Marketing & Vertrieb Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ After-Sales-Marketing im Wellnesstourismus: Möglichkeiten und Grenzen After-Sales-Marketingmaßnahmen sind für die Kundenbindung essentiell, werden in der Praxis aber derzeit noch viel zu wenig durchgeführt. Wichtig ist dabei, dass die Marketingaktivitäten vor, während und nach der Abreise der Gäste ineinandergreifen sich zu einem stimmigen Gesamtkonzept ergänzen. Autorin: Carolin Steinhauser I m Wellnesstourismus bilden die Erholung, die Fürsorge und die Stabilität der Gesundheit – das höchste Gut eines jeden Menschen – den Kernbestandteil des Angebots. Je vergleichbarer Produkte und Dienstleistungen sind, desto wichtiger ist es, den Kunden die individuellen Unterschiede zu verdeutlichen und vor allem auch nach dem Konsum der Leistung, wie z.B. dem Urlaub in einem Wellnesshotel weiterhin zu betreuen. Vielen Hoteliers und SPA-Betreibern ist meist die betriebswirtschaftliche Bedeutung der Kundenbindung nicht bewusst bzw. es wird bei den Marektingbudgets meist viel Geld in die Kundenakquise investiert, aber im Gegenzug dazu nur sehr wenig für die Aufrechterhaltung der | TourHP 01 2009 Kundenbeziehung nach der Abreise der Gäste budgetiert. 1. Zur Bedeutung der Kundenbindung für die Praxis Frei nach dem Motto »aus den Augen, aus dem Sinn« endet für viele Hoteliers und Ihre MitarbeiterInnen ihre Profession, sobald die Gäste ausgecheckt haben und abreisen. Der Kundenwert ist allerdings vor allem bei solchen Gästen interessant, die wieder kommen, zu Stammkunden werden und das Wellnesshotel weiterempfehlen. Denn die Kundenwertschöpfung geht bei wiederkehrenden Kunden weit über Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ den eigentlichen Grundgewinn und Deckungsbeitrag hinaus. Zufriedene Kunden haben für das Unternehmen einen erheblichen Referenzwert, indem sie • anderen potenziellen Gästen von ihrer Erfahrung positiv berichten, • Informationen im Rahmen konstruktiver Kritik oder Lob äußern und • meist auch wesentlich offener gegenüber Cross-Selling-Angeboten sind. Sind zufriedene Kunden erst mal von einem Betrieb und der Qualität der dort angebotenen Leistungen überzeugt, sind sie wesentlich weniger preissensibel. Während im ersten Jahr eine Kundenbeziehung die Akquisekosten meist höher sind als der eigentliche Grundgewinn, hat sich nach ca. 7 Jahren der Grundgewinn mehr als versiebenfacht (Meyer/Davidson, 2001). Ausgehend von einem durchschnittlichen Umsatz von 367,40 € im Jahr erreicht der Kunde einen Gesamtwert bezogen auf die geschätzte Verweildauer von 8 Jahren von 11.756,80 €! Der häufigste Grund, warum Kunden abwandern, sind nicht etwa fehlerhafte Produkte, ­Konkurrenzangebote oder eine ­negative Beeinflussung durch ­Bekannte, sondern mangelnder Kundenservice wird als Hauptursache dafür gesehen, dass Kunden zu einem anderen ­ An­bie­ter wechseln (vgl. Steinhauser, 2008). Der qualifizierten Nachbetreuung der Gäste mit dem Ziel der Kundenbindung kommt somit im ­ Rah­men der touristischen Wertkette eine wichtige Rolle zu. ­ Zufriedene Kunden binden sich an den ­Betrieb, werden zu Stammkunden, kommunizieren über ihre Erfahrungen und ­ denken bei Ihrer nächsten ­ Buchungsentscheidung wieder an den vergangenen schönen ­Urlaub. Dabei kommt der persönlichen Kommunikation unter den Gästen bei Wellness-Dienst­leist­ ungen eine besonders hohe Bedeutung zu. Menschen fragen Freunde und Bekannte um Rat, weil sie glauben, dass diese ihnen die Informationen zu ihrem Besten filtern. Bei schwie­rigen Entscheidungen verlassen sich die Kunden in Marketing & Vertrieb Beispiel zur Berechnung des Kundenwerts Anhand eines einfachen Zahlenbeispiels sei verdeutlicht, wie viel ein Kunde über eine Verweildauer von 8 Jahren für ein Hotel wert sein kann bzw. wie viel Umsatz man als Anbieter verliert, wenn man diesen Kunden vergrault und nicht durch gezielte After-Sales-Marketing-Aktivitäten an das eigene Unternehmen bindet und zur Weiter­ empfehlung anregt. Der Kundenwert berechnet sich wie folgt: Ausgaben pro Besuch (bei einer durchschnittlichen Verweildauervon 1,9 Tagen) Besuchshäufigkeit im Jahr Weiterempfehlungsrate pro Jahr 167 € 2,2 Besuche 3 Personen Geschätzte Verweildauer eines Kunden 8 Jahre Eigenumsatz des Kunden 2.939,20 € + Weiterempfehlungsumsatz des Kunden 8.817,60 € Durchschnittlicher Gesamtwert eines Kunden bezogen auf die geschätzte Verweildauer 11.756,80 € der Regel weniger auf die Aussagen der medialen Werbung oder des Verkaufs- und Kontaktpersonals; sie vertrauen vielmehr den Erfahrungen der Kunden, die die entsprechen­de Dienstleistung schon einmal konsumiert haben. Die Kunden versuchen, das Risiko aufgrund von »Mund-­zu-Ohr«-Propaganda zu reduzieren. Prinzipiell werden auf der Suche nach entschei­ dungs- bzw. buchungsrelevanten Information­en zum touristischen Erlebnis die persönliche Kommunikation und der private Erfahrungsaustausch als verlässliche Informationsquelle herangezogen. »Falls individuelle Erfahrungen mit der touristischen Leistung vorliegen, werden sie zuerst aktiviert und zur Bewertung des Angebotes herangezogen« (vgl. Wöhler, 1993). TourHP 01 2009 | Marketing & Vertrieb Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ Hotelbewertungsplattformen beeinflussen die Buchungsentscheidung der Gäste und somit den wirtschaftlichen Erfolg von Hotels immer mehr. Hinweis: Im deutschsprachigen Raum ist holidaycheck mit mehr als 740.000 Bewertungen, 600.000 Bildern und 8.600 Videos die Nummer eins. Im internationalen Vergleich ist tripadivor.com mit mehr als 15 Mio. Bewertungen zu 280.000 Hotels weltweit Marktführer (vgl. Skibicki/ Mühlenbeck, 2008). Die bekanntesten touristischen Bewertungsplattformen im Internet sind www.holidaycheck.de; www.tripadivisor.com; www.hotelkritiken.de; www.trivago.de; www.tripsbytips.com. Inhaltlich informieren sich die Kunden vor allem über die Eigenschaften des Angebots, welche eine ungefähre Qualitätsbeurteilung ermöglichen. Bis dato war es so, dass die Marketing-Macht in den Händen der Hoteliers/Anbieter lag, die Buchungsentscheidung der Gäste während und nach dem Aufenthalt positiv zu beeinflussen. Es herrschte ein einseitiger Informationsfluss, indem das Hotel/der touristische Anbieter die Kunden oder Reisebüros mit Angeboten und Informationen versorgt hat. Es lag mehr oder weniger ein Informationsmonopol vor. Die Kommunikationsstrukturen waren eindeutig determiniert und negative Erlebnisse wurden nur in den wenigsten Fällen über die eigenen Grenzen des Familien- oder Bekanntenkreises hinaus diskutiert. In Zeiten von Web 1.0 und 2.0 haben sich diese Strukturen komplett verändert (vgl. Skibicki/Mühlenbeck, 2008). 2. Neue Herausforderungen der Kundenbindung: Web 2.0 Hotelbewertungsplattformen beeinflussen die Buchungsentscheidung der Gäste und somit den wirtschaftlichen Erfolg von Hotels immer mehr. Es verschärft sich die Situation für die Hoteliers dahingehend, dass Kunden weltweit über z.B. Bewertungsplattformen, Blogs, Videos, Bilder interaktiv miteinander in Kontakt treten | TourHP 01 2009 können und sich über ihre gemachten Erfahrungen schnell, kosteneffizient und global aus­ tauschen. Gäste lesen Kommentare und Be­ wertungen von anderen Kunden und können diese kommentieren bzw. in ihre eigene Reiseentscheidung mit einfließen lassen. Die Marketingmacht ist somit nicht mehr aus­ schließlich bei den Hoteliers, sondern die Gäste verlassen sich immer mehr auf die Aussagen von anderen Kunden. Deshalb ist es heute wichtiger denn je, die Kunden auch nach dem Konsum der Leistung vor Ort und nach Ihrer Abreise weiter zu betreuen, weil sie genau dann mit anderen Kunden in Kontakt treten und über ihre Erfahrungen über nationale Grenzen hinweg berichten. Aufgrund von technischen Entwicklungen im Internet (Web 2.0) übernimmt der Gast selbst eine entscheidende Kommunikationsrolle. Mit Hilfe von Web 2.0 können Menschen in zwei Richtungen kommunizieren, Meinung, Fotos und Rankings abgeben und gegenseitig kommentieren. Die Kommunikationswege nur in eine Richtung auf der Grundlage von Web 1.0 in Form von E-mails und statischen Hotelwebsites sind passe’, jetzt kann jeder mit jedem kommunizieren und sich austauschen. Im Grundprinzip entspricht das genau dem, Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ was schon immer in der realen Welt passiert ist, indem man sich auf die persönliche Meinung von Freunden und Bekannten verlassen hat. Nur ist es heute so, dass sich die Kommunikation in einer anderen Dimension, in einem anderen Kreis abspielt, da es keine räumlichen Restriktionen mehr gibt. Geringe Kommunikationskosten ermöglichen es für jeden mitzureden und die Informationen bleiben über einen längeren Zeitraum erhalten und können deshalb auch noch nach Jahren die Meinungsbildung beeinflussen. Zusammengefasst bleibt festzuhalten, dass Kundenbindungsmaßnahmen aufgrund der massiven Veränderungen der Marktstrukturen wichtiger denn je sind, da zufriedene und treue Kunden als Multiplikatoren online weltweit kommunizieren und Weiterempfehlungen und Kritik üben. 3. After-Sales-Marketing: Möglichkeiten und Grenzen im Wellnesstourismus 3.1 Zweck der After-Sales-­ Maßnahmen Bei After-Sales-Marketing handelt es sich um sog. Nachkaufmarketing, d.h. es geht um Marketingmaßnahmen, die vom Hotel ergriffen werden, wenn der Gast abgereist ist. Ziel dabei ist es, die Gefahr der kognitiven Dissonanz (»Kaufreue«) zu vermindern, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, die Kundenbindung zu steigern und dem Kunden einen nachhaltigen Mehrwert seines Urlaubs zu vermitteln. Kunden suchen nach Informationen, die inhaltlich die eigene Entscheidung bestätigen. Die bereits genannten Online-Bewertungsportale bieten oftmals die passenden Antworten auf diese Fragen und sind deshalb sehr frequentiert, um das eigene Risiko zu reduzieren. Grundprinzip aller After-Sales-Marketingmaßnahmen sollte sein, dass die Informationen vom Gast auch • erwünscht und nach Möglichkeit, • für ihn persönlich aufbereitet und • relevant sind. Dabei ist darauf zu achten, dass gute Vorarbeit für Kundenbindungsmaßnahmen bereits wäh- rend des Aufenthalts des Gasts im Hotel beginnen. Wie aus Abb. 1 ersichtlich, ist in Anlehnung an Horx die Gesellschaft im Begriff, sich vom Wellness Level 1 zum Wellness Level 2 hinzubewegen. Während in der Vergangenheit Entspannung, Verwöhnen, Verschönern und Genusssteigerung der eigentliche Grund für einen Wellnessurlaub waren, verändern sich das Verständnis und die Anforderungen der Menschen zunehmend. Natürlich wollen sich die Gäste von heute im Urlaub entspannen, »die Batterien wieder aufladen« und sich verwöhnen lassen, doch sie wollen darüber hinaus etwas aus dem Wellnessurlaub mit nach Hause nehmen und sie erheben den Anspruch, einen gesünderen Lebensstil zumindest hinsichtlich einzelner Aspekte in den Alltag zu übernehmen. Gesteigerte Selbstkompetenz, Lebensbalance und mehr Selbstverantwortung bedingen, dass der Wellnessurlaub einen Lerneffekt haben sollte und nicht wie gewöhnlich die Erholung sofort wieder verpufft. After-Sales-Marketingaktivitäten sollten dazu beitragen, die Kunden zu unterstützen. ihre Vorsätze umzusetzen. Das ist sicher eine sehr herausfordernde Aufgabe und ein Ineineindergreifen der Aktivitäten vor Ort Marketing & Vertrieb Hinweis: Zu den demographischen Merkmalen zählen beispielsweise: Anrede, Titel, Adresse, Geschlecht, Wohnort, Alter, E-Mail Adresse. Zu den Merkmalen zum Kundenverhalten zählen beispielsweise: Aufenthaltsdauer, Zimmerkategorie, Häufigkeit des Besuchs, Umsatz, gebuchtes WellnessProgramm, Kundenzufrieden­ heit, Zahlungsverhalten etc. Zu den psychographischen Merkmalen zählen beispielsweise: Persönlichkeitsmerkmale, Interesse z.B. für Kinderbetreuung, Präferenz für passive oder aktive Angebote, Vorlieben, Einstellungen, Risikobereitschaft, Zimmerwünsche, Hobbies, Lebensstil, Motive für den Urlaub etc. Wellness 1 Entspannung, Verwöhnung, Verschönerung, Genuss- und Gesundheitssteigerung Wellness 2 gesteigerte Selbstkompetenz, Lebensbalance, Lernkompetenz, Reifung Verändertes Wellness­verständnis in der Gesellschaft (Horx, 2001, S. 20) TourHP 01 2009 | Marketing & Vertrieb Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ Ansatzpunkte für Marketing-Maßnahmen Abreise Aufenthalt zu Hause Ansatzpunkte Hinführung / Stimulierung an verschiedenen Kontakt­punkten im Urlaub Kundenpflege / After-Sales-Marketing Inhalte Mit Hilfe von Produkten und Dienstleistungen „Gesundheit“ erlebbar machen Durch Nachbetreuung der Gäste die „erlebte Gesundheit“ in den Alltag übernehmen Beispiele Massagetechniken, Ausarbeitung eines Trainingsplans Massageöl, Auswertung des Trainigsplans und nach der Abreise der Gäste ist not­wendig, um dies zu realisieren. Schon während des Urlaubs ist darauf zu achten, dass der Kunde an verschiedenen Punkten im Hotel stimuliert und zu einem gesundheitsorientier­tem Lebensstil hingeführt wird (dazu Abb. 2). Kundenbindung Aufenthalt im Hotel 3.2 Voraussetzungen eines erfolgreichen Direktmarketingansatzes auch kennenlernt und entsprechend mit Ihnen in Kommunikation treten kann (vgl. Wiesner, 2007). In der Praxis ist das Anlegen und die Pflegen einer Kundendatenbank eine sehr sensible und langwierige Angelegenheit. Zum einen müssen verschiedenste Mitarbeiter auf das Profil des Gastes zugreifen können, die Daten müssen verlässlich und ordentlich eingearbeitet werden, es muss Konsens darüber herrschen, welche Kundendaten gesammelt werden und die Daten müssen bedarfsgerecht abrufbar sein. Während demographische Daten mittlerweile in fast jedem Hotel gespeichert werden, werden Informationen zum Kundenverhalten oder sog. psychographische Daten immer noch sehr selten registriert. Voraussetzung für ein erfolgreiches After-SalesDirektmarketing ist, dass Kundeninformationen systematisch zusammengetragen und zur Steuerung und Kontrolle von Marketingaktivitäten eingesetzt werden. Dazu müssen während des Aufenthalts Daten über die Gäste gesammelt, in eine Datenbank eingearbeitet und zielgruppenspezifisch aufbereitet werden. Empfehlenswert ist es, möglichst viele Daten über die Kundengruppen zu ermitteln, damit das Hotel die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste Doch gerade in der Wellnessbranche sind das die interessanten Informationen, die für die Kundenpflege relevant sind und die es ermöglichen, die Gäste besser anzusprechen als der Wettbewerb, denn diese Informationen sind zeitaufwendig zu sammeln und deshalb nicht so leicht zu imitieren. Welche Hobbies, Vorlieben, Lebensstile und Familienverhältnisse die Gäste haben – das sind für Marketingmaßnahmen sehr wertvolle Hinweise. Die Segmentierung der Urlauber über die rein demographi­ Um die Nachhaltigkeit eines Urlaubs zu erhöhen, solltenkundenorientierteAfter-Sales-Marketing­ aktivitäten darauf ausgerichtet sein, Aspek­te aus dem erlebten Wellnessurlaub aufzugreifen und die Gäste zu motivieren, etwas aus dem Wohl­­ fühlurlaub mit in den Alltag zu übernehmen. 10 | TourHP 01 2009 Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ schen Faktoren hinaus, d.h. eine Orientierung an dem Lebensumfeld der Gäste, ist anzuraten. Denn im klassischen Offline-Bereich sind das genau die Bereiche, in denen die Kunden Mundzu-Mund-Propaganda betreiben und über positive oder negative Erlebnisse berichten. Nachfolgende Übersicht zeigt verschiedene, bekannte Marketinginstrumente im Online- und Offline-Bereich (Abb. 3). Egal welche Maßnahmen eingesetzt werden, die ­ Direktansprache der Gäste in größerem Umfang ist nur auf Grundlage von einem strategisch organisierten Database-Management möglich. Dabei sollte immer im Vordergrund stehen, den Gästen einen persönlichen, gesund­heitsorientierten Nutzen zu kommunizieren. 3.3 Praxiserfahrungen Eine schriftliche Befragung von Individualhotels (Fragebogen-Erhebung per E-mail, Stichprobe von 150 Individualhotels, Rücklaufquote 5,25) hat ergeben, dass von den Hotels die klassischen Instrumente wie Hotelprospekt, Homepage, Direktwerbung als sehr wichtig eingestuft werden und im Gegenzug dazu Kundenclubs, Kundenkarten, Bonusprogramme, Kun- denzeitschriften, Newsletter, Give Aways und Gewinnspiele als unwichtig erachtet werden (vgl. Matthiessen, 2005). Parallel dazu ist auffallend, dass die Effizienz von klassischen Direktmailings sinkt und die durchschnittliche Response-Rate 2006 nur noch bei 1,4% lag (im Vergleich 2004 noch bei 2,0, vgl. Meyer, 2006). Anscheinend halten viele Hotels immer noch an den altbewährten Methoden fest und sind nicht bereit, neue Wege zu gehen und auf innovativere Möglichkeiten umzusatteln. Sie nehmen vielmehr in Kauf, dass ein Großteil ihrer Bemühungen keinen unmittelbaren Erfolg hat, sondern der Rücklauf verschwindend gering wird. After-Sales-Marketingaktionen müssen in Zukunft kreativer und kundennutzenorientiert werden, nur dann werden sie bei der heutigen Informationsüberflutung Beachtung finden und auf ein positives Feedback stoßen. Bei jeglicher Kundenansprache ist darauf zu achten, dass dem Gast mit einfachen und klar verständlichen Worten gesagt wird, was die angebotene Dienstleistung/das Give-Away/der Gutschein ihm persönlich für einen Nutzen bringt. Kommunikation eines kundenorientierten, gesundheitsbezogenen Nutzens Giveaways Kundenkarte Kundenclub Bonusprogramm Sponsoring Kundenevents Gewinnspiel Kundenzeitschrift Hotelprospekt Werbeanzeige Pressemitteilung Fragebogen Gutschein Online Dankesschreiben Glückwunschkarte Informationsbrief Werbebrief Einladung Newsletter Horx, Was ist Wellness? Anatomie und Zukunfts­pers­ pek­tiven des Wohlfühl-Trends, 2001. Matthiessen, After-SalesMarketing in der Hotellerie – und deren unter­schiedlichen Handhabung aufgrund der unter­schiedlichen Hoteltypen, 2005. Meyer, Always Ahead Wie Sie ihre Kunden begeistern!, 8. Seminar 2006. Meyer/Davidson, Offensives Marketing – Gewinnen mit POISE Märkte gestalten – Potenziale nutzen, 2001. Skibicki/Mühlenbeck, Web 2.0 im Tourismus, TourHP 08-08 S. 11-15. Wellness Konferenz in Bad Homburg am 28.6.2008. z. B. Wellness-Rezept, Entspannungsbad, Fitness-Gutschein, Fachbeitrag u. v. m. Offline / Online Printmedien / E-Mail Literatur: Steinhauser, Kundenbindungsmaßnahmen – Auf „Wieder“sehen: Möglich­keiten und Grenzen des After-Sales Marketing, Vortrag im Rahmen der SPA & Beispielhafte Marketing-Instrumente Offline Marketing & Vertrieb Homepage Online-SMS DVD-Film Wiesner, Wellnessmanagement: Angebote, Anforderungen, Erfolgsfaktoren, 2007. Wöhler, Informationsverhalten, Tourismuspsychologie und Touris­mussoziologie, Ein Handbuch zur Tourismuswirtschaft, 1993 Direktansprache des Gastes mit Hilfe von Database-Management TourHP 01 2009 | 11 Marketing & Vertrieb Themenbezogene Geschenke erhöhen die positive Meinungsabgabe der Gäste. Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ In der Praxis wird häufig der Fehler gemacht, dass bei der Vermarktung von Wellnessangeboten komplizierte und fachlich sehr fundierte Aussagen zu Behandlungen oder zur Wellnessinfrastruktur getätigt werden, die zum einen für den Kunden nur schwer verständlich und zum anderen nur selten interessant sind. Kunden kaufen in der Regel weniger Produkte oder Dienstleistungen, sondern sie wollen ein Problem gelöst oder einen Bedarf/Wunsch befriedigt haben. Bei jeder After-Sales-Marketingmaßnahme ist zunächst zu überlegen, welchen Mehrwert sie dem Kunden stiften kann und ob dieser Nutzen verständlich für den Kunden vermittelt wird. Tauschen Sie als Marketier gedanklich mit dem Kunden den Platz und fragen Sie sich selbst, was für sie interessant wäre bzw. was sie selbst hören möchten. 3.4 Beispiele für konkrete Instrumente Nachfolgend einige beispielhafte Möglichkeiten, wie Hotels ihren Gästen einen Mehrwert stiften und sie zugleich zu einem gesundheitsorientiertem Lebensstil hinführen können: • Wellness-Fibel für zu Hause, • Regionale Give Aways, • Gutschein für ein Fitnesscenter im Heimatort zum Probetraining, 12 | TourHP 01 2009 • Rezepte in die Hotelzeitung integrieren zum Nachkochen für zu Hause, • regionales Rezeptbuch, • Kurs/Seminar über gesundheitsorientierten Lebensstil, • Bewegungstipps vom Fitnesstrainer für den Arbeitsplatz, • Trainingsplan zum Joggen für den Alltag, • nahegelegenes Day SPA für den Heimatort eruieren, • Mappe beim Auschecken mit »individuellen« Ratschlägen zum Wohlbefinden, • Broschüre mit Trainingsplan zum Ergänzen und Überwachen, • Gesundheits-Terminal im Hotel, • Hoteleigene Website: »Ihr Wellnessprogramm für zu Hause«, • Verkauf von unterstützenden Produkten im Hotel oder über einen Online-Shop (Kosmetiklinie, Naturprodukte, Kneip-Duschkopf, Bücher etc.), • Postkarte mit Erinnerungsfoto (z.B. beim Nordic-Walking-Ausflug). Mit den aufgezeigten Beispielen kann bereits während des Urlaubs begonnen und nach der Abreise darauf aufgebaut werden oder aber der Gast kann zu Hause von einer kleinen Aufmerksamkeit des Hotels überrascht werden. Grundsätzlich ist es im Zeitalter von Web 2.0 empfeh- Kundenbindungsmaßnahmen – „Auf Wiedersehen“ lenswert, die Gäste aktiv zu einer positiven Meinungsabgabe auf bekannten Bewertungsportalen zu animieren. Dazu kann den Kunden entweder beim Auschecken eine kleine Erinnerungs-Haftnotiz auf die Rechnung geklebt werden oder die Gäste werden nach der Abreise nochmals im Rahmen eines »DankeschönSchreibens« per E-mail oder Brief kontaktiert. Da viele Online-Buchungsportale die Hotels in Abhängigkeit ihrer Bewertungspunkte listen, ist es für die direkte Auslastungsrate eines Hotels ausschlaggebend, möglichste viele positive Beurteilungen zu erhalten. Abb. 5 zeigt, wie ein Vier-Sterne-Hotel die Gäste zur positiven Meinungsabgabe motiviert: 4. Fazit Obwohl After-Sales-Marketingmaßnahmen für die Kundenbindung essentiell sind, werden sie in der Praxis meist noch viel zu wenig durchgeführt. Dabei kommt es darauf an, dass die Marketingaktivitäten vor, während und nach der Abreise der Gäste ineinandergreifen und sich zu einem stimmigen Gesamtkonzept ergänzen. Die hierfür notwendigen Kundendaten sind mit Hilfe eines Database-Managements zu sammeln und zu strukturieren. Der Aufbau der Datenbank sollte sich an den verschiedenen Kommunikationsgemeinschaf­ten der Gästeg- Marketing & Vertrieb ruppen orientieren und auch sog. psycho­ graphische Faktoren berücksichtigen. Schon während des Auf­­ent­halts der Gäste sind ­relevante Kundeninformationen zu sammeln und systematisch einzupflegen. Um die Gäste zu einem gesundheitsorientiertem Lebensstil hinzuführen und auch eine Weiterbetreuung der Kunden nach der Abreise zu gewährleisten, ist es für Anbieter in der Wellnessbranche empfehlenswert, Partner aus dem Gesundheitsmarkt für eine Kooperation zu gewinnen. Kompetenzen in den Bereichen Ernährung, Entspannung, Beauty, Bewegung oder mentaler Wellness sind von Bedeutung, um den Wellness-Gedanken auch zu Hause weiter leben zu lassen. Mögliche Kooperationspartner könnten beispielsweise Fitnessstudios/Sportclubs, Kosmetikstudios, Ärzte, Day Spas, Seminaranbieter, Sportartikelhersteller, Physiotherapeuten/ Masseure, Verlage (Zeitschriften), Ernährungsberater, Kosmetikhersteller oder auch Naturproduktehersteller sein. Um die positive Weiterempfehlung im Onlineund im Offline-Bereich anzuregen, die Kundenzufriedenheit zu steigern und dadurch die Kundenbindung zu erhöhen. sollten ­ AfterSales-Marketingmaßnahmen zusammenfassend folgende Aspekte berücksichtigen: • Kundennutzenorientierung, • Bezug zur erlebten Gesundheit Wellnessurlaub herstellen, • innovative Gestaltung mit Hilfe Kooperationspartnern, • langfristige Ausrichtung. im von Dr. Carolin Steinhauser studierte Betriebswirtschaft an der Ludwig- Maximilians Universität in München mit den Schwerpunkten Marketing und Innovationsmanagement. Im Anschluss daran promovierte sie an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck im Fachbereich Tourismus.Seit 2002 ist sie selbständig als Beraterin im Dienstleistungsmarketing und im Seminarmanagement tätig und sie leitet seit 2004 das Hotel Bayerischer Hof Dresden. Für das Europäische Wellness Institut in Frankfurt am Main arbeitet sie als Projektleiterin und Dozentin. Ihre Schwerpunkte sind Hotelmanagement, Marketing und Kommunikation. Denn das Ziel eines jeden Wellnessanbieters in Tourismus ist es schließlich, dass die ­Gäste auf »Auf Wiedersehen« sagen, gerne zurück kommen und zu Stammkunden werden. Abb. 4: Motivation der Gäste zur positiven Meinungsabgabe auf Online-Bewertungsportalen TourHP 01 2009 | 13