliegen – Jahresabschlüsse in der Bilanzdatenbank vorlagen. Das Ratingsystem weist für diese Gruppe einen
durchschnittlichen Gini-Koeffizienten zwischen 65 und 70 % auf.
Für die verbleibende Kundengruppe – bestehend aus Gewerbetreibenden, Einzelunternehmen und Personengesellschaften – mit einem Anteil von ca. 55 % am Gesamtpor tfolio musste
eine Scorecard entwickelt werden, die in das Klassifizierungssystem eingebunden werden
kann.
Auf Wunsch der Mercator Leasing sollte diese Scorecard unabhängig vom Bonitätsindex sein
und ein trennscharfes Bewertungssystem darstellen. Auf Basis der konkreten Anforderungen
entwickelte die Creditreform Rating AG für Nicht-Kapitalgesellschaften eine Retail Scorecard, die auf Auskunftsmerkmalen basier t.
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Zur Entwicklung und Validierung stand die Creditreform Wir tschaftsdatenbank mit ca. 4
Millionen wirtschaftsaktiven Unternehmen zur Verfügung, von denen knapp 3 Millionen NichtKapitalgesellschaften sind. Bei der Entwicklung der Scorecard und den hierauf beruhenden
Ausfallwahrscheinlichkeiten war zu berücksichtigen, dass insbesondere bei der größten
Gruppe der Nicht-Kapitalgesellschaften, den Gewerbetreibenden (ca. 2 Millionen Unternehmen), die Ausfallhäufigkeit über alle Adressen und Risikoklassen hinweg bei ca. 3,5 % liegt.
Die Auskunftsmerkmale wurden umfassend auf Korrelationen und deren Einfluss auf den
Gini-Koeffizienten überprüft. Letztendlich wurden acht Auskunftsmerkmale festgelegt, die in
die Retail Scorecard eingehen.
Bei der Analyse des Kundenportfolios von Mercator Leasing unter Anwendung der neuen
Scorecard für den Zeitraum 2007 bis 2009 konnte für den Bereich der Nicht-Kapitalgesellschaften eine Aufklärungsgüte von knapp 67 % ermittelt werden. Bezogen auf den relevanten Anteil der Adressen liegt diese deutlich höher als der Gini-Koeffizient der gesamten
Wirtschaftsdatenbank, der mit 62 % ermittelt wurde.
Abschließend wurde untersucht, inwieweit sich das Bilanzrating und die Retail Scorecard in
ein einheitliches Klassifizierungssystem einbinden lassen. Auf Basis der Ergebnisse wurde ein
System mit 19 Risikoklassen festgelegt. Für jede Anfrage wird unabhängig vom Anfragevolumen über ein Bilanzrating oder einen Retail Score eine Ausfallwahrscheinlichkeit berechnet
und auf dieser Basis eine Risikoklasse vergeben.
Die Implementierung der neuen Scoring-Funktionen und des Risikoklassifizierungssystems
erfolgte in den Systemen der Creditreform Rating AG über die webbasier te Anwendung
Credit Risk Solution (CrefoCRS). Diese vereinfacht die Erfassung und Analyse von Jahresabschlussinformationen, erfüllt zugleich administrative Funktionen wie beispielsweise die digitale
Bereitstellung von Wirtschaftsauskünften und Jahresabschlussinformationen der durch die
Creditreform Rating AG analysierten Unternehmen und liefer t das Analyseergebnis in Form
des Bilanzratings. Mittels CrefoCRS gelangt der Kunde in eine Umgebung, wo er die Informationen und Analysen der Creditreform Rating AG abrufen kann. Je nach Umfang der bestellten Dienstleistungen kann CrefoCRS individuell auf die unternehmensspezifischen Anforderungen des Kunden angepasst werden.
Darüber hinaus wurden bei Mercator Leasing das bereits vorhandene Risikomanagementsystem CrefoSystem zum Abruf der Rating- und Score-Ergebnisse über einen Webservice an
die Creditreform Rating AG angebunden sowie der Workflow und die Entscheidungsregeln
umfassend überarbeitet.
40
Systeme & Beratung
Nach Abschluss der Vorarbeiten sind das Bilanzrating, die neu entwickelte Scorecard und
damit das Risikoklassifizierungssystem inzwischen bei Mercator Leasing im Einsatz und mit
dem Risikomanagementsystem verbunden. Die Entscheidung über die Vergabe eines Leasingvertrages ist eng an die ermittelte Risikoklasse gekoppelt und führ t in Abhängigkeit von
der Leasinghöhe zu unterschiedlichen Entscheidungsprozessen. Die Erfassung von Jahresabschlüssen wird im Tool der Creditreform Rating AG durchgeführ t und in ein Bilanzrating
überführt.
Fazit
Die Creditreform Rating AG hat für die Mercator Leasing ein System mit Potenzial für eine
Standardlösung zur Klassifizierung von Adressrisiken bei Finanzdienstleistungsinstituten entwickelt. Es genügt den Anforderungen des Kreditwesengesetzes und der MaRisk.
„Nach den ersten Wochen der Anwendung können wir durchaus ein positives Fazit ziehen.
Unsere Ziele, Umsetzung der Vorgaben der MaRisk und Einführung eines schlanken, automatisierten, schnelleren und sicheren Entscheidungsprozesses für unser kleinteiliges Geschäft,
konnten weitestgehend umgesetzt werden. Ebenso verwirklicht wurde auch unser Wunsch
nach einer homogenen Jahresabschlussanalyse mittels des Bilanzratings der Creditreform
Rating AG“, so Rolf Hahn von der Mercator Leasing GmbH & Co. Finanz-KG.
Dank des neuen Klassifizierungssystems wird Mercator Leasing künftig Leasinganträge in
einem automatisierten Prozess durchführen können. Gleichzeitig ermöglicht die hohe Aufklärungsgüte des Systems eine deutliche Reduktion der Negativauslese bei Leasinganträgen.
Durch die geeignete Wahl der Cut-off-Punkte konnte die prognostizier te Ausfallquote im
Por tfolio des Unternehmens auf einem geringen Niveau dargestellt werden. Die Nutzung
der Bilanzerfassungssoftware ermöglicht zudem eine einheitliche Strukturierung und Bewertung der Jahresabschlüsse.
Projektverantwortung:
Rolf Hahn, Matthias Schneider [Mercator Leasing]
Stephan Schütrumpf [Creditreform Rating AG]
Raymond Polyak [Creditreform Würzburg]
41
impressum
Creditreform AG
Hellersbergstr. 12
41460 Neuss
Fon: 02131/109-0
www.creditreform.de
[email protected]
Creditreform Rating AG
Hellersbergstr. 11
41460 Neuss
Fon: 02131/109-626
www.creditreform-rating.de
[email protected]
bedirect GmbH & Co. KG
Carl-Bertelsmann-Str. 105–107
33311 Gütersloh
Fon: 05241/80-45 600
www.bedirect.de
[email protected]
microm Micromarketing-Systeme
und Consult GmbH
Hellersbergstr. 11
41460 Neuss
Fon: 02131/109-701
www.microm-online.de
[email protected]
Creditreform Boniversum GmbH
Hellersbergstr. 11
41460 Neuss
Fon: 02131/109-501
www.boniversum.de
[email protected]
Herausgeber:
Creditreform AG
Redaktion:
Petra Zug
Gestaltung und Realisation:
reissdesign . visuelle kommunikation, Hürth
Fotos:
Volker Schaeffner, Dormagen
Druck:
Druckstudio GmbH, Düsseldorf
Alle Rechte vorbehalten © 2012, Creditreform AG, Hellersbergstraße 12, 41460 Neuss
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Erfahrung gibt
Sicherheit
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