Medien Christian Werner Customer Relationship Management. Ausgewählte Strategien des CRM im Handel Akademische Arbeit Kundenwertorientiertes Customer Relationship Management Ausgewählte Strategien des CRM im Handel von Christian Werner Vorwort Der deutsche Handel steht in Analogie zu den europäischen Nachbarländern unter einem wachsenden Wettbewerbs- und Kostendruck. Die aktuellen Markterfordernisse haben bei vielen Handelsunternehmungen zu einer strategischen Neuausrichtung geführt. Denn während in Zeiten florierender Geschäfte noch eine relativ undifferenzierte Marktbearbeitung möglich war, stellt sich zunehmend die Frage, welche Zielgruppen die größte Rentabilität aufweisen. Unter dem Stichwort „Kundenwertorientierung“ findet eine veränderte Akzentuierung des Customer Relationship Managements (CRM) statt. Diese Weiterentwicklung des CRM-Konzeptes unter Kostengesichtspunkten trägt dazu bei, den Aufbau direkter und loyaler Kundenbeziehungen ökonomisch tragbar durchzuführen, somit den Wert des einzelnen Kunden für das Unternehmen kontinuierlich zu steigern und folglich Gewinne und Unternehmenswert zu erhöhen. Im Gegensatz zu Branchen, die von intensiven Kundenbeziehungen geprägt sind, ist jedoch der Nutzen von CRM im Handel weiterhin umstritten, da den Investitionen wenn überhaupt nur mittel- bis langfristige Umsatzzuwächse gegenüberstehen. Mit dem Ziel, die Bedeutung und Möglichkeiten eines kundenwertorientierten CRM am Beispiel des stationären Einzelhandels aufzuzeigen, setzt die vorliegende Arbeit an obiger Problematik an. Hierzu sollen gegenwärtige sowie zukünftige Praktiken der Unternehmen-Kunden-Interaktion zur Veranschaulichung dienen. Gleichsam werden die Entwicklungen aus Kundensicht kritisch hinterfragt. Denn der Handel ist nur in der Lage, sein Angebot personifiziert im Rahmen eines durchgängigen CRM auf den individuellen Kunden abzustimmen, wenn dieser Einschränkungen seiner informationellen Selbstbestimmung akzeptiert. Zur Herstellung des notwendigen Praxisbezuges wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Kundenbefragung zum behandelten Thema durchgeführt. Die Ergebnisse und Bewertungen sowie abgeleitete Handlungshinweise für das Management von Handelsunternehmungen sind ein zentraler Bestandteil der Arbeit. 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung .......................................................................................................... 4 Ausgewählte Strategien des CRM im Handel ................................................ 6 CRM-Strategien auf Basis wertbasierter Kundensegmentierung .................... 8 Der Customer Buying Cycle als CRM-Konzept im Handel............................ 11 Die Anregungsphase – Kundenbedürfnisse verstehen ................................. 13 Payback-Karten ......................................................................................... 14 Radio Frequency Identification Technology .............................................. 16 Massenindividualisierung durch personalisierte Coupons ......................... 19 Individualisierte Kundenansprache in Internet und TV .............................. 21 Die Evaluationsphase – Im Wettbewerb differenzieren ................................ 22 Mobile Einkaufsassistenten an der Kundenschnittstelle ............................ 23 „Intelligente“ Umkleidekabinen .................................................................. 25 Die Kaufphase – Kundenfreundliche Abwicklung ......................................... 26 Kundenbindung durch Value-Added-Services........................................... 26 Cross-Selling-Potentiale ausschöpfen ...................................................... 28 Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten ...................................................... 29 Die Nachkaufphase – Vertrauen durch After-Sales-Service ......................... 31 Crowdsourcing – Den Kunden eine Stimme geben ................................... 33 Clubmodelle und Loyalitätsprogramme ..................................................... 36 Das Beschwerdemanagement als zentrales Instrument des CRM ............... 41 Der gläserne Kunde als Konsequenz des CRM?.......................................... 45 Verlust der informationellen Selbstbestimmung ........................................ 47 Verlust der Anonymität – König Kunde wird durchsichtig .......................... 49 Literaturverzeichnis inkl. weiterführender Literatur .................................... 51 3 Einleitung Die wettbewerbsrelevante Kernkompetenz „Customer Relationship Management (CRM)1 bedeutet, seinen Kunden zu kennen, dem Kunden mehrere Kommunikationskanäle zur Verfügung zu stellen, eine individuelle Beziehung zu ihm zu pflegen […] und ihn mit individuellen, an seinen Bedürfnissen orientierten Lösungen auszustatten sowie durch Schaffung von Kundenzufriedenheit seinen Wert zu erhöhen.“2 Heute kann es sich kaum noch ein Unternehmen leisten, Kundenmanagement zu vernachlässigen. Denn Konsolidierungs- und Liberalisierungsprozesse sowie der hohe Standardisierungsgrad von Produkten verschärfen den Wettbewerb und führen zu sinkenden Margen. So müssen sich Firmen heute weit mehr über das Alleinstellungsmerkmal der Kundenbeziehung als über ihre Produkte im Markt differenzieren, um nicht an Boden zu verlieren. Wie das oben aufgeführte Zitat verdeutlicht, greift CRM als eine der wichtigsten Marketing-Innovationen der letzten Jahre und als logische Weiterentwicklung der Unternehmen-Kunden-Beziehung dieses Problem auf. Denn getreu dem bekannten Sprichwort „Der Kunde ist König“ entdecken Unternehmen im Rahmen übersättigter Märkte die bedeutende Wirkung von Kundenorientierung und –zufriedenheit als Determinante für den langfristigen ökonomischen Erfolg. Der Aufbau direkter und loyaler Kundenbeziehungen soll in diesem Konzept den Wert des einzelnen Kunden für das Unternehmen steigern und damit Gewinne und Unternehmenswert erhöhen. Gerade für die Gestaltung von Kundenbeziehungen im Handel gewinnen das gezielte Multi-Kanal-Management und die Ausrichtung der Absatzkanäle auf individuelle Kundenprozesse eine besondere Bedeutung.3 Zunehmender Konkurrenzdruck, die rasante Entwicklung der Informationstechnologie und die neue Marktmacht der Kunden4 sind nur einige Gründe für die Notwendigkeit einer Neuausrichtung der IT-Systeme, Unternehmensprozesse, Unternehmensstrategien und folglich der gesamten Unternehmenskultur. 1 Ein Vorläufer des CRM-Begriffs ist geläufig unter dem Begriff des Relationship Marketing, vgl. hierzu Tomczak (1994). 2 Rapp (2000), S. 42 ff. / Wolfersberger (2004), S. 89. 3 Vgl. Brexendorf (2002), S. 295-305. 4 Vgl. Schwarz (2006), S. 184 f. 4