Themenfeld „Ideenspektrum zu den gesellschaftlichen

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Themenfeld „Ideenspektrum zu den gesellschaftlichen Auswirkungen der Medien“
Artikel 1: Ang, Ien (1999): Kultur und Kommunikation. Auf dem Weg zu einer
ethnographischen Kritik des Medienkonsums im transnationalen Mediensystem.
In: Roger Bromley/ Udo Göttlich/ Carsten Winter: Cultural Studies. Grundlagentexte zur
Einführung, Lüneburg: zuKlampen, S. 317-340
Florian Haas 0500337/ Sonja Langusz 0700326/ Philipp Loder 0609025/
Jennifer Lueger 0608762/ Katharina Maloun 0707920/ Clemens Marischen 0649559/
Martin Ranftl 0202786/ Christian Schneider 0604654/ Katharina Schwarz 0702431/
Sophia Sladky 0700888
In dieser Arbeit war es unser Ziel eine genaue Analyse des Textes „Kultur und
Kommunikation. Auf dem Weg zu einer ethnographischen Kritik des Medienkonsums im
transnationalen Mediensystem“ von Ien Ang aus dem Jahre 1999 durchzuführen. Beginnen
wollen wir hier mit der Beschreibung der zentralen Problemstellung des Artikels und kommen
über einer Erläuterung der wichtigen Begriffe schlussendlich zu dem Punkt der
Verwertbarkeit für die Kommunikationswissenschaft!
Bei der Deutung der Problemstellung des Textes muss vom Begriff der „Cultural Studies“
ausgegangen werden. Jedoch müssen diese von dem allgemeinen sozialwissenschaftlichen
Interesse an Kulturphänomenen, also dem Mainstream, deutlich unterschieden werden. Sie
beschäftigen sich sowohl mit Kulturkritik als auch mit Kulturforschung. Hierbei ist es wichtig
zu erwähnen, dass sie vermehrt von einem positivistischen zu einem kritizistischen Fach
übergehen.
Als zentrales Thema des Artikels gilt die Rezeptionsanalyse, also die Erforschung der
Interpretation der Zuschauer sowie ihrer Verwendung von Medientexten und -technologien,
wobei die Bewertung dieser sehr problematisch ist. Deshalb wird gefordert, dass die
Kontextualität und die Sinnzusammenhänge in einem multidimensionalen Kontext
genauestens betrachtet werden und mit in die Studien einfließen.
Ien Ang sagt hierzu “[…] dass die Rezeption nicht auf psychologische Prozesse reduziert
werden darf, sondern als hochgradig politisierter kultureller Prozess verstanden werden
muss.“ Relevant sind “[…] Studien die Rezeptionsprozesse als integraler Bestandteil
populärkultureller Praktiken begreifen, durch die sich subjektive und objektive sowie Mikround Makroprozesse artikulieren.“ (Ang 1999, S. 323)
Das Konzept der Hegemonie ist mit der Textur des Populären verwoben. Die Aufgabe der
kritischen Ethnographie ist es daher, die verborgenen und teilweise widersprüchlichen
Wirkungen des Hegemonialen aus dem Populären herauszuarbeiten.
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Außerdem weist die Autorin weiters darauf hin, dass der Begriff des Populären kein eindeutig
definierter sei. In Lateinamerika etwa ruft der Begriff oft deutlich differenziertere
Assoziationen hervor als in der westlichen Welt. Erwähnt sei hier die Gleichsetzung mit
Primitivem und Rückständigem.
Ein letzter wichtiger Punkt des Artikels ist der Kampf um eine kulturelle beziehungsweise
nationale Identität, welche nach Ansichten der Autorin “[…] ein grundsätzlich dynamisches,
konflikthaftes, isoliertes und unklares Phänomen“ darstellt. […]“ (Ang 1999, S. 333) Sie
bezeichnet es deshalb auch als gefährlich, von einer europäischen Identität zu sprechen, da
diese eine künstliche Konstruktion sei und nicht im Interesse aller Staaten liegen könne. Als
einen Grund für die distanzierte Beziehung der ethnischen Gruppen innerhalb Europas wird
etwa auf die geschichtlichen Ereignisse in der Kolonialzeit hingewiesen. Aber auch innerhalb
eines Landes könne auf Grund der ethnischen Verschiedenheiten, ausgelöst durch Faktoren
wie Immigration, nicht von einer kulturellen Identität ausgegangen werden.
Die Schwierigkeit der oft nicht vorhandenen kulturellen Identität der Staaten wird durch die
zunehmende Globalisierung natürlich noch verstärkt. Jedoch wird in diesem Artikel die
Ansicht vertreten, und dies ist ein wichtiger Punkt, dass nicht, wie oftmals behauptet, davon
ausgegangen werden könne, dass durch die Globalisierung die kulturelle Diversität
aufgehoben werde.
Um die oben erwähnten Ansätze jedoch genau nachvollziehen und verstehen zu können ist es
wichtig, die zentralen Begriffe dieses Artikels genauer zu betrachten.
Unter Cultural Studies versteht man im Allgemeinen eine Reihe kulturkritischer Ansätze zur
Analyse von Kommunikation, die in den letzten Jahren an Popularität gewonnen haben
(vgl. Ang 1999, S.317). Die Cultural Studies beinhalten einen dynamischen Begriff der
Kultur. Die Kultur ist zwar der gemeinsame Untersuchungsgegenstand vom Mainstream der
Kommunikationsforschung und den kritischen Ansätzen der Cultural Studies, allerdings sollte
man sich der Unterschiede zwischen diesen beiden Forschungstraditionen in Theorien,
Methoden, Epistemologie und Politik bewusst sein und sie sind genau aus diesen Gründen
von einander zu trennen (vgl. Ang 1999, S.318).
Den Cultural Studies in der Kommunikationswissenschaft „geht es um die widersprüchlichen
und sich kontinuierlich vollziehenden sozialen Prozesse von kultureller Produktion,
Zirkulation und Konsum“ (Ang 1999, S.318).
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Die Grundlage der Cultural Studies bilden historisch sowie spezifisch entstandene
Bedeutungen. Sie arbeiten eher prozessorientiert, verfahren meist interpretativ und sind
deshalb auch oft disziplinenübergreifend. Die Cultural Studies sehen es nicht als ihre
Aufgabe, ein empirisch beweisbares Allgemeinwissen zu schaffen, sondern arbeiten an einer
nie endenden Debatte, bei der es um die Kritik an den kulturellen Bedingungen geht
(vgl. Ang 1999, S.318ff).
Cultural Studies sind „Kulturforschung und Kulturkritik in einem“ (Ang 1999, S.319).
Im Gegensatz zu den Cultural Studies beschäftigt sich der Mainstream der
Kommunikationsforschung mit Kultur meist aus behavioristischen und funktionalistischen
Sinne, um ein objektives Wissen anzuhäufen. Hier arbeitet man im Gegensatz zu den Cultural
Studies auch mit generalisierenden Hypothesen die dann mit den gewohnten
sozialwissenschaftlichen Methoden untersucht werden (vgl. Ang 1999, S.318).
Um die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen verstehen zu können und diese in
Verbindung zu einer Kulturkritik bringen zu können, muss man den ethnographischen Ansatz
näher betrachten.
Die Aufgabe der Ethnographie sollte in der Darstellung der vorhandenen Vielfalt und
Komplexität lokaler Situationen, die in allgemeinen Begriffen zu fassen sind
(vgl. Ang 1999, S.332).
„Die Betonung dessen, was ist, und nicht dessen, was sein könnte, macht die Ethnographie
zu einer Form der Kulturkritik, die ohne jede Utopie auskommt […] Eine kritische
Perspektive, die radikalen Empirismus und offenes Theoretisieren verbindet, ist einer der
besten Ausgangspunkte, um die Konfliktträchtigkeit der gegenwärtigen kulturellen
Verhältnisse wahrnehmen zu können. Sie ist eine Form der Kulturkritik, die von leidenden
und unwirschen Subjekten artikuliert wird die dennoch auch lustvolle und erfinderische
Praktiker sind“ (Morris 1988, In: Ang 1999, S.339).
Die Cultural Studies verinhaltlichen Gramscis Konzept der Hegemonie, vor allem unter dem
Gesichtspunkt der Ideologie-Problematik eine Basis zu liefern und zu erläutern, wie […]„die
führende Rolle der herrschenden Klassen für die Produktion allgemein geltender Bedeutungen
und die spontane Zustimmung zu den bestehenden sozialen Verhältnissen“ fungiert
(vgl. Ang 1999 S.324).
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Dabei beruht Hegemonie nicht auf einer direkten, gewaltsamen Durchsetzung, ist also keine
sichtbare Form der Herrschaft, sondern baut auf Zustimmung des Dominierten auf.
Auch wenn die Hegemonie ein nicht endender Prozess ist, werden Kommunikationsmedien in
diesem Prozess als Werkzeug gesehen, um Hegemonie zu erreichen und Konsens zu schaffen
bzw. bestehende Machtverhältnisse zu stützen und abzusichern.
Obwohl angenommen wurde, dass das Populäre außerhalb des hegemonialen
Wirkungsbereichs steht, zeigt sich jedoch, dass beides im Innersten miteinander verwoben ist;
Wirkungen der Hegemonie also auch innerhalb des Populären zu spüren sind.
Da in dem Text auch stark von Nationalität und Identität die Rede ist, ist der Begriff des
transnationalen Mediensystems von Bedeutung. Das Mediensystem als ein wichtiger
Stützpfeiler der Hegemonie expandiert stark Ende des 19. Jahrhundert und unterliegt starken
Umstrukturierungen. Globalisierung und Transnationalität sind die Folge, Medienimperien
entstehen (zum Beispiel Bertelsmann, Murdoch, Berlusconi) und erfinden sich neu.
Transnationalität versteht sich hierbei, ähnlich der Supranationalität- aber mehr auf der
ökonomischen Basis- als international agierende Unternehmen (in diesem Sinne
Medienimperien) und zeigt sich in komplexen, durchdringenden Strukturen, die nicht an
nationale Grenzen gebunden sind.
Dies bringt uns zusammenhängend zum Begriff der nationalen Identität. Nationen sind
künstlich beziehungsweise historisch gewachsene Gebilde um politisch-kulturelle Einheiten
und somit nicht direkt die Kultur an sich. Die nationale Identität fasst also in sich mehrere
kulturelle beziehungsweise soziale Gruppen und Interessen zusammen. Sie zeichnet sich
weiters durch einen inneren Kampf und eine eigene Dynamik aus (vgl. Ang 1999 S. 332ff.).
Eine genaue Definition gelingt eher im Umkehrschluss, daher lassen sich eher Aussagen
darüber machen, was sie nicht ist, anstatt was sie ist.
Eine unabhängige, einzigartige kulturelle Identität ist also im Gefüge der Welt nicht möglich,
da sich diese in den Grenzen der „Nationalen Identität“, unter den anderen, behaupten muss.
Im Umfang dieser ist ein ständiges neu Ausrichten und neu Erfinden nötig.
Des Weiteren muss auch die nationale Identität, um sie zu verstehen, im globalen,
transnationalen Rahmen gesehen werden.
Denn obwohl diese beispielsweise durch transnationale, kulturprägende Mediensysteme in
Bedrängnis steht, so eröffnet auch diese Tatsache neue Wege, über geographische Grenzen
hinweg kollektive Identitäten zu gründen (vgl. Ang 1999, S.336).
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Die Frage der kulturellen Identität ist ein zentrales Problem, das für das Verstehen der
Vernetzung von globalen und lokalen Entwicklungen nachhaltige theoretische und politische
Konsequenzen hat. Der Strukturwandel, der durch die Globalisierung der Medienströme
zustande kam, wird oft als Bedrohung der Eigenständigkeit und Integrität der nationalen
Identität gesehen. Die Verteidigung und Bewahrung der nationalen Identität als Grundlage
kultureller Identität ist aber nicht selbstverständlich.
Die Illusion einer nationalen Identität beziehungsweise Kultur als ein Ganzes wird immer
unrealistischer und ignoriert Widersprüche. Die nationale Identität ist ein grundsätzlich
dynamisches, konfliktreiches, instabiles und unklares Phänomen. Informelle, populäre
Identitäten sind Resultat untergründiger Taktiken, wohingegen nationale Identität/ Kultur
formal und diskursiv legitimiert werden. Innerhalb eines transnationalen Systems gibt es auch
Kämpfe um die Eigenständigkeit. Das heißt, dass es in einem Weltsystem keine unabhängige
kulturelle Identität gibt. Solch eine Identität muss sich innerhalb des kulturellen Rahmens
selbst definieren und positionieren. Nationale Identität ist ein Resultat selektiver
Konstruktionen unter Einbeziehung eigener Elemente und Ausschluss anderer. Es gibt eine
große Unsicherheit und Unbeständigkeit dessen, was Identität ist oder sein sollte. Man soll
das Problem der nationalen Identität in den Mittelpunkt stellen und fragen, was analysiert
werden könnte. Einige soziale Gruppierungen haben es geschafft, kollektive Identitäten
innerhalb der Systemgrenzen herauszubilden. Allerdings geraten Europas nationale
Identitäten durch die Medienpolitik stark unter Druck. Eine „europäische Identität“ soll das
Spektrum der einzelnen Sache kultureller Macht sowie kulturellen und nationalen Identitäten
repräsentieren. Dies ist eine Sache kultureller Macht und des kulturellen Widerstandes.
Wir kommen nun zu einem der Hauptbegriffe. Medienrezeption gilt als wichtiger
Gegenstand der Kulturpolitik. Es beschreibt die Art und Weise, wie das Fernsehen von den
Zuschauern interpretiert wird und ist laut Richard Rorty ein Versuch, „im richtigen Moment
mit Bedeutung zu versehen und so das Richtige zu schreiben.“ Die Rezeptionsanalyse ist die
Erforschung der Interpretation der Zuschauer und ihrer Verwendung von Medien-Texten und
–Technologien. Sie ist einer der herausragenden Entwicklungen innerhalb der aktuellen
Kommunikationsforschung. Sie hat das Interesse an der Art und Weise geweckt, wie die
Rezipienten aktiv und kreativ Bedeutungen produzieren und sich ihre Kultur selbst schaffen,
anstatt nur passive Konsumenten zu sein. Hierbei werden heute qualitative Methoden
angewandt und detaillierte Beschreibungen des Umgangs des Publikums mit Medien-Texten
und –Technologien fokussiert.
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Daher wird die Rezeptionsanalyse als Ethnologie des Medienpublikums bezeichnet. „Die
Rezeption muss als Bestandteil eines komplexen und widersprüchlichen Terrains betrachtet
werden, als multi- dimensionaler Kontext, in dem die Leute ihren Alltag leben.“(Grossberg
1988a, S.25) Bei Arbeiten, die den Widerstand in der Rezeption betonen, ist oft ein eine
romantisierende und romantische Neigung zu erkennen, die zugunsten einer realitätsfernen
Darstellung die reale Unterdrückung herunterspielt. Die oft einseitige Darstellung der
Rezeptionsanalyse ist nicht sehr vorteilhaft.
Einige der wichtigsten Begriffe in Rezeptionsstudien sind: Bezeichnen, Lesen, Symbolisierender Dokumentation, der Übertragung in einen greifbaren Diskurs.
Die Medienrezeption ist eine der bedeutendsten Praktiken, in denen das Populäre innerhalb
der „Konsumgesellschaft“ Gestalt annimmt. Unser Verständnis der Medienrezeption, wird
nach wie vor von Dichotomien beherrscht.
Ein weiters stark vertretener Begriff ist der des Populären. Dieser ist weit gefächert.
Es ist missverständlich, Forschungen darüber, wie wichtig populärkulturelle Produkte für den
Rezipienten ist, anzuführen, als empirische Falsifizierung des Arguments zu sagen, dass die
Massenkultur verdumme, Passivität fördere.
Rezipienten sind aktive Bedeutungsproduzenten und phantasievoll im Umgang mit
Vergnügen, daher lässt die Aufwertung des Populären alleine die Kulturkritik ins Banale
abgleiten, bis das Populäre untersucht wird. Die Hegemonie- Frage wurde durch die Euphorie
über die Vitalität der Populärkultur unmodern, da das Populäre eine selbstständige, positive
Quelle von Unabhängigkeit, Stärke und Kreativität und Ort des Widerstands zu sein schien.
Die Beziehung zwischen dem Hegemonialen und dem Populären ist jedoch nicht äußerlich,
sondern die Texturen der beiden sind eng miteinander verbunden.
Der kolumbianische Kommunikationstheoretiker Barbero hütet sich vor der „politischen
Gleichsetzung des Populären mit einem inneren, spontanen Widerstand, den die
Unterworfenen dem Hegemonialen entgegensetzen.“ (Ang 1999, S. 328).
Das Populäre ist in Lateinamerika oft das Nostalgische, das lokal Verwurzelte, was wiederum
mit Primitivität und Rückständigem, das keinen Raum für Moderne zulässt, gleichgesetzt
wird. Die kriminelle, arme Kultur des städtisch- Populären kann nur als Verlust der
Authentizität gesehen werden.
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Nach Barbero ist das städtisch Populäre ein zeitgemäßer Ort, an dem Gruppen versuchen, ihre
Existenzbedingungen zu kontrollieren. Seine Einschätzung, dass sich das Populäre in den
USA und Europa lediglich auf Vermassung bezieht, ist aber falsch. Jedoch gibt es auch hier
großes Konfliktpotenzial.
Viele vertreten die Auffassung, dass die Populärkultur eine subordinierte Kultur ist, die ein
widersprüchliches Verhältnis zur dominanten Kultur hat. Die Medienrezeption ist eine der
bekanntesten Methoden, in denen das Populäre innerhalb der „Konsumgesellschaft“ Gestalt
annimmt. In einer kritischen Ethnographie der Medienrezipienten müssen die kaum
wahrnehmbaren Wirkungen des Hegemonialen innerhalb des Populären aufgespürt werden.
Abschließend folgen nun Vorschläge zur Verwertbarkeit des Themas und unserer Analyse für
die Kommunikationswissenschaft.
Zuallererst muss angemerkt werden, dass die Verfasserin des Textes Ansätze präsentiert, die
keineswegs einen Anspruch auf Endgültigkeit stellen, wie im Titel erwähnt versucht sie Wege
aufzuzeigen, wie man den Medienkonsum ethnographisch kritisieren kann.
Diese Ansätze bilden eine zentrale Weiterentwicklung für die Rezeptionsanalyse der
Sozialwissenschaften generell und der Kommunikationswissenschaft im Speziellen.
Die Theorieansätze verschreiben sich dem Paradigma der Adornoschen Kritischen Theorie
und setzen somit den Trend fort, von aktiven Rezipienten auszugehen. Diese ethnographische
Kritik kann auch als Weiterentwicklung des Uses and Gratifikation-Approach verstanden
werden, der ja seinerseits die Stimulus-Response-Theorie „abgelöst“ hat. Es geht nicht mehr
darum, was die Medien mit Menschen machen, sondern was Rezipienten mit Medien machen
und zu welchem Zweck sie diese nutzen.
Als Teil der Cultural Studies fördert die ethnographische Theorie als dynamischere,
kritischere und interpretativere Theorie das Verständnis von Kultur als ein nicht isoliertes
Konstrukt, das offen ist und sich fortwährend weiterentwickelt. Da es in der
Sozialwissenschaft nicht möglich ist, nomologische Theorien, also allgemeine
Gesetzmäßigkeiten zu generieren, ist es ein Qualitätsmerkmal von Ansätzen, wenn diese
adaptionsfähig und veränderbar sind. Es ist vor allem für die Kommunikationswissenschaft
wichtig, einen Kanon an Theorien und Methoden zu haben, welche die Komplexität und vor
allem Wandelbarkeit des Konstrukts Kultur beachten.
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Dennoch ist es wichtig, nicht alles bisher existierende zu verwerfen, die von Ang
präsentierten Ansätze sehen sich in erster Linie als Weiterentwicklung, wobei auch Theorien
wie zum Beispiel das Encoding/Decoding-Schema von Stuart Hall berücksichtigt werden,
indem man analysieren möchte, wie dieser divergierende Prozess der Enkodierung
unterschiedliches Verständnis oder unterschiedlichen Nutzen von medialen Inhalten
provoziert.
Die Ansätze einer ethnographischen Kritik des Medienkonsums können auch als eine
Reaktion auf zu beobachtende gesellschaftliche Veränderungen verstanden werden.
So ist vor allem der Bezugsrahmen des transnationalen Mediensystems zentral, eine Folge der
fortschreitenden Internationalisierung beziehungsweise Globalisierung. Durch diese
Entwicklungen müssen Individuen oder auf einer höheren Ebene Völker oder Gruppen um
ihre Eigenidentität kämpfen, was auf der anderen Seite Individualisierung zur Folge hat. Hier
wird ein analytischer Ansatz diskutiert, mit dem möglicherweise das komplexe Phänomen der
„Glokalisierung“ erfasst werden kann. Die Kommunikationswissenschaft hat die Aufgabe, auf
diese Veränderungen zu reagieren, wobei die von Ang vorgestellten Möglichkeiten eine
substanzielle Weiterentwicklung darstellen.
So können diese auch verwendet werden, um die EU-Politik zu analysieren, welche in den
kommenden Jahren noch mehr in den Mittelpunkt empirischer Forschung rücken wird.
Weitestgehend dem Paradigma der kritischen Theorie zuzuordnen beachtet die
ethnographische Analyse der Medienrezeption vor allem auch, was Menschen politisch
gesehen mit Medieninhalten machen: So ist das Nutzungsverhalten in diesem Fall als
„Auflehnung“ gegen bestehende Hierarchien zu verstehen, als Versuch der „Verbrüderung“
von Menschengruppen gegen hegemoniale Strukturen. Das impliziert auch eine neue Sicht
auf „populäre Medieninhalte“, aus denen in diesem Fall –entgegen der Postulate der
Kritischen Theorie- auch ein positiver Nutzen gezogen werden kann.
Auf diese Art ist es möglich, auf Unterhaltung abzielende Medieninhalte aus einer neuen
Perspektive zu betrachten und zu analysieren.
Die vorangegangenen Ausführungen lassen sich kurz zusammenfassen:
Die von Ien Ang vorgestellten Ansätze zu einer ethnographischen Kritik des Medienkonsums
verstehen sich als dynamische Möglichkeiten, auf beobachtbare Veränderungen der
Gesellschaft zu reagieren, indem man beobachtet, wie (eingebettet in den Rahmen
transnationaler Mediensysteme) Rezipienten in einer aktiven Rolle Medieninhalte
konsumieren und nutzen.
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